Beiträge von Petronia Octavena

    Damit war es geschehen. Sie waren verheiratet.
    Verheiratet, wie seltsam das sogar nur in Octavenas Gedanken klang. Ungewohnt. Neu.
    Aber das war im Moment alles eher nebensächlich. Sie würde noch genug Zeit haben, sich darüber zu wundern, wie seltsam es noch klang, dass sie nun tatsächlich Mann und Frau waren. So gesehen würde sie dafür sogar noch ein Leben lang Zeit haben.
    Ein kleines Lächeln huschte dabei über ihr Gesicht, gerade in dem Moment, als ihr Mann vorsichtig seine Lippen auf ihre legte und sie küsste. Damit war auch alle mühsam erkämpfte Ruhe und Gelassenheit wieder futsch, denn nach der ersten Überraschungssekunde, in der sie mit dem wilden Flattern ihres eigenen Herzens nichts anfangen konnte, begann sie, seinen Kuss vorsichtig zu erwidern und dieses Gefühl zu genießen. Es war nicht das erste Mal an diesem Tag, dass es sich so anfühlte, als sollte es einfach so sein, doch nun fühlte es sich nur noch richtig gut an.
    Als sie sich dann wieder voneinander lösten, sah Octavena ihren Mann warm lächelnd an, erwiderte so den Blick, den er seinerseits ihr zuwarf, und so brauchte sie ein paar Wimpernschläge, um auch aktiv wieder zu begreifen, dass die Zeremonie ja noch nicht beendet war, und ihre Gedanken zu ordnen.


    Das Schwert lag schwer in ihren Händen, als Octavena es von ihrem Mann entgegen nahm, aber lange hielt sie es auch nicht, denn schließlich konnte sie schlecht zwei Schwerter auf ein Mal tragen.
    "Ich danke dir", murmelte sie und wandte sich dann zu Athicus um, der diesen Einsatz zum Glück nicht verpasst hatte, sondern ihr die Waffe vorsichtig abnahm, und das Schwert, das er selbst in den Händen hielt, seiner Herrin übergab.
    Octavena nickte kurz zufrieden, kehrte ihm dann aber auch schon wieder den Rücken zu.
    "Geliebter Ehemann, mein Glück, meine Freude. Dir will ich dieses Schwert überreichen, mein Eigen, als Zeichen meiner Wertschätzung und meines Glaubens an unser gemeinsames Glück."

    Von dem Punkt an, an dem Callistus die passende Erwiderung auf Octavenas eigenen Spruch zurück gegeben hatte, hatte sie sich langsam, aber sicher wieder etwas beruhigt.
    Zwar durchlief sie ein kleiner Schauer, als der Gode ihr das Hennenblut auftrug, und die Flüssigkeit fühlte sich seltsam in ihrem Gesicht an, aber beides verflog schnell und bedeutend aufmerksamer verfolgte sie die Anrufung der römischen Götter und die Eingeweidenschau durch ihren Onkel. Als er dann den Segen der Götter verkündete, atmete Octavena unwillkürlich leise aus, ohne gemerkt zu haben, dass sie scheinbar die Luft angehalten hatte, und Freude vertrieb ihre Aufregung fürs erste in die hinterste Ecke ihres Herzens, während es nun an die Treueschwüre ging.


    Als er geendet hatte, schluckte Octavena erst einmal und blickte ihren Bräutigam einen Augenblick stumm an.
    Zu behaupten, dass seine Worte sie völlig kalt gelassen hätten, wäre eine Lüge gewesen. Gut, vielleicht hatte er an der ein oder anderen Stelle etwas dick aufgetragen, aber unterm Strich schien er zu meinen, was er sagte. Und das fühlte sich gut an.
    So hielt auch der Umstand, dass ihr Verstand da schon wieder vorsichtige Zweifel zu hegen begann – denn schöne Worte aufsagen konnte wahrscheinlich jeder – ihr Herz nicht davon ab, einen Schlag auszusetzen.
    Noch im selben Moment wurde sie sich allerdings auch der Tatsache bewusst, dass es nun an ihr war zu sprechen und mit einem Mal war ihre Nervosität, die sich nach den Opferungen halbwegs verzogen hatte, wieder vollkommen da.
    Mit einem Mal war Octavena froh, dass sie einander die Hände hielten, denn so hatte sie etwas oder viel mehr jemanden, an dem sie sich festhalten konnte, während sie den Mund öffnete, um den Schwur zu erwidern:
    "Du hast Recht: Die Schicksalsfäden der Parzen nehmen manchmal seltsame und zugleich wunderbare Formen an. Zum Beispiel so, wie sie mich aus Tarraco hierher und zu dir geführt haben."
    Ein kleines Lächeln glitt über ihr Gesicht, ehe sie noch einmal tief Luft holte, um dann nach dieser kleinen Überleitung damit fortzufahren, was sie sich selbst überlegt hatte.
    "Aber niemals würde ich das bedauern oder bereuen, denn du, Witjon, Sohn des Evax, bist der Mann, an dessen Seite ich mit Freuden mein Leben verbringen will. Ich will mit dir durch alle Höhen und Tiefen gehen, egal, was das Schicksal für uns bereit halten mag. Dein Kummer soll der Meine sein, meine Freude soll auch Deine sein und sei es im Leid oder Glück, ich werde bei dir sein."
    Die Worte sprudelten nur so aus Octavena heraus und mit jeder Silbe, die ihr sicher über die Lippen ging, entspannte sie sich etwas mehr. Ihre Finger entkrampften sich, ihr Herz schlug wieder gleichmäßig und ihre Knie fühlten sich auch langsam, aber sicher nicht mehr so weich an. Nun blieb das Lächeln von eben, während sie Marsus weiterhin fest ansah.
    "Ich will immer hinter dir stehen und dich auffangen, wenn du fallen solltest. Will für dich da sein und dir einen Ort der Geborgenheit und Ruhe schenken genauso wie ich in Zeiten des Glücks mit dir dem Lachen unserer Kinder lauschen möchte."
    Ihr Blick glitt kurz zu dem Tuch und ihren Händen darunter.
    "Ich will dir von diesem Tag an und bis zum Ende aller Tage immer treu sein und nichts soll mich von dir trennen oder meine Treue schmälern können. All meine Kraft soll dazu dienen, dich zu unterstützen. Als deine Frau, Geliebte und Freundin."
    Bei dem letzten Satz drückte sie kurz die Hände ihres Bräutigams und blickte ihn gleichsam ernst wie ehrlich an. Er sollte wissen, dass auch sie das alles genau so meinte, wie sie es sagte. Sie hoffte, dass diese Ehe eine glückliche werden würde und sie sich zumindest immer aufeinander würden verlassen können. Alles andere würde sich zeigen, aber das war etwas, das Octavena wirklich wichtig war.
    "Denn dich will ich ehren und dich werde ich immer lieben. Denn für dich soll mein Herz bis in alle Ewigkeit schlagen. Und dir will ich meine Kinder gebären. Nichts soll mich von dir fortreißen können und dir soll jeder meiner Gedanken gelten. Das schwöre ich, Petronia Octavena, Tochter des Lucius Bassus, hier vor Göttern und Menschen. Das schwöre ich frei und aus eigenem Willen, denn ich liebe dich."
    Damit atmete sie leise aus und lächelte erleichtert und froh darüber, das meiste so gesagt zu haben, wie sie es gemeint hatte. Ehrlich gewesen zu sein.

    Der Brautlauf war geschafft und Octavena angesichts der Tatsache, dass sie den wie sie fand ganz gut gemeistert hatte, auch nicht mehr ganz so nervös. Zwar würde nun natürlich noch die eigentliche Zeremonie mit allem drum und dran kommen, aber der erste Punkt auf ihrer gedanklichen Liste des Ablauf des heutigen Tages war damit abgehakt.
    Sie ließ sich vor die alte Eiche und vor den Goden führen, neben dem sich bereits ihr Onkel postiert hatte, um später auch noch die römischen Götter anzurufen. Von hier an hatte sie wohlweißlich praktisch jede Bewegung und natürlich jedes Wort auswendig gelernt, um ja nichts dem Zufall zu überlassen, und nun zahlte sich das aus.
    Nicht nur, dass sie ihrer Aufregung zum Trotz sich jedes Wortes entsinnen konnte, sondern zudem hatte sie auch etwas, womit sie diese Aufregung so weit nieder kämpfen konnte, als dass sie hoffentlich nicht bemerkt werden würde, indem sie immer und immer wieder die Sätze in Gedanken durchging.


    Als schließlich ihr Einsatz kam, wandte sie sich brav den Ducciern zu und betete ihren Spruch herunter genau so wie sie es sich von Gunda hatte beibringen lassen: "Durch Feuer, Wasser und Erde bin ich vorgetreten, um zu vollenden, was ich geschworen habe. Ich bin Petronia Octavena. Als Jungfrau trete ich vor euch, ihr Edlen aus dem Stamm des Wolfrik, und erbitte euer Einverständnis zur Heirat mit Witjon, Sohn des Evax."

    Octavena atmete einmal tief ein und zwang sich selbst, sich weiter zu beruhigen, noch während Marsus und ihr Onkel jeweils ihre Sprüche herunter beteten, aber die Wirkung war nicht ganz so groß, wie sie es sich gewünscht hätte. Denn ihre Gedanken rasten noch immer genauso nervös wie zuvor und machten so ihre innerlichen Bemühungen sofort wieder zunichte. Da half auch alles Beruhigen nichts.
    Hätte ihr Onkel sie nicht am Arm etwas nach vorne gezogen, hätte sie vielleicht sogar noch ihren Einsatz verpasst, als Marsus den Muntschatz präsentierte und ihr dann die Hände hin hielt.
    Mit einem Mal steigerte sich ihre Aufregung noch ein wenig, denn nun war der erste Punkt erreicht, an dem es ernst wurde. Sie schluckte und machte einen Schritt auf Marsus zu und von ihrem Onkel weg, sodass sie einen Augenblick allein zwischen den beiden stand.
    "Ich nehme dein Geschenk und dein Angebot an."
    Noch ein Schritt ehe sie nun direkt vor ihm stand und vorsichtig ihre Hände in Seine legte. Hoffentlich hatte keiner das feine Zittern bemerkt, das sie bei diesem Schritt durchlaufen hatte.
    "Ich will Teil deines Lebens werden wie du Teil des Meinen sein wirst."

    Octavena war nervös, als die Petronier sich der Casa Duccia näherten. Wenn auch nicht direkt im negativen Sinne, denn wenn sie ehrlich war missfiel ihr diese Heirat nicht wirklich, aber dennoch eindeutig nervös, was vor allem an den ihr ja noch recht unbekannten, germanischen Bräuchen lag. Zwar hatte sie den Rat ihres Onkels befolgt und sich vieles noch einmal ein wenig in Ruhe von Gunda erklären lassen, aber die Angst, doch noch etwas falsch zu machen, blieb.
    Nochmals strich sie sich eine imaginäre Strähne hinter das rechte Ohr, obwohl ihre Frisur absolut perfekt saß. Das war etwas, worauf sie besonders acht gegeben hatte: Ihr Aussehen. Genauso wie ihr Onkel war sie nach römischer Art gekleidet, ebenso frisiert und geschmückt und als sie sich zuletzt im Spiegel betrachtet hatte, war sie auch sehr zufrieden mit sich gewesen.
    Gut, dass das etwas sein würde, worum sie sich keine Sorgen machte. Der Gedanke beruhigte sie auch gleich ein wenig und so ging sie brav mit durchgestrecktem Rücken hinter ihrem Onkel her.

    Octavena war zunächst ein wenig irritiert angesichts der Formulierung mit dem "Brautlauf" und runzelte ein wenig die Stirn, dachte sich aber nicht groß etwas dabei und vermutete einfach den Brautzug dahinter und schob angesichts ihrer guten Laune das kurzzeitig aufkeimende flaue Gefühl zur Seite.
    "Soll mir recht sein", erwiderte sie stattdessen, als Marsus sich direkt an sie wandte und lächelte, auch wenn sie ein wenig angesichts der Tatsache stutzte, dass die Feier offenbar in der Casa Duccia und nicht im Haus ihres Onkels stattfinden sollte... Noch wusste sie ja nichts von den germanischen Bräuchen, die sie erwarteten.

    Zitat

    Original von Marcus Petronius Crispus
    "Aber das wird schon werden - du kannst ja auch nochmal mit Gunda sprechen, die kennt sich vielleicht mit germanischen Hochzeiten etwas besser aus..."


    Octavena nickte, auch wenn sie selbst bemerkte, dass ihr Onkel sich bei seiner Antwort auch nicht völlig sicher war. Aber das lag vermutlich auch mit daran, dass er sich mit den germanischen Bräuchen vermutlich nicht so richtig auskannte.
    Doch ein Gespräch mit Gunda, das war vielleicht wirklich eine gute Idee... Gunda war eine gute Seele, vielleicht würde es ihr ja auch gelingen, sie etwas zu beruhigen, indem sie ihr tatsächlich noch einmal die ein oder andere Sache in Ruhe erklärte.
    "Gut..." Sie erhob sich wieder. "Dann werde ich das tun..."

    Zitat

    Original von Marcus Petronius Crispus
    "Gut. Du bist sehr tapfer, Octavena."


    Dabei fragte er sich, ob er selbst nicht fast noch tapferer sein musste - seinen Decurionen-Kollegen bei der Sache mit seiner Nichte zu beobachten... er würde den Duccier danach zweifellos mit anderen Augen sehen...


    Tapfer? Octavena schnaubte leise, lächelte aber auch ein wenig amüsiert.
    Nein, als tapfer hätte sie sich im Moment nicht bezeichnet, eher als pragmatisch, aber vermutlich war das auch nur ein Teil ihrer eigenen Wahrnehmung.
    "Sonst noch etwas?", fragte sie stattdessen, auch wenn sie bezweifelte, dass er nun mit noch irgendeinem Hammer um die Ecke kommen würde...

    Zitat

    Original von Marcus Petronius Crispus
    "Es sieht nicht danach aus - ich bin auch nicht sonderlich heiß darauf... äh, ich möchte das auch nicht unbedingt. Aber wenn es die Gebräuche der Germanen sind, dann muss man sich wohl beugen."


    Dann muss man sich wohl beugen...
    Octavena schluckte und ermahnte sich selbst etwas zur Ruhe, um erst einmal ihre Gedanken zu ordnen. Die unglückliche Formulierung ihres Onkels fiel ihr da gar nicht auf. Hätte sie nicht sowieso schon gesessen, hätte sie dazu spätestens jetzt Platz genommen. Einfach, um besser nachdenken zu können.
    Eigentlich war das ja schon zu erwarten gewesen. Nicht dieser Brauch an sich, sondern eher die Tatsache, dass sie darum wohl nicht herum kommen würde. Ansonsten hätte ihr Onkel sie dem wohl kaum ausgesetzt, oder?
    Der Gedanke hinterließ einen bitteren Beigeschmack, während der jungen Petronia klar wurde, was ihr Onkel bereits gesagt hatte: Sie würde sich fügen müssen.
    Nicht dass es das besser gemacht oder ihre Unsicherheit verkleinert hätte, aber ihrer Angst bei diesem Gedanken zum Trotz sah Octavena gleichzeitig ein, dass es wohl nichts helfen würde.
    Sie biss sich auf die Unterlippe und blickte zu Boden. Vielleicht würde es ja gar nicht so schlimm sein, wenn sie sich erst einmal an den Gedanken gewöhnt hatte? Aber dafür musste sie sich auch erst einmal daran gewöhnen! Andererseits war es ja noch etwas Zeit bis zur Hochzeit...
    Doch wie sie es auch drehte und wendete, wirklich besser fühlte sie sich nicht.
    Stattdessen kam ihr ihre Mutter in den Sinn, die immer der Ansicht gewesen war, dass man sich mit allem würde arrangieren können und müssen, wenn es denn sein musste. Und offenbar musste das hier sein.
    Langsam hob Octavena wieder den Kopf und nickte ein wenig unsicher. "Dann hilft es wohl nichts."

    Octavena starrte ihren Onkel wie vom Blitz getroffen an und sagte einen Moment erst einmal gar nichts. Ihre Hochzeitsnacht sollte unter Zeugen stattfinden?! Vertretern beider Familien?!
    Damit waren die anderen Bräuche - so ungewohnt sie auch sein mochten - eindeutig nicht mehr ihr Problem. Weniger aus Gründen der Scham wie sie später im Christentum normal waren, sondern aus dem simplen Grund, dass es ihr erstes Mal und sie da auch ohne Zuschauer nervös und unsicher genug sein würde.
    Ihr Unbehagen stieg allerdings noch mehr, als ihr Onkel auch noch vorschlug, dass ausgerechnet Lucius auch der Zeuge von petronischer Seite würde sein können. Das wäre ja noch schöner gewesen! Ihr Cousin war nun wirklich von allen Mitgliedern ihrer Familie der letzte, den sie da dabei haben wollte! Zwar war sie auch genauso wenig scharf darauf, von ihrem Onkel beobachtet zu werden, aber der wäre immer noch besser als Lucius.
    Octavena schüttelte langsam den Kopf und begann langsam, ihre Gedanken zu ordnen. "Und da führt kein Weg vorbei?"

    Zitat

    Original von Marcus Petronius Crispus
    "Danach kommt ein Opfer. Das Blut der Opfertiere wird dann auf eure Stirn gestrichen - du wirst Hennenblut abbekommen, Marsus das Blut eines Bocks. Dann gibt's nochmal Gebete, dann erklärt der Gode euch zu Mann und Frau. Danach tauscht ihr Ring und Schwert aus - das heißt, du bekommst Marsus' Schwert und einen Ring, er bekommt von uns das gleiche. Zuletzt müsst ihr noch über ein Feuer springen."


    Das war der Teil, der wenig erschreckend war - bevor er aber zur Frage der überwachten Hochzeitsnacht kam, wollte er erst sehen, was Octavena vom Bisherigen hielt...


    "Aha..."
    Das flaue Gefühl in ihrer Magengegend blieb fürs erste bestehen. Gut, der Anfang hörte sich ja noch ganz ähnlich wie bei ihnen an, die Sache mit der Mitgift beziehungsweise dem Muntschatz war ja auch eher etwas, das ihren Onkel oder Marsus zu interessieren hatte und auch der Gedanke, dass auch die römischen Götter der Ehe angerufen werden würden, beruhigte Octavena ein wenig. Aber die Geschichte mit dem Blut... Das klang doch etwas merkwürdig... Nachdenklich biss sie sich auf die Unterlippe. Andererseits führte daran wohl kein Weg vorbei... Und es war dann doch nur ein bisschen Blut auf ihrer Stirn. Das würde sie wohl kaum umbringen. Und bei dem Feuer würde es sich doch wohl auch kaum um einen Waldbrand handeln... Bestimmt würde alles im Bereich des zu überlebenden bleiben, oder? Und wenn die Duccier germanische Bräuche pflegten, würde sie sich da wohl oder übel damit abfinden und daran gewöhnen müssen.
    "Na ja, das hört sich alles ein wenig seltsam an, aber ich werde es wohl überleben", gab sie dann schließlich mit einem kleinen Lächeln zurück.

    Zitat

    Original von Marcus Petronius Crispus
    "Die Hochzeit wird nach den Gebräuchen der Duccier stattfinden, nicht nach römischen - oder zumindest nur teilweise. Ich hoffe, das ist für dich in Ordnung?"


    Octavena ließ sich wortlos von ihrem Onkel zunächst nach draußen führen und setzte sich dann dort auf die Bank, von wo aus sie ihn fragend anblickte. Schließlich fragte sie sich noch immer, worum es bei diesem Gespräch gehen sollte. Vielleicht die Hochzeit?
    Als er dann endlich mit der Sprache raus rückte, zuckte es kurz um Octavenas Mundwinkel, als sie fest stellte, dass sie richtig vermutet hatte. Die "Überraschung", wie der alte Crispus es nannte, war allerdings dann doch nicht so unerwartet. Zwar war Octavena durchaus bisher davon ausgegangen, dass sie es mit den ihr vertrauten, römischen Bräuchen zu tun bekommen würde, andererseits wusste sie, dass die Duccier Germanen waren und so machte das ja auch Sinn - auch wenn sie bei dem Gedanken ihre Hochzeit nach fremden Bräuchen zu feiern sich doch etwas unwohl fühlte.
    Und widersprechen konnte sie ja jetzt wohl auch eher schlechter. "Wie sehen diese Bräuche denn aus?", fragte sie stattdessen erst einmal vorsichtig. Vielleicht war der Unterschied ja doch gar nicht so gravierend?

    Octavenas Herz setzte unwillkürlich einen Schlag aus. Verwandtschaft aus Hispania? Da kam eigentlich nur ihr Vater in Frage. Der Rest hätte sich wohl kaum die Mühe der Anreise gemacht. Schließlich war Mogontiacum nicht gerade nur einen Katzensprung entfernt. Aber der Gedanke an ihren Vater bereitete Octavena in sofern Bauchschmerzen, als dass sie sich bei ihrem letzten Treffen nicht gerade friedlich getrennt hatten und schon allein aufgrund der geografischen Entfernung war es nie zu einer Versöhnung gekommen...
    Auf der anderen Seite wäre das auch etwas eng gewesen, wenn sie wirklich schon in den nächsten Termin für die Hochzeit haben wollten.
    "Na ja, mein Vater lebt in nach wie vor Tarraco. Allerdings bezweifle ich, dass er es schaffen würde, zu kommen." Sie machte ein halbherzig bedauerndes Gesicht.

    Octavena war neugierig, als sie das Tablinum betrat. Neugierig darauf, was denn ihr Onkel mit ihr zu besprechen hatte, worüber sie nicht einfach so beim Abendessen oder so hätten reden können.
    "Salve, Onkel. Du wolltest mich sprechen?"

    Die Jagd war Octavena herzlich egal, viel mehr wuchs ihre Aufregung, als sie klare Zeitenräume vorgesetzt bekam. Schon in ein, zwei Monaten! Natürlich machte das Sinn und Octavena war die Letzte, die dagegen etwas eingewandt hätte - schließlich lag sie ihrem Onkel nun schon lange genug auf der Tasche - aber gleichzeitig machte ihr der Gedanke auch ein wenig Angst.
    Es war fast ein wenig wie bei ihrer Abreise aus Tarraco. Zum einen war sie froh gewesen, von ihrem Vater weg zu kommen, und zum anderen hatten ihr die Endgültigkeit ihres Weggangs und die Ungewissheit, was genau sie erwarten würde, doch auch Angst gemacht.
    Dennoch lächelte sie und stimmte ihrem Onkel zu. "Ich auch nicht."

    Octavena nahm das Kompliment ihres nun Verlobten mit einem breiten Lächeln entgegen. Sie freute sich. Zum einen weil sie nun sowieso schon gut gelaunt war und zum anderen weil es ehrlich gemeint zu sein schien. Da war sogar für einen Augenblick der Ärger über Lucius und seine Rechthaberei vergessen...
    Jedenfalls so lange bis ihr Onkel - wahrscheinlich völlig unabsichtlich - sie wieder daran erinnerte. Um Octavenas Mundwinkel zuckte es kurz ein wenig spöttisch bei dem Gedanken, dass das Problem bei dem Gespräch, das sie geführt hatten, keineswegs ihre zukünftige, sondern viel mehr ihre jetzige Familie gewesen war. Aber Lucius wäre sie dann ja auch in absehbarer Zeit halbwegs los.
    "Nicht doch", gab sie dann aber laut zurück, "Wir haben uns wunderbar unterhalten. Nicht wahr, Lucius?" Den letzten Satz hatte sie sich dann doch nicht verkneifen können, vor allem nicht mit einem feinen, ein wenig ironischen Unterton.

    Euresgleichen? Lucius hatte wirklich kein Händchen für den etwas feinfühligeren Gebrauch von Sprache. Octavena stellte sich innerlich vor, wie sie den Kopf genervt in die Hände stützte und hoffte nur, dass Callistus die Formulierung entweder nicht auffallen oder großartig stören würde.


    Aber das wurde schnell unwichtig, als ihr Onkel mit Marsus wieder aus dem Garten zurück kam. Denn mit einem Mal lag Octavenas Aufmerksamkeit an ganz anderer Stelle und fragend sah sie zwischen den beiden Männern her, während ihr Herz vor Neugierde gleich ein wenig schneller schlug. Das letzte Mal, als ihr Onkel einen möglichen Bräutigam ausgeguckt hatte, war an dieser Stelle ein Nein gekommen. Ob sie dieses Mal auch kein Glück haben würde?
    Doch ihre Sorgen waren unbegründet und - den Göttern sei Dank - hatte der alte Crispus offenbar auch nicht vorgehabt, sie noch weiter auf die Folter zu spannen, denn er platzte auch gleich mit der guten Nachricht heraus.
    Octavena strahlte gleich einmal mit ihrem Onkel um die Wette und bemerkte auch, wie ihr innerlich ein Stein vom Herzen fiel. Das waren ja tatsächlich gute Neuigkeiten!
    Das breite Lächeln auf ihrem Gesicht nahm schier kein Ende, während sie gleichzeitig überlegte, was sie wohl darauf antworten sollte. Aber was sagte man denn da schon? Toll?
    Schließlich freute sie sich ja wirklich, aber da oder wahrscheinlich gerade deshalb fiel ihr im ersten Moment nichts wirklich Passendes ein.
    "Das ist ja... wunderbar!", brachte sie dann allerdings doch heraus und hatte ab da auch wieder ihre Mimik vollends unter Kontrolle, auch wenn sie nach wie vor lächelte.

    Zitat

    Original von Lucius Petronius Crispus
    "Ist dieser Silvanus ein naher Verwandter? Oder seid ihr alle Handwerker?"


    Zitat

    Original von Caius Duccius Callistus
    Die zweite Frage ließ Audaod schließlich seine Stirn in Falten legen. "Wie darf ich das verstehen?", fragte er mit einer guten Portion Überraschung in der Stimme. Lucius musste doch wissen, dass Audaods Vater kein Handwerker war. Und Audaod ebenso wenig. Was sollte also diese Frage?


    Aus der duccischen Goldschmiede also. Octavena nickte und beschloss sich diese Information vorerst einfach zu merken. Glücklicher Weise schien Lucius nun auch auf dieses Thema einsteigen zu wollen, wenn auch mit einer Frage, von der Octavena sich nicht ganz sicher war, ob Callistus die nicht als Beleidigung auffassen würde.
    Kurz überlegte sie, einzugreifen und dem einen Riegel vorzuschieben, entschied sich jedoch dagegen. Noch schien der junge Duccius vor allem überrascht zu sein und wenn sie nun etwas sagte, würde ihr Vetter das bestimmt nur wieder als persönlichen Angriff werten und früher oder später würden sie sich beide wieder ankeifen. Also Nein.
    Im Zweifelsfall konnte sie ja immer noch gleich etwas sagen, aber so entschied sie sich erst einmal für die bewährte Methode des Zuhörens.

    Zitat

    Original von Caius Duccius Callistus
    "Äh...wir sind uns also einig, dass ohne Geometrie keine Architektur und ohne Architektur keine prächtigen Gebäude möglich sind. Ist doch wunderbar." Er grinste schief. "Darauf ein Prosit?" Er hob seinen Weinbecher in der Hoffnung, dass einer der beiden ein weniger konfliktträchtiges Thema auf den Tisch bringen würde. Vielleicht kamen sein Vater und der Hausherr ja auch bald mit guten Neuigkeiten zurück in den Raum.


    Octavena stieg auf der Stelle auf Callistus' Toast ein und hoffte dabei im Stillen, dass sie es nun hinbekommen würden, zu vermeiden, dass es noch einmal zu einem Streit kam. Na ja, eigentlich waren sie gerade da noch haarscharf dran vorbei geschrammt.
    "Gute Idee!", stimmte sie mit einem Lächeln dem Duccius zu und schaffte es sogar, sich einen sarkastischen Kommentar zu Lucius nichtssagendem Ausspruch zu verkneifen. Damit war sie auch schon wieder sehr zufrieden mit sich, jetzt würde dem Gespräch nur noch ein Themawechsel gut tun...
    Nachdenklich fuhr sie sich an den Hals beziehungsweise viel mehr an die Kette, die dort auf ihrer Haut lag. Eine Gewohnheitsbewegung, um etwas zwischen den Fingern zu haben und so besser nachdenken zu können.
    Und das wiederum brachte sie auf einen anderen Gedanken. "Ach, Duccius, das habe ich vorhin völlig vergessen zu fragen, aber du weißt nicht zufällig, wer diese wundervolle Kette gemacht hat?" Die Frage interessierte sie tatsächlich. Vielleicht war das eine Eigenart ihres Wesens, aber wenn ihr etwas Schönes unterkam, wusste Octavena nun einmal gerne, woher es stammte. Informationssammlung. Denn wie so vieles andere konnte man auch da nie wissen, wozu es einmal gut sein konnte.