Wie üblich, wenn der Alte opferte, musste Lucius ihm als Opferhelfer zur Seite stehen. Einerseits hasste er diese Aufgabe, denn er glaubte weder, dass man die Götter mit ein paar Kräutern beeindrucken konnte, noch gefiel es ihm, die Aufgaben eines Sklaven zu übernehmen - er hatte sich immerhin nicht Jahre auf der Schule und beim Rhetor gequält, um dann Getreidekörner oder Weinschalen vom Tisch zu nehmen und seinem Vater in die Hand zu drücken. Andererseits war er diesmal nicht ganz so unwillig, denn heute gab es ausnahmsweise ein blutiges Opfer und er durfte es ausführen. Auch wenn der Alte immer meinte, dass das doch eine dreckige Angelegenheit wäre und Morag oder Armin das genauso übernehmen konnten, war es Lucius gelungen, die Sache an sich zu ziehen - immerhin ließ sich logisch dafür argumentieren.
Und diesen Dienst konnte er heute versehen - endlich würde er wieder warmes Blut auf seinen Händen spüren. Ihm war herzlich egal, worum es heute wieder ging - irgendein sentimentaler Quatsch des Alten - aber er hatte persönlich das Lämmchen ausgesucht und war extra selbst in das Dorf vor der Stadt geritten. Jetzt stand es bereit, gehalten von einem Strick in der Hand von Armin, denn der junge Petronier musste sich gedulden. Zwar hatte er schon die Opfermontur an, trug einen Schurz, der seinen gestählten Oberkörper freiließ und sogar ein bisschen verziert war, dafür aber auch eingetrocknete Blutflecken hatte - die gingen schwer rauszuwaschen - aber zuerst mussten die Kräuter weitergereicht werden, die sein Vater Ianus angeboten hatte.