Beiträge von Lucius Petronius Crispus

    Die Aiolos war einer der richtig großen Kähne, die für die Getreideflotte gechartert worden waren. Lucius vermutete, dass eine solche Größe eines Schiffes sich überhaupt nur lohnte, weil der Kaiser die Einsätze für die Getreideflotte so fürstlich belohnte - die Dinger mussten wahnsinnig langsam sein, so kastenförmig, wie sie aussahen (er hatte da eine kleine Versuchsanordnung in der Lagertherme gemacht, die ihm diese Hypothese bestätigt hatte). Außerdem war die Wartung dieser Giganten wahnsinnig teuer, da man sie kaum zum Kalfatern an Land ziehen konnte...


    Aber egal - der Petronier musste das Ding ja nicht bezahlen oder warten. Er musste nur dafür sorgen, dass es ordnungsgemäß beladen war, keine unangemeldete, zusätzliche Fracht transportierte - der Kaiser hatte immerhin das ganze Schiff gemietet - und die Ladung halbwegs ordentlich gelagert war. Also kletterte er an einer Strickleiter die Schiffswand hinauf an Bord - das Ding war nämlich so hoch, dass man keine Laufplanke anlegen konnte und die Benutzung des Krans, mit dem auch die Getreidesäcke vom Pier in den Schiffsbauch kamen, erschien dem jungen Petronier überflüssig. Immerhin war er ja noch jung und kräftig, da schadete ihm ein bisschen Sport auch nicht - außerdem mussten seine Begleiter ja auch keine Bewaffnung oder ähnliches mit herumschleppen, sondern nur ein paar Tabulae und einen Stylus.


    "Chaire, ehrenwerter Subpraefektos."
    begrüßte ihn der Kapitän mit einem breiten Lächeln.
    "Ave. Halten wir uns nicht auf - ich will deine Ladung sehen!"
    erwiderte der Petronier. Er erinnerte sich, dass der Kapitän der Aiolos bei der Besprechung auf dem Stützpunkt zu den eher Geschwätzigeren gehört hatte - da intervenierte er lieber sofort, bevor er ewig über irgendwelchen Seemannsgarn quatschen musste. Außerdem würde er diese ganzen Trottel ja sowieso bald nie wieder sehen - da war es auch irrational, sich jetzt noch ihr Gesülze anzuhören!
    Der Kapitän wirkte ein bisschen irritiert, fügte sich aber:
    "Wie du wünscht, Subpraefektos."
    So gingen sie die Holztreppe hinab, die über eine Luke auf Deck in den Rumpf hinab führte. Das Schiff hatte mehrere Decks - in den oberen lagerte das Getreide in Säcken, weiter unten gab es auch große Holzkästen, in denen die Körner als Schüttgut verladen waren.
    "Dir ist bekannt, dass wir dir einen Bonus zahlen werden, wenn die gesamte Menge des an dich abgegebenen Getreides in Ostia wieder das Schiff verlässt?"
    fragte der Subpräfekt beiläufig. Er hatte versucht, die Transportverträge mit den Reedern zu ändern, die ja sogar teilweise für ihre Fahrten für die Getreideflotte vom Staat versichert wurden. Leider war an dieser Stellschraube jedoch nichts zu machen gewesen, sodass Lucius vorgeschlagen hatte, den Kapitänen eine kleine Prämie zu zahlen, die einen Anreiz bieten sollte, nicht Teile des Getreides zu unterschlagen oder durch fahrlässige Lagerung verschimmeln zu lassen.
    "Das ist mir bekannt. Eine gute Idee, Subpraefektos."
    Der geldgierige Seemann sah natürlich nur die Aussicht auf Zusatzgewinne - wahrscheinlich wäre er sowieso zu dämlich gewesen, etwas von dem Korn auf eigene Rechnung abzuzweigen.
    "Funktionieren die Pumpen ordentlich? Du weißt, dass das Getreide keine Feuchtigkeit verträgt!"
    fragte Lucius den nächsten Punkt ab. Bei der Größe des Schiffes war es unvermeidlich, dass Feuchtigkeit eindrang und sich am Kiel sammelte. Kleinere Schiffe hatten oft einen eigenen Matrosen, der das Kielwasser bei Bedarf abschöpfte und nach draußen trug - bei dieser Größe war es allerdings eine mechanische Pumpe.
    "Das ist mir bekannt, Subpraefektos. Sie wurde geprüft, als das Schiff generalüberholt wurde."
    "Funktioniert sie mit einer archimedischen Schraube?"
    fragte Lucius weiter - er fand die technischen Hintergründe einer solchen Pumpe natürlich hochinteressant. Von der archimedischen Schraube hatte er unter anderem bei Vitruv gelesen... faszinierend, worauf die Griechen alles gekommen waren!
    Dieser Grieche kam allerdings auf nicht ganz so viel:
    "Äh, ich weiß nicht. Sie läuft schon mit einer Schraube, denke ich..."
    Also wahrscheinlich die archimedische Schraube - aber Lucius fragte lieber nicht genauer nach, um sich vor dem Ärger über so viel Ignoranz zu schützen. Wenn sie unten waren, würde er sie einfach öffnen lassen und die Konstruktion selbst erkunden...

    Die Jäger kamen angerannt und wuchteten den Löwen von Lucius' Brustkorb. Etwa zur gleichen Zeit sank der Adrenalinspiegel des jungen Petroniers und er nahm mehr und mehr den brennenden Schmerz seines linken Armes war, an dem aus vielen Zahnlöchern das Blut schoss.
    "Scheiße, tut das weh!"
    ächzte er und griff mit der Rechten beherzt auf die Wunde. Wenn er an seine Medizin-Vorlesung dachte, war es wichtig, die Blutung zu stoppen. Schmerz ließ irgendwann nach - ohne Blut starb der Körper ab. Verrückt, dass er mitten in seinen Schmerzen daran dachte!


    Als erstes sah er das Gesicht von Armin, der ziemlich aufgeregt wirkte. Mit Schrecken stellte er fest:
    "Domine, du bist verletzt!"
    Lucius biss die Zähne zusammen - was für eine überflüssige Bemerkung!
    "Das merke ich!"
    gab er deshalb ein bisschen genervt zurück. Glücklicherweise erschien nun aber auch das Gesicht des Oberjägers und kräftige Hände packten ihn an der Schulter.
    "Kannst du aufstehen? Wir müssen dich sofort zu einem Arzt bringen!"


    Mit einem Ruck riss er sich die Tunica vom Leib und machte Stoffstreifen daraus. Einer der anderen Jäger holte dagegen Wasser und wusch die Wunden ein wenig aus. Verbandsmaterial hatten diese Laien natürlich nicht dabei - also musste diese notdürftige Erstversorgung reichen, bis sie nach Alexandria zurückgekehrt waren. Immerhin stellte
    Damit wurde Lucius' Arm verbunden. Nach dem ersten Schock musste der Subpräfekt immerhin zugeben, dass sie offensichtlich ein bisschen was von Wundversorgung verstanden und er auch aufstehen und sogar reiten konnte. Es würde also nicht allzu lange dauern - nur hatte er leider keinen einzigen Löwen erlegt. Die getroffene Löwin war nämlich auch entkommen...

    Der junge Petronier war überrascht, als Geminus die geplanten Versetzungen ansprach - er hatte sich tatsächlich schon daran gewöhnt, hier ewig versauern zu müssen und von seinem Patron hatte er auch nichts gehört... manchmal fragte er sich, wozu er ihn überhaupt noch hatte.


    Trotzdem war er voll und ganz damit beschäftigt sich zu fragen, wohin man ihn schicken würde, während der Volcatier noch Honig ums Maul geschmiert bekam. Die Worte für ihn waren dagegen weniger blumig - genaugenommen sogar ziemlich sparsam. Lucius presste die Lippen zusammen - das war mehr als ungerecht! Sicherlich hatte Optatus auch keinen ganz schlechten Job gemacht, aber er selbst hatte sich immerhin doch ganz gut gemacht. Klar hatte er am Anfang ein paar taktische Fehler gemacht - aber inzwischen kam ihm so etwas nicht mehr unter!
    Wahrscheinlich lag es daran, dass Geminus ein unverbesserlicher, abergläubischer Spinner war, der es einfach nicht akzeptieren konnte, dass jemand wie Lucius, der die Götter einfach links liegen ließ, trotzdem so intelligent und erfolgreich war! Das dumme war nur, dass der Praefectus Aegypti nicht irgendwer war, sondern sein Vorgesetzter und dazu noch einer der mächtigsten Equites des ganzen Imperiums!


    Aber egal - er würde nach Rom zurückkehren und bei den Cohortes Urbanae Gelegenheit haben, seine Fähigkeiten bei einem anderen Chef unter Beweis zu stellen. Und diesmal würde er ein bisschen strategischer vorgehen und sich direkt einschleimen - selbst wenn das bedeuten würde, dass er den abergläubischen Spinner geben musste!


    Minidius Geminus würde schon sehen - eines Tages würde Lucius selbst an der Spitze einer Provinz stehen!
    "Keine Fragen, Praefectus Minidius. Wenn es keine weiteren Ankündigungen gibt, würde ich an meine Arbeit zurückkehren. Einige Dinge für die Getreideflotte müssen noch erledigt werden."
    Hatte der Präfekt nicht von einem "Getreidekonvoi" gesprochen? Wahrscheinlich hatte dieser inkompetente Narr vergessen, dass in vier Tagen nicht irgendwelches Korn, sondern die Getreideversorgung Roms für das ganze nächste Halbjahr durch das Mare Internum schippern würde!

    Sim-Off:

    Ich bin mal so frei, direkt hier hereinzuschneien.


    Der junge Petronier hatte sich mit seinem Amtskollegen, Lucius Volcatius Optatus, nach Basileia aufgemacht. Obwohl er mit der Getreideflotte ziemlich beschäftigt war, hatte Optatus ihn so rechtzeitig abgeholt, dass sie sogar ein wenig zu früh waren, als sie das prächtige Regierungsgebäude betraten.


    Man kannte die beiden hier selbstverständlich schon, dass sie rasch zum Sedes des Minidiers vorgelassen wurden.

    Panisch trat Lucius nach dem Ungetüm, das endlich von seinem Arm abließ und versuchte, ihn erneut zu beißen. Doch mit der Kraft der Verzweiflung schlug der junge Petronier mit Händen und Füßen um sich, schob immer wieder das mächtige Maul beiseite und versuchte, sich unter dem massigen Körper hervorzuschieben. Sein Arm brannte wie Feuer, Blut floss aus den Bissspuren und machte seine Hände glitschig - aber das alles konnte er ignorieren in einem Kampf auf Leben und Tod.


    Wieder drückte das Mistvieh seinen Kopf gegen seinen blutenden Arm, riss das Maul auf und ließ ein tiefes Grollen entweichen. Es stank fürchterlich, wie der junge Petronier überrascht registrierte, ehe sein Arm nachgab. Er wusste nicht, ob seine Muskeln durchtrennt waren oder er einfach keine Kraft mehr hatte - auf jeden Fall kamen die spitzen, blutigen Zähne immer näher.
    Bis sie plötzlich anhielten und der Löwe ein bisschen verdutzt dreinschaute - und zusammenbrach! Die Wucht des massigen Körpers traf Lucius unerwartet und er ächzte unter dem Gewicht. Doch immerhin war das keine lebensbedrohliche Sache - anders als der Pfeil im Genick des Tieres...

    "Warum nehmen wir nicht die Südroute an der Küste von Africa entlang?"
    fragte ein braungebrannter Kapitän mit attischem Akzent.
    "Weil die Nordpassage schneller ist."
    antwortete der Subpräfekt und fügte geistig ein "wie ich gerade eben gesagt habe, du Idiot" an. Heliodorus hatte ihm versichert, dass einige der Kapitäne echte Haudegen waren, von denen man noch etwas lernen konnte - Zuhören war offensichtlich nicht dabei! Aber der Kapitän gab nicht auf:
    "Letztes Jahr sind wir auch die Südpassage gefahren und es war einwandfrei!"
    Lucius seufzte - was für ein unlogisches Argument! Natürlich war Empirie grundsätzlich schon logisch, aber die Verhältnisse konnten sich von einem zum anderen Jahr durchaus ändern - deshalb gab es ja zwei Passagen! Warum dieses Jahr die im Norden dran war, wusste er aber tatsächlich auch nicht so genau - er war trotz der Jahre bei der Classis immerhin kein Nautiker, sondern ein Organisator. Genaugenommen war das hier die erste Flottille, die er allein kommandieren durfte.
    "Wir haben uns aber für die Süd - äh - Nordpassage entschieden. Weitere Fragen?"
    Er sah es nicht ein, wegen irgendeinem Meckerfritzen seine Nerven zu strapazieren - und schon gar nicht, vor diesem Typen klein beizugeben. Er war der Kommandeur - er entschied!


    "Bekommen wir Abschlagszahlungen bei der Hälfte der Strecke?"
    fragte nun ein bärtiger Phönizier. Der Petronier sah kritisch zurück.
    "Was?"
    Der Phönizier machte eine eindeutige Handbewegung.
    "Geld! Ich mach' die Überfahrt ja nicht für umsonst!"
    Das "für" war zu viel in dem Satz - vernünftig Griechisch konnte der Kerl auch nicht. Selbst Lucius hatte die Landessprache so gut gelernt, dass er kaum noch Akzent hatte - wie konnte ein Seemann, der sicherlich schon Jahrzehnte den Osten bereiste, so schlecht die allgemeine Verkehrssprache sprechen? Und überhaupt - was wollte er eigentlich? Von Abschlagszahlungen wusste der Petronier nichts! Er sah fragend zu Heliodorus, der leicht den Kopf schüttelte.
    "Es gibt keine Abschlagszahlungen seitens der Classis. Ihr werdet bezahlt, wie es eure Verträge vorgeben."
    antwortete er deshalb mit leicht genervtem Unterton.
    "Aber die Seher sagen, dass die See stürmisch werden wird! Ich muss meinen Leuten etwas bieten, sonst heuern sie mir in letzter Sekunde ab!"
    Da traf der Kapitän ins Schwarze - auf ein Argument mit den Göttern hatte Lucius gerade noch gewartet! Aber er hatte inzwischen eine neue Strategie gelernt, um solchen eingebildeten Einwänden zu begegnen:
    "Unsere Haruspices haben das Gegenteil festgestellt. Deine Männer haben keinen Grund, sich zu fürchten."
    Zumindest nicht, weil irgendwelche Scharlatane ihnen Angst einjagten - das war das Schöne an solchen Quacksalbern: Man konnte leicht berechnen, dass sie gegen Aufpreis das Blaue vom Himmel weissagten - Lucius hatte inzwischen herausgefunden, dass selbst die Staatspriester in dieser Weise korrupt waren! Aber natürlich warf er diesen Spinnern kein Geld in den Rachen - es genügte in der Regel, so eine Weissagung einfach zu behaupten. Immerhin war er der Subpraefectus Classis - wer sollte es wagen, ihm zu widersprechen?

    Die Einsatzplanung der Getreideflotte war ein größeres Unterfangen - ein Großteil der Flotte kam hier zum Einsatz, dazu natürlich die zahlreichen Frachterkapitäne, die die eigentliche Ladung transportierten. Die Besprechungen im Plenum konnten somit natürlich nicht im Officium des Subpraefectus stattfinden. Also hatte der Petronier die Männer im großen Besprechungsraum der Principia versammelt.


    Auf dem großen Stabstisch in der Mitte hatten sie eine Karte des Mittelmeers ausgebreitet. Die Küste Africas war besonders sorgfältig vermessen - hier waren die Seekarten immerhin bereits sehr genau. Die Breite des Meeres war dagegen nicht ganz so sicher - die Länge einer Tagesreise hing immerhin maßgeblich vom Wind und der Strömung ab. Aber sie genügte, um die Route der Flotte zu planen.


    Wie gewohnt hielt Lucius sich ein bisschen im Hintergrund, während die Kommandeure eintrudelten. Viele kannte er sowieso nicht persönlich, die anderen waren ihm aber auch ziemlich egal. Das waren fast ausschließlich die Söhne von Habenichtsen und Trierarchi, die sich vom einfachen Matrosen hochgedient hatten - wenn er hoffentlich bald der Flotte den Rücken kehrte, würde er sie nie wieder sehen und nie wieder etwas von ihnen hören. Also war es völlig unlogisch, jetzt geheuchelte Freundlichkeiten oder sonstige Anstrengungen in sie zu investieren. Sie sollten funktionieren, damit alles so funktionierte, wie der Subpräfekt es geplant hatte - alles andere war ihm egal.
    Als Avidius Heliodorus, der Kapitän der Aeternitas, der natürlich alle Kapitäne persönlich begrüßt hatte, ihm zunickte, trat Crispus aber doch vor. Er hatte beschlossen, diese Versammlung persönlich zu leiten und fing direkt an:
    "Meine Herren,
    wir haben uns hier wegen der diesjährigen Frühjahrspassage versammelt. Ich habe entschieden, dass wir die Nordpassage über Cyprus, Rhodos, Creta, Malta und Messina bis nach Ostia nehmen. Meine Berater-"

    Er sah zu Heliodorus - er hatte natürlich nur erfahrene Seeleute konsultiert, nicht irgendwelche leichtgläubigen Priester, wie es abergläubischere Organisatoren gemacht hätten.
    "-sind der Meinung, dass dieser Weg bei den aktuellen Verhältnissen schneller zu bewältigen ist. Wie gewohnt werden wir in einer offenen Formation fahren, um uns gegenseitig nicht zu behindern. Nach Möglichkeit werden wir die gewohnten Häfen anlaufen und bei Nacht immer vor Anker gehen."
    Er sah ein bisschen nervös auf seine Notizen - vor ihm standen lauter erfahrene Seeleute, er wollte sich nicht blamieren.
    "Wir - äh - haben schon ein leichtes Boot voraus geschickt, um die Häfen vorzuwarnen. Sie sollen auch bereits die Zölle und so weiter absprechen, damit unsere Aufenthalte nicht unnötig verlängert werden."
    Der Subpräfekt hatte gehört, dass in manchen Jahren wertvolle Tage verloren gingen, weil die Hafenverwaltungen sich mit der Bewilligung der Frachtmengen sperrten - so etwas wollte er unbedingt verhindern, wo sie sowieso schon so spät in See stachen!
    "Das Kommando über die Flotte werde ich führen. Wir werden uns jeden Abend auf der Aeternitas - äh -, dem Flaggschiff, zu einer Stabsbesprechung treffen. Ich erwarte von euch, dass alle Probleme und Besonderheiten des jeweiligen Tages dort gemeldet werden."
    Er seufzte - hatte er irgendetwas vergessen? Im Grunde war es ja sowieso jedes Jahr dasselbe...
    "Fragen?"

    Der Pfeil flog und flog. Der Subpräfekt sog angespannt Luft ein - er fürchtete fast, dass er zu tief gezielt hatte und das Projektil im Staub verpuffte!
    Doch dann hatte es die Löwengruppe erreicht und traf... die verdammte Löwin! Im letzten Moment bewegte sich das Mistvieh ganz achtlos in die Schussbahn und die Pfeilspitze drang in ihren Vorderlauf ein. Sie brüllte überrascht auf und brach zur Seite weg, was sofort das Löwenmännchen aufblicken ließ. Die Tiere wirkten verwirrt - eine Schrecksekunde offensichtlich.


    Lucius spuckte verärgert aus - er wollte das verdammte Männchen! Ohne mit den Jägern Rücksprache zu halten, trieb er sein Pferd an und galoppierte auf die Löwengruppe zu. Die wirkte noch immer verwirrt, doch als der junge Petronier sirrend seinen Pythagoras aus der Schwertscheide zog, schienen sie zu verstehen. Die Tiere stoben auseinander - jeder in eine andere Richtung. Lucius heftete sich an die Fersen des Männchens - die getroffene Löwin, die traurig versuchte davonzuhumpeln, interessierte ihn nicht!
    Leider beschleunigte der König der Wüste weitaus schneller, als der Subpräfekt vermutet hatte. Unermüdlich trieb er sein Reittier an, doch sie waren schon kurz vor einem Baum, als er die Raubkatze endlich einholte. Mit dem Schwert schlug er nach ihr - allerdings war ein Gladius nicht unbedingt die geeignete Waffe, um zu Pferde zu kämpfen. Er verfluchte den Jäger, der ihm die Spatha empfohlen hatte - hätte er sich nicht zu sehr auf sein geliebtes Schwert verlassen!
    "Verdammt!"
    rief er verärgert und bückte sich vom Rücken des galoppierenden Tieres zu der Katze hinunter. Seine Klinge streifte ihren Rücken und der Löwe brüllte. Er drehte sich im vollen Lauf und hieb mit seiner Klaue nach dem Angreifer. Die Krallen erfassten Lucius' Schwerthand und bohrten sich in seine Haut. Die Wucht des Hiebes, die Energie der Drehung im vollen Lauf - und das auch noch entgegen der Bewegung des galoppierenden Pferdes - bremsten den Petronier unmittelbar und ließen ihn gemeinsam mit dem Löwen zu Boden purzeln. Sie überschlugen sich mehrmals und ein schrecklicher Schmerz durchfuhr Lucius, als sein Kopf zum ersten Mal auf den harten, grasbewachsenen Boden aufschlug. Hoffentlich hatte er sich nichts gebrochen - er wusste ja aus der Anatomie-Vorlesung, dass so heftige Stürze Schreckliches anrichten konnten! Unter anderem konnte man die Besinnung verlieren - keine gute Idee, wenn man gerade mit einem Löwen kämpfte!


    Tatsächlich war das Löwenmännchen blitzschnell wieder auf den Beinen, nachdem die beiden etwas ausgerollt waren. So schnell konnte der Petronier sich gar nicht aufrappeln, wie ein aufgerissener Schlund auf ihn zukam und sich in seinem linken Arm fraß, den er gerade noch schützend vor sein Gesicht halten konnte. Das war sein Ende!

    Die Aigyptiai waren gewaltige Ozeanriesen - selbst für Lucius, der nun schon einige Jahre in Alexandria Dienst tat, waren sie immer wieder beeindruckend. Wenn man etwas weniger von Archimedes verstanden hätte als er, hätte man sich sicherlich gefragt, wie solche Ungetüme überhaupt schwammen. Sie waren fast 35 Doppelschritte lang und fast 10 Doppelschritte breit, hatten hohe Bugwände und darin ein Fassungsvermögen von bis zu 50 Talenten.


    Sehr genau hatte der junge Petronier ausgerechnet, wie viel in jedem Schiff unterzubringen war - es gab natürlich große Varianzen bei der Tonnage, zumal manche Schiffe das Getreide eher in Säcken einlagerten, andere in großen Schüttgutfächern, was natürlich die Raumnutzung sehr unterschiedlich machte. Neben dem Raum war aber auch das Gewicht der Ladung zu beachten, weshalb er beides genau hatte aufnehmen lassen. Ganz nebenbei hatte sich dabei aber auch ein gutes Plus machen lassen, denn die meisten Verwalter in den Nomoi hatten ihre Lieferungen nicht auf die Unze genau berechnet, sodass man bei genauem Nachrechnen immer kleine Überschüsse sammeln konnte, die faktisch nicht in den Listen auftauchten - wenn es zu wenig war, ließ sich ja einfach der Rest nachfordern. Damit hatte der Subpräfekt eine ganze Menge Getreide in die eigene Tasche wirtschaften können, auch wenn das einen größeren Arbeitsaufwand für das Personal bedeutet hatte, das die Ladung löschte. Aber auch dieser Aufwand hatte sich ja rechtfertigen lassen - immerhin hatte Lucius ja auch Fehlbeträge aufgedeckt.


    Seit mehren Monaten fand nun die Beladung der im Winter auf Kiel gelegten Schiffe statt: In langen Reihen schleppten Hafenarbeiter - meist sonnenverbrannte, drahtige Ägypter in knappen Lendenschurzen - Säcke über Planken oder auf Gestelle, die von Kränen hochgezogen wurden. Jeder einzelne Sack wurde von Schreibern notiert, sodass Lucius immer Kontrolle hatte, wie viel schon verladen war und wie viel fehlte. Immer wieder kam er auch persönlich hierher, um mit dem Procurator Neaspoleos Flavius Sabinus den Fortgang der Arbeiten zu kontrollieren.


    Als der Subpräfekt heute erschien, erwartete ihn Sabinus mit gerunzelter Stirn-
    "In Horrea IV ist was geschimmelt."
    "Wie viel?"
    gab Lucius zurück - solche Hiobsbotschaften überraschten ihn nicht, denn er hielt seine Mitarbeiter sowieso für einen naiven Trottel.
    "Irgendetwas ist mit der Belüftung schief gegangen. Die unten liegenden Säcke sind alle feucht geworden - vierzig Sack."
    "Wie viel?"
    wiederholte Lucius - er brauchte Zahlen. Die Säcke hier waren doch immer etwas unterschiedlich. Der Procurator sah zu sienem Schreiber, der auf eine Zahl auf seiner Tabula deutete.
    "42 Talente."
    "Schaff das Zeug beiseite. Wenn wir es waschen und trocknen, lässt es sich vielleicht hier noch verkaufen."
    Der Flavier nickte - der Kerl war wirklich zu beschränkt für seinen Job, wenn er noch nicht selbst daran gedacht hatte. Zwar ließ sich empirisch beweisen, dass geschimmeltes Getreide durch Abwaschen oft nicht geheilt werden konnte - für die armen Schlucker in Rhakotis war es aber immer noch recht. Besser als gar nichts vermutlich... und abgesehen davon war dies wieder eine Gelegenheit, selbst etwas für sich abzuzweigen...

    https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/7/73/Lion_waiting_in_Namibia.jpg/320px-Lion_waiting_in_Namibia.jpg

    Es dauerte nicht lange, bis die Antilope ein blutiger Kadaver war, an dem die Löwen sich gütlich taten. Noch immer sah Lucius gebannt zu - diese Kraft, diese Überlegenheit, diese Energie! Er hätte sich vielleicht fragen können, ob diese Faszination logisch war, aber dazu war er viel zu abgelenkt. Er bemerkte nicht einmal, wie der Jagdleiter behutsam an ihn herantrat und erschrak ein bisschen, als er ihn anflüsterte:
    "Jetzt kannst du dir einen auswählen. Aber gib Acht: Du musst sie mit dem ersten Pfeil so schwer verwunden, dass sie nicht mehr fliehen kann!"
    Der Subpräfekt schämte sich ein bisschen, dass er so erschrocken war. Wie üblich machte er dies mit umso mehr Verärgertheit wett:
    "Wo ist der Mann?"
    Er hatte gehofft, den König der Wüste zu erlegen! Jetzt waren hier aber nur Weibchen zu sehen...
    Doch der Jäger grinste.
    "Einen Moment."
    Tatsächlich tauchte nun ein weiteres Tier aus dem Gebüsch auf und schritt majestätisch zu der Beute, die sein Rudel ihm erlegt hatte: Ein großes Exemplar mit einer stolzen Mähne, die von der goldenen Vorderseite bis zum Rücken langsam dunkler wurde. Richtig lässig spazierte er zu seinem Harem und tauchte als erster seine Schnauze in das blutige Fleisch. Lucius war beeindruckt - ganz offensichtlich war es ein Naturgesetz, dass der Mann der Frau überlegen war, dass die Frau dem Mann diente und ihm nach Möglichkeit Arbeit abnahm. Er konnte sich zwar nicht gerade ein hübsches Mädchen dabei vorstellen, wie sie für ihn jagen ging, aber trotzdem war die Vorstellung, dass sie devot wartete, bis er sich vollgefressen hatte, irgendwie attraktiv...


    Er war allerdings nicht zum Träumen hierher gekommen - dafür war die Anmietung der Jagdmannschaft viel zu teuer gewesen! Also griff er nach seinem Bogen und zog einen Pfeil. Die Entfernung war fast ein bisschen weit für seine Fähigkeiten, aber er musste es versuchen - soweit er das gesehen hatte, hatten Pfeile eine beachtliche Durchschlagskraft. Wenn er traf, würde er das Tier also garantiert verletzen!


    Behutsam legte er an und zog an der Sehne. Noch immer fraß der Löwe, während eines der Weibchen dummerweise genau dort auf ihren Teil wartete, wo sie ihn halb verdeckte. Lucius nahm den Bogen auf und hielt ihn vors Gesicht - es kostete einige Kraft, die Sehne gespannt zu halten. Dann sah er den Pfeil entlang, der in eine Spitze mit Widerhaken überging - er war perfekt gerade und glatt. Auf diese Entfernung musste er ballistisch schießen - eine Sache, die er noch nicht ganz so gut beherrschte.
    "Ein bisschen höher!"
    mahnte der Oberjäger und brachte den jungen Petronier damit voll aus der Konzentration. Böse sah er den Mietling an und hielt den Bogen etwas höher. Die Pfeilspitze schwebte nun ein klein wenig über den kräftigen Hinterläufen des Löwen.
    Langsam atmete er ein und aus, dann hielt er die Hand an. Und ließ die Sehne los.



    [SIZE=7]Bildquelle: Wikicommons
    Autor: Kevin Pluck[/SIZE]

    Endlich war es so weit - das Wetter war günstig und die Winterstürme hatten aufgehört! In wenigen Tagen würde die deshalb die Getreideflotte nach Ostia in See stechen, um die Hauptstadt mit dem lange ersehnten Korn zu versorgen, das die Plebs neben den Spielen von ihrem Kaiser erwartete. Wahrscheinlich warteten sie sogar schon ziemlich sehnlich, denn die Segelsaison begann in diesem Jahr ein bisschen später als gewohnt...


    Trotzdem war der Subpräfekt, der dieses Jahr die Organisation zu stemmen hatte, ziemlich gestresst in diesen Tagen. Nachdem die Schiffe nun nach und nach aus den Docks kamen, mussten sie mit dem Korn aus den Magazinen beladen , einige neue Kapitäne angeworben, bestehende heruntergehandelt und letzte Lieferungen aus dem Nilhafen herbeigeschafft werden. Ganz abgesehen davon hatten manche Reeder offensichtlich Probleme, ihre Mannschaften neu anzuwerben, sodass Lucius auch hier hinterher sein musste, dass alles funktionierte. Und vor allem mussten natürlich die Geleitschiffe der Classis Alexandrina bereit gemacht werden - für die eher kleinen Liburnen war eine Reise durch das ganze Mittelmeer kein Pappenstiel!

    Wie immer, wenn Lucius warten musste, berechnete er im Stillen Primzahlen. Er war inzwischen bei 10273 angelangt und so langsam wurde es ziemlich knifflig. Bevor er aber weiter überlegen konnte, regte sich doch etwas im Gebüsch und kurz darauf tigerten zwei Löwinnen an. Der Führer der Jagdgruppe blickte alarmiert zwischen allen hin und her und hob beschwichtigend den Arm, als der Subpräfekt schon nach seinem Bogen griff.


    Etwas enttäuscht ließ er den Bogen wieder sinken, streichelte aber sanft über die gespannte Sehne. Ein Bogen funktionierte wohl irgendwie über die Hebelgesetze, denn je länger ein Bogen war, desto stärker war er normalerweise - was aber irgendwie auch mit der Härte des Holzes zusammenhing, sonst war es ja unlogisch, einen Kompositbogen zu bauen. Es musste irgendwas mit der Elastizität zu tun haben... - hatte er nicht von einem gewissen Heron von Alexandria gehört, der sich mit Geschützbaukunst beschäftigte? Vielleicht musste er diese... - aber jetzt war das Mistvieh an der Reihe!


    Die ganze Jagdgruppe beobachtete schweigend, wie die Löwinnen sich der Antilope näherten, die sie bald bemerkte. Das Vieh wurde panisch, zerrte an dem Pflock und sprang hilflos auf und ab - aber vergebens: Blitzschnell waren die Katzen bei ihr und zerrissen sie vor den Augen der Jäger.
    Lucius' Augen leuchteten: Zwar von Ferne, aber immerhin sah er, wie das Blut des feigen Fluchttiers spritzte, wie Klauen das Fell und das Fleisch zerrissen und eine überlegene Kraft ausübten, der die Antilope nichts entgegenzusetzen hatte - faszinierend!

    Zum gefühlt hundertsten Mal - in Wirklichkeit war es das vierzehnte Mal - griff der Subpräfekt nach seinem Bogen, mit dem er heute einen König der Tiere erlegen wollte. Sanft strich er über die mehrfach geschwungene Hornbeschichtung, die auf den Holzkern des Kompositbogens aufgeklebt war. Die parthischen Reiter benutzten ähnliche Bögen, wie der Bogenbauer ihm erklärt hatte - und die galten wohl als die gefährlichsten Bogenschützen der Welt, die im vollen Galopp sogar über ihren Rücken schossen. Lucius war lange nicht so brillant, hatte aber vor kurzem angefangen das Bogenschießen zu trainieren. Er hatte bei Manövern gesehen, wie die Marineinfanterie diese Fernwaffe benutzte und entschieden, dass es sehr rational war diese Waffe zu benutzen - man konnte den Feind damit töten, ohne dass dieser eine Chance hatte, einen zu erreichen!


    Nachdenklich zog er an der straff gespannten Sehne. Der geschwungene Bogen erhöhte die Energie, die die Sehne entwickelte und sorgte so trotz der Kürze für eine hohe Reichweite. Als er den Tierdarm losließ, gab dieser ein surrendes Geräusch von sich - fast wie die Harfen, die die ägyptischen Priesterinnen benutzten. Er hatte gehört, dass man die Höhe des Tones durch die Länge der Saite bestimmen konnte - wieder eine Sache, die er irgendwann einmal ausprobieren musste...


    Vorerst wollte er aber nicht Musik machen, sondern einen Pfeil in einen kraftvollen Löwenkörper jagen!
    "Wo sind die Mistviecher denn jetzt?"
    fragte er den Leiter der Jagdgruppe, der so entspannt auf seinem Pferd hockte, als würde er eine Schafherde hüten.
    "Geduld, junger Herr, Geduld! Löwen sind nicht dumm - sie kommen erst heraus, wenn sie sich sicher fühlen!"
    Der Petronier spuckte auf den Boden. Es entsprach nicht gerade seiner Definition von Klugheit, leichtgläubig auf eine angebundene, verletzte Antilope hereinzufallen - man musste kein Aristoteles sein, um da eine Falle zu wittern!

    Lucius kniff die Augen zusammen, als er die Sonne über der Steppe flimmern sah. Wenn man Alexandria verließ, war man bald in einer eher trockenen Gegend mit Gras, das jetzt im Frühjahr zwar ein bisschen grünte, im Sommer jedoch zu braunem, toten Bewuchs wurde. Ab und zu ragte ein knorriger Baum über die das Land, in das Hirten ihre Herden trieben. Ihre Feinde waren die Löwen in der Gegend - und wegen denen war der junge Petronier gekommen.


    Er hatte sich vorgenommen, nach all den Jahren seiner Präsenz hier endlich einmal auf die Jagd zu gehen. Als er sich informiert hatte, war ihm eine Form von Beute besonders sympathisch erschienen - der Löwe! Natürlich gab es in einer Stadt wie Alexandria genügend Anbieter, die jungen Aristokraten solche Jagdpartien vermittelten, sodass es weder schwer, noch sonderlich teuer gewesen war, eine Handvoll Jäger anzuheuern. Mit ihnen saßen nun der Subpräfekt und sein Sklave Arminius auf ihren Pferden. In einer Entfernung hatten sie eine verletzte Antilope angebunden, die die Löwenmeute anlocken sollte. Doch obwohl das Vieh mehrere Male über die gesamte Steppe gehetzt worden war, um den Raubtieren Witterung zu ermöglichen, war bisher keiner zu sehen.

    Lucius hatte sich gekümmert. Im Hafen von Letopolis gab es natürlich Reeder und am Ende hatte der Subpräfekt sogar ein paar konkurrierende Angebote gehabt. Natürlich hatte er das klug ausgenutzt und den Preis heruntergehandelt - zwar war er bei dem ersten wegen seiner harten Strategie gescheitert (am Ende war der Reeder einfach verärgert weggegangen), aber beim nächsten Mal war er etwas behutsamer vorgegangen. Am Ende hatte ein gewisser Eupolis das Rennen gemacht, der einen großen Kerkouros auf Kiel liegen hatte, aber bereit war, die winterliche Generalüberholung für eine lukrative Fahrt nach Alexandria noch einmal zu aufzuschieben.


    Der Preis war wegen der Kurzfristigkeit zwar nicht absolut perfekt, wie Arminius herausfand, aber Lucius entschied, dass der unfähige Sitologe das aus eigener Tasche zahlen musste. Dann musste das Getreide nur noch verladen werden, was natürlich wieder ein ganzes Weilchen dauerte. Der Petronier vertrieb sich die Zeit damit, den Nilometer der Stadt zu untersuchen - wie er gehört hatte, breitete die Überschwemmung im Winter sich wie eine Welle von Süden nach Norden aus. Wenn man nun ein präzises Instrument zur Zeitmessung hatte, ließ sich möglicherweise die Geschwindigkeit dieser Welle berechnen...


    Leider kam er allerdings zu keinem Ergebnis, ehe es Abend wurde und das Getreide verladen war. Also musste er unverrichteter Dinge und schlecht gelaunt ins Haus des Strategos zurückkehren. Er nahm die Einladung zu einem weiteren Essen aber nicht an, sondern zog sich mit Armin zurück, um ein paar Becher Bier auf dem Zimmer zu genießen. Irgendwann war er auch besoffen genug, um einfach einzuschlafen.


    Und am Morgen bestieg er endlich wieder seine Liburne, um den Kerkuros nach Alexandria zu eskortieren. Zuvor machte er Nechetnebef aber noch einmal ausgiebig rund, um ihn ausreichend einzuschüchtern, dass er das fehlende Getreide so schnell wie möglich nachlieferte. Der Subpräfekt drohte dem Sitologen mit dem Zorn des Statthalters, des Kaisers, der Götter - so lächerlich das war - und reiste dann endlich ab. Immerhin ging es diesmal stromabwärts, sodass sie mit dem Nordwind segeln konnten...

    Lucius hörte sich die Ansprache des Kapitäns schweigend an. Er hatte bisher noch keine Ansprachen an die Truppe gehalten - er wusste auch nicht, was er ihnen zu sagen gehabt hätte. Die meisten hier waren sklavische Ägypter und großmäulige Orientalen, die er beide im gleichen Maß verachtete. Aber wie schon in Mogontiacum war es für einen Offizier offensichtlich manchmal nötig, seine Männer zu motivieren - insofern hoffte er, hier etwas lernen zu können, denn vom alten Eumenius hatte er ja im Grunde nichts mitgenommen!


    Was er allerdings geliefert bekam, klang eher nach einer 08/15-Aufbaurede - ihr seid die wichtigsten von allen, auf euch kommt es an etc. etc. Manchmal fragte sich der Subpräfekt, ob die Mannschaften wirklich so beschränkt waren, solches Geschwätz zu glauben... andererseits war Heliodorus - soweit er das beurteilen konnte - ein relativ angesehener Offizier, auch bei seinen Männern, was die Wahrscheinlichkeit hoch erscheinen ließ, dass sie ihm das Gesülze abnahmen...
    Vielleicht war es gar nicht so kompliziert, Motivationsreden zu schwingen!

    Naja, der Vizeadmiral ist der Einstiegsrang in den ritterlichen Cursus Honorum - also der am wenigsten glanzvolle Posten, wenn man Eques ist ;)


    Wie du sicherlich gelesen hast, sind die Petronier vor allem an historisch orientierten IDs interessiert. Ein Künstler wäre historisch wohl in erster Linie von einem Gönner abhängig oder selbst so reich, dass er keiner "Erwerbsarbeit" nachgehen muss. Im näheren familiären Umfeld von mir - also der ID Lucius Petronius Crispus, vgl. den Stammbaum) - wirst du weder jemanden finden, der Kunst besonders schätzt, noch jemanden, der diese fördert. Wie ich schon schrieb, mögen wir konsequentes Rollenspiel, wozu eben auch gehört, dass man brotlose Kunst verachtet...
    Mit deinen Plänen hättest du also bei uns mit wenig Unterstützung zu rechnen. Natürlich könntest du bei uns auch als "Habenichts" einsteigen - ggf. sogar als Begründer eines neuen Stammbaums, der dann gar nicht mit den bisherigen Petroniern verwandt ist - und dich allein durchbeißen (SimOff würde ich dich auch unterstützen, sofern du Hilfe brauchst). In Rom könntest du ggf. auch den ein oder anderen Gönner finden.


    Aber wenn du auch familiäre Unterstützung möchtest, würde ich mir die Zeit nehmen mal durchzuklicken, welche Familien etwas reicher aussehen und dort anklopfen. Als Sohn eines Senatoren könnte man zwar ggf. auch in Konflikt mit Papi geraten, wenn man statt Politik lieber Kunst machen will, aber vielleicht hätte ein Spieler daran auch Interesse...


    Fazit: Du kannst gerne auch bei den Petroniern einsteigen, SimOn wirst du mit deinen Plänen dann aber keine Unterstützung bekommen :]

    Entschuldigt die Verspätung - war die letzten Tage nicht online!
    Ein Schönling aus Rom also... soso...
    Bevor ich dich annehme - was ich prinzipiell gern tue - würde ich gern wissen, was deine Pläne mit dieser ID sind. Hast du dir schon überlegt, wo Maecenas hin will? Oder was für ein Charakter er werden soll (im Sinne der Tipps für Neulinge)? Und warum du ausgerechnet die Petronia ausgewählt hast (auch wenn es nur der klangvolle Name ist ;) )?

    | Caius Avidius Heliodorus
    Der Avidier musterte eine Weile schweigend die Gesichter der Männer. Manche kannte er schon sehr gut, andere waren neu - sie würden sich erst noch bewähren müssen! Aber sie alle waren seine Crew!
    "Männer!"
    begann er daher eine kleine Ansprache, die er am Anfang jeder Segelsaison zu halten pflegte.
    "Heute beginnt die Segelsaison für unser Boot wieder! Ihr wisst, die Aeternitas ist das größte und schönste Schiff der Classis, wenn nicht der ganzen Welt! Seit die Alexander vor ein paar Jahren gesunken ist, ist sie unser Flaggschiff! Sie ist also noch ein junges Mädchen."
    Er strich fast zärtlich über den Mast neben sich.
    "Aber sie hat schon manche Überquerung des Mare Nostrum hinter sich! Und auch wenn sie kaum zum Kampf musste, will ich, dass sie stets wehrhaft ist! Ihr seid dafür der Schlüssel - ein Schiff, so schön und mächtig es auch ist, ist nur so gut wie die Crew, die es rudert! Die Jungs auf Deck sind wichtig und manche von euch beneiden sie vielleicht."
    Er sah zur Decke, über der die frische Luft des Meeres wehte.
    "Aber ich sag' euch was: Wenn es zum Gefecht kommt, nützt uns kein Segel und kein Anker was - dann kommt es allein auf eure Muckis an! Wenn ihr an den Riemen euren Dienst leistet und rudert wie ein Mann, ist dieses Schiff unschlagbar - egal ob gegen eine Piraten-Schaluppe oder eine Quinquereme der Parther!
    Ich erwarte deshalb, dass ihr euren Dienst treu und fleißig leistet! Nutzt jede Ausfahrt und jede Übung, um eure Technik und euren Rhythmus zu perfektionieren, damit wir bereit sind, wenn es drauf ankommt!
    Und jetzt alle Mann an Deck - wir segeln ein Weilchen!"

    Er schnaubte und machte sich selbst auch wieder auf den Rückweg an seinen Kommandoposten.