Zwar hatte Lucius sich nicht mehr eingehender mit der Götterwelt beschäftigt, nachdem er festgestellt hatte, wie unlogisch und irrational sie war, aber er wusste doch noch einiges darüber. Ursprünglich hatte der Alte behauptet, dass Mogon einfach der Name der Gallier für Apollo wäre, so wie es ja auch bestimmte Vokabeln für Tisch oder Haus gab. Allerdings hatte der Junge dann herausgefunden, dass es nicht nur einen Apollo Mogon gab, sondern auch einen Apollo Belenus gab. Dieser wiederum hatte - wie auch Apollo Mogon - eine Gefährtin. Allerdings war diese Belisama offenbar nicht Rosmerta und wenn man davon ausging, dass die Götter wie die Menschen monogam lebten, war es unlogisch:
"Naja, Apollon hat keine Gefährtin, Mogon schon. Und dann gibt es ja auch noch Belenus, der angeblich auch Mogon ist und wieder eine andere Gefährtin hat. Abgesehen davon habe ich noch nie von einem Orakel des Mogon gehört, sehr wohl aber von einem des Apollon."
Das Orakel von Delphi war immerhin weltbekannt. Aber ehe der junge Petronier noch weitere Argumente gegen eine Identität von Apollo und Mogon ins Feld führen konnte, tauchte der Fremde von vorhin auf. Und scheinbar hatte er eine Arbeit gefunden, wie er ungefragt losplapperte. So wie der zu Plaudern anfing, war er wohl von der Sorte Massulas - das würde Octavena sicherlich gefallen. Ihm allerdings weniger...
"Definiere Architekt? Ein Baumeister? Oder ein Mann, der in der vitruvianischen Kunst geschult ist?"
antwortete er deshalb etwas unfreundlich - die Information, dass der neue Scriba Bauschäden prüfen sollte und einen richtigen Architekten wollte, war für den Magister Vici kontradiktorisch: für die Bauschädensuche war ein richtiger, gebildeter Architekt sicherlich zu teuer...