Beiträge von Lucius Petronius Crispus

    Zitat

    Original von Marcus Helvetius Commodus
    Wäre es um Wild gegangen, um Rind-, Schweine- oder irgendein Fleisch von einem anderen Landtier wäre Commodus wahrscheinlich nie darauf gekommen ob sein Gast dieses gern mochte oder nicht.
    Aber bei Fisch und Meeresfrüchten kannte er sich aus. Da sah er, seiner Meinung nach, jedem sofort an ob er er es mochte, liebte, gleichgültig war oder hasste.
    Ob seine Meinung dann immer stimmte war dann eine ganz andere Sache.


    Das der Petronier keine Austern mochte fand Commodus jetzt nicht schlimm...eher unverständlich. Aber jedem das Seine. Commodus erinnerte sich auch daran das sein Gast aus Germanien kam. Da gab es so gute Dinge wie Austern, Pulbo und andere Meeresfrüchte sehr wahrscheinlich auch nicht.


    "Ja die Idee ist wirklich gut! Auf Paxos sowie im ganzen östlichen Mare Internum ist die Muschel- und Austernzucht sehr schwierig bis unmöglich. Es bedarf einen starken Tiedenhub dafür. Da bleibt nur der Wildfang was sehr aufwendig und langwierig ist und selbst dann kaum Erträge bringt. Aber von Corsica und aus Gallien gibt es jede Menge. Ich bin kein Fachmann und könnte sicherlich nicht alleine am Geschmack erkennen, so wie es auch beim Wein manchen Menschen möglich ist, woher er kommt. Aber den Geschmack der corsischen Austern...der ist besonders und den schmecke ich heraus. Koste doch eine vielleicht fällt es dir auch auf und du kommst auf den Geschmack!"


    Lucius versuchte sich nicht anmerken zu lassen, dass er keine Ahnung hatte, was ein Tiedenhub war. Aber es war ja auch so verständlich, dass das Meer irgendwie anders beschaffen war - das war logisch, dass es da Unterschiede gab!


    Als ihm dann noch einmal so explizit dieser eklige Glibber angeboten wurde, konnte er aber doch nicht ablehnen - sonst sah es ja wirklich aus, als würde er sich nicht trauen, diese Tiere zu essen.
    "Na gut."
    sagte er also und griff nach einer der Muscheln. Bei Commodus hatte er gesehen, dass man diese komische Masse im Inneren der Schale irgendwie mit einem Löffel ablöste und dann ausschlürfte. Zuerst schien das relativ leicht zu gehen - dann aber gab es einen Widerstand. Lucius verstärkte den Druck, aber irgendwie wollte die Masse sich doch nicht recht von dieser einen Stelle lösen. Es musste so eine Art Befestigungspunkt für das Muschelfleisch sein! Er fuhrwerkte also noch eine Weile daran herum, bis er das Gefühl hatte, das ganze gelöst zu haben. Dann schlürfte er den Glibber weg, so wie er es bei Commodus gesehen hatte. Erwartungsgemäß war es schleimig und schmeckte ein bisschen salzig, ein bisschen fischig - aber er hatte kaum Zeit, den Geschmack zu beurteilen, denn die Konsistenz fand er schon so eklig, dass er sich beeilte, das ganze herunterzuwürgen.
    "Ich glaube, das ist nicht so mein Ding."
    bestätigte er schließlich, nachdem er den Mund wieder leer hatte.
    "Aber es gibt heute ja wirklich genug anderes zu essen."

    Der Tribun runzelte die Stirn, als Cerretanus seine Erklärung abgab - der junge Mann war schlagfertig, aber die Antwort war entweder eine Ausrede oder der Beweis für ein ungesundes Maß an Bescheidenheit. Mit Sicherheit aber ein Beweis für die Unkenntnis der Dienstvorschriften:
    "Die Auszeichnungen gehören zu deiner Ausrüstung, Miles. Auch bei einer routinemäßigen Inspektion sind sie zu tragen."
    Er deutete auf die Castra hinter dem Exerzierplatz.
    "Du hast Zeit, sie bis zum Ende der Inspektion zu holen. Ab!"
    Es war schon ein Stückchen von hier bis zu den Baracken der Centuria III - Cerretanus würde also wirklich die Beine in die Hand nehmen müssen, um wieder hier zu sein, bevor der Petronier die gesamte Formation kontrolliert hatte.

    Der Tribun kniff die Augen leicht zusammen. Es war logisch ableitbar, dass dieser Furier dann wie seine Kameraden mindestens eine Phalera erhalten haben musste - die er nicht angelegt hatte. Es gab zwei logische Erklärungen dafür: Entweder war er nicht stolz auf seine Leistung oder er hatte sie vergessen - rationaler war Zweiteres. Trotzdem fragte der Petronier:
    "Dann nehme ich an, dass du ebenfalls vom Kaiser persönlich mit einer Phalera ausgezeichnet wurdest! Wo ist sie?"

    Der Tribun begann, die Reihe abzugehen und alles genau zu inspizieren. Man konnte deutlich sehen, dass sie sich rechtzeitig vorbereitet hatten - die Helme glänzten, die Scharten auf den Scuta waren mit Farbe übermalt worden, die Gesichter ordentlich rasiert. Auf der Brust der meisten Soldaten glänzten außerdem die Auszeichnungen, die sie vom Sklavenaufstand erhalten hatten - Lucius war in gewisser Weise stolz, dass seine Männer in diesem Kampf ausgezeichnet worden waren. Er selbst hatte natürlich eine noch höhere Auszeichnung erhalten - aber einen Clipeus konnte man eben nicht auf seine Rüstung heften.
    Umso erstaunter war er, als mitten in der Reihe jemand nicht einmal die Phalera präsentierte, die an alle Teilnehmer ausgegeben worden war.
    "Wie heißt der Mann?"
    fragte er deshalb den Centurio, der sich zum Tesserarius umwandte - da er kaum mit seinen Männern arbeitete, hatte er natürlich nicht alle Namen parat:
    "Wie heißt der Mann?"
    "Miles Appius Furius Cerretanus, Tribun!"
    antwortete der Wachoffizier, der momentan wohl das Kommando führte, nachdem der Optio in Germania unterwegs war. Der Tribun nickte - er fand es zwar etwas eigenartig, wenn ein Centurio seine Männer nicht kannte, aber ein Falcidius konnte sich das vermutlich leisten. Also sparte er sich einen Kommentar und wandte sich dem jungen Soldaten ohne Abzeichen zu:
    "Hast du nicht an der Bekämpfung des Sklavenaufstands teilgenommen, Miles Furius?"

    Woher ahnte der Helvetier nun schon wieder, dass er Muscheln nicht mochte? Heuchelte man mit so einer Nachfrage nicht eigentlich sogar Interesse? Obwohl er natürlich richtig lag - was sollte man auch an Lebewesen finden, die man aus dem Meer fischen musste, um sie dann aufzubrechen, damit man ein bisschen glibberige, salzige Masse bekam. Da lobte Lucius sich doch ein Schwein, das man zwar schlachten musste, damit aber ungleich mehr Fleisch erhielt, dazu noch wohlschmeckendes!


    "Nein, Austern sind nicht so mein Fall."
    gestand er deshalb schließlich - es gab ja eigentlich keinen Grund, das zu verheimlichen - es gab ja auch Patrizier mit uraltem Stammbaum, die bestimmte Dinge nicht mochten!
    "Wie man sie transportiert, finde ich aber interessant. Muscheln direkt in Kisten zu züchten und sie dann lebend zu transportieren ist wirklich eine findige Idee."
    Im Grunde wie bei Schweinen oder Rindern - die wurden ja auch lebend nach Rom getrieben, sodass sie frisch verarbeitet und verkauft werden konnten!
    "Und da schmeckt man Unterschiede, ob sie aus Paxos oder Corsica kommen?"
    Lucius hatte keinen besonders feinen Gaumen - er konnte Rind von Schwein unterscheiden und hatte auch festgestellt, dass verschiedene Fischsorten unterschiedlich schmeckten. Eine zielgenaue Zuordnung fiel ihm aber immer schwer - er konnte noch nicht einmal Weine nach ihren Herkunftsregionen differenzieren!

    "Nuntio: Centuria III der Cohors XII in voller Montur angetreten!"
    erklärte Falcidius, als der Tribun an die Einheit herangetreten war. Lucius musterte ihn von Kopf bis Fuß - der junge Centurio sah aus wie aus dem Ei gepellt: Man konnte deutlich sehen, dass seine gesamte Ausrüstung Maßanfertigung war - sicherlich finanziert von Papi! Auch er selbst hatte ein paar Dinge von seinem Vater geerbt, aber keines davon war vermutlich so teuer gewesen wie die makellos anliegenden Beinschienen seines Gegenüber. Der Petronier hatte gehört, dass Virginianus sich ganz gut machte in der Verwaltung, allerdings wenig Interesse für seine Centuria hatte - insofern hoffte er, dass dieser Etappenhase bald weggelobt werden würde! Immerhin hatte er schon einen Anwärter auf die Nachfolge...


    Aber das entschieden höhere Mächte - also blieb dem Tribun nichts, als die Arbeit seines Untergebenen zu überprüfen und wahrheitsgemäß Bericht zu erstatten.
    "Dann wollen wir mal sehen, Centurio!"
    erklärte er also und begann, die Milites genauer unter die Lupe zu nehmen.

    Der Petronier beschloss, dass er die Diskussion gewonnen hatte, als Commodus sich nicht mehr weiter dazu äußerte. Als "Preis" kam allerdings ein Gang, dem er wenig abgewinnen konnte - er war nie ein großer Freund von Meeresfrüchten gewesen und fand Austern eklig. So viel Kultiviertheit hatte der Alte ihm dann doch nicht vermitteln können.


    Anstatt sich also zu bedienen, fragte er überrascht:
    "Wie kommen frische Muscheln denn von Corsica bis hierher?"
    Er hatte schon einmal gehört, dass reiche Leute Eis aus den Bergen schlagen ließen, um Nahrungsmittel zu kühlen - aber von Corsica bis hierher war es ja doch eine ganz schöne Schiffsreise...

    Dass man sich auf andere verlassen musste, war wirklich ein Jammer - Lucius hasste es, seine Arbeit irgendwelchen Leuten anvertrauen zu müssen, von denen er nicht sicher war, wie zuverlässig sie waren.


    Widerstand rief allerdings die Bemerkung zur Angst hervor, weshalb er den Kopf schüttelte.
    "Angst mag für einen einfachen Soldaten wichtig sein."
    Das hatte ihm der Alte auch beigebracht - die Soldaten mussten ihren Centurio mehr fürchten als den Feind!
    "Aber ein intelligenter Offizier ist durch seine Rationalität allein vorsichtig - für ihn ist Angst nur ein Hemmnis in der objektiven Beurteilung der Lage. Natürlich darf er auch nicht überheblich sein, sonst schätzt er die Lage ebenfalls falsch ein. Aber ich bleibe dabei: Angst ist nur etwas für Menschen, die eine Situation nicht rational beurteilen können und sich deswegen auf ihre Instinkte verlassen müssen."
    Das ganze ließ sich natürlich auch auf den Fall mit der Getreideflotte anwenden:
    "Also würde ich sagen, dass es logisch ist, dass das Wetter unberechenbar ist und man deshalb umsichtig vorgehen muss. Einzuberechnen, dass ein Schiff nicht ankommt, ist Sache von Wahrscheinlichkeiten - nicht von irgendeinem unbestimmten Gefühl."
    Da Rom jedes Jahr Getreideflotten auf den Weg schickte, gab es ja glücklicherweise genügend empirisches Material, das der Petronier damals studiert hatte - und seine Vorgänger bei der Organisation hatten ja auch schon Kapitäne organisiert, die jedes Jahr unter Vertrag genommen wurde... insofern musste man ja auch nicht jedes Jahr das Rad neu erfinden!

    Natürlich schmeichelte es Lucius, dass der Helvetier seine Rechenkünste lobte - auch wenn das wohl die Fähigkeit war, für die er in seinem Leben am häufigsten gelobt worden war. Außerdem natürlich von seinem Alten, der das für nutzlose Philosophiererei gehalten hatte...


    Die Frage, die dann aber angerissen wurde, war dem Petronier ein bisschen zu spekulativ... dass nach drei Mahlzeiten - also 1-2 Tagen - oder spätestens nach 3-4 Tagen die Apokalypse ausbrach, war erstens ziemlich unpräzise und zweitens hatte er keine empirische Grundlage, die das bestätigte oder verneinte.
    "Naja, die Flotte bewegt sich sehr umsichtigt. Es ist unwahrscheinlich, dass sie komplett untergeht."
    erklärte er schließlich und dachte kurz nach.
    "Einzelne Verluste sind aber durchaus üblich, das ist richtig. Aber die Getreideflotte liefert wie gesagt nur ein Drittel des Bedarfs Roms, das heißt weitaus mehr Getreide kommt aus Italia, anderen africanischen Provinzen und aus dem Rest des Imperiums. Aegyptus ist sicherlich der wichtigste Lieferant, aber er ist kurzfristig nicht unersetzlich - im Zweifelsfall kann Rom auch Tribute erhöhen oder der Kaiser aus seinem Privatvermögen Getreide anderswo aufkaufen und nach Rom bringen."
    Er wischte sich seine Finger an der Serviette ab - auch er war fertig.
    "Trotzdem ist es natürlich eine große Verantwortung, da hast du Recht. Man denkt aber nicht die ganze Zeit daran, abgesehen davon ist die Flotte ja ein großes Unterfangen mit verteilten Verantwortlichkeiten und Aufgaben, sodass man sowieso nie allein an alles denken kann und muss. Aber Angst ist irrational, denn sie beruht auf Unwissenheit über die Zukunft, wie Epikur sagt."
    Ein echter Epikureer hätte gleich dazu sagen können, wo das stand - Lucius war aber kein großer Auswendiglerner, auch nicht bei der Philosophie-Vorlesung, die er in Alexandria besucht hatte.
    "Deshalb lasse ich davon nicht mein Handeln bestimmen. Dinge, die ich nicht wissen kann, muss ich nährungsweise erfassen und berücksichtigen. Dinge wie einen Sturm kann ich aber nicht vorhersehen und wenn, kann ich unmittelbar nichts dagegen unternehmen. Ich musste mich also allmorgendlich auf die erfahrenen Kapitäne verlassen, ob der Himmel nach Sturm aussah oder nicht und je nach dem auslaufen oder nicht. Den Himmel anstarren hilft weder dem Fortkommen der Getreideflotte, noch mir."

    Zitat

    Original von Marcus Octavius Maro
    Es wäre auch seltsam, wenn sie nichts gegen Christen hätten. Diese Sorte war immer unter besoderer Beobachtung. Maro glaubte nicht, dass diese Leute wirklich krimineller waren. Aber wenn man genauer hinschate fand man immer irgendwas. Parktischerweise führte die erhöhte Überwachung dieser jüdischen Sekte dazu, dass sie sich wahrscheinlich gesetzestreuer verhielten, als andere gruppen, die sich nicht ständig dem strengen Auge des gesetzes ausgesetzt fühlen mochten. Aber Cornicularius ging davon aus, dass jeder Bürgern, jeder Einwohner der Stadt am Tag drei, vier Gesetze brach ohne es zu merken.


    "Ein Mimenspiel wird denke ich auch nicht wirklich nötig sein. Ich werde mal im Carcer nachsehen gehen bei nächster Gelegenheit."


    Während der Cornicularius bestätigte, reifte in Lucius langsam ein Plan, wie er rational vorgehen musste: Zuerst war eine Kenntnis der Lage nötig - danach konnten sie erst sinnvoll agieren!
    "Tu das. Wir sollten versuchen herauszubekommen, was diese Christen tatsächlich treiben. Welche staatsfeindlichen Aspekte ihre Lehre hat - abgesehen von der Ablehnung von Opfern, die ja allgemein bekannt ist. Und was die Prätorianer gegen sie unternehmen - und letzteres möglichst unauffällig!"
    Sie durften ja keinen Verdacht erwecken...

    Sim-Off:

    Formatierungs-Tipp: Einfach auf den Button "Zitieren" rechts oben am betreffenden Posting klicken, dann hat man das Zitat direkt ;)

    Zitat

    Original von Marcus Octavius Maro
    Nun das würde zur Abwechslung ja nicht eine Intrige gegen den Geheimdienstchef des Reiches beinhalten. Angenehm.


    "Ich besorge dir die Informationen, Tribun. Stimmt was nicht mit dem Grundstück oder warum die Eile?"


    Lucius lächelte seinen Cornicularius etwas schief an.
    "Sagen wir so: Ich will seinen Wert etwas genauer taxieren. Ich frage mich nämlich, ob die Cohortes es nicht verkaufen sollten..."
    Wahrscheinlich würde Maro erraten können, wer das Grundstück kaufen wollte...


    Der Petronier war ein bisschen unschlüssig - es war nicht so einfach, Ermittlungen anzustellen, wenn kein Delikt bekannt war. Polizeiarbeit lief normalerweise andersrum.
    "Naja, hast du eine Idee, wie wir das in die Wege leiten? Kannst du feststellen, ob wir momentan Ermittlungen gegen Christen laufen haben oder vielleicht sogar gefangene Christen im Kerker?"
    fragte er deshalb und kratzte sich am Kinn.
    "Wie du schon sagst, müssen wir vorsichtig sein - ein Mimenspiel kann schnell auffliegen..."
    Sie durften sich keine Patzer erlauben!

    Lucius hasste es, durchschaut zu werden - und diesmal schien sein Gastgeber geradezu seine Gedanken gelesen zu haben. Natürlich wusste er, dass das nicht möglich war - irgendetwas musste ihn verraten haben, wahrscheinlich seine Mimik! Er musste wirklich lernen, sich besser im Zaum zu haben!


    Deshalb ging auf die Eselssache lieber nicht ein, sondern wandte sich den Rückfragen zur Getreideflotte zu - mit diesem Thema hatte er sich so intensiv beschäftigt, dass er sich sicher darin fühlte.
    "Natürlich, es muss ja nicht immer so ein Großprojekt sein!"
    antwortete er zuerst einmal geschmeichelt - er mochte es, wenn man ihn respektvoll behandelte.
    "Aus Alexandria trifft die Getreideflotte zweimal pro Jahr ein. In Säcken und Schiffen lässt sich die gelieferte Menge natürlich nur sehr unbestimmt beschreiben, denn das sind sehr relative Größen - ein Sack kann ja alle möglichen Größen haben und ein Schiff ebenfalls. Die Aigyptiai, mit denen die Getreideflotte das Getreide liefert, sind wohl die größten Schiffe der Welt - sie können Ladungen bis zu 50 Talenten transportieren!
    Den Tagesverbrauch kann ich auch nicht nennen - sicherlich lässt sich auch kaum kontrollieren, wer wie viel Getreide nach Rom importiert. Die Getreideflotte aus Alexandria liefert aber zweimal jährlich je etwa zehn Millionen Modii - der exakte Wert schwankt natürlich je nach Ernte und Verlusten beim Transport. Wenn wir rechnen, dass die beiden Flotten ungefähr ein Drittel des Jahresbedarfs Roms decken, dann sind das also..."

    Der Tribun runzelte die Stirn und verstummte - das war doch eine etwas unfangreichere Rechenoperation: 20 Millionen waren ein Drittel, also 60 Millionen der Gesamtbedarf, geteilt durch 365 Tage machte...
    "54790 Modii pro Tag. Wenn wir annehmen, dass ein Sack ungefährt 5 Modii hat, sind es also 10958 Säcke Getreide - gerundet also etwa 11000 Säcke. Oder wenn wir es in Thalassia, den etwas kleineren Schiffen der Navicularii rechnen..."
    Diese Schiffe hatten ein Fassungsvermögen von etwa 50000 Modii...
    "etwas mehr als ein Schiff. "
    Er lächelte zufrieden - seine Rechenkünste ließen ihn selten im Stich!

    Da der Optio auf Mission in Germania war, musste Centurio Falcidius Virginianus seine Centuria heute persönlich antreten lassen. Seine Männer sah er kaum - er war voll und ganz damit beschäftigt, im Stab irgendwelche Versorgungslogistiken zu organisieren, sodass der Tagesdienst nun durch den Tesserarius versehen wurde. Aber heute hatte Tribun Petronius, der Kommandeur der Kohorte, eine Inspektion der Männer anberaumt - das wollte er dann doch persönlich übernehmen!


    Als der Tribun also auf dem Exerzierplatz erschien - heute in voller Rüstung und mit Pythagoras, seinem Gladius, an der Seite - hatte der Falcidier seine Männer bereits auf den Platz gescheucht und befahl nun:
    "Milites in agmen venite! State!"


    Kommet herbei ;)

    Ziege und Esel? Lucius hatte nicht vermutet, dass die Wurst von solchen Viechern war - er kannte vor allem Schwein, Rind und Wild als Fleischproduzenten, in Germania vor allem Wild und Schwein. Wenn er an so einen Packesel dachte, kam ihm das Fleisch beim Kauen gleich ein bisschen zäher vor.
    "Natürlich."
    bestätigte er trotzdem mit halbvollem Mund und schluckte herunter - er musste ja zugeben, dass sie gut schmeckten, da war es unlogisch, wenn er jetzt ablehnte. Außerdem waren sie ja umsonst.


    "Das Vorgehen hört sich gut an. Du kannst mich gern erwähnen und ich kann dich auch im Organisatorischen unterstützen. Ich habe vor ein paar Jahren schon die Getreideflotte aus Alexandria organisiert - da dürfte eine Baustelle kein Problem sein!"
    Die Sache mit der Getreideflotte damals war seine bisher größte Leistung - auch wenn er damals natürlich nicht allein gearbeitet hatte, sondern die Annona-Verwaltung in Aegyptus und Italia ihn dabei unterstützt hatte. Trotzdem war er stolz darauf und wollte, dass sein neuer Verbündeter wusste, was er drauf hatte.

    Der Cornicularius klang vernünftig - die Obsession mit den Christen und die Frauenfrage waren wirklich die Schwachstellen, an denen sie arbeiten mussten. Nachdenklich rieb der Petronier sein Kinn und überlegte laut:
    "Vielleicht können wir Tiberius bei diesen Punkten packen... vielleicht können wir irgendwie Ermittlungen in Richtung der Christen ins Rollen bringen und sie als harmlos herausstellen - oder wir bringen ihn nochmal dazu, wegen der Frauenfrage zu explodieren, am besten in Anwesenheit anderer Offiziere."
    Natürlich brauchte man die richtigen Leute als Zeugen für sowas - das letzte Mal hatte sich ja auch niemand aufgeregt! Abgesehen davon stellte sich natürlich die Frage, zu welchem Anlass man diese Frauenfrage überhaupt thematisieren konnte...


    "Vielleicht sollte ich mit Iulius Licinus über die laufenden Ermittlungsergebnisse in Sachen Attentat reden. Wer weiß? Vielleicht können wir die Ermittlungen sogar an uns ziehen!"
    Er versuchter Mord lag immerhin generell in der Zuständigkeit der Cohortes Urbanae - zumindest wenn sich Anzeichen ergaben, dass es in dieser Sache nicht um die Staatssicherheit oder Hochverrat ging.


    Sim-Off:

    Achtung - den zweiten Handlungsstrang nicht übersehen ;)

    Vor kurzem hatte Lucius sich geschäftlich mit dem beachtlichen Immobilienbesitz der Cohortes Urbanae beschäftigt. Tatsächlich hatte er zuvor überhaupt nicht gewusst, dass seine Einheit eine ganze Menge an Grund in Rom und Umgebung besaß - wobei es logisch war, wenn man genauer darüber nachdachte: Die Cohortes waren über hundert Jahre alt und hatten immer wieder ihre Gestalt verändert - entsprechend hatten die Stadtpräfekten immer wieder mal Grundstücke erworben, um Castrae oder Stationes zu errichten. Abgesehen davon investierte nicht nur die römische Aristokratie ihr Vermögen gern in Immobilien - angesichts der ständigen Münzentwertung war es nur rational, Überschüsse in Sachvermögen zu stecken, damit es nicht weniger wert wurde. Also waren diverse Schenkungen und nicht angezapften Sterbekassen auch in Landbesitz in ganz Italia geflossen, das nun mehr oder minder gewinnbringend verpachtet wurde.
    Genau mit diesen Verpachtungen nun hatte der Petronier sich in den letzten Tagen beschäftigt und dabei nicht nur einige Ideen entwickelt, wie man die Einnahmen aus diesen Grundstücken maximieren konnte, sondern ebenso, wie er selbst ein bisschen was davon abzwacken konnte. Angesichts seines spärlichen Soldes schien es ihm sowieso nur angemessen, sich ein bisschen an den Reichtümern seiner Einheit zu bedienen, zu denen er ja immerhin beitrug.


    Was sein Interesse geweckt hatte, war ein Stückchen Land unweit des Fischerorts Pyrgi, einer Tochterstadt von Caere. Auch wenn Lucius seine Wohnung in der Insula in Transtiberim noch immer ausreichte, hatte er schon länger überlegt, ob er sich nicht mal Landbesitz zulegen sollte - zumal er von seinem Sold einiges angespart hatte. Das ausersehene Fleckchen Erde war nun recht günstig gelegen, hatte Anschluss zur Straße nach Caere und der Pachtvertrag lief aus. Es war nicht besonders groß, aber immerhin - und außerdem lag es in Nachbarschaft zu einer ganzen Reihe von Villen römischer Senatoren- und Ritterfamilien. Wenn er dort ebenfalls eine Villa erbaute, würde er in den Sommerferien also fast zwangsläufig von diesen Familien hier und da zum Essen eingeladen werden. Hier in Rom war er einer von Tausenden, aber dort in der italischen Pampa würde er als Eques selbst zwischen den Senatoren auffallen. Die Investition lohnte sich also weniger aus landwirtschaftlichen Gründen - davon hatte Lucius sowieso keine Ahnung - als aus politischen.


    Also musste er sein Vorhaben umsichtig vorbereiten. Und hatte beschlossen, dafür auch seinen Cornicularius ins Vertrauen zu ziehen - immerhin war der jetzt auch sein Klient und hatte sich seines Vertrauens als würdig erwiesen. Er rief also nach ihm und als Maro eintrat, erklärte er:
    "Octavius, ich habe einen Auftrag: Wie du weißt, bearbeite ich gerade die Verpachtungen der Grundstücke der Cohortes Urbanae."
    Auch bei dieser Aufgabe hatte der Octavier ihn in den letzten Tagen natürlich unterstützt.
    "Ich bräuchte nähere Informationen zu einem bestimmten Grundstück: Es liegt in der Regio VII unweit von Pyrgi und war bisher an einen..."
    Er sah noch einmal auf die Liste, die den Grundbesitz der Kohorten samt den wichtigsten Daten auflistete - natürlich geordnet nach den zehn Regionen, in die Augustus ganz Italia aufgeteilt hatte.
    "-Ovinius Naso verpachtet. Der Vertrag läuft dieses Jahr aus. Ich bräuchte alles, was du zu diesem Grundstück herausfinden kannst - Größe, Maße, Entfernung nach Caere und Pyrgi, was dort wächst, Bebauung etc. Am besten so schnell wie möglich!"

    Sim-Off:

    Ich mache das mal als neue, unabhängige Handlung ;)

    Rotwein mochte der Petronier noch weniger als Weißwein - aber auch das wollte er nicht zugeben, weshalb er sich den nächsten Wein kredenzen ließ. Er wusste schließlich, dass es da gewisse Konventionen gab, was man wozu trank - auch wenn er diese Konventionen zu Hause nie beachtete.
    "Ich kommandiere die Cohors XII."
    erklärte er und schnappte sich eine kleinere Wurst, um sie komplett in seinem Mund verschwinden zu lassen. In Mogontiacum hatten sie auch gerne schwere, fettige Speisen gegessen und Würste waren wohl eine Art Spezialität - Lucius hatte selbst in Rom kaum Würste in germanischer Qualität gefunden, wie seine Mutter sie gemacht hatte!
    "Wir sind momentan noch dabei, unsere Verluste durch den Sklavenaufstand aufzustocken - insofern ist es keine schlechte Idee, wenn man ein paar fähige Leute gewinnt."
    Die Cohortes Urbanae waren generell eine sehr beliebte Truppe, sodass es grundsätzlich nicht an Rekruten fehlte - aber festzustellen, wer wirklich fähige Leute waren, war ein rationaler Auswahlprozess. Da konnte die Erprobung durch den Straßenbau sicherlich nicht schaden!
    "Wann planst du die Sache zu beginnen?"
    Er schnabulierte ein Stück Kruste, die kross zwischen seinen Zähnen krachte, als er sie sorgfältig kaute.

    "Na, vorerst liegt der verletzte Bär in seiner Villa irgendwo auf dem Land und leckt seine Wunden."
    antwortete der Petronier im Bild seines Cornicularius - trotzdem hatte er natürlich Recht, dass sie zukünftig noch mehr auf der Hut sein mussten. Aber immerhin:
    "Der neue Tribun der Prätorianer, dieser Iunier, macht mir einen besseren Eindruck. Er hat sich damals auch für meine Erhebung in den Ritterstand stark gemacht. Und der neue Princeps Praetorii hat auch ein bisschen kooperativer gewirkt als der Tiberier. Vielleicht sollten wir die Zeit wirklich nutzen."
    Der Octavier war wirklich kein schlechter Berater - warum also ihn nicht weiter nutzen?
    "Was schlägst du konkret als Strategie vor?"

    Interessiert betrachtete Lucius das aufgetragene Wildschwein. Es roch köstlich und als es aufgebrochen wurde, zeigte sich auch noch eine aufregende Füllung - so ein raffiniertes Gericht hatte er schon seit Ewigkeiten nicht mehr gegessen!
    "Von allem etwas!"
    befahl er daher der Sklavin, bevor er sich wieder dem Gespräch widmete.
    "Es dürfte kein Problem sein, ein paar Soldaten abzustellen. Die Cohortes Urbanae sind zwar zahlenmäßig nicht so stark wie eine Legion, aber wir dürften ausreichend Ingenieure für eine Straßenreparatur vorrätig haben. Am besten, du schreibst eine offizielle Anfrage - ich kümmere mich dann darum, dass du die passenden Leute bekommst!"
    Formell musste der Präfekt das zwar abnicken - aber so wie der Petronier ihn kannte, würde er Pegasus informieren und dann tun, was er für angemessen hielt.