Beiträge von Lucius Petronius Crispus

    Lustigerweise hatte Lucius genau den gleichen Eindruck von seine Cousine, wie diese von ihm: Scheinbar hatte sie ihm nicht richtig zugehört und wollte ihn mit Dingen belehren, die er selbst gesagt hatte. Leider bemerkte er nicht recht, dass Callistus diese Situation offensichtlich etwas unangenehm war. Der Toast war ebenfalls nicht einleuchtend für ihn - wozu stieß man auf Banalitäten an? Trotzdem machte er mit, da es ja scheinbar der Konvention entsprach, bei jedem Trinkspruch mitzutrinken.


    "Damit wäre ja dann wohl bewiesen, dass die Geometrie von größter Wichtigkeit ist."


    fasste er seine Position zusammen.

    Der alte Sack war offensichtlich nicht nur dumm und ignorant, sondern auch schwerhörig - die Versklavung der Angeklagten fasste er offensichtlich gar nicht ins Auge. Aber naja, vielleicht konnte die Civitas auch selbst bestimmen, wenn das Opus Publicum bis zum Sankt Nimmerleinstag gehen musste.


    Trotzdem war Lucius unzufrieden - das einzig Gute am Ende dieses Prozesses war, dass er jetzt diese widerliche Juristerei beiseite legen konnte, sofern sein Alter ihm nicht neue Gerichtsfälle aufdrängte. Ohne dem Verteidiger oder auch nur einem der Zuschauer aus der Civitas die Hand zu geben, packte er seine Sachen und ging davon.

    Zitat

    Original von Petronia Octavena
    Die spöttische Bemerkung von Lucius war ja zu erwarten gewesen. Octavena rollte mit den Augen, schluckte die giftige Erwiderung allerdings herunter, die sie ihm am liebsten an den Kopf geworfen hätte. Es musste ja schließlich nicht sein, dass sie ihre Zankereien nun auch noch vor einem Gast austrugen. Das war es - zumindest dieses Mal - nicht wert.
    Also überging Octavena ihren Cousin einfach und antwortete lieber dem jungen Duccius, der ja an den Nutzen der Geometrie erinnert hatte.
    "Oh, das meinte ich auch weniger." Sie lächelte ein wenig. "Ich könnte mich dafür einfach nicht interessieren."
    Das wäre der Punkt gewesen, an dem Octavena es einfach dabei belassen hätte, gerade weil sie das Thema - wie Callistus schon so schön gesagt hatte - dann doch eher dröge fand, doch auf Lucius traf das scheinbar mal wieder nicht zu. Der fing sofort mit einer großartigen Argumentation, warum die Geometrie angeblich nicht theoretisch sei, an und am liebsten hätte Octavena laut aufgeseufzt. Wenn es nach ihr ging, konnte Lucius das sehen und sich daran festbeißen wie er wollte - Solange er sie damit in Frieden ließ.
    "Mag ja sein, aber es ist doch eigentlich immer so, dass man dafür erst einmal ein bestimmtes Wissen erlernen muss. Oder willst du mir erzählen, dass einer von denen ohne dieses Wissen völlig planlos los gelaufen ist und ein Haus aus dem Boden gestampft hat?"


    Hätte Lucius an die Intervention von Göttern auf dieser Erde geglaubt, hätte er Octavena wohl als Fluch aufgefasst, den die Unsterblichen ihm angehängt hatten - jedes Gespräch mit ihr war eine unsägliche Qual, der er nicht entrinnen konnte... wieder einmal. Dass seine Cousine zu dumm für höhere Wissenschaften war, hatte er schon vorher gewusst, dass sie ignorant war, ebenso - aber dass sie so ignorant war, schockierte ihn doch immer wieder:


    "Schau dir die Hütten in den Vici doch an! Hast du jemals einen dieser Bauern in einem zweistöckigen Haus wohnen sehen? Ohne Geometrie keine Architektur, ohne Architektur keine höheren Bauwerke - das sieht man daran ganz gut."


    Seine Stimme wurde immer gereizter, aber da der Alte nicht da war, um ihn durch warnende Blicke und Kommentare zu mäßigen, redete er sich - wieder einmal - immer mehr in Rage. Nun konnte man zwar nicht unbedingt behaupten, dass hier in Mogontiacum auch nur eine beträchtliche Zahl an Häusern mehrere Stockwerke hatte - dafür war der Wohnraum nicht teuer genug - dennoch waren die öffentlichen Gebäude am Forum weitaus beeindruckender als jedes Langhaus eines germanischen Adligen...

    Die Erklärungen des Ducciers deckten sich erneut mit Lucius' Vorurteilen - dass die Barbaren allesamt Freibiergesichter waren, war ja zu erwarten gewesen. Dann barg das Spazierengehen zwar wieder einen gewissen Nutzen und war damit auch in gewisser Weise rational, andererseits war das Sich-Einladen eine Gewohnheit, die Lucius sehr lästig fand - wenn er einmal einen eigenen Haushalt haben würde, würde er niemanden einladen, der ihm keinen Gewinn einbrachte, egal was die anderen denken würden.


    Immerhin brach Callistus aber auch eine Lanze für die Geometrie - ihr praktischer Nutzen war tatsächlich etwas, wofür sogar der Alte etwas übrig hatte. Da dieser allerdings trotzdem der Meinung war, dass das etwas für Griechen und Ingenieure, nicht aber für junge Honoratioren war, hatte dieser Respekt wenig genützt...


    "Dröge? Blödsinn!"


    tat er die Einschränkung dann doch ab - er konnte so eine Haltung überhaupt nicht fassen: Die Schönheit eines vollkommenen Kreises, geschnitten von einer Geraden, die Fläche des Dreiecks, die sich auf wundersame Weise durch einfachste Operationen berechnen ließ - es gab kaum etwas, was spannender war!


    "Wenn Vitruvius und andere sich auch nur dem theoretischen Gelaber und dem schönen Reden gewidmet hätten, würden wir jetzt in einer Lehmhütte hocken wie die-"


    Beinahe hätte er "Germanen" gesagt - glücklicherweise bemerkte er aber gerade noch rechtzeitig diese Entgleisung. Er stockte kurz, dann entschied er sich für ein


    "Wilden."


    Dadurch konnte der Duccier gar nicht beleidigt werden - "wild" war eine unbestimmte Eigenschaft, die ebenso auf Germanen wie auf Skythen oder Berber zutraf. Und wenn er sich doch mit dieser asoziierte, war er selbst schuld...

    Zitat

    Original von Petronia Octavena
    "Na ja, korrigiert mich, wenn ich mich irre, aber nach dem Bisschen, was ich bisher über Geometrie weiß, muss es sich dabei ja auch um ein eher trockenes Thema handeln." Sie zuckte mit den Achseln. "Ich für meinen Teil glaube jedenfalls, dass ich mich dafür auch eher weniger begeistern könnte. Das ist alles so theoretisch. Da nutze ich meine Zeit doch lieber für einen Spaziergang über das Forum an der frischen Luft."


    Wie Lucius bereits befürchtet hatte, hatten Germanen ebenfalls keinen Sinn für die wirklich schönen Künste der Logik, Mathematik und so weiter. Trotzdem hatte er scheinbar das Glück gehabt, einen separaten Lehrer für dieses Thema gehabt zu haben - Lucius hatte nur die wenigen Bemerkungen von Xanthippus gehabt, sodass er alles selbstständig hatte lernen müssen. Wieder einmal zeigte sich die Ungerechtigkeit des Schicksals: Die duccischen Halbwilden bekamen die Bildung hinterhergeworfen, ohne sie zu schätzen zu wissen, während er, der dazu ausersehen war, nicht nur keinen Lehrer bekommen hatte, sondern dazu auch noch einen ignoranten Vater, der am besten alles, was mit Zahlen zu tun hatte, aus dem Leben seines Sohnes verbannt hätte.


    Dass ein Mädchen von so etwas keine Ahnung hatte, war aber wieder klar - und das Thema, auf das sie zu sprechen kam, zeigte wieder einmal, wie einfach sie gestrickt war. Sapzierengehen auf dem Forum - es gab wohl kaum eine irrationalere Beschäftigung, die nicht nur nutzlos, sondern wahrscheinlich sogar teuer war, wenn man bedachte, was sie manchmal so vom Forum mitbrachte. Lucius brauchte bloß in die Ecke zu schauen, wo dieser Athicus bereit stand und durch seine bloße Anwesenheit sein Erbe auffraß.


    "Spazierengehen? Gehst du auch gern 'Spazieren', Duccius?"


    fragte er mit einem spöttischen Lächeln - solche Zeitverschwendung war nicht einmal einem Duccier zuzutrauen!

    Was für eine Frage? Der Kerl musste direkt aus den germanischen Wäldern kommen, wo wahrscheinlich jeder so abgerissen herumlief. Wo Lucius die Sache allerdings angefangen hatte, fuhr er jetzt auch gleich fort:


    "Daran is' nicht vernünftig, dass das überhaupt kein Haarschnitt ist! Das ist mit viel Phantasie 'ne Pferdemähne - so läuft doch kein zivilisierter Mensch herum!"


    Er machte eine ausladende Handbewegung.


    "Die Leute denken ja, die Wilden sind gekommen um sie auszuplündern und nicht, dass die städtische Miliz anrückt!"

    In Sachen Bürgerrecht und Volkstum teilte Lucius die Ansichten seines Vaters kaum - sie waren auch völlig unlogisch, denn wieso sollte beispielsweise Germanenfürst, der das römische Bürgerrecht bekam, damit das Volk wechseln? Ein Affe im Hemd war immer noch ein Affe! Und ein Athener und ein Korinther hatten eben doch weitaus mehr gemeinsam als ein römischer Bürger aus Aegyptus und ein Mann wie Duccius Marsus. Er verkniff sich aber auch hier alle Kommentare.


    Als die Alten dann unvermittelt den Raum verließen, erschrak der junge Petronier fast ein wenig. Auch wenn er persönlich kein Problem damit hatte, wenn einfach alle den Mund hielten und ihren Gedanken nachhingen, wusste er, dass die gesellschaftliche Konvention diesen Zustand als unangenehm bewertete. Der Alte würde ihm vorwerfen, dass er immer nur mit sich selbst beschäftigt sei und ein miserabler Gastgeber und was würde nur passieren, wenn es ihn selbst nicht mehr gäbe...


    Also war er wohl gezwungen, den jungen Duccier mit irgendwelchem Geplauder zu unterhalten - Octavena würde ihm da bestimmt sowieso nicht helfen. Er bereitete sich schon darauf vor, ihn zur Jagdsaison zu befragen, als ihm plötzlich ein Gedanke kam - jetzt, wo der Alte nicht da war, konnte er eigentlich auch versuchen, das Gespräch in interessantere Bahnen zu lenken!


    "Duccius...äh Callistus..."


    In den Untiefen seiner Erinnerung wusste Lucius noch, dass Callistus ihm seinen germanischen Namen verraten hatte, als sie sich zufällig an den Saturnalien getroffen hatten. Damals war er allerdings sturzbetrunken gewesen und abgesehen davon hatte die Schande, noch kein Mädchen gehabt zu haben, die Erinnerung an alles andere überschattet. Also blieb der römische Name.


    "Hast du dich schonmal mit Geometrie beschäftigt?"

    Ich würde sagen, historisch geht beides zusammen, denn ein Römer verließ seine Patria potestas nur in Ausnahmefällen. Da es außerdem üblich war, als Senatorensohn selbst in den Senat aufzurücken (und wahrscheinlich in der Regel zu Lebzeiten des Vaters), ergab sich das Problem mit dem Ausscheiden aus der Patria Potestas durch Tod des Senators wahrscheinlich kaum. Und wenn, konnte der Kaiser den Latus Clavus ja auch einfach rasch verleihen.


    Wie wir es hier im IR regeln wollen, wäre vielleicht wirklich zu bedenken...

    Zufrieden stellte Lucius fest, dass er Guntrich mit seinem Kommentar das Maul gestopft hatte. Er zog seinen Mantel etwas enger und marschierte weiter, beobachtete einen Bauern auf dem Feld, dann kam der Vicus in Sicht. Auch er war im Grunde wieder einmal ein Beweis, dass die Welt viel zu oft völlig unlogisch war - wieso lebten die Bewohner der Civitas nicht zentral an einem Punkt, der viel besser zu verteidigen war? Wenn Mogontiacum zum Municipium werden würde, wie der Alte so sehr hoffte, würden die ganzen Vici im Umland trotzdem nicht vernünftig ummauert werden können - was eigentlich dumm war, denn der Vicus Salutaris wurde von Händlern bewohnt, die ordentlich Kohle hatten - ein gefundenes Fressen für Banditen eigentlich.


    Schweigend bogen sie von der großen Straße ab und kamen in die "Hauptstraße" des Vicus, wo sich ein paar repräsentative Stadthäuser reihten, ehe sie zum Sacellum des Mercurius und dann zur Hafenanlage kamen. Dort lagen einige Flussgaleeren vertäut - die Classis Germanica hatte ja kaum mit nach Süden marschieren können, also war ihr Betrieb relativ normal (soweit Lucius wusste, war ein Teil der Marineinfanterie aber auch zur Bemannung von Kastellen am Limes eingesetzt worden und die Bootsmannschaften wurden auch hier und da an Land eingespannt).


    Schließlich drehte der junge Petronier sich um und musterte seine beiden Begleiter. Er fühlte sich eher wie ein Räuberhauptmann als wie der Optio einer Bürgermiliz.


    "Sag' mal, kannst du dir nicht 'mal 'nen vernünftigen Haarschnitt besorgen?"


    platzte es endlich aus ihm heraus - natürlich meinte er Guntrich (obwohl er auch kein Faible für lange Haare hatte, wie der andere sie trug).

    In diesem Fall lies bitte nochmal genau nach, wie die Dinge nach der Schlacht gelaufen sind (sowohl am Schlachtfeld, als auch in Verona) und wende dich an die Legio I - die bewachen (teilweise) die Gefangenen. Evtl. einfach nochmal im PF der Kampagne fragen.

    Genaugenommen hast du nur zwei Fragen gestellt, das erste ist ja eher ein Statement. Zu diesem kann ich nichts sagen, da kenne ich mich zu wenig aus (mir erscheint es aber unwahrscheinlich, dass alle unterlegenen Einheiten nach Bürgerkriegen aufgelöst oder gar hingerichtet wurden). Die SimOn-Lage gestaltet sich aber so, dass momentan die Prätorianer die Gelegenheit zum "Übertritt" in das Heer Palmas hatten. Wer dies nicht wollte, wurde meines Wissens nach in den norditalischen Städten inhaftiert oder ist davongelaufen.


    Diese Wahl steht also auch dir frei - mit allen Konsequenzen. Was diese sind, wird der weitere Spielverlauf und Dein SimOn-Verhalten bestimmen. Ich möchte Dich (und alle anderen) also ermuntern, das Risiko des Unbekannten einzugehen und einfach zu versuchen. Wir von der SL werden uns bemühen, die Geschichte so voranzutreiben, dass sie einerseits in irgendeiner Weise "realistisch" ist - was auch bedeutet, dass Euer Handeln Einfluss hat - , andererseits für möglichst viele Spieler den Spielspaß steigert.


    Mehr können und werden wir nicht versprechen.

    Dir werden die gleichen Bedingungen gestellt worden sein wie den übrigen Prätorianern. Statt der theoretischen Diskussion rate ich Dir hier nachzulesen, was mit den übrigen Prätorianern passiert ist. Dann würde ich dir raten, dir einen Plan zu machen, wie Deine ID sich in der gleichen Situation verhalten haben könnte, eine PN an die SL schreiben, ob der Einstieg so in Ordnung wäre, und dann weiterspielen.

    Gerade wollte Lucius etwas einwenden, als Marsus das Thema wechselte und die anderen Anwesenden sofort darauf einstiegen. Zufrieden war er aber keinesfalls: Von einer zeitlichen Dauer des Straftatenzwecks war doch nirgends etwas zu lesen. Abgesehen davon war der junge Petronier davon überzeugt, dass diese Taugenichtse nicht nur ein Verbrechen zusammen begangen hatten, denn sonst wäre Hermipus wohl kaum auf ausgerechnet diesen Haufen zurück gekommen, um seine Pläne durchzuführen. Schließlich konnte man Diebstahl und Einbruch theoretisch auch als einzelne Straftaten betrachten, sodass diese Prämisse auch erfüllt war.


    Sagen wollte er aber nichts, wenn der Alte schon wieder von Hispania zu schwelgen begann - so blieb ihm nichts, als den Mund leicht zu verziehen und sich dem Essen zuzuwenden, wo es nun an den Nachtisch - in Honig eingelegte Früchte - ging.

    Der Kerl sah nicht nur so aus, wie Lucius sich Germanen vorstellte, sondern auch genauso dumm - der konnte ja fast mit Octavena konkurrieren. Dafür konkurrierte sein Augenrollen jetzt mit dem seiner Cousine.


    "Jedenfalls nicht nach Typen, die dumme Fragen stellen."


    antwortete er schließlich trocken und sah ihn an - genaugenommen wusste er selbst nicht so genau, was sie finden sollten. Natürlich Waffen und Schmuggelware, aber wie wahrscheinlich war es, so etwas zu finden? Seines Wissens nach waren Schmuggler normalerweise nicht so dumm, ihr Beutegut ausgerechnet über den einzigen Punkt, der zumindest einigermaßen kontrolliert werden konnte, in die Provinz zu bringen. Aber diese Zweifel gingen die gemeinen Milizionäre natürlich nichts an - die verstanden so etwas ja sowieso nicht...