Beiträge von Lucius Petronius Crispus

    Die Fremde sah ihn wieder mit diesem Blick an, den Lucius schon hunderte Male bei seinen Klassenkameraden gesehen hatte - deuten konnte er ihn allerdings immer noch nicht. Der Kommentar kam allerdings selbst bei dem sozial wenig begabten Petronier deutlich an - er war eindeutig abschätzig! Genaugenommen passte er auch hervorragend zu der Hypothese, die er in seinem Kopf aufgestellt war: Vor ihm stand eine arrogante Stadtrömerin, die jeden verachtete, der nicht vom Nabel der Welt kam!
    "Das geht dich 'nen Scheiß an!"
    gab er deshalb beleidigt zurück und verschränkte die Arme. Zum einen, um Stärke zu zeigen. Vor allem aber, weil er sich schäbig vorkam, wenn er jemandem, der es ganz offensichtlich schon zu etwas gebracht hatte (und dazu wohl nicht durch Leistung, sondern weil Mami und Papi das Pöstchen beschafft hatten - zumindest glaubte Lucius das), von seinen Hoffnungen und Plänen erzählte. Das würde nur ihre Herablassung steigern!


    Der plötzlcihe Themenwechsel ließ den jungen Petronier dann aber völlig in Verwirrung versinken - wie dumm, dass er das mit der Ironie nie wirklich verstanden hatte! Es blieb ihm eigentlich nur, blind zu raten - und in diesem Fall lag es nur allzu nahe, dass das hier kein freundlicher Smalltalk, sondern wieder eine versteckte abschätzige Bemerkung der Städterin für das Landei. Wahrscheinlich war dieser Mithrenes der plumpeste Schneider in ganz Rom! Trotz des nun doch recht freundlichen Lächelns war damit abzuleiten, dass auch der zweite Kommentar reiner Spott war.
    "Was willst du eigentlich von mir? Du glaubst wohl, mit deinen zwei Bären kannst du dich hier mit jedem anlegen, hä?"
    fragte er deshalb mit unverhohlener Feindschaft zurück, die Fäuste in die Hüfte stemmend. Sein Blick glitt dabei kurz zu den beiden Gorillas, die es vermutlich durchaus mit ihm aufnehmen konnten - warum beim Pluto waren in Rom auch Waffen verboten? Mit Pythagoras hätte er den beiden Schlägern ordentlich eingeheizt - aber der stand sauber geölt in seiner Wohnung auf der anderen Tiberseite...

    Als Armin ihn heute Morgen aus den Federn gehauen hatte, hätte Lucius ihm am liebsten eine reingehauen. Genaugenommen hatte er es schlaftrunken versucht, aber sein Sklave war zu geschickt gewesen und ihm ausgewichen. Außerdem hatte er einen guten Grund gehabt, warum sein Herr heute nach vielen Tagen wieder einmal etwas zeitiger aus den Federn sollte: Heute war Lucius' erste Salutatio seines Lebens. Zumindest als Klient, denn zu Hause in Mogontiacum hatte der Alte natürlich durchaus ein paar Schützlinge, die ihm regelmäßig die Aufwartung machten. Und als Magister Vici gehörte so etwas ja sowieso dazu...


    Heute aber würde er auf der anderen Seite stehen und so war er ziemlich gespannt, als er im Morgengrauen zusammen mit einer Schar von abgerissenen bis prunkvollen Gestalten vor den Toren der Villa Tiberia stand, um hereingebeten zu werden. Nervös zupfte er an seiner Toga, die er ebenso wie alle anderen trug, bis sich endlich die Tür öffnete und ein verschnupfter Sklave ihre Namen aufnahm. Als er an der Reihe war, sagte er nur:
    "Lucius Petronius Crispus. Bin erst seit gestern Klient."
    Der Sklave blickte nur kurz auf, dann machte er eine Notiz und die Menge schob ihn weiter ins Atrium, wo alle fröstelnd auf den Hausherrn warteten. Während der junge Petronier sich hier umsah, fragte er sich, ob so eine Veranstaltung wirklich rational war - wenn man berechnete, dass man für so eine Veranstaltung vielleicht zwei Stunden einplante, dann blieben für jeden der Anwesenden keine fünf Minuten Gesprächszeit! Was brachte so wenig Zeit also überhaupt?

    Zitat

    Original von Sergia Fausta
    Er stellte sich als Petronier vor.. was mich auf Anhieb genauso viel sagte wie sein Titel Decurio Mogontiaci. Hieß natürlich: Ich hatte schon so eine Ahnung davon, was ein Decurio war. Immerhin waren sowohl mein Cousin Titus als auch mein Verlobter Marcus beide Decurionen dieses Hafenkaffs Ostia. "Entschuldige die Frage, aber wo genau liegt denn dieses Mogontiacus, Mogontiacum?", erkundigte ich mich dann einfach, weil mir dieser Gentiv eines Ortsnamens weder auf meiner Reise von Alexandria nach Ostia, noch auf meiner ersten Inspektionsreise durch Italia irgendwie begegnet war.


    Diese Nachfrage überraschte den jungen Petronier sogar noch mehr als alles, was die Sergierin zuvor gesagt hatte. Er wusste zwar, dass er hier in Italia war und nicht in Germania, aber dass man nicht einmal wusste, wie dessen Hauptstadt hieß? Gerade bei einer Postpräfektin erschien es geradezu unlogisch, dass sie nicht wusste, wie der Sitz des Statthalters einer anderen Provinz genannt wurde! Noch dazu, wo man bald ein Municipium war!


    Daraus ließ sieß ableiten, dass die Frau ihn verspotten wollte - wahrscheinlich bildete sie sich viel darauf ein, aus dieser Großstadt zu kommen und hielt ihn für einen Bauern (womit sie nicht die erste war, die dies glaubte). Und diese Arroganz ließ direkt wieder Wut in Lucius hochkochen - was glaubten diese Hauptstadtsnobs eigentlich, wer sie waren? Diese Tussi hatte ihren Posten wahrscheinlich erhalten, weil ihr Vati einen Haufen Geld hatte! Und die Finger hatte sie sich sicherlich auch nie schmutzig gemacht! Er dagegen war der Sohn eines Veteranen, der sich hochgedient und Rom mit der Waffe in der Hand verteidigt hatte, damit solche dekadenten Feiglinge wie diese Schlampe hier fröhlich vor sich hinleben konnten!
    "Germania Superior - und es heißt Mogontiacum!"
    presste er deshalb etwas ärgerlich hervor und funkelte die Dame feindselig an.

    Das Gespräch zeigte im Grunde das, was der Alte ihn auch gelehrt hatte - es kam bei der Klientel auf den gegenseitigen Nutzen an, der sich nur durch bedingungslose Loyalität aufrechterhalten ließ. Und vielleicht hatte sein Vater auch Recht gehabt, als er sich entschieden hatte, sich nicht direkt an Aurelius Lupus zu wenden, denn offensichtlich wollte Lepidus direkt beginnen, sie aktiv zu unterstützen.


    Als der Tiberier sich dann direkt an ihn wandte, holte Lucius schon Luft, um zu antworten - als der Alte ihm dazwischen fuhr. Einen Moment spürte der junge Petronier großen Ärger in sich aufkochen - warum behandelte sein Vater ihn noch immer wie einen kleinen Jungen? Selbst seine Schulkameraden in Mogontiacum hatten mehr zu sagen gehabt als er! Und überhaupt, wie er von ihm redete - als wäre er ein Hilfsarbeiter, den man einfach einsetzte, wo man ihn brauchte! Interessierte es denn niemanden, was er selbst wollte?
    Aber inzwischen hatte er es einigermaßen gut unter Kontrolle, die Fassade wiederherzustellen, die nötig war, um dem Alten keinen Anlass zur Schelte zu geben. Also blickte er weiter ausdruckslos vor sich hin, hakte dann aber doch ein, als seine Schulbildung in Frage gestellt wurde:
    "Ich haben die Ludi Litterarii, Grammatici und Unterricht beim Rhetor Eumenius besucht. Außerdem habe ich den CRV der Schola Atheniensis und den Cursus Iuris. Außerdem war - äh - habe ich das Examen Primum der Academia Militaris."
    betete er seinen Ausbildungsgang herunter. Der letzte Teil hatte ihm weitaus mehr Spaß gemacht als der erste - somit musste er zugeben, dass die Aufzählung seines Vaters schon seine Stärken hervorgekehrt hatte... ein großer Jurist würde er jedenfalls kaum noch werden...

    Postpraefecta - Lucius sah ein bisschen begriffstutzig drein, als die Rempel-Bekanntschaft sich vorstellte. In Germania gab es Priesterinnen, Königinnen... aber eine Postpräfektin - naja, genaugenommen hatte er bis gerade nicht einmal gewusst, dass es so etwas gab... Aber aus dem Titel "Praefecta" ließ sich soch ableiten, dass es die Stellung eines Eques war. Und ein weiblicher Eques war ihm auch noch nie begegnet!


    All das interessierte die hübsche Römerin aber offensichtlich gar nicht, denn sie funkelte nur die ganze Zeit feindselig zu einer anderen reich aussehenden Dame hinüber. Trotzdem erwiderte er die Vorstellung, wie der Alte es ihm antrainiert hatte:
    "Lucius Petronius Crispus, Decurio - äh - Mogontiaci"

    Zitat

    Original von Sergia Fausta
    So also schlug ich mich angestrengt nach und nach durch (oder vielmehr: ließ mich von meinen drei Leibwächtern hier angestrengt nach und nach durchschlagen) immer näher Richtung Tribüne. Irgendwann allerdings ging es selbst mit meinen drei Helferlein nicht weiter und man drängelte stattdessen einfach meine kräftigen Drängler selbst wieder zurück.. und mir direkt vor die Füße. Großartig! Und als wäre das nicht schon bereits genug, erspähte ich aus dem Augenwinkel auch noch eine hässlich arrogante Tiberier-Fratze, die.. natürlich.. wenigstens so aus relativer Ferne doch verdammt nach dieser neuadeligen Kuh aus den Themen aussah! "Was machte die denn hier?! Hunderttausende Römerinnen in Rom und ausgerechnet die muss mir vor die Linse laufen!", wandte ich fluchend meinen Blick von dieser unhöflichen Ziege, die mich nicht nur beleidigt, sondern vor allem zuerst und vollkommen grundlos beleidigt hatte, ab. Am Ende sah ich einem nett anzusehenden Kerlchen (die Toga war neu, das verriet mir mein geschulter Blick sofort) erst noch ungehalten, dann vor allem ertappt in die Augen. "Verzeih. Ich weiß, am Festtag der Concordia soll man nicht fluchen.", entschuldigte ich mich eher halbherzig und konnte gerade noch ein Augenrollen am Ende meiner Worte unterdrücken. Als wenn mich jemals eine religiöse Regel vom Schimpfen, Fluchen oder Giftmischen (was für eine Aufzählung!) abgehalten hätte. Lachhaft!


    Während die Mogontiner so nichtsahnend herumstanden und die Hälse reckten, erhielt Lucius, der relativ weit hinten stand, plötzlich einen Schubser von hinten. Einem Instinkt folgend, den er in der Xanthippus-Schule jahrelang antrainiert hatte, wandte er sich blitzschnell um und schubste den Drängler mit einem kräftigen Stoß zurück - um erst danach zu bemerken, dass der Typ scheinbar weder allein war, noch danach aussah, als könnte man ihn durch bloße Drohgebärden einschüchtern. Da er jetzt schon angefangen hatte und nicht mehr zurück konnte, blaffte der junge Petronier den Leibwächter trotzdem an:
    "Wir war'n zuerst hier! Verpiss dich und such' dir 'nen anderen Weg!"


    Erst danach bemerkte er die ausgesprochen attraktive junge Frau, gegen die er den Gorilla scheinbar geschubst hatte. Ihrem Aussehen nach war sie nicht viel älter als Lucius selbst, allerdings war sie eindeutig attraktiver und - das beste - offensichtlich unverheiratet! Alles das führte aber vor allem dazu, dass es dem jungen Petronier erst einmal die Sprache verschlug und er ziemlich dümmlich dreinblickte - bis die Entschuldigung ihn aus der Erstarrung riss:
    "Äh - ja. Macht nichts."
    brachte er schließlich hervor und versuchte nervös, die Toga wieder zu justieren, die ihm bei der "Rangelei" von der Schulter gefallen war. Natürlich wusste er noch immer nicht, was er sonst sagen sollte - weshalb er einfach rote Ohren bekam und weiter dümmlich dreinblickte, ohne sich zu entschuldigen...

    Zwar war die Gesandtschaft - und damit auch der Alte und sein germanischer Lakai - noch immer in der Stadt, aber immerhin durfte Lucius nun schon allein mit Armin in ihrer neuen Wohnung leben. Entsprechend nutzten die beiden jungen Männer die Zeit ganz wie es ihnen gefiel: Lucius schlug sich die Zeit mit dem Reinigen seines Schwertes Pythagoras, mit Schmökern in Euklids Elementen und deren Nachvollzug auf dem Fußboden (dafür breitete er in einer Ecke der Wohnung eine dünne Sandschicht aus, in die er mit seinem Schwert zeichnete und die sich bei Besuch des Alten rasch beiseite kehren ließ), Armin gab sich dem Wein hin, besorgte das Essen in der Taverne im Erdgeschoss und schlug sich sonst mit Ausflügen in die Stadt die Zeit tot. Zisammen trainierten sie schließlich mit dem Schwert bis sich die Nachbarn beschwerten und untternahmen Sauftouren durch das Viertel, bei denen der junge Petronier nicht selten sein miserables Griechisch auspacken musste, da hier doch einige Ausländer lebten, die kein Latein verstanden. Manchmal führte das auch zu der einen oder anderen Schlägerei - aber Armin merkte recht schnell, wann sie es mit dem Gegner aufnehmen konnten und wann sie besser das Weite suchten.


    Alles in allem war dies also die glücklichste Zeit in Lucius bisherigem Leben - vielleicht mit Ausnahme der Zeit, als sein Vater ihn in Mogontiacum allein gelassen hatte. Aber damals war zumindest noch Octavena mit im Haus gewesen, die eine ständige Petz-Bedrohung dargestellt hatte. Hier in Rom konnte der junge Mann dagegen wirklich fast alles tun und lassen, was ihm in den Sinn kam... Zumindest solange der Alte nicht vorbeischaute und an der Ordnung, dem Zustand seiner Kleidung oder sonst irgendwelchen Dingen herummoserte...

    Lucius versuchte noch immer, seine Toga etwas besser in Ordnung zu bringen, als er hinter seinem Vater das Officium betrat. Als er feststellte, dass dies kein Empfangsraum war, in dem sie noch auf Lepidus warten mussten, ließ er schnell die Hände sinken und blickte den Hausherrn erwatungsvoll an. Jetzt, wo er nicht nackt war, konnte man deutlicher sehen, dass er einer ganz anderen Schicht angehörte als die beiden Petronier - vor allem die goldene Halskette imponierte dem jungen Petronier ziemlich.


    Trotz der Begrüßung beschloss er allerdings, lieber den Mund zu halten, bis der Alte oder diesert andere Tiberier etwas sagten.

    Die meiste Zeit des Weges vom Palatin zurück hatte Lucius still in sich hineingegrummelt, weil er es nicht geschafft hatte, sich während der Audienz einen klugen Kommentar einfallen zu lassen. Nach einiger Zeit war er aber zu dem Ende gekommen, dass es irrational war, sich ewig darüber zu ärgen, denn am Ende hatten sie ja ihr Ziel erreicht. Und auch wenn er diesen Provinzlern eigentlich kein Stadtrecht gönnte und er auf ihrer Reise hierher eine Menge Städte gesehen hatte, aus denen er viel lieber stammen würde, weil sie hübsche römische Planstädte mit rechtwinkligem Straßennetz und regelmäßigem Grundriss waren - am Ende würde das ja niemand wissen, der das Glück gehabt hatte, niemals so weit nach Norden kommen zu müssen. Und dann würde ein "Municipium Cornelium Mogontiaciensis" deutlich mehr hermachen als eine simple "Civitas Mogontiacum"!


    Getrübt wurde diese Freude allerdings dadurch, dass der Alte den Erfolg nun scheinbar dem Senatoren-Barbaren in die Schuhe schieben wollte. Dabei sagte er ja selbst, dass das Ganze ein Selbstläufer gewesen war!

    Zusammen mit den anderen Gesandten stand auch Lucius in seiner neuen Toga herum. Für ihn war klar, dass ein Opfer an Concordia völliger Humbug war, dass die Einigkeit Roms ganz sicher nicht durch das Verbrennen von ein paar Innereien herzustellen war, sondern viel eher durch rationale Vorteile, die jeder aus so einer Gemeinschaft ziehen konnte. Aber er konnte auch nicht leugnen, dass dieses Spektakel hier ihn doch ziemlich beeindruckte - vor allem weil auch so viele wichtige Leute gekommen waren!


    So war er ausnahmsweise einmal nicht völlig griesgrämig, wie er das sonst bei Opfern war, sondern blickte neugierig um sich.

    Trotz aller komischen Fragen klappte es dann doch ziemlich schnell - gerade, als der junge Petronier angefangen hatte, seinen Ärger auf den Kaiser zu projizieren, stimmte dieser zu und nahm die Lex Municipalis an. Erst als diese Spannung abfiel, erinnerte er sich, dass er ja auch etwas hatte sagen wollen, um auf sich aufmerksam zu machen. Aber es war zu spät: Während er noch fieberhaft überlegte, ob man nicht noch irgendeinen intelligenten Kommentar abgeben konnte, wurden sie auch schon beiseite geschoben und andere begannen, ihre belanglosen Bitten an den Kaiser vorzutragen.


    Für Lucius war der Zug aber offensichtlich abgefahren - er biss sich auf die Lippe und ließ sich am Ende der Audienz nach draußen bugsieren...

    Ein wenig abseits der Tür stand auch Lucius, der sich auf dem Weg hierher wieder mit der neuen Toga herumgeärgert hatte. Zwar war er während seiner Amtszeit als Vicomagister täglich in diesem Kleidungsstück herumgelaufen, allerdings war dieses Exemplar noch ein bisschen modischer und damit voluminöser - also unpraktischer! Deshalb war sie auf dem Weg von der Casa Accia hierher auch wieder außer Form geraten - warum hatten sich ihre Vorfahren wohl ausgerechnet ein offizielles Kleidungsstück gewählt, das bei jeder schnellen Bewegung die Form verlor? Schlimmer war aber noch, dass dieses Kleidungsstück auch noch immer mehr Falten und Stoff bekommen hatte - das hatte der junge Petronier zumindest von den alten Statuen auf dem Forum abgeleitet.


    Aber es half nichts - man musste sich dieser absurden Mode unterordnen, ob man wollte oder nicht. Und deshalb versuchte er nun, die Falten einigermaßen in Ordnung zu bringen, während Verus sie hoffensichtlich schnell zu diesem Lepidus bugsierte...

    Zitat

    Original von Marcus Petronius Crispus
    "Jetzt muss ich diesem Iulier einen sagen, dass ich mein Angebot doch noch erhöhen muss - wie steh' ich denn jetzt da? Wie ein Idiot mit einem dummen Sohn! Wenn das raus kommt - da kannst du den Ritterring vergessen, Lucius! Vergessen!"


    Er begann auf- und abzugehen.


    Lucius ließ den Kopf hängen, die Hände fest um die Klinenkante gelegt, und biss sich auf die Lippe, während der Alte auf ihn einbrüllte. Wahrscheinlich würden es alle seine Nachbarn hören, so laut wie sein Vater war. Zwar war Lucius es gewohnt, dass sein Vater ihn anschrie und ohrfeigte - aber hier in der Wohnung war das eigentlich erst einmal passiert - und da war es auch wesentlich leiser gewesen! Fast hatte der junge Petronier schon gehofft, dass Crispus ihn endlich als Mann behandeln würde und ihn nicht mehr wegen jeder Kleinigkeit demütigte!


    Stattdessen ging es hier um ein paar Sesterzen, um die er sich verkalkuliert hatte - wie viele wusste er selbst nicht (und sein Vater, der ja ähnlich wenig Ahnung hatte wie er selbst wahrscheinlich ebensowenig). Natürlich ärgerte es ihn selbst, dass er einen Fehler gemacht hatte - er hasste es, Fehler zu machen - , aber hier vor allen seinen Nachbarn bloßgestellt zu werden, das war einfach ungerecht. Und irrational sowieso - würde er nicht so herumbrüllen, würde sich sein Fehler wohl auch nicht herumsprechen, denn immerhin kam dieser Iulius Dives ja offensichtlich nicht aus Rom und würde es also auch nicht hier verbreiten können!

    Tiberius Lepidus - Lucius musste sofort an Tiberius Vitamalacus denken, von dem sein Vater tausende Male erzählt hatte (immerhin kannten die beiden sich ja vom Militär und das Militär war wohl das mit Abstand häufigste Gesprächsthema des Alten). Und auch wenn dieser Lepidus nicht unbedingt aussah, als würde er in diese Truppe passen, wirkte er sympathisch, wie er den Trainingsstand des junge Petroniers lobte und so selbstverständlich davon ausging, dass er es zum Ritter bringen würde.
    "Danke."
    sagte er deshalb höflich - es kam ja selten genug vor, dass ihm jemand schmeichelte. Den Rest des Gespräches überließ er dann wieder dem Alten - der würde sowieso nicht wollen, dass sein Sprössling anfing draufloszuplappern. Am Ende sagte er ja immer irgendetwas Falsches...

    Zitat

    Original von Marcus Petronius Crispus
    Er sah prüfend hinüber zu Lucius, der noch immer herumstand wie ein Ölgötze. Er trug wieder eine eher bequeme Tunica und einen Mantel - wie Crispus auch. So konnten sie ihrem möglichen zukünftigen Patron unter keinen Umständen unter die Augen treten. Sie würden an der Casa Accia vorbeigehen müssen... das hieß, wenn Verus überhaupt gemeint hatte, dass sie heute noch gingen. Immerhin hatte er ja ein Riesenbündel Sachen, die darauf hindeuteten, dass er irgendetwas vor hatte!


    "Wann würden wir denn hingehen?"


    Zwar hatte Lucius verstanden, worum es dem Alten ging - aber dass es dann so schnell gehen würde, hatte er nun auch wieder nicht erwartet. Allerdings klang es wohl nicht total übel - dieser Lepidus war zwar ein Hänfling, aber er würde ja nicht sein Trainer werden, sondern nur ein Patron - und der konnte dick oder dünn sein - Hauptsache, er war einflussreich!


    Das - und der Umstand, dass sich das Prickeln der Wange langsam legte und nun nur noch einer Wärme Platz machte - sorgte dafür, dass er seine Abwehrhaltung ein bisschen aufgab: Er nahm die Arme herunter und steckte die Daumen in den Gürtel, hielt aber trotzig den abschätzigen Blick seines Vaters stand.

    Zitat

    Original von Marcus Petronius Crispus
    Die Ohrfeige knallte ziemlich.


    "Du hast was verlangt?"


    "Bist du bescheuert?"


    Lucius wusste gar nicht, wie ihm geschah, als ihn so unerwartet die Ohrfeige erwischte. Gerade hatte er dem Alten voller Stolz berichtet, dass er ein Geschäft an Land gezogen hatte. Natürlich hatte er nicht erwartet, dass sein Vater einen Luftsprung machen würde - man konnte es ihm ja sowieso nie recht machen - aber als er die Verkaufssumme genannt hatte, hatte er nicht damit gerechnet, dass er so unzufrieden sein würde.


    Vor Schreck stolperte er und saß auf der Kline, seinen wutentbrannten Vater mit einer Mischung aus Angst, Verwirrung und Trotz anblickend. Obwohl er in vernünftigen Momenten natürlich wusste, dass er dem Alten inzwischen körperlich weit überlegen war, fürchtete er ihn doch manchmal und wagte es meistens sowieso nicht, sich gegen die Schläge und Wutausbrüche zu wehren. Es kam ihm überhaupt nicht in den Sinn, um genau zu sein.


    "Ich - ich dachte, 250 Sesterzen wären - gut?"
    stammelte er hervor, als ihm auch schon das Wort abgeschnitten wurde. Lucius hatte keine Ahnung, womit er all das schon wieder verdient hatte, zumal seine Rationalität nicht so richtig funktionierte, wenn er Angst hatte. Alles, was er sich aber zusammenreimen konnte, gab für ihn aber keinen Sinn: Er hatte ein Geschäft an Land gezogen, hatte sich genau überlegt, wie viel er verlangen durfte - und selbst wenn er sich etwas verkalkuliert hatte, war das doch noch kein Grund, ihn zu schlagen!
    Andererseits war das hier sein Vater - der brauchte wohl keinen Grund. Vielleicht hatte er einfach schlechte Laune... - das war einfach unfair!

    Nach der zehnten Bahn spürte der junge Petronier, wie seine Muskeln ermüdeten. Die ewige Zeit auf Booten, Flößen und Schiffen, aber auch das Herumsitzen auf Maultieren hatte ihn nicht gerade trainierter werden lassen. Also kehrte er zu seinem Vater zurück, der offensichtlich einen jüngeren Mann zum Plaudern gefunden hatte. Aus etwas Entfernung musterte er den Typen - ein untrainierter, schmaler Kerl, wohl ein bisschen älter als er selbst. Im nackten Zustand konnte man natürlich nicht sagen, ob er arm oder reich war, aber aus dem gepflegten Körper schloss Lucius, dass es sich wohl eher nicht um einen Bauarbeiter handelte.


    Schließlich kam er näher und lehnte sich neben seinem Vater an den Beckenrand.
    "Salve."
    grüßte er mechanisch und blickte geradeaus auf das Becken, wo andere noch schwammen.

    Ein bisschen seltsam kam es Lucius schon vor, dass der Sklave alles in Aurei umrechnete - in der Schule hatten sie stets in Sesterzen gerechnet - wenn sie nicht gerade das Umrechnen geübt hatten natürlich. Aber er war immer ein guter Umrechner gewesen, sodass er das ganze augenblicklich nachprüfen konnte.
    "Korrekt. Du kannst gehen!"
    bestätigte er deshalb und wandte sich sofort wieder seinen Elementen zu.


    Als Antinoos gegangen war, fragte Armin noch
    "Soll'n wir das dem Alten mitgeben?"
    "Ja, notier's 'mal!"
    antwortete der junge Petronier ohne aufzuschauen. Sein Vater würde sicher große Augen machen, wenn er erfuhr, was für ein tolles Geschäft sein Sohn an Land gezogen hatte!

    Sim-Off:

    Natürlich bestünde der - vorher wird es aber noch ein bisschen Postwechsel geben müssen, sofern das okay ist - mein Alter wird sich sicher nicht freuen, wenn der Sohnemann etwas so krass unter Wert verkauft ;)


    Im Gegensatz zu Preisen von Statuen konnte Lucius nach ihrer langen Reise von Mogontiacum nach Rom sehr genau sagen, wie teuer solche Transporte in etwa waren. Er war oft genug dabei gestanden, wie der Alte mit den Flusskapitänen und Spediteuren verhandelt hatte - nicht immer sehr geschickt, aber letztlich doch erfolgreich. Deshalb galt es nun wieder, eine kleine Rechenaufgabe zu lösen: Ein Marmorblock entsprach in seinem Gewicht wohl in etwa dem eines normalen Steines oder etwas weniger als dem von Gold. Wenn der Transport Goldladung also soundsoviel gekostet hatte, ...
    Eine ganze Weile musste der junge Petronier rechnen, bis er endlich ein grobes Ergebnis hatte, das ihm plausibel erschien, wenn man davon ausging, dass niemand die Lieferung bewachen musste und man außerdem keine Extra-Boote anmieten musste:
    "120 Sesterzen."