Beiträge von Lucius Petronius Crispus

    Eigentlich hätte der Petronier sich auf die Zunge beißen sollen und die Klappe halten - eine Diskussion über Religion konnte nur schief gehen, denn es war viel zu gefährlich, dass ihm herausrutschte, dass er alle Götter verachtete! Aber er konnte nicht widerstehen:

    "Naja, das Collegium Pontificium kümmert sich doch in erster Linie um die Götter, für die es hier in Rom einen Tempel gibt, oder? Oder zumindest wüsste ich nicht, dass es eine offizielle Liste mit Göttern gibt, die offiziell anerkannt werden! Und zum Beispiel der Gott der Christianer, der ja auch der Gott der Juden ist - glaube ich - wird von vielen für Iuppiter gehalten! Ich glaube das nicht wirklich, aber mir ist auch nicht ganz klar, warum zum Beispiel die germanische Sirona die Gattin des Apollo sein soll und der griechischen Hygieia entsprechen soll, die aber wieder eigentlich die Gattin des Hermes, also des Mercurius ist."

    Eigentlich war Lucius nicht sehr firm bei Göttermythen - aber wer in Mogontiacum aufgewachsen war, kam nicht drumherum, etwas über den Stadtpatron Apollo Grannus Mogon zu hören, der gemeinsam mit Sirona verehrt wurde. Und während seiner Medizin-Studien in Alexandria hatte er natürlich auch von den Heilgottheiten gehört... - im Prinzip ein perfektes Beispiel für die Widersinnigkeit dieser ganzen Götterwelten, denn sie passten hinten und vorn nicht zusammen!


    Da passte es gut, dass der Octavier Germania hervorhob... warum auch immer...

    "Die gibt's in jeder Provinz, denke ich - Germania wäre in Ordnung, aber genauso jede andere Provinz. Wobei vielleicht lieber nicht ganz so im Süden - Aegyptus war mir definitiv zu warm!"
    Nicht nur einmal hatte er sich die Haut unter der Sonne verbrannt... und das nicht nur auf offener See, wo das vielen passierte!

    "Natürlich könnte ich mit meinem Patron reden - aber was sollte ich ihm sagen?"
    Der Tribun überlegte: Welche Handhabe hatte er, wenn er dem Octavier half? Das Wort dieses halben Kindes? Würde der Bursche sich an seine Zusage erinnern? Und was riskierte er dagegen, wenn er ihn empfahl? Würde Menecrates es ihm übel nehmen, wenn er sich für einen Idioten stark machte? Lucius hatte während der Präfektur des Alten schon gelernt, dass der Claudier hohe Maßstäbe an sich und andere anlegte... Und er wusste auch gar nicht, wie man so etwas einfädelte... Etwas unsicher fragte er daher:

    "Was wären denn deine Vorzüge?"

    Auch der Tribun war beeindruckt, als der Hühne aus der Curia heraufgeführt wurde - seine Männer waren ja nicht unbedingt schmächtig, aber dieser Bactus war ein richtiges Vieh von einem Menschen! Da konnte Perikles sich wirklich glücklich schätzen, dass die Faust ihm nicht noch mehr als die Nase zertrümmert hatte! Der Kerl sah leider auch nicht unbedingt ruhig aus - er schien angespannt und als er den Kläger auf der gegenüberliegenden Seite des Gerichts erblickte, warf er ihm einen vernichtenden Blick zu.


    Die Richter warteten auf die Ankündigung der Prozessparteien, dann konnte es losgehen!

    In den Augen des Petroniers machte es sich der Kaiser ein wenig leicht: Ein Konzept vorlegen, um die Subura zu befrieden - das war leichter gesagt als getan! Genaugenommen war sie ja auch friedlich gewesen, solange sein Patron das mühsam austarierte Gleichgewicht dort gestört hatte! Natürlich wusste er, dass er da öffentlich nichts sagen durfte, aber im Grunde war es doch klar, dass man mit 1500 Mann nicht alle Kriminellen einer Millionenstadt im Zaum halten konnte! Wenn die Prätorianer natürlich ihren Job machen würden und diese ganzen unsichtbaren Kräfte unter Kontrolle hielten, wäre einiges erreicht... ob das mit mehr Männern zu bewerkstelligen war, bezweifelte er aber. Abgesehen davon, dass mehr Soldaten natürlich auch Platz brauchten, wie Heius Vibulanus treffend beschrieb.


    Wahrscheinlich war das hier alles doch wieder Politik - der Prätorianerpräfekt nutzte schlicht eine Gelegenheit aus, seine Truppe aufzustocken! Wenn das so war, wollte Lucius aber die Interessen seiner Einheit nicht unverteidigt lassen:

    "Eine Aufgabe wie die Trockenlegung der Subura wird vor allem in den Aufgabenbereich der Cohortes Urbanae fallen. Insofern sollten wir lieber um zwei Kohorten aufgestockt werden. Natürlich müssen wir dann auch sehen, wo wir unsere Einheiten unterbringen."

    Der Vorschlag, eine ganze Kohorte in einer Statio mitten in der Subura unterzubringen, war natürlich Quatsch - für 500 Mann in einem regulären Lager hätte man vermutlich die halbe Subura abreißen müssen (man konnte die Männer ja schlecht in einer Insula stapeln - ganz zu schweigen vom Pomerium, innerhalb dessen man ja keine bewaffneten Kräfte stationieren konnte)! Aber vielleicht war die Idee, die Kohorten etwas dezentraler unterzubringen, gar nicht so dumm - wenn man sie beispielsweise entlang der Stadtmauer an verschiedenen Stellen platzierte, würde man sehr viel schneller zu Einsätzen kommen, als wenn man immer vom Ostzipfel der Urbs ausrücken musste...

    "Wir werden das intern prüfen."

    bestätigte er aber die Anweisung, das ganze zu planen - das würde viel Rechenarbeit werden! Was für ein Superkonzept man dazu noch machte, war ihm eigentlich wieder herzlich egal - er glaubte nicht daran, dass man mit ein paar Hoch- und Scheißhäusern die kriminellen Elemente Roms befrieden konnte! Das gehörte also eindeutig wieder in den Bereich der Politik schöner Fassaden, mit dem er nichts zu tun haben wollte...

    "Was die Begründung betrifft, hat Consular Flavius Recht: Eine steigende Einwohnerzahl zieht logischerweise einen steigenden Bedarf an Sicherheitskräften nach sich. Der Sklavenaufstand hat das ja ganz deutlich gemacht!"
    Die Aufstockung machte ihm auf jeden Fall weniger Sorgen als die Frage, wie man dauerhaft Männer in den Brennpunkten Roms stationieren sollte, ohne dort in ständigem Belagerungszustand zu leben. Das galt für die Subura, aber genauso für Transtiberim, den Aventin, die Siedlungen in der Nähe des Marsfelds... da gab es viele Baustellen!


    Wer hier jetzt den Hut aufsetzen musste, war dem Petronier aber noch nicht klar - das musste der Imperator festlegen! Er selbst war jedenfalls nicht scharf darauf...

    Der Centurio nickte dem Tribun zustimmend zu. 300 Sesterze klang absolut vernünftig und würde niemandem ddie Existenz zerbrechen. "300 Sesterzen plus Erstattung der unterschlagenen Gelder erscheint mir angemessen zu sein."

    Der Petronier nickte, der Aedil auch - 300 Sesterzen waren die gesetzlich vorgegebene Höchststrafe, insofern war das kein Pappenstiel. Aber Lucius fand sowieso, dass die Gesetze viel zu lasch waren, was Geldstrafen betraf! Entsprechend verhängte er häufig die Höchststrafe, wenn er für solche Richtereinsätze abkommandiert wurde.

    "Gut, dann sind wir hier fertig."

    Der Aedil zuckte mit den Schultern, die Richter kehrten auf das Tribunal zurück. Wieder musste Scato um Ruhe bitten, die aber gewährt wurde. Dann erfolgte die Urteilsverkündigung, die der Petronier persönlich übernahm:

    "Im Namen des Imperator Caesar Augustus als oberstem Gerichtsherr und des Praefectus Urbi als seinem eingesetzten Iudex extraordinarius ergeht folgendes Urteil: Der Civis Caius Quinctius Pansa wird der Unterschlagung für schuldig befunden. Das Gericht verurteilt ihn zur Erstattung der unterschlagenen Gelder sowie zu einer Geldstrafe von 300 Sesterzen. Das Geld fällt der Staatskasse anheim."
    Man hätte es natürlich auch dem Geschädigten zuweisen können - zumindest teilweise. Aber Lucius fand, dass der Aufwand, den der Staat mit diesem Theater hatte, auch entlohnt werden musste!


    Danach folgten die weiteren Kriminaldelikte, die Aedil Iuventius am Vorabend bereits angekündigt hatte: Zwei Diebstähle vom Markt - beide Angeklagten waren arme Tropfe, die vermutlich noch nie etwas Richtiges gearbeitet hatten und auch keine besonderen Verbündeten, sodass Lucius sie schnell zu einer Geldstrafe verurteilen konnte, die sie mit Opus publicum würden ableisten müssen.Bei den beiden Betrugsfällen war die Lage komplizierter - und erinnerte den Petronier damit wieder, warum er die Rechtsverdreherei seit dem Studium bei Eumenius in seinen Jugendtagen nicht mochte: Es ging sehr haarspalterisch zu, die Anwälte beider Seiten verästelten die Fragestellung immer weiter und Lucius verlor irgendwann den Überblick (und auch das Interesse). Langsam, aber sicher sank er in seinem Richterstuhl zusammen und begann schließlich, seine Fingernägel zu betrachten, während der Advocatus die Finessen des Vertrags erläuterte, um den es ging. Da beide Seiten ziemlich vermögend waren, war es vermutlich egal, welche Seite gewann - und wenn es ihnen nicht passte, würden sie sowieso Beschwerde beim Praefectus Urbi einlegen! Bei der Urteilsberatung gab der Tribun die Entscheidung daher ganz überraschend in die Hände von Iuventius, der den übrigen Vormittag gar nicht gefragt worden war. Zuerst versuchte er sich zu drücken, aber da Lucius ungeduldig nach seiner Meinung fragte, entschied er sich schließlich für eine Seite, die dann zum "Sieger" erklärt wurde - die Gegenseite erhielt eine milde Strafe, sodass vermutlich niemand sich beschweren würde! Der nächste Fall war eine Schlägerei in einer Taberna der Stadt: Hier hatte ein Freigelassener im Suff einem Bürger die Nase gebrochen. Inzwischen waren beide wieder nüchtern, aber der Bürger war nachtragend und obwohl der Freigelassene versuchte, das Gericht durch trübseligen Auftreten und Flehen milde zu stimmen, entschied Lucius, dass ein Exempel statuiert werden sollte.


    Dann war die zweite Schlägerei an der Reihe: Ein Peregrinus namens Perikles gegen einen anderen Peregrinus mit Namen Bactus. Bactus war auf freiem Fuß, doch Perikles hatten die örtlichen Vigiles in den Keller der Curia gesperrt - er hatte Bactus nämlich nicht nur ein paar Zähne ausgeschlagen (beim Auge war noch unklar, ob es jemals wieder sehen würde), sondern dazu gedroht, ihn umzubringen, weil dieser ihn angezeigt hatte. Hier hatten die Milites wieder etwas zu tun: Während Scato den Fall ankündigte, mussten die anderen den Angeklagten gefesselt aus der Curia heraufholen. Der Kerl war ein Hühne und hatte Oberarme, die dicker waren als Lucius' Oberschenkel - kein Wunder, dass er Bactus so hatte zurichten können (auch ohne jede Waffe).


    Lucius nutzte die Pause, um sich etwas zu trinken bringen zu lassen - verdünnten Wein mit Kräutern.

    Scheinbar war der Octavier kein sehr reflektierter Mensch - innerlich grinste Lucius triumphierend und ließ sich nun doch dazu hinreißen, den jungen Kerl ein bisschen aufs Glatteis zu führen und ihm die fehlende Logik seiner Aussage deutlich zu machen:

    "Wen meinst du denn mit 'unseren' Göttern? Iuppiter, Iuno, Mars und so weiter, klar - aber Apollo auch? Der ist ja eigentlich ein griechischer Gott. Oder auch ein Germanischer - in meiner Heimatstadt Mogontiacum gibt es Heiligtum des Apollo Mogon..."

    Natürlich war es für einen Polytheisten besonders schwer, bei der Zahl der Götter irgendwo einen Trennstrich zu ziehen - weshalb gerade die Römer ja fleißig darin waren, fremde Gottheiten zu adaptieren oder mit ihren gleichzusetzen... was für dem Petronier natürlich die Fragen aufwarf, ob es dann eine unendliche Zahl an Göttern gab und wer denn nun für was zuständig war, wenn sich diese Zuständigkeiten von Ort zu Ort und von Interpretation zu Interpretation unterschieden...


    Die Wünsche Gracchus' klangen dagegen zunächst unschuldig.

    "Das hat mir Maro schon erzählt. Nun bin ich aber kein Senator, wie gesagt - aber vielleicht könnte ich Consular Claudius einen Hinweis auf dich geben, sicherlich..."

    Er wusste nicht genau, wie Menecrates und Gracchus' Vater zueinander standen - so etwas hatte ihn nie wirklich interessiert. Wenn sie Feinde waren, würde es natürlich schwierig werden... wenn sie Freunde waren, wäre seine Fürsprache wahrscheinlich überflüssig! Aber im Grunde konnte es ihm im zweiteren Fall ja egal sein, denn wenn er trotzdem eine Gegenleistung dafür bekam, war es ein billiges Geschäft!

    "Palatin, Finanzverwaltung... eigentlich egal."

    Hauptsache ein dickes Gehalt!

    Gerade wollte Lucius einen Schluck Wein nehmen, als die Aussage des Octaviers in Sachen Religion ihn innehalten ließ. Polytheistische Offenheit? Der römische Staatskult selbst war ja polytheistisch, logisch betrachtet bestätigte sie also sein generelles Misstrauen in Religion - wobei das Wort „polytheistisch“ natürlich definitionsgemäß „monotheistisch“ ausschloss, was die Frage aufwarf, welchen einen Gott er an die Stelle der vielen setzen wollte, zumal er dem Christianer-Gott, der seines Wissens auch der Gott der Juden war, scheinbar auch nichts abgewinnen konnte!

    "Wie meinst du das?"

    fragte er daher etwas verwirrt und stellte den Becher ab.


    Die andere Frage war weniger heikel. Über Karriere-Ambitionen durfte man wenigstens offen sprechen.

    "Ich hatte eher an die Finanzverwaltung gedacht. Aber wenn es etwas im Baubereich gibt - die Physik hinter dem Bauen hat mich auch immer interessiert!"

    Die Schönheit, von der Gracchus sprach, hatte für ihn nichts damit zu tun - natürlich erregte ihn die Form von Synnove, aber welche Logik dahinter stand, verstand er nicht (was ihn wiederum ärgerte).

    "Wenn dein Vater mich fördert, freut mich das natürlich. Die Frage ist, was dein Vater im Gegenzug möchte - du musst wissen, ich bin bereits Klient von Herius Claudius Menecrates, dem Amtsvorgänger deines Vaters."

    Auch der Tribun fragte sich, ob Maro ausgerechnet den Mann mit der nervigsten Stimme zum Herold bestimmt hatte - aber zum Glück hatte er nicht allzuviel zu sagen, denn es kamen direkt ein dicklicher Alter mit einem jungen Burschen, der offensichtlich der Advocatus war, und ein hagerer Alter mit seinem Rechtsverdreher vor das Tribunal. Der junge Anwalt von Rabirius Fronto begann und berichtete in einer sehr ausladenden Anklage-Rede von der Unterschlagung, die sein Mandant Quinctius Pansa zu Last legte, zu berichten. Dafür zitierte er ausführlich die entsprechenden Paragraphen und benannte jeden Zeugen und jedes Beweisstück einzeln. Im Prinzip hätte Lucius sich die Beweisaufnahme damit sparen können, aber der einschläfernde Stil des Advokaten führte dazu, dass er kaum folgen konnte. Quinctius Pansas Anwalt war rhetorisch etwas besser, dafür war die Situation hoffnungslos - im Prinzip war der Fall klar. Trotzdem mussten nun die von Frontos Anwalt benannten Beweise einzeln vorgelegt und gewürdigt werden. Danach erfolgten die Abschlussplädoyers, die dem Tribun als eine Kopie der Eingangs-Statements erschienen.


    Die Richter erhoben sich also und traten hinter das Tribunal, abgeschirmt von den Urbanern. Lucius machte es kurz:

    "Quinctius Pansa ist schuldig. 300 Sesterzen plus Erstattung der unterschlagenen Gelder. Einwände?"

    Er sah fragend zu dem Centurio. Wenn er seinem Patron zustimmte, brauchte er gar nicht erst auf die Meinung des Aedils hören...

    Der Urbanertribun würdigte dieses "Decretum Christianorum" keines Blickes - es interessierte ihn nicht und er hatte dazu auch nichts zu sagen. War auch nicht Aufgabe seiner Einheit.


    Die beiden Beiträge der Prätorianer waren schon interessanter, auch wenn sie seine Vorstellungen von diesem vermeintlichen "Elite-Haufen" nur bestätigten. Der Decimer erwähnte ein Problem, das vielleicht stimmte, vielleicht aber auch nicht. Etwas daran zu ändern hatte aber wenig mir rationaler Politik zu tun (das war genauso Sysiphos-Arbeit wie die Verfolgung von Banditen in diesem Moloch). Dem Präfekten hätte er sogar zustimmen können, wenn er nicht mit einer klaren Spitze gegen seine Einheit geendet hätte - wobei Lucius es für ein starkes Stück hielt, dass diese aufgeblasenen Supersoldaten ausgerechnet den Urbaniaci an den Karren fuhren.

    "Soweit ich weiß, ist es Aufgabe der Cohortes Praetoriae, ein Auge auf potentiell staatsfeindliche Sekten zu halten. Vielleicht sollte jeder mal vor der eigenen Tür kehren."

    Natürlich wagte der Petronier es nicht, den mächtigsten Eques Roms direkt zu beschimpfen oder zu beschuldigen - vor allem, weil er es ja auch bei Andeutungen belassen hatte.


    "Ich frage mich aber, ob die Lage tatsächlich so viel schlimmer ist als üblich: Die Angriffe auf unsere Station fanden in der Subura statt, die schon zu Zeiten Catos ein Moloch war, das niemand kontrollieren konnte. Unsere Station dort war eine Provokation gegen die dortigen Banden, die sie erwidert haben. Sicherlich ist es gut, danach ein Exempel zu statuieren. Aber es ist vermessen zu glauben, dass wir mit ein paar netten Ansprechpartnern oder einer kleinen Getreidespende die Banditen und Beutelschneider dort zu friedlichen Bürgern machen. Dasselbe gilt für Trans tiberim und Teile des Aventin. Sicherlich ist es ärgerlich, dass es dort ständig zu kriminellen Aktionen kommt - aber wenn wir dort aufräumen, werden die Banden ausweichen und in anderen Gegenden Roms ihr Unwesen treiben."

    Das war logisch - im Prinzip das gleiche wie in der Physik: Wenn man einen Staudamm an einem Fluss errichtete, hörte der auch nicht auf zu fließen!

    "Wenn wir die ganze Stadt dauerhaft kontrollieren wollen, werden wir wirklich sehr viel mehr Männer brauchen. Oder man wird damit leben müssen, dass es Zeiten und Gegenden in unserer Stadt gibt - die natürlich jedem Römer und uns allen im Besonderen bekannt sind - in denen man sich als unbescholtener Bürger lieber nicht aufhalten sollte. Oder als einzelner Prätorianer, Vigil oder Urbaner."

    Er fuhr sich durchs Haar und lehnte sich zurück.

    "Das Gesocks aus dem Osten, dem Süden und dem Norden unseres Imperiums werden wir kaum aus der Stadt heraushalten können. Was wir aber unbedingt verhindern sollten, ist, dass sich die Kriminalität ausbreitet oder größer organisiert wie bei diesem Sklavenaufstand. Dass wir hier keine Spitzel hatten, die uns vorgewarnt haben, beunruhigt mich wirklich."

    Das war natürlich wieder eine Spitze gegen die Prätorianer - aber so sah es der Petronier tatsächlich. Diese Schönlinge sollten eben etwas weniger in ihrer Parade-Uniform herummarschieren, sondern ihr Informanten-Netz etwas besser pflegen!

    Der Gerichtstag


    In Tusculum wurde traditionell auf dem Forum Recht gesprochen. Und da die Tradition jedem Römer - und Italiker - heilig war, war diese auch dann einzuhalten, wenn es kühl und windig war. Lucius fühlte sich an diesem Morgen sowieso elend - das Essen vom Vorabend war doch etwas zu fett gewesen und dazu stand der Sirius in einem ungünstigen Aszendenten für seine Verdauung. Aber dass er nun auch noch in der Kälte auf einem Tribunal sitzen musste, dazu noch angetan mit einer unpraktischen Toga, die zwar jede Menge Stoff verbrauchte, dabei aber einen ganzen Teil des Körpers trotzdem der Kälte aussetzte, verdarb ihm die Stimmung absolut. Zwar hatte er drei Schichten Tunica (ganz oben natürlich die mit den schmalen Purpurstreifen des Ritterstands) druntergezogen, dazu Reithosen, die man unter der Toga wenigstens nicht sah, aber trotzdem fand er es kühl, als er auf der Richterbank Platz nahm. Neben ihm saß Titus Iuventius Thalna, auf der Linken Octavius Maro als seine beiden assistierenden Iudices.

    Der Gerichtstag begann - wie man das so machte - mit irgendwelchen Kulthandlungen (Auspizien oder Opfer - Lucius hielt sich im Hintergrund und ließ den Aedil machen). Anschließend hatte der "Herold" (Scato) seinen Auftritt. Er hatte zu verkünden, dass der Tribun Lucius Petronius Crispus im Namen des Praefectus Urbi die kaiserliche Cognitio extraordinaria in Form eines Iudicium extraordinarium wahrnahm und entsprechend dem Gericht vorsaß. Normalerweise hätte der Tribun dann noch ein paar kurze Worte verlieren können. Aber er war kein Freund großer Reden und hatte signalisiert, dass man sofort verkünden sollte, wer die weiteren Iudices waren und dass die Vertreter des ersten Fall - Caius Rabirius Fronto gegen Titus Quinctius Pansa - nun vortreten sollten. Dann hatte natürlich zuerst der Kläger, dann der Beklagte das Wort. Anschließend Beweisaufnahme, dann Abschlussplädoyers (wieder Kläger, dann Beklagter) und schließlich würde sich das Gericht zur Urteilsfindung zurückziehen.


    Lucius nahm solange Platz - das war das Gute als Richter: Man durfte die ganze Verhandlung über sitzen, während die anderen stehend reden und verhandeln mussten. Auf seinem Stuhl im Zentrum des Tribunals fühlte er sich tatsächlich recht mächtig und es gefiel ihm, dass er auf seinem Platz lümmeln konnte, während die Kläger, Zeugen und Angeklagten am Boden standen und darum bangten, Strafgelder oder Schlimmeres aufgebrummt zu bekommen.

    Plutarch... Lucius sagte der Name etwas, wahrscheinlich hatten sie bei seinem Rhetorik-Lehrer Eumenius irgendwann einmal über ihn gesprochen. Aber er glaubte, dass es ein Grieche gewesen war - warum sollte ausgerechnet ein Grieche Experte für römische Geschichte sein? Abgesehen davon verstand er wieder nicht, wo die Verbindung zwischen diesem sagenhaften Stadtgründer mit der Situation dieses besoffenen Möchtegern-Senators lag!

    "Na dann hoffe ich, dass du so viel Biss wie Romulus hast!"
    bemerkte er ein bisschen spöttisch. Er musste zugeben, dass die Geschichte von Romulus - obwohl sie bei rationaler Betrachtung nicht sehr logisch oder glaubwürdig war - ihn doch fasziniert hatte. Vor allem, weil er sich von niemandem hatte etwas bieten lassen - nicht einmal von seinem Bruder Remus! Man konnte fast sagen, dass Lucius sich an manchen Stellen mit dem Stadtgründer identifizieren konnte: Aufwachsen ohne Eltern (zumindest emotional), Wille zur Macht und die Kraft, sich nichts bieten zu lassen... aber dieser Schönling hier erinnerte den Petronier nicht im Geringsten an sein Bild von Romulus!


    Aber dazu sagte er lieber nichts - man wusste ja nicht, ob dieser Ravilla nur aus seiner vielleicht sehr privilegierten Perspektive unbedeutend war (das zumindest war der logische Schluss aus der relativierenden Aussage) oder wirklich eine Null-Nummer, die man ignorieren konnte!


    Also sprach Lucius lieber über sich:

    "Nö, nicht direkt. In der Finanzverwaltung vielleicht - Zahlen liegen mir und die Posten sind gut dotiert!"

    Dass ausgerechnet ein Pontifex zu Fragen der Kriminalität hinzugezogen wurde, war Lucius absolut unverständlich - und den deutlichsten Beweis für die Irrationalität dieses ganzen religiösen Unfugs lieferte sein Bericht direkt: Die Götter waren erzürnt über die Schändung eines Tempels - aber anstatt sich selbst darum zu kümmern und die Missetäter zu bestrafen, taten sie... nichts! Oder wenn man den Pontifices glauben wollte, bestraften sie einfach alle dafür. Kollektivstrafen waren zwar manchmal die logische Konsequenz einer Notlage, in der man einen Täter nicht dingfest machen konnte oder so viele Täter hatte, dass man sie nicht alle bestrafen konnte. Im Fall der Tempelschändung oder der vermeintlichen Schändungen durch diese kleine Judensekte sah der Petronier aber nicht, aus welchem Grund ein blitzeschleudernder Göttervater, ein Herr über Erdbeben, Wasserfluten oder Krankheiten seine Pestpfeile oder sonstigen Strafen nicht etwas gezielter auf die Missetäter abschossen.


    Der logische Schluss aus all diesen Beobachtungen war einfach: Es gab keine Götter - oder zumindest keine Mächtigen. Und da war es eigentlich egal, ob man diese Hirngespinste nun Iuppiter, Aphrodite, Iehova, Zarathustra oder Nazarener nannte! Das Decretum Christianorum war natürlich gut - aber besser wäre es gewesen, es gäbe ein Decretum gegen jedwede Religion!


    Entsprechend dieser Gedankengänge verschränkte der Tribun die Arme vor der Brust und schaute eher finster drein. Sagen würde er natürlich nichts - das wäre leider fast ebenso irrational gewesen wie die Hirngespinste des Flaviers und des ganzen Volkes!

    Der Gerichtstag


    In Tusculum wurde traditionell auf dem Forum Recht gesprochen. Und da die Tradition jedem Römer - und Italiker - heilig war, war diese auch dann einzuhalten, wenn es kühl und windig war. Lucius fühlte sich an diesem Morgen sowieso elend - das Essen vom Vorabend war doch etwas zu fett gewesen und dazu stand der Sirius in einem ungünstigen Aszendenten für seine Verdauung. Aber dass er nun auch noch in der Kälte auf einem Tribunal sitzen musste, dazu noch angetan mit einer unpraktischen Toga, die zwar jede Menge Stoff verbrauchte, dabei aber einen ganzen Teil des Körpers trotzdem der Kälte aussetzte, verdarb ihm die Stimmung absolut. Zwar hatte er drei Schichten Tunica (ganz oben natürlich die mit den schmalen Purpurstreifen des Ritterstands) druntergezogen, dazu Reithosen, die man unter der Toga wenigstens nicht sah, aber trotzdem fand er es kühl, als er auf der Richterbank Platz nahm. Neben ihm saß Titus Iuventius Thalna, auf der Linken Octavius Maro als seine beiden assistierenden Iudices.


    Die beiden Contubernia Begleitung hatten die Aufgabe, das Tribunal - die Tribüne für die Richter - abzuschirmen, die Angeklagten heranzuführen und einzuschüchtern. Lucius hatte es seinem Klienten und Centurio überlassen, den Männern Anweisungen zu geben und die Aufgaben aufzuteilen - er selbst hatte sich am frühen Morgen lieber noch einmal die Gerichtsakten durchgesehen...

    Sim-Off:

    Maro, du könntest noch kurz aussimmen, wie du die Jungs an der Palaestra abholst und Tagesbefehle gibst. Ich sehe spontan folgende Jobs:

    • Ausrufen der Angeklagten/Zeugen (damit sie vor den Richter treten)
    • Bewachung und Abführen der Täter
    • evtl. Reichen von Beweisen/Schriftstücken
    • ggf. Zurückhalten des "Mobs" im Fall von Ausschreitungen
    • Eindruck-Schinden vor dem Tribunal

    "Oh ja Tribun." Maro fiel da natürlich zuerst die station in der subura ein. Dass selbige wenig später angezündet worden war, musste man vor den Provinzhonorationen nicht durchblicken lassen. Deren Meinung von den Zuständen in der Stadt war ohnehin wahrscheinlich schon gering genug. "Der Neubau einer Station in der Subura. Ein mehrstöckiges Gebäude speziell zur Verteidigung und Bewachung der Umgebung konstruiert. Nichts was an eine Basilika heran reichen würde natürlich. aber ich bin ja auch kein Architekt." Er lächelte verbindlich. "Sollten die guten Leute von Tusculum jedoch ihre Basilika einmal zur Verteidigung ausbauen wollen, kann man mich in der Castra Praetoria erreichen."

    Ein kleiner Scherz am Rande.

    "Wenn man mich fragt, ist dieses Projekt zum Scheitern verurteilt - die Subura mit Gewalt zu befrieden führt nur dazu, dass das Gesindel dort in andere Stadtviertel ausweicht und dort unbescholtene Bürger belästigt... ganz abgesehen von den Kosten, diese Bastion ständig zu verteidigen..."
    erwähnte der Tribun auf Maros Bemerkung hin, wobei er den Scherz umging, der die beiden anderen Teilnehmer am Mahl immerhin zu einem amüsierten Lächeln inspirierte.

    "Aber wenn die Station Octavius ein bisschen Bau-Erfahrung verschafft hat, ist das ja auch schonmal was..."

    "Mich hatten die Nachrichten ebenfalls überrascht... und sie wurde ja auch schon mehrere Male niedergebrannt, wenn ich recht gehört habe..."
    Thalna schien lebhaft über die Geschehnisse in Rom informiert zu sein - andererseits liebten ja alle Römer Klatsch und die Berichte aus der Hauptstadt interessierten natürlich auch die Lokalfürsten wie diesen Aedil...


    Das Essen zog sich noch eine Weile - früher wäre der Petronier Gefahr gelaufen, sich bei solchen Gelegenheiten zu betrinken, weil er so viel Wein bekam, wie er wollte, und dafür nicht bezahlen musste. Da er aber schon rasch merkte, dass das fette Essen seinem schwachen Magen zusetzten, blieb er bei stark verdünntem, bleigesüßten Wein und stellte das Essen ziemlich schnell komplett ein. Als sich Manius Cordius relativ früh verabschiedete (ihm stieß es wahrscheinlich sauer auf, dass er trotz des Abends nicht als Iudex in Betracht gezogen wurde), erklärte auch Lucius, dass er - und natürlich auch Octavius Maro - sich ebenfalls zurückziehen würden und sie gingen auf ihre Zimmer...

    Sim-Off:

    Schreiten wir mal voran - die Truppe kann ja mit Zitat-Funktion parallel ihren Abend im Sportheim weitersimmen ;)

    Ich ließ mich berieseln. Einige Aussage konnte ich kaum fassen, … "Nein!" … andere wiederum waren klar wie eine Garumsoße. "Doch!" Im Großen und Ganzen fand ich die Ausführungen interessant. "Ohh!" Besonders der Teil mit dem aufmüpfigen Volk. Den heißen Sommer hingegen weniger. Ich als Rotschopf - ‚autsch‘ - das tut schon bei der Vorstellung weh. Tat ich doch alles, um meinen blassen Teint zu bewahren. "Habt ihr die Ägypter so richtig gezüchtigt? Geschlagen und gefoltert?" Der Gedanke an solchen Vorgehensweisen erregte mein Gemüt im positiven Sinne und ich musste just zu Synnove hinüberblicken. "Waren Christen unter ihnen? Wenn ja, dann hoffe ich, dass ihr dieses Gesindel die volle Härte des Imperiums offenbart habt." Ich hasste die Christen mit höchster Inbrunst. Scheußlich waren sie. Diese glaubten nur an einem Gott. Ja, klar. Als ob.

    Die engagierte Rückmeldung irritierte Lucius ein bisschen - er war kein Mann großer (positiver) Emotionen und Leute, die sie zeigten, waren ihm generell als irrational suspekt. Auch die Frage klang irgendwie ein bisschen... seltsam. Fast so, als wollte er etwas ganz Bestimmtes hören. Und dann auch noch die Christen - was hatten nur alle immer mit den Christen?

    "Wir haben jedem Aufständischen die Härte des Imperiums gezeigt, da kannst du Gift drauf nehmen."

    Er erinnerte sich noch gut daran erinnern, wie der Praefectus Classis ihn zusammengestaucht hatte, als er einmal besonders rabiat gegen Aufständische an den Fremdenmärkten vorgegangen war - danach hatte er erstmal eine ganze Weile Innendienst gemacht. Aber diese Reaktion hatte ihm gezeigt, dass man lieber etwas vorsichtig war, sich besonders großer Grausamkeit zu brüsten...

    "Mit Christen hatten wir wenig zu tun. Kamen auch mal vor, aber in Alexandria gibt's kaum einen Geheimkult oder eine Sekte, die sich nicht dort hermtreibt: Juden, Christianer, Isis-Kultisten, Mithras-Kultisten, Pythagoreer, Epikureer, Eunuchen, Dionysos-Kultisten - manches davon ist den Griechen dort sogar ein Staatskult! Man begegnet jedem Tag einem neuen Unsinn..."

    Dass er auch die römischen Staatskulte für einen solchen Unsinn hielt, erwähnte er natürlich ebenfalls nicht - dass das gegenüber einem Senatorensohn nicht nur irrational, sondern sogar gefährlich war, hatte er natürlich auch längst gelernt! Was nur wieder zeigte, wie unlogisch die meisten Menschen dachten: Wieso sollte die Annahme eines einzelnen Gottes irrationaler sein als die mehrerer Götter?

    Ich holte den Tribun wieder in die Realität zurück und klatschte deshalb kurz mit den Händen. "Synnove, danke für den sehr anschaulichen Tanz. Ein Naturtalent bist du. Doch bringe uns nun etwas Süßes. Tribun, die Süßspeisen hat sie selbst zubereitet. Geschickt mit ihren Händen. Sie diente früher in einer Bäckerei. Sie ist eine Meisterin ihres Faches. Formen und kneten. " Massieren in jeglicher Art. "Ich bin beeindruckt von deinem Werdegang." Quasi vom Rattenfänger zum Patrizier. "Doch sagt, was ist dein Ziel? Für alle Ewigkeit Tribun zu bleiben?"

    Der Petronier wandte seinen Blick nicht von dem hübschen Mädchen ab, während Maro ihre weiteren Vorzüge anpries: Eine Bäckerin war sie also - nicht schlecht! Lucius mochte es, wenn Sklaven multifunktionell waren - sein Armin war ja auch zugleich Ianitor, Leibsklave, Maiordomus, Leibwächter... warum also nicht sich von einer Sklavin verköstigen und sexuell versorgen lassen?


    Die Schönheit der verschwitzten Sklavin führte auch dazu, dass er beim Anblick des riesigen Nubiers zwar kurz überrascht war, ihn dann aber doch weiter ignorierte, zumal er nichts sagte. Vielleicht der nächste Akt für dieses stumme Tanztheater...


    Während er also die Rückseite und dann das Dekolleté Synnoves inspizierte, die beide auch ziemlich phantasie-anregend waren, antwortete er ihrem Herrn:

    "Natürlich nicht - wie jeder rationale Mann will ich natürlich weiterkommen: Richtig interessant wird die Ritter-Karriere ja erst, wenn man die Tres militiae absolviert hat und in den höheren Verwaltungsdienst einsteigt. Dort sind die Gehälter nochmal ein ganzes Stück attraktiver..."
    Das immerhin durfte man unumwunden zugeben...

    Dass das ein Scherz gewesen war, hatte Lucius tatsächlich nicht kapiert - es war ihm sogar so fern, dass er sich nicht einmal fragte, ob er etwas nicht mitbekommen hatte oder der Betrunkene eben einfach wirres Zeug redete. Zumindest die Erwähnung des anderen Sklaven war für ihn nicht viel mehr als letzteres, denn außer Charislaus hatte sich kaum einen Sklavennamen gemerkt und wer von den vielen Dienern hier Anaxis war, konnte er aus dem Stand gar nicht sagen.


    Er ließ das ganze also unkommentiert und hörte lieber auf die zweite Bemerkung: Der Cursus Honorum! Das war wirklich ein ambitioniertes Ziel, wie man sagen musste...

    "Der Cursus Honorum? Dann kennst du sicher schon viele Senatoren und einflussreiche Leute!"
    bemerkte er zunächst, denn das zumindest wusste der Petronier - wer in den Senat wollte, trat besser nur an, wenn er schon viele Senatoren kannte und am besten einer ihrer Söhne war! Wenn das der Fall war, war der junge Bursche vielleicht sogar ganz nützlich eines Tages...

    "Ich will natürlich nicht ewig Tribun bleiben, das wäre ja irrational! Wie jeder Eques strebe ich die wirklich lukrativen Posten in der Verwaltung an!"
    Zumindest sah es Lucius so: Traditionell war es nun einmal so, dass man mit relativ mittelmäßig bezahlten Ritterämtern starten musste, um zu den gutdotierten Posten in der Finanzverwaltung aufzusteigen! Und zumindest für einen "Outsider" wie ihn, der keine mächtige Ritterfamilie mit besten Verbindungen hatte, war der Militärdienst die beste Variante... wobei Lucius das Soldatenleben natürlich auch in gewisser Weise gefiel...

    Der Petronier nickte. Lucius hatte als Jugendlicher wegen viel kleineren Sachen mehr als nur eine Tracht Prügel bekommen! Für so einen Diebstahl hätte der Alte ihn wahrscheinlich bei lebendigem Leibe gehäutet - da war eine Geldstrafe, wie das Gesetz sie vorsah, ja eine Kleinigkeit! Oder sollte er eine Freiheitsstrafe erlassen?

    "Was Centurio Octavius schon sagt: Wir sollten dem Burschen eine Lektion erteilen!"
    Der Aedil legte die Stirn in Falten.
    "Aber du solltest beachten: Die Coruncanii haben gute Kontakte nach Rom! Die werden sich eine allzu hohe Strafe nicht bieten lassen!"
    Lucius rollte mit den Augen - er hatte diesen Namen noch nie gehört und wenn der junge Bursche - der offensichtlich dieser Familie entstammte - einflussreiche Freunde hatte, dann hatte der Onkel sie sicherlich auch, was logischerweise den Einfluss der Kontrahenten wechselseitig relativierte. Schließlich meinte er

    "Wir werden sehen..."


    Als nächstes begann der Iuventier über ein neues Bauprojekt in Tusculum zu berichten. Das Thema klang zuerst langweilig, aber als der Aedil auf die genauen baulichen Herausforderungen der geplanten Basilica einging, wurde es doch so technisch, dass das Interesse des Tribuns geweckt war. Seitdem er die Pyramiden in Aegyptus gesehen hatte, faszinierte ihn die Baukunst in gewisser Weise, denn sie war logisch und gehorchte Naturgesetzen und nicht irgendwelchen Haarspaltereien von Philosophen oder Politikern. Warum etwa ein Bogen nur eine bestimmte Spannweite überspannen konnte, ab wann man in einer Halle Säulen zum Abstützen der Decke anbringen musste und so weiter - das war so mathematisch, dass es Lucius faszinierte!

    "Octavius, hast du eigentlich auch schon an Bauprojekten gearbeitet?"
    unterbrach er das Gespräch zwischendurch gut gelaunt, als er bemerkte, dass Maro bisher kaum etwas gesagt hatte. Die Militäreinheiten in den Provinzen waren ja ständig an irgendwelchen Baustellen eingesetzt - hier in Rom war das angesichts des Heeres von Staatssklaven etwas anders, aber hin und wieder kam es doch sogar bei den Stadteinheiten vor...

    Iunius Scato, soso - das war der einzige relevante Name!

    "Und was treibst du hier in Rom?"
    fragte er nun doch nach und rollte sein Buch zusammen. Es hatte wahrscheinlich sowieso keinen Wert!


    Ganz unvermittelt begann Ravilla dann von Charislaus zu reden - oder über ihn zu lästern? Wie kam er jetzt darauf? Und was sollte Charislaus überhaupt falsch machen? Er hatte ihm auf jeden Fall noch nie auch nur den Hauch eines Wunsches unerfüllt gelassen! Abgesehen davon...:

    "Ist doch logisch, dass er versucht, dich abzulegen und seinen Fehler auszubügeln. Alles andere wäre ja irrational!"
    Er verstand jedenfalls nicht, warum man hier aufpassen sollte - wenn er besänftigt wurde, war es doch auch gut... und die Massagen von Charislaus waren nun einmal wirklich gut!

    Der Petronier hatte für einen Moment nur Augen für die hübsche Sklavin, die - wenn auch ohne Musik - ganz für ihn allein tanzte. Gierig beschaute er ihren Körper, der sich bei den Tanzbewegungen hervorragend unter den dünnen Klamotten abzeichnete, als wäre es ein Opfertier vor der Schlachtung. Und tatsächlich aktivierten die Bewegungen bei dem Tribun auch ein bisschen Phantasie, wie er sie fesselte und sie sich unter seinen Schlägen aufbäumte... dieser schöne, zerbrechliche Körper! Er wünschte sich, sie ganz in seiner Gewalt zu haben...


    Die Gedanken ließen ihn fast ein bisschen abdriften und er hatte das starke Bedürfnis, auch aktiv zu werden... andererseits hielt ihn aber seine gute Erziehung ab: Die Sklavin gehörte nicht ihm und so wie man fremde Haustiere nicht einfach befingerte, tat man das auch nicht mit fremden Sklavinnen - zumindest solange der Besitzer das nicht ausdrücklich erlaubte!

    https://www.zdf.de/dokumentati…tag-im-alten-rom-102.html


    Ein Vigil in Rom wird begleitet - obwohl ich im RL mal Geschichte studiert hab und jetzt ja schon länger hier aktiv bin und gerne recherchiere hab ich Neues gelernt und Inspirationen für das IR rausgezogen :)


    Hab ich am Wochenende entdeckt und fand es ganz nett... und vielleicht auch ein Hinweis zu der Debatte, ob CUler politisch aktiv werden können (hier sagt der Vigil als Sachverständiger vor Gericht zugunsten seines Patrons aus)...

    Beim Tribun und den Honorationen fühlte sich Maro einigermaßen fehl am Platz vor, versuchte nach außen jedoch eine angenehme, lockere Ausstrahlung zu projezieren. Er kannte den Anblick von Soldaten, die unter höheren Zivilisten unwohl und steif gaben und keine gute Gesellschaft waren. Also serzte er ein verbindlich-aufgeraeumte Miene auf und lockerte die Haltung etwas während über die genaue Besetzung verhandelt wurde

    Lucius sah zu Maro hinüber, der den Mund hielt - er war scheinbar auch nicht unbedingt der gesprächigste Typ, was der Petronier aber sympathisch fand. Leider hatte sein harsches Auftreten aber auch die Stimmung bei den Gastgebern etwas verdorben...


    Eine Zeitlang bedienten sich also alle schweigsam am aufgetragenen Gang - scheinbar war sogar der Aedil eingeschnappt. Eigentlich hätte der Tribun nichts dagegen gehabt, das Essen auf diese Weise zu beenden, denn diese geschwätzigen Zivilisten waren im Prinzip verschwendete Zeit. Schließlich kam ihm aber doch noch ein sinnvolles Unterhaltungsthema:

    "Was für Fälle erwarten uns denn morgen?"

    Thalna kaute ausführlich seinen Bissen herunter, ehe er antwortete:

    "Es sind im Wesentlichen kleinere Eigentumsdelikte - Diebstahl, zwei Betrugsfälle vom Markt, Unterschlagung durch einen Buchhalter. Dazu zwei größere Schlägereien mit Körperverletzung. Ein Fall ist ein bisschen... delikat: Ein junger Bursche, der Sohn eines reichen Eques aus der Stadt, erkennt das Testament seines Vaters nicht an und hat sich die Arca geholt, die seinem Onkel hätte zufallen sollen. Der Bursche ist unbelehrbar und sein Onkel hat ihn nun wegen Diebstahl verklagt."

    Ein Rotzlöffel, soso...

    "Ist das nicht hier vor Ort zu regeln?"

    "Die Gültigkeit des Testaments wurde schon durch den Stadtrat und den Praetor in Rom bestätigt. Trotzdem hat er seinen Onkel besucht und die Geldkiste mitgenommen."

    Der Tribun zeigte ein säuerliches Lächeln - das war nun wirklich Zeitverschwendung, wegen solcher Kindereien drei Tage von seiner Arbeit wegzukommen!

    "Na dann werden wir ihm schon beibringen, das Recht zu respektieren, was meinst du, Octavius?"

    erklärte er und nahm sich noch ein Stückchen Fleisch.