Beiträge von Lucius Petronius Crispus

    Eine Pertica, das war also überlebensgroß und machte bei einer Basis von vielleicht neun Pedes Quadrati... naja, einen Cubus mit einem Rauminhalt von 90 Pedites Cubici! Eine ganze Menge Marmor also, selbst wenn es keine abstehenden Arme oder ähnliches gab. Stellte sich die Frage, was Marmor denn so kostete - Arbeitszeit konnte ja nicht so wahnsinnig teuer sein! Vielleicht ließ sich ja eine Analogie bilden...
    "Also..."
    sagte er deshalb und überlegte fieberhaft, ob er sich jemals eine Marmorstatuette oder irgendetwas in die Richtung gekauft hatte - aber er wusste natürlich eigentlich, dass er für so einen Mist nichts von seinem sauer zusammengesparten Geld ausgegeben hatte. Also blieb wohl nur die Schätzung - nur wie viel Geld würde er wohl für einen zehn Fuß hohen Iuppiterkoloss ausgeben? Eigentlich nichts - aber was würde wohl sein Gegenüber, oder vielmehr dessen Herr, zu zahlen bereit sein?
    "Zweihundert - äh - fünfzig Sesterzen?"
    antwortete - oder besser fragte - er schließlich ins Blaue hinein.

    Zitat

    Original von Marcus Petronius Crispus
    "Naja, weißt du... Naja, du musst wissen, dass mein ehemaliger Patron auch aus dem Geschlecht der Tiberier kam. Tiberius Vitamalacus hieß er. Und seit ich diesen Lepidus getroffen habe, frage ich mich, ob ich ihn nicht fragen sollte, ob er mein Patron werden will. Ich meine - weißt du, wie genau er mit Vitamalacus verwandt ist?"


    Während Lucius sich tapfer zwang, seine Hand von der kribbelnden Wange fernzuhalten, hörte er genau zu, was der Alte - der absurderweise schon wieder total ausgelassen war und sich prächtig zu unterhalten schien - so redete. Dabei ging es schon wieder um diesen Tiberius Lepidus, den sie damals in den Thermen getroffen hatten - die abergläubischen Trottel, die es hier in Rom noch öfter zu geben schien als in Mogontiacum (zumindest wenn man die relative Dichte der Händler von Glücksbringern und Votivgaben berücksichtigte) hätten es wohl schon fast für eine Schicksalsfügung gehalten. Aber Lucius war eigentlich nicht unglücklich darüber, denn jeder potentielle Patron - und darum musste es logischerweise gehen, denn einen anderen Grund sich mit diesem wildfremden Burschen zu unterhalten gab es wohl kaum - war besser als diese langhaarige Germane aus der Casa Accia...

    Wie er den anderen so beim Reden zusah, legte sich Lucius' Nervosität ein bisschen und er hatte mehr und mehr die Möglichkeit, das Verhalten der Anwesenden etwas zu analysieren. Der Alte machte dabei natürlich eine besonders schlechte Figur - zuerst stotterte er herum, dann konnte er nur mäßig intelligente Antworten geben und zuletzt musste der fette Ovinius ihm auch noch in die Bresche springen.


    Unwillkürlich verschränkte er die Arme vor der Brust - was musste der Kaiser auch so komische Fragen stellen? Als ob die etwas entscheiden würden, nachdem er schon die halbe Stadtkasse von Mogontiacum zu Füßen gelegt bekommen hatte!

    Iuppiter Serapis hatte Lucius noch nie gehört, sodass er zuerst ein bisschen verwirrt dreinblickte. Nach kurzem Überlegen kam ihm dann aber doch, dass er wohl schon einmal von diesem Serapis gehört hatte - eine Gottheit aus dem Osten, offensichtlich mit ähnlichem Zuständigkeitsbereich wie Iuppiter. Wahrscheinlich waren es dieselben Götter - oder vielmehr die gleichen Hirngespinste abergläubischer Trottel. Aber das bedeutete ja nicht, dass man diese abergläubischen Trottel nicht ausnehmen konnte...
    "Ja, wir haben Interesse."
    antwortete er deshalb, noch immer liegend und zu dem Sklaven aufblickend.
    "Wie groß? Welches Material? Bemalt? Unbemalt? Welche Pose?"
    fügte er dann gleich die Kriterien an, die seiner Vermutung nach über den Preis einer solchen Statue entschieden: Größe und Material bestimmten ja den Rohstoffpreis, die Bemalung und die Pose die Arbeitszeit, die Willigis zum Bildhauern brauchen würde. Dann musste man im Grunde nur noch ein paar Werte in die Formel einsetzen und - voilá - hatte man die Kosten. Zuzüglich des Transportes natürlich...

    Ihr Tischgenosse sah nicht unbedingt danach aus, als wäre er jemals in Mogontiacum oder auch nur jenseits der Alpen gewesen. Sein Kommentar wurde von Lucius also sofort fein säuberlich in der Schublade "Floskel" verbucht. Der Name war auch nicht unbedingt aufschlussreich - Aurelius war der Name einer Senatorenfamilie, wie er von seinem Vater wusste, aber wie ein Senator sah der Typ ihm gegenüber nicht gerade aus. Vielleicht war es ein Freigelassener oder jemand, der einfach nur zufällig auch "Aurelius" hieß. Und die Nachfrage war auch ziemlich irrational, denn einerseits war er nicht ernst, sondern misstrauisch, und andererseits war die Wahrscheinlichkeit doch ziemlich gering, dass jemand ständig gleich ernst war.
    "Nein, manchmal bin ich auch ausgelassen."
    antwortete er deshalb wahrheitsgemäß und dachte dabei spontan an den Moment der Erregung, als er Caius sein Schwert Pythagoras unter die Rippen gestoßen hatte.


    Zum Glück dachte Armin scheinbar nicht an das Gleiche, denn er lachte auf.
    "Immer zu den Iden, musst du wissen! Wie schade, dass das noch ein paar Tage hin is'!"
    Diesen Kommentar verstand Lucius nicht so recht, denn auch er war unlogisch und überhaupt klang es fast so, als würde sein Sklave sich über ihn lustig machen! Aber was wollte er machen? Armin war sein einziger Freund in dieser riesigen Stadt und es wäre höchst irrational gewesen, ihn sich zum Feind zu machen - selbst wenn er sein Herr war...
    Also machte er etwas, was er sich seit geraumer Zeit antrainiert hatte - er versuchte ein Lächeln zu simulieren. Dafür hatte er genau studiert, wie andere Leute reagierten, wenn sie einen Witz hörten - manche wieherten los wie ein wildgewordenes Pferd, was dem jungen Petronier ein bisschen übertrieben erschienen war. Ein Lächeln mit Zähnezeigen, Augen-Zusammenkneifen und stoßweisem Ausatmen wirkte dagegen etwas passender. Also ahmte er dies jetzt nach, um den souveränen Herren zu geben, der seinem Diener einen Scherz durchgehen ließ.


    Das Ergebnis war allerdings bescheiden: Es sah eher nach einer Mischung aus Verstopfung und Zähnefletschen aus, was Armin noch ein bisschen breiter grinsen ließ. Schließlich ließ Lucius seine Maskerade fallen und nahm lieber einen Schluck Wein. Eigentlich hatte er sich ja Bier gewünscht. Das Zusammentreffen war also nur bedingt lukrativ. Trotzdem musste er wohl ein bisschen Höflichkeit heucheln:
    "Der Wein hier - aus Italia?"
    fragte er deshalb.

    Zitat

    Original von Antinoos
    "Dieses Angebot deines Herrn zu hören, dafür bin ich hier.", erklärte er folglich. "Darf ich eintreten?", schob er kurz darauf noch fragend nach, da er die Hoffnung hatte, dass besagter Herr im Innern der Wohnung anzutreffen wäre. Ob die Leute dort im Norden wohl überhaupt einen Iuppiter Serapis kannten?


    "Na gut, wenn du meinst..."
    antwortete Armin und zog die Tür auf. Während der Besucher eintreten durfte, drehte der Sklave sich bereits um und informierte seinen Herrn:
    "Ein Bote aus Ostia. Er will vom Alten eine Statue kaufen!"


    Als Lucius dies hörte, blickte er auf. Er lag auf einer von zwei Klinen, die sie inzwischen besorgt und um einen niedrigen Tisch gestellt hatten, der den Ess- und Arbeitsbereich der Wohnung ausmachte. Daneben hatten sie noch weiteres Mobiliar gekauft: Ein kleinerer Tisch, ein Regal und eine Truhe standen nun an der längeren Wand, außerdem lehnten dort auch zwei zusammengeklappte Hocker. Schließlich hatte man im Foyer ein paar Haken für Mäntel angebracht und eine neue Strohmatratze und eine Decke für die dort stehende Pritsche gekauft.


    Als Antinoos eintrat, sah der junge Petronier schon interessiert auf. Vor ihm lagen Euklids Elemente, die er gerade noch studiert hatte. Dass er nun ausgerechnet von jemandem gestört wurde, der eine Statue kaufen wollte, klang doch ziemlich unlogisch - zum einen hatte er keine hier (zumal es völlig irrational war, mitten in der Stadt einen Steinmetz zu unterhalten), zum andern war es auch verwunderlich, dass der Käufer ausgerechnet zu ihm kam, denn sein Vater, um den es hier ja scheinbar ging, produzierte in Mogontiacum. Trotzdem war er ein bisschen neugierig, was der junge Mann tatsächlich wollte, weshalb er ein knappes, strenges
    "Ja?"
    von sich gab.

    [Blockierte Grafik: http://img862.imageshack.us/img862/1286/arminjungklein.jpg]|Armin [NSC]
    Etwas verwirrt sah Armin den Besucher an - eine Statue? Ein Steinmetz im dritten Stock einer Mietskaserne war wohl nicht unbedingt der ideale Ort...


    Erst nach kurzem Überlegen kam ihm, dass der Kerl wohl Willigis' Werkstatt in Mogontiacum meinte. Er nickte.
    "Naja, der Steinmetz is' in Germania Superior, Mogontiacum. Aber ein Angebot kann mein Herr dir bestimmt machen..."
    sagte er schließlich.





    SKLAVE - MARCUS PETRONIUS CRISPUS

    [Blockierte Grafik: http://img862.imageshack.us/img862/1286/arminjungklein.jpg]|Armin [NSC]

    Zitat

    Original von Antinoos
    Mit ein paar Münzen an den richtigen Stellen die übergangsweise Wohnanschrift des Gesandten in Erfahrung gebracht erreichte der Unfreie, kurz nachdem er auf einem der Märkte auch von einem illyrischen Händler ein Angebot eingeholt hatte, die Insula, in welcher der Petronius angeblich untergekommen war. Und irgendwann, nach ein paar Fehlanläufen, war dann auch die vermeintlich richtige Wohnungstür gefunden, an welcher Antinoos sodann beherzt anklopfte - zu einer Zeit am späten Nachmittag, zu der hier hoffentlich überhaupt jemand zu Hause wäre.


    Antinoos hatte Glück - Herr und Sklave waren beide zu Hause, aber da Herr gerade über seinem Euklid brütete, und irgendetwas mathematisches berechnete (das machte er eigentlich ständig in letzter Zeit), musste natürlich Armin zur Tür gehen.


    Also schob er den Riegel zurück, den sie auf der Innenseite eingebaut hatten, und öffnete die Tür.
    "Wat willste?"
    fragte er in dem für römische Ohren ein wenig rauhen Dialekt der Mogontiner, wobei sein mürrischer Gesichtsausdruck ihn wenig einladender wirken ließ.





    SKLAVE - MARCUS PETRONIUS CRISPUS

    Im Gegensatz zu seinem Vater blieb Lucius vorsichtig - ihm schmeckte es gar nicht, dass der Typ hier so mir nichts-dir nichts hereinspazierte und sich in ihre Sachen einmischte. Irgendjemand hatte ihm einmal erzählt, dass das Leben in solchen Mietskasernen viel anonymer war als die Nachbarschaft in Mogontiacum, aber das schien gelogen gewesen zu sein - zum Glück würde er wenigstens einen Schlüssel haben, um solche vorwitzigen Typen auszusperren!


    Als der Name Tiberius fiel, horchte er allerdings auf. Es war zwar nicht sehr logisch anzunehmen, dass dieser hier mit Tiberius Lepidus verwandt waren, da diese ja reiche und mächtige Patrizier waren, die sicherlich nicht in einem Mietshaus lebten und folglich auch von dort nicht zum Dienstantritt gingen, aber das würde sich ja sicherlich bald zeigen...

    Mit dem Schlag hatte Lucius nicht gerechnet - er vergaß ganz, sich wegzuducken oder sonst etwas zu unternehmen, sodass die noch immer recht kräftige Hand des Veteranen von seine Wange und Teile seines Ohrs traf und den ganzen Kopf zur Seite warf. Es war Ewigkeiten her, dass der Alte ihn geschlagen hatte - und seit seinen Liberalia hatte er das auch niemals in der Öffentlichkeit getan. Was für eine Demütigung!


    Während er sich die schmerzende Wange hielt, beobachtete er diesen schmierigen Makler, der es auf einmal sehr eilig hatte - wahrscheinlich lachte er ihn innerlich aus, hielt ihn für einen dummen Jungen, dem Papi eine Wohnung kaufte, die sich beide nicht leisten konnten! Am liebsten hätte er Pythagoras herausgeholt und den Kerl abgestochen - und seinen Alten gleich hinterher! Aber die Waffe lag leider am anderen Ende der Stadt in seinem Zimmer, wo dieser feige Sklave es hoffentlich schön in Ruhe ließ.


    Als wäre diese Situation nicht demütigend genug gewesen, schob dann aber auch noch ein dahergelaufener Typ mit einem großen Bündel in der Hand seinen Kopf durch die Tür - was wollte der denn hier? Wahrscheinlich ein Gaffer, der sich jetzt auch an Lucius' Demütigung ergötzen wollte! Aber er würde niemandem die Freude machen, ihn leiden zu sehen! Auch wenn seine Haut brannte, zwang er sich, die Hand vom Gesicht zu nehmen - damit war zwar der rote Handabdruck erkennbar, aber mit dem tapfer-wütenden Blick, den er aufsetzte, zeigte er zumindest, dass er sich davon nicht beeindrucken ließ, selbst wenn sein eines Auge ein wenig feucht wurde. Verdammter Körper - warum wollte er nicht so wie er wollte?

    Natürlich erinnerte Lucius sich an das Gespräch vom Morgen - aber er hatte momentan nicht die geringste Lust, darüber nachzudenken und Einsicht zu zeigen. Wenn er ein Eques werden wollte, musste er entsprechend leben - daran führte kein Weg vorbei! Und wenn er wie ein Handwerker in der Mietskaserne hauste, dann würde sein Patron ihn auslachen, wenn er ihn um seine Unterstützung bat! Auch das hatte er in den wenigen Tagen hier in Rom gelernt: Nicht nur Kleider, auch Häuser, Schmuck und Kontakte machten Leute! Das hier war aber eine miserable Ausgangsbasis für seine Pläne!


    Trotzig hielt er den drohenden Blicken des Alten stand - er wusste, dass dieser kurz vorm Explodieren war. Und trotzdem konnte er sich einen weiteren Kommentar einfach nicht verkneifen:
    "Kannst ja in Mogontiacum mein Zimmer vermieten - da hast du ja Platz jetzt!"

    Scheinbar hatte seine Drohgebärde den alten Mann, der so alt gar nicht war, eingeschüchtert - zumindest deutete der junge Petronier die Beschwichtigung als Schwanzeinziehen. Zwar beleidigte er noch immer sein Lieblingsgetränk, aber nachdem er sich setzte und sogar eine Runde schmiss, beschloss Lucius, dass ein Freigetränk gegenüber einer vagen Beleidigung, die bei genaueren Hinsehen dazu noch wahr war, höher zu bewerten war und hielt den Mund.


    Armin wirkte dagegen geradezu angetan, denn er begann sofort draufloszuplaudern:
    "Ja, wir sind aus Germania Superior, genaugenommen aus Mogontiacum. Da trinkt man das eigentlich ganz normal, würde ich sagen. Das ist mein Herr Lucius Petronius Crispus und ich bin Armin...ius, sein Diener. Wir sind mit einer Gesandtschaft aus Mogontiacum hier und-"
    Lucius schnitt seinem Sklaven das Wort ab - ihm war es ein bisschen leichtsinnig, einem wildfremden Menschen einfach alles über sich zu verraten - so hoch war ein Freigetränk dann ja doch wieder nicht zu bewerten!
    "Und wer bist du?"
    Er lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.

    Obwohl es völlig irrational war, so eine Nervosität an den Tag zu legen, tat Lucius es doch: Er spürte, dass seine Hände ein bisschen zitterten und wie sich feine Schweißperlen am ganzen Körper bildeten - hoffentlich würde man das nicht auf der Tunica sehen! Sicherlich traf er gleich den mächtigsten Mann der Welt, aber er würde sich doch an solche Kontakte gewöhnen müssen, wenn er ein angesehener Eques war! Aber auch wenn es ihm nicht gefiel - bis auf weiteres war er eben doch der Decurionensprössling aus der Provinz, für den schon der Kontakt mit einem Statthalter eine absolute Besonderheit gewesen war und der in den letzten Tagen ständig Leute getroffen hatte, die ihm gezeigt hatten, wie hinterwäldlerisch er letztendlich doch war. Seine Mathematik half ihm hier jedenfalls nichts weiter, ebensowenig seine Schulbildung, die ihm doch nur ein Hochlatein mit leichtem Dialekt hatte vermitteln können.


    Aber immerhin war auch der Alte nicht abgebrüht genug, um bei einem Treffen mit dem Kaiser ruhig zu bleiben. Von außen sah man es nicht unbedingt, aber Lucius konnte doch sehr gut sehen, dass sein Vater sehr angespannt und sehr nervös war - was allerdings nichts an seiner eigenen Anspannung änderte.


    Als dann der Kaiser herein kam, war der junge Petronier zuerst ein bisschen enttäuscht - von den Münzen her, die er neulich in die Hände bekommen hatte, hätte er ihn auf der Straße wohl überhaupt nicht erkannt. Sicherlich hatte er Bart und Glatze, aber die Nase wirkte im Original viel kleiner, die Augen eingefallener, die Haut runzliger und überhaupt - das hier sah mehr nach altem Mann als nach mächtigstem Herrscher des Erdkreises aus! Das änderte allerdings nichts daran, dass er es war und das ganze Zeremoniell um ihn herum machte das auch dem letzten Bittsteller deutlich, sodass auch Lucius ehrfürchtig schwieg, während die Audienz ihren Lauf nahm.


    Dann aber waren sie an der Reihe und der Alte begann - anders als die anderen Decurionen, wie Lucius missmutig feststellte - ein wenig herumzustottern. Wahrscheinlich waren Sabinus und Duilianus einfach zu dämlich, um die Tragweite dieser Veranstaltung zu begreifen und wirkten deshalb relativ locker. Wenn er sich vorstellte, jetzt etwas sagen zu müssen, hätte der junge Petronier selbst wohl kein Wort herausgebracht - auch wenn er sich das niemals eingestehen würde...

    Als man ihm gesagt hatte, dass die Wohnung in Trans Tiberium sein würde, hatte Lucius schon ein wenig den Mund verzogen - selbst im fernen Mogontiacum wusste man, dass dort hauptsächlich Ausländer wohnten. Und sofern die Griechen, die es hier gab, keine Naturphilosophen waren, wollte er nichts mit ihnen zu tun haben. Ganz zu schweigen von den verschlagenen Syrern, den heißblütigen Afrikanern. Und schließlich war er nicht hierher gekommen, um letztendlich doch wieder neben irgendwelchen tumben Germanen zu wohnen! Aber die Wohnung war scheinbar ein Schnäppchen und der Alte hatte sich - wie so oft - auf keine Diskussionen eingelassen. Also schlurfte er gemeinsam mit Armin hinter dem Labersack von einem Makler und seinem dagegen ziemlich wortkargen Vater her, überquerte die Tiberbrücke und war in seinem Wohnviertel. Während sie sich durch Straßen und Gassen schoben, verschiedenste Gerüche wahrnahmen und tausend Sprachen hörten, fragte der junge Petronier sich, wie er hier jemals schlafen oder auch nur in Ruhe arbeiten sollte. Als sie stehen blieben, traute er seinen Augen nicht: Wenn er die Hauskante hinaufsah, war diese nicht gerade, sondern geradezu elliptisch! Wenn man sich überlegte, dass das größte Gewicht eines solchen Hauses sicher vom Dach kam, war unschwer abzuleiten, dass die Stützpfosten in den Ecken sich langsam aber sicher nach außen bogen, was wiederum auf starke Kräfte schließen ließ, was aber wiederum bedeutete, dass sie früher oder später durchbrechen mussten!
    "Da soll'n wir wohnen? Die Bruchbude bricht ja eher zusammen, als ich jemals Eques werde!"
    merkte er gegenüber seinem Leibsklaven an, der ebenfalls nicht übermäßig zuversichtlich wirkte.
    "Vielleicht sind wir ja weit unten, dann schaffen wir's noch rechtzeitig raus!"
    schlug er vor, ehe sie eintraten. Dort bewahrheiteten sich Armins Hoffnungen allerdings nicht - selbst wenn das Haus insgesamt acht Stockwerke beinhaltete, wie Lucius schnell gezählt hatte, waren sie mit dem dritten fast im Durchschnitt. Wie er auf irgendeiner Sauftour erfahren hatte, waren die besten Wohnungen weit unten, die schlechtesten unter dem Dach, sodass sich auch schließen ließ, dass seine Wohnung vom Komfort her durchschnittlich für eine Mietskaserne war. Dies bewahrheitete sich auch tatsächlich, als er eintrat - wobei ihm dieser Durchschnitt ziemlich schäbig vorkam:
    "Wo ist denn hier die Küche?"
    fragte er verwirrt, nachdem er von Armin in den Hauptraum geschoben worden war. Alles wirkte ziemlich kahl und auch ziemlich eng - der Raum hier war ja wesentlich kleiner als ihr Triclinium in Mogontiacum! Wenn er die Größe des Alten zu dem Raum in Relation setzte, dann war er wohl ähnlich groß wie das Ladengeschäft, das er als Magister Vici als Büro bekommen hatte.
    "Das soll wohl ein Witz sein!"
    bemerkte er schließlich ärgerlich und funkelte den Makler wütend an, der seinen Blick verständnislos erwiderte.
    "Eine Küche gibt es in dieser Wohnung nicht. Aber unten gibt es 'die Feine', eine sehr gute Garküche. Offenes Feuer ist sowieso sehr gefährlich und die Vigiles-Einheit dieses Stadtteils - aber reden wir nicht davon."
    Er machte eine wegwerfende Handbewegung.
    "Und was ist mit einem Triclinium, einem Tablinium und so weiter?"
    fragte Lucius weiter und verschränkte trotzig die Arme vor der Brust - er sollte hier als Eques residieren, da musste er doch Leute einladen! Wo sollte er die unterbringen - im Vorzimmer?
    Der Makler sog hörbar Luft ein, dann legte er den Kopf schief.
    "Also ich kann euch natürlich auch eine größere Wohnung anbieten, drüben in der Regio XII mit Triclinium, zwei Schlafzimmern, einem Tablinium, Vorratsraum, Küche und allem Pipapo - aber das kostet eben ein paar Sesterzen mehr pro Monat und mir wurde ja gesagt, dass es da durchaus Grenzen gibt..."
    Er sah erwartungsvoll zum alten Crispus.

    Direkt hinter seinem Vater marschierte Lucius auf den Palatin zu. Er war tatsächlich ein bisschen stolz, wie er so in seiner niegelnagelneuen Toga unterwegs war, um den mächtigsten Mann Roms - nein, der Welt! Auch das würde wohl keiner seiner alten Klassenkameraden jemals erleben - nicht der naive Antonius, nicht der besserwisserische Iulius und der angeberische Caius ganz sicher nicht - dafür hatte er höchstpersönlich gesorgt!


    Während sie am Aufweg warteten, dass die Prätorianer sie und ihre Geschenke durchsuchten - was dem jungen Petronier überhaupt nicht gefiel - fragte er sich, was er wohk kluges sagen konnte, um während der Audienz auf sich aufmerksam zu machen - immerhin wollte er bald noch einmal auf den Kaiser treffen und den Ritterring erhalten! Dummerweise hätte der Alte sich trotz allem Streiten geweigert, ihm einen Redepart zu überlassen - angeblich weil das sonst die anderen Fettsäcke der Gesandtschaft vor den Kopf gestoßen wurden, wenn nur Petronier redeten. Aber das war ihm doch egal - sie würden sowieso nach Mogontiacum zurückkehren und nie mehr von dieser Audienz profitieren! Außer vielleicht um auf irgendwelchen Gastmählern damit anzugeben...

    Gerade wendete Lucius sich wieder zu Armin, als er schwach von der Seite - oder genaugenommen von hinten - angeredet wurde. Erstaunt drehte er sich um - und staunte noch mehr: In Mogontiacum waren es normalerweise irgendwelche Penner und Tagelöhner, die nach zu viel Wein Streit in der Taverne suchten. Hier saß aber ein Typ, dessen protzige Aufmachung eher auf einen Reichen schließen ließ - wohl einen Streitsucher vom Typ "Caius"!


    Wieder einmal ärgerte der junge Petronier sich, dass das Waffentragen hier in Rom verboten war - er hatte wie Armin nur einen Dolch bei sich, außerdem hatte sein Sklave noch einen Schlagring dabei. Natürlich nur zum Schutz vor Straßenräubern auf dem Heimweg. Aber für diesen Schnösel, der dazu eigentlich viel zu alt aussah, um sich in Tavernen zu prügeln, würde es sicherlich reichen...
    "Hast du ein Problem damit oder was?"
    fragte er deshalb mit aggressivem Unterton zurück.

    Na also - war ja einfacher gegangen, als erwartet! Zufrieden lehnte Lucius sich zurück und schloss die Augen.
    "Danke, Vater!"
    murmelte er noch, dann tauchte er unter, um selbst ein paar Bahnen zu ziehen - ein wenig Sport war immerhin gesund!


    Sim-Off:

    Wer möchte, kann sich gern zu uns gesellen :)

    Lucius rollte mit den Augen - der Alte hielt ihn wirklich für einen Idioten! Natürlich wusste er das, er sah die Klienten seines Vaters ja auch allmorgendlich bei der Salutatio und die Arroganz, mit der er manchen behandelte - so ähnlich wie ihn selbst! Aber der junge Petronier wusste auch, dass etwas in ihm steckte - das würde auch ein selbsteingenommener Senator in Rom früher oder später bemerken! Und dann musste er auf das richtige Pferd gesetzt haben!
    "Natürlich muss er das! Aber kann dieser Duccier wirklich meine Ernennung zum Eques in die Wege leiten? Wegen Mogontiacum musste er auch erst seinen Patron anfragen und den Consul und so weiter - und denk daran, welche Probleme wir jahrelang mit den Ducciern hatten!"
    Genaugenommen hatte der Alte die Probleme gehabt - aber Lucius hatte mindestens ebenso darunter gelitten!

    Zufrieden stellte Lucius fest, dass der Alte sich auf eine Diskussion einließ - womit er eigentlich schon gewonnen hatte! Denn auch wenn ein Germanicus Avarus doch einen ziemlich eindrucksvollen Eindruck auf ihn gemacht hatte, waren die anderen beiden ja scheinbar noch vielversprechender! Ein Consul als Patron - da hätte sogar der dämliche Caius blöd aus der Wäsche geschaut!
    "Naja, versuchen sollte man es doch!"
    Einen Moment beobachtete der junge Petronier einen vorbeischwimmenden dicken Mann - ob das vielleicht dieser Decimus Livianus war?
    "Duccius Vala ist jedenfalls noch recht neu in Rom und hat sicherlich weniger Kontakte als ein Consul oder so..."

    Wie sehr Lucius es hasste, wenn sein Vater ihn behandelte wie einen kleinen Jungen - und das auch noch in aller Öffentlichkeit! Wie er in der Umkleide gesehen hatte, war das Publikum hier sehr gemischt - gut möglich, dass der ein oder andere Senator hier direkt neben ihnen seine Bahnen zog!


    Aber er war ja immerhin von einem Rhetor ausgebildet worden und seinem Alten intellektuell sowieso überlegen - also begann er zu argumentieren:
    "So wie ich das gesehen habe, kommen jeden Morgen ganz andere Leute zu den Häusern der Senatoren - es dürfte also nicht allzu schwer sein, einen Patron zu finden. Außerdem gibt es durchaus Alternativen: Wir kennen die Germanici, dieser Decimus Livianus unterstützt uns ja scheinbar auch, du hattest selbst einen Senator als Patron - wir könnten seine Erben fragen - und was is' mit diesem anderen Senator, der damals bei den Floralia in Mogontiacum war?"
    Natürlich hatte er auch er über dieses Thema nachgedacht - und jede andere Wahl war besser als ein Germane in der falschen Toga!