Beiträge von Lucius Petronius Crispus

    "Optio Octavius Maro kommandiert derzeit auch direkt seine Centuria."
    warf auch Lucius ein und zuckte mit den Schultern.
    "Er ist aber noch nicht so alt, soweit ich weiß. Insofern weiß ich nicht, ob er genug Erfahrung für einen Centurio hat."


    "Generell werden wir schon werben, aber es wird trotzdem Zeit brauchen, bis die Verluste ausgeglichen sind. Wir sollten beim Schreiben der Dienstpläne auf jeden Fall daran denken. Und vielleicht zeitnah eine kleine Werbe-Aktion starten. Nach dem Aufstand könnte es einen patriotischen Schub in der Stadt geben, sodass sich vielleicht ein paar junge Männer freiwillig melden."
    Der Petronier hörte zu - dieser Pegasus hatte vielleicht nicht ganz dumme Ideen. Es war zwar unlogisch, dass man sich von einem Einzelereignis, das wohl eher Zufall oder Pech war als sonst etwas, bei seiner Lebensplanung beeinflussen ließ. Aber wie er schmerzlich hatte lernen müssen, dachten die meisten Menschen völlig unlogisch - es wunderte ihn also nicht, wenn die Idee des Tribuns stimmte.
    "Prüft auf jeden Fall die Optionen in euren Einheiten und gebt Bescheid, wenn es Kandidaten gibt. Ich werde dem Ab Epistulis dann schreiben, wie viele Centurionen wir brauchen."
    Noch einmal überlegte Lucius, ob es in seiner Truppe jemanden gab - aber er kannte die Einheit einfach nicht gut genug...


    "Dann wurde ich informiert, dass der Kaiser eine Gedenkveranstaltung für die Gefallenen auf dem Marsfeld abhalten will. Er wird dabei Auszeichnungen vergeben und uns-"
    Pegasus sah zum dem Prätorianer-Tribun, der heute seitens der Schwarzröcke zu Gast war.
    "und unsere Kameraden von den Prätorianern für unseren Einsatz ehren. Wir müssten das vorbereiten."
    Kurz überlegte Lucius - eine Veranstaltung mit dem Kaiser zu planen war sicherlich sehr aufwändig. Andererseits war es sicherlich klug, dem Kaiser aufzufallen, wenn er voran kommen wollte - also entschied er spontan:
    "Ich könnte das übernehmen!"

    Die Aussage klang wieder einmal ziemlich unpräzise. Er selbst war noch nicht lange in Rom und außerdem interessierte er sich - bisher zumindest - nicht sehr für Klatsch und Tratsch. Dass man auf der Straße allerdings mehr über Morde angesehener Römer wusste als in der Castra Praetoria, machte ihn doch ein wenig misstrauisch. Vielleicht war es doch klug, die wichtigsten Gerüchte in Rom etwas mitzuschneiden...


    Aber dieser Frage konnte der Tribun auch später nachgehen. Jetzt musste er mit diesem komischen Prätorianer fertig werden:
    "Wenn du genau weißt, zu welchen Zeiten und Orten die Morde geschahen, wirst du sicherlich bereits wissen, welche Milites dazu ermittelt haben."
    kombinierte er.
    "Wenn nicht, kannst du mir eine Liste mit ihren Namen geben und ich werde sehen, wer dafür zuständig war."
    Wachpläne herauszugeben fand der Petronier zumindest ein wenig affig.
    "Will heißen: Ich helfe dir, solange ich den Eindruck habe, dass diese Unterstützung keine reine Zeitverschwendung ist. Ich denke, darunter fällt eine Diskussion zwischen Speculatoren und Cohortes Urbanae, welche Offiziere zu welchem Zeitpunkt über laufende Ermittlungen zu informieren sind. Ich denke, wir werden das intern klären. Daraus folgt, dass du dich nicht durch unsere Befehle und Dienstpläne quälen brauchst. Bleibt also das Verhör meiner Männer. Hatte ich dich nicht bereits zu Octavius Maro geschickt? Was versprichst du dir von einem weiteren Verhör?"
    Auf keinen Fall wollte der Tribun seine Männer allein den Speculatores zum Fraß vorwerfen - also musste er versuchen, seinen Zeitaufwand dahingehend zu minimieren.

    "Stertinius Quartus wird den teilnehmenden Einheiten kollektiv eine Phalera verleihen. Außerdem werden alle, die sich hervorgetan haben, nochmals separat ausgezeichnet werden. Am besten alle Kohorten reichen mir bis morgen eine Liste ein."
    bemerkte Pegasus zu Antoninus' Empfehlung. Dann waren die übrigen Tribune mit ihren Kohorten an der Reihe. Sie hatten fast gar keine Toten - Lucius "führte" mit seinen 38 Gefallenen. Pegasus runzelte deshalb ein wenig die Stirn und sprach den Petronier direkt an:
    "Wie kam es zu so hohen Verlusten bei der XII?"
    Das hatte Lucius schon befürchtet - obwohl es ihn eher zornig als nervös machte, denn hier wurden natürlich wieder Äpfel mit Birnen verglichen, wie Xanthippus das genannt hatte:
    "Im Gegensatz zur Cohors XIII standen unseren Kräften eine größere Abteilung Gladiatoren gegenüber, die deutlich höhere Kampferfahrung hatten. Die anderen Kohorten haben hauptsächlich das Gebiet abgesperrt, deshalb hatten sie geringe Verluste. Meine Männer haben ihr Bestes ge-"
    "Danke, ist gut."
    unterbrach ihn Pegasus und der Petronier verschluckte seinen letzten Satz. Wenn er genauer darüber nachdachte, hätte er vielleicht wirklich klüger agieren können, wenn er die "Vorhut" häufiger ausgetauscht hätte - aber er hatte noch nie eine Schlacht geschlagen. Und wer machte schon von Anfang an alles perfekt? Aber wenn die anderen Tribunen ihn nicht weiter fertig machen wollten, war das ja umso besser...


    Tatsächlich begann der Pinarier direkt zum nächsten Punkt:
    "Wir werden dafür sorgen müssen, dass diese Verluste ausgeglichen werden. Petronier hat ja schon vorgeschlagen, interne Versetzungen vorzunehmen. Die gefallenen Offiziersstellen müssen ebenfalls neu besetzt werden. Vielleicht lassen sich von den Legionen einige Stellen besetzen, ein paar werden aber auch intern befördert werden. Gibt es hierfür Vorschläge?"

    Lucius hatte nicht mehr erwartet, dass der Prätorianer seine Meinung änderte - doch er irrte sich... Was der Centurio ihm dann allerdings erzählte, klang irgendwie komisch: Eine Meuchelmörderin - und Amazone, wie sich gezeigt hatte - als Marionette eines Römers? Die Rede von Mördern, getarnt als Sklaven war ebenfalls etwas unpräzise, denn niemand war ja "nur" Mörder - das war ja kein Beruf - sondern immer auch etwas anderes, sodass sich die Frage stellte, ob es mörderische Sklaven waren oder vermeintliche Sklaven, was aber die Frage stellte, warum man sich als Sklave ausgeben sollte - Lucius konnte sich nicht vorstellen, wo es ein Vorteil sein sollte, Sklave zu sein.


    Die nächste Erklärung hinkte aber auch: Dieser Manius musste herausfinden, wer bei Morden ermittelt hatte, weil Berichte fehlten - da stellte sich doch die Frage, woher der Centurio von den Morden überhaupt wusste! Und überhaupt ging der Petronier davon aus, dass es in Rom mindestens zehn Morde gab, wegen der überhaupt niemand ermittelte - die Cohortes Urbanae waren eine lächerlich kleine Polizeitruppe für eine Millionenstadt und die Gesellschaft interessierte es auch nicht, wenn irgendwelche Niemande ins Gras bissen, schon gar nicht in der Subura.
    Trotz der Kooperationsbereitschaft des Prätorianers blieb der Tribun also weiter misstrauisch.
    "Woher weißt du denn von den mindestens zehn Morden, wenn nicht von den ermittelnden Milites?"
    sprach er deshalb den ersten Punkt kritisch an.

    Na also - dass dieser Kerl sich weigerte, Informationen herauszurücken, war kein Hinweis auf Verschwiegenheit, sondern darauf, dass er nichts Handfestes hatte! Und wie versuchte er sich herauszureden? Mit Drohungen!
    "Das kannst du gerne tun!"
    antwortete er also und seine Augen blitzten zornig auf. Er war relativ neu hier, aber diese Geschichte hier war so unlogisch, dass er nicht glauben konnte, dass das wirklich durchging: In Rom hatten sich tausende Sklaven erhoben, die Cellae der Prätorianer waren voll mit Gefangenen, die sie in den drei Tagen des Aufstands dingfest gemacht hatten. Es gab 300 Speculatores und die hatten nichts Besseres zu tun, als ausgerechnet unbescholtene Soldaten der Cohortes Urbanae zu beschatten?


    Als der Albinier noch einmal rückfragte, zögerte Lucius trotzdem kurz. Er war überzeugt, dass all das hier völliger Unsinn war - aber wenn der Praefectus Praetorio mit seinem Chef sprach, würde es dann um Fakten gehen? Wie er gelernt hatte, hatte Politik in aller Regel nichts mit Fakten zu tun - es ging um Gefälligkeiten und Beziehungen, nichts anderes...
    "Ich unterstütze dich gerne. Aber nur, wenn ich weiß worin. Solange du mir nicht sagst, was genau meine Männer mit diesem Aufstand zu tun haben, ist es meine Aufgabe, sie nicht unnötig von ihrer Arbeit abzuhalten und ihren Ruf zu bewahren."
    Jeder wusste, dass ein Verhör weniger vom Verhörten als vom Verhörer gesteuert wurde - Lucius hatte selbst in Alexandria gelernt, wie man Geständnisse erpresste und Verdächtigen Fallen stellte.


    Aber er würde diesen Maro selbst verhören müssen - ein bisschen verunsicherte die Selbstsicherheit des Centurios ihn dann doch...

    Kurz nach dem Sklavenaufstand wurde wieder eine Stabsbesprechung einberufen. Wie so oft war der Praefectus Urbi nicht dabei - er hatte parallel eine Besprechung mit dem Curator operum publicorum, der unter anderem für Wiederaufbauarbeiten öffentlicher Gebäude zuständig war, die während des Aufstands in Flammen aufgegangen waren. Also übernahm - wie üblich - der dienstälteste Tribun die Leitung der Sitzung, also Lucius Pinarius Pegasus*.


    Dem petronischen Tribun war es ziemlich egal - er war kein besonders geselliger Mensch und hatte weder zu Stertinius Quartus, noch zu Pinarius Pegasus eine besondere Bindung oder Abneigung entwickelt, die den Dienst irgendwie beeinflusst hätte. Nur den Namen von letzterem fand er ein bisschen komisch - war Pegasus nicht das geflügelte Pferd aus der griechischen Mythologie? Völliger Unsinn natürlich, denn ein Pferd war viel zu schwer, um zu fliegen - Flügel hin oder her. Aber irgendwie fand Lucius, dass der Name zu dem rundlichen Tribun passte, der auch nach höherem strebte, aber immer noch bei den Cohortes Urbanae versauerte.


    "Meine Herren, danke fürs Kommen."
    begrüßte Pegasus seine Kollegen über dem Kartentisch.
    "Stertinius Quartus hat mich beauftragt, diese Sitzung zu leiten. Vor allem müssen wir natürlich über den Sklavenaufstand sprechen: Die Verluste waren teilweise immens - können die betreffenden Kohorten noch einmal kurz ihren Statusbericht abgeben?"
    Er sah fragend in die Runde. Lucius beschloss, den Anfang zu machen - auch wenn seine Kohorte eigentlich die dritte war:
    "Die Cohors XII hatte 38 Tote und 62 Verletzte. Davon sind zwei ihren Wunden erlegen, 19 dauerhaft dienstunfähig und müssen entlassen werden. 23 sind bereits wieder dienstbereit, der Rest wird noch im Valetudinarium behandelt. Besonders problematisch ist die Lage bei der ersten Centuria, die besonders intensiven Feindkontakt hatte und entsprechend heftige Verluste. Es wäre dringend über eine Umstrukturierung der Soldaten nachzudenken."
    Eigentlich war die XII die Kohorte von Iunius Avianus - aber der war noch immer krank. Also leitete der Petronier die Kohorte vorerst weiter...


    Sim-Off:

    * Ich mache das mal via NSC, damit ich nicht irgendwie über Antoninus stehe und wir den Narrator nicht ständig einschalten müssen ;)


    Der Petronier schnaubte verächtlich - was redete dieser Kerl für einen unlogischen Blödsinn? Er war Tribun der Cohortes Urbanae! Wenn es noch mehr Varias gab - wovon er nicht ausging, da sie zuletzt eine ganze Menge von ihnen erledigt hatten und der Aufstand niedergeschlagen worden war - mussten diese ihn sowieso als Ziel betrachteten, wenn sie auch nur einen Hauch von Vernunft hatten! Wenn der Gegner aber sowieso davon ausging, dass er eine Gefahr für ihn war, war es völlig unerheblich, welche Informationen er noch zusätzlich bekam!
    "Ich habe keine Angst vor irgendwelchen Varias, noch vor sonstigen Kriminellen Roms!"
    antwortete er also kühl und verschränkte die Arme vor der Brust.
    "Ich werde meine Männer nur dann zu einem Verhör bestellen, wenn mir klar ist, dass dieses Verhör zur Klärung irgendeines sicherheitsrelevanten Sachverhalts beiträgt! Denn schon ein solcher Verdacht gegen einen Urbaniacus ist ein Misstrauensvotum gegen meine gesamte Einheit!"
    Dass der Speculator Schichtpläne und Dienstverordnungen sehen und dazu bestimmte Soldaten verhören wollte, deutete zumindest ganz darauf hin, als wollten die Prätorianern den Cohortes Urbanae nachweisen, dass sie ihren Job nicht gemacht hatten - dafür musste man kein Philosoph sein! Und der Petronier hatte nicht die geringste Absicht, seine Einheit zum Sündenbock dafür zu machen, dass den aufgeblasenen Schwarzmänteln entgangen war, dass sich in ganz Rom Aufständische organisiert hatten! Denn im Gegensatz zu irgendwelchen Serienmorden war das ganz sicher ihre Aufgabe gewesen!

    "Wie schon gesagt unterstand Octavius zum Zeitpunkt der Ermittlungen nicht mir, sondern Tribun Iunius. Ob und inwiefern er informiert wurde, musst du von ihm erfragen. Und er ist momentan krank."
    wiederholte der Petronier noch immer genervt seine Erklärungen vom letzten Mal. Lucius war nicht der Typ, mit dem man gut Kirschen essen konnte und wer ihn einmal gegen sich aufgebracht hatte, konnte lange mit den Konsequenzen leben. Entsprechend zeigte er sich weiter nur so kooperativ wie es unbedingt sein musste:
    "Du willst also andeuten, einige meiner Männer hätten mit den rebellierenden Sklaven gemeinsame Sache gemacht?"
    Das klang nun wirklich absurd - welchen rationalen Grund hätte es dafür geben sollen?
    "Wenn dieser Verdacht besteht, erwarte ich schon ein bisschen mehr Informationen!"
    Die Frage mit der Kooperation ließ er vorerst offen - das hing davon ab, worauf die Prätorianer hinaus wollten!

    Die Plünderer waren alle niedergemacht. Während seine Männer die Verletzten auf beiden Seiten einsammelten und ins Erdgeschoss verfrachteten, blieb Lucius auf der Gallerie stehen und rieb sich den schmerzenden Arm. Jetzt, wo das Adrenalin des Kampfes wich, spürte er de Schmerz wieder sehr deutlich, der gar nicht mehr aufhörte. Trotzdem konnte er es nicht lassen - in einem unbeobachteten Moment schlich er zu dem riesigen Germanen zurück, zückte seinen Dolch und trennte das oberste Fingerglied des kleinen Fingers fachmännisch ab. Die Fingerkuppe wanderte eilig in seinen Geldbeutel.


    Gerade wollte er zur Treppe gehen, als ihm einfiel, dass er ja noch einen zweiten Sklaven erlegt hatte. Der dürre Kerl war zwar kein echter Gegner gewesen, aber der Vollständigkeit halber musste er auch von ihm eine Trophäe mitnehmen! Also drehte er noch einmal um, suchte den Toten und holte sich auch dort ein Stückchen Finger. Erst danach kehrte er ins Erdgeschoss zurück. Unterwegs sah er, dass einiger der überlebende Bewohner sich langsam aus ihren Wohnungen wagten. Sie würden die Toten selbst entsorgen müssen - dafür hatten die Urbaniaci in diesen Tagen nun wirklich keine Zeit!


    Sehr wohl aber für die Verletzten und Toten der eigenen Seite:
    "Centurio: Du sorgst für den Abtransport der Verwundeten und Toten! Bring sie direkt in die Castra Praetoria!"
    Er sah sich weiter um und entdeckte Octavius Maro:
    "Optio, du sorgst für den Abtransport der Gefangenen. Die kommen auch in die Castra unter Obhut der Prätorianer."
    Die waren die Verhörspezialisten.
    "Dann ziehen wir uns zu unserem Stützpunkt zurück!"
    Er lächelte zu einem blassen Mieter, der voller Entsetzen auf die Toten und die Sauerei in seinem Haus blickte. Ein wenig ironisch - obwohl Ironie nicht gerade Lucius' Stärke war - rief er ihm zu:
    "Glückwunsch, ihr Bürger, ihr seid wieder in Sicherheit!"

    Wieder war der Petronier beschäftigt. Wieder sah er genervt auf, als der komische Prätorianer schon wieder in seinem Officium stand, anstatt wenigstens zu warten bis er hereingebeten wurde. Diese Typen glaubten wohl, nur weil sie den Kaiser beschützen durften, durften sie sich über alle Hierarchien hinwegsetzen!


    Die unhöfliche Art war nicht unbedingt etwas, was den Tribun zu mehr Kooperationsfreudigkeit anhielt.
    "Mir ist nichts Näheres von mehreren gleichgearteten Morden mit Siegelringen bekannt, Centurio."
    antwortete er deshalb am Ende in scharfem Ton. Was der Speculator ihm allerdings erzählte, genügte ihm, um einige logische Schlüsse zu ziehen:
    "Soweit ich weiß, gehört die Verfolgung von Morden innerhalb der Urbs in den Aufgabenbereich der Cohortes Urbanae. Rein rational betrachtet deutet ein gleichbleibendes Indiz wie das Verschlucken von Siegelringen auch nicht auf eine staatsgefährdende Straftat hin. Ich nehme also an, dass Optio Octavius keinen Grund sah, die Prätorianer einzuschalten."
    Seine Miene versteinerte sich. Falls die Prätorianer tatsächlich herausgefunden hatten, dass diese Rädelsführerin schon vorher gemordet hatte, war das wohl eher ein Problem der Prätorianer als der ermittelnden Urbaniaci - logischerweise war es sehr viel einfacher, nach erfolgtem Aufstand und wahrscheinlich sogar mit einem Geständnis einer Täterin solche Zusammenhänge herzustellen. Gerade gegenüber einem so arroganten Auftreten hatte der Petronier auf jeden Fall keinen Anlass, das Verhalten seiner Männer infrage zu stellen.
    Noch ein wenig lauter und unfreundlicher fügte er deshalb ab:
    "Die Cohortes Urbanae unterstehen regulär der Jurisdiktion des Praefectus Urbi. Aus deinen Forderungen leite ich ab, dass du vor hast, gegen meine Männer zu ermitteln. Ich frage dich also: Was genau wirfst du meinen Männern vor?"

    Nach der Schlacht in der Subura wurde es endlich wieder ein bisschen ruhiger bei den Cohortes Urbanae. Lucius war völlig übernächtigt gewesen und sich erstmal für ein paar Stunden hingelegt. Als er dann wieder in die Castra Praetoria gekommen war, hatten dann aber Berichte angestanden - der Praefectus Urbi, der selbst nicht an den Kämpfen teilgenommen hatte, wollte immerhin wissen, wie die Schlacht verlaufen war! Also machten der Petronier und sein Cornicularius sich daran, einen Bericht aufzusetzen:

    RELATIO STATUS COH XII


    Gemäß dem Befehl des Consilium Bellicum des Imperator Caesar Augustus unternahmen Cohortes Urbanae und Cohortes Praetoriae am dritten Tag der Aufstände einen gemeinsamen Angriff auf die verbliebenen Aufständischen in der Subura.


    Die Lage zeigte sich folgendermaßen: Die Prätorianer hatten die Foren südlich der Subura abgeriegelt, die Cohortes Urbanae die nördlichen Ausläufer des Viertels. Gegen Morgen begannen dann gleichzeitig die Cohors XII und XIII von Norden mit dem Vormarsch. Ich kommandierte die Cohors XII in Vertretung des Tribunus Aulus Iunius Avianus, der aus gesundheitlichen Gründen das Kommando hatte abgeben müssen.


    Wir drangen in einer kompakten Kolonne in das feindliche Gebiet vor und kontrollierten auf dem Weg die weitgehend verlassenen Insulae, um einen Hinterhalt sofort aufzudecken. Die Aufständischen begegneten uns jedoch auf der Straße. Etwa dreißig Mann, darunter etwa zwanzig Gladiatoren in ihrer typischen Ausrüstung, stellten sich uns nach kurzem Weg entgegen und riegelten den Weg ab und stellten sich zum Kampf. Ehe wir die feindlichen Linien erreichen konnten, attackierten uns aber überraschend Schleuderer, die unserer Vorhut erste Verluste zufügten. Nach weiterem Vorrücken entbrannte ein Gefecht, bei dem die Gladiatoren unseren Männern heftigen Widerstand leisteten. Erst durch die Abkommandierung von zwei Centuriae, die die feindliche Sperre umgingen und die verbliebenen Aufständischen einkesselten, konnte der Widerstand ausradiert werden.


    Danach rückten wir weiter vor und trafen kurz darauf auf den inzwischen fast aufgeriebenen Rest der Rebellen um ihre Anführerin, der bereits von der Cohors XIII und den Prätorianern eingekesselt waren. Wir rückten in die offene Flanke ein und schlossen den Kessel damit. Der abschließende Kampf dauerte nicht lange und die Rebellenführerin konnte von den Cohortes Praetoriae lebend festgenommen werden.


    Während der Operation kamen in der Cohors XII 38 Soldaten ums Leben, darunter 19 in der Centuria I, die die Vorhut gebildet hatte. Dazu kam es zu 62 Verletzten, die vorübergehend oder dauerhaft dienstunfähig sind. Die Verwundeten wurden nach Ende der Kampfhandlungen durch den Tross der Cohors XIII mitversorgt.

    http://gdurl.com/3RSu


    gez.
    [FONT=freestyle script, amaze]L Petron. Crispus[/FONT]
    TRIBUNUS COHORTIS URBANAE - COHORTES URBANAE


    Als der Petronier den Bericht noch einmal durchging, stellte er fest, dass die Verluste für die Zahl der Gegner doch eher hoch waren - wahrscheinlich hätte er wirklich klüger vorgehen können! Gerade die Gladiatoren hätte er früher umgehen müssen... - aber das nächste Mal eben!
    Lucius war nicht zu streng mit sich - er hatte immerhin noch nie eine Schlacht geschlagen, da war es klar, dass noch Luft nach oben war!

    Sim-Off:

    No problem, ist ja nicht handlungsrelevant ;)


    Diese Erklärungen waren natürlich schon sehr viel präziser. Tatsächlich hatte er schon davon gehört - Männer aus der Cohors XII hatten damals ermittelt, wenn er sich recht erinnerte. Die unterstand ja eigentlich dem Iunier, aber der war noch immer krankgeschrieben und wurde interimistisch von Lucius vertreten.
    "Die ausführlichen Berichte dürften bei Tribun Iunius liegen."
    erklärte er deshalb.
    "Ich kann aber nachsehen, wer damals ermittelt hatte."
    Er nickte Ulpius, seinem Cornicularius zu, der sofort verstand - sie waren inzwischen ein richtig eingespieltes Team! Also begann er sofort zu suchen, während Lucius den Speculator anschwieg. Er hatte keine Lust, mit dem Typen zu plaudern - wobei es auch irgendwie verschenkte Zeit war, zu warten. Also machte er sich wieder an den Bericht, den er gelesen hatte, bevor dieser Manius hier aufgekreuzt war.


    "Optio Octavius Maro!"
    verkündete schließlich Ulpius und der Tribun blickte über seinen Bericht auf.
    "Da hast du es. Ich empfehle dir, direkt mit dem Optio zu sprechen. Iunius ist momentan krank und ohne ihn funktioniert sein Officium nicht besonders gut. Der Optio wird dir sicher alle Fragen aus erster Hand beantworten. Noch Fragen?"
    Es sah nicht so aus, als wollte der Petronier sich länger unterhalten - obwohl er natürlich weitere Fragen, die er beantworten konnte, beantworten würde... dafür wurde er schließlich bezahlt!

    Der Tribun stutzte - der Mann sah gar nicht aus wie ein Centurio* - aber egal. Auf jeden Fall nervte es ihn schon wieder, dass der Mann mit unwichtigem Smalltalk begann - er wusste genauso gut wie der Kerl, dass die Tage anstrengend waren und es brachte keinen Nutzen, über diesen Umstand zu quatschen.
    "Ja."
    antwortete er also sehr knapp, bevor Manius glücklicherweise doch direkt auf den Punkt kam - beziehungsweise nicht so richtig:
    "Welche Morde genau meinst du? Die Ermordung römischer Soldaten während des Sklavenaufstands?"
    Die Subura war ein Armenviertel in Rom, in das sich die Cohortes Urbanae nach Wissen des Petroniers nachts kaum trauten. Dort lebten mehr Kriminelle als irgendwo sonst in Rom - entsprechend kam es auch regelmäßig zu Morden (abgesehen von der "Schlacht in der Subura" vor wenigen Tagen, die aber wahrscheinlich nicht gemeint war, wenn ein Speculator mit ihm sprach). Nach den Morden in der Subura zu fragen war ungefähr so spezifisch wie nach den Opfern im Tempel des Mars Ultor zu fragen...


    Sim-Off:

    * Die Speculatores werden vom Trecenarius kommandiert, der ist also eigentlich der Centurio der Truppe ;)

    Nachdem der Aufstand endlich vorbei war, hatte Lucius sich wieder seinen regulären Aufgaben zugewandt. Es war auch einiges liegen geblieben während der Tage, dazu mussten natürlich die Ausfälle durch die Gefallenen und Verletzten kompensiert werden - der Tribun hatte also jede Menge zu tun.


    Als dann der Prätorianer vor seiner Tür stand, fürchtete er schon, wieder etwas mit diesem aufgeblasenen Blasio zu tun haben zu müssen - während des Aufstands hatte der Petronier einen richtigen Hass auf diese arrogante Elite-Truppe entwickelt. Nicht, dass er sich nicht auch für etwas Besseres hielt... aber er konnte es nicht leiden, wenn jemand anderes das auch tat!


    "Salve, Miles."
    grüßte er den Soldaten.
    "Was gibt's?"

    Der Petronier sah nur zu, wie Antoninus sich den ersten Auftrag schnappte. Organisation von Ausrüstung hätte ihn wohl auch interessiert - immerhin kamen da zwei Dinge zusammen, die er liebte: Waffen und Zahlen! Aber wenn der Iulier schon einen Kontakt hatte, war es nur rational, ihm das Feld zu überlassen. Vielleicht würden sie ja eines Tages auch Brotlieferungen brauchen und dann schlug Lucius' Stunde!

    Auch Antoninus wollte sich der Show des Prätorianers nicht anschließen - das machte ihn gleich ein bisschen sympathischer!
    "Na, ich habe mir meine Wunden schon gestern zugezogen!"
    antwortete er deshalb sogar relativ freundlich, aber auch auch, um zu zeigen, dass er auch für Rom "geblutet" hatte. Zum Beweis hob er seinen bandagierten Arm hoch, unter dem die schmerzenden Narben seines Löwenbisses versteckt waren. Nachdem der riesige Germane draufgeprügelt hatte, war das ganze blau geworden und der Capsarius hatte beschlossen, es ein bisschen zu bandagieren.


    Auf das Angebot mit dem Verbandsplatz nickte er nur und sah er sich nach den Centurionen um.
    "Lasst die Verwundeten zum Verbandsplatz der XIII. schaffen!"
    Verletzte interessierten ihn weniger - da sollte sich das Fußvolk drum kümmern!


    "Diese Aufständischen waren zäher, als ich dachte! Ich hätte nicht erwartet, dass sie sich so erfolgreich gegen unsere Männer zur Wehr setzen!"
    begann er dann laut darüber nachzudenken, warum doch so viele Gefallene den Weg seiner Kohorte pflasterten.

    | Optio Quinctius Turbo
    Petronianus Alexanderwar schon wieder irgendwo in der Hektik des Feuerwehreinsatzes verschwunden. Quinctius Turbo, der Optio der Urbaniaci, hatte es sich aber zur Aufgabe gemacht, sich ein wenig um Eimerstafetten zu kümmern, damit die Vigiles ihre Arbeit machen konnten.


    Als er sah, wie irgendein Zivilist (ausgerechnet der, den er vor einiger Zeit "rekrutiert" hatte) eine Eimerkette aufbaute, die von der Pumpe mit der Spritze zu einem brennenden Haus ging, eilte er schnell hinzu.
    "Was machst du da, Junge? Willst du das Wasser aus dem brennenden Haus da holen oder was?"
    Die Pumpe musste mit einer Eimerkette "gefüttert" werden und drückte das Wasser dann in den Schlauch, der zu der Spritze führte. Von dort ließ sich das Wasser gezielt gegen die Brandherde spritzen - mit dem Eimer allein war bei einem brennenden Haus ja wenig zu machen!




    Die XII. Kohorte rückte immer weiter vor und stieß endlich auf das kleine Häufchen Sklaven, die sich um ihre Anführerin geschart hatten. Zwar hatte der Petronier sie aus den Augen verloren, jedoch war das im Grunde auch egal - die Sklaven waren eingekesselt und sie würde nicht entkommen können!


    Die Aufständischen hier schienen die eiserne Reserve ihrer ehemaligen Armee zu sein. Die vorderen Reihen trugen Schilde, die sie in den letzten beiden Tagen von Urbanern und Prätorianern erbeutet hatten und schlugen sich recht gut damit. Natürlich waren sie nicht annähernd so trainiert darin, mit den sperrigen und schweren Scuta einen stabilen Schildwall zu bilden, aber das Fehlen an Erfahrung machten sie durch den Mut der Verzweiflung wieder wett.
    "Auf geht's! Macht sie alle!"
    spornte er seine Männer an, die tapfer kämpften, aber jetzt am Ende des Kampfes auch erste Ermüdungserscheinungen zeigten. Lucius fluchte - er hätte vielleicht die vordere Centuria, die sich schon an den Gladiatoren aufgerieben hatte, durch die Nachhut tauschen sollen, solange sie keinen direkten Feindkontakt gehabt hatten. Jetzt war es zu spät - da mussten die Jungs durch!


    Für seinen Fehler zahlten sie jetzt noch einmal ein wenig Blutzoll: Links brach die Flanke zusammen, als zwei Urbaner beinahe gleichzeitig von Spießen aus der zweiten Reihe im Gesicht getroffen wurden und tot zusammensackten. Sofort sprang ein todesmutiger Aufständischer in das Loch und teilte mit einer großen Axt schwungvolle Hiebe aus, um die Lücke offen zu halten. Der Axtkopf landete im Schädel eines Soldaten und durchschlug das Eisen - dafür traf den Schwertkämpfer sofort eine Hasta in die Seite rammte. Jetzt stießen Schildträger in die Reihe und machten das ganze unübersichtlich - inmitten der römischen Schlachtordnung standen nun Scuta gegen Scuta und solange sich der jeweilige Träger duckte, war kaum auszumachen, ob es sich um einen fehlorientierten Urbaner handelte oder einen Rebellen.


    Der Tribun war zu weit weg, um einzuschreiten - aber er sah deutlich, wie ein ungeschickter Miles in Panik seinen eigenen Kameraden traf, vor Schreck aufschrie, als er seinen Fehler sah und dafür wiederum von einem Sklaven bestraft wurde.
    "Verdammt, passt auf, wen ihr da vor euch habt!"
    brüllte Lucius in hilfsloser Wut. Die letzten Minuten kosteten noch einmal eine Menge Wunden und sogar ein paar Tote. Dann aber lichteten sich die Reihen der Sklaven zunehmend und schließlich hackten die Urbaner die letzten Rebellen gnadenlos in Stücke.


    Als sich der Kampfeslärm dann legte, ließ der Petronier zum Sammeln blasen. Während die Männer sich aufstellten, sodass man die Verluste besser überblicken konnte, nahm Lucius seinen Helm ab und wischte sich über das verschwitzte Gesicht. Obwohl er keinen einzigen Schlag verteilt hatte, fühlte er sich, als hätte er allein gegen alle Sklaven gekämpft.


    Zu dieser Erschöpfung kam dann aber auch noch der Kontakt mit seinen "Kollegen". Lucius hielt gerade auf Iulius Antoninus zu, als der aufgeblasene Blasio auf seinem Pferd sich zwischen den Reihen seiner Männer vordrängte.
    Was aus dem Mund des Schwarzhemden kam, war natürlich wieder einmal so arrogant, dass Lucius dem Kerl am liebsten an die Gurgel gegangen wäre - Zugearbeitet? Soweit seine Melder ihm berichtet hatten, waren die Prätorianer erst vorgerückt, als der Kampf auf ihrer Flanke schon in vollem Gang gewesen war! Am liebsten hätte er auf das großkotzige Angebot mit einem 'Du kannst mich mal!' geantwortet. Er wusste aber, dass so eine Reaktion doch sehr irrational war und ihm nicht nutzen würde. Also biss er sich auf die Lippe, funkelte den Laetiler feindselig an und antwortete:
    "Ich muss mich um meine Männer kümmern. Nimm sie ruhig mit."
    Nachdem die Prätorianer die Rebellenführerin gefangen hatten, würde sie sowieso ganz sicher in die Obhut der Schwarzen kommen. Den Urbanern blieb es nur, ihre Wunden zu lecken...

    Der Petronier hörte zu. Seit dem 16. Lebensjahr ein Soldat - das war tatsächlich nicht schlecht, sprach aber auch dafür, dass der Iulier einer Familie angehörte, die ihn nicht länger hatte durchfüttern oder brauchen können. Aber immerhin hatte er die Ochsentour gemacht, wie das auch andere Tribune bei den Stadtkohorten getan hatten...


    Dann war Lucius an der Reihe:
    "Lucius Petronius Crispus. Mein Vater war Primus Pilus bei der Legio II Secunda und mir den frühen Aufstieg zum Eques ermöglicht. Davor war ich kurzzeitig in der Lokalpolitik tätig, dann in Rom als Scriba des Senators Tiberius Lepidus. Nach der Ernennung zum Eques wurde ich als Subpraefectus bei der Classis Augusta Alexandrina eingeteilt, wo ich die letzten Jahre gedient habe. Zuletzt habe ich die Getreideflotte dieses Jahres organisiert. Jetzt bin ich hier."
    Er sah ein bisschen unschlüssig in die Runde - sollte er auch seine Auszeichnungen und Spezialaufträge melden? Vielleicht lieber nicht...
    "Momentan bin ich Ansprechpartner für die römischen Magistrate und die Wachmannschaft zuständig. Meine Schwerpunkte sind aber - äh - auch Logistik."
    Fragend sah er zum Stadtpräfekten - ob das genügte?

    Von seinem Pferd aus konnte der Petronier sehen, wie seine Männer plötzlich im Rücken der Gladiatoren auftauchten. Scheinbar war es keine allzu geschickte Taktik gewesen, die besten Kämpfer ausgerechnet als Kleingruppe zum Einsatz zu bringen!
    Er grinste schadenfroh - das wurde ihnen jetzt zum Verhängnis! Es dauerte dann auch nicht mehr lange, bis die einstmaligen Helden der Arena niedergestochen waren. Dass sie dabei auch eine ganze Menge Urbaner mitnahmen, davon nahm der Petronier weniger Notiz - dadurch, dass aus seiner Reserve ständig Männer nachrückten, konnte man das sowieso kaum bemerken, wenn man nicht nach hinten sah.


    Als der Tubicen dann aber das Signal gab und sie vorrückten, sah der Tribun links und rechts von sich doch neben totgeschlagenen Gladiatoren, über die seine Männer einfach hinwegmarschierten, auch genügend einfache Milites, die teils blutüberströmt vor sich hinwimmerten, teils mit leerem Blick und tödlichen Wunden am Körper zum Himmel starrten. Der Petronier fluchte - er hatte nicht bemerkt, wie verlustreich der Kampf gewesen war!


    Das machte ihn aber umso wütender - es wurde Zeit, diesen Kampf zu Ende zu bringen! Also ließ er gnadenlos weitermarschieren. Die Verletzten würden in einer halben Stunde noch immer da liegen, außerdem waren bei seiner Truppe ja auch Capsarii dabei, die schon mit ihrer Arbeit begannen.
    "Vorwärts!"
    brüllte er also und feuerte seine Männer damit weiter an. Bei der nächsten Straßenbiegung erreichten sie aber schon das Zentrum des Widerstands. Ein schweißüberströmter Centurio kam herbeigerannt und meldete:
    "Die Cohors XIII kommt von Norden, die Cohortes Praetoriae von Süden. Wir haben sie in der Zange!"
    Crispus sah nach vorn, wo die Nachmittagssonne auf das Schlachtfeld strahlte - sie kamen definitiv von Westen, sodass der Kessel geschlossen war. Vorn sah man auch schon Reiterei durch die engen Gassen preschen, die offensichtlich eine Frau hoch zu Ross jagten - das musste die mysteriöse Anführerin des Aufstands sein, die es nach Möglichkeit lebend zu fangen galt. So halsbrecherisch, wie sie aber umherritt und Pfeile verteilte, war das kaum garantieren!


    Der Petronier ballte die Linke zur Faust, als der geschiente Arm wieder pochte - es juckte ihn wieder in den Fingern, sich selbst am Kampf zu beteiligen! Aber er konnte nicht einmal einen Schild halten, außerdem war er Offizier! Seine Zweikämpfe auf Leben und Tod waren gezählt!


    Als sein Blick auf die schwarzen Schilde der Prätorianer fiel, wurde seine Stimmung noch ein bisschen schlechter. Wenn er richtig gehört hatte, kommandierte dieser aufgeblasene Blasio diesen Flügel! Vielleicht konnte er ihm ja noch den Ruhm wegschnappen, die Amazone zu fangen!
    "Vorrücken!"
    brüllte er also und trieb sein Pferd an, wobei die Centuria vor ihm auseinandergedrängt wurde - Lucius wollte näher an die Front, um die Szene etwas besser beobachten zu können (immerhin standen sie hier in Straßen und Gassen, die den Überblick erschwerten). So wie es aussah, war der Kreis der Rebellen ja doch ziemlich zusammengeschmolzen, sodass es nur eine Frage der Zeit war, bis die drei angreifenden Kohorten ihnen ein Ende bereiteten!
    Er zog sein Schwert und streckte es in die Luft.
    "Ich will die Amazone! Lebend!"
    feuerte er seine Männer an.