Beiträge von Lucius Petronius Crispus

    Der junge Petronier wies Armin an, das festzuhalten. Tatsächlich sah das Reservoir nicht gerade zum Feuerlöschen geeignet aus - aber man musste jede Option genau erwägen, um ein vollständiges Bild zu erhalten.


    "Dann sind das alle Feuerstellen und Brunnen im Haus, korrekt?"


    fragte er sicherheitshalber - wenn ihn seine Erinnerung allerdings nicht täuschte, dann war es das gewesen. Leider, ohne dass er den hohen Senator gesehen hatte...

    Der junge Petronier verschränkte die Arme vor der Brust und starrte die Härchen auf seinem Arm an - er hatte jetzt tatsächlich keine Lust mehr, mit Octavena zu diskutieren. Zwar musste er zugeben, dass er nicht viele Freunde hatte - genaugenommen nur Armin - aber so etwas von einer Verwandten zu hören, war doch verletzend.


    Schon spielte er wieder mit dem Gedanken, seinen Ärger an irgendeinem Bürger auszulassen...

    Offensichtlich wusste Octavena nicht so recht, was "logisch" bedeutete - das lag vermutlich daran, dass sie nie eine vernünftige Schule besucht hatte. Aber er hatte jetzt auch keine Lust, sie in die Feinheiten logischen Denkens einzuweihen, wo sie es vermutlich sowieso nicht verstand.


    "Von meinen Freunden erwarte ich aber interessante Geschichten!"


    gab er deshalb einfach zurück - auf dieser Ebene kam die geschwätzigen Weiber wahrscheinlich besser mit...

    Wie konnte man sich denn einreden, dass etwas logisch war? Entweder es war logisch, oder es war nicht logisch - da gab es doch wohl kaum Spielraum.


    "Blödsinn! Du redest dir nur ein, dass es etwas bringt! Mich ständig von irgendwelchen Geschichten nerven zu lassen steht in keinem Verhältnis zum Nutzen! Und überhaupt - es ist auch völlig unlogisch, das Anhören von langweiligen Geschichten mit Freundschaft zu verwechseln!"


    Wenn man mit ein bisschen Rationalität an die Sache ging, war es ganz einfach - wahrscheinlich lag es daran, dass Frauen nicht so richtig vernunftbegabt waren...

    Für einen Moment schwieg Lucius wieder - dass man ihm unterstellte, er weigere sich einfach, das Problem zu erfassen, ärgerte ihn wieder aufs Neue. War es etwa seine Schuld, wenn Octavena unlogisch argumentierte? Es war unmöglich für ihn, unlogischen Argumentationen zu folgen - zumal sie ja auch sonst auf tönernen Füßen standen. Die These von Eumenius, dass man auch durch emotionale Aufladung das Publikum für sich gewinnen konnte, gefiel dem jungen Petronier kaum - ein Sophist konnte er kaum werden.


    "Wie soll man auch sowas Unlogisches verstehen..."


    brummte er schließlich...

    Auch wenn Lucius wusste, dass man Hunde durch Selbstbewusstsein beeindrucken konnte, folgte er dem Ianitor auf dem sicheren Bogen um die Kettenhunde, ohne sie aus den Augen zu lassen. Selbst Armin, der ihnen folgte, wirkte von ihnen beeindruckt.


    Dann betraten sie auch schon den Garten - ein komplettes Gegenprogramm zu dem eher tristen Hof neben der Küche. Hier wuchsen Pflanzen, die es ganz sicher nicht in der germanischen Wildnis gab, nicht einmal Morag hatte so etwas im petronischen Innenhof gepflanzt (und der hatte einen grünen Daumen). Wie der junge Petronier allerdings auch feststellte, waren es weitgehend Büsche und Blumen, die keinerlei Frucht abwarfen - folglich also völlig nutzlose Pflanzen. Die Mühen, die sie kosteten, standen in keinem Verhältnis zum Ertrag.


    "Das hier wird von einer Zisterne gespeist, richtig? Und wo ist die?"


    fragte er dann und sah sich den kleinen Brunnen noch einmal genauer an. Er war tatsächlich kaum als Löschwasserreservoir geeignet - ein ordentlicher Eimer würde vermutlich nicht einmal in das Becken passen. Aber vielleicht die Zisterne - diese musste ja logischerweise weiter oben liegen, um den Wasserdruck zu erzeugen, der für einen Springbrunnen nötig war (das wusste er von Xanthippus!).

    Dicht neben seinem Vater stand auch Lucius und beobachtete die Soldaten. Obwohl der Alte ihm mit seinen Schikanen, die angeblich ach so soldatisch waren, das Leben zur Hölle gemacht hatte, übte die Truppe doch eine seltsame Faszination auf ihn aus. Immerhin fühlte er sich nach der harten Schule jedem einzelnen Legionär ebenbürtig - was ihm nützen würde, wenn er einst selbst an der Spitze einer solchen Truppe stand. Immerhin hatte sein Vater ihm auch ausführlich erklärt, was die ritterlichen Offiziere für Aufgaben hatten und, dass er davon ausging, dass auch Lucius einmal zu ihnen gehören würde.


    Etwas abseits erblickte der junge Mann auch Duccius Marsus - wenn er an die Duccier dachte, musste er gleich an die Gefahr denken, die ohne den Schutz der Legionen über dem Land lag...

    Kohlepfannen - Lucius kannte nur die Kohlebecken, die sie zu Hause aufstellten. Aber vermutlich gab es sie auch in tragbar und dann hießen sie wohl anders. Natürlich war auch das eine gewisse Feuergefahr, denn glühende Kohlen auf Teppichboden konnten leicht zu Bränden führen - andererseits konnte er ihren Gebrauch wohl kaum verbieten.


    Also sagte er vorerst nichts und ging voraus, die Treppe hinauf und wandte sich dann nach links, dicht gefolgt von Armin. Dabei warf er noch einen letzten Blick auf die Hunde, die ihre Köpfe wieder gehoben hatten und ihn feindselig anstarrten. Lucius tat es ihnen gleich und starrte feindselig zurück, dann blieb er unschlüssig stehen - wo war der Garten?

    Im Gegensatz zu sonst, wo der Domitier immer gern aus dem Nähkästchen plauderte (zumindest hatte Lucius diesen Eindruck), war er heute kurz angebunden. So viel zum Thema "nett sein und Leute für sich gewinnen" - da konnte Octavena mal sehen, wie nutzlos das war.


    "Vale!"


    sagte er deshalb und machte sich auf den Weg zu dem Schuster, den man offensichtlich nur von außen betreten konnte. Auf dem Weg sah er sich noch die Notizen von Armin an...

    "Ich weiß!"


    gab Lucius noch immer etwas angesäuert zurück - dieser Typ hatte ihn schon das letzte Mal, als er Marsus besucht hatte, hierher geführt. Da lag der Analogieschluss nahe, dass man alle Besucher hier empfing, zumal der Raum auch repräsentativ gestaltet war. Die Idee mit dem offenen Kamin war auch wirklich gar nicht mal so schlecht, auch wenn sie etwas unrömisch war...


    "Die Wände sind aus Stein?"


    fragte er streng.

    Wieder ging es ein Stück durch die Anlage, deren Größe den jungen Petronier immer mehr beeindruckte - eines Tages wollte er auch in so einem Haus wohnen. Wenn alles glatt ging, würde er ja immerhin bald Eques sein, und von da aus konnte man ja sogar bis in den Senat gelangen...


    Aus diesen Gedanken wurde er allerdings gerissen, als sein Fuß beim Eintritt in das Hypokausten-System ins Leere trat - er hatte die Warnung überhört. Glücklicherweise stürzte er nicht, sondern konnte sich an der kalten Wand halten.


    "Hoppla!"


    rief er dabei aus und fragte sich kurz, ob man solche gefährlichen Wege nicht auch verbieten sollte. Aber da nunmal jeder so viele Treppen in der Dunkelheit bauen konnte, wie er wollte - und es auch noch das Haus eines Senators war - verwarf er den Gedanken.


    Als der Ianitor dann ein wenig Licht entzündete, war dem Magister sofort klar, dass er umsonst hier hinabgestiegen war - ein Blinder hätte wohl gesehen, dass hiervon keine Feuergefahr ausging.


    "Das ist - äh - in Ordnung. Gibt es noch weitere Feuerstellen? Und das Nymphäum würde ich auch noch ansehen."

    Zitat

    Original von Faustus Domitius Massula
    "Nein, wir heizen mit den üblichen Kohlebecken. Wenn ich einen Hypokaust einbauen wollte, müsste ich erst mal die halbe Bude abreißen. Aber im Vorderhaus habe ich Räume an den Schuster Sufa vermietet. Dort steht der gleiche Herd wie hier in der Küche. Bei dem habe ich auch gleich die Tuffplatten einbauen lassen."


    Panphilos drehte sich in der Tür noch einmal um und wollte wissen, ob ich eine Toga mitnehmen wolle. Ich schüttelte mich: "Nein, das tu ich mir nicht an, dass wir nach einem stundenlangen Ritt noch eine große Umkleideorgie veranstalten. Ich nehm das Zeug mit, was ich letzten Sommer in Bonna gekauft habe, das kann man auch beim Reiten tragen. Es ist in der Truhe in der Bibliothek."


    "Dann möchte ich den auch noch sehen."


    stellte Lucius fest - er wollte sich lieber nicht auf die Worte dieses Dampfplauderers verlassen, selbst wenn er offensichtlich viel zu tun hatte. Aber wohin würde er schon verreisen? Wahrscheinlich wollte er sowieso nur feige die Flucht antreten, weil er sich wegen der abgezogenen Truppen in die Hose machte - wahrscheinlich sogar direkt zu seinen barbarischen Verwandten.


    Da es ihn aber doch ein bisschen interessierte - allein, um seine Vorurteile bestätigt zu wissen, fragte er doch


    "Du verreist?"

    Der junge Petronier hatte das dumme Gefühl, der Ianitor nahm ihn nicht so ganz ernst. Das letzte Mal war er ein bisschen höflicher gewesen... Da er diesmal aber nicht bereit war, ein bisschen mitzudenken, erklärte Lucius genervt:


    "Ich muss alle Feuerstellen des Hauses inspizieren, sowie alle Brunnen und Wasserspeicher!"

    Einen Moment hoffte Lucius, dass der Senator ihn empfangen würde, wenn er von seiner Anwesenheit erfuhr. Dann wischte er diesen Gedanken aber rasch beiseite - letztlich war ein Senator auch nicht sehenswerter als eine hübsche Frau. Und aus der Ferne hatte er den Aurelier ja schon gesehen...


    "Nein, das Hypokaustum."


    bestätigte der junge Petronier deshalb, obwohl er eigentlich keine Lust hatte, diesen sicherlich ebenfalls ziemlich heißen Bereich zu besuchen. Andererseits war es ja fast Sommer, da benötigte wahrscheinlich selbst ein verwöhnter Senator keine Fußbodenheizung...

    Dass er das Wasserfass übersehen hatte, war natürlich etwas peinlich und der Petronier errötete ein wenig. Dann erinnerte er sich aber, wer er war und dass das jedem mal passieren konnte.


    "Das...äh dürfte ausreichen."


    konstatierte er endlich und gab Armin ein Zeichen, dass er das notieren sollte. Zwar hatte der Domitier offensichtlich genügend Wasser, um eine ganze Therme zu eröffnen, aber eine eine Frage blieb noch: hatte er auch genügend Feuer?


    "Hast du noch woanders ein offenes Feuer?"


    war deshalb die wohl letzte Frage.

    Wieder nickte Lucius kundig. Eine Zisterne war kein guter Feuerschutz - gerade in warmen Perioden, wo sie leer war, bestand erhöhte Brandgefahr. Zumindest bei Häusern wie diesem, in dem Brände wohl kaum ausbrachen, weil die Leute Fenster und Türen vor der Kälte verriegelten und ihr offenes Feuer zu hoch schürten.


    "Wenn die Küche in Brand gerät - genügt dann das Wasser hier zum Löschen? Oder gibt es dafür einen Plan?"

    Beliebtheit - Lucius wusste nicht recht, ob ihr Nutzen die Kosten wert war, die sie erzeugte. Ihm jedenfalls fiel es nicht sehr leicht, Interesse zu heucheln oder auch nur Leuten, die er nicht mochte, ein Lächeln zu schenken.


    "Naja, das klingt mir ein bisschen vage..."


    Das war alles, was er dazu zu sagen hatte. Deshalb wandte er sich um und ging ein Stück weiter. Dabei versuchte er, die Behauptung seiner Cousine logisch und ökonomisch zu durchdenken. Aber ihm fehlten Werte - wie viel brachte ihm zum Beispiel ein Lächeln? Oder das Anhören einer langweiligen Geschichte?

    Zitat

    Original von Faustus Domitius Massula
    Alwinas Neugierde hatte sich ungebrochen erhalten. Sie würde auch geraderaus den Kaiser fragen, warum er eine Krone auf dem Kopf herumträgt. Ich amüsierte mich über das Herrschaftsgehabe von Petronius, der mit finsterem Blick meinen Herd beäugte.


    "Salve, Alwina. Ein Magister Vici ist sozusagen der 'kuningaz' des Ortsteils, in dem wir wohnen. Er will jetzt nachsehen, ob mein Herd in Ordnung ist".


    Ich wandte mich, nachdem ich das Amüsement aus meiner Mimik vertrieben hatte, an Crispus: "Lass die beiden in Ruhe. Du kannst dich ja, wenn es irgendwas gibt, an mich halten. Wie du siehst, sind die Steinplatten auf dem Herd funkelnagelneu. Vorher waren Ziegelplatten drauf, die mit der Zeit das Bröseln angefangen haben. Ich hab sie jetzt gegen Tuffsteine aus der Silva Arduina austauschen lassen. Kann ich dir nur empfehlen. Die sind wirklich feuerfest."


    Hoppla - Lucius hatte ganz übersehen, dass Massula mit ihm eingetreten war. Zwar übernahm er die dumme Frage der Germanin - das lag wahrscheinlich seiner altklugen Ader - dafür machte er aber auch von seinem Hausrecht Gebrauch. Einen Moment überlegte Lucius, ob er auch ihn drohen sollte, dann erinnerte er sich daran, dass es seinem Vater gar nicht gefallen würde, wenn der Domitier petzte. So zwinkerte er kurz und beschloss dann, die beiden Germanen einfach zu ignorieren und nur noch mit Massula zu reden.


    "Ja, das ist... in Ordnung."


    Auch der Boden unter dem Herd wirkte akzeptabel.


    "Hast du etwas zum Löschen, falls das Feuer außer Kontrolle gerät?"


    fragte er dann.

    Die Art und Weise, wie der Koch ihn behandelte, gefiel Lucius überhaupt nicht. Kurz sah er sich um, entdeckte die Germanin, die mit ihnen hereingehuscht war und fragte sich, was für eine Funktion sie hier erfüllte. Offensichtlich war sie aber eine Art Freundin des Kochs, was darauf schließen ließ, dass sie eine Dienerin des Hauses war...


    "Ich bin der amtierende Magister Vici Lucius Petronius Crispus und ich führe eine Feuerschutzkontrolle durch!"


    erklärte er ein wenig gereizt und stemmte die Fäuste in die Hüfte. Hier hatte er es wieder einmal mit einem hübschen gemauerten Herd zu tun, der keinerlei Anlass für Beschwerden bot - andererseits wollte der junge Petronier diesem unverschämten Trampel doch zeigen, wozu er fähig war...


    "Und wenn du unkooperativ bist, werde ich eine Strafe verhängen!"


    fügte er deshalb an - womit er allerdings vermutlich niemanden würde beeindrucken. Aber jugendlicher Starrsinn verführte eben manchmal zu peinlichem Verhalten...