Beiträge von Lucius Petronius Crispus

    Die Augenmuskulatur Octavenas musste inzwischen schon erschöpft sein, was dem jungen Petronier aber nicht auffiel - er fühlte sich rundum zufrieden und sah seine Cousine nur ungläubig an, als sie sich über sein Verhalten beklagte. Frauen verstanden so etwas einfach nicht...


    "Nein, wieso?"


    fragte er deshalb - er wusste nicht einmal, worauf sie hinauswollte!

    Das Ritual war noch seltsamer, als er gedacht hatte. Er fühlte das feuchte Blut an seiner Handfläche, die Hitze der Flamme und dann das Zischen, als die Tropfen in der Kerze verdampften. Dazu noch die unbekannte Sprache, in der Hamilkar sprach - er fühlte sich, als wäre er irgendeiner fremden Kultgemeinschaft beigetreten. Vielleicht hatte der Punier ihn auch verflucht? Aber Unsinn, dafür gab es keinen Grund und die Götter hatten sicherlich auch kein Interesse daran.


    "Nein."


    sagte er deshalb knapp, um nicht auch noch die römischen Götter einzubeziehen - es war ohnehin unlogisch, dass Hamilkar den Bund brach, denn Lucius konnte sich weitaus leichter aus der Affäre ziehen.

    Auf seiner Tour durch den Vicus Apollinensis kam Lucius auch bei der Casa Duccia vorbei. Dass hier eine der mächtigsten Familien Mogontiacums lebte, flößte ihm zwar schon einen gewissen Respekt ein, andererseits gelang es ihm recht leicht, diesen dadurch zu verdrängen, dass er an seine Verachtung dachte, die er gegenüber diesen Germanen empfand.


    Nachdem sein Begleiter, einer der beiden Veteranen, geklopft hatte, sammelte er sich deshalb noch einmal, rief sich das selbstgefällige Gesicht von Duccius Marsus vor Augen und befühlte das Gladius, das unter seiner Toga versteckt war. Eigentlich war es nicht unattraktiv, diesen Ducciern das gleiche zukommen zu lassen, was er Caius angetan hatte...

    Lucius wünschte sich, er hätte bei Eumenius besser aufgepasst, als dieser das Thema Recht besprochen hatte - durfte man solche Verträge abschließen? Und was konnte man dort hineinschreiben, ohne dass jemand Probleme bekam? Oder er sich im Falle des Falles geschickt herauswinden konnte? Sollte er Iulius, den Anwalt seines Vaters fragen? Oder würde der Alte dann nicht davon erfahren und sich einmischen?


    Ehe er diese Gedanken zu Ende denken konnte, ging aber alles ziemlich schnell. Als Hamilkar das kleine Messer zückte, zuckte der junge Petronier sogar ein wenig und griff unwillkürzlich nach seiner Seite, wo normalerweise sein Gladius unter dem Mantel verborgen war - er hatte es allerdings zu Hause liegen gelassen, sodass er seine Hand etwas beschämt zurückzog. Dabei fragte er sich, was die Götter von solchen Verträgen wohl halten mochten - einerseits war dies völlig irrational, denn es gab keine stichhaltigen Beweise, dass solche Verfluchungen und Versprechungen die Götter irgendwie beeinflusste, andererseits beeindruckte allein das Ritual den jungen Mann. Obwohl auch dieses ihm barbarisch und fremd vorkam, wagte er nun keinen Rückzieher - am Ende stand er sonst als Feigling da. Also hielt er seine Hand ebenfalls über die Kerze, bis es ihm zu heiß wurde - wobei er annahm, dies sei eine punische Geste für ein solches Vertragsritual - und ritzte sich dann in die Handfläche. Danach hielt er die Hand hin - was musste er nun tun? Er wagte es nicht zu fragen, um nicht als unwissender und unerfahrener Jüngling dazustehen, sodass er hoffte, dass Hamilkar wieder die Initiative übernahm.

    Nachdem er den Bereich um den Tempel des Apoll kontrolliert hatte, war auch das Gebiet des Vicus dran, in dem die Villa Aurelia lag. So erschien der junge Magister Vici zusammen mit seinen beiden Veteranen und Armin, seinem Sekretär und Leibsklaven, vor der Villa - natürlich ein bisschen nervös, denn er wusste ja, dass der gebannte Senator hier wohnte.


    *KLOPF KLOPF*


    meldete Pullo sich an der Tür.

    Zitat

    Original von Sicca Magonidas
    "Oh entschuldige das ich dich ins Schwitzen bringe", sagte Sicca mit einem aufreizenden Lächeln als sie Lucius Zustand bemerkte.
    "Ich vergesse manchmal das nicht jeder die Küche meiner Heimat so gewohnt ist."
    Sie goß in einen Becher Wein und verdünnte diesen mit etwas Wasser.
    "Hier zum abkühlen."


    Es war dem jungen Petronier etwas peinlich, dass Sicca seine Reaktion bemerkt hatte - es war doch irgendwie unmännlich, sich von scharfem Essen beeindrucken zu lassen. Außerdem war die römische Küche manchmal ja auch nicht unbedingt mild - die punische toppte das offensichtlich noch.


    Obwohl er wusste, dass Trinken die Schärfe nur weiter verteilte, konnte er dem Drang, den vom Brot getrockneten Mund zu befeuchten, nicht widerstehen und trank einen großen Schluck. Glücklicherweise hatte das Brot die meiste Schärfe aber mit der Spucke aufgesaugt, sodass es tatsächlich besser war. Erst dann hatte er Zeit, über die Bemerkung Siccas nachzudenken, dass sie ihn ins Schwitzen brachte.


    "Das - äh - ist nur der Regen."


    sagte er deshalb etwas nervös und wischte sich über das Gesicht, wo sich tatsächlich Regentropfen und Schweißtropfen mischten. Wie zum Beweis griff er nach einem weiteren Stück Brot und tunkte es in die Schüssel, allerdings nicht ganz so tief. Dieses schlang er gierig hinunter, um die Schärfe nicht zu lange im Mund zu behalten - stattdessen brannte nun aber seine Kehle, sodass er in Ermangelung weiteren Brotes doch zur Wein-Herunterspül-Variante greifen musste. Wieder breitete sich Hitze im Mundraum aus.

    "Du musst den Ofen abreißen und einen neuen bauen - einen sicheren natürlich!"


    stellte Lucius schließlich fest und funkelte den Händler aggressiv an - er würde schon sehen, was er davon hatte, einen Petronier zu hintertreiben. Dumnorix sah ihn erst etwas verwirrt an, dann rang er sich ein Lächeln ab.


    "Das ist nicht dein Ernst, junger Mann. Das sind doch ganz normale Gebrauchsspuren!"


    Diese Beschwichtigungsrede war der Tropfen, den Lucius brauchte, um das Fass zum Überlaufen zu bringen. Er ballte die Faust und stieß sich den Daumen auf die Brust - obwohl sie den Drang hatte, nach dem Schwert unter der Toga zu greifen.


    "Ich bin der zuständige Magister Vici hier! Ich bin für diesen Vicus verantwortlich und wenn ich sage, der Herd wird abgerissen, dann wird er abgerissen!"


    fauchte er ihn an und verschränkte die Arme vor der Brust - er würde noch sehen, wohin ihn seine Nörgelei brachte! Allerdings schien der Hausbesitzer etwas besser verstanden zu haben, denn er hob beschwichtigend die Hände.


    "Aber man wird doch über so etwas reden können."


    Oder auch nicht. Das Angebot verärgerte Lucius nur noch mehr und am liebsten hätte er den Mann sofort angezeigt - einzig sein rationaler Verstand sagte ihm schnell, dass seine Handhabe äußerst gering war.


    "Glaubst du, ich bin bestechlich? Vergiss es! Wenn der Herd morgen noch hier steht, wirst du eine Strafe bekommen! Basta!"


    Damit drehte er sich zu Octavena und Armin, gab ihnen einen Wink und stolzierte aus dem Haus. Nachdem er die Tür ins Schloss geworfen hatte, entspannte sich seine Miene wieder etwas - er wirkte fast ein bisschen befreit.


    "Dem hab ich's gezeigt! Der wird sich in Zukunft zweimal überlegen, wie er mit einem Magister Vici spricht! Arminius, notier' eine Kontrolle morgen - er soll lernen, dass ich meine Drohungen wahr mache!"

    Zitat

    Original von Sicca Magonidas
    "Sehr gerne... dazu würde ich dir noch etwas Hühnerfleich empfehlen", Sicca winkte eine Sklavin her die ein Stück Fleisch abschnitt. Sicca hatte unterdessen etwas auf ein Stück Feinkeramik gehäuft und legte nun das Stück Fleisch daneben. Beides reichte sie Lucius.
    "Es ist aus meiner Heimat und eine Art Würzpaste. Meistens isst man sie mit Brot oder eben mit einem Stück Fleisch. Ich hoffe es schmeckt dir. Trinkst du Wein dazu?"


    Sicca schenkte ihm ein Lächeln und klimperte mit den Augen. Sie hatte sich heute wirklich Mühe mit ihrem Aussehen gegeben. Sie unterschied sie nur stark von ihrer jüngeren Schwester wo diese quasi die "Unschuld" war, war sie die "Versuchung".
    Das die Würzpaste nebenbei sehr scharf war erwähnte sie nicht.


    Das Hühnerfleisch klang gut und Lucius nickte nur. Dass man dieses Zeugs auf Fleisch oder Brot streichen sollte, klang logisch - es pur zu essen war doch etwas seltsam. Natürlich nickte er auch zum Wein und griff dann nach dem Brot, während er auf das Fleisch von seiner hübschen "Bedienung" wartete. Jetzt, wo Nicaea weg war - er warf ihr nur einen kurzen, sehnsüchtigen Blick hinterher und zwang sich dann, von ihr abzulassen - konnte er sich die Umsorgung von Sicca auch etwas mehr gefallen lassen.


    Als er das Brot in den Mund steckte, stutzte er allerdings etwas. Dieses Zeugs brannte auf seiner Zunge wie das prasselnde Feuer in der Senke. Wie er wusste, musste man gegen Scharfes Brot nachessen, sodass er sich das ganze restliche Stück in den Mund schob, während sein Kopf unter der nassen Kapuze ebenfalls feucht wurde - die Schärfe trieb ihm den Schweiß aus den Poren.

    "Mir egal."


    sagte der junge Petronier ein bisschen nervös. Zwar war er zu dem Schluss gekommen, dass es unlogisch war, die Götter zu fürchten - andererseits war er sich nicht völlig sicher, dass dem wirklich so war. Außerdem fragte er sich, welches Blut der Punier meinte - vielleicht gar das eigene?


    Vor allem wusste er aber nicht, wie verbindlich man einen Vertrag schließen konnte, der noch von so vielen Variablen abhing wie der hiesige. Und Rechtskraft würde ihm wohl ohnehin nicht zukommen, denn das Verdrängen der Konkurrenz gehörte wohl kaum zu den legalen Geschäftspraktiken...


    "Ich hätte - äh - an eine mündliche Absprache gedacht, bis wir das Geld und alles zusammen haben. Oder?"


    fügte er nach kurzem Überlegen an.

    Geschicklichkeit und Körperkraft besaß Lucius ebenfalls - nicht umsonst hatte sein Vater ihn ständig ringen und fechten lassen. Er hatte sogar das Gefühl, schon eine ganze Grundausbildung durchlaufen zu haben - da war er doch wohl jedem Handwerker in Mogontiacum körperlich ebenbürtig.


    "Ich bin auch geschickt und kräftig!"


    warf er deshalb beleidigt ein - was fiel es dem Duccier überhaupt ein, über seine Ziele und Aufgaben zu urteilen? Dieser Germane hatte doch überhaupt keine Ahnung!


    "Und es geht ja sowieso darum, das ganze organisieren! Das kriegt ein einfacher Handwerker doch gar nicht gebacken!"

    "Achso, gut!"


    antwortete Lucius etwas verwirrt - das Wort "Besiegeln" hatte für ihn doch eine etwas andere Konnotation. Vermutlich lag es daran, dass Hamilkar kein Muttersprachler war...


    Mit einem Zug leerte er das Bier - er wusste nicht mehr, was er mit dem Magoniden bereden sollte.

    Grummelnd ging Lucius in den Innenhof und würdigte Octavena keines Blickes - er musste zugeben, dass sie diesmal triumphiert hatte. Allerdings würde dafür jemand anders bezahlen und dieser jemand stand soeben vor ihm und ahnte nicht, was er angerichtet hatte.


    "Dumnorix, dann zeige mir doch mal deinen Herd."


    Die Frage überraschte den Händler, aber er deutete doch auf einen Flur und führte das Grüppchen in die kleine Küche des Hauses. Dort stand - wie man es erwarten konnte - ein gemauerter Herd, in dem ein kleines Feuer glomm.


    "Die Oberfläche ist aber ganz schön rissig!"


    bemerkte der junge Petronier mit spöttischem Unterton und gab Armin ein Zeichen, dass er das notieren sollte.


    "Der Herd ist heiß, da ist es normal, dass es Risse gibt!"


    rechtfertigte sich Dumnorix wahrheitsgemäß, doch Lucius fuhr fort:


    "Und die Schwärzung an der Wand? Das sieht verdächtig aus, als wäre das Herdfeuer öfter nicht unter Kontrolle!"


    Tatsächlich befand sich über der Öffnung des Herdes eine schwarze Stelle an der Wand - vermutlich waren die Flammen beim Anschüren aus der Öffnung gelodert.


    Leider zeigte Nicaea weiterhin kein Interesse, sondern wandte sich sogar Octavena zu - war ja klar, dass sie sich jetzt auch noch mit seiner Feindin verbündete. Blieb dem jungen Petronier nur die Möglichkeit, sich ein bisschen mit der Älteren zu vergnügen, auch wenn sie nicht so recht sein Typ war.


    "Dann nehme ich...davon."


    sagte er und deutete auf ein Schüsselchen, dessen Inhalt er nur erraten konnte. Zugleich setzte er sich auf die etwas feucht gewordene Decke - verdammtes Mistwetter! Schon das war ein Beweis, dass die Götter es nicht allzu gut mit den Menschen meinen konnten!

    Natürlich musste Octavena auch hier meckern - er hätte sie zu Hause lassen sollen. Jetzt stellte sie ihn vor allen Leuten bloß und strafte ihn Lügen. Tatsächlich belustigte das ganze Dumnorix ein bisschen und trieb den jungen Petronier die Schamesröte ins Gesicht.


    "Was ist das denn für eine Scriba?"


    fragte er und grinste.


    "Das ist eine aufmüpfige Verwandte, der ich ein bisschen Mogontiacum zeigen wollte. Aber sie kann ruhig hier warten!"


    gab er endlich zu und schickte einen mörderischen Blick zu seiner Cousine, die nach wie vor nicht besonders zufrieden aussah.


    "Achso! Naja, dann kann sie ruhig mit 'reinkommen!"


    antwortete der Händler und Lucius musste seine Verwandte notgedrungen doch mitnehmen.

    Besiegeln? Lucius besaß nicht einmal ein eigenes Siegel, sondern konnte nur das seines Vaters verwenden - aber genaugenommen war er ja auch keine Rechtsperson. Aber auch sonst ging ihm das ganze ein bisschen schnell:


    "Moment - hast du schon Planungen angestellt, welche Kosten auf uns zukommen? Ich müsste das Geld noch auftreiben, vorher kann ich nichts besiegeln..."


    Woher das Geld kam, war dem jungen Petronier noch völlig schleierhaft - wenn er recht darüber nachdachte, würde er auf jeden Fall seinen Vater bitten müssen. Und je mehr er darüber nachdachte, desto sicherer war er sich, dass der Alte kein Interesse an solch einem Geschäft hatte - weil er es seinem Sohn missgönnte, wirtschaftlichen Erfolg zu haben!


    "Hast du schon das Geld und alles?"


    fragte er in der Hoffnung, nicht der einzige zu sein, der nicht einfach so mir nichts, dir nichts ein Geschäft eröffnen konnte.

    Natürlich fühlte Lucius sich sofort persönlich angegriffen - der eingebildete Duccier, der bei seiner ersten Amtszeit als Duumvir wohl kaum älter als er selbst gewesen - zumindest schätzte er das, denn nach sechs Jahren im Amt wirkte er noch immer nicht wirklich alt - höchstens dreißig.


    "An Nicht-Feiertagen arbeiten die Handwerker wahrscheinlich in ihren Werkstätten. Da haben sie natürlich keine Zeit für Übungen."


    konnte er leicht auf die erste Frage antworten, die zweite, viel wichtigere, war allerdings ein Problem. Lucius wollte sich beweisen, wollte seinem Vater und ganz Mogontiacum zeigen, dass er nicht mehr der kleine Junge war, den Leute wie Caius oder Eumenius herumschubsen konnten, wie es ihnen passte. Dummerweise wusste er aber sehr genau, dass sein bloßer Wille kein logisches Argument war - er musste aber irgendetwas erwidern.


    "Äh... Immerhin war es meine Idee! Und ich bin wenigstens ein neutraler. - äh - Dritter. Die Handwerker sind doch so zerstritten."


    Obwohl er wusste, dass diese Argumentation schwach war - Eumenius hätte sie schneller zerpflückt, als Lucius "Ars Oratoria" sagen konnte - gab es doch eine gewisse Evidenz, die darauf hindeutete: Die Töpfer von Vicus Apollinensis mochten die von Vicus Novus nicht und würden wohl nie einen Magister der Konkurrenz akzeptieren. Andererseits war dies eine äußerst schwache empirische Basis...

    Schließlich öffnete sich die Tür und ein etwas verwirrt dreinblickender Mann mit Schnauzbart trat heraus. Lucius sah ihn mit festem Blick an und sagte


    "Ich bin hier, um als Magister Vici dein Haus zu kontrollieren. Es geht um die Einhaltung des Feuerschutzes. Darf ich eintreten?"


    Zwar wusste der Händler, dass der junge Petronier dieses Jahr als Magister fungierte, aber die große Schar um ihn herum machte ihn doch etwas misstrauisch.


    "Hast du deine ganze Familie mitgebracht?"


    fragte er deshalb und kratzte sich am Kopf. Für Lucius kam die Frage unvorbereitet und er interpretierte sie, als würde man ihm nicht zutrauen, seine Aufgaben allein wahrzunehmen - was dachte sich dieser Gallier bloß? Verärgert antwortete er deshalb


    "Nein, das sind meine...Helfer - äh - Sekretäre! Ich brauche aber nur einen in deinem Haus. Arminius?"


    Dumnorix schien das nicht so ganz zu glauben, was dem jungen Petronier wiederum eine leichte Schamesröte ins Gesicht trieb - dem würde er es zeigen! Dann trat er ein und ließ Octavena mit den beiden Veteranen vor der Tür zurück.

    Obwohl er sich eigentlich gründlich eingeredet hatte, dass er den Ordo Decurionum nicht fürchten musste und die meisten Decurionen sowieso verachtenswerte Kreaturen waren, war Lucius doch ziemlich nervös, als er sich auf die Rednerliste setzen ließ und schließlich aufstand, um seinen Antrag einzubringen.


    "Decuri - äh - ones!"


    Er räusperte sich - schon wieder diese verdammte Nervosität! Wie die fetten alten Männer ihn alle anstierten - warum sollte er Angst vor ihnen haben? Gleich neben den Duumviri saß einer, der nicht mehr als ein besserer Bauer war, daneben ein Handwerker und sogar ein Geldwechsler - solche Leute hätte Cicero wahrscheinlich vor Verachtung angespuckt! Und dann noch der Duccier-Fanclub - diese Speichellecker waren ja wohl die Allerletzten!


    "Gemeinsam mit meinem - äh - Collega Mathayus Magonidas habe habe ich einen Antrag einzureichen - die Einrichtung eines Collegium Fabrorum als freiwillige, nebenberufliche Brandschutztruppe!


    Die Gründe dafür sind zahlreich:
    Erstens: Seit der Abschaffung der städtischen Vigiles haben wir keine Brandschutztruppe mehr in der Stadt. Das Argument, dass alle für den Brandschutz zuständig sind, ist fadenscheinig - jeder weiß, dass ohne feste Zuständigkeit keine konzertierte Bekämpfung möglich ist.


    Zweitens: Die Gründung eines Vereins, der regelmäßig trainiert, kann diesen Missstand beheben. Ich - äh - wir haben vor, Handwerker vor allem aus der Baubranche anzuwerben, die im Notfall gefährdete Häuser abreißen können. Oder welche, die sonst durch ihren Beruf dazu geeignet sind, Feuer zu bekämpfen.


    Drittens: Ein Verein kostet kein Geld. Zwar müssten wir ein paar Geräte anschaffen, aber das würde Mathayus Magonidas übernehmen. Weil die Collegiati in dem Verein nicht hauptberuflich arbeiten, muss man sie auch nicht bezahlen.


    Viertens: Der Verein kann nur die beiden Vici Apollonensis und Navaliorum abdecken, weil diese beiden zusammengewachsen sind. Wenn in Vicus Salutaris oder so ein Brand ausbricht, würde es viel zu lange dauern, bis das Collegium zusammengerufen und einsatzbereit ist. Deshalb nur ein kleiner Aktionsradius.


    Das wären die Argumente. Ich - äh - wir haben dafür folgende Satzung ausgearbeitet:"


    Die kleine Rede war gar nicht so schlecht gelungen, wie Lucius erleichtert feststellte - die Projektion von Verachtung auf eine Zuschauermenge machte ihn tatsächlich weitaus selbstbewusster. Nun verlas er den Entwurf:

    COLLEGIUM FABRORUM


    I. Das Collegium Fabrorum dient der Feuerbekämpfung im Vicus Apollinensis und im Vicus Navaliorum.
    II. Es setzt sich aus maximal L Collegiati aus freiwilligen Handwerkern der betreffenden Vici zusammen, deren Profession sie zur Feuerbekämpfung bzw. zum Abriss von Häusern befähigt. Finden sich nicht ausreichend freiwillige Kandidaten, können die Duumviri geeignete Personen als Munera zu dieser Aufgabe befehlen.
    III. Die Leitung übernimmt ein Magister. Er wird durch den Ordo Decurionum ernannt.
    IV. Die Collegiati werden von der Civitas mit Spritzen, Äxten, Leitern, Decken und Eimern ausgestattet. Dieses Gerät wird in der Curia oder in den Haushalten der Collegiati aufbewahrt, wobei der Magister für die Funktionsfähigkeit und Verfügungsbereitschaft verantwortlich sind. Ebenso führt er eine Liste, an wen Material ausgeben wurde. Das Material muss bei Austritt aus dem Collegium zurückgegeben werden.
    V. Im Falle eines Feuers ist der Magister zu informieren, der die entsprechenden Collegiati herbeiholt. Gemeinsam übernimmt das Collegium dann die Bekämpfung des Feuers.
    VI. Um auf die Feuerbekämpfung gut vorbereitet zu sein, trainieren die Collegiati regelmäßig an Feiertagen unter Aufsicht ihres Magisters. Bei Eintritt untersucht der Magister die Eignung des neuen Mitgliedes. Diese wird während der Übungen an den Feiertagen erneut überprüft.


    Als er geendet hatte, sah er fragend zu den Duumvirn - was war jetzt zu tun? Da fiel ihm plötzlich noch etwas ein:


    "Als Magister haben Mathayus und ich beschlossen, dass - äh - ich am geeignetsten wäre, weil - äh - ich die Idee hatte und Zeit dafür habe und als Magister Vici eine Respektsperson bin. Außerdem stehe ich über möglichen Streitigkeiten zwischen den verschiedenen Handwerkern."


    Sim-Off:

    Kleine Bemerkungen dazu:
    "Collegium Fabrorum" ist wohl als historischer Name für die "freiwilligen Feuerwehren" belegt (zumindest sehen das manche Historiker so) - deshalb der komische Name. Vorerst will ich den Verein auch nirgends eintragen - er soll rein virtuell gegründet werden (zumindest, solange es kaum/keine Handwerker-IDs in Mogontiacum gibt). Soll nur eine Sim-Handhabe geben, wenn es mal zu einem Brand kommt.
    Prinzipiell könnt ihr gern alles kritisieren - insbesondere unseren Plan, mich zum Magister zu machen (historisch dürften wohl die Mitglieder ihren Magister selbst bestimmt haben). Zwar werde ich als ID da SimOn schon vehement dafür kämpfen (so ist Lucius eben), als Spieler würde ich aber sagen, dass ich es fast besser fände, wenn ich da heraus gehalten werde. Damit will ich euch keine Meinung vorschreiben, sondern nur anmerken, dass sich SimOn- und SimOff-Haltung nicht ganz decken ;)

    Zwar besaß die Paenula, die Lucius im Gegensatz zu seinem Vater trug, auch eine Kapuze, allerdings fühlte er sich wegen dem bisschen Regen nicht genötigt, sie aufzusetzen - sie schränkte nur sein Blickfeld ein. Nachdem Nicaea ihm keine weitere Aufmerksamkeit zu schenken schien, wandte er sich ebenfalls dem kleinen Auflauf um die Duccier zu - wie sehr er diese Familie hasste, die seinen Vater ewig getriezt hatten und Mogontiacum beherrschten, als wären sie die kaiserliche Familie persönlich. Trotz der Dunkelheit konnte er deutlich Duccius Marsus ausmachen, der viel zu lange an der Spitze der Stadt gestanden war und jetzt sogar eine Statue auf dem Forum zugesprochen bekommen hatte - was für eine Verschwendung!


    "Was - äh - gibt's denn?"


    fragte er auf das Angebot Mathayus' zurück.

    Kurze Zeit später tauchte Lucius wieder auf, der Aedituus folgte ihm mit leichtem Abstand und wirkte etwas eingeschüchtert. Der junge Petronier dagegen war vollauf zufrieden, denn wieder einmal hatte er einem Älteren gezeigt, was in ihm steckte. Sanft strich er unter der Toga über den Knauf seines versteckten Gladius - seit dem Mord an Caius erfüllte es ihn mit noch mehr Überlegenheitsgefühl, es stets bei sich zu haben.


    "Petronia, wir gehen wieder!"


    sagte er - dank der gehobenen Laune sogar nicht ganz so feindselig wie bisher. Dann drehte er sich um und verließ mit seinem kleinen Tross den Tempelbezirk. Davor angekommen sah er unschlüssig um sich, ehe er das nächstbeste Haus ansteuerte - ein kleines Atriumhaus, das vermutlich einem nicht ganz armen Mann gehörte, der es sich leisten konnte, sein Haus direkt neben dem Haupttempel der Stadt zu bauen.


    "Da wohnt Dumnorix, ein gallischer Händler. Wollen wir mal sehen, ob er alle Vorschriften eingehalten hat!"


    Er nickte Pullo zu, der kräftig an die Tür pochte.