Noch bevor der Soldat antworten konnte, war dieser Decimus wieder bei ihm - und erklärte sich gleich für den Gesuchten. Irgendwie hatte Lucius das am Vorabend vergessen zu fragen, wie das so alles ablief...
"Ah - äh - gut!"
antwortete er mit einem leichten Anflug von Unsicherheit und räusperte sich etwas beschämt. Im Grunde war es ja logisch, dass der Nauarchus das Kommando hatte - er stand ja im Rang über dem Trierarchus! Aber irgendwie hatte der junge Petronier sich bisher immer lieber mit der Infanterie auseinandergesetzt als mit der Marine...
"Dann - äh - machst du das Opfer, das du gestern meintest?"
fragte er - eigentlich eine Sache, die Lucius sowieso nicht machen wollte - er glaubte nicht an diesen ganzen Unsinn, also brauchte er auch nicht seine Zeit mit lächerlichen Riten und theatralischen Gesten zu vergeuden! Schlimm genug, dass er das als Magister Vici dauernd hatte machen müssen...
Beiträge von Lucius Petronius Crispus
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Nachdem nicht sofort jemand auf seine Frage einging, beschloss Lucius etwas genervt, jemanden direkt anzusprechen - und der war ausgerechnet Xenokrates:
"Du da - gibt's hier sowas wie einen Trierarchus? Oder ist der Nauarchus gleichzeitig der nautische Kommandant hier?" -
Nachdem Lucius eine recht gute Nacht in der Unterkunft des Nauarchus verbracht hatte, marschierte die Flottenabordnung am Folgetag wie geplant nach Ostia zurück. Natürlich bestand der junge Petronier darauf, als höchster Offizier den Rückweg zu Pferd zurückzulegen - was aber sowieso rational war, da er sich sein Pferd ja in Ostia gemietet hatte!
Als sie zum Hafen zurückkamen, lag Armin in der Abendsonne neben der Fallreep auf einem Sack. Der Aufmarsch der Soldaten fiel ihm natürlich sofort auf - zumal er den stolzen Offizier an der Spitze, gerüstet in seine niegelnagelneue Rüstung, den Mantel um die Schultern, recht gut kannte!
Er winkte fröhlich - die letzten beiden Tage waren ziemlich langweilig gewesen, da die Seeleute unter sich geblieben waren.
"Ave, Domine - soll ich das Pferd gleich zurückbringen?"
grüßte er seinen Herrn fröhlich und kam, um das Pferd zum Absteigen an den Zügeln zu nehmen. Statt einer Antwort sah Lucius ihn aber nur feindselig an:
"Arminius, nimm gefälligst Haltung an, wenn du mit einem Offizier sprichst!"
Der normalerweise lockere Umgang zwischen Lucius und Armin, der sich vor allen im letzten Jahr in Rom eingebürgert hatte - immerhin hatte der junge Petronier kaum andere Gesprächspartner gehabt und sie waren 90% der Zeit zusammen gewesen - war einem Subpraefectus nicht angemessen, wie Lucius glaubte. Zumal vor seinen Untergebenen, die am Ende noch glaubten, genauso nonchalant mit ihm umspringen zu können!Den Sklaven traf diese Schroffheit aber völlig unvorbereitet und er zog die Finger zurück. Doch darauf nahm der junge Petronier natürlich keine Rücksicht - stattdessen stieg er ohne Hilfe vom Pferd und reichte die Zügel selbst an seinen Sklaven weiter.
"Bring' das weg!"
Dann drehte er sich um und stemmte die Fäuste in seine Seite.
"Wer hat hier das Kommando?" -
Die Unterkunft eines Nauarchus? Das klang eigentlich nicht schlecht für den Anfang - also nickte er zufrieden und sah dem Decimer zu, wie er ein paar Soldaten herumscheuchte, wobei er sich bereits lebhaft ausmalte, wie befriedigend es sein würde, ab sofort selbst ausgewachsene Männer nach seiner Pfeife tanzen zu lassen. Natürlich hatte er in Mogontiacum auch schon Armin gehabt und Morag und Gunda sowie die beiden Veteranen, die ihn als Magister Vici begleitet hatten - aber sie alle hatten ihn immer sehr deutlich spüren lassen, dass sie ihm nur gehorchten, weil der Alte es ihnen befohlen hatte - wenn sie überhaupt gehört hatten...
Jetzt war er aber Befehlshaber aus eigener Kraft und wer sich ihm widersetzte, konnte mit drakonischen Strafen rechnen!Aus diesen erregenden Gedanken wurde er gerissen, als Massa ihn plötzlich zum Essen einlud - auch keine schlechte Idee! Er war immerhin den ganzen Tag im Sattel gesessen! Schweigend folgte er dem Nauarchus zu dessen Officium und nahm Platz. Zufrieden strich er über das Leder der Armlehnen, während das Essen geordert wurde. Gebratenes Huhn, Brot, Datteln - bald würde auch er nie wieder diesen faden Getreidebrei fressen müssen, den der Alte so sehr liebte! Er mochte es schon jetzt, Offizier zu sein!
"Jaja, auf Neptun und so weiter."
bestätigte er ein bisschen herablassend den Trinkspruch - obwohl er auch schon auf dem Meer gewesen war - und dabei unter schlimmster Übelkeit gelitten hatte - konnte er sich an kein Geleit durch irgendeinen Dreizackträger erinnern. Da musste ihm dieser Neptun schon etwas bieten, wenn er auf ihn trinken sollte!Zum Glück musste er sich aber nicht mit weiterem Gefasel über die Götter aufhalten - stattdessen sprach der Decimer direkt ihren neuen Standort an.
"So? Ich habe gehört, es ist ziemlich heiß dort!"
Momentan war Frühling in Rom - aber Lucius hatte schon einen Sommer hier erlebt und festgestellt, dass er Hitze gar nicht mochte... -
Ah, dann irre ich mich bei der Lex Irnitana. Das mit dem italischen Municipium aus Caesars Zeit dürfte dort gestanden haben: Th. Fischer (Hrsg.), Die römischen Provinzen, Stuttgart 2001, S. 51-56...
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Historisch betrachtet gab es auch mindestens in den Municipia und Coloniae Liktoren - etwa in der Lex Irnitana sind meiner Erinnerung nach Liktoren erwähnt. Ganz sicher aber in einem Munizipalgesetz aus caesarischer Zeit (eine Stadt in Italia, in der der Duumvir jeweils 2 Liktoren zur Seite hatte).
Dass die Fasces hier aber keine Beile in sich hatten, erscheint mir plausibel (zumal auch einige Priester in Rom vergleichbare Liktoren um sich hatten)
In Mogontiacum bin ich immer von Liktoren ausgegangen (nämlich 2 pro Duumvir). Ich erinnere mich grade aber nicht, ob wir das schon von Ordo Decurionum aus geregelt hatten...
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"Jawohl."
bestätigte Lucius und wartete noch einen Moment, da er den Unterton des Abschieds nicht recht verstanden hatte. Nachdem Lepidus sich aber doch recht deutlich dem nächsten Bittsteller zuwandte, leitete er schließlich ab, dass seine Audienz beendet war - umso besser, dann konnte er endlich nach Hause gehen und sich noch ein bisschen hinlegen!
Daher sagte er schlicht
"Vale, Domine."
und ging. -
Immerhin hatte er den richtigen gefunden - und musste doch feststellen, dass er den ganzen Tag hierher geritten war, um morgen wieder zurück zu marschieren! Was für eine Zeitverschwendung!
Andererseits war es natürlich noch mehr Zeitverschwendung, wenn sie sich noch länger hier in Rom herumtrieben - also nickte er.
"Ich brauche eine angemessene Unterkunft."
war trotzdem noch eine Art Frage, die er noch hatte. Zwar war seine Wohnung hier in Rom noch frei und würde erst zum Beginn des nächsten Monats neu vermietet werden - aber es war natürlich viel rationaler, sich gleich eine schöne Tribunenunterkunft zu verschaffen, in der es womöglich sogar kostenlose Verpflegung gab! So üppig war der Subpräfektensold ja nicht, dass die Kosten für Abendessen und Übernachtung vernachlässigbare Größen waren... -
Nachdem der besoffene Wachsoldat verschwunden war, blieb Lucius allein (bzw. ohne Ansprechpartner) am Tor zurück. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis ein Bärtiger auftauchte, der offensichtlich direkt aufs Tor zuhielt - allerdings hätte Lucius ihn nie direkt als Nauarchus identifiziert, denn Nauarchi waren ja immerhin ziemlich ranghohe Offiziere! Doch genau das war er, wie sich bei der Vorstellung herausstellte - was was war das denn für ein Typ? Eine einfache Tunica, ein Cingulum und Hosen! Der Typ sah ja aus wie ein x-beliebiger Soldat! Und dazu grinste er so dämlich - ob er sich über seinen neuen Vorgesetzten lustig machte?
Sofort fühlte der junge Petronier sich angegriffen und verschränkte die Arme vor der Brust. Mit einem leicht säuerlichen Unterton erwiderte er schließlich die Anfrage des Decimers:
"Lucius Petronius Crispus, Subpraefectus Classis."
stellte er sich unnötigerweise noch einmal vor, wie der Alte es ihm eingetrichtert hatte.
"Ich wurde zur Classis Augusta Alexandrina versetzt und man hat mir mitgeteilt, dass die Aeternitas sowieso gerade im Hafen von Ostia liegt und mich mitnehmen kann. Du bist der Kommandant des Schiffes?"
Der letzte Satz klang fast ein wenig anklagend. -
Eine kleine Anmerkung hierzu: Mir scheint, dass sich hier wieder einmal die Fehleinschätzung Bahn bricht, dass das, was im Tabularium nicht eingetragen ist, nicht existiert. Meines Wissens nach wurde es auch teilweise schon so gesimmt, dass Centurionen in die erste Kohorte versetzt wurden und damit in die Primi Ordines aufstiegen. Dass wir nur den Primus Pilus aufführen, liegt wohl daran, dass der relativ bekannt ist und wir diesen damit auch finanziell besser stellen.
Wenn man die Primi Ordines nun auch berücksichtigen will, müsste man schon überlegen, wie man das ganze aufnimmt - pauschal als "Centurio primi ordinis"? Oder jeden Centurionentitel der ersten Kohorte separat (mit entsprechender Gehaltsabstufung)? Und wenn man damit weitergeht, könnte der nächste kommen, und das Prinzip weiterführen...Natürlich gibt es durchaus gute Gründe, die Primi Ordines stärker zu berücksichtigen und eine größere Ausdifferenzierung von Rängen und Funktionen kann durchaus eine Inspiration sein (gerade auf für Leute, die ihren Junkelmann nicht so intensiv gelesen haben). Allerdings wäre dann auch zu bedenken, was einen Centurio in den Primi Ordines von einem anderen Centurio in dessen Alltag unterscheidet (abgesehen von größerem Ansehen) und damit als Ergänzung/Alternative zu den bestehenden Spielmöglichkeiten bietet. Soweit ich das sehe (als Nicht-Fachmann), ist diese nämlich beschränkt (im Gegensatz zum Primus Pilus, der ja Kommandogewalt über die gesamte Legion hatte).
Fazit: Der Sprung von Centurio der zehnten Kohorte zum Primus Pilus mag unrealistisch sein - aber es steht ja nirgends geschrieben, dass der Rang eines Centurio die Centurionen in den Primi Ordines ausschließt. Und wenn der Legat jemandem die II. Centuria der I. Kohorte anvertraut, ist es ihm ja auch unbenommen, ihn zu Planungen hinzuzuziehen oder anderweitig mit Sonderaufträgen zu versehen. Als einzigen Grund sehe ich daher momentan die Möglichkeit, diese auch finanziell besserzustellen
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"Verstehe."
bestätigte Lucius, obwohl er keine konkrete Vorstellung davon hatte, was man genau tat, wenn man sich ein ganzes Jahr lang auf eine Kandidatur vorbereitete. Damals als Magister Vici hatte er nur ein paar Wochen Wahlkampf gemacht - aber eigentlich hatte ja auch der Alte alles Wesentliche gemacht. Wahrscheinlich hätte er auch einfach nur ein Lied singen können als Wahlkampfrede...
Aber dieses Thema war durch - Politik war dem jungen Petronier viel zu anstrengend, vor allem weil man mit so vielen dummen Menschen zusammenarbeiten musste. Da hoffte er auf das Militär...
"Wenn du mich brauchst, dann - äh - ..."
...findest du mich in Aegyptus? Zu spät erkannte Lucius, dass er ein bisschen vorschnell seine Unterstützung zugesagt hatte - denn es war ja logisch, dass er von Aegyptus aus, wo Senatoren gesetzlich verboten waren, eine Magistraturwahl in Rom weder beeinflussen noch unterstützen konnte! Entsprechend bekam er rote Ohren und sagte schließlich etwas stockend:
"Äh - helf' ich dir, wenn ich kann..." -
Zitat
Original von Lucius Petronius Crispus
Wie er ihm einst gesagt hatte? Der junge Petronier guckte ein bisschen verdutzt drein - das letzte Mal hatte Lepidus doch irgendetwas von Verschwörungen und unüberwindlichen Hürden geschwafelt! Aber egal - Hauptsache, sie beide hatten, was sie wollten!
Die weitere Frage war ihm natürlich auch schon gekommen, obwohl er bisher erstaunlicherweise eher den Fokus auf Alexandria und weniger auf die Classis gelegt hatte. Denn jetzt, wo er so darüber nachdachte, was seine Erfahrungen auf Schiffen betraf, wurde ihm fast wieder ein bisschen übel...
"Germania - äh - hab' ich lang genug bewohnt, Domine. Ich diene, wo der Imperator mich braucht."
Das war eine Antwort, die sicherlich auch dem Alten gefallen hätte - obwohl gerade der Alte ein Grund war, nicht nach Germania zurückzukehren. Dort war es sowieso kalt und feucht und ungemütlich... wobei es weiter südlich natürlich dafür auch zu trocken, zu heiß und zu gemütlich sein konnte...
"Was planst du als nächstes?"
Scheinbar hatte sein Patron noch nichts konkretes im Auge - zumindest leitete Lucius das aus dem Schweigen ab, mit dem der Patron auf seine Frage reagierte... -
Kurz vor seiner Abreise nach Aegyptus hatte Lucius noch die Gelegenheit genutzt, um den Leichenzug eines Kaisers zu verfolgen. Tatsächlich musste er feststellen, dass dieses Spektakel alles übertraf, was es bisher in Rom gesehen hatte - angefangen von den Eskorten aller Art bis hin zum Who's who der römischen Gesellschaft. Die Figuren sahen aus wie eine Parade aller berühmten Römer, von denen Xanthippus ihm jemals erzählt hatte: die Kaiserfolgen, die er in den ersten Jahren hatte auswendig lernen müssen, dann die Helden der älteren Geschichte - manche musste Lucius tatsächlich vorbehaltlos bewundern: Divus Iulius, der angeblich höchstpersönlich sein Lager bei Mogontiacum aufgeschlagen hatte, Pompeius, der den halben Osten erobert hatte und letztlich dort das Zeitliche gesegnet hatte, wo der junge Petronier bald stationiert sein würde. Dann kamen aber die wenig beeindruckenden schwitzenden alten Männer, die Palmas Totenbett tragen mussten, was geradezu lächerlich aussah nach den strahlenden Helden.
Alles in allem war Lucius somit belustigt, aber gut unterhalten, als er sich endlich unter den Equites dem Leichenzug anschließen konnte -uns fragte sich, welchen Sinn es eigentlich hatte, solche Unmengen an Sesterzen für das Verscharren eines Toten hinauszuwerfen. Von dem Geld hätte man wahrscheinlich eine neue Provinz erobern können...
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Lucius sah sich die beiden Wachsoldaten an - die Typen wirkten irgendwie komisch - fast als wären sie... Ein kurzes Schnüffeln verifizierte seine Hypothese: Die Typen waren ja besoffen! Er wusste zwar vom Alten, dass alle Soldaten gern tranken und das auch im Dienst - aber doch nicht als Wache! Womöglich waren das sogar Soldaten, die seiner Befehlsgewalt unterstanden! Also war es wohl am besten, sich gleich von Anfang an Respekt zu verschaffen!
"Nimm gefälligst Haltung an, Soldat! Und dann hol' den Nauarchus hierher!"
befahl er mit schneidender Stimme - auch um zu verbergen, dass er keine Ahnung hatte, wie Marine-Stützpunkte aufgebaut waren und wo man dort Centurionen fand. -
Von seiner Wohnung aus war Lucius einen ganzen Tag und eine ganze Nacht nach Ostia gefahren, wo die Aeternitas vor Anker lag. Voller Stolz und angetan in voller, frischgekaufter Montur, war er auf das Schiff zustolziert - um dann zu erfahren, dass nur eine kleine Wachmannschaft zurückgeblieben war, während die Mannschaft inklusive dem Kapitän Urlaub in Rom erhalten hatte. Lucius solle sich dort melden, erklärte der Gubernator, der vor Ort das Kommando führte. Einen Moment regte der junge Petronier sich furchtbar auf - die ganzen Meilen von Rom nach Ostia war er umsonst gelaufen! Doch der Gubernator lenkte den Ärger geschickt ab, denn er erklärte recht plausibel, dass es für solche Schiffe üblich war, eine Weile vor Anker zu gehen. Und so blieb Lucius nichts anderes übrig, als zurück zu reiten - denn diesmal mietete er sich ein Pferd, um nicht noch einmal Ewigkeiten auf der Straße zu verbringen. Armin ließ er dagegen mit dem Gepäck zurück.
Und so stand er letztlich vor den Kasernen der Segelsetzer, kurz hinter dem Amphitheatrum Flavium und meldete sich an der Wache, wieder bemüht, einen respekteinflößenden Eindruck zu machen.
"Subpraefectus Classis Lucius Petronius Crispus, Classis Alexandrina."
meldete er sich militärisch knapp - das hatte der Alte ihm ja bereits beigebracht. Nicht ohne Stolz hielt er dem Miles außerdem seine Ernennungurkunde unter die Nase.
"Ich will den Nauarchus Appius Decimus Massa sprechen."
Den Namen hatte er von dem Gubernator erfahren. -
Als die Nachricht aus dem Palast ankam, war Lucius natürlich schon längst mitten in den Vorbereitungen für seine kommende Stelle. Etwa eine halbe Stunde, nachdem Armin mit dem Brief gekommen war, hatte er Pythagoras schon wieder sauber geölt und angefangen, ein paar Übungen des Alten zu wiederholen. Nun war er aber bereits beim Schneider gewesen, um eine neue Tunica zu kaufen, hatte einen Rüstungsmacher gefunden, der ihm einen Muskelpanzer angepasst hatte - wenn auch einen Gebrauchten - und natürlich einen Helm. Die Beinschienen hatte er ja schon vor ihrer Reise nach Rom bekommen, sodass ihm eigentlich nur noch das Cingulum Militare fehlte.
Der Marschbefehl kam also gerade recht, um die letzten Vorbereitungen abzuschließen und endlich den Dienst anzutreten.
"Armin, ordere uns einen Karren!"
befahl er daher zufrieden. Der Sklave runzelte dagegen die Stirn.
"Willste deine Möbel mitnehmen oder was? Isses nicht billiger, sich dort neue Sachen zu kaufen?"
Etwas verwirrt sah der junge Petronier seinen Diener an - da hatte er sich doch tatsächlich in seiner Begeisterung dazu hinreißen lassen, die Dinge nicht rational zu betrachten: Es war ja völlig klar, dass es in Alexandria ebenfalls Möbel zu kaufen gab. Und auf einer Kriegsgaleere war vermutlich sowieso kein Platz für Extra-Betten, Kisten und Klinen. Vielleicht war seine Unterkunft ja sogar eingerichtet - sein Vater hatte zumindest eine eingerichtete Stube gehabt! Wenn man allerdings von dem Mobiliar absah, an dem Lucius sowieso nicht hing, passte wahrscheinlich all sein Besitz auf einen Packesel - und den konnte man zusätzlich noch jederzeit durch die Stadt führen!
"Gut, dann schaff uns einen Esel her."
"Meinst du nicht, dass wir deine paar Habseligkeiten auch einfach tragen können?"
Wieder zögerte Lucius - als sie nach Rom gekommen waren, hatte Armin ihren gesamten Besitz tragen können. Jetzt kam im Grunde nicht viel mehr als die neue Uniform dazu, aber die konnte er ja anziehen... Es würde zwar viel werden und vielleicht auch ein bisschen lächerlich aussehen - dafür sparte er sich die Kosten für irgendein Mietvieh. Einen Moment analysierte er Kosten und Nutzen, dann entschied er sich für die Sesterzen - die Leute auf dem Weg nach Ostia kannte er sowieso nicht und würde sie wahrscheinlich nie wieder sehen. Und vor Ort mussten sie das Zeug sowieso von Hand auf's Schiff laden. Also stand fest:
"Dann pack unser Zeug zusammen. Ich will heute noch nach Ostia!"
Sie konnten am Hafen sehen, ob es ein Boot gab, das sie flussabwärts brachte - das war nicht allzu teuer, da die meisten Güter von Ostia nach Rom gingen und nicht umgekehrt, sodass einige Schiffen ganz froh waren, wenigstens irgendeine Fracht auf dem Rückweg zu haben... -
Als Lucius morgens hinunter in die Garküche gekommen war, um sich Morgenpuls zu holen, hatte er den Wirt in heller Aufregung erlebt: Er hatte von Privatus, dem Freigelassenen des Iulius, der wiederum ein Klient des Senators Quinctius war, gehört, dass letzterer heute morgen in aller Frühe einen schwarzen Ziegenbock geordert hatte, um für die Manen des Kaisers zu opfern - die Manen! Die logische Konsequenz waren zwei Deduktionen: Entweder, der Quinctier plante den Cornelier umzubringen und besänftigte die Totengeister lieber schon im Voraus, oder der Kaiser war tatsächlich tot.
Diese oder ähnliche Gerüchte hatten scheinbar eine ganze Menge anderer Römer heute auch aufgeschnappt, denn als Lucius mit Armin im Schlepptau auf das Forum kam, war dort bereits die Hölle los. Direkt neben dem jungen Petronier diskutierten zwei Männer lautstark darüber, ob die Prätorianer oder der Senat den Kaiser in Stücke gehackt hatten und aus allen Straßen und Gassen schoben sich immer mehr Menschen auf den statuengeschmückten Platz. Als Lucius sich umsah, entdeckte er außerdem ein massives Aufgebot an Stadtwachen - was war genau passiert? Dass der Kaiser tot war, dafür gab es bereits mehr als genügend Indizien. Aber eine vernünftige Ableitung aus dem Wust an Dingen, die er in den wenigen Stunden, die er wach war, aufgeschnappt hatte, hatten kein kongruentes Bild gegeben.
So war er fast froh, als er die bärtige Visage des Ducciers auf der Rostra entdeckte, die für ihn alles darstellte, was er an den Ducciern hasste (ein Affe in Toga - und sei es auch eine Toga Praetexta - war noch immer ein Affe). Aber immerhin verkündete er recht unspektakulär, dass der alte Mann auf dem Palatin tot war. Ziemlich unspektakulär - es klang fast danach, als wäre er einfach friedlich eingeschlafen. Prinzipiell war das natürlich nicht so abwegig - schon bei der Kaiseraudienz hatte Lucius sich ja gedacht, was für ein alter Knochen der mächtigste Mann des Imperiums doch gewesen war. Aber dass es so schnell gehen würde... wer hätte da gedacht?
Der Petronier beteiligte sich jedenfalls nicht an den hahnebüchenen Verschwörungstheorien, die nun wild ausgetauscht wurden. Natürlich lag die Wahrscheinlichkeit gar nicht so niedrig, dass die alten Gegner des Corneliers zugeschlagen hatten. Aber dann hätte der Duccier sicherlich gleich einen neuen Kaiser verkündet, anstatt hier nur Verwirrung zu stiften. Diese Formulierung: Die Götter haben ihn zu sich gerufen - als hätte irgendwer jemals die Götter rufen hören! Wirklich absurd, diese Vorstellung... und wenn man sie mit den Spekulationen verband:
"Und womit haben sie ihn zu sich gerufen? Mit einem Dolch in die Rippen oder mit einem Durchfall?"
rief er spöttisch in Richtung Rostra. -
Zitat
Original von Lucius Tiberius Lepidus
"Vielen Dank, Petronius, wie ich dir einst sagte, lässt sich das alles regeln und nun haben wir beide, was wir wollten" Am Schluss lässt sich eben alles in die richtigen Bahnen lenken und jeder erhält, was er verdient. Für Lepidus kam dies wohl noch gerade recht, schnell genug, dass sein auffälliges Verhalten vielleicht nicht allzu bekannt werden konnte. "Auch ich kann dir somit nur ebenfalls gratulieren. Es freut mich, dass du nun von meinem Bemühungen profitierst. Es geht für dich also nach Alexandria, wie ich hörte. Bist du mit der Classis zufrieden? Immerhin ist es noch einmal deutlich weiter weg von deiner germanischen Heimat." Nicht, dass das nur irgendeine Rolle spielen sollte, wenn man die ritterliche Laufbahn durchschritt und prinzipiell überall landen konnte, aber der Petronier schien ihm nun auch nicht gerade wie jemand, der sich auf solche Abenteuer freute, nein ehrlich gesagt, konnte sich Tiberius ihn nicht recht auf einem militärischen Schiff vorstellen.
Wie er ihm einst gesagt hatte? Der junge Petronier guckte ein bisschen verdutzt drein - das letzte Mal hatte Lepidus doch irgendetwas von Verschwörungen und unüberwindlichen Hürden geschwafelt! Aber egal - Hauptsache, sie beide hatten, was sie wollten!
Die weitere Frage war ihm natürlich auch schon gekommen, obwohl er bisher erstaunlicherweise eher den Fokus auf Alexandria und weniger auf die Classis gelegt hatte. Denn jetzt, wo er so darüber nachdachte, was seine Erfahrungen auf Schiffen betraf, wurde ihm fast wieder ein bisschen übel...
"Germania - äh - hab' ich lang genug bewohnt, Domine. Ich diene, wo der Imperator mich braucht."
Das war eine Antwort, die sicherlich auch dem Alten gefallen hätte - obwohl gerade der Alte ein Grund war, nicht nach Germania zurückzukehren. Dort war es sowieso kalt und feucht und ungemütlich... wobei es weiter südlich natürlich dafür auch zu trocken, zu heiß und zu gemütlich sein konnte...
"Was planst du als nächstes?" -
[FONT=freestyle script, amaze]M. Petronius Crispus - Domus Petronia - Mogontiacum - Germania Superior
L patri suo s.d.
Gute Neuichgkeiten: Ich habe endlich einen Offiziersposten erhalten! Ich wurde zum Subpraefectus Classis ernannt! Mein Dienstort ist die Classis Augusta Alexandrina!
Außerdem wurde unser Patron Tipberius zum Senator erhoben. Die Dinge entwickeln sich also gut.
Außerdem habe ich von dem letzten Geld, das du mir geschickt hast, eine Bäckerei in Ostia gekauft. Sie geht sehr gut.Schicke mir noch etwas Geld. Ich muss mir jetzt eine Uniform kaufen und sicherlich auch meine neue Wohnung in Alexandria, Aegyptus, ausstatten. Du kannst das Geld gleich zur Classis dorthin schicken, ich werde bestimmt bald aufbrechen.
Man sagt, dass Alexandria eine ziemlich große und ziemlich teure Stadt ist. Schicke mir also
etwabitte etwasVale,
L Petron. Crispus[/FONT]Sim-Off: bezahlt!
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Die Tage verstrichen, dann Wochen, dann Monate. Und noch immer wartete Lucius darauf, endlich einen angemessenen Job zu bekommen. Er hatte alles richtig gemacht, hatte sich ausbilden lassen, durch den Cursus Iuris gequält, die Academia Militaris besucht, hatte sich einen Patron gesucht und war sogar nach Rom gekommen! Aber nichts war passiert!
Dass sein Patron verrückt geworden war, hatte auch nicht unbedingt seine Laune gehoben - tatsächlich war er immer seltener zur Salutatio gegangen. Denn irgendwie war es doch irrational, sich morgens aus dem Bett zu quälen, um in der Schar einer Anhängerschaft eines Mannes kurz zu winken, der es selbst trotz bester Voraussetzungen nicht einmal in den Senat geschafft hatte und jetzt auch noch langsam den Verstand verlor! Hätte er sich etwas besser ausgekannt, hätte der junge Petronier wohl auf eigene Faust den Patron gewechselt - so war er aber in Lethargie verfallen. Und so blieb ein Tag ereignislos wie der andere: morgens lang Schlafen, dann ein Glas Wasser, den Kater ertragen, dann ein paar Sportübungen (gelegentlich ging er sogar in die Thermen um die Ecke, wo es eine Palaestra gab), dann ein Spaziergang übers Forum, ob es Neuigkeiten gab, dann ein wenig Beschäftigung mit Wissenschaft, dann Abendessen und zuletzt ein Besuch in irgendeiner Taverne, wo er den Frust in Wein oder - wenn es gut ging - sogar in Cervisia ertränken konnte. Dumm war nur, dass die gekaufte Bäckerei nicht ganz so viel abwarf, wie er erhofft hatte, sodass er so sehr sparen musste, dass er nicht einmal in ein Lupanar gehen konnte - da hatte auch ein drohender Besuch in Ostia nichts genutzt! Und so wurde Lucius von Tag zu Tag unzufriedener und unzufriedener...
...bis eines schönen Tages Armin vorzeitig vom Einkaufen zurückkehrte, in der Hand ein Papyrus, mit dem er wild herumwedelte:
"Domine, Domine, es gibt wunderbare Neuigkeiten!"
Der junge Petronier lag wie üblich um diese Tageszeit noch in seinem Bett-Separée und blickte nun verwirrt hinter dem Vorhang hervor.
"Was plärrst du denn so herum? Was ist denn?"
"Du hast einen Job! Sieh nur - die Classis!"
Der Sklave hielt ihm das Papyrus so dicht unter die Nase, dass Lucius zuerst überhaupt nicht scharf stellen konnte. Dann aber erkannte er langsam, was darauf zu lesen war. Zuerst sah er verdutzt drein. Dann aber begann er zufrieden zu lächeln.
"Subpraefectus Classis... das is' doch 'mal was!"
Subpraefectus Classis. Er kostete jede Silbe seines neu erworbenen Titels aus - das war doch schon gleich etwas ganz anderes als dümmlicher Schüler oder langweiliger Aushilfsscriba! Das klang schon fast wie Praefectus - ein Rang, den der Alte nie bekommen hatte!
"Na also!"
bemerkte Armin und zog den Vorhang zum Separée auf, um sich an den Bettrand zu setzen.
"Es geht nach Aegyptus. Alexandria - die größte Stadt der Welt, wenn man dem besoffenen Syrer von vorgestern glaubt."
Lucius verzog das Gesicht, als er an den Syrer dachte. Am liebsten hätte er dem Typen ein paar reingehauen - aber er war leider ein pensionierter Gladiator mit dem Holzschwert gewesen. So jemanden anzugreifen war selbst für einen gut trainierten jungen Mann wie Lucius irrational...
"Quatsch, das hier is' die größte Stadt der Welt - Rom!"
Er machte eine unbestimmte Handbewegung, die seine Umgebung einschließen sollte.
"Is' ja auch egal - jedenfalls werden wir jetz' mal die große weite Welt seh'n! In Alexandria gibt's allein zwei Weltwunder, glaub' ich!"
Der junge Petronier stützte sich auf - richtig! In Alexandria gab es... die Bibliothek von Alexandria! Das Museion! Xanthippus hatte ihnen einmal davon erzählt - dort lehrten die größten Philosophen und auch die besten Mathematiker! Dort würden die Menschen sicherlich endlich mal logisch denken, anstatt sich ständig von ihren Gefühlen und Neigungen leiten zu lassen!
"Da bin ich echt mal gespannt..."
verkündete er schließlich und begann bereits zu überlegen, was er unternehmen musste: Er brauchte neue Klamotten - in Aegyptus war es angeblich noch einmal ein Stück heißer als in Rom und hier schwitzte er sich im Sommer schon zu Tode! Dann Offizierskleidung - die Beinschienen des Alten würden nicht reichen, wenn er seine neuen Untergebenen beeindrucken wollte! Pythagoras hatte er ja schon - aber vielleicht war es auch gut, einen neuen Dolch zu kaufen. Und einen Mantel! Er würde Geld brauchen! Also musste er dem Alten wohl doch zurück schreiben - wenn der hörte, dass sein Sohnemann endlich einen Offiziersposten hatte, würde er sicherlich vergessen, wie sauer er war, weil Lucius auf den letzten Brief einfach nicht reagiert hatte. Am besten schrieb er, dass er nichts mehr gehört hatte - Briefe gingen ja verloren auf dem weiten Weg von Mogontiacum bis Rom...
Das alles wirkte nun wie ein Klacks - er war Stabsoffizier und würde bald seinen ersten Sold bekommen! Damit würde er wahrscheinlich schon mehr verdienen als der Alte jemals bekommen hatte!