Beiträge von Lucius Petronius Crispus

    Natürlich - eine Lupa hatte keine Freunde! Stellte sich natürlich die Frage, warum sie dann Nachbarn und Mitwohner einladen wollte, ja sogar die Freunde von Freunden! Es war doch völlig unlogisch, wieso man wildfremde Leute zu sich in die Wohnung ließ, diese dann auch noch bewirtete und ihnen schön tat! Sie musste irgendeinen Plan damit verfolgen...


    Und überhaupt: Mitbewohner? Zog sie etwa nicht allein ein? Er setzte schon zur Nachfrage an:
    "Zieht noch jemand-"
    als sie ihm plötzlich etwas zuflüsterte, was er wieder überhaupt nicht einordnen konnte: Es nicht zu weit treiben? Mit einer Lupa? Und wieso lud sie ihn gleichzeitig ein und bedrohte ihn? Und dann lächelte sie ihn wieder an? Das war völlig unlogisch und irrational!
    "Äh..."
    war deshalb alles, was ihm vorerst einfiel - er wusste nicht einmal, ob er auf die Frage antworten sollte! Freunde? Naja, wie war das schon definiert? Und glaubte sie tatsächlich, dass er zu ihrer Lupa-Feier kam und auch noch Leute mitbrachte? Wen sollte er auch mitbringen - er hatte keine Freunde, weil er momentan keine brauchte! Sein Patron war der einzige Freund, der ihm von Nutzen war!
    "Nein, aber was geht dich das denn an?"
    brachte er schließlich verwirrt hervor.

    Als Lepidus ihn auslachte, bekam Lucius sofort rote Ohren - erst jetzt bemerkte er, wie unkonzentriert er gewesen war. So eine Schwäche ärgerte ihn selbst: Am Ende dachte der Tiberier jetzt, dass er zu doof war einen Text vorzulesen!
    "Unser erhabener Kaiser wünscht einen Überblick sowie eine persönliche Einschätzung über die außenpolitische Lage des Imperium-"
    begann er also, ehe Lepidus ihn unterbrach, um doch andere Anweisungen zu geben. Die Namen von Statthaltern - kein Problem!
    "Jawohl, Domine. Entschuldige, Domine!"

    Schweigend verfolgte der Petronier, wie der Quaestor seinen Text überarbeitete. Als er ihn zurückbekam, verzog er kurz das Gesicht - "erhabener Kaiser" - das war doch überflüssiger Tintenverbrauch, das wusste doch ein Statthalter sowieso! Aber egal, natürlich las er das ganze laut vor - immerhin war es die Entscheidung seines Patrons, was wie geschrieben wurde:
    "Unser erhabener Kaiser wünscht einen Überblick sowie eine persönliche Einschätzung über die außenpolitische Lage des Imperium Romanum. Deshalb befielt er dir, einen umfassenden Bericht bezüglich der Beziehungen zwischen dir und den benachbarten Völkern außerhalb der Grenzen des Imperiums, insbesondere mit angrenzenden Fürsten, und Königen dort und sonstigen bedeutungsvolleren Stammesoberhäuptern, nach Rom zu schicken. Dabei hast ud du besonders zu berücksichtigen, inwiefern der Bürgerkrieg einen Wandel der Beziehungen hervorgerufen hat. Welches Gefahrenpotenzial besteht derzeit und wo siehst du bedarf, die diplomatischen Beziehungen zu intensivieren beziehungsweise neue Verträge auszuhandeln?"

    Immer diese Plotjäger :P


    Naja, wie ist es bei den anderen? Eher mal um die Mittagszeit? Oder Nachmittags? Oder doch abends? Bzw. gibt es einen bevorzugten Tag?


    Ich persönlich könnte mir ja Mittwoch Nachmittag gut vorstellen - da ist sowieso noch Festfriede und Semi-Intime... oder sind da auch schon die ersten Heerschauen? Oder Mi nach dem Eröffnungsritual? Da ist man eh gleich in Stadtnähe...


    Aber generell hab ich noch keine festen IT-Termine, bin also flexibel (außer eben Montags mangels Anwesenheit :P ).

    Nachdem Lucius sich informiert und das Archiv besucht hatte, machte Lucius sich daran, seinen Auftrag umzusetzen. In der Kanzlei hatte er zwar einige interessante Briefe gefunden (unter anderem einen Schriftwechsel über die Bewerbung von Domitius Massula bei der Kanzlei - wollte der alte Ganove sich also aus Mogontiacum davonmachen!), aber wenig für seine Ziele. So blieb er letztlich auf ein paar Hinweise angewiesen, mit deren Hilfe er es selbstständig versuchte:

    [FONT=freestyle script, amaze]Der Kaiser wünscht einen Überblick über die außenpolitische Lage des Imperium Romanum. Deshalb befielt er dir, einen umfassenden Bericht bezüglich der Beziehungen zwischen dir und den benachbarten Völkern außerhalb der Grenzen des Imperiums, insbesondere mit Fürsten und Königen dort, nach Rom zu schicken. Dabei hast ud besonders zu berücksichtigen, inwiefern der Bürgerkrieg einen Wandel der Beziehungen hervorgerufen hat.[/FONT]


    Damit ging er hinüber zu Lepidus.
    "Ich habe jetzt einen Entwurf. Soll ich ihn vorlesen?"
    Er wusste noch zu gut, wie Xanthippus seine Handschrift kritisiert hatte - man konnte sie angeblich kaum lesen. Deshalb hatte er sich schon bei Eumenius angewöhnt, seine Worte lieber selbst vorzulesen als schriftlich abzugeben.

    "Das suche ich!"
    , bemerkte Lucius und folgte dem Notarius zum Archiv. Dort blieb er dann zurück und begann, sich durch die Akten zu wühlen - sicherlich würde er dort etwas finden, was ihm weiterhalf!

    Eine Weile wartete Lucius mit verschränkten Armen ab, was sie seinem Kommentar entgegenbringen würde. Als sie dann aber nichts sagte, fühlte er sich gleich wieder verunsichert - hatte er sie sprachlos gemacht? Oder hielt sie ihn für nicht würdig, dass sie auf diesen Kommentar reagierte?


    Oder was war das hier? Was für eine Feier mochte das sein? Vielleicht eine wilde Orgie - immerhin war sie eine Lupa! Aber wen lud sie dann zu so etwas ein? Irgendwie interessierte ihn das doch... - aber natürlich konnte er das nicht als höflich-interessierte Frage stellen. Nicht nach seinem Kommentar! Stattdessen versuchte er es mit einem abschätzigen Ton:
    "Was hat eine Lupa überhaupt für Freunde?"

    Scheinbar hörte der Notarius ihm nicht richtig zu, wie Lucius missbilligend bemerkte - er interessierte sich weder für Urkunden im Allgemeinen, noch für Standeserhebungen oder Ernennungen oder gar Bürgerrechtsverleihungen im Speziellen! Letztlich benutzte der Schreiberling so eine Menge Worte, um auszusagen, dass es keine Vorlagen gab. Zu dumm!
    "Verstehe. Gibt's ein Archiv von Schreiben, die an die Statthalter gehen?"
    hakte er dann doch nach - selbst wenn es keine offiziellen Vorlagen gab, würde es ja auch ein konkretes Beispiel tun. Falls diese Schreiben natürlich nicht geheim waren...

    "Marcus Petronius Crispus, Dec- äh - Scriba Personalis des Quaestor Principis."
    stellte Lucius sich lakonisch vor, wie er es von zu Hause gewohnt war. Dass er der Sohn von Marcus Petronius war, hatte er glücklicherweise weggelassen (den kannte hier sowieso keiner), aber das mit dem Decurio war ihm erst zu spät aufgefallen - wen interessierte das hier schon?


    Und als er das so sagte, wurde ihm auch bewusst, dass er eindeutig über diesem Schreiberling stand, was sein Selbstbewusstsein gleich wieder steigerte:
    "Ich habe den Auftrag, einen Schriftsatz an alle Statthalter aufzusetzen wegen Berichterstattung über die Außenbeziehungen. Ich dachte, dass es sicherlich eine Art Vorlage für solche Schreiben im Namen des Kaisers gibt. Gibt's sowas?"
    Dass er annahm, hier an der richtigen Stelle für so etwas zu sein, hielt er für überflüssig zu erfragen - das war ja offensichtlich und brauchte nicht wortreich erläutert zu werden!

    Immer diese Landsknechte mit ihren Extrawürsten :P


    Wenn es am Dienstag nicht ginge, würde ich aber auch zu Intime-Zeiten im Bolt vorbeikommen, wenn etwas zusammenginge. Im Grunde könnte man es dann ja auch schon Mittags/Nachmittags machen (für den Fall (den ich annehme) dass wieder eine Affenhitze ist und zur heißen Zeit sowieso nix passiert (zumindest im Blauen :P )).

    Unentrinnbar naht das Drachenfest 2014, eine LARP-Veranstaltung in Hessen, auf die sich traditionell (so etwa 2007, 2008, 2010, 2012 und 2013) verschiedene IRler aus aller Herren Länder (d.h. mindestens Deutschland, Österreich und Schweiz) verirren.


    Daher stellt sich natürlich auch dieses Jahr die Frage: Gibts vor dem Intime vielleicht ein (schon fast ebenso traditionelles) kleines IR-Treffen?


    Ich reise diesmal erst Dienstag an, würde also diesen Tag bevorzugen (und wahrscheinlich nicht so lange, weil sich schon ein anderer Termin abzeichnet). Wie sieht's bei den anderen aus?

    Den restlichen Vormittag hatten Lucius und Armin genutzt, um noch einmal einen Ausflug nach Portus zu machen. Dort hatte der junge Petronier sich noch einmal den größten Kran angesehen und sich gefragt, ein wievielfaches seines Gewichts ein einzelner Mann in dem Antriebsrad heben konnte - eine faszinierende Sache, so ein Kran!


    Gegen Nachmittag waren sie dann wieder in der Stadt und schlenderten zurück in die Taberna. Als sie eintraten, malte sich ein Grinsen auf Lucius' Gesicht: Hinten im Eck saß der Bäcker wie ein Häufchen Elend, vor sich einen Becher Wein. Wenn man genau hinsah, konnte man annehmen, dass das nicht der erste war - was für ein Versager!


    Zielstrebig gingen die beiden auf Hispo zu und setzten sich ihm gegenüber.
    "Eine gute Entscheidung!"
    begrüßte Lucius ihn und strahlte ihn an - was der Bäcker keineswegs erwiderte. Vielmehr betrachtete er weiter seinen Becher und murmelte:
    "Naja... ich hab' ja keine Wahl!"
    "Korrekt!"
    entgegnete nun wieder der Petronier, den die missliche Lage, die Genugtuung seines Triumphes geradezu in Hochstimmung versetzte. Jetzt aber sah Hispo noch noch einmal auf und hob den Zeigefiinger.
    "Aber ich hab' ein paar Bedingungen."
    Lucius' Blick wurde hart und er verschränkte die Arme vor der Brust.
    "Ich glaube nicht, dass du in der Position bist, Bedingungen zu stellen!"
    sagte er schroff, doch ganz war der Widerstand seines "Geschäftspartners" offensichtlich nicht gebrochen, denn nun blitzten seine Augen geradezu auf, während er seinen Standpunkt klar machte:
    "Hör zu, Bürschchen: Ich geb' ja zu, ich will nich', dass meine Frau von den Spielschulden erfährt! Aber ich bin ein freier Mann und alles hat seinen Preis! Ich schlage ein, aber nur, wenn du mir folgendes garantierst:
    Erstens will ich, dass du es geheim hältst, dass der Laden dir gehört. Das heißt, dass wir alle Ausstattung und so weiter in meinem Namen kaufen und du nur das Geld zuschießt. Außerdem will ich ein Festgehalt von-"

    "-das mit dem Festgehalt kannst du vergessen!"
    unterbrach Lucius ihn. Er hatte über diese Sache noch einmal nachgedacht und war zu dem Schluss gekommen, dass dies eine ziemlich irrationale Übereinkunft sein würde, denn wenn dieser Trottel bezahlt wurde, egal was er leistete, dann war es ja logisch, dass er möglichst wenig leistete. Und da Lucius nicht ständig hier in Ostia sein konnte, um ihn zu kontrollieren, würde das sicherlich schnell dazu führen, dass er immer weniger rausbekam oder sogar etwas draufzahlen musste.
    "Du bekommst eine Gewinnbeteiligung. Zehn Prozent!"
    "Zehn Prozent? Davon kann ich ja nichtmal mich selbst ernähren! Ganz zu schweigen von meiner Familie! Du überschätzt wohl meinen Laden!"
    Der junge Petronier stöhnte. Er hatte tatsächlich nicht so große Ahnung, wie gut so ein Bäckerladen verdiente. Aber er hatte erfahren, dass die Gewinnspanne stieg, je größer so ein Geschäft war - deshalb hatte der Alte auch gleiche eine Schar von Webern beschäftigt, für die er zentral Wolle einkaufte und so bessere Preise bekam.
    "Wie viel willst du?"
    "Dreiviertel - ich hab' ja auch die Arbeit!"
    "Dann dauert es ja Jahrzehnte, bis ich meine Investitionskosten wieder drin hab'! Ich sage ein Drittel!"
    "Die Hälfte!"
    "Na gut, die Hälfte."
    lenkte Lucius schließlich ein. Wenn er recht darüber nachdachte, würde eine große Beteiligung ja auch die Motivation seines Angestellten erhöhen, fleißig zu arbeiten! Und eine 50:50-Lösung machte immer den Eindruck eines guten Kompromisses.
    "Dafür will ich, dass du mir genau Rechenschaft ablegst!"
    gab nun auch Lucius seine Konditionen bekannt.
    "Und einen Vertrag, der die Regularien genau festlegt."
    "Dann will ich, dass du mir garantierst, dass du niemals meiner Frau von meinen Schulden erzählst. Mit Unterschrift und Siegel!"
    Der junge Petronier lehnte sich zurück und dachte einen Moment nach: Eine Verzichtserklärung? War so etwas überhaupt rechtswirksam? Und wie sollte sie sanktioniert werden? Naja, im Grunde war das ja auch egal - er hatte ja kein persönliches Interesse, dass die Alte von dieser Spielsucht erfuhr, also kostete sie ihn auch nichts. Und selbst wenn - dieser Trottel würde es sicherlich nicht bemerken, wenn Lucius die Erklärung so schrieb, dass zum Beispiel Armin nicht ebenfalls der Mund verboten wurde...
    "Einverstanden."
    sagte er also schließlich.
    "Achja, und ich will 300 Sesterzen für meine Bäckerei!"
    "Ich hatte 200 gesagt. 200 und kein As mehr!"
    Lucius' Arme waren noch immer verschränkt. Er wusste, was eine Bäckerei wert war - 200 Sesterzen waren das, was man etwa brauchte, um einen geeigneten Raum mit den erforderlichen Gerätschaften zu kaufen.
    "Ich hab' einen riesigen Kundenstamm! Du wirst gute Gewinne machen damit - gönn' mir wenigstens genug Geld, dass ich meine Schulden bezahlen kann!"
    Seine Schulden? Was war das denn für ein dämliches Argument? Der junge Petronier hatte dafür nur ein spöttisches Schnauben übrig:
    "200 Sesterzen oder ich geh' direkt zu deiner Frau!"
    Ein großer Kämpfer war Hispo offensichtlich nicht - er ließ den Kopf hängen und nickte.
    "Na gut... Wo machen wir's - gleich hier?"
    Für einen Moment überlegte Lucius tatsächlich, ob er Armin befehlen sollte, eine Tabula herbeizuholen. Dann erinnerte er sich aber an Eumenius und sein Geschwafel über Immobilienverkäufe - die regelte man am besten vor dem Praetor... oder war's der Aedil gewesen? Jedenfalls vor einem Magistraten, sonst konnte es leicht zu Klagen kommen! Außerdem würde der Bäcker dort keine Unterlassungserklärung beglaubigen lassen, die dem Duumvir oder Aedil oder was auch immer mitteilte, dass er hohe Spielschulden hatte!
    "Nein, wir gehen in die Curia und lassen das direkt eintragen. Treffen wir uns übermorgen, dann bring' ich das Geld gleich in Bar mit."
    Natürlich hatte er nicht seine gesamten Ersparnisse mit auf den Ostia-Ausflug genommen. Bis übermorgen würde Armin das nötige Geld aber sicherlich hierher bringen können...
    Scheinbar hatte er Hispo ertappt, denn es sah plötzlich ein wenig so aus, als würde es ihm noch deutlich unangenehmer werden, als all das hier sowieso schon war...
    "Hmmmeinverstanden..."
    rang er sich endlich ab. Dann schien er es plötzlich eilig zu haben: Rasch trank er den Becher aus, stand auf und ging ohne Gruß.


    Armin und Lucius blickten ihm verwirrt hinterher.
    "So ein Spinner..."
    "Wenn ich die Besitzurkunde hab', sollte ich ihn vielleicht entlassen..."
    bemerkte der junge Petronier nachdenklich. Aber darüber würde er bis übermorgen ja noch ausgiebig nachdenken können. Es gab sicherlich viele rationale Gründe für beide Seiten...

    Nachdem Lucius den Auftrag erhalten hatte, ein Schreiben an die Statthalter wegen der politischen Großwetterlage aufzusetzen, machte er sich auf die Suche nach Beispielschriftsätzen. Und dabei war er natürlich auf das Officium ab Epistulis gekommen, das ja die Korrespondenz mit den Statthaltern und Legionskommandeuren führte.


    Der junge Petronier marschierte also von seinem Officum direkt in den Schreibraum der Notarii und sah sich um, wen er am geschicktesten fragen konnte.

    Die Anweisung klang nun wirklich nach einem idiotensicheren Job, vor allem, wenn alles Individuelle sowieso von seinem Chef erledigt werden würde. Also nickte er knapp.
    "Das reicht!"
    Gedanklich begann Lucius schon einmal, was wohl der rationalste Weg war, ein hinreichend gutes Ergebnis zu erreichen: Zuerst würde er im Archiv nachsehen, ob ähnliche Schreiben schon einmal durch die Kanzlei verschickt worden waren. Dann würde ein Frageraster entwickeln, das alle notwendigen Informationen erfragte. Und dann musste er das ganze nur noch schreiben.
    "Noch was?"
    fragte er noch - vielleicht gab es ja noch einen Parallelauftrag, dem er nachgehen konnte, wenn der erste gerade langweilig war. Und zwei Tage für einen Brief war ja eine ziemlich großzügige Zeitspanne...

    "Jawohl!"
    erwiderte Lucius knapp - das durfte ja nicht allzu schwer sein. Wenn er recht darüber nachdachte, gab es wahrscheinlich sogar eine Norm, die er nutzen konnte. Wenn er etwas beim Rhetoren gelernt hatte, dann war es ja das Imitieren von irgendwelchen Vorbildern gewesen!
    Allerdings kam ihm doch noch eine Frage dazu:
    "Müssen bei den Schreiben die individuellen Umstände der Provinzen berücksichtigt werden? Oder bevozugst du einen Standardschriftsatz, der bei allen identisch ist?"

    Die Arbeitsräume der kaiserlichen Verwaltung waren etwas ernüchternder als die prächtigen Audienzbauten direkt im Eingangsbereich des kaiserlichen Palastes. Andererseits musste Lucius sich eingestehen, dass diese Aufteilung auch logisch war - immerhin musste man hier niemanden einschüchtern oder beeindrucken, denn die Beamten hier arbeiteten normalerweise wohl ihr ganzes Leben lang hier und viele waren wahrscheinlich sogar kaiserliche Sklaven.


    Als er seinen neuen Arbeitsbereich betrat, war er allerdings noch ernüchterter - ein kleines Tischchen mit einem Hocker war ja ungefähr das, was auch Privatus beim Alten seinen Wirkungsbereich nennen konnte? Hatte er sich jahrelang durch die Rhetoren- und Grammatikschule gequält, den Ritterring verdient und so weiter, um dann hier im Vorraum zu sitzen wie der komische Sklave in der Schola Germaniae?


    Trotzdem bemühte er sich nichts anmerken zu lassen, sondern folgte in das Haupt-Officium, das eindeutig etwas prächtiger ausgestattet war - auch deutlich eindrucksvoller als das Tablinium des Alten in seiner Domus. Und wenn er es sich recht überlegte, war es vielleicht auch ganz gut, wenn er nicht ständig von seinem Dienstherrn beobachtet wurde...
    So setzte er sich und hörte aufmerksam zu. Sich gleich Notizen zu machen vergaß er natürlich - ihm fehlte es eben noch etwas an Erfahrung in der Sekretärsarbeit. Aber er war ja nicht dumm und so konnte er auch direkt ein paar - in seinen Augen intelligente - Fragen stellen:
    "Schreiben an alle Statthalter? Äh - gibt es noch Kopisten, auf die wir zugreifen können?"
    Bei dem Gedanken, den ganzen Tag ein Standard-Schreiben abzuschreiben, um dieses dann an alle grenznahen Gouverneure zu verschicken, wurde ihm ganz schlecht - zumal seine Rechtschreibung und die Leserlichkeit seiner Schrift nicht unbedingt vorbildlich war...
    "Und - äh - um welches Gesetzeswerk geht's?"
    Juristerei war auch nicht unbedingt das, was ihm am meisten Spaß machte. Aber andererseits wirkte es auch irgendwie aufregend, einen Text verfassen zu dürfen, der dann für alle Bewohner des Imperiums Gültigkeit hatte!

    Paxos sagte Lucius nichts - was aber kein Wunder war, denn Geographie hatte ihn immer nur insoweit interessiert, als es mit der Geometrie zusammenhing. Die Entfernung von zwei Punkten auf der Karte zu berechnen war spannend, aber sich irgendwelche nichtssagenden Städtenamen und Landstriche zu merken, benannt nach irgendwelchen Kaisern oder fiktiven Helden oder sonstigen Hirngespinsten? Naja, da konnte der junge Petronier sich Spannenderes vorstellen.


    Immerhin reichte es, um das Interesse weg vom Weinthema zu lenken. Das Thema Germania und Wetter war wenigstens etwas, wozu er etwas sagen konnte - selbst wenn er dieses Thema natürlich auch für belanglos hielt und hoffte, dass sie bald wieder auf Mathematik oder Architektur zu sprechen kamen!
    "Naja, ich bin neu, wie gesagt. Der Sommer hier ist der einzige, den ich kenn'."
    erklärte er also und fuhr sich etwas nervös durchs Haar. Sicherlich war sein Gegenüber ein weltmännischer Jungpolitiker, der ihn jetzt für einen Grünschnabel hielt!