Beiträge von Lucius Tiberius Lepidus

    "Das hatte ich selbstverständlich noch vor", kam es Lepidus in den Sinn. Wie konnte er diese Formalitäten auch vergessen? Dass sein Gegenüber eher in einem seltenen Ausnahmefall sui iuris war, verstand sich eigentlich von allein. Es war ja im Grunde ebenso klar, dass es durch diesen 'Deal' mit ihrem Neffen Scato nicht getan war, der über eine bloße Empfehlung - so sinnvoll sie auch ist - hinaus jedoch keine Verfügungsgewalt über die Flavia hatte. "Senator Gracchus und ich, hatten bisher bei anderen Gelegenheiten sehr positive Gespräche. Ich bin mir sicher, dass er dem nichts zu entgegnen hat" Eher müsste erfuhr der Tiberier schon etwas über die Dos, die doch eigentlich nicht allzu gering ausfallen dürfte. "Vielleicht könntest du für den morgigen Tag einen Termin mit deinem Vormund anberaumen? Ich würde ihm dann selbstverständlich in der Villa Flavia meine Aufwartung machen"

    Zitat

    Original von APPIUS CORNELIUS PALMA AUGUSTUS
    "Es lässt sich wohl keine sofortige Entscheidung treffen und ich denke auch nicht, dass wir hier etwas übereilen sollten. Aber ich nehme dein Interesse an der Gegend wohlwollend zur Kenntnis. Immerhin werden auf dich später ja auch weitere Aufgaben warten, nicht wahr?"


    "Das ganz gewiss. Vielleicht sollten wir die Gegend in der nächsten Zeit einfach im Auge behalten. Vielleicht lassen sich auch in der Zwischenzeit neue Informationen sammeln, wie es derzeit im Nabatäerreich aussieht, welche Stämme etc. gegeneinander stehen und wer vielleicht derzeit dominiert. Interessant wäre sicher auch zu wissen, was aus König Rabbels Frau Gamilat geworden ist. Ich werde da vielleicht noch ein wenig zusammentragen. Bis zu einer letztlichen Entscheidung haben wir dann sicherlich noch etwas Zeit und falls du in der Sache wieder etwas unternehmen möchtest, wende dich gern an mich", schloss der Tiberier, womit das Thema wohl erst einmal abgehakt war. Prioritär war wohl im Moment ohnehin die Angelegenheit mit den Parthern.

    "Aber das ist doch eine Selbstverständlichkeit", gab der Tiberier nicht unzufrieden über seine gelungene Schmeichelei mit gespielter Bescheidenheit von sich. "Dann werde ich alles für den entsprechenden Tag in die Wege leiten" So schien dieses vorerst so unsicher beginnende Treffen wohl auch sehr hoffnungsvoll zu enden. Blieb zu hoffen, dass sich das nicht bald wieder zerschlagen würde. "Bevor wir nun auseinandergehen: Ich hoffe, du hast in der nächsten Zeit keine drängenden Termine einzuhalten? Ich schlage vor, dass wir uns in zwei Tagen zur Eheregistratur begeben und die Verlobung eintragen lassen. Anschließend würde ich dich auf eine Cena zu mir nach Hause bitten, wo wir sogleich meine Verwandten über unsere Verlobung informieren. Auch mein Sklavenstab wird gut daran tun, bereits zu sehen, welcher Frau sie in der Villa Tiberia demnächst zu Diensten sein müssen"

    In Abwesenheit seines Schreibers war der Tiberier sich selbst nicht zu schade, ein wenig Archivarbeit zu leisten. Wenn es einen kommenden Vertrag mit den Parthern geben sollte, dann musste vor allem die Vergangenheit aufgearbeitet werden. Ohne die historischen Grundlagen würden sich erstens Verhandlungen nur sehr unzureichend führen lassen und zweitens musste im Tiberier auch ein besseres Verständis des Nachbarn im Osten wachsen. Stück für Stück trug er also die Abschriften von Verträgen zusammen und sammelte alles, was es sonst noch an wichtigen Dokumenten gab und versuchte daraus eine Chronik all der Abkommen zu erstellen, welche jemals mit den Parthern ausgehandelt wurden.



    Chronik
    der Römisch-Parthischen Verträge


    92 v. Chr.*- Foedus des Lucius Cornelius Sulla
    Bemerkung: Erstes Zusammentreffen zwischen einem Vertreter des römischen Volkes und Abgesandten eines parthischen Herrschers.
    Repräsentanten bzw. Verhandlungsführer:
    • Für die römische Seite: Sulla (In der Funktion als Proprätor der Provinz Kilikien)
    • Für die parthische Seite: Mithridates II., genannt der Große (König von 123 bis 88 v. Chr.)
    Inhalt:
    • Erklärung der Amicitia
    • Festlegung, dass Euphrat die Interessensgrenze der beiden Reiche ist


    69 v. Chr. - Foedus des Lucius Licinius Lucullus
    Bemerkungen: Feldherrnvertrag, angestrebt wurde seitens von Lucullus eine Allianz mit Parthien; die Parther gingen jedoch nur auf eine Erneuerung des Freundschaftsvertrages und eine Neutralität ein.
    Repräsentanten bzw. Verhandlungsführer:
    • Für die römische Seite: Lucius Licinius Lucullus (In der Funktion als römischer Befehlshaber im Osten)
    • Für die parthische Seite: Phraates III. (König von 70 bis 57 v. Chr.)
    Inhalt:
    • Erneuerung der römisch-parthischen Amicitia
    • Neutralität Parthiens im Konflikt Roms mit Mithridates VI. von Pontos


    66 v. Chr. - Foedus des Gnaeus Pompeius Magnus
    Bemerkungen: Feldherrnvertrag; erste wirkliche Allianz mit den Parthern.
    Repräsentanten bzw. Verhandlungsführer:
    • Für die römische Seite: Gnaeus Pompeius Magnus (In der Funktion als römischer Befehlshaber und Inhaber des imperium extraordinarium im Kampf gegen Pontos)
    • Für die parthische Seite: Phraates III. (König von 70 bis 57 v. Chr.)
    Inhalt:
    • Zugeständnis von Gebieten in Armenien und Pontos seitens des Römischen Reichs für eine Unterstützung im Kampf gegen Armenien und Pontos


    54 v. Chr. - Auflösung des römisch-parthischen Vertragsverhältnisses
    Bemerkung: Marcus Licinius Crassus fiel ohne vorherige Kriegserklärung in Parthien ein; Schwere Niederlage bei der Schlacht bei Carrhae; Verlust römischer Feldzeichen; Verhältniss zu den Parthern nachhaltig getrübt.


    20 v. Chr. - Foedus des Augustus
    Bemerkung: Augustus erreichte seit dem Kriege des Crassus das erste Mal wieder einen Ausgleich mit Parthien; dies wird in seinere Res Gestae als großer diplomatischer Triumph gefeiert; Augustus schenkte anlässlich des Friedens dem König Phraates IV. eine italische Sklavin, die ihm den späteren König Phraates V gebar und als Thea Musa zum Range einer Königin erhoben wurde; 10 v. Chr. gibt Phraates IV. bei einem Zusammentreffen mit dem kaiserlichen Legaten in Syrien, Marcus Titius, seine vier vollbürtigen Söhne und seine Enkel in die Obhut des römischen Herrschers - ein Vorgang den Augustus in seiner Res Gestae als sensationell einstufte. Augustus spricht von 'Unterpfändern der Freundschaft'.
    Repräsentanten bzw. Verhandlungsführer:
    • Für die römische Seite: Augustus
    • Für die parthische Seite: Phraates IV. (König von 38 v. Chr. bis 2 v. Chr.)
    Inhalt:
    • Vertrag setzte den Friedensszustand zwischen beiden Reichen fest
    • Anerkennung der Euphratgrenze
    • Phraates IV. erkannte die römische Oberherrschaft über Armenien an
    • An Stelle des einem Mordanschlag zum Opfer gefallenen römerfeindlichen Königs Artaxias wurde dessen in Rom als Geisel aufgewachsener Bruder Tigranes von Tiberius feierlich gekrönt und zum Herrscher Armeniens eingesetzt.


    1. n. Chr. - Foedus des Caius Caesar
    Bemerkungen: Vorangegangen waren dem Vertrag Spannungen in Anbetracht der Einmischung Parthiens in die inneren Angelegenheiten Armeniens. Caius Caesar wurde von Augustus in den Osten geschickt; die Verhandlungen fanden auf einer neutralen Insel auf dem Euphrat statt; die guten Beziehungen zur Person Phraates V. führten später dazu, dass diesem nach seinem Sturz vom Thron in Rom Asyl gewährt wurde.
    Repräsentanten bzw. Verhandlungsführer:
    • Für die römische Seite: Caius Caesar (Für Augutus)
    • Für die parthische Seite: Phraates V., genannt Phraatakes (König von 2 v. Chr. bis 4 n. Chr. )
    Inhalt:
    • Erneuerung der Amicitias


    18 n. Chr. - Foedus des Tiberius
    Bemerkungen: Im Vorfeld gab es große Unzufriedenheit seitens der Parther mit dem König von Armenien, Vonones I. (König in Armenien 16-18). Vonones wurde misstrauisch betrachtet, weil er einer der Söhne von Phraates IV. war, die in Rom aufwuchsen. Nachdem dieser nach dem Thron in Parthien griff und später abgesetzt wurde, stieg er im Jahre 16 auf den vakanten Thron in Armenien, wo ihn die Parther nun aber ebenfalls nicht mehr sehen wollten.
    Repräsentanten bzw. Verhandlungsführer:
    • Für die römische Seite: Tiberius
    • Für die parthische Seite: Artabanos II. (König von 10 bis 38)
    Inhalt:
    • Einigung, dass Vonones I. (König von Armenien) den Thron räumen musste und durch Artaxias III. ersetzt wird.


    37 n. Chr. - Foedus des Lucius Vitellius
    Bemerkungen: Artabanos II. hatte unerlaubterweise wieder in Armenien eingegriffen, was die sogenannte Partherkrise von 35-37 bedeutete; Verhandlungen fanden auf einer Brücke statt, die man über den Euphrat hatte erbauen lassen.
    Repräsentanten bzw. Verhandlungsführer:
    • Für die römische Seite: Lucius Vitellius (Für Tiberius
    • Für die parthische Seite: Artabanos II. (König von 10 bis 38)
    Inhalt:
    • Wiederherstellung des Status Quo
    • Verzicht der Parther auf Einmischung in Armenien
    • Bestätigung der bestehenden Grenzen
    • Anerkennung der parthischen Souveränität durch Rom
    • Artabanos II. übersandte einen seiner Söhne und mehrer höhergestellte Persönlichkeiten als Sicherung der Vertragstreue


    58 n. Chr. - Auflösung des römisch-parthischen Vertragsverhältnisses
    Bemerkung: Eine Reihe von Thronstreitigkeiten in Armenien sorgten für eine kriegerische Eskalation. Mit Mithradates hatte Rom seit 42 wieder einen getreuen Klienten als Herrscher von Armenien. Dieser wurde jedoch durch seinen Neffen Rhadamistos im Jahre 51 abgesetzt. Rhadamistos war aber unbeliebt, so dass der parthische König Vologaeses I. eine Gelegenheit zur Intervention sah. Seine Truppen eroberten schnell die Königsstädte Artaxata und Tigranokerta und setzten seinen Bruder Tiridates I. (oder auch Trdat I.) auf den Thron. Wegen eines harten Winters und einer Epidemie mussten sich die parthischen Truppen zurückziehen, was Rhadamistos ausnutzte, das Land wieder unter seine Kontrolle zu bringen. Doch diesmal rebellierte das Volk gegen ihn und Rhadamistos musste nach Iberien fliehen, so dass Tiridates I. wieder König wurde. Damit war ein Herrscher auf dem Thron, den Rom nicht dulden konnte. Es kam zum Krieg, vorwiegend geführt auf römischer Seite von Gnaeus Domitius Corbulo.


    63 n. Chr. - Foedus des Gnaeus Domitius Corbulo
    Bemerkung: Die getroffene Friedensvereinbarung beendete den Krieg durch die Unterwerfung Tiridates I. Obwohl festgelegt wurde, dass dieser in Rom erscheinen müsse, tat er dies erst drei Jahre später, wobei in Rom ein großes Zeremoniell abgehalten wurde. Anschließend herrschten wieder gut nachbarliche Beziehungen zwischen Rom und Parthien
    Repräsentanten bzw. Verhandlungsführer:
    • Für die römische Seite: Gnaeus Domitius Corbulo (Für Nero)
    • Für die parthische Seite: Tiridates I. (Als Herrscher von Armenien und für Vologaises I.)
    Inhalt:
    • Tiridates bleibt König von Armenien, aber von römischen Gnaden, indem er das Königsdiadem von Nero erhält. Er musste persönlich in Rom erscheinen und es von Nero in Empfang nehmen.


    69 n. Chr. - Foedus des Otho
    Bemerkung: Die Parther schickten Gesandtschaft nach Rom insbesondere mit der Bitte das Andenken Neros zu wahren, da dieser sich in Parthien nach Ende des Krieges großer Beliebtheit erfreute.
    Repräsentanten bzw. Verhandlungsführer:
    • Für die römische Seite: Otho
    • Für die parthische Seite: Vologases I (König von 51 bis 78)
    Inhalt:
    • Erneuerung der Amicitas.


    69 n. Chr. - Foedus des Vespasian
    Bemerkung: Die Parther sollen Vespasian im Vorfeld seiner Thronergreifung sogar Truppen als Unterstütung angeboten haben. Die eigentlichen Verhandlungen ließ Vespasian vom Senat leiten.
    Repräsentanten bzw. Verhandlungsführer:
    • Für die römische Seite: Vespasian
    • Für die parthische Seite: Vologases I (König von 51 bis 78)
    Inhalt:
    • Erneuerung der Amicitas


    104 n. Chr.** - Auflösung des römisch-parthischen Vertragsverhältnisses
    Bemerkung: Partherfeldzug des Ulpius Iulianus, nachdem die Parther unter Führung von Osroes I. in Armenien einmarschiert waren, den römischen Klientelherrscher Axidares absetzten und Parthamasiris auf den Thron brachten


    Sim-Off:

    * Selbstverständlich ist hier die römische Zeitrechnung anzunehmen
    ** Das ist die historisch abweichende IR-Historie. Historisch war es das Jahr 114.

    Man könnte für die Zukunft auch überlegen sogar die historischen Namen der Consuln für unser entsprechendes IR-Jahr zu verwenden, also in dem Fall die historischen Namen des Jahres 111. Das fände ich irgendwie sehr stimmig. Da wir meist auch immer nur einen NPC-Consul haben und es historisch nicht nur zwei, sondern viele Suffektconsuln gab, hätten wir auch stets genug Namen für unsere häufigeren, da auf einer kürzeren Zeitebene sich befindlichen, Magistratsjahre. Nur so als Idee, falls man den Namensgenerator nicht heißlaufen lassen möchte.

    Zitat

    Original von APPIUS CORNELIUS PALMA AUGUSTUS
    "Der Legatus Augusti ist überall mit diplomatischen Rechten ausgestattet. Vor allem natürlich in den Provinzen, wo er als mein Statthalter agiert. Hier in Rom wäre ein Mann mit diesem Titel herausgehoben unter der Schar der Männer, die mich in verschiedenen Angelegenheiten beraten, aber nicht weniger eben ein Berater unter vielen."


    "Senatoren in kaiserlichen Diensten hier in Rom sind selten, wie du weißt. Die senatorischen Curatoren dienen mehr Rom als mir, die Beamten in meinen Diensten sind viel öfter Ritter."


    "Was macht dich so unsicher, ob du mit einer Reise in den Osten mehr bewirken könntest als von hier aus? Das direkte Gespräch mit Abgesandten anderer Völker wirst du dort viel leichter finden als hier. Ich glaube zumindest kaum, dass sich eine parthische Gesandtschaft so ohne weiteres nach Rom einladen lässt."


    "Selbstverständlich würde ich auch nicht beanspruchen mehr zu sein als ein 'Berater unter vielen'", gab der Tiberier gleich gespielt bescheiden zurück. Allerdings fand der Tiberier die Vorstellung Rom verlassen zu müssen doch arg befremdlich. Vor allem so weit entfernt in den Osten und vielleicht sogar über die Grenzen hinaus! Reputation und Empfehlung für die Zukunft war das eine, die nicht gerade abenteuerliche Natur des Tiberiers, eine andere. Rom zu verlassen war ihm schon immer ein Gräuel. "Ich bin gerne bereit meinen Dienst für dich und Rom zu leisten, aber... ich weiß nicht, ob ich rein persönlich dafür geeignet bin. Ich bin etwas Reisekrank, musst du wissen... Und dann heirate ich auch bald und du weißt ja, wie diese Frauen sind... Ich kann natürlich verstehen, dass du mehr einen ritterlichen Praefectus Augusti, als einen senatorischen Legatus Augusti hier in Rom hast. Diese Gepflogenheiten will ich natürlich nicht stören. Die Frage wäre dann, ob dies auch darauf zutrifft, wenn ich dann in dieser Funktion als Sondergesandter, als der dieser Posten in der Vergangenheit ja durchaus gedacht war, zeitlich auf ein Jahr befristet außerhalb Roms mit fremden Mächten verhandle?" Zumindest würde der Posten für einige Unannehmlichkeiten entschädigen, so die Überlegung des Tiberiers. "Ich denke, dass ich zu diesem Zweck auch eine gewisse Autorität bräuchte, wenn ich beispielsweise unter eine parthische Gesandtschaft trete"

    Zitat

    Original von APPIUS CORNELIUS PALMA AUGUSTUS
    "Nichts zu tun ist zweifellos keine gute Option. Wir sind die Herren der Welt und als solche sollten wir sicher auch die Länder vor unseren Grenzen unter Kontrolle halten. Aber eine Wüste zu erobern, die nichts zu bieten hat, ist trotzdem wenig sinnvoll. Möchtest du in einer solchen Einöde Statthalter sein und Roms Interessen unter einer Horde Karawanenräubern durchsetzen? Kein attraktives Los ein solcher Posten."


    "Das sind Zweifel, die ich nachvollziehen kann, doch letztlich wirst du selbst abwägen müssen, ob die persönlichen Befindlichkeiten eines von dir für diese Aufgabe Auserkorenen mehr Wert sind, als die Sicherheit unserer Grenzen im Osten", gab der Tiberier sogleich zu bedenken. "Außerdem weiß ich gar nicht ob dieser arabische Flecken Erde tatsächlich so unansehnlich ist. Sicher, viel Wüste. Aber die Residenzstadt Petra des Nabatärereichs soll zum Beispiel nach allem, was ich weiß, ganz nett sein. Sie ist an einem sehr günstigen Punkt, wo sich mehrere Karawandenwege kreuzen, die Arabien mit Syrien und Ägypten verbinden. Außerdem ist sie Teil der Weihrauchstraße - also insgesamt ein sehr wichtiger Handelsumschlagplatz; sogar architektonisch sollen die Nabatäer einiges hervorgebracht haben. So ganz 'nichts zu bieten' hätte dieses Stück Land dann doch nicht, möchte ich zumindest meinen" Da wollte sich der Tiberier aber nicht allzu weit aus dem Fenster lehnen. Im Gegensatz zu ihm, der dieses Wissen nur aus Überlieferungen hatte, war der Kaiser immerhin selbst schon einmal im Osten.

    Ein Nicken hatte der Tiberier noch übrig für die rhetorische Frage des Praetors. Zum Glück kam dieser sogleich zur Sache. Durus hatte wahrlich kein kurzes Testament verfasst. Zwischen den blumigen Worten interessierte hier natürlich nur, wer was bekommen würde. Zumindest einen interessanten Fakt gab es: So hatte Durus es wohl zu Lebzeiten versäumt sein Testament noch einmal zu aktualisieren, nachdem er statt mit Aurelia Laevina dann mit Aurelia Flora den Ehebund einging. Ob das Konsequenzen für aus dieser Ehe hervorgegangene Söhne hatte, wollte sich Lepidus erst einmal nicht beantworten. Stattdessen stand er auf und stellte sich dem erwarteten großen Gewinner gegenüber und reichte ihm die Hand. "Es sind große Fußstapfen, in die du trittst. Mögest du in Durus' Sinne Handeln und sein Andenken ehren", gab er ihn mit auf dem Weg. Kurz blickte er sich noch zum Praetor um und fragte gleich: "Ich nehme an, dass dem Haupterben zeitnah sämtliche Besitzurkunden auf Landbesitz und das entsprechende Vermögen übersandt werden?" Eher eine technische Frage. Aber Ahala sollte ja auch nicht allzu lange warten müssen, bevor er das Geld des Vaters arbeiten lassen konnte.

    Gerade der letzte Satz ließ den Tiberier gehörig brodeln. Für ihn war es eine Ungeheuerlichkeit, dass sich in seinem direkten Umfeld, in seiner Familie, etwas abspielte, was er nicht kontrollieren konnte. Da soll das also einfach feststehen. Da soll der Duccier sich einfach in den tiberischen Stammbaum einheiraten. Nach wie vor eine befremdliche Vorstellung. Dann lachte der Tiberier plötzlich boshaft auf. "Ha, Duccius, du hast hier wahrlich ein Spiel gespielt. Hätte ich davon zuerst erfahren, ich kann dir versichern, dass ich es nie zugelassen hätte, dass du meine Schwester... mit irgendeinem Zauber belegst, der sie dazu brachte, deinem Vorschlag zuzustimmen. Ich wette, dass du das gewusst hast und mich nur aufgrund dessen nicht kontaktiert hast! Dadurch wird deine Heimlichtuerei nur noch schamloser!" Das hielt er für wesentlich wahrscheinlicher, als das zusammenkonstruierte Argument. Und dann auch noch die Herkunft! Ja, seine Herkunft! "Deine Herkunft hätte nicht der Grund sein sollen, mich im Unklaren zu lassen, sondern deine Herkunft hätte eigentlich der Grund sein sollen, dich von meiner Schwester fernzuhalten. Was du 'rückwärtsgewandt' nennst, nenne ich Tradition! Seit unserer Erhebung in den Patrizierstand wurde keine tiberische Frau nicht mit einem gleichwertigen Patricius oder zumindest mit einem plebejischen Consular verheiratet! Und von denen kam auch keiner aus germanischen Wäldern, das sag ich dir!" Der Tiberier schüttelte den Kopf. Aber ich versteh schon. Des einen Leid ist des anderen Freud. Für dich wäre das natürlich ein großer Triumph, nicht wahr? Eine Tiberia heiraten und damit deinen von dir erkannten germanischen Makel beseitigen (bei den Göttern, dass du zum Glück noch in der Lage bist ihn als solchen zu erkennen). Das war dein einziges perfides Kalkül, nicht wahr?!" Nicht wahr? Nicht wahr? Nicht wahr?, ging es dem Tiberier im Kopf in endlosschleife durch.

    "Salve Consular", sprach der Tiberier zur Begrüßung und klärte den Decimer gleich auf, dass es sich bei den Männern sowohl um den Patron Leontiscus, als auch um den begehrten Tanco handeln würde. Nachdem die Getränke gebracht waren, konnte damit auch das Geschäftliche seinen Lauf nehmen. "Da wir nun alle versammelt sind, können wir uns ja dem eigentlichen Zweck unseres Zusammenkommens widmen." Lepidus sprach nun vor allem mit Leontiscus, denn dieser hatte ja hier das sagen. "Tanco ist uns sehr positiv aufgefallen und wir würden ihn für eine angemessene Verstärkung unserer Factio Aurata halten. Ich denke, der Mann hat es auch verdient, bei einem guten Rennstall unterzukommen"

    Zitat

    Original von APPIUS CORNELIUS PALMA AUGUSTUS
    "An welchen institutionellen Rahmen dachtest du denn, um deine Arbeit fortzuführen? Würdest du lieber hier in Rom bleiben, oder in einer Provinz gleichsam vor Ort meine Interessen vertreten? Und falls letzteres, welche Region länge dir besonders am Herzen?"


    "Hmmm...", dachte der Tiberier nach. "Da hier im Palast die außenpolitischen Fäden zusammenlaufen, wäre es wahrscheinlich sinnvoll mich in Rom zu belassen. Die drängendsten Fragen stellen sich zwar derzeit im Osten des Reiches (diese läge mir demzufolge am Herzen), aber ich bin mir nicht sicher, ob ich beispielsweise in Syrien viel vor Ort bewirken könnte. Die Provinz Ägypten scheint aufgrund meiner senatorischen Laufbahn wohl ebenfalls nicht angebracht" Auch wenn sich der Tiberier natürlich bewusst war, dass der Kaiser hier Sondergenehmigungen erteilten konnte. "Rom wäre sicherlich die beste Möglichkeit, um alles im Blick zu behalten und zu koordinieren. Wem würdest du denn normalerweise die Befugnisse erteilen, in diplomatischen Fragen zu agieren? Mir selbst ist lediglich bekannt, dass der Posten des Legatus Augusti im Palast mit diplomatischen Rechten ausgestattet ist. Das wäre natürlich eine denkbare Variante" Zweifellos ein recht ansehnlicher Posten, für den man darüber hinaus auch noch Senator sein musste.

    Zitat

    Original von APPIUS CORNELIUS PALMA AUGUSTUS
    "Nun, nach einer klaren Empfehlung für eine Eroberung hört es sich dann auch wieder nicht an, nicht wahr? Rom hätte es tun können und könnte es jetzt tun, aber richtig Werbung macht er nun nicht gerade dafür. Es gibt größere Heldentaten als die Eroberung einer Wüste, möchte ich meinen."


    Lächelnd schüttelte Cornelius Palma den Kopf und legte diesen Eroberungsplan damit augenscheinlch zu den Akten. Für einen Krieg gegen ein paar Wüstenbewohner wären ihn Rom wohl kaum Anhänger zu finden.


    "Dann gibt es an dieser Grenze wohl nichts für uns zu tun, oder was meinst du?"


    "Nunja, der Verweis darauf, dass es auch heute sehr einfach wäre, das Gebiet zu erobern, mag es zumindest suggerieren", sprach der Tiberier und lächelte. "Aber ich bin gern bereit Minidus hier keine Kriegslüsternheit zu unterstellen" Anschließend dachte der Tiberier für einen Moment nach, wie nun weiter verfahren werden könnte. "Ich bin mir nicht sicher, ob wir da rein gar nichts tun sollten. Denn die Lage sieht doch folgendermaßen aus: Durch den Tod Rabbel II. Soter haben wir faktisch einen Klientelkönig und damit auch die indirekte Kontrolle über dieses Gebiet verloren. Unsere Situation hat sich also verschlechtert, weil wir weniger Einfluss in der Region haben. Vielleicht wäre dies zu verschmerzen, wenn das Nabatäerreich nicht auch geografisch bedeutsam wäre. Immerhin ist es von dieser Grenze nicht weit bis nach Alexandria. Stellen wir uns doch einmal vor, dass sich jemand anderes, wie beispielsweise die Parther, dieses Gebiet eines Tages einverleiben. Strategisch lägen sie dann in einer sehr günstigen Aufmarschposition, um nach Ägypten vorzurücken und uns von unserer Kornkammer abzuschneiden. Ein Feind könnte schneller da sein, als wir vielleicht Zeit haben, um angemessen zu reagieren." Soweit zumindest die strategische Bedeutung, die dieses Gebiet für das Imperium Romanum haben konnte. "Womöglich wäre es unseren Sicherheitsinteressen durchaus förderlich, in diesem Gebiet wieder Fuß zu fassen. Ich sehe da zwei Optionen: Entweder wir schaffen es, einen neuen Klientelkönig dort einzusetzen, was bedeutet, dass wir uns in die inneren Stammeskonflikte einmischen und einen Getreuen unterstützen müssten. Oder wir nehmen es tatsächlich selbst in die Hand und verleiben uns das Gebiet ein. Insgesamt würden uns also drei Optionen offenstehen: 1. Nichts tun; 2. einen Klientelkönig einsetzen; 3. Provinzialisierung des Nabatäerreichs. Ich persönlich würde aus den genannten Gründen zumindest Option 1 für die schlechteste halten"

    Mit dem Wein im Becher ließ es sich doch gleich viel angenehmer echauffieren, dachte sich der Tiberier, wobei er den Worten Valas lauschte, wie dem Blöcken eines klassischen Unschuldslamms. "Du sprichst in Rätseln. Ich sage dir gleich: wenn du jetzt auch noch anfängst wie meine Schwester, nämlich mit vielen Worten rein gar nichts zu sagen, dann wird mich sicher bald schon der Wahnsinn befallen" Noch so eine schwere Geburt konnte der Tiberier nun wirklich nicht durchstehen. Lucia hatte ihm in der Tat schon den letzten Nerv geraubt. "Ich bin natürlich überaus gespannt, was diese Dinge sind, die deine bisherige Verschwiegenheit in dieser Angelegenheit rechtfertigen. Achja, und was genau hat das Verhältnis zu meiner Schwester damit zu tun? Ich kann dir sagen, dass dieses bis vor kurzem noch völlig ungetrübt war, nun allerdings eine gewisse Erschütterung erlebt hat" Und damit war natürlich gleichsam wieder ein Vorwurf an den Duccier verbunden.

    "Seid gegrüßt" sprach der Tiberier erfreut, vor allem in Anbetracht der Anwesenheit von Tanco persönlich. "Ein Kompliment noch einmal für deine Leistung bei den Munera Tiberii Duri. Ich bin sicher, du hättest es noch auf einen Podiumsplatz geschafft, wenn nicht dieser unglückliche technische Defekt gekommen wäre", lobte er den Lenker, was vielleicht verhandlungsmäßig nicht allzu klug war. Denn schließlich sollte man die Ware ja eher etwas schlecht reden, damit sie möglicherweise billiger wurde. "Ich warte derzeit noch auf den Princeps Factionis, den Consular Decimus Livianus, dessen Stellvertreter ich bin. Aber wir können gern schon etwas zu trinken bestellen. Das geht natürlich auf meine Kosten."

    Für Wandmalereien würde sich der Tiberier heute kaum noch erwärmen können. Mit dem erhabenen Gestus eines nur allzu sehr von sich überzeugten Patriziers stolzierte Lepidus durch die Gänge dieser 'Casa' mit leicht erhobenem Kinn. Das musste er wohl ohnehin, denn der Duccier war schon etwas größer als er selbst. Was gab man diesen Germanen bloß zu essen? "Salve Senator Duccius. Es heißt Zeit nehmen 'musstest', denn dieses Treffen ließ sich wohl kaum vermeiden", sprach er einerseits mit der gebotenen Anrede, dann aber auch mit der ebenso notwendigen Spitze, die sich auch sogleich fortführte, denn der Duccier tat sich hier als Vorlagengeber äußerst gut. "Ich wünschte in der Tat, dass ich mich noch viel mehr mit meiner Quaestur beschäftigen könnte. Die Luft zum Atmen wird mir derzeit von anderen Dingen geraubt, die zusätzlich meiner Aufmerksamkeit bedürfen." Diese sollten dem Duccier natürlich bestens bekannt sein. Etwas widerwillig nahm Lepidus auf dem angebotenen Sitz Platz. "Ich nehme an, du hast Wein vorrätig?" Und in dieser Frage dem Gastgeber zuvorzukommen, bevor dieser auch nur die Möglichkeit hatte, etwas anzubieten war natürlich ebenfalls nicht die feine Art.

    Lepidus ging schon davon aus, dass sein Scriba Petronius nicht rund um die Uhr beim Decimus herumhing. Er musste ihn zwar nicht völlig von seiner neuen Aufgabe abziehen, da es wirklich nur kleinere Sachen zu erledigen gab, aber auch die waren natürlich vorzugsweise zu behandeln. "Wir müssen auch noch einen Brief an den Klientelkönig in Armenien schicken. Sei so gut und lies ihn noch einmal korrektur und schick ihn dann ab."




    Ad
    Rex
    Parthamaspates
    Artaxata - Armenia


    An den ehrenwerten König von römischen Gnaden, Parthamaspates


    Wir grüßen unseren treuen Verbündeten mit großer Achtung. Der Kaiser des römischen Reiches blickt mit großem Interesse auf die östliche Region seines Reiches und möchte dir versichern, dass er das freundschaftliche und kooperative Verhältnis zu Armenien wahren möchte. Zu diesem Zwecke würde er gern erfahren, wie es derzeit um dein Königreich bestellt ist. Vor allem sorgt man sich in Rom um die Sicherheit Armeniens vor den Parthern. Diesbezüglich würden wir uns über einen aktuellen Statusbereicht freuen. Wie steht es derzeit an der armenischen Grenze? Wie verhält sich das Partherreich? Gab es in der vergangenen Zeit Spannungen?


    Darüber hinaus ist uns vor allem auch deine eigene gesicherte Position als vertrauter Roms wichtig. Wie steht es derzeit um deinen Rückhalt auf dem Thron? Wie viel Einfluss haben ausländische Mächte innerhalb deines Reiches, hier natürlich im speziellen wieder das Partherreich? Sei dir in jedem Fall sicher, dass sich Rom deiner Sorgen annehmen wird, sollte es dergleichen geben. Einen getreuen Klienten wird Kaiser Cornelius Palma nicht im Stich lassen.


    Wir hoffen, dass eine zeitnahe Antwort erfolgt.



    Vale bene,


    Lucius Tiberius Lepidus
    ~~Quaestor Principis - Administratio Imperatoris~~



    Es kündigten sich bereits die letzten Sitzungen an, die Lepidus gemeinsam mit dem Kaiser abhalten würde. In Anbetracht der Vielzahl an Aufgaben, die noch zu erledigen waren und der Tatsache, dass er bald gezwungen sein würde, sein Amt niederzulegen, musste hier zweifellos noch über die Zukunft gesprochen werden. "Mein Kaiser, wenn du mir gestattest eine Bitte in Anbetracht meiner ablaufenden Magistratur zu äußern: Wie du anhand unserer vergangenen Gespräche sicher weißt, habe ich mich sehr bemüht in den Außenbeziehungen Fortschritte zu erzielen. Doch die Diplomatie ist ein sehr langwieriges Geschäft, die den Rahmen einer einjährigen Quaestur offenbar sprengt. Nun würde ich es jedoch als äußerst bedauerlich empfinden, wenn ich von dieser Arbeit nun gezwungenermaßen Abstand nehmen müsste, wobei ich mich in der vergangenen Zeit sehr intensiv mit unseren nachbarschaftlichen Beziehungen beschäftigte und es wohl so bald - das sage ich völlig ohne Selbstüberhöhung - niemanden geben wird, der so in diese Themen eingearbeitet ist wie ich. Ich würde deshalb gerne meine aktuellen Aufgaben fortführen wollen und hatte gehofft, du würdest vielleicht eine Möglichkeit wissen, die es mir gestattet die Federführung in dieser Angelegenheit auch institutionell beizubehalten, um dir mit meinen Kenntnissen weiterhin erfolgreich zu dienen."


    "Eine zweite Angelegenheit ist ebenfalls auf das Ende meiner Quaestur bezogen. Wie allgemein anerkannt, dient der Abschluss dieser Stufe des Cursus Honorum als Qualifikation für eine Berufung in den Senat. Ich wollte fragen, ob ich diesbezüglich mit meiner Ernennung nach Abschluss der Amtszeit rechnen kann? Ich verfüge über sämtliche formalen Voraussetzungen, die auch den notwendigen Grundstückbesitz einschließt, wonach es letztlich nur noch einzig und allein deinem Willen überlassen ist, mir diese Ehre zuteilwerden zu lassen oder nicht. Ich hoffe, dass du mich als würdig erachtest, in den Senate Roms aufgenommen zu werden und dass ich dich duch meine Arbeit überzeugen konnte, dass dies keineswegs eine Fehlentscheidung sein würde."


    Sim-Off:

    Noch so viel Arbeit und noch so wenig Amtszeit. Ich hoffe, es ist in Ordnung, dass ich deshalb hier noch einen weiteren Erzählstrang eröffne. :)

    Zitat

    Original von APPIUS CORNELIUS PALMA AUGUSTUS
    "Minidius spricht sich für die Einnahme und Errichtung einer Provinz aus? Das ist in der Tat überraschend. Hast du den Brief vorliegen? Er ist eigentlich nicht der große Eroberer gewesen bisher und ich habe ihn auch nicht als solchen ausgewählt, um die Provinz zu leiten."


    "Natürlich habe ich ihn dabei" Der Kaiser konnte ihn sich nun vorlesen lassen oder selbst drüber lesen. Interessant war natürlich, dass der Minidier hier wohl nicht ganz den Vorstellungen des Kaisers zu entspechen schien. Der Tiberier hoffte natürlich noch auf konkretere Aufgabenstellungen in diesem Fall, nachdem sich der Kaiser vom Inhalt des Briefes selbst überzeugt hatte.



    Lucius Tiberius Lepidus
    Quaestor Principis
    Administratio Imperatoris
    Roma



    Q. Minidius Geminus Quae.pri. Tib. Lep. s.d.


    Meiner Einschätzung nach hat das Imperium vor vier Jahren, nach dem Tod des nabataeischen Königs Rabbel II. Soter, seine Chance versäumt, das Gebiet Regnum Nabbataei als römische Provinz einzunehmen. Vermutlich wäre allerdings auch jetzt mit wenig Widerstand zu rechnen, da die Araber, die dieses Gebiet bewohnen, wieder in ihre alten Stammesstrukturen zurückverfallen sind und sich zumeist nur gegenseitig bekriegen, wenn nicht dann und wann eine kleine Gruppe vereinzelt eine Karawane überfällt. Eine zusammenhängende Armee kann das Volk nicht aufbieten, und selbst wenn, wäre es wohl keine allzu große Herausforderung.
    Der einzige Grund, warum dies noch nicht von parthischer oder dritter Seite geschehen ist, ist vermutlich, dass das gesamte Gebiet aus Wüste besteht, und dort gibt es gar nichts. Kein Mensch braucht gar nichts.
    Eben deshalb gibt es auch keine Handelsbeziehungen zu diesen Stämmen, die weder große Kunstwerke anzubieten haben, noch Luxusgüter. Höchstens Kamele. Und ohne eine gemeinsame Regierung dieser Stämme ist es müßig, Handel zu treiben, da dies nur jeweils Kleinstkontingente umfassen könnte.


    Das Verhältnis zu den anderen Provinzen ist gut, insbesondere dort, wo die griechische Bildungsschicht an der Bevölkerung beteiligt ist. Überall dort, wo eine größere Menge an Juden sich ansiedelt, ist es erfahrungsgemäß immer heikel. Ihre seltsamen Bräuche und ihre Geheimnistuerei sind den meisten Menschen unheimlich, und wo sie in größerer Zahl anzutreffen sind, bilden sie ihre eigenen Strukturen parallel zu den griechisch-römischen. Und natürlich, wie ich aus meiner Zeit in Iudaea weiß, neigen solche größeren Gruppen dazu, Aufständische hervorzubringen, die die römische Herrschaft in Frage stellen. Ausschreitungen zwischen Griechen und Juden sind da nicht gänzlich auszuschließen.
    Hier in Alexandria ist die Lage trotz der hohen Bevölkerungszahl an eben jener Volksgruppe sehr ruhig. Aus Iudaea selbst erreichten mich Berichte einer andauernden Negativeinstellung der Bevölkerung gegen die römische Herrschaft – aber wie gesagt, ist dies ja nichts ungewöhnliches oder neues.


    Zu den Völkern südlich der alten Grenzen des Ägyptischen Reiches haben wir wenig Beziehungen. Der Handel beschränkt sich auf die Wasserwege den Nil entlang. Vornehmlich, weil abseits davon die Wüste beginnt, die kein Mensch durchqueren kann. Wir handeln mit ihnen Schmuck, Sklaven und wilde Tiere, was aber vom Wasserstand des Flusses jeweils abhängt und seiner Befahrbarkeit. Gefahren aus dem Süden sind mir nicht bekannt.


    QMG
    Praefectus Aegypti