Auch Lucius hatte seit dem Ende der Amtszeit seines Patrons nicht mehr so viel zu tun - also lungerte er auch immer wieder einmal auf dem Forum herum, wo man zumindest hier und da interessante Gerüchte aufschnappte, ein hübsches Mädchen sah oder beobachten konnte, wie die Herren Senatoren Politik machten. Auch heute saß er auf den Stufen der Basilica Iulia und hatte sich unter die Bittsteller der Aedile gemischt, als Duccius Vala seinen Stand aufbaute.
Neugierig trat er näher, als fuhrenweise Nahrungsmittel herangekarrt wurden - denn wann gab es schon einen Markt auf dem Forum Romanum? Als er einen der Helfer allerdings ansprach, staunte er nicht schlecht: Titus Duccius Vala, dieser germanische Waldschrat, kandidierte zum Consulat! Zuerst lachte der junge Petronier - das war völlig irrational und musste logischerweise ein Scherz sein! Als ihn das Helferlein allerdings anschaute, als wäre er verrückt, deduzierte er, dass das keineswegs ein Scherz war. Naja, theoretisch war es ja auch möglich, denn der Duccier war ein Praetor gewesen, als die mogontinische Gesandtschaft bei ihm gehaust hatte... das hieß, eigentlich hatte sie bei Accius gehaust - was die Sache irgendwie noch viel lächerlicher machte: ein Consulatskandidat, der zur Untermiete wohnte? Wo gab es denn so etwas? Die Duccier glaubten wohl, sie konnten Rom auch einfach so mir nichts, dir nichts beherrschen wie Mogontiacum!
Aber auch wenn er inzwischen Eques war - wählen durfte er sowieso nicht! Dafür konnte er aber einiges an Nahrungsspenden abgreifen - und das tat er natürlich mit vollen Händen! Nicht, dass er es nötig hatte, seine Bäckerei lief gut und er hatte noch immer ein bisschen Geld seines Alten übrig. Aber es war irrational, kostenlose Spenden nicht anzunehmen! Also ging er von Stand zu Stand, griff großzügig zu und ließ sich vom Brot sogar etwas einpacken - das konnte er vielleicht sogar noch bei Istorius verkaufen lassen!
Dann kehrte er auf die Stufen der Basilica zurück und betrachtete das Treiben wieder von weitem.
"Eine Schande, dass die Duccier jetzt schon in Rom um das Consulat kämpfen!"
meinte er zu Arminius, während er das Stück Kohl begutachtete, das er soeben mitgenommen hatte.
"Tja, die Petronier sind eben nicht die einzigen Aufsteiger!"
erwiderte der Sklave mit einem schiefen Grinsen, das ihm aber einen bösen Blick und einen groben Schubser seines Herrn einbrachte.
"Was soll'n das heißen? Wir sind die Petronier, wir sind schon länger Römer, als diese Duccierbrut ihre Ahnen zurückverfolgen kann! Mein Onkel-"
"-war Quaestor, ich weiß! Aber du bist doch auch halb Germane, oder nicht?"
schnitt der Sklave ihm das Wort ab. Armin selbst war ja auch Germane - offensichtlich wollte er sich solche Beleidigungen nicht bieten lassen. Das war allerdings ein Fehler - Lucius hatte seinen Leibsklaven in letzter Zeit an der langen Leine gehalten, aber das wollte er sich doch nicht bieten lassen. Er nahm den Kohlkopf und schleuderte ihn Armin ins Gesicht. Man hörte ein Knacken und als der Kohlkopf davon rollte, schoss Blut aus der Nase des Sklaven.
"Dich hackt's wohl, Sklave!"
brüllte der junge Petronier seinen Diener an, der ihn im Gegenzug böse anfunkelte. Seine Muskeln zuckten, aber er wagte es dann doch nicht, sich mitten auf dem Forum Romanum gegen seinen eigenen Herrn zu erheben.