Beiträge von Lucius Petronius Crispus

    Für Lucius war das gesamte Strafsystem sowieso unbegreiflich. Eine Strafe musste den Verbrecher genauso hart treffen, wie dieser das Opfer getroffen hatte - das war eine logisches Strafprinzip. Wer drießigtausend Sesterzen gestohlen hatte, musste auch dreißigtausend Sesterzen zahlen, wer jemandem seine Freiheit nahm, sollte sie selbst verlieren. Und wer jemanden tötete - und so dumm war, sich dabei erwischen zu lassen - hatte seinerseits den Tod verdient. Der letzte Gedanke ließ den jungen Petronier für den Bruchteil einer Sekunde grinsen, dann war er wieder beim Gespräch, wo der Duccier ausnahmsweise einmal auf seiner Seite war. Oder auch nicht...


    Wieder einmal eine Frage juristischer Haarspalterei - wobei Lucius diesmal mitreden konnte, denn dieser Aspekt hatte ihn so geärgert, dass er noch einmal im Gesetz nachgesehen hatte. Für ihn war dieser Punkt geradezu ein Paradebeispiel dafür, dass im Recht alles willkürliche Interpretationen waren:


    "Wenn ich bandenmäßigen Diebstahl begehe, dann bin cih doch per Definitionem eine Bande!? Der Scriba und dieser Hermipus haben sich ja wohl zusammengetan, um ein Verbrechen zu begehen!"


    Bei der Diskussion vergaß er ganz zu essen.

    Im Gegensatz zu seinem Vater war Lucius diese ganze Kriegssache herzlich egal - zwar kannte er auch den einen oder anderen Freund des Alten, aber mögen tat er sie nicht unbedingt. Er war die meiste Zeit seines Lebens als Sprössling der lokalen Oberschicht aufgewachsen, sodass er inzwischen auch ziemlich auf die gemeinen Legionäre herabblickte mit ihrem seltsamen Humor und ihrem Geprahle. Ein Krieg, an dem er selbst nicht teilnehmen durfte, war da reizlos und wenn der ein oder andere nicht zurückkehrte, würde dieser ersetzt werden.


    Als es dann allerdings um den Hermipus-Prozess ging, horchte er auf. Für ihn war das ganze doch irgendwie eine Niederlage geblieben, auch wenn die Geldstrafe hoch gewesen war - letztlich hatte der Richter sich in keinem Punkt von Lucius überzeugen lassen. Der Grund dafür lag auch auf der Hand - der alte Mann hatte ihn wohl nicht ernst genommen, weil er noch keine grauen Haare hatte wie dieser Winkeladvokat Gorgonius.


    "Es ist völlig unlogisch, dass eine Vereinigung von Dieben keine Bande ist. Wenn das keine Bande war, dann gibt es wahrscheinlich gar keine! Überhaupt sollte eine Strafe für Diebstahl direkt proportional zur Beute sein - wenn ein Taschendieb einen ähnlich lächerlichen Bruchteil seines Diebesguts zahlen müsste, wäre es ja teurer, den Büttel zu bezahlen, der ihn festnimmt!"


    ließ er einen seiner Kritikpunkte revuepassieren. Er hatte schon mehrfach über die Worte des Richters nachgedacht - oder vielmehr geärgert, denn eingeleuchtet hatte ihm nichts davon - wahrscheinlich hatte der Mann Angst gehabt, die Verantwortung für ein Todesurteil zu übernehmen. Außerdem lag es aber natürlich auch an dem viel zu laschen und unpräzisen Recht, das Laien wie diesem Richter solche Freiheiten ließ. Es sollte sein wie in der Logik und der Physik: Wenn A gegeben ist, folgt daraus B, vielleicht sogar ein B, das durch einen bestimmten Faktor C zu A direkt proportional ist - eine Strafe zwischen 200 Sesterzen und Todesstrafe, ausgedrückt durch so etwas wie willkürliches wie "besonders schwere Fälle" war dagegen absolut ungerecht und unberechenbar!

    Im Gegensatz zu seinem Vater war Lucius diese ganze Kriegssache herzlich egal - zwar kannte er auch den einen oder anderen Freund des Alten, aber mögen tat er sie nicht unbedingt. Er war die meiste Zeit seines Lebens als Sprössling der lokalen Oberschicht aufgewachsen, sodass er inzwischen auch ziemlich auf die gemeinen Legionäre herabblickte mit ihrem seltsamen Humor und ihrem Geprahle. Ein Krieg, an dem er selbst nicht teilnehmen durfte, war da reizlos und wenn der ein oder andere nicht zurückkehrte, würde dieser ersetzt werden.


    Als es dann allerdings um den Hermipus-Prozess ging, war der junge Petronier wieder etwas beschämt. Auch wenn er letztlich für eine Strafe gesorgt hatte, war er unzufrieden mit seiner Leistung - oder vielmehr mit dem ungerechten Urteil des Richters. Wo eine Bande anfing und wo sie endete, wo Amtsanmaßung sich von Bestechlichkeit unterschied - all das waren doch Spitzfindigkeiten, die auf völlig unlogische Weise bestimmt wurden. Sogar ein Halbwilder wie Duccius Marsus musste das einsehen. Somit konnte er sich auch nur bedingt an den Glückwünschen des Ducciers freuen - letztlich hatte er ja doch versagt...

    Gerade überlegte Lucius, wie er wohl am besten testen konnte, welche Schiffsform am schnellsten vorwärts kam, als der abgerissenste seiner Milizionäre ihn ansprach. Der junge Petronier hatte sogar den Namen dieses Typen vergessen, der wahrscheinlich die zwei Sesterzen Sold für heute sofort in der nächstbesten Taverne veredeln würde.


    "Wie immer - Kontrollen machen. Der neue Aedil will, dass wir 'mal eine Stichprobe bei den Schiffen im Hafen machen, sonst zeigen wir wie immer Präsenz, damit die Leute sich sicher fühlen."


    Mit einem abschätzigen Blick bedachte er Guntrich - beim Anblick dieses Wilden würde sich vermutlich niemand sicherer fühlen. Aber immerhin war mit ihm selbst ein junger Decurio dabei, der dazu noch eine römische Rüstung trug und mit dem Schwert umzugehen wusste...

    Wie schon in der Zeit, als sein Vater unterwegs gewesen war, musste Lucius auch jetzt noch die Alltagsaufgaben der Miliz erledigen. Dazu zählten auch Patrouillen auf den städtischen Straßen zwischen den einzelnen Vici. Zusammen mit drei Männern ging er so die Straße hinunter zum Vicus Salutaris. Der Weg dorthin war eigentlich schon fast vom Vicus Apollinensis zu kontrollieren, denn der Wald, der vor Jahrzehnten hier gestanden haben mochte, war bereits vollständig im Castellum und den Häusern zu dessen Füßen verbaut worden. Dies wäre eigentlich geeignet gewesen, den jungen Petronier wieder einmal übellaunig zu machen - allerdings mochte er den Vicus Salutaris auch wieder, denn dort lagen meist größere Flussschiffe im Hafen, die die Miliz ebenfalls stichprobenartig kontrollierte. Und die Frage, wie diese riesigen Lastkähne auf den Wellen des Rhenus schwammen, war durchaus ein interessantes technisches Problem...


    Sim-Off:

    Milizionäre herbei ;)

    Voller Aufregung saß Lucius im Gerichtssaal und erwartete das Urteil. Er hatte sich große Mühe gegeben bei seinem Plädoyer - und das, obwohl er den Beruf des Juristen verachtete (worin ihn dieser aufgeblasene Winkeladvokat Gorgonius auch wieder bestätigte). Von den meisten Dingen, die der Verteidger behauptet hatte, hatte der junge Petronier tatsächlich noch nie gehört - er war nur über den "modernen" Cursus Iuris geprüft worden.


    Dummerweise ließ der Richter, der erstaunliche Ähnlichkeit mit einer Kröte hatte, sich davon beeindrucken - wahrscheinlich, weil er einem jungen Mann grundsätzlich nicht traute und sich mit seinen weißen Haaren automatisch für klüger hielt. In keinem Punkt folgte er der Argumentation des Petroniers vollständig - was in diesem wieder Zorn und Scham aufsteigen ließ. Er errötete ein wenig und blickte zu Boden, die Faust geballt. Hätte er ein Schwert gehabt, hätte er diese Bastarde sofort gerichtet und diesen Geldsack gleich mit, der nicht einmal eine Freiheitsstrafe, sondern nur lächerliche Geldstrafen verhängte.


    In seinem Ärger hätte er fast nicht bemerkt, dass die Umwandlung in Opus Publicum der Entscheidung der Civitas überlassen wurde. Zum Glück stupste Arminius, der ihn wie üblich begleitete, kurz an.


    "Du musst das beantragen!"


    murmelte er, woraufhin Lucius ihn zornig ansah.


    "Was?"


    "Opus Publicum. Der Richter hat gesagt, du kannst beantragen, das ganze in Opus Publicum umzuwandeln."


    Zum Glück war der Sklave die Wutausbrüche seines Herrn gewohnt und ließ sich davon nicht irritieren. Einen Moment sah der Petronier verwirrt drein, dann aber hob er den Zeigefinger.


    "Ich beantrage Opus Publicum für alle!"


    Dass ausgerechnet sein Sklave ihm vor Gericht helfen musste, beschämte ihn trotzdem - hoffentlich hatte das niemand gesehen. Ihm kam aber dafür noch eine bessere Idee, an die er sich plötzlich erinnerte - dieser Punkt im Gesetz hatte ihn damals fasziniert, sodass er ausnahmsweise im Gedächtnis geblieben war:


    "Die Kerle können ihre Strafe niemals zahlen! Sie sollten lieber gleich als Sklaven verkauft werden!"

    Die Wahlspielregeln benötigen wie gesagt tatsächlich eine Überarbeitung, denn faktisch werden sie vielfach sowieso nicht mehr eingehalten (man denke etwa auch an den Einwohner-wählbare-Ämter-Schlüssel). Wenn nun nach und nach alle Städte ihre Leges Municipales bekommen, wäre es wohl am besten, dort die jeweiligen Voraussetzungen anzugeben - wir in Mogontiacum würden etwa gern einen eigenen Test entwickeln (ähnlich wie die Ephebie), womit man im Grund auf den CRV verzichten könnte. Außerdem wäre darüber nachzudenken, ob - wenn überhaupt - ein CRV für höhere Ämter Voraussetzung ist (inzwischen gibt es ja mehr als Magistratus und Duumvir).


    Wir werden das in der SL mal beraten.


    In diesem konkreten Einzelfall wäre aber vielleicht wirklich eine Absprache ganz nützlich gewesen - ich hatte das damals auch zu spät bemerkt (auch ich hatte damals nicht alle Regeln im Kopf :( ) und dann so schnell wie möglich nachgeholt. So etwas wäre sicherlich als Ausnahmeregelung auch möglich gewesen. Kommentarlos abzuhauen und die Erklärung später nachzuschieben erscheint mir (und den anderen Mogontiaciensern) dagegen ehrlichgesagt etwas ungünstig...

    Ich hab den Link korrigiert - allerdings würde ich sagen, dass das eher etwas für die Theoria wäre. Vielleicht erreicht man ja Annaeus Florus irgendwie und kann ihn fragen, ob er etwas dagegen hätte, das ganze komplett so zu übernehmen... (viele Bilder sind ja nicht drin).

    Lucius erwachte aus seiner Lethargie, als Marsus die Umstände seines Zusammentreffens mit Octavena erwähnte. Sie hatte ihm nichts davon erzählt - aber er hatte auch kein einziges Mal mit ihr zusammen gegessen oder sonstigen Kontakt gehabt. Das Treffen mit einer potentiellen Ehegattin bei der Suche nach einer Pferdezucht - diese Ironie fiel sogar dem jungen Petronier auf, weshalb er kurz losprustete, ehe er den tadelnden Blick des Alten bemerkte und wieder seinen ausdruckslosen, leicht abwesend wirkenden Gesichtsausdruck annahm.


    In diesem nahm er auch sein Geschenk entgegen und begutachtete den Phallus. Die Sache mit der Sexualität war so eine Sache bei ihm - bisher hatte er noch kein Mädchen gehabt. Zum einen, weil er sich lange genug nicht dafür interessiert hat, inzwischen aber eher, weil er sich nicht ins Lupanar traute, wo am Ende herauskommen würde, dass er noch immer Jungfrau war. Unwillkürlich sah er zu Callistus, dem er an den Saturnalien von seinen Eroberungen vorgelogen hatte - ob der Duccier das bemerkt hatte?


    Etwas verlegen murmelte er deshalb ein kurzes
    "Danke."
    und nahm sich vor, möglichst bald etwas wegen seiner Jungfräulichkeit zu unternehmen - vielleicht stahl er sich einfach davon und ging anderswo ins Lupanar, wo ihn niemand kannte...


    Schließlich nahm er Platz und ärgerte sich etwas, dass er nicht an der Seite seines Vaters lag - nicht, weil er den Alten so gerne mochte, sondern weil er wusste, dass die Entfernung zum Hausherrn direkt proportional zum Status der Person war - momentan war der Status von Octavena also höher als sein eigener, obwohl er ja eigentlich der Sohn des Hauses war...

    Dieser gesellschaftliche Anlass, an dem Lucius teilnehmen musste, ließ ihn zum wiederholten Mal die Freiheit vermissen, die er während der Abwesenheit des Alten genossen hatte. Jeden Tag war er so lange im Bett geblieben, wie es ihm gefiel, hatte sich dann direkt seinen Würfel-Versuchen hingegeben und versucht, diese gedanklich nachzuvollziehen. Wenn er nicht mehr weiter kam, hatte er in seiner Miliz-Uniform eine kleine Runde durch die Stadt gemacht, ein paar tumbe Milizionäre angeschnauzt und war dann zurückgekehrt. Danach war ein bisschen Geometrie angesagt gewesen, dann ein Bad in den Thermen und zum Abschluss eine Reise durch die Tavernen Mogontiacums. Wenn er dann sturzbetrunken wieder zu Hause ankam, war er nur noch ins Bett gefallen und hatte das Ritual am Folgetag wiederholt. Damit war es nun vorbei - der Alte hatte auf der Villa Rustica sich wohl wieder die Schroffheit des Landlebens gewöhnt und meckerte nun wieder wegen allem und jedem. Hier war seine Rüstung nicht ordentlich geputzt, dort kam er zu spät zum Essen, ein andermal wieder trug er die falsche Kleidung, trank den falschen Wein, war zu ruhig oder zu geschwätzig und so weiter und so fort.


    Anfangs hatte er gewisse "Gewöhnungsschwierigkeiten" gehabt, was ihm ein paar Ohrfeigen und andere demütigende Strafen eingebracht hatte - und das mit einem erwachsenen jungen Mann! So buk er heute kleinere Brötchen und hatte sich ohne Widerworte in Schale geworfen, um wieder einmal die Duccier zu empfangen. Immerhin bestand dafür die Hoffnung, Octavena bald los zu sein...

    Das ist zwar nicht direkt ein Editiervorschlag, trotzdem antworte ich mal ;)


    Tatsächlich hast du Glück: Dank der perfiden Technik von Google, das Internet regelmäßig auf seine Server zu kopieren ("Google Cache") konnten wir einige Threads retten und rekonstruieren - darunter einen Großteil der laufenden Kampagne. Diese ist bereits wieder weitgehend hergestellt.


    Dort kannst Du es auch versuchen, die noch fehlenden Threads zu retten (hier kannst Du nachlesen, wie das funktioniert). Meine erste, oberflächliche Suche hat allerdings keine besonders guten Ergebnisse geliefert.


    Für deine Zweit-ID gibt es allerdings eine einfache Lösung: Du meldest Dich neu an (auch hier hat meine Suche im Cache gerade ergeben, dass Melina offensichtlich deine Seriennr. erhalten hat, sodass die Rekonstruktion auch hier schwierig werden dürfte).


    Aber vielleicht hat ja jemand mit etwas mehr Ahnung von der Sache Zeit, da etwas genauer nachzubohren und ggf. das ein oder andere zu finden :)

    Hat jemand vom Prozess gegen Lucianus zufällig die Sicherung gespeichert? WIe mir gerade auffällt, habe ich nämlich nur die Postings gesichert, habe aber kein Datum, Uhrzeit etc. (ist nicht soo tragisch, denke ich, aber besser wär's natürlich ;) )

    Damit wir die Rekonstruktionsarbeiten mal etwas koordinierter hinbekommen, bitte ich hier um Vorschläge, welche Threads für die globale IR-Historie wichtig sind und vollständig rekonstruiert werden sollten (vorzugsweise mit dem genauen Titel, sodass man es im Google Cache suchen kann).


    Da ich vor dem Crash absent war, weiß ich leider nicht, wo die Dinge jeweils stattgefunden haben, aber geschätzt wäre das etwa:
    ROMA
    Volksbewaffnung KOMPLETT (Lucius Tiberius Lepidus)
    Ernennungen ("Palatin - Bekanntmachungen") - ERLEDIGT (unvollständig)
    Lectiones KOMPLETT (Decima Messalina, Quintus Verginius Mamercus)
    Festnahmen und Plünderungen
    * Decimus Varenus in der Casa Decima - KOMPLETT ( Aulus Iunius Avianus,
    * Decimus Varenus in der Castra Praetoria - KOMPLETT (Decima Messalina)
    * Decima Seiana - ERLEDIGT (unvollständig) (Manius Flavius Gracchus, Decima Messalina,Decima Seiana)
    * Octavius Victor in der Castra Praetoria - FAST KOMPLETT (Decima Messalina, Gaius Octavius Victor)
    * Casa Iulia - KOMPLETT (Marcus Iulius Dives, Tiberius Iulius Crassus)
    * Iulius Dives in der Castra Praetoria - FAST KOMPLETT (Decima Messalina, Marcus Iulius Dives)
    * Casa Iunia - Porta - To protect and to serve - UNVOLLSTÄNDIG (letzter Rest, erste Postings (noch) nicht wieder gefunden) (Aulus Iunius Avianus)
    * Villa Vinicia - Porta - To protect and to serve - komplett (Titus Duccius Vala)
    Hochverratsprozess und Hinrichtung von Lucianus - KOMPLETT (Lucius Petronius Crispus)
    Palastbelagerung FAST KOMPLETT (Titus Duccius Vala)
    All your base KOMPLETT (Titus Duccius Vala)
    Belagerung KOMPLETT (Titus Duccius Vala)
    Jeder an seinem Platz (Forum) KOMPLETT (Lucius Tiberius Lepidus)
    Das Haus des Consul FAST KOMPLETT (Decima Seiana)


    Vicetia - Mordskater Seite 1,2,3,4,5 - KOMPLETT (Titus Duccius Vala)
    Vicetia - Stellungen der I und II 5*,6,7* (Titus Duccius Vala)
    Vicetia - Heerlager der Prätorianer 2,3,4,6,7,8 (Titus Duccius Vala)
    Vicetia - Nördliche und südliche Flanke 1,3,4,5,6* - 2 fehlt (Titus Duccius Vala)
    Verona - Hauptlager 7,8 (Titus Duccius Vala)


    Rhegium - KOMPLETT (SL)
    Südöstlich von Misenum - KOMPLETT (SL)


    OSTIA
    Ostia/Hafenanlagen/Die Classis zieht ab gen Nor....Misenum VOLLSTÄNDIG (Titus Flavus)
    Ostia/Hafenanlagen/Rein und wieder Raus 1.TEIL (Titus Flavus)
    Ostia/Castra Vexillatio Ostiensis QUASI KOMPLETT (mehrere Threads) (Titus Flavus)
    Taberna Granum et... KOMPLETT (Titus Flavus)


    MOGONTIACUM
    Hermipus-Prozess FAST KOMPLETT (Lucius Petronius Crispus, Faustus Domitius Massula)
    Militia Mogontiaci + Ausbildung (Lucius Petronius Crispus, Numerius Duccius Marsus)

    Ungeduldig saß Lucius auf seiner Bank und blickte zu Boden, während er zugleich das hochmütige Geschwätz des Verteidigers hörte. Offensichtlich war der Mann ein ausgesprochener Paragraphen-Liebhaber, denn er warf mit diesen Zahlen nur so um sich. Inhaltlich war das ganze aber heiße Luft - er konnte nicht einen logischen Beweis liefern, dass seine Klienten unschuldig oder auch nur weniger schuldig waren - er schien das Verfahren schlicht in die Länge ziehen zu wollen.


    Das Problem war, dass er vergessen hatte, einen Codex Iuridicialis mitzubringen, weshalb er der letzten Anschuldigung nichts Sicheres entgegensetzen konnte. Zwar ging aus der Rede hervor, dass § 104 der Bandenparagraph war, aber was war Abschnitt (3)? Fieberhaft überlegte der junge Petronier - und versuchte es mit Logik. Zu Bandenkriminalität ließ sich eigentlich wenig Wichtiges aussagen: es musste definiert werden, was eine Bande war, ebenso mussten eventuelle Abstufungen bei der Strafbarkeit vorgenommen werden - wobei der dritte Abschnitt offensichtlich die Todesstrafe in Betracht zog. Aber welcher Umstand sollte solch eine Strafe von anderen Strafen absondern? Wenn er sich recht erinnerte, gab es drei Kategorien von Straftaten - Vergehen, Verbrechen, Schwerverbrechen - die aber typisch juristisch sehr schwammig abgegrenzt waren. Nur Schwerverbrechen ermöglichten die Todesstrafe - aber was definierte ein Schwerverbrechen? Nunja, die Schwere - richtig, das musste es sein! Es blieb nur eine Möglichkeit herauszufinden, ob er richtig lag:
    "Du hast mir scheinbar nicht zugehört, Gorgonus! Ich habe doch gerade ausgesagt, warum ich § 104 (3) für gegeben halte, denn gibt es ein schwereres Verbrechen als Diebstahl am Kaiser?"


    Außerdem musste er noch den logischen Zirkelschluss thematisieren, der ihn geärgert hatte, sobald er ihn gehört hatte:
    "Außerdem würde ich gern wissen, wie du dir das vorstellst, Gorgonus: Die Richter sollen die Sache als Bandendiebstahl behandeln, die Täter haben aber gleichzeitig keine Bande gebildet? Das ist eine Kontradiktion!"

    Für Lucius war der große Tag gekommen, vor dem er sich ein wenig fürchtete - auch wenn er nicht bereit war, sich das einzugestehen. Er war kein besonders guter Jurist, hatte sogar den Cursus Iuris nur durch Betrug bestanden. Trotzdem musste er die Fassade aufrecht erhalten, um den Zorn des Alten zu vermeiden. Nur die noch größere Angst vor seinem Vater war es also, die ihn dazu bewogen hatte, sich nicht zu widersetzen.


    Und so stand er heute in der Regia. Immerhin war der Iudex nicht der Statthalter - ein Mann, den der junge Petronier wirklich respektiert hätte - sondern nur irgendwelche Decurionen aus Noviomagus und Borbetomagus. Erstere Stadt war etwas angesehener als das Legionsvicus Mogontiacum - selbst wenn dieses eine Provinzhauptstadt war - aber die Gesandten aus Borbetomagus waren für Lucius nicht viel mehr als größere Bauern. Das wiederum spielte ihm in die Hände, denn wie er wusste, musste er sich nur selbst einreden, dass sein Gegenüber ein Nichts war, dann konnte er auch sein Lampenfieber besiegen und flüssig reden. Das war nicht logisch, aber nach langem Überlegen hatte er beschlossen, es einfach zu akzeptieren und einmal einen Arzt zu fragen, sollte er jemals einen kennen lernen.


    Seine unmittelbare Prozessvorbereitung war deshalb auch ein wenig anders als die normaler Anwälte: Er saß auf der Anklagebank und beobachtete die drei Iudices und suchte nach Hinweisen, dies es ihm erleichtern würden, auf die drei herunterzublicken. Der Iudex Prior machte es dabei etwas schwieriger - er war schon etwas älter und bewegte sich überaus aristokratisch. Normalerweise blickte der junge Petronier zu solchen Leuten auf, die auf natürliche Weise Autorität auszustrahlen schienen, aber hier würde dies nur zu Stottern und Stammeln führen. Also brauchte er ein Argument, das für seine Minderwertigkeit sprach...


    Nach einigem Überlegen fand Lucius endlich etwas - Apustius Gratus hatte seinen ganzen Reichtum sicherlich ererbt und war ein Krämer wie die Decuriones in Mogontiacum eben auch. Wahrscheinlich hatte er nie in seinem Leben ein Schwert in der Hand gehabt, sondern sich von Sklaven den Hintern auswischen lassen, während Leute wie Lucius' Vater ihren Arsch hingehalten hatten, damit Städte wie Noviomagus in Sicherheit waren. Sicherlich hatte er während des Bataveraufstands gemeinsame Sache mit den Rebellen gemacht und seine Schäfchen ins Trockene gebracht, ehe Noviomagus zerstört worden war. Und überhaupt, was war Apustius denn für ein Name?


    Mit diesen und anderen Gedanken aufgewärmt sah er sich noch einmal seine Tabula mit den Redepunkten an, warf sie dann aber achtlos auf die Bank - das bisschen würde er sich schon merken können, und um diese aufgeblasenen Trottel zu überzeugen, reichte seine Erinnerung allemal!


    "Verehrte Iudices", begann Lucius, wobei sein Unterton bei genauem Hinhören irgendwie unernst klang. "Ich, Lucius Petronius Crispus, Decurio, Sohn des Marcus Petronius Crispus, Primipilaris der Legio II Germanica..." Eine solche Vorstellung baute den jungen Petronier immer wieder auf - denn auch wenn er den Alten fürchtete, so war er doch stolz, was er geleistet hatte... "... stehe heute vor euch, um ein schändliches Verbrechen anzuklagen, das diese Banditen dort begangen haben."


    Er deutete auf die Anklagebank, wo die sechs Täter wie die Tauben auf der Stange saßen - sie zu verachten war die leichteste Übung für Lucius.


    "Gemeinschaftlich haben sie die Kasse der Civitas Mogontiacum geraubt, die sich aus all den Steuern speist, die wir braven Bürger Jahr für Jahr bezahlen."


    Er sah kurz zur Richterbank und der Gedanke schoss ihm durch den Kopf, dass Apustius Gratus wahrscheinlich alle möglichen Tricks kannte, um etwas weniger in diesen Topf zu zahlen - wahrscheinlich reichte es, den Quaestor zu bestechen...
    "Wie konnte so etwas wohl passieren? Natürlich durch Verrat!"


    Er fixierte den ehemaligen Scriba Vipstanus - Lucius hatte immer gelernt, dass Treue und Gehorsam die wichtigsten Tugenden waren. Wer seine Pflichten vernachlässigte und sich den Worten seiner Vorgesetzten widersetzte, der war ehrlos und nichts wert. "Dieser treulose Schreiberling, Servius Vipstanus Saloninus, hat sich nämlich vom Kopf der Bande kaufen lassen. Dieser Kopf heißt Germar, Sohn des Ratbod und stammt aus der Civitas Alisinensium. Er ist ein Krämer und Verschwender, weshalb er auch versucht, sich mit dem Namen "Hermipus" einen seriösen Anstrich zu geben. Naja, er war jedenfalls auch ein miserabler Krämer, denn anstatt mit Mühe und Fleiß ordentliche Arbeit abzuliefern, verprasste er lieber das ererbte Vermögen seiner Familie, was dem Geschäft nicht gut bekam: Er drohte bankrott zu gehen! Allerdings hielt ihn das nicht davon ab, weiterhin in Fresserei und Sauferei zu leben! Bei einem seiner Saufgelage traf er dann auf einen windigen Typen namens Manceps alias Philonicus. Mit ihm heckte er den Plan aus, der im Folgenden tatsächlich gelingen sollte:


    Vipstanus, dem die Civitas voller Vertrauen die Verwaltung der öffentlichen Kassen anvertraut hatte, war dabei ein willfähriger Helfer: Gegen ein lächerlich kleines Bestechungsgeld verriet der Schreiberling Germar, wie die Stadtkasse am leichtesten auszuplündern war. Das setzte Manceps dann gemeinsam mit seinen Handlangern Silus, Paulinus und Scipio in die Tat um. Sie brachen den Tresor auf, schafften die Reichtümer in Säcken auf einem Boot über den Rhenus und verluden dann alles auf Karren.


    Geplant war, die Beute auf einem Gutshof bei Silva Abnoba zu teilen. Aber wie es bei Gaunern dieser Art üblich ist, war die Gier für das Teilen zu groß - Manceps und seine Spießgesellen schafften das Diebesgut auf der Straße weiter weg und konnten schließlich bei Vesontio von einer Straßenkontrolle festgenommen werden. Die Ermittlungen eines Klienten unserer Familie brachten dann hervor, was ich eben vorgetragen habe."


    Da Lucius den Magoniden nicht sonderlich mochte - auch wenn er noch immer voller Begehren (er hatte inzwischen festgestellt, welches Gefühl es wra) an Nicaea dachte - hatte er beschlossen, eher zu betonen, dass er zur Familia Petronia gehörte. Abgesehen davon würde es Mathayus sowieso nichts nützen, hier lobend erwähnt zu werden, denn seit seinem Aufbruch in Richtung Aegyptus hatte man nichts mehr von ihm gehört. Wahrscheinlich war er schon längst tot.


    In der kurzen Pause fiel ihm plötzlich ein, dass er ganz vergessen hatte, die Absprache zwischen Manceps und Hermipus genauer zu erklären - das würde er jetzt so noch einbauen müssen...


    "Der Tatverlauf zeigt, dass folgende Tatbestände erfüllt sind:
    Germar - der übrigens eigentlich mit Manceps abgesprochen hatte, die Beute halbe-halbe zu teilen - hat gemeinsam Vipstanus bestochen und gemeinsam mit Manceps eine Bande gebildet. Als Auftraggeber ist er außerdem auch wie ein Mittäter für den Diebstahl zu verurteilen. An Beweisen haben wir für ihn vor allem seine eigenen Aussagen, die hier protokolliert sind. Weitere Nachforschungen decken sich mit den Aussagen. Außerdem wird er von seinen Mittätern beschuldigt."


    Er hob das Protokoll hoch, das er zur Verhandlung mitgebracht hatte. Tatsächlich hatte er selbst die Bücher Germars kontrolliert und dabei den Bankrott selbst vorgefunden. "Manceps alias Philonicus, Silus, Paulinus und Scipio, alle Peregrini, sind dagegen wegen der Bildung krimineller Banden und Diebstahl zu belangen. Sie wurden von einem Beneficarier-Posten mit der Beute aufgegriffen und waren ebenfalls im Verhör geständig.


    Und zuletzt Servius Vipstanus Saloninus: Er hat sich der Bestechlichkeit schuldig gemacht und seine Amtsgewalt missbraucht, indem er das ihm anvertraute Wissen über die Sicherungsvorkehrungen der Stadtkasse an Dritte weitergegeben hat.


    Das bringt uns zur Strafforderung der Civitas Mogontiaciensis, in deren Namen ich hier auftrete: Wir haben es hier mit Männern zu tun, die nicht irgendwen bestohlen haben - sie haben den Staat bestohlen! Sie haben dazu Männer angeheuert, deren einziges Ziel es war, das Geld unserer Stadt, die dieses dringend benötigt um öffentliche Bauten zu unterhalten, die Götter zu besänftigen und die Notleidenden zu unterstützen. Der Diebstahl an einem Gemeinwesen wäre schon ein Verbrechen, aber wenn wir von der Prämisse ausgehen, dass alles Geld einer kaiserlichen Provinz dem Kaiser selbst gehört, und wir außerdem die Prämisse haben, dass eine Stadt ohne Stadtrecht kein Vermögen besitzen kann, die Stadtkasse also strenggenommen ein Teil der Provinzkasse ist, dann ergibt die Konklusion, dass diese Bande Geld des Kaisers gestohlen hat. Und zwar eine erhebliche Summe.


    Nach dem Strafrecht bestimmt die härteste Strafe das Strafmaß. Bandenbildung mit dem Zweck eines Verbrechens kann mit dem Tod bestraft werden. Und in Anbetracht der Tatsache, dass sich diese Männer dazu verschworen haben, dem Kaiser Geld zu stehlen, dazu noch keine römischen Bürger sind, beantrage ich die Todesstrafe als Warnung für alle, die ähnliches planen!"


    Er setzte sich und bemerkte dabei erst, dass er ganz die betreffenden Zitate aus dem Codex Iuridicialis vergessen hatte - aber dafür war es sowieso zu spät und die Herren auf der Richterbank hatten sicher einen Juristen zur Beratung, der ihnen das leicht sagen konnte. Außerdem hatte er ja noch das Schlussplädoyer und eine Tabula, auf der alles notiert war. Die studierte er jetzt noch einmal, um zu sehen, was er alles vergessen hatte...

    Lucius war noch gedanklich mit seiner Phlegma-Produktion beschäftigt, als Marsus ihn nach seinen Getränkewünschen fragte. Um ein Haar hätte sein Vater ihm dann auch schon irgendeinen Wein bestellt - obwohl er doch Bier viel lieber mochte. Aber glücklicherweise wurde er nochmals gefragt und war schon drauf und dran, sein Leibgetränk zu ordern, als ihm ein Gedanke kam.


    Wenn er überlegte, war es wahrscheinlich unklug, etwas Kalt-Feuchtes zu trinken, wenn er doch Warm-Trockenes brauchte! Bitterer Wein wurde auch als "Trocken" bezeichnet - ob das mit der Viersäftelehre zusammenhing? Unter dieser Prämisse war es aber auf jeden Fall geschickter, etwas weniger Süßes zu trinken, das zugleich warm war - und weißer Wein war in der Regel eher süßer als Bier, also gab es nur eine logische Schlussfolgerung:


    "Habt ihr auch warmes Bier?"


    Dann nahm er Platz und überlegte, welche Sauce nun wieder am besten gegen seine Krankheit helfen mochte. Da Schärfe auch Hitze erzeugte - zumindest innerlich - war diese wahrscheinlich am besten geeignet. Andererseits war Sauce generell ja eher feucht - ob man dann lieber pure Eier essen sollte? Medizin war wirklich eine komplizierte Sache, mit der er sich mehr beschäftigen sollte...

    Obwohl Lucius die Duccier noch immer verachtete, musste er sich eingestehen, dass die Idee mit den Socken nicht schlecht war - seine Schuhe waren nämlich auf dem langen Weg durch den Schnee innen schon feucht geworden und er wusste, dass er damit eisige Füße bekommen würde. Und das war wiederum Gift für seinen Schnupfen, der ihn ja noch plagte - wie er sich informiert hatte, hing das wohl mit einem Körpersaft namens Pflegma zusammen, der die Kälte und Feuchte liebte, sodass der Winter die ideale Jahreszeit für seine unkontrollierte Vermehrung war.


    So vorbereitet traf er dann im Kaminzimmer ein, das er letztes Jahr schon als Vicomagister besucht hatte. Noch einmal betrachtete er die verputzte Wand um den Kamin, die er damals kontrolliert hatte - ob sie wirklich aus Stein war? Jetzt, wo er wieder hier war, hatte er gute Lust, mit einem Messer den Putz aufzukratzen, um die Unterlage zu prüfen...


    Aus diesem Gedanken wurde er aber durch die Begrüßung Marsus' gerissen und erwiderte mit seiner verstopften Nase ein knappes


    "Salve!"


    Da er selbst feststellte, dass er so etwas seltsam klang, holte er das mitgebrachte Schnupftuch hervor und schneuzte sich. Beim Wegstecken begutachtete er dabei kurz den widerlichen Schleim, den er für das überproduzierte Phlegma hielt - wahrscheinlich war es am besten, wenn er den Platz nahe am Kamin nahm, wo es warm und trocken war. Das musste ja das beste Gegenmittel gegen eine Phlegma-Überproduktion sein...