Für einen Moment entgleisten Octavena ihre Gesichtszüge und sie blickte Witjon nur ungläubig an. Das drohende Zählen in Ildruns Richtung war vergessen, die müde Genervtheit wie weggeblasen, stattdessen hatte sie nun Perplexität erfasst. Perplexität, die nach der ersten überraschten Sekunde langsam in Wut umzuschlagen begann, die sich nun brodelnd in ihrer Brust ausbreitete, während ihre schon seit Stunden nur mühsam aufrecht erhaltene Beherrschung sich jetzt vollends in Luft auflöste.
"Ist das jetzt dein Ernst?", fauchte sie schließlich in einem Tonfall, mit dem man Berge hätte teilen können. "Unsere Tochter ist schlicht ein Kind, das seine Grenzen austestet und aufgezeigt bekommen muss und du fragst mich wirklich, was ich mit ihr getan habe?"
Octavena presste die Lippen zu einem zornigen Strich zusammen und drehte sich um - hauptsächlich, um Witjon nicht direkt ansehen zu müssen - und begann, Farolds Spielzeugfiguren vom Boden aufzusammeln. "Natürlich", murmelte sie dabei leise zischend halb zu sich selbst und halb an ihren Mann gewandt. "Das war ja absolut klar." Dass Witjon jetzt ihr Vorwürfe machte, hatte ihr heute gerade noch gefehlt. Als ob dieser Tag nicht ohnehin schon ein mittelmäßiger Albtraum gewesen war.
Mit einem lauten Knall warf Octavena die Figuren zurück in die Spielzeugtruhe ehe sie sich dann wieder zu ihrem Mann umdrehte und ihn mit einem vernichtenden Blick bedachte. "Ich habe heute schon den ganzen Tag mir ein Bein ausgerissen, um Ildrun dazu zu bewegen, auch nur einen Moment mal zu zu hören statt wie ein Wirbelwind durch das gesamte Anwesen zu wüten, aber ja, natürlich, ich bin schuld, wenn sie einen bockigen Tag hat. Entschuldige, dass ich nicht von alleine drauf gekommen bin." Mit deutlich mehr Schwung als nötig ließ sie den Deckel der Truhe zukrachen und verschränkte die Arme vor der Brust. "Wenn du meinst, du kannst es besser, dann mach doch! Zeig ihr, dass schlechtes Benehmen keinerlei Konsequenzen hat!" Unter den verschränkten Armen ballte Octavena ihre Hände zu Fäusten. Sie war das alles so leid. So leid, sich immer und immer wieder mit ihrer Tochter zu streiten, nur damit Witjon abends dazu kommen und sich wundern konnte, was denn los war, und Octavena dann wiederum im nächsten Schritt gegenüber Ildrun mit Nachlässigkeit untergraben konnte. "Wunderbare Idee, dann bin ich für sie wieder die Böse und die Spielverderberin!"