Beiträge von Petronia Octavena

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    Original von Faustus Domitius Massula
    "Nein, das war doch sicher nicht ironisch gemeint, Petronia Octavena. Aber ich höre doch heraus, dass du bei deiner Ankunft in Germania einen klitzekleinen Schock erlebt hast. Wie war das denn?"


    Octavena schnaubte leise. "Na ja, ich wusste zwar, dass es in Germania kälter ist als in meiner Heimat, aber richtig glauben konnte ich es erst, als ich wirklich hier war."
    Aber damit war sie ja scheinbar nicht allein gewesen. Die Magonidinnen hatten ihr von ähnlichen Erfahrungen geklagt, als die von Melita nach Mogontiacum gekommen waren.


    Zitat

    Original von Publius Domitius Clemens
    "Es ist interessant, wie viel kürzer Reisewege für Vögel sein müssen. Angenommen, wir könnten die Strecke von Bonna nach Mogontiacum so zurücklegen, wie ein Vogel fliegt, dann würden wir etwa 28 milia passus einsparen. Grob geschätzt. Ist doch faszinierend, oder?"


    Überrascht runzelte Octavena die Stirn. Es stimmte schon, der Gedanke, so zu fliegen, war bestimmt nicht uninteressant, aber so etwas würde doch niemals möglich werden. Kein Vogel wäre groß genug, um einen Menschen zu tragen und Flügel wachsen würden ihnen bestimmt auch nicht.
    "Wie ein Vogel? Wie sollte das gehen?", hakte sie also neugierig nach. Wie kam er auf so etwas?

    "Oh."
    Natürlich gab es wahrscheinlich mehr als genug Geschichten wie diese. Octavena selbst erinnerte sich, dass ihre Mutter ihr erzählt hatte, dass die Mutter von Apama, einer Sklavin im Haushalt ihres Vaters, nur ein paar Jahre älter als Octavena selbst, auch so ein Schicksal gehabt hatte, allerdings konnte sie sich nicht mehr genau der näheren Umstände entsinnen. Sie wusste nur noch, dass sie auch schon als Kind ihre Eltern verloren hatte und dann von Octavenas Großvater aufgenommen wurde.
    Trotzdem tat ihr Armin irgendwie leid. Sie mochte ihn, er war nett und freundlich zu ihr, obwohl er sich ja genauso gut mit Lucius hätte solidarisieren und sich besipielsweise seine Erklärungen zu Mogontiacum hätte sparen können.
    Unschlüssig, was sie nun sagen sollte, kratzte Octavena den Rest ihrer Portion Eintopf aus der Schale und schwieg einen Moment.

    Zitat

    Original von Faustus Domitius Massula
    "Übrigens, Petronia Octavena, am Rhenus haben wir uns ein gut Stück von der Wärme des Mare Internum ausgeliehen. Nirgends in Germania ist es so warm wie hier".


    Forelle. Ausgerechnet.
    Octavena, die sowieso keine große Freundin von Fisch war, war vergleichsweise wenig begeistert. Andererseits war sie, da sie am Meer groß geworden war, Fisch ansich dennoch gewöhnt also hätte es auch schlimmer sein können und sie nahm sich ein Stück, das sie dann jedoch erst einmal sorgfältig von Gräten befreite. Sie hasste es, die Dinger dann auch noch umständlich aus dem Mund zu ziehen, wenn sie sie dann noch beim Kauen fand und der Gedanke, eine zu schlucken gefiel ihr sowieso nicht.
    Nur kurz unterbrach sie ihr Arbeit dabei und betrachtete das Mosaik. Es war wirklich schön und wahrscheinlich auch verdammt teuer gewesen. Da steckte viel Geld dahinter, was sie in dem Gedanken, dass der Domitier vielleicht wirklich nicht die schlechteste Wahl war, wieder bestätigte.


    Bei der Bemerkung der Wärme am Rhenus huschte ein kleines Lächeln über Octavenas Gesicht. "Da bin ich aber froh, hier gelandet zu sein. Alles andere wäre dann ja wohl ein noch größerer Schock geworden."

    Octavena schnaubte leise. "Da gerade eben nicht. Im Haushalt ist Genauigkeit wichtig, aber in so machen anderen Bereichen verliert man sich nur schnell in Details", erwiderte sie spitz.
    Wäre ja noch schöner! Wenn sie sich diesen herablassenden Ton auch noch gefallen ließe!
    Armin schien schon wieder die Gefahr eines Streites zu wittern, denn er lenkte das Thema ein wenig von diesen Details weg auf sichereres Gebiet und Octavena ließ sich bereitwillig mitziehen.
    Auf unnötige Streitereien konnte sie schließlich auch verzichten.
    Interessiert sah sie Armin an. "Germane also? Bist du ursprünglich frei geboren oder waren deine Eltern auch schon Sklaven?"

    Octavena seufzte. "Stimmt natürlich schon, aber man kann es doch auch mit der Genauigkeit übertreiben", wandte sie ein wenig genervt ein.
    Mit dieser Erbsenzählerei konnte sie nun wirklich nichts anfangen.

    Ein Leuchten trat in Octavenas Blick, als sie mit einem strahlenden Lächeln antwortete: "Ich liebe die heißen Sommertage in Tarraco. Um die Mittagszeit kann man sich dann kaum noch rühren, aber dann irgendwo im Schatten zu sitzen ist wunderbar. Und dann die Landschaft..." Sie geriet immer mehr ins Schwärmen. "Im Hochsommer karg und staubig, aber später erblüht wieder alles. In Kombination mit dem Meer macht es das einfach für mich zum schönsten Ort der Welt."
    Aber so sehr ihr der Gedanke an ihre Heimat das Herz erwärmte, denn sie liebte Hispania und Tarraco wirklich über alles, so sehr versetzten ihr die Erinnerungen, die ihr in dem Augenblick durch den Kopf schossen auch einen feinen Stich des Heimwehs. Aber eilig schob sie das Gefühl bei Seite. Es half nichts der Vergangenheit nachzutrauen, diese Lektion hatte sie nach dem Tod ihrer Mutter gelernt.

    Zitat

    Original von Faustus Domitius Massula
    "... Was ist in deinem Kopf herumgegangen, als der Tag der Abreise gekommen war?"


    "Wut" war Octavenas erster Gedanke bei der Frage des Domitius. Wut auf ihren Vater darüber, dass er sie einfach so fort schicken wollte - und das auch noch ziemlich kurzfristig.
    Aber ihre Streitigkeiten mit ihrem Vater wollte sie nun hier nicht groß ausbreiten, also nutzte sie die Tatsache, dass sie sich gerade eine Olive in den Mund geschoben hatte, und überlegte eilig, was sie stattdessen nennen konnte.
    Sie hatte nicht gehen wollen und vermisste Tarraco auch noch immer, auch wenn sie sich inzwischen auch in Mogontiacum gut eingelebt hatte.
    "Ich war ehrlich gesagt vor allem unruhig und auch etwas ängstlich. Ich bin in Tarraco geboren und groß geworden. Bis dahin kannte ich nichts anderes. Und Germania war weit weg..." Sie zuckte mit den Achseln. "Alleine von da weg zu gehen war nicht gerade das Einfachste."

    Lucius hatte wohl eine Vorliebe für Monologe. Jedenfalls demnach zu urteilen, wie er das absolut Offensichtliche noch einmal herunter leierte.
    Octavena - langsam nicht mehr so hungrig und dementsprechend auch wieder eher etwas angriffslustiger - schnaubte leise. "Ich glaube, das war der Witz bei der Sache."

    Octavena musterte Domitius Clemens neugierig, als der eintrat und sich auch vorstellte beziehungsweise auch dessen Vater die Petronier vorstellte. Er wirkte ein wenig abwesend auf Octavena, so als wäre er mit den Gedanken zumindest zum Teil wo anders.
    Aber noch ehe ihre eigenen Gedanken sich in neugierigen Spekulationen verfangen konnten, wurde sie auch schon wieder vom älteren Domitius angesprochen. Dankend schüttelte Octavena den Kopf noch während sie Platz nahm. "Nein, danke. Das passt schon so."
    Die Vorspeisen, die dann gebracht wurden, sahen gut aus. Die Sache mit den Feigenbäumen erstaunte sie eigentlich recht wenig. "Feigenbäume können soweit ich weiß ziemlich robust sein", erwiderte sie mit etwas schiefen Lächeln, "Aber ich glaube kaum, dass eine Feige, die ihr gewachsen ist, mit denen aus meiner Heimat mithalten könnte."

    Ein kurzes, amüsiertes Grinsen huschte über Octavenas Gesicht, als Lucius ihrerstatt reagierte, offenbar weil er nicht drauf geachtet hatte, dass Armin eigentlich sie angesprochen hatte.
    Noch mit einem belustigten Zucken um den Mundwinkeln hob sie den Kopf, den sie bis eben hungrig über die Schale Eintopf vor ihr gebeugt hatte, und antwortete Armin: "Wirklich gut. Ist lecker."

    "Na ja...", erwiderte Octavena etwas skeptisch. Sie fand eher weniger, dass die Farben so wunderbar zusammen passten, aber da hatte sie als Frau vermutlich einfach einen anderen Blick auf solche Dinge, weshalb sie nur kurz ein etwas zweifelndes Gesicht machte, es aber dann dabei beließ. Sie musste ja später nicht Boduus' Vorschlag befolgen. Und würde es wahrscheinlich auch nicht tun.
    "Hmm... Die gleichen Farben passen wahrscheinlich wirklich am besten."

    "Auch wieder wahr."
    Octavena zuckte kurz mit den Achseln und beließ es dabei. Schließlich hatte Lucius ja tatsächlich nicht ganz unrecht, dass sich das mit Ende des Kriegs von allein klären würde. Auch ohne, dass hier unnötig vor sich hin diskutierten.

    Zuerst einmal drehte sich das Gespräch kurz um Lucius, aber gerade, als Octavenas Gedanken schon wieder kurz davor waren abzuschweifen - schließlich war das Thema für sie eher uninteressant - wechselte der Domitier das Thema und Octavena wurde wieder hellhöriger, während sie zum Peristyl gingen. Sohn? Kurz durchforstete sie ihre Erinnerungen. Nein, davon hatte ihr Onkel ihr nichts erzählt. Aber die Erwähnung dieses Sohnes hatte ihre Neugierde geweckt.
    Sie lächelte. "Sicher doch. Ich würde mich freuen, ihn kennen zu lernen."

    Octavena rollte mit den Augen.
    "Nein, mir ist es nicht entgangen. Das ändert aber doch auch nichts an der Tatsache, dass es nicht gerade toll wirkt, wenn der Stadtpatron von Mogontiacum im Gefägnis sitzt. Unschuldig oder nicht und egal, ob sich Mogontiacum gegen Salinator gestellt hat.", bemerkte sie ungerührt.
    Ihr war es eigentlich egal, wer jetzt eigentlich wirklich der oder die Kaisermörder war. Das alles war wahrscheinlich nur ein einziges intrigantes Ränkespiel der Politiker in Rom.

    Einen Moment überlegte Octavena und spielte tatsächlich mit dem Gedanken, tatsächlich einen Ausschnitt oben an der Tunica in Auftrag zu geben, aber dann kam ihr wieder Sicca Magonidas und ihr absolut unmöglicher Ausschnitt in den Sinn und sie verwarf den Gedanken schnell wieder. So wie Sicca wollte sie auf gar keinen Fall durch die Gegend laufen.
    "Nein, kein Ausschnitt."

    Kurz keimte wieder etwas Wut über Lucius' herablassende Art auf und mit einem angesäuerten Lächeln erwiderte sie: "Vielen Dank, Lucius."
    Aber noch bevor sie eine spitze Bemerkung hinterher schieben konnte, kam ihr Armin mit seiner Erklärung dazwischen und entspannte so die ganze Situation wieder ein wenig.
    "Also sitzt angeblich der ehemalige Stadtpatron von Mogontiacum in Rom im Gefängnis?" Irgendwo war das ja auch schon wieder fast amüsant fand Octavena zumindest. Der Stadtpatron von Mogontiacum sollte etwas mit der Ermordung des Kaisers zu tun haben. Das zeigte mal wieder nur, dass auch der angeblich edelste Senator kein Unschludslamm sein musste.

    Sie lächelte kurz. Freunde waren in so einer Situation bestimmt Gold wert, dennoch glaubte Octavena auch, dass Blut nun einmal dicker als Wasser war und es immer ein Unterschied blieb, ob man sich nun nur mit jemandem anfreundete oder tatsächlich mit demjenigen verwandt war. Familie brachte wie sie fand einfach eine ganz besondere Form der Loyalität mit sich, die nicht oder zumindest nur sehr schwer von der bloßen Freundschaft zu erreichen war.
    "Na ja, einfach ist so etwas glaube ich nie. Ich war jedenfalls heilfroh, hier zumindest irgendwen aus meiner Familie zu haben, auch wenn ich vorher meinen Onkel nicht kannte."