Beiträge von Lucius Petronius Crispus

    "Gut. Du musst bis auf weiteres auch nicht jeden Morgen bei mir zu Hause aufkreuzen - wir sehen uns ja sowieso in der Castra."
    bestätigte der Petronier zufrieden. Er hatte bisher noch gar keine Klienten gehabt und außerdem wenig für das nutzlose Ritual der Salutatio übrig - die meisten Klienten waren sowieso nutzlose Speichellecker, die sich jeden Tag irgendwelche Almosen abholen wollten.


    Damit war diese Sache abgehakt. Das mit der Beförderung würde er beizeiten in die Wege leiten.
    "Zurück zu Tiberius Verus - meinst du, wir sollten ihn im Auge behalten? Oder wen willst du auf Trapp halten?"
    Diese Frage hatte Maro in der Aufregung wohl ganz überhört.

    Sim-Off:

    siehe Control Panel ;)

    Bisher war das Menü exquisit - Lucius hemmte seinen Appetit deshalb in der Erwartung, dass noch etwas Besseres kam. Die Goldbrassen waren schon ein guter Anfang. Er bediente sich also auch daran, während Commodus begann, ihn zu den Cohortes Urbanae zu befragen.
    "Jeder Tribun ist für eine Kohorte zuständig unter Aufsicht des Praefectus Urbi. Je nach Interesse des Amtsinhabers haben wir mehr oder minder freie Hand, aber meistens mehr - der Präfekt ist ja auch für die gesamte Stadtverwaltung Roms verantwortlich."
    Er schob sich ein Stück Fisch in den Mund und kaute es runter, bevor er fortfuhr:
    "Die Rekrutierung erfolgt zentral über den Stab. Natürlich werden die Rekruten dann einer bestimmten Kohorte zugeordnet, aber Beschaffung, Nachschub und so weiter wird zentral organisiert."
    Das war ja auch rational - Parallelstrukturen waren nur teuer und nutzlos!

    "Du meinst, wir sollen diesen Tiberier aufmerksam beobachten? Oder was meinst du mit '"Wachen auf Trapp halten'?"
    fragte der Tribun ein bisschen verwirrt nach. Erst danach wurde ihm bewusst, dass sie ja immer noch nicht ausgeschlossen hatten, ob sie hier abgehört wurden oder ähnliches. Er biss sich also verärgert auf die Lippe und deutete auf die Tabula.


    Der zweite Kommentar war für Lucius leichter verständlich - auch er konnte diesen Punkt feststellen:
    "Die Augusta ist wirklich sehr... gewinnend."
    Da er annahm, dass Maro es vor allem um die Beförderung ging, beschloss er, seine Überlegungen diesbezüglich in die Wege zu leiten:
    "Da fällt mir übrigens ein: Wir arbeiten nun schon eine ganze Weile sehr erfolgreich und vertrauensvoll zusammen. Ich wollte dir daher anbieten, dich als meinen Klienten anzunehmen. Als dein Patron und mit der Unterstützung der Augusta könnte ich deine Karriere sicherlich zügiger befördern."
    Das war relativ direkt - aber Lucius war kein Freund von langem Geschwafel.

    Lucius hörte schweigend zu und bediente sich noch einmal am Wein. Die Rechtfertigungen des Helvetiers waren von ihm nicht von besonderem Interesse - Varia war tot und eine rationale Betrachtung schloss Commodus sowieso als Verdächtigen aus. Die einzig nützliche Information war vielleicht die, dass auch er es für unwahrscheinlich hielt, dass Varia allein diesen Aufstand losgetreten hatte. Aber wer? Die Prätorianer hatten offensichtlich niemals ein echtes Interesse daran gehabt, dieser Frage nachzugehen - obwohl es ganz eindeutig in ihren Zuständigkeitsbereich fiel. Vielleicht sollte Lucius sich doch selbst noch einmal darum kümmern...


    Was ihn direkt zur Frage der Feinde brachte:
    "Nun, erklärte Feinde habe ich keine."
    Wer erklärte einem schon die Feindschaft?
    "Aber als Tribun der Cohortes Urbanae würde sicherlich mancher Krimineller mich gerne tot sehen. Und diesem Tiberier habe ich auch immer Paroli geboten. Da ich annehme, dass er nicht besonders vernünftig ist, befürchte ich, dass ich für ihn auch so eine Art Feind bin."

    Lucius war nicht der Meinung, dass die Unsicherheit von Aussagen unter Folter eine moderne Auffassung war - sie war schlicht logisch. Denn jeder, der Schmerzen kannte, wusste, dass mancher alles mögliche erzählte, um sie loszuwerden! Es war eine simple Güterabwägung zwischen aktuellem Schmerz und zukünftigen Konsequenzen - zumindest für einen rationalen Menschen.
    "Ich war auch ein bisschen irritiert, dass du und Helvetius Varus zuerst als Strippenzieher verdächtigt wurden - wobei mir die Indizien nicht ganz klar waren - und dann plötzlich unwichtig waren. Aber da mir sowieso nicht eingeleuchtet hat, warum ihr ins Fadenkreuz der Prätorianer gerietet, habe ich nicht weiter darüber nachgedacht."
    Er griff nach einem der Hühnchen und brach ein Bein davon ab. Während er kaute, ließ er sich Wein nachschenken, um den Bissen dann herunterzuspülen.
    "Aber hättet ihr sachdienliche Hinweise geben können? Nach meinen Informationen war Varia doch ziemlich allein hier in Rom und hat sich... naja, sagen wir radikalisiert. Wir von der Kommission haben sie ja selbst befragt - meiner Einschätzung nach hatte sie einfach einen Schatten. Mir leuchtet nur nicht ein, dass sie so viele Menschen von sich überzeugen konnte!"
    Er griff nach dem zweiten, winzigen Schlegel.

    Zitat

    Original von Marcus Octavius Maro
    Nach der Audienz bei der Augusta betrat Maro das Officium des Tribun. Er war gespannt, was sein Vorgesetzter von der ganzen Sache halten mochte.


    Maro selbst hatte zwar auch die bestärkenden Worte der Augusta zum Schluss wahrgenommen. (Er würde sicherlich auf die angedeutete Beförderung zurückkommen)
    Jedoch erinenrte er sich auch an die deutliche Skepis, die die Gemahlin des Kaisers zu Beginn ausgestrahlt hatte.
    "Tribun?"


    Tribun und Cornicularius kamen gemeinsam vom Palatin zurück in die Castra. Lucius war eigentlich ganz guter Laune - er hatte das Gefühl, dass seine Botschaft angekommen war und da die Augusta sogar angedeutet hatte, dass sie für ihr Fortkommen sorgen würde, glaubte er sich sicher.
    "Ein gutes Gespräch, was meinst du?"
    fragte er deshalb zufrieden.

    Sim-Off:

    /Edit: Octavius verwechselt :P


    "Ja, wieso?"
    fragte Lucius irritiert zurück, nachdem der Iulier so begriffstutzig zurückfragte - er selbst fand den Namen ja auch dämlich, aber manche Eltern hatten offensichtlich einen seltsamen Humor. Ihm war es egal, solange der Pinarier ihn in Ruhe arbeiten ließ.


    Aber sie mussten offensichtlich auch nicht weiter diskutieren, denn Licinus verabschiedete sich direkt.
    "Bis zum nächsten Mal."
    erwiderte der Tribun somit knapp und wandte sich dann wieder seiner aktuellen Arbeit zu - das Klima zwischen Urbanern und Prätorianern schien mit den neuen Männern auf der anderen Seite tatsächlich wieder etwas angenehmer zu werden. Es blieb zu hoffen, dass sie nicht auch so arrogant wurden wie ihre Kameraden...

    Der Petronier war ein bisschen beeindruckt, als Commodus von seinen Leibwächtern erzählte - selbst die meisten Aristokraten hatten unfreie Custodes, im besten Fall entlassene Gladiatoren, meist jedoch einfach angeheuerte und trainierte Kräfte. Er selbst hatte Armin, der wie ein Bruder mit ihm aufgewachsen war - die Söhne von Prätorianern waren da schon eine andere Hausnummer!


    "Claudius Menecrates und Tiberius Verus sind tatsächlich erstaunlich gut miteinander ausgekommen."
    bestätigte Lucius dann, nachdem er ebenfalls etwas von dem Zwischengang genommen hatte.
    "Der Consul hat sich leicht manipulieren lassen von dem Wissen des Trecenarius. Tiberius Verus hat der Kommission die Zeugen serviert - dass es nicht sonderlich objektiv ist, sich nur auf Zeugen zu verlassen, die durch die Folterkeller der Prätorianer gegangen sind, liegt auf der Hand."
    Eine böswillige Verschwörung des alten Claudiers konnte der Tribun zwar nicht annehmen - aber manche ließen sich eben leicht manipulieren!

    Seine Rechnung ging scheinbar gleich doppelt auf - die Augusta war dankbar und Verus erlitt Schaden! Er hielt es zwar für hochgradig unrealistisch, dass sie etwas über die Centurionenposten wusste, aber so oder so war das wohl eindeutig eine Aufforderung, den Octavier zu belohnen.
    "Ich danke dir! Cornicularius Octavius wird zur Beförderung vorgeschlagen werden!"
    Das war vielleicht sowieso praktisch - irgendwie würde Maro diese Beförderung ja auch ihm verdanken! Vielleicht sollte er ihm anbieten, ihn als Klient aufzunehmen...

    Lucius war noch nie besonders gut darin gewesen, Schauspielerei zu enttarnen - er nahm also tatsächlich an, dass er sie überzeugt hatte oder ihr Misstrauen gegen einen Oberspitzel größer war als gegen dessen Denunzianten.
    "Ich danke dir ebenfalls. Wir hoffen, damit dem Kaiserhaus einen Dienst geleistet zu haben."
    Solche Ergebenheitsrhetorik war immer gut - vielleicht war das hier ja tatsächlich ein Karriereschub!

    Der Petronier hörte sich die Geschichte von Commodus schweigend an, während er ein bisschen an seiner Suppe löffelte - er hatte auf ein etwas dertigeres Mahl gehofft bei so einem reichen Typen! Die Geschichte stützte aber seine Vermutung, dass die Prätorianer kein Interesse an der Wahrheit hatten - erst vermuteten sie, dass die Helvetier und diese aufgeblasene Sergia der heimliche Kopf des ganzen Aufstands waren, dann interessierten sie sich plötzlich gar nicht mehr für sie. Es kam ihm fast ein bisschen so vor, als ob dieser Tiberier einfach nur einen Sündenbock suchte - zuerst die Helvetier, dann die Christen und am Ende jetzt die Frauen an sich! Sie mussten wirklich etwas zu bemänteln haben...
    "Ich denke nicht, dass ihr noch verdächtigt werdet - aber ihr solltet lieber auf der Hut bleiben. Die Prätorianer sind momentan unberechenbar und dieser Trecenarius ist ein Verrückter."
    So viel konnte er in dieser Situation wohl gefahrlos sagen...

    Der Petronier folgte Commodus in die Cenatio, wo die Vorspeise schon angerichtet war. Also stieg er direkt auf seine Kline und nahm Platz. Als der Helvetier dann zu sprechen begann, argwöhnte Lucius schon, dass er direkt Insider-Informationen hören wollte - immerhin hatten sie sich ja vorerst auf ein Informations-Netzwerk geeinigt! Aber praktischerweise war es gerade andersherum - der Senatorenenkel bot Informationen an!
    "Ja, deine Informationen wären sicherlich nützlich. Haben dich die Prätorianer übrigens befragt? Und wenn ja, was hast du ihnen erzählt?"
    Tiberius Verus hatte die Dinge ja immer recht klar präsentiert - aber von Anfang an hatte Lucius vermutet, dass der Trecenarius die Dinge immer so drehte, wie sie ihm passten. Etwas mehr zu wissen konnte sicherlich noch einmal nützlich sein, selbst wenn die Kommission ihre Arbeit offensichtlich abgeschlossen hatte...

    "Bei Absprachen kannst du dich entweder an mich wenden oder an Lucius Pinarius Pegasus."
    Das war der dienstälteste Tribun der CU, der oft in Vertretung des Präfekten das Kommando hatte - auch wenn das auch ein eher gemächlicher Typ war.
    "Generell kannst du dich aber auch direkt in der Stabsbesprechung vorsprechen, wenn du ein Anliegen hast, das die ganze Castra angeht."
    Die Stabsbesprechung fand regelmäßig statt und es nahm sowieso immer ein Stabsoffizier der Prätorianer teil - die CU waren ja nur eine Art Anhängsel der Schwarzröcke...
    "Das Valetudinarium, die Waffenkammer und so weiter sind meines Wissens anteilig besetzt - jede Einheit verwaltet ihre Kranken bzw. Vorräte selbst."
    Dafür waren die rund 1500 Mann ja genügend... - immerhin waren die meisten Immunes ja sowieso noch formell irgendeiner Centuria angegliedert.
    "Deine Aufgabe ist von unserer Seite eher die Kontrolle und Meldung, wenn irgendwo Probleme auftauchen. Wir erwarten also, dass du uns rechtzeitig über solche informierst und sonst dafür sorgst, dass die gemeinsam genutzten Einrichtungen der Castra Praetoria funktionsfähig bleiben."
    erklärte der Petronier geschäftsmäßig.

    Gegenseitiger Zuspruch war nicht unbedingt das, was Lucius brauchte - das nützte nichts und half niemandem. Sich gegenseitig zu informieren, klang schon interessanter. Er griff auch nach einem Ei - immerhin war es umsonst, während er die Pros und Contras abwog.
    "Ein Consular, soso..."
    dachte er dabei laut nach. Helvetius Commodus war der Sohn eines Prätorianerpräfekten und der Enkel eines Senators, der Klient des vorvorletzten Kaisers gewesen war. Der Ruhm der Familie war ein bisschen angestaubt, musste man also feststellen - Consul war insofern vielleicht ein bisschen weit gegriffen. Aber Chancen auf den Senat hatte der Kerl sicherlich...
    "Naja, miteinander Reden kostet nichts."
    Außer Zeit natürlich. Aber wenn es ihm zu aufwändig wurde, konnte er sich ja immer noch zurückziehen - das hier war ja kein Bündnisvertrag mit Rechtsansprüchen!
    "Von mir aus können wir uns gegenseitig auf dem Laufenden halten."

    Die Reaktion der Augusta gefiel Lucius gar nicht - anstatt hier als Denunziant aufzutreten, fühlte er sich jetzt fast wie ein Angeklagter: Sie unterstellte ihm interne Machtkämpfe und schien es sogar für möglich zu halten, dass er versucht hatte, den Tiberier umzulegen! Das ganze Gespräch schien von vornherein komplett in die falsche Richtung zu laufen!
    Daran konnte Maros umfangreicher Kommentar, der hervorragend die Position des Petroniers unterstrich - der Octavier war ein loyaler Untergebener! - , offensichtlich nichts ändern. Auch wenn er nicht sonderlich empathisch war, spürte er doch eine gewisse Feindseligkeit der Kaiserin! 'Da ihr ausreichend Zeit habt euch mit Staatsgeschäften zu befassen'... - er hätte sich doch direkt an den Kaiser wenden sollen!


    Jetzt hieß es, die Situation zu retten - denn die Vorwürfe der Augusta waren völlig ungerechtfertigt! Aber wie sollte er das dieser arroganten Schnepfe klar machen?
    Der Tribun atmete tief durch.
    "Der Mord an einem Senator ist ein Staatsgeschäft, das nicht in unseren Zuständigkeitsbereich fällt. Tiberius Verus hat diesen Fall selbst übernommen."
    erklärte er dann so ruhig, wie es ihm möglich war - wobei es ihm nicht ganz gelang, die Anspannung aus seiner Stimme zu verbannen.
    "Vom dem Anschlag auf ihn habe ich auch gehört, aber meine Anzeige hat natürlich nichts damit zu tun."
    Dass er nichts mit dem Mord selbst zu tun hatte, schien Lucius nicht erwähnenswert - denn erstens war es völlig irrational, wegen seiner Meinungsverschiedenheit einen Mord zu begehen, zweitens wäre es noch viel irrationaler gewesen, so einen Mord zuzugeben!
    "Dieser Anschlag ist tragisch, aber es erscheint mir sinnlos, deshalb diese gefährlichen Behauptungen zu verschweigen."
    Er machte eine kurze Pause, um die letzte Frage der Augusta so zu beantworten, dass die Tragweite von Verus' Worten deutlich wurde:
    "Die Beleidigung des Kaisers erfolgten wie gesagt im Zuge der Untersuchungskommission, namentlich in Anwesenheit des Consul, der Consulare Decimus Livianus und Purgitius Macer und einiger anderer wichtiger Persönlichkeiten. Konkret entlud sich diese Beschimpfung an der Befragung der ehemaligen Procuratrix deines Gatten, Sergia Fausta. Tiberius Verus kritisierte nicht nur den Umstand, dass der Kaiser sie beschäftigt hatte. In ihrer Anwesenheit - er beleidigte also auch eine Eques Imperii - begann er darüber zu schimpfen, dass Frauen generell unfähig wären und zu selbstsüchtig, arrogant und verantwortungslos wären, um irgendwelche Ämter zu nehmen. Dass der Kaiser also der Tradition seiner Vorgänger folgte, und Frauen zu Equites bestellte und in seiner privaten Verwaltung einsetzte, wäre eine Beleidigung des Mos Maiorum machten es einem aufrechten Römer schwer, ihm zu folgen."
    Er sah erwartungsvoll zu der jungen Frau, die dafür bekannt war, dass sie auch mal etwas unkonventionell war - solche Beleidigungen gegen ihr Geschlecht konnten ihr unmöglich egal sein!
    "Das ist in meinen Ohren geradezu ein Aufruf zur Rebellion gegen deinen Gatten. Deshalb konnte ich unmöglich die Füße still halten, selbst wenn er vorerst außer Gefecht ist."

    Mechanisch setzte sich Lucius auf den angebotenen Platz. Erst jetzt bemerkte er, dass er gar nicht wusste, was Maro der Kaiserin geschrieben hatte oder wie sie überhaupt Kontakt aufgenommen hatten. Aber im Grunde war das ja auch egal - denn was er ihr mitteilen wollte, war ja eben brisant und gefährlich, sodass die Ankündigung der Wahrheit entsprach.


    "Das ist korrekt."
    , leitete er so recht knapp seine Denunziation ein.
    "Ich, mein Cornicularius und mehrere angesehene Bürger wurden Zeugen von Aussagen, die unseren geliebten Kaiser nicht nur kritisieren, sondern ihn schwer beleidigen. Ihm wurde abgesprochen, ein echter Römer zu sein. Außerdem, dass er sogar unsere Ahnen verachtet."
    Er hatte sich seine Worte zurecht gelegt - er wollte ein bisschen Spannung aufbauen, wie er es bei Eumenius gelernt hatte. Zumindest dafür musste diese Rhetorik-Ausbildung ja nützlich sein!
    "Diese Beleidigungen kamen aus dem Mund eines Mannes, der das besondere Vertrauen des Kaisers benötigt. Und ich bezweifle, dass ein Mann für diesen Posten geeignet ist, der so über den Kaiser denkt."
    Wieder machte er eine Pause.
    "Ich bin zu dir gekommen, weil ich weiß, dass du ein offenes Ohr für jeden aufrechten Römer hast. Aufgrund der Vertrauensstellung des Täters und seinem Einfluss wollte ich zuerst deine Meinung hören, bevor ich jemanden beschuldige und der Kaiser mir nicht glaubt."
    Dass die Augusta alle möglichen Leute persönlich anhörte, wusste er spätestens, seit sie in der Principia der Castra Praetoria aufgetaucht war und dieser Optio Octavius Frugi bei ihr vorgeladen worden war. Hätte er gewusst, dass sie auch so viel mit dem Trecenarius zu tun hatte, wäre er vielleicht davor zurückgeschreckt - aber das wusste er nicht, weshalb er nun endlich verriet, wer dieser Kritiker war:
    "Es handelt sich um den Trecenarius Aulus Tiberius Verus. Er hat vor den Ohren des Consuls, mehrerer Consulare und angesehener Offiziere den Kaiser als verantwortungslos, traditionsvergessen und unaufrichtig beschimpft. Optio Octavius Maro kann das bezeugen."
    Er blickte kurz zu seinem Begleiter, der neben ihm bereit stand.
    "Selbst wenn er es nicht so meinte, ist es gefährlich, wenn ausgerechnet der Herr über den Geheimdienst des Kaisers sich so abfällig über seinen Dienstherrn äußert - und das vor so einem Publikum. Damit bietet er sich und seine Männer geradezu denen an, die sich gegen den Kaiser verschwören wollen und vor denen er ihn eigentlich schützen soll."
    Das war wohl das wichtigste Argument, das dem Petronier eingefallen war.

    Der Helvetier war grade heraus - eine Eigenschaft, die der Tribun sehr sympathisch fand. Andere hätten vermutlich langsam auf diese Frage hingearbeitet - Commodus fragte einfach direkt nach. Allerdings musste ein rationaler Mensch natürlich fragen, um was für eine Zusammenarbeit es sich hier handelte, denn davon hing ja ab, inwiefern er Interesse daran hatte - und bei jemanden, den man vor Jahren ein einziges Mal gesprochen hatte, ließ sich das auch schlecht ableiten.
    "Das hängt davon ab, was für eine Art von Zusammenarbeit oder Bündnis dir vorschwebt."
    , antwortete Lucius deshalb und sah den reichen Helvetier abschätzend an.
    "Vor allem stellt sich mir die Frage, welche Vorteile mir aus einer solchen Zusammenarbeit erwachsen könnten und was du im Gegenzug von mir erwartest."
    Das zumindest war aus seinen Augen entscheidend für ein Bündnis.