Die XII. Kohorte rückte immer weiter vor und stieß endlich auf das kleine Häufchen Sklaven, die sich um ihre Anführerin geschart hatten. Zwar hatte der Petronier sie aus den Augen verloren, jedoch war das im Grunde auch egal - die Sklaven waren eingekesselt und sie würde nicht entkommen können!
Die Aufständischen hier schienen die eiserne Reserve ihrer ehemaligen Armee zu sein. Die vorderen Reihen trugen Schilde, die sie in den letzten beiden Tagen von Urbanern und Prätorianern erbeutet hatten und schlugen sich recht gut damit. Natürlich waren sie nicht annähernd so trainiert darin, mit den sperrigen und schweren Scuta einen stabilen Schildwall zu bilden, aber das Fehlen an Erfahrung machten sie durch den Mut der Verzweiflung wieder wett.
"Auf geht's! Macht sie alle!"
spornte er seine Männer an, die tapfer kämpften, aber jetzt am Ende des Kampfes auch erste Ermüdungserscheinungen zeigten. Lucius fluchte - er hätte vielleicht die vordere Centuria, die sich schon an den Gladiatoren aufgerieben hatte, durch die Nachhut tauschen sollen, solange sie keinen direkten Feindkontakt gehabt hatten. Jetzt war es zu spät - da mussten die Jungs durch!
Für seinen Fehler zahlten sie jetzt noch einmal ein wenig Blutzoll: Links brach die Flanke zusammen, als zwei Urbaner beinahe gleichzeitig von Spießen aus der zweiten Reihe im Gesicht getroffen wurden und tot zusammensackten. Sofort sprang ein todesmutiger Aufständischer in das Loch und teilte mit einer großen Axt schwungvolle Hiebe aus, um die Lücke offen zu halten. Der Axtkopf landete im Schädel eines Soldaten und durchschlug das Eisen - dafür traf den Schwertkämpfer sofort eine Hasta in die Seite rammte. Jetzt stießen Schildträger in die Reihe und machten das ganze unübersichtlich - inmitten der römischen Schlachtordnung standen nun Scuta gegen Scuta und solange sich der jeweilige Träger duckte, war kaum auszumachen, ob es sich um einen fehlorientierten Urbaner handelte oder einen Rebellen.
Der Tribun war zu weit weg, um einzuschreiten - aber er sah deutlich, wie ein ungeschickter Miles in Panik seinen eigenen Kameraden traf, vor Schreck aufschrie, als er seinen Fehler sah und dafür wiederum von einem Sklaven bestraft wurde.
"Verdammt, passt auf, wen ihr da vor euch habt!"
brüllte Lucius in hilfsloser Wut. Die letzten Minuten kosteten noch einmal eine Menge Wunden und sogar ein paar Tote. Dann aber lichteten sich die Reihen der Sklaven zunehmend und schließlich hackten die Urbaner die letzten Rebellen gnadenlos in Stücke.
Als sich der Kampfeslärm dann legte, ließ der Petronier zum Sammeln blasen. Während die Männer sich aufstellten, sodass man die Verluste besser überblicken konnte, nahm Lucius seinen Helm ab und wischte sich über das verschwitzte Gesicht. Obwohl er keinen einzigen Schlag verteilt hatte, fühlte er sich, als hätte er allein gegen alle Sklaven gekämpft.
Zu dieser Erschöpfung kam dann aber auch noch der Kontakt mit seinen "Kollegen". Lucius hielt gerade auf Iulius Antoninus zu, als der aufgeblasene Blasio auf seinem Pferd sich zwischen den Reihen seiner Männer vordrängte.
Was aus dem Mund des Schwarzhemden kam, war natürlich wieder einmal so arrogant, dass Lucius dem Kerl am liebsten an die Gurgel gegangen wäre - Zugearbeitet? Soweit seine Melder ihm berichtet hatten, waren die Prätorianer erst vorgerückt, als der Kampf auf ihrer Flanke schon in vollem Gang gewesen war! Am liebsten hätte er auf das großkotzige Angebot mit einem 'Du kannst mich mal!' geantwortet. Er wusste aber, dass so eine Reaktion doch sehr irrational war und ihm nicht nutzen würde. Also biss er sich auf die Lippe, funkelte den Laetiler feindselig an und antwortete:
"Ich muss mich um meine Männer kümmern. Nimm sie ruhig mit."
Nachdem die Prätorianer die Rebellenführerin gefangen hatten, würde sie sowieso ganz sicher in die Obhut der Schwarzen kommen. Den Urbanern blieb es nur, ihre Wunden zu lecken...