Zufrieden stellte Lucius fest, dass sein Vater widerstandslos abgehaun war und marschierte mit stolz geschwellter Brust vorwärts - scheinbar meinte das Schicksal es tatsächlich gut mit ihm: zuerst hatte er seinen Tyrannen getötet, dann war er für die Untersuchungen zuständig erklärt worden und jetzt durfte er auch noch dem eingebildeten Senator die Todesnachricht überbringen - besser konnte es kaum werden!
Mit diesen Gefühlen erreichte der kleine Tross die Casa Vinicia, wo sie zum Stehen kamen. Der junge Petronier bemühte sich, einen neutralen Gesichtsausdruck aufzusetzen - ein breites Lächeln wäre wohl doch zu verräterisch gewesen - dann klopfte er.
"Ich habe eine wichtige Nachricht für Vinicius!"
begrüßte er den Ianitor, der anhand der beiden Leichen wohl schon ahnte, worum es ging. Auf jeden Fall wurde er blass und rannte weg, wobei er die Tür ganz vergaß.
Einen Moment blieb Lucius unschlüssig stehen, dann trat er durch die Pforte und durchquerte das Vestibulum, in dem er niemanden antraf. Den Legionären gab er ein Zeichen, ihm mit den Tragen zu folgen. Und so trafen sie am Eingang des Atrium auf den alten Decurio.
Tatsächlich hatte dieser sich schon gefragt, wo sein Junge steckte - er war ja nicht nach Hause gekommen, wie die Sklaven ihm berichtet hatten. Als er die beiden Schemen unter den Decken entdeckte, wusste er sofort, was geschehen war und stürzte sich auf die erste von beiden. Sein Gesicht war schmerzverzerrt, als er das Laken herunterriss, die Leiche des Dieners sah und weiterstürzte, um über Caius' Bahre zusammenzubrechen und ins Schluchzen zu geraten.
"Vinicius, ich bin der - äh - Magister Vici..."
bemerkte Lucius völlig unpassend, aber der Vinicier hörte ihn gar nicht. Wie er so über das Laken gebeugt war, unter dem sein toter Sohn lag, und sich wie ein kleines Kind die Seele aus dem Leib heulte, flackerte bei dem Petronier kurz ein Hauch von Mitgefühl auf - der aber rasch von grimmiger Genugtuung verdrängt wurde. Das hatte er jetzt davon, dass er seinen Sohn verhätschelte!