Beiträge von Petronia Octavena

    Lucius' Tonfall ließ Octavena gleich wieder etwas ärgerlicher werden. Denn es war nicht misszuverstehen, was er daraufhin von ihr erwartete, andererseits war ihr die Aussicht, zu verschwinden gar nicht mal so unrecht. Sie hatte sich bei dieser Aktion heute vor allem am laufenden Band mit ihrem Vetter gestritten, wahrscheinlich war es wirklich besser wenn sie ging.
    "Pah, wenn du meinst...", erwiderte sie spitz und wandte sich zum Gehen, "Wir sehen uns dann! Vale!"

    Zitat

    Original von Marcus Petronius Crispus
    Dann nutzte er den Moment, in dem die Aufmerksamkeit hinüber zu Clemens gehen würde, um Octavena etwas zuzuraunen:


    "Na, wie findest du den alten Domitius?"


    Kurz zögerte Octavena mit ihrer Antwort. Bisher konnte sie Domitius Massula sogar ganz gut leiden, immerhin schien man sich mit ihm problemlos untehalten zu können, was sie als gute Vorraussetzung für eine brauchbare, respektvolle Basis befand. Andererseits war er auch einfach alt.
    Schließlich entschied sie sich der Kürze halber für eine eher diplomatische, wenn auch möglichst klare Antwort, die sie ihrem Onkel zuraunte, während Lucius sich schon mit dem jungen Domitius zu unterhalten begann: "Es gäbe glaube ich schon schlechtere Kandidaten. Trotzdem ist er doch etwas alt..."

    Octavena blinzelte ein paar Mal überrascht ehe sie den Fremden vom Forum wieder erkannte. Der, zu dem Lucius so unfreundlich gewesen war.
    Sie lächelte flüchtig. Immerhin schien er die Tatsache, dass sie ihn unabsichtlich angerempelt hatte, halbwegs mit Humor zu nehmen. "Wie großzügig", erwiderte sie leicht ironisch, "Und eigentlich lerne ich andere Menschen auch lieber durch ein Gespräch als dadurch, dass ich sie anremple, kennen."
    Nun erwiderte Octavena auch sein freundliches Lächeln."Ich bin Petronia Octavena."

    Octavena lächelte Armin flüchtig an, sagte aber nichts.
    Stattdessen holte sie bis auf ein paar Schritte zu Lucius auf und schwieg weiter. Er brach ihr Gespräch ab? Gut, das konnte er gern haben! Ihre Lust darauf, sich mit ihm zu unterhalten, war ihr eh vergangen.

    Octavena war spät dran. Der Tag war miserabel gewesen, sie hatte seit dem Morgen vor allem schlechte Laune gehabt, was sie im Stillen auf das kalte Wetter schob, an das sie sich nach wie vor nicht gewöhnen wollte, und irgendwann im Laufe des Nachmittags hatte sie einfach den Drang verspürt, sich ein wenig die Beine zu vertreten. Also hatte sie das Haus ihres Onkels verlassen und hatte stattdessen einen Spaziergang gemacht, bei dem sie ohne rechtes Ziel durch die Stadt gestreift war. Als ihr auffiel, wie spät es schon war, war mehr Zeit vergangen, als sie gedacht hätte.
    So eilte sie noch immer etwas in Gedanken und Erinnerungen an Tarraco versunken, das sie in dieser kalten Jahreszeit mal wieder besonders vermisste, durch Mogontiacum auf dem Weg zurück nach Hause. Sie hatte den Blick gesenkt, um ihr Gesicht vor dem kalten Wind zu schützen, und bemerkte den Mann in ihrem Weg nicht ehe es schon zu spät war und sie schmerzhaft gegen ihn prallte. "Autsch", fluchte sie leise, wobei sie eigentlich wütender über ihre eigene Unachtsamkeit als über ihr "Hindernis" war, "Entschuldigung."

    Fassungslos hob Octavena kurz die Arme und sah Lucius ärgerlich nach. Das war ja schon wieder typisch!
    Ließ er sie doch ernsthaft einfach so stehen!
    Es dauerte einen Moment ehe sie sich wieder gefasst hatte und mit einem geknurrten "Bin ich froh, dass ich mit dem nur verwandt und nicht verheiratet bin!" lief sie dann schließlich doch wieder hinter ihm her.

    Octavena rollte mit den Augen.
    "Das ist doch kein Argument!", warf sie ihm genervt vor und seufzte, "Du warst ziemlich unfreundlich, das ist eine Tatsache. Und das wiederum ist im Umgang mit anderen alles andere als förderlich!"
    Sie hatte ihre Worte mit Absicht möglichst klar gewählt, damit er es nun doch endlich einsah. Das, was sie gesagt hatte, waren Fakten. Tatsachen. Das konnte er doch nicht mehr leugnen!

    "Nachgefragt, ja, aber das ausgesprochen unfreundlich."
    Was war er auch so uneinsichtig! Octavena hätte gewettet, dass er sich dessen absolut bewusst war, wie er sich verhalten hatte und dass er jetzt einfach nur unwissend tat, weil er das nicht zugeben wollte.

    Zitat

    Original von Faustus Domitius Massula
    "Ah, deine Mutter kommt also vom Land, Octavena? Hat man eigentlich in eurer Familie früher iberisch gesprochen?"


    Octavena zuckte mit den Achseln. "Früher vielleicht einmal. Aber soweit ich weiß ist das schon länger her. Ich habe jedenfalls nie iberisch gelernt. Außerdem sind ja die Petronier auch waschechte Römer und von Seiten der Talii habe ich nicht direkt davon etwas mitbekommen."

    "Mag ja sein", erwdierte Octavena nur ungeduldig, "Aber es hat mehr danach ausgesehen, als wolltest du ihm einfach nicht helfen."
    Innerlich seufzte sie noch während sie den Satz zu Ende sprach. Mit etwas Pech bezeichnete er sie jetzt nur wieder als unlogisch und sie würde es aus Genervtheit darauf beruhen lassen.

    Octavena hatte zwar das Gespräch interessiert verfolgt, allerdings hatte sie trotzdem geschwiegen und sich vor allem ihrem Essen gewidmet. Schließlich wusste sie über die eventuelle Verwandtschaft zu diesem Dichter auch nicht mehr als ihr Onkel. Ihr Vater hatte ihr zumindest nichts darüber erzählt.
    Also schüttelte sie den Kopf. "Über unsere Herkunft weiß ich auch nicht mehr, zumindest hat mir mein Vater auch nicht mehr erzählt als du sowieso schon gesagt hast", erwiderte sie ehe sie auf seine zweite Frage antwortete: "Meine Mutter stammte aus der Gegend in der Nähe von Tarraco, nicht direkt aus der Stadt selbst. Ihre Familie lebt aber inzwischen nicht mehr dort, sondern auch in der Stadt."
    Wobei Octavena selbst die Zeit vor dem Tod ihres Großvaters bevor ihr Onkel das Familienoberhaupt der Talii wurde und der Großtel der Familie nach und nach in die Stadt zog gar nicht erlebt hatte.

    "Das wäre aber freundlicher gegangen", erwiderte Octavena genervt darüber, dass sie sich mit Lucius immerzu im Kreis drehte, auf der anderen Seite war sie aber auch nicht der Typ, der seine wirklich peinlichen Aktionen einfach so hin nahm, "Beispielsweise hätte du einfach einen Namen nennen können und dann fragen können, was für einen Architekten er jetzt eigentlich braucht. Dann hättest du ihm zumindest signalisiert, dass du ihm helfen möchtest."

    Am liebsten hätte Octavena sich mit der flachen Hand auf die Stirn geschlagen. Wie konnte man nur so ein Stoffel sein! Der Fremde wollte offenbar nur in einem freundlichen Gespräch eine Auskunft erhalten und was machte Lucius? War absolut klassisch unfreundlich.
    Am liebsten hätte sie dem Mann irgendwie bedeutet, wie peinlich ihr das Verhalten ihres Cousins war, aber da war er auch schon wieder weg.
    "Sag mal, findest du nicht, dass das gerade auch etwas netter gegangen wäre?"

    Octavena zuckte mit den Achseln. "Aber wenn ich das richtig verstanden habe, sind Apollo und Mogon gleichzusetzen, oder? Dann nimmt es sich doch nichts."
    Dann war das ja immer noch derselbe Gott nur unter einem anderen Namen.

    Zitat

    Original von Faustus Domitius Massula
    "Das gefällt mir. Da hat ein kleines Geschenkchen dir so viel Freude gemacht, dass dir der Wert dieses Geschenks in diesem Augenblick ganz unwichtig war. Anders als die Frauen, von denen die Dichter berichten, dass sie teuren Schmuck nicht etwa zum Zweck der Erhöhung ihrer Schönheit angelegt haben sollen, sondern allein, um mit ihrem Reichtum den Neid der anderen Frauen anzustacheln. Meine Gäste, das verdient einen Applaus!"


    Ein wenig verlegen lächelte Octavena. Ausnahmsweise waren ihre Worte nicht extra so gedacht gewesen, damit sie sie selbst gut da stehen ließen, sondern einfach spontan aus dem Bauch heraus gewählt und schon wurden sie als Pluspunkt gewertet? Besonders da Octavena selbst schon so einige Male sich auch schon einen Spaß daraus gemacht hatte, den Neid anderer zu erwecken, für ein gewisses Maß an Schadenfreude hatte sie schließlich ja auch Sinn. Allerdings hielt sie es auch für etwas überspitzt formuliert, dass Frauen zum Teil Schmuck nur aus diesem Grund trugen.
    "Spar' dir den Applaus, Domitius Massula", erwiderte sie also, "Ich glaube nämlich, da unterschätzt du - oder die Dichter - uns Frauen ein wenig. So simpel sind wir für gewöhnlich nicht. Wer den Neid einer anderen erwecken will, der prahlt nicht mit Reichtum, sondern damit etwas zu besitzen, was niemand sonst hat." Ihr Lächeln wurde zu einem schiefen Grinsen. "Eine schöne Spange kann da dann schon reichen."

    Octavena zuckte mit den Achseln. "Ein sehr großer Teil der Bevölkerung ist römisch und die haben natürlich keine anderen Götter", erwiderte sie, "Wer kein Römer ist mag andere Götter haben, aber da kenne ich mich nicht so richtig aus."
    Wenn sie ehrlich war, hatte sie sich im Bezug auf ihre Heimat da auch nie so richtig Gedanken gemacht. Da waren die Dinge für sie viel zu selbstverständlich gewesen.

    Schon mit dem Essen beschäftigt schluckte Octavena erst einmal ihren letzten Bissen herunter ehe sie antwortete.
    "Ehrlich gesagt weiß ich das gar nicht", erwiderte sie, "Ein... Freund hat sie mir gekauft als Dankeschön, dass ich ihm geholfen habe, eine Kette für seine Mutter zu finden und in dem Moment bin ich nicht auf die Idee gekommen, den Händler danach zu fragen."
    Sie lächelte ein wenig bei dem Gedanken an diese sehr amüsante Begegnung auf dem Forum. Der Duccius war nett gewesen und sie wünschte ihm von Herzen, dass er den Krieg überleben würde. Seine ganze Art war ihr einfach sympathisch gewesen.

    Octavena zuckte mit den Achseln. "Mag sein. So kann man das natürlich auch sehen."
    Das Thema war ihr selbst zu schlecht greifbar, als dass sie sich auf eine riesige Diskussion einlassen wollte. Dafür hatte sie selbst von alldem eine zu ungenaue Meinung, um irgendetwas zusammen zu argumentieren.
    Stattdessen rekapitulierte sie eigentlich mehr für sich selbst, als dass sie es wirklich zusammen fassen wollte, die Erklärungen, die sie bekommen hatte. "Also nehmen sich die germanischen und gallischen Götter wenig, aber trotzdem gibt's Unterschiede? Interessant."
    Vor allem, da das ja eine gewisse Parallele zu den Ähnlichkeiten zwischen den griechischen und römischen Götter darstellte. Auch wenn Octavena sich nicht sicher war, ob sich daraus tatsächlich irgendeine Verbindung ziehen ließe.

    Das Wildschwein duftete köstlich und so richtete Octavena kurz neugierig ihre Aufmerksamkeit auf den nächsten Gang und das änderte sich auch erst, als sie von Domitis Massula angesprochen wurde.
    Auf seine Frage hin nickte sie. "Ja. Die Stierkämpfe haben bei uns eine lange Tradition", erwiderte sie, "Ein richtiges Spektakel."
    Ein paar Bilder und Erinnerungen blitzten vor ihrem geistigen Auge dabei auf. Dieser Abend brachte sie eindeutig fast schon ein wenig zu sehr dazu, sich an die verschiedensten Dinge ihrer Heimat zu erinnern. So sehr, dass sie fast schon wieder wehmütig wurde. Aber das waren nur ein paar Gedanken, von denen sie sich nach außen hin nichts anmerken ließ.

    "Schade eigentlich, dass sie uns über den Grund nicht aufklären...", kommentierte Octavena mit einem kleinen Grinsen Lucius' Erklärung. Tatsächlich hätte sie das wirklich interessiert. Allerdings hatte ihr Vetter auch Recht damit, dass er sagte, dass vermutlich nur die Götter eine Antwort auf diese Frage wussten.
    "Also haben Gallier und Germanen unter sich auch noch einmal Unterschiede bei ihren Göttern?"
    In ihrer Vorstellung hatte sie immer nur ein Bild von all dem gehabt. Eigentlich nie hatte Octavena groß darüber nachgedacht, dass es da auch noch Unterschiede geben könnte, auch wenn es ihr nun gar nicht mal so unglogisch erschien.