Beiträge von Lucius Petronius Crispus

    Der Tribun nahm auch einen Schluck Wein und hörte zu. Fast konnte man Mitleid mit dem Bürschchen bekommen, das hier in seiner Villa urbana saß und nichts außer unermessliche Reichtümer besaß, wie es aussah - hätte Commodus es nicht sehen können, hätte Lucius vielleicht sogar lachen müssen.


    "Mein Vater hat mir sein Land in Germania überschrieben."
    erklärte er, wie er zu seinem Rittercensus gekommen war - er hatte eben keine wahnsinnigen Latifundien geerbt! Zwar wusste er auch nicht, was genau er dem Helvetier damals erzählt hatte, aber bisher war das noch immer sein einziges Land, das es besaß... wobei er das bald ändern musste!
    "Ich wohne aber immer noch - oder wieder - in Transtiberim. Ist eine solide Wohnung zu einem guten Preis."
    Lucius war kein Verschwender - also hatte er bisher keinen Grund gesehen, in ein repräsentativeres Anwesen zu ziehen.
    "Sonst hat mir Tiberius Lepidus, mein Patron, zur Erhebung in den Ritterstand verholfen. Ich habe damals für ihn gearbeitet, wenn ich mich richtig erinnere."
    Das war lange her - Lucius kam es eine Ewigkeit vor!

    Scheinbar kannten sie sich nicht - gut! Nachdem der letzte neue Prätorianer einen recht guten Eindruck hinterlassen hatte, war Lucius aber geneigt, dem nächsten auch eine Chance zu geben - zumal es kein Fehler sein konnte, sich ein paar Netzwerke in Richtung der Schwarzröcke aufzubauen!
    "Bitteschön."
    antwortete er also auf die Frage nach der Zeit - auch wenn er eigentlich nie Zeit hatte. Mit einer Geste deutete er auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch und lehnte sich dann wieder zurück.
    "Was genau möchtest du absprechen?"
    Es war im Grunde logisch, was der Princeps Praetorii absprechen wollte - aber vielleicht hatte er ja ganz konkrete Fragen...

    Der Petronier verrenkte den Kopf, während er durch die Domus Augustana geführt wurde - seit seinem Tirocinium Fori bei Tiberius Lepidus, dem damaligen Quaestor, war er nicht mehr hier gewesen. Die Privaträume der Kaiserin hatte er sogar noch nie von innen gesehen! Die Architektur zeigte ihm wieder einmal, wie ärmlich seine eigene Herkunft im Gegensatz dazu war - er wohnte noch immer in den beiden Wohnungen in einer Insula irgendwo in Transtiberim (wenn auch mehr aus Geiz als aus Armut). Es war vielleicht wirklich an der Zeit, ein eigenes Haus kaufen - oder zumindest in eine größere, niedriger gelegene Wohnung zu ziehen!


    Vorher musste er aber diese Mission beenden. Er nickte also seinem Cornicularius zu und trat dann auf leisen Sohlen ein.
    "Ave, Augusta!"
    begrüßte er die Kaiserin respektvoll. Er war ihr noch nie so nahe gekommen und musste feststellen, dass sie sehr hübsch war - selbst wenn sie vor kurzem erst ein Kind herausgepresst hatte! Schöne Frauen irritierten Lucius immer - er fühlte sich von ihnen angezogen, sie machten ihn aber auch nervös und ängstlich, was ihm wiederum gar nicht gefiel. Sexuelle Anziehung war ihm zu irrational, dass er sich ihr einfach so hingeben konnte - vor allem gegenüber einer so viel höher gestellten Person!
    "Ich danke dir, dass du mich empfängst. Ich habe wichtige Informationen! Für dich und den Kaiser!"

    Zitat

    Original von Marcus Iulius Licinus
    Hinter dem cornicularius betrat auch Licinus das officium und blieb sehr gerade in der Tür stehen. Nicht im Stillgestanden jedoch, da die beiden Ränge ja vergleichbar waren. Er wartete bis man ihn ansprach.


    Lucius mochte es nie, wenn man den störte - aber als Tribun wurde man eben oft gestört. Also musterte er den Besucher und begrüßte ihn dann förmlich:
    "Ave, Iulius."
    Er wusste, dass der Iulier aus Germanien kam – er konnte sich aber nicht mehr erinnern, ob sie sich damals dort irgendwo begegnet waren. Aber vielleicht würde sein Besucher sich ja genauer erinnern.

    Zwar konnte Lucius sich nicht erinnern, dass Varus mit ihm vertrauter gewesen war als Commodus, aber alles in allem klang das, was er sagte, relativ rational - Vor allem gefiel ihm, dass Kommandos die Karten direkt auf den Tisch legte.
    "Das hört sich vernünftig an."
    bestätigte er also. Dann wartete eher, was als Nächstes kommen würde.

    Die Frage verstand Lucius nicht - was hatte der Rubikon mit ihrem Gespräch zu tun? Hätte er bei Xanthippus etwas besser aufgepasst, hätte er die Anspielung vielleicht verstanden, aber so verzog er nue misstrauisch die Miene. Die folgende Veständniserklärung passte wieder nicht in die Reihe, sodass er auch hier nicht recht wusste, was er sagen sollte - in seinen Augen war es aber bestimmt nicht sein Stolz, der zwischen ihnen lag, sondern das unlogische Verhalten der Schwarzröcke! Der arrogante Rat des Tiberiers schien da wie blanker Spott und brachte die Augen des Petroniers zum Blitzen - was wollte dieser Spinner mit viel zu viel Macht von ihm?


    Er griff unwillkürlich an die Stelle, an der Verus ihn angetatscht hatte und drehte sie leicht von ihm weg.
    "Du solltest auch aufpassen, Tiberius: deine schwarze Tunica macht dich nicht unverwundbar!"
    gab er schließlich zurück - und meinte es so: dem Kaiser würde es bestimmt nicht gefallen, wenn er erfuhr, wie sein Trecenarius über ihn dachte! Und dann würde er schnell weg vom Fenster sein und mit seinen einfachen Soldatenfreunden am Ende des Imperiums Wache schieben - da konnten ihn seine Speculatores und seine Abkunft aus einem verdorrten Patrizierhaus auch nicht schützen!

    "Hispanier ist gut."
    antwortete der Petronier und setzte sich. Seine Familie stammte aus Tarraco. Das sagte zwar nicht unbedingt etwas über die Qualität des Weines aus, aber Lucius verstand sowieso nichts von diesem Getränk.


    Was Commodus dann von sich gab, klang allerdings ziemlich dubios - Varus war gar nicht da? Er war nur der Strohmann gewesen? Das kam Lucius ziemlich unlogisch vor, denn er hatte sich ja kaum an den Mann erinnert, während der Enkel eines Senators doch etwas eindrucksvoller war. Oder hatte er irgendetwas von dem Gespräch vergessen, das ich ihn diese Einladung hätte ausschlagen lassen sollen?
    "Und warum hast du mich dann eingeladen?"
    fragte er deshalb, ohne sein Misstrauen zu verbergen.

    Sim-Off:

    Ich habe das jetzt auch nur spekuliert - ich hoffe, die Interpretation stimmt so :D


    Der Tribun nickte verstehend - es ehrte ihn ein bisschen, dass Silanus ihn so frühzeitig aufgesucht hatte! Dass er auf der anderen Seite schon wusste, wie hart das Regiment der Präfekten war, passte logisch betrachtet zwar nicht ganz dazu, aber auch das konnte er leicht abnicken - im Grunde konnte ihm das ja sogar egal sein! Mit seiner empirischen Erfahrung deckte es sich jedenfalls, denn sonst wäre auf seine Unkooperativität bei den Ermittlungen gegen seine Leute bestimmt mit mehr Nachdruck protestiert worden!


    "Da bin ich mir sicher. Vale!"
    bestätigte er dann die Verabschiedungsfloskel - bei den Stabsbesprechungen der CU war ja immer auch ein Tribun der Prätorianer dabei, da eben doch viel abgesprochen werden musste. Und auch sonst gab es immer mal wieder Kooperationen oder Reibungspunkte... zuletzt eher Reibungspunkte...

    Sim-Off:

    Wenn ich eine Stabsbesprechung starte, kannst du dich jederzeit gern dazu schreiben!

    Der Petronier leitete sofort die Identität seines Gastgebers ab, als dieser auf Wein und die Taberna zu sprechen bekam - also nickte er wissend, noch bevor Commodus seinen Namen genannt hatte.
    "Helvetius, schön dich wiederzusehen. Natürlich erinnere ich mich an dich."
    antwortete er dann, ohne auf das etwas unangenehme Thema einzugehen, dass sein Gegenüber der Besitzer einer Frau war, die immerhin hunderte Römer auf dem Gewissen hatte.


    Er gab dem Helvetier einen festen, fast schraubstockhaften Händedruck - seine Rechte funktionierte ja noch sehr gut, während die Linke seit dem Löwenbiss ein bisschen empfindlich war. Dazu bemerkte er ohne Umschweife:
    "Ich bin ein bisschen überrascht über den Rahmen unseres Treffens. Wo ist Helvetius Varus?"

    Als der Tribun in seiner Synthesis ins Peristyl kam, war er ein bisschen überrascht - man brachte ihn nicht in ein Triclinium und alles sah auch überhaupt nicht nach der Cena aus, die man ihm angekündigt hatte. Der Kerl, der dort in der Ecke saß, kam ihm allerdings schon irgendwie bekannt vor - ob das dieser Helvetius Varus war, der ihn eingeladen hatte?


    "Salve. Und vielen Dank für die Einladung."
    begrüßte er ihn deshalb, während Armin irgendwo in die Küche geführt wurde - hoffentlich stellte sich der vermeintliche Gastgeber noch vor, damit es nicht zu Peinlichkeiten kam!

    Sim-Off:

    Armin muss nicht gesondert gesimmt werden - ist nur ein NSC :P
    Und hoppla - ganz überlesen, dass ich dir auch hätte antworten sollen, bevor ich hier reinplatze ?(

    Generell war Lucius natürlich auch am Sklavenaufstand und seiner Aufklärung gelegen - er hatte nur keine Lust, sich deshalb mit den Prätorianern herumzuärgern und die Kommissionsarbeit hatte ihm auch nicht besonders gefallen.
    "Da bin ich ja gespannt, was deine Männer herausfinden."
    Eigentlich konnte er es auch ganz gut prognostizieren - der Trecenarius hatte ja keinen Zweifel daran gelassen, wen er verantwortlich machen wollte!


    Die nächste Frage zeigte, dass der Iunier wirklich neu war - und scheinbar nicht sehr gut gebrieft worden war!
    "Die Prätorianer sind für den Erhalt der Castra zuständig - wir sind ja quasi nur ein Anhängsel der Cohortes Praetoriae."
    Die Cohortes Urbanae führten ja auch die Zählung der Prätorianer fort und hatten eine wesentliche niedrigere Mannstärke - sie hatten überhaupt nicht das Personal, diese Festung zu unterhalten! Natürlich wurden seine Männer aber trotzdem regelmäßig für diese Arbeiten eingeteilt und dafür dem Princeps Praetorii überstellt - der Tribun musste dann aufpassen, dass die Herren in Schwarz seinen Leuten dann nicht einfach die Drecksarbeit aufbeummten!
    "Sonst verwalten wir unsere Kohorten recht autonom - unser Präfekt hat ja vor allem administrative Aufgaben und lässt uns freie Hand. Soweit ich weiß, ist das bei deiner Einheit ähnlich momentan."
    Soweit Lucius wusste, waren die aktuellen Prätorianerpräfekten auch mit allem Möglichen beschäftigt...

    "Unterschiedlich - in den meisten Fällen waren es aber keine neuen Zeugen, sondern solche, die Tiberius selbst vorgeschlagen hatte oder zumindest beischaffen sollte."
    Das war zugegebenermaßen nicht völlig unlogisch - immerhin hatten die Prätorianer in dieser Sache ja ermittelt! Trotzdem hatte man damit die eigene Arbeit quasi überflüssig gemacht, wie Lucius es befürchtet hatte - was sollte auch Neues herauskommen, wenn man dieselben Grundlagen nurzte und sich gegenüber den absurden Theorien des Trecenarius leichtgläubig zeigte?
    "Für die Ermittlungen waren die Prätorianer zuständig - wir waren nur teilweise an der Niederschlagung des Aufstands beteiligt."
    erklärte er dann wahrheitsgemäß. Zwar glaubte der Tribun nicht, dass das zur Objektivität der Ermittlungen beigetragen hatte, aber in diesem Fall war die Rechtslage wohl völlig eindeutig.

    Der Petronier war einigermaßen beeindruckt von der Villa des Helvetiers und sah sich neugierig um, während man ihn ins Atrium führte. Dort stand bereits ein Sklave bereit und begrüßte ihn, was Lucius höflich erwiderte:
    "Dann lasse ich ihn da. Oder in der Culina, wie er will."
    Armin kam sehr gut alleine zurecht und so ein nobles Haus hatte bestimmt mehr als genug Sklaven, die ihn besser bei Tisch bedienen konnten als sein Diener und Freund - abgesehen davon würde es dem Germanen in der Küche sicher besser gefallen als zwischen Aristokraten und solchen, die es werden wollten...

    Zitat

    Original von Lucius Iunius Silanus
    "Sei unbesorgt Petronius. Wir haben hierzu wohl in etwa die gleiche Meinung. Ich werde die Sache im Auge behalten."


    Silanus bekräftigte diese Zusage mit einem nicken und machte dann einen Schluck aus seinem Becher, bevor er eine weiter Frage stellte. Der Tribun hatte nämlich diese Ermittlungskommission angesprochen von der Silanus zwar gehört, aber bisher wenig erfahren hatte. Zwar saß sein Patron in der Kommission, aber dieser hatte in den letzten Tagen kaum Zeit für ein Treffen gehabt. Vielleicht konnte er daher vom Petronier etwas mehr erfahren.


    "Wo du diese Kommission ansprichst. Soweit ich gehört habe, war das im Senat verkündete Ergebnis eher enttäuschend und für einige sogar Skandalös. Was war den nun eigentlich euer genaues Untersuchungsergebnis und wie stehst du selbst dazu?"


    Der Tribun nickte - Iunius Silanus war möglicherweise wirklich ein geeigneter Verbündeter! Also war es auch logisch, dem Mann ein bisschen entgegen zu kommen und ihm ein paar Insider-Informationen zukommen zu lassen! Diese Kommission war ja sowieso eine Farce!
    "Ich weiß auch nur das, was im Senat besprochen wurde. Der Consul hat bisher keine Abschlusssitzung anberaumt und scheinbar allein mit dem Trecenarius das Ergebnis festgelegt. Tiberius Verus hat-"
    Lucius stockte - Silanus war selbst Prätorianer und hatte sicherlich auch ein Interesse, dass die Interpretation seiner Truppe sich durchsetzte - er musste also vorsichtig sein!
    "Die Auswahl der Zeugen war streckenweise ein bisschen komisch und die Befragungen oft chaotisch. Es wundert mich aber trotzdem, dass ausgerechnet eine Zeugin, die nach den Ergebnissen der Ermittlungen nichts mit dem Sklavenaufstand zu tun hatte, die Interpretation des Aufstands am maßgeblichsten beeinflusst hat."


    "Meines Wissens zeichnet diese Sekte sich nicht unbedingt durch Aggressivität aus. Sie beten einen Gott an, der von Liebe predigt und am ENde von unserem Präfekten hingerichtet wurde und seine Anhänger tun es ihm seither immer wieder nach. Nicht unbedingt die Menschen, die einen Aufstand planen, würde ich sagen..."
    Die Christen waren in seinen Augen Schwächlinge - dass sie die römischen Götter verachteten, hätte sie in Lucius' Augen ja sogar sympathisch gemacht, wenn sie nicht einen noch absurderen Gott verehren würden.
    "Solange ich hier im Dienst bin, gab es auch nie Probleme mit ihnen. Es ist sicher kein Fehler, diesen Mann genauer zu beobachten - ich habe bei der Ermittlungskommission zum Sklavenaufstand den Eindruck gehabt, dass er sich nicht so recht im Griff hat."

    Zitat

    Original von Marcus Octavius Maro
    "Nun Tribun. Ich bin mir sicher, du hast einen Plan für diesen Feldzug ausgearbeitet, der alle Gelegenheiten für Hinterhalte und Engpässe einberechnet hat? Die Eventualität, dass uns Curator und Konsul in den Rücken fallen? Und so weiter? Der Tiberier ist Patrizier. Der Konsul ist Patrizier. Diese Leute halten zusammen. Solltest du also keinen gewitzten, wasserdichten Plan haben, darf ich mir respektvoll erlauben davon, den Kaiser wegen dieses Gequassels zu verständigen, abzuraten. Um dessen eigener Sicherheit willen. Der Trecenarius ist gefährlich. Auch für den Kaiser. Der Konsul und der Curator potentiell auch. Vergiss nicht: Sie haben es unterlassen sofort für den Kaiser einzustehen und sich damit mitschuldig gemacht. Von denen haben wir keine Rückendeckung zu erwarten. Der Imperator wäre nicht der erste, der der Garde zum Opfer fällt, wenn es hart auf hart kommt."


    Er dachte kurz nach und blickte umher. Auch in der Castra konnten sie nicht völlig sicher sein, nicht belauscht zu werden. Und diesen Winkelzug bekam besser niemand mit.


    Dann nahm er eine Schreibtafel.


    Genaugenommen hatte Lucius noch gar nichts ausgearbeitet - er kam ja gerade erst von der Veranstaltung, die ihm die Achillesferse des Trecenarius gezeigt hatte! Aber die kritischen Fragen des Cornicularius regten den Petronier zum Nachdenken an: Es war korrekt, dass der Tiberier vielleicht sehr viel gefährlicher war, als er im ersten Moment realisierte - die Speculatores waren heimtückische Gestalten und dass niemand Einspruch erhoben hatte, machte die Sache nicht unkritischer...


    Sein erster Gedanke war, persönlich um eine Audienz beim Kaiser zu bitten - dann konnte er sicher gehen, dass niemand seine Klage abfing oder dergleichen. Immerhin hatte er ja auch mindestens einen Zeugen, auf den er setzen konnte - Maro selbst - und vielleicht würde auch noch jemand gegen Verus aussagen... vielleicht Purgitius Macer oder so.


    Als der Octavier dann aber extra-verschwörerisch tat und ihm die Tabula zuschob, kam ihm das doch ganz schon verschwörerisch zu. Genaugenommen stellte sich ihm die Frage, was das zu bedeuten hatte - ging Maro davon aus, dass sein Officium abgehört wurde? Und wenn ja, warum hatte er ihm das nicht gesagt? Der Tribun musste doch wissen, ob er sich in seinen eigenen vier Wänden sicher fühlen konnte!


    Als er den Vorschlag gelesen hatte, sah er zuerst verwirrt auf - wieso ausgerechnet die Kaiserin? Er kannte sie nicht und sie war ihm noch nie besonders aufgefallen! Und würde ihm das überhaupt etwas nützen? Was würde der Kaiser denken, wenn diese brisante Information nur indirekt an ihn ging? Und welchen Vorteil hatte es im Gegensatz dazu?
    Dann fiel es dem Petronier wie Schuppen von den Augen: Die Augusta war dafür bekannt, dass sie die Dinge ab und zu etwas unkonventionell nahm - der Hass des Tiberiers traf also die Augusta selbst! Das würde sie sicherlich zu einem nützlichen Verbündeten machen!


    Mit leuchtenden Augen kritzelte Lucius seine Antwort auf die Tabula:

    Es gäbe da allerdings trotzdem was, was du unternehmen könntest, wenn du dich in der Pflicht siehst: Die Kaiserin informieren. Damit es jemand wenigstens weiß.


    [FONT=freestyle script, amaze]Organisiere mir eine Audienz bei der Augusta.
    Prüfe, ob mein Officium irgendwie abgehört wird. Doppelte Wände oder so.[/FONT]


    Er hielt dem Cornicularius die Tabula hin, damit er sie lesen konnte. Dann legte er sie zurück auf den Tisch und kratzte den Text sorgfältig aus. Dabei sagte er:
    "Du hast recht. Es ist zu riskant."
    Nur sicherheitshalber, falls sie wirklich abgehört wurden - das würde sich ja hoffentlich bald feststellen lassen für die Zukunft...

    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI


    ERNENNE ICH
    MARCUS OCTAVIUS MARO


    MIT WIRKUNG VOM
    PRIDIE NON APR DCCCLXVIII A.U.C. (4.4.2018/115 n.Chr.).


    ZUM
    CORNICULARIUS TRIBUNI - COHORTES URBANAE


    Lucius Petronius Crispus

    Lucius hatte einen Brief erhalten, den er nicht so richtig einordnen konnte - nach einigem Nachdenken war er darauf gekommen, dass das der Vorbesitzer von Varia gewesen war. Die Prätorianer hatten ihn der Drahtzieherschaft am Aufstand verdächtigt, aber das war wahrscheinlich ein ebenso absurder Verdacht wie die Sache mit der Königin Sergia Fausta. Was Helvetius Varus mit ihm zu tun gehabt hatte, wusste er aber wirklich nicht mehr - ihr Aufeinandertreffen war ja doch eher kurz gewesen und Greta hatte sich ihm deutlich stärker eingebrannt!
    Dafür erinnerte er sich an den Namen Helvetius Commodus - nicht nur von den Aufstandsermittlungen, sondern auch von dem Gespräch, das er mit dem Kerl in der Taverna Apicia geführt hatte. Und das war auch der Grund, warum er heute doch erschien - immerhin wollte er in der römischen Gesellschaft etwas besser Fuß fassen und was war da besser, als beim Enkel eines Senatoren zum Abendessen zu erscheinen?


    Der Petronier erschien also in einer neu gekauften, grünen Synthesis und mit Armin im Schlepptau - als nobler Herr hatte man ja immer einen Sklaven bei sich - zur verabredeten Zeit am verabredeten Ort.

    Zitat

    Original von Aulus Tiberius Verus
    Dann zog sich Verus in Richtung Petronius Crispus zurück, um eine Sache zu klären. Mit leisen Schritten näherte sich Verus heimtückisch und schob die hübsche Sklavin schlicht zur Seite, so dass der Petronier direkt in den Angesicht des Tiberius blicken musste. "Petronius," grüßte Verus mit einem selbstgerechten Lächeln, welches wirklich schlangenhaft war. "Ich denke, dass ich mich bei dir entschuldigen muss," begann der Trecenarius mit einer Lüge. Natürlich musste er sich nicht entschuldigen aber immerhin war es eine gute Einleitung, um mit einer wichtigen Sache zu beginnen. Wie er den Petronius einschätzte, wollte dieser Macht und Einfluss, weil er dieser nicht ganz unwillig zum Machthunger stand. Sich zu entschuldigen gab dem anderen das Gefühl von Dominanz, welches ähnliche Persönlichkeiten sehr schätzten. Es war ein Spiel der falschen und manchmal wahren Worte. "Unser Ton war mitunter sehr hart und ich möchte nicht, dass sich eine Feindschaft etabliert," erklärte Verus mit dem Versuch einer menschlichen Regung in seinen Augen, welche scheiterte, da seine Augen einfach leer blieben. "Auch mein emotionaler Ausbruch im Zuge dieser Furie von Frau, sollte nicht zwischen uns stehen, da wir in Zukunft sicherlich zusammenarbeiten...," wählte der Tiberius seine Worte möglichst wenig betont, bevor er den Satz betonter abschloss: "...müssen." Ja, sie mussten es, ob sie nun wollten oder nicht. Es ging schlicht darum, die Fronten zu klären und eine Arbeitsebene zu etablieren, die brauchbar für die Prätorianer war. Vielleicht ließ sich der Petronius mit geschickter Wortwahl eines Tages in die richtige Richtung lenken. Verus wollte sogar, dass der Petronius sich sicher fühlte und eventuell zum Angriff überging, damit die Waffen bekannt waren. Manchmal musste man sich entblößen, einen eigenen Fehler benutzen, um doch noch einen Sieg zu etablieren, weil der Gegner in seiner siegestrunkenen Größe stolperte. Und dieses Stolpern-Lassen konnten die Prätorianer gut. Ausgesprochen gut. Verus war nicht eitel und so denn war auch Verus bereit, erheblich einzustecken und ein wenig Schmutz im Angesicht zu erhalten. Vielleicht war dies die größte Stärke des Tiberius: Er konnte Dinge aushalten. "Du bist der erfahrene Offizier," teilte Verus mit und hoffte damit gewisse Eitelkeiten zu bedienen.


    Gerade als Lucius sich fragte, wie die Sklavin mit ihrem freundlichen Lächeln wohl dreinschauen würde, wenn er ihr hier und jetzt die Kleider vom Leib schnitt, schob sich die unattraktivste Aussicht in sein Blickfeld, die diese Feier impetto hatte - der Trecenarius! Schon sein widerliches Lächeln ließ die Ader an seiner Schläfe pulsieren und auch das dahergeredete Entschuldigungsgebrabbel interessierte ihn nicht - als ob er mit seinen staatsfeindlichen Bemerkungen Lucius beleidigt hätte und nicht den Kaiser!
    "Du solltest dich beim Kaiser entschuldigen, nicht bei mir."
    erwiderte er also und verschränkte die Arme vor der Brust. Sein Gesicht war eine Mauer, durch die auch das ziemlich schäbig angehängte Kompliment nicht drang - er war kein Idiot, den man mit diesem halbherzigen Geschmeichel kaufen konnte!
    "An mir wird es sicherlich nicht liegen."
    antwortete er deshalb kühl.