Beiträge von Lucius Petronius Crispus

    "Na los, du musst auch nur einen Blick drauf werfen!"


    versuchte Lucius es noch einmal. Gemeinsam mit Antonius, seinem alten Schulkameraden, saß er auf der Bank im Garten der Domus Petronia, die Fallbeschreibung des Cursus Iuris in der Hand. Natürlich hatte er es zuerst allein versucht, aber es hatte nicht geklappt. Es mochte sein, dass Jura eine sehr strukturierte und logische Wissenschaft war - aber es war eine Logik, die den jungen Petronier niemals groß interessiert hatte. Und außerdem hatte Eumenius diese Struktur niemals besonders hervorgehoben, sondern immer mehr die Winkelzüge betont, mit denen man die Strukturen umgehen konnte - womit das ganze wieder absolut unlogisch geworden war. Und jetzt zahlte der junge Petronier den Preis dafür, dass er sich auch nie Mühe gegeben hatte: Allein die Fallbeschreibung war schon völlig aus der Luft gegriffen - wieso sollte man sich mit diesem theoretischen Problem herumschlagen, das in der Praxis sowieso nie vorkam?


    Leider hatte sich das Hilfesuchen als schwieriger herausgestellt, als er erwartet hatte. Zuerst hatte er natürlich Iulius, seinen ehemaligen Klassenkameraden gefragt - der war ein wandelnder Kommentar zu allen Gesetzen, die Lucius kannte. Aber natürlich war der Sohn des Rechtsberaters seines Vaters viel zu feige gewesen und viel zu hochtrabend - als ob es irgendwen einmal interessieren würde, ob er betrogen hatte oder nicht. Aber vermutlich lag es auch daran, dass Lucius niemals etwas für einen der anderen Jungen aus seiner Klasse gemacht hatte, sondern eben ein Außenseiter gewesen war. Glücklicherweise war es ihm auch langfristig gelungen, den Mord an Caius zu vertuschen - sonst würde vermutlich niemand mehr mit ihm sprechen. Aber dann wäre das wohl sein geringstes Problem gewesen, denn dann wäre er auch längst im Elysium und könnte sich den lieben langen Tag mit Geometrie beschäftigen - wahrscheinlicher aber hätte sich seine Seele ins Nichts aufgelöst und sein Körper wäre verbrannt worden.


    Als letzten Notnagel hatte er sich nun eben Antonius ausgesucht. Der war zwar kein brillanter Jurist - eher sogar ein mäßiger - aber immerhin war er der einzige gewesen, der zumindest ein bisschen nett zu Lucius gewesen war und so musste dieser es einfach versuchen. Leider zierte aber auch er sich noch ein wenig...


    "Pass auf, ich geb' dir 100 Sesterzen, wenn du mir hilfst!"


    versuchte Lucius es noch einmal, nachdem Antonius keine Antwort gab. Es war nicht einmal ein Bluff, denn der junge Petronier hatte sich ja wegen seines Geheimabkommens mit Hamilkar an der Geldtruhe des Alten bedient. Zwar hatte er einen Teil wieder zurückgelegt, nachdem die Magoniden Mogontiacum sang- und klanglos verlassen hatten, aber ein bisschen hatte er doch behalten - zum Glück, wie sich nun herausstellte, denn langsam schien Antonius warm zu werden:


    "Einhundert Sesterzen?"


    fragte er ungläubig, fügte dann aber ein


    "So viel Geld hast du doch gar nicht!"


    an. Vermutlich erinnerte er sich an die Zeit bei Eumenius, als alle Lucius verspottet hatten, weil der Alte ihn so kurz hielt, dass der junge Petronier immer nur den billigsten Eintopf zu Mittag hatte essen können. Aber das war jetzt anders - das Geld lag sicher unter Lucius' Bett!


    "Ich kann es dir zeigen. Ich gebe dir 50 Sesterzen als Anzahlung und nochmal 50, wenn ich den Cursus Iuris bestehe - was ist?"


    Eine Weile zögerte Antonius noch, aber dann siegte sein gutes Herz und sein Interesse an einer kleinen Finanzspritze - zwar bekam er mehr Geld von seiner Familie als Lucius, aber 100 Sesterzen waren 100 Sesterzen. Also willigte er endlich ein:


    "Also gut, ich schau's mir einmal an und sehe, wie ich dir helfen kann..."


    Zufrieden klappte Lucius die Tafel mit dem gebrochenen Siegel der Schola auf und zeigte sie Antonius. Dieser runzelte die Stirn.


    "Das ist ja eine ganz schöne Menge an Aufgaben!"


    stellte er fest, obwohl er es eigentlich hätte wissen können - immerhin hatte er den Cursus Iuris vor einiger selbst abgelegt hatte (weshalb er für Lucius überhaupt in Betracht gekommen war). Lucius stand auf.


    "Ich hol' das Geld. Lass dir ruhig Zeit."


    Der junge Petronier ging in sein Schlafzimmer und kam kurze Zeit später wieder, in der Hand eine Menge Münzen und dazu eine Rolle aus Euklids Elementen - das war die erstbeste, die ihm in die Hände gefallen war und es musste ja nicht jeder sehen, dass Antonius ihm beim Unterschleif einer staatlichen Prüfung half. Wenn der Alte das herausfand, würde er Lucius vermutlich totprügeln - und Antonius gleich mit!

    Wahrscheinlich? Offensichtlich arbeitete die Schola noch weitaus langsamer und unkoordinierter, als Lucius das bisher von einer öffentlichen Stelle gehört hatte - wobei er selbst aber auch keinerlei Erfahrung mit Verwaltung hatte. Trotzdem und trotz seiner Nervosität war er eigentlich nicht bereit, den ganzen Tag hier zu verbringen - er hatte schließlich noch andere Dinge zu tun.


    "Muss ich dann hier warten?"


    fragte er mit einer Mischung aus Nervosität und Verärgerung.


    Dass die Bearbeitungszeit allerdings ein paar Tage war, eröffnete ihm wieder die Möglichkeit, bei Unklarheiten Eumenius zu fragen - oder vielleicht lieber nicht Eumenius, sondern Iulius. Der war immerhin der Sohn eines Juristen und schien Gesetze mit der Muttermilch aufgesogen zu haben...

    Ein Gewürzladen? Fernhandel? Lesen und Schreiben? Lucius war sich auf den ersten Moment nicht sicher, ob so etwas irgendwie für einen Scriba ausreichte, der ja mehr können sollte als Diktate aufzunehmen. Dann aber kam ihm, dass gewisse Erfahrungen im Handel für einen Aedils-Scriba vielleicht ausreichten. Und abgesehen davon war es ja nicht seine Aufgabe, das zu beurteilen.


    "Naja, du kannst es ja mal probieren. Melde dich in der Curia, das Gebäude dort drüben. Dort sitzen die Duumviri um diese Uhrzeit öfter zu Gericht, vielleicht erwischt du sie danach."


    Er deutete auf das große Gebäude auf der gegenüberliegenden Seite des Forum - eigentlich nicht zu verfehlen...

    Eigentlich hatte Lucius keine große Lust, schon wieder in der Casa Domitia aufzutauchen - er erinnerte sich noch, dass man ihn dort relativ kühl empfangen hatte. Außerdem mochte er Massula, diesen geschwätzigen alten Mann nicht. Doch wie üblich hatte der Alte keine Diskussion mit ihm geführt, sondern einfach den Beschluss gefasst, dass die ganze Familie mitkam.


    Außerdem hatte er dem jungen Petronier einen Eid auf den Stein des Iuppiter abgenommen, heute seine Klappe zu halten und bloß nichts gegen Octavena zu sagen. Nicht, dass er den Zorn des Donnergottes fürchtete - zumal einer Gottheit ein Stein doch reichlich egal sein sollte und solch ein Eid erst recht - aber er war lange genug von dem Veteran erzogen worden um zu wissen, was auf gebrochene Versprechen stand. Das riskierte man lieber nicht.


    Also folgte er mit gelangweiltem Blick den beiden anderen ins Haus und schob die Lacerna, die er zu solchen Anlässen trug, ein wenig beiseite - hier drin war es nicht ganz so kühl wie draußen.

    Bisher hatte Lucius sich noch nie groß darum gekümmert, wie es mit der Stadtverwaltung aussah. Natürlich kannte er die überschaubare Zahl an Scriba und hatte mit dem Chef der Truppe, einem gewissen Palfurius Bolanus schon gesprochen, aber ob irgendwer in die Privatwirtschaft abwandern wollte, wusste er nicht. Oder Moment - hatte der Aedil nicht keinen Scriba zur Zeit?


    "Bist du denn qualifiziert? Hast du Ahnung von Recht und solchen Sachen?"


    fragte er allerdings weiterhin misstrauisch - die Civitas beschäftigte schließlicih nicht jeden dahergelaufenen Mann...

    Nachdem der Wein vorschriftsmäßig vergossen worden war, war nun der Weihrauch an der Reihe. Diesen bekamen die Götter hier in Mogontiacum nicht alle Tage zu riechen - die Laren schon gar nicht - denn immerhin musste er vom anderen Ende des Imperiums hierher transportiert werden. Aber für Divus Augstus war das Beste gerade gut genug und selbst Lucius, der kein Freund von sinnloser Verschwendung war, schon gar nicht an unsichtbare Götter, die sich sowieso so verhielten, wie es ihnen gerade passte, musste anerkennen, dass dieser Mann einiges geleistet hatte. Also kam nun das zweite Gebet:


    "Lares Augusti, Hüter unserer Civitas und unseres Vicus, Kinder des Apollo Mogon, deren Feiertag wir heute begehen!
    Wie der Weihrauch gen Himmel steigt, so mögen unsere Gebete aufsteigen und euch erfreuen!
    Schenkt uns eure Gunst und wacht über unsere Stadt, unseren Vicus und unseren geliebten Herrn, den Imperator Caesar Augustus!"


    sprach er die Worte des Pontifex nach, wobei er sich fragte, wem sein Gebet wohl gerade galt - dem Kaiser in Rom oder dem, der irgendwo im Imperium mit einer Handvoll Soldaten nach Rom marschierte?


    Im Prinzip war es aber egal, die Götter würden schon zeigen, wen sie begünstigten und ex post würden dann die Priester sagen, dass sie es schon immer gewusst hatten - logisch war etwas anderes.

    Ehe Octavena antworten konnte und sich damit vermutlich wieder einmal selbst disqualifizierte, wurde ihr Gespräch plötzlich von einem Fremden gestört. Er musste tatsächlich aus der Fremde sein, denn Lucius hatte ihn noch nie gesehen - bei den Leuten aus dem Vicus Apollinensis war das zumindest der Fall. Abgesehen davon sagte ihm der Name überhaupt nichts.


    "Salve, ich bin der Magister Vici von hier. Petronius Crispus."


    stellte Lucius sich in geschäftsmäßigem, ein wenig abweisendem Tonfall vor. So wie der Kerl aussah, war er nicht sonderlich wichtig und der junge Petronier hatte auch kein Interesse daran, neue Leute kennen zu lernen.


    "Ich habe hier noch nie in einer Herberge geschlafen, ich wohne hier. Aber du kannst es einmal in der Taberna Silva Nigra versuchen."


    schlug er trotzdem vor, denn er wollte doch beweisen, dass er trotz seines Desinteresses an fremden Leuten ein nützliches Mitglied der Gesellschaft war.

    Zum Geburtstag des göttlichen Augustus, der zugleich ein Feiertag Apolls war, war es nicht nur üblich, dass die Duumvirn im Augusteum opferten, sondern auch die Magistri Vici an den Schreinen der Lares Vicorum. Damit es dabei keine Überschneidungen gab, fanden diese Zeremonien am Folgetag statt, der reichsweit auch ein Feiertag war und an vielen Orten mit Spielen gefeiert wurde. Hier in Mogontiacum herrschte allerdings Kriegszustand, sodass man sich die Feiern gespart hatte.


    Nicht sparen konnte sich Lucius allerdings seine Opferpflicht und so musste er wieder einmal im Apollo-Tempel antanzen, diesmal am Schrein der Lares Vicani, der in einer Nische unweit der Cella stand. Inzwischen hatte der junge Petronier allerdings schon einige Opferroutine, denn die Magistri Vici mussten ja regelmäßig den Laren opfern. Und in diesem Rahmen bewegte sich auch das Opfer an diesem Feiertag - nur, dass der Fokus heute etwas stärker auf die Lares Augusti gelegt wurde.


    Wenn Lucius die Götter an sich schon unlogisch erschienen, war es bei den Laren noch weitaus schlimmer - sie hatten nicht einmal einen Namen oder eine festgelegte Zahl. Wenn man den Larenschrein betrachtete, hatten sie noch nicht einmal eine Gestalt, sondern sahen mal aus wie Schlangen, mal wie tanzende Jünglinge. Bei den Lares familiares konnte man sich dabei wenigstens noch vorstellen, dass es die Geister der Verstorbenen waren, aber die Lares Vicani hatten ja überhaupt keine Grundlage in der Realität! Den Germanen konnte das so passen, denn sie verehrten ja nur irgendwelche gesichtslosen Geister, aber dem jungen Petronier, dem sein Vater früher manchmal die Mythen der Götter erzählt hatte, leuchtete all das nicht ein.


    Trotzdem musste er ran und erschien deshalb in seiner Toga, die er wie üblich über den Kopf zog. An Zuschauern waren nicht sehr viele Leute gekommen - die meisten nutzten den freien Tag anderweitig und dachten sich vermutlich, dass sie Divus Augustus gestern ausreichend gefeiert hatten. Lucius konnte es ihnen nicht verdenken - er selbst wäre wohl auch nicht hingegangen...


    "Oh Lares Vicani, Geister des Ortes,
    blickt auf uns, die wir in Eurer Heimstatt leben,
    nehmt an diese Gaben und gewährt uns Euren Schutz!
    Lares Augusti, deren Feiertag wir heute begehen!
    Nehmt an diese Gaben und gewährt uns Euren Schutz!"


    sprach er das Gebet zum Voropfer und griff nach der Patera, mit der er Wein vor dem Altar vergoss, der in der dafür vorgesehenen Öffnung am Fuße des Larenschreins versickerte.

    Die Vorstellung, dass Liebe durch den Magen ging, kam Lucius ein wenig seltsam vor. Natürlich hatte er bisher wenig bis nichts über Medizin gelernt, aber eine Beteiligung des Verdauungsorgans an solchen Gefühlen wie Liebe - er selbst war einmal ein bisschen in Iulius' Schwester verliebt gewesen, dann aber schroff abgewiesen und von den anderen ausgelacht worden - kam ihm doch unlogisch vor. Wenn man die Viersäftelehre einbezog, dann hing Liebe mit... gelber Galle zusammen, wenn er sich richtig erinnerte.


    "Was hat denn Liebe mit Verdauung zu tun?"


    fragte er deshalb etwas verwirrt, während sie auf die Basilica zuhielten.

    Es waren nur ein paar Ecken bis zu dem zentralen Platz von Mogontiacum, an dessen Rand sich stolz die Basilica Germanica erhob, das Geschenk eines reichen Senators. Immer, wenn Lucius sie sah, fragte er sich, ob seine Familie es jemals zu so viel Reichtum bringen würde...


    Aber diesmal hatten sie ja scheinbar nur ein sehr banales Anliegen, das aber zufälligerweise auch in der Basilica gestillt werden konnte. Denn dort gab es einen der besten Eintöpfe Mogontiacums:


    "Gehen wir zu Odalix?"


    fragte der junge Petronier zur Sicherheit, woraufhin Armin sofort nickte. Und dazu gab er Octavena gleich ein paar nützliche Informationen:


    "Odalix macht den besten Eintopf hier, musst du wissen. Der Laden gehört der Familie schon in der dritten Generation. Und der Alte - äh - der ältere Dominus hat dort seine Frau kennen gelernt - also Lucius' Mutter. Beim Vater des aktuellen Inhabers natürlich."


    Zwar hatte Lucius eigentlich nicht mit so etwas gerechnet, aber er ließ seinen Sklaven gewähren. Auch die etwas respektlose Bezeichnung seines Vaters war kein Problem - wenn der Alte nicht in der Nähe war, nannten sie ihn untereinander immer so, sodass er gar nicht bemerkte, dass dies auf Octavena seltsam wirken konnte.

    Die schroffe Begrüßung stimmte Lucius gleich wieder feindselig - wenn der Kerl ein bisschen besser hören würde, hätte er auch das Klopfen gehört und geantwortet. Dann aber wurde es ernst - sein Name stand auf der Liste.


    Damit näherte sich die Prüfung wie eine gefährliche Bestie - die aber scheinbar doch noch ziemlich weit entfernt war, denn offensichtlich mussten erst die Mühlen der Verwaltung losmahlen und ein Magister Iuris befragt werden...


    Aber natürlich war das keine Ansage für einen präzise denkenden Geist wie den des jungen Petroniers, sodass er noch immer etwas verunsichert nachfragte:


    "Wie - äh - lange dauert das?"

    Kurze Zeit später kam Lucius wieder aus dem Haus heraus, dicht gefolgt von Pullo, der seine Tabula sofort wieder Armin in die Hand drückte. Dieser runzelte die Stirn, als er die Notizen überflog. Er kam aber nicht weit, denn sein Herr fragte ihn mit kritischem Unterton:


    "Armin, warum bist du nicht mit 'rein?"


    Natürlich ahnte der junge Petronier bereits, was der Grund war, doch sein Leibsklave und Sekretär wiegelte rasch ab:


    "Ach, ich brauchte 'mal 'ne Pause. Und Pullo macht doch eh nichts als herumzulaufen und grimmig dreinzublicken."


    Zwar musste Lucius diesem Einwand Recht geben, trotzdem blieb er misstrauisch - zumal Armin sofort einen weiteren Vorschlag machte.


    "Geh'n wir jetzt zum Forum vor?"


    "Warum? Hast du schon Hunger?"


    gab Lucius zurück - immerhin hatte er hier zu arbeiten und konnte nicht ständig Pause machen (das heißt, er konnte das schon, aber es entsprach nicht seinem Arbeitsethos). Aber offensichtlich war Armin völlig ausgehungert, denn er gab sofort zurück:


    "Ja, so einen Eintopf hätt' ich jetzt gern. Außerdem wäre eine Pause doch mal ganz gut, oder?"


    Einen Moment zögerte der junge Petronier, dann gab er schließlich nach und der Trupp machte sich auf zum Forum...

    Auch Octavena knickte leider ein und verdarb Lucius damit den Spaß, ihr dabei zuzusehen, wie sie vom Alten eine Standpauke bekam. Natürlich ging auch er selbst nicht mehr darauf ein, sondern zuckte nur mit den Schultern - er hatte es nicht nötig, irgendwelche Entschuldigungen anzunehmen und vermutlich war es seiner Cousine sowieso egal.

    Der junge Petronier grinste hämisch, als Octavena sofort auf seine Provokation einstieg - allerdings leider wenig kreativ. Zwar hatte Lucius noch nicht groß die Aufmerksamkeit von Mädchen erregt, aber er fand nicht, dass er wirklich hässlich war - außerdem war er dank der Plackerei des Alten recht durchtrainiert, wenn er sich mit anderen Jungen seines Alters und Standes verglich.


    Aber anstatt auf ihre Plattitüden zu antworten, gähnte er nur demonstrativ - diese Geste hatte er in der Schule gelernt und er wusste, dass sie einen gereizten Gegner - im damaligen Falle etwa ihn selbst - zur Weißglut trieb. Nach einigem Überlegen hatte er auch den Grund erkannt - sie machte den Eindruck, das Gehörte sein so langweilig, dass man davon müde wurde!

    Zitat

    Original von Petronia Octavena
    Octavena lachte leise.
    "Na ja, ganz so schlimm bin ich vielleicht nicht, aber viel fehlt glaube ich nicht." Sie lächelte ein wenig schief und trank eilig einen Schluck, um etwas zu tun zu haben. Sie gab einfach nur sehr ungern zu, dass sie etwas nicht konnte. Das war einfach nicht ihr Ding.


    Zuerst hatte Lucius gar nicht richtig zugehört, aber jetzt am Ende spürte er doch, dass Octavena auf diesem Feld ein bisschen unsicher war. Neben ihrer ach so tollen Menschenkenntnis konnte sie scheinbar mit wenig praktischen Fähigkeiten aufwarten.


    "Dann müssen wir ihr einen richtig reichen Sack suchen, bei dem sie nichts zu tun hat als gut auszusehen."


    kommentierte er deshalb in Richtung seines Vaters - mit ihr direkt zu sprechen war unter seiner Würde.

    Nachdem niemand sich meldete, zuckte Lucius mit den Schultern. Für einen Moment überlegte er, einfach umzukehren und seinem Vater zu erzählen, dass niemand da gewesen war - aber der Alte würde ihn dafür wohl an die Wand klatschen. Also trat er einfach ein. Dann sprach er den dahinter sitzenden Zuständigen einfach an:


    "Ich bin Lucius Petronius Crispus, Sohn des Marcus, und will den Cursus Iuris ablegen. Hier ist die Gebühr."


    Er holte aus dem Sinus seiner Toga ein kleines Säckchen mit Sesterzen hervor, die er dem Mann auf den Tisch legte. Auch wenn er plötzlich ein bisschen Angst hatte, bei der Prüfung zu versagen - er war ja ein sagenhaft schlechter Redner gewesen, auch wenn das weniger an seiner mangelnden Fähigkeit gelegen hatte, Gesetze zu begreifen. Aber was, wenn er sich unglücklich ausdrückte?


    Plötzlich war es ihm ziemlich warm und unangenehm, was er durch forsches Fragen auszugleichen versuchte:


    "So, wie funktioniert - äh - das jetzt?"


    Naja, so richtig hatte es nicht geklappt...

    Sim-Off:

    WiSim

    [Blockierte Grafik: http://img862.imageshack.us/img862/1286/arminjungklein.jpg] | Arminius


    Jetzt verstand der Sklave etwas besser und lächelte wieder.


    "War nur Spaß, dann geh'n wir hin."


    Für einen Moment überlegte Armin, ob sie das vielleicht gleich tun und damit Lucius' Zorn heraufbeschwören sollten. Aber die Sache war wohl doch ein wenig zu riskant, zumal er ja offiziell der Sekretär des Magister Vici war.





    SKLAVE - MARCUS PETRONIUS CRISPUS

    Die Befehle des Alten waren klar gewesen - und Lucius hatte kein Interesse herauszufinden, was geschah, wenn er seine Drohungen wahr machte. Das würde wahrscheinlich wirklich noch unangenehmer werden als das Ablegen eines Cursus Iuris.


    Also trottete er am nächsten Morgen etwas niedergeschlagen zur Schola - diesem verhassten Ort, der ihn so stark an die Qualen bei Xanthippus und vor allem Eumenius erinnerte. Wenn er es recht wusste, arbeitete letzterer sogar gelegentlich für die Schola Germaniae - hoffentlich begegnete er ihm nicht.


    Zumindest bis zu dem Officium, in dem man sich für den Cursus Iuris anmeldete, gelang das sogar...


    *KLOPF KLOPF*


    machte er sich an der Tür bemerkbar.


    Lucius biss sich auf die Lippe - er hätte es wissen müssen. Das hieß, er hatte es eigentlich gewusst und wider besseres Wissen gehandelt. Die Ohrfeige war zwar heftig gewesen und brannte heiß, aber einen echten Schaden würde er davon nicht behalten - anders als frühere Prügelstrafen. Trotzdem machte es ihn zornig, so behandelt zu werden - er war immerhin ein römischer Bürger und wie Eumenius ihnen immer eingebläut hatte, musste ein Bürger nicht einmal die öffentliche Prügelstrafe erleiden. Und dazu war er nun ein erwachsener Mann - mit Leichtigkeit hätte er seinen Vater niederringen können und ihm ein paar verpassen, dass er nicht mehr aufstünde. Die Gedanken des Knaben gingen zu seinem Schwert, das er dummerweise - oder glücklicherweise vielleicht - in seinem Zimmer hatte.


    Zu sagen hatte er aber nichts mehr - stattdessen starrte er wütend auf sein Kissen und verließ sofort nach dem Essen grußlos das Triclinium.

    [Blockierte Grafik: http://img862.imageshack.us/img862/1286/arminjungklein.jpg] | Arminius


    Das klang ja fast so, als würde sie ihn herumführen - Armin kommentierte deshalb etwas belustigt


    "Also ich war auch schonmal da. Kommt drauf an, ob du noch was dazu wissen willst oder so - ich kenn' dort alles schon zu Genüge."


    Tatsächlich hatte Armin ja oft Lucius zur Schule begleitet und sich teilweise auf dem Forum herumgetrieben, während sein Herr von Xanthippus gequält worden war. Dabei schnappte man natürlich allerlei auf - und außerdem hatte der Alte ab und zu irgendeine Geschichte zu diesem oder jenem Bauwerk erzählt...





    SKLAVE - MARCUS PETRONIUS CRISPUS