Zitat
Original von Marcus Octavius Maro
"Nun Tribun. Ich bin mir sicher, du hast einen Plan für diesen Feldzug ausgearbeitet, der alle Gelegenheiten für Hinterhalte und Engpässe einberechnet hat? Die Eventualität, dass uns Curator und Konsul in den Rücken fallen? Und so weiter? Der Tiberier ist Patrizier. Der Konsul ist Patrizier. Diese Leute halten zusammen. Solltest du also keinen gewitzten, wasserdichten Plan haben, darf ich mir respektvoll erlauben davon, den Kaiser wegen dieses Gequassels zu verständigen, abzuraten. Um dessen eigener Sicherheit willen. Der Trecenarius ist gefährlich. Auch für den Kaiser. Der Konsul und der Curator potentiell auch. Vergiss nicht: Sie haben es unterlassen sofort für den Kaiser einzustehen und sich damit mitschuldig gemacht. Von denen haben wir keine Rückendeckung zu erwarten. Der Imperator wäre nicht der erste, der der Garde zum Opfer fällt, wenn es hart auf hart kommt."
Er dachte kurz nach und blickte umher. Auch in der Castra konnten sie nicht völlig sicher sein, nicht belauscht zu werden. Und diesen Winkelzug bekam besser niemand mit.
Dann nahm er eine Schreibtafel.
Genaugenommen hatte Lucius noch gar nichts ausgearbeitet - er kam ja gerade erst von der Veranstaltung, die ihm die Achillesferse des Trecenarius gezeigt hatte! Aber die kritischen Fragen des Cornicularius regten den Petronier zum Nachdenken an: Es war korrekt, dass der Tiberier vielleicht sehr viel gefährlicher war, als er im ersten Moment realisierte - die Speculatores waren heimtückische Gestalten und dass niemand Einspruch erhoben hatte, machte die Sache nicht unkritischer...
Sein erster Gedanke war, persönlich um eine Audienz beim Kaiser zu bitten - dann konnte er sicher gehen, dass niemand seine Klage abfing oder dergleichen. Immerhin hatte er ja auch mindestens einen Zeugen, auf den er setzen konnte - Maro selbst - und vielleicht würde auch noch jemand gegen Verus aussagen... vielleicht Purgitius Macer oder so.
Als der Octavier dann aber extra-verschwörerisch tat und ihm die Tabula zuschob, kam ihm das doch ganz schon verschwörerisch zu. Genaugenommen stellte sich ihm die Frage, was das zu bedeuten hatte - ging Maro davon aus, dass sein Officium abgehört wurde? Und wenn ja, warum hatte er ihm das nicht gesagt? Der Tribun musste doch wissen, ob er sich in seinen eigenen vier Wänden sicher fühlen konnte!
Als er den Vorschlag gelesen hatte, sah er zuerst verwirrt auf - wieso ausgerechnet die Kaiserin? Er kannte sie nicht und sie war ihm noch nie besonders aufgefallen! Und würde ihm das überhaupt etwas nützen? Was würde der Kaiser denken, wenn diese brisante Information nur indirekt an ihn ging? Und welchen Vorteil hatte es im Gegensatz dazu?
Dann fiel es dem Petronier wie Schuppen von den Augen: Die Augusta war dafür bekannt, dass sie die Dinge ab und zu etwas unkonventionell nahm - der Hass des Tiberiers traf also die Augusta selbst! Das würde sie sicherlich zu einem nützlichen Verbündeten machen!
Mit leuchtenden Augen kritzelte Lucius seine Antwort auf die Tabula:
Es gäbe da allerdings trotzdem was, was du unternehmen könntest, wenn du dich in der Pflicht siehst: Die Kaiserin informieren. Damit es jemand wenigstens weiß.
[FONT=freestyle script, amaze]Organisiere mir eine Audienz bei der Augusta.
Prüfe, ob mein Officium irgendwie abgehört wird. Doppelte Wände oder so.[/FONT]
Er hielt dem Cornicularius die Tabula hin, damit er sie lesen konnte. Dann legte er sie zurück auf den Tisch und kratzte den Text sorgfältig aus. Dabei sagte er:
"Du hast recht. Es ist zu riskant."
Nur sicherheitshalber, falls sie wirklich abgehört wurden - das würde sich ja hoffentlich bald feststellen lassen für die Zukunft...