Als sie an diesem Julitag die Stufen zum Tempel erklommen, war Octavena absolut guter Dinge.
Nicht nur, dass das Wetter gut war, zudem hatte sie bei dem Gedanken an ein Opfer an Iuno noch eine gewisse unruhige Vorfreude erfasst. Denn ihr Wohlwollen und ihr Segen war etwas, das Octavena sich zweifelsohne für ihre Ehe wünschte.
Beim Eintreten in das schummrige Innere des Tempels jedoch, wich diese Unruhe. Stattdessen ließ Octavena sich viel mehr von der etwas dusteren Stimmung erfassen und atmete einmal die etwas stickige Luft einmal tief ein. Schwerer Weihrauchgeruch lag darin, doch Octavena nahm das als eine Art Einstimmung auf das Opfer, während sie bereits auf den Altar zugingen. Sie hatte sich vorgenommen, das Gebet simpel und klar zu halten. Nicht zu knapp, aber auch nicht schwafelnd, denn schließlich war das hier erst das Voropfer und auch wenn Iuno wahrscheinlich längst wusste, worum sie bitten wollten, so wollte Octavena die Aufmerksamkeit der Göttin nicht durch heiße Luft vergeuden.
Noch während die Ladung Weihrauch, die den Beginn des Voropfers einläutete, dabei war, zu verglühen und der Geruch sich noch einmal verdichtete, befeuchtete Octavena, die ja nun das Gebet sprechen würde, ihre Lippen und holte noch einmal Luft.
"Große Iuno, Göttin des Heims und Beschützerin der Frauen. Wir wollen dir danken. Dafür, dass du uns und damit auch unsere Familien zusammen geführt hast."
Sie blickte ihren Mann an, um dann von ihm die Gaben in Form von Gebäck, Früchten und Wein entgegen zu nehmen und alles vorsichtig auf dem Opferaltar zu platzieren. Einen Moment blieb ihr Blick noch an den Kultbildern dahinter hängen, doch dann fuhr sie schon fort.
"Und dafür, dass es uns und den unseren gut geht und du uns bisher deine Liebe gewährtest. Deshalb bitten wir dich, uns und die unseren auch weiter mit deiner Liebe und deiner Hilfe zu segnen, damit unser gemeinsamer Weg ein glücklicher sein wird."
Kurz und einfach, wie geplant, aber trotzdem noch eine Mischung aus Bitte und Dank.
Wieder glitt Octavenas Blick zu den Kultbildern hinüber ehe sie den Kopf wandte und Witjon neben sich zu nickte, um ihm zu bedeuten, dass sie damit fertig war. Nun konnte sie nur hoffen, dass Iuno auch wirklich zuhörte.