Beiträge von Lucius Tiberius Lepidus

    Zitat

    Original von APPIUS CORNELIUS PALMA AUGUSTUS
    "Immerhin, eine stabile Situation mit altbekannten Gesprächspartnern ist schon etwas wert. Möchtest du dich um diese Angelegenheit kümmern und zunächst mit dem guten Parthamaspates Kontakt aufnehmen, um dich nach seiner Sicht der Dinge zu erkundigen? Wir brauchen ja noch niemandem zu sagen, was wir planen, sondern nur weiter die Stimmung klären."


    "Das werde ich gern erledigen. Ein weiterer Brief also." Mehr konnte er dazu gerade wohl wirklich nicht sagen. Erneut die Stimmung zur eruieren war genau das, was er nun auch schon mit den Statthaltern durch hatte.

    Spätestens als der Duccier das Wort 'reizend' in Bezug auf seine Schwester in seinem Brief verwendete, war dem Tiberier klar, dass er hier definitiv allein aufkreuzen würde. Nein, hier war Lucia erst einmal fehl am Platz und Lepidus würde sich allein daran machen, die notwendigen Informationen endlich zu bekommen, die seine Schwester ihm wohl immer noch vorenthielt. Des Ducciers Antwort war allerdings auch viel zu locker, als dass hinter all dem eine größere Affäre zu vermuten gewesen wäre, aber auf solche Spekulationen sollte sich der Tiberier gar nicht mehr einlassen, wie er sich nun selbst gedanklich zurechtweisen musste. Zu oft lag er in letzter Zeit damit völlig daneben. Lepidus ließ sich gerade aus der Sänfte helfen, als ein Sklave schon einmal seine Ankunft ankündigte. "Quaestor Lucius Tiberius Lepdius ist eingetroffen und hat einen Termin mit Senator Duccius Vala"

    "Einverstanden", sprach der Tiberier, ohne große Probleme. "Aber lediglich unter der Bedingung, dass ich ihn sofort wieder von dieser Aufgabe abziehen werde, sobald der Kaiser mit neuen Anliegen an mich herantritt" Dies war dann in jedem Fall prioritär zu behandeln und ein Blick auf den Peronius sollte unterstreichen, dass er seinem Patron und Arbeitgeber nach wie vor zur Verfügung stehen musste.

    Lepidus blickte zwar nicht allzu gespannt der Verlesung entgegen, denn immerhin hatten sich Durus und Lepidus nie wirklich kennen gelernt. Verschwommene Kindheitserinnerungen waren übrig, aber ansonsten war da nichts. Dennoch war die Situation eine Besondere. Hier wird ja so etwas wie ein Schlusspunkt gesetzt. Ein Schlusspunkt unter die verhängnisvolle Zeit der Tiberier innerhalb der letzten Jahre. So etwas wie eine vollständige geschichtliche Rehabilitierung.


    Daneben waren die familiären Umstände trotzdem deutlich ungünstig. Mit misstrauen blickte er immer noch auf seine Schwester aufgrund der vergangenen Vorkommnisse und dann war auch noch Ahala - der verlorene Sohn, der erst kürzlich wieder zurück in Rom war. Ein paar Willkommensgrüße und ein paar flüchtige Gespräche, für mehrblieb bisher noch keine Zeit. Lepidus hatte kaum eine Ahnung, wie er einzuschätzen war und wie seine Pläne für die Zukunft aussahen. Nach dem Abschluss der Akte Durus musste sich dies zweifellos ändern. Immerhin wusste man nach der Verlesung des Testaments auch über welche Mittel sein Verwandter in der Zukunft verfügen würde.

    "Ausgezeichnet, Petronius", lobt er seinen Klienten, der offenbar hellwach war. "Ich denke, du könntest mit deinem mathematischen Sachverstand in dieser Sache durchaus ein wenig zuarbeiten. In den Beziehungen zu den auswärtigen Mächten müssen wir derzeit ohnehin noch auf die nächsten Anweisungen des Kaisers warten." Dann wieder zu dem Varenus gewandt. "Naja, das mit den Plebejern ist wohl etwas arg abwegig. Hierfür gibt es keine historische Grundlage an die man anknüpfen könnte und damit auch deutlich weniger Argumente. Außerdem willst du doch, dass diese Steuer noch irgendjemand bezahlen soll. Würde man die Plebejer ausnehmen, wäre diese Steuer fast gänzlich nutzlos. Demzufolge halte ich es nach wie vor für sinnvoll die Patrizier auszunehmen und sich damit eine Gruppe von Zustimmungswilligen zu schaffen. Ein Gleichnis ist hier vielleicht entscheidend: Nicht jeder reiche Plebejer sitzt im Senat, aber bei den reichen Patriziern sind es fast alle. Demzufolge wären ihre Stimmen nach wie vor wichtig." Die Argumentation des Varenus kam ihm arg anti-traditionell vor. Nur weil man keine Steuer zahlt, entzog man sich nicht gleich irgendwelchen Pflichten. Vielmehr musste man wenn dann gleich alles aufwiegen, was diese bedeutenden Familien in der Vergangenheit für Rom geleistet haben, dachte sich Lepidus. Aber das war nun ein anderes Thema. Zur Frage nach dem eigenen Grundbesitz hatte er ein kleines Lächeln und etwas geschmeidige Heuchelei übrig. "Ich spekuliere natürlich auf gar nichts. Mir liegt nur etwas am Wohle Roms, das versteht sich ja von selbst. Sogar wenn ich Grundstückbesitz in Massen vorweisen könnte, würde ich diese Steuer dennoch für sinnvoll halten. Aber deine Strategie mit dem vorläufig hohen Betrag finde ich gut. Ein einfacher Trick, so dass am Ende so mancher Senator glauben dürfte, die Grundstücksteuer wäre gar noch seine eigene Idee gewesen." Soweit so gut. "Dann nehme ich an, wir setzen unsere Pläne fort, sobald die Aufstellung bezüglich der möglichen Einnahmen steht? Neben der allgemeinen Erkenntnis wie sich das Steueraufkommen nach unterschiedlichen Variationen ergibt, sollten wir dezidiert in Erfahrung bringen, welche Senatoren derzeit in Rom anwesend sind und wer von ihnen über wie viel Grundbesitz verfügt. Je nachdem können wir unsere Strategie bezüglich des Senats noch einmal anpassen."

    Der große Consular Tiberius Durus, schillernde und wohl erfolgreichste Figur, die jemals den Namen Tiberius trug, war nun schon lange tot. Ein unrühmliches Ableben im Angesicht einer Zeit der Ungerechtigkeit ward ihm zuteil. Nur mühsam hatte sich die Familie von diesem enormen Schock erholt und es ist wohl nur der Niederwerfung des Veculariers durch Cornelius Palma zu verdanken, dass die Tiberii Ahalae jemals wieder bessere Zeiten miterleben durften. Obwohl Tiberius Durus von den verleumderischen Vorwürfen einer Verschwörung gegenüber dem ulpianischen Kaiserhaus, welche das schändliche Vescularier-Regime erhob, freigesprochen wurde und sogar ihm zu Ehren eine Munera stattfand, wurde seinem letzten Willen immer noch nicht Folge geleistet und sein Testament nicht ordnungsgemäß vollstreckt. Erst eine ganze Reihe von Recherchen brachte hervor, dass das gesamte Vermögen von der kaiserlichen Kanzlei unter Vescularius eingezogen wurde und nur über den umständlichen Weg des gerichtlichen Prozesses ließ sich diese absolut schändliche und falsche Handlung korrigieren. Der letzte Wille des Durus konnte sich nun endlich vollziehen.


    Gemeinsam saß die Familie im Tablinum beisammen, wo einige Sitzgelegenheiten mehr aufgestellt wurden, unter den Augen der Büsten ihrer Vorfahren. Ein Platz direkt in der Front der Familienmitglieder war dem Praetor vorbehalten, der sich höchstpersönlich um die Verlesung kümmern würde.


    Sim-Off:

    Alle Familienmitglieder sind herzlich eingeladen der Verlesung beizuwohnen :)

    "Der Augustus ist in der Tat bisher nicht dadurch aufgefallen, dass er im Alleingang einige Gesetzesinitiativen gestartet hätte. Zweifellos wird er auf den Senat nicht verzichten" Das war wohl eine nüchterne Betrachtung dessen, was Palma seit seinem Sieg über Vescularius hervorgebracht hatte. Allzu viel Tatendrang konnte man nicht von ihm erwarten, entgegen vieler Hoffnungen, die man bei seinem Amtsantritt vielleicht hegte. "Dieser Ansatz gefällt mir sehr gut. Fünf Grundstücke steuerfrei wäre in Anbetracht er von dir vorgebrachten Argumente sinnvoll. Wie hoch sollte die Besteuerung deiner Ansicht nach sein? Ich würde 20, vielleicht sogar 25 Prozent des gesamten Grundstücksertrags für durchaus angemessen halten" Das konnte ein reicher Grundbesitzer locker stemmen, dachte sich Lepidus. Dabei kam ihm sogleich noch ein interessanter Einfall. "Ich hätte da vielleicht sogar noch eine Idee, wie wir einige Teile des Senats garantiert hinter diesen Vorschlag bringen können. Ich bin mir nicht sicher, ob dir der Vorschlag auch nur ansatzweise gefällt, aber du solltest dir ihn wenigstens einmal durch den Kopf gehen lassen", begann der Tiberier verheißungsvoll. "Wie du vielleicht weißt, existieren immer noch Regelungen aus der Zeit des Vescularius, die nicht rückgängig gemacht wurden. Die Tatsache, dass Cornelius bisher keinen Handlungsbedarf gesehen hat, scheint dafür zu sprechen, dass er daran auch kein Interesse hat. Eine dieser Regelungen war die Abschaffung der Steuerfreiheit für Patrizier. Ich vermute, dass das irgendwann noch einmal beim Senat auf dem Tisch landen wird. Vielleicht wäre es uns möglich eine Ersatzregelung zu finden, die besagt, dass die Besteuerung der Grundstücke erstens nur ab 5 Grundstücke gilt und zweitens die Patrizier von dieser Besteuerung ausgenommen werden. Rein theoretisch könnten wir dadurch die patrizischen Senatoren überzeugen und auch einige plebejische, die ohnehin nicht so viel Besitz ihr Eigen nennen. Und damit wäre auch noch gleichsam ein Ersatz für den zweifelhaften Beschluss des Vescularius geschaffen" Der Tiberier erwartete irgendwie nicht, dass der plebejische Decimus dem unbedingt wohlgesonnen gegenüberstand. Aber immerhin wäre es besser als nichts und eine Verbesserung der Chancen, dass überhaupt die Grundstücke von irgendjemandem besteuert wurden.

    "Geschenkt", wank der Tiberier nur ab. Auf allzu große Diskussionen wollte er sich jetzt nicht einlassen. Ein vom Senat gewählter Magistrat war nun einmal etwas anderes als ein kleiner Palastbeamter. Da ließ sich Lepidus in seinem Selbstwertgefühl nicht unterbinden. "Eine weitere Amtszeit ist erst wieder im darauf folgenden Jahr möglich. Wenn ich könnte, würde ich natürlich weitermachen, aber das ist gesetzlich leider nicht machbar. Zwar hat der Imperator wohl die Möglichkeit diese Regelung außer Kraft zu setzen, aber mir wäre kein Fall bekannt, wann dies ein Kaiser in der jüngeren Vergangenheit jemals in Anspruch genommen hätte" Wahrscheinlich erst recht nicht für jemanden, der noch die unteren CH-Ränge absolvierte. Dann hörte er sich den Vorschlag des Decimus an. Eine Grundstückssteuer... wenn man bedachte wie viele reiche Säcke sich auf ihrem enormen Landbesitz ausruhten (leider gehörten die Tiberii nicht gerade zu diesen mit Grundstücken reich gesegneten Personen) und sich damit eine goldene Nase verdienten, ohne dass die Allgemeinheit davon profitierte, dann war das vielleicht gar keine so schlechte Idee. "Grundsätzlich halte ich den Vorschlag nicht gerade für dumm." Das schönste Kompliment, welches Lepidus gerade übrig hatte. "Allerdings sehe ich die Chancen so etwas durch den Senat zu bekommen ebenfalls als äußerst gering an. Immerhin besitzt jeder Senator zumindest ein paar wenige Grundstücke und deshalb hätte wohl kein einziger ein wirkliches direktes Interesse daran, dass diese Steuer existiert. Allerdings muss man wohl auch sehen, dass sich auch unter den Senatoren die Grundstücksverteilung sehr stark auf einige wenige besonders reiche Personen konzentriert. Diese etwas zu schröpfen kann durchaus im Sinne des ein oder anderen weniger besitzenden Senators sein. Von daher sind die Chancen dann vielleicht doch nicht völlig aussichtslos" Mancher mochte ja vielleicht sogar zum Wohle des Volkes oder der Staatskasse abstimmen, aber auf so viel Idealismus sollte man im heutigen Senat nicht gerade vertrauen, dachte sich Lepidus. "Also prinzipiell würde ich dir meine Unterstützung zusagen, zumindest erst einmal dafür ein genaues Konzept dieser Grundstückssteuer auszuarbeiten, die dann dem Augustus präsentiert werden kann. Die Chancen der Durchsetzung steigen natürlich außerordentlich, wenn er seine unbedingte Zustimmung für diesen Vorschlag gibt"


    Ad
    Senator
    Titus Duccius Vala
    Casa Accia
    Roma, Italia


    Senator Duccius, der Anlass meines Schreibens könnte mir nicht mehr widerstreben. Es ist nicht zuletzt deinem oft genannten Namen zu verdanken, dass der Hausfrieden in der Villa Tiberia in den letzten Tagen massiv gelitten hat. Die vergangenen Geschehnisse lassen mich glauben, dass du in einem enormen Missverständnis davon ausgegangen bist, dass es zu unserer Vereinbarung auf der Insel Dianium gehörte, Chaos und Unfrieden über meine Familie zu bringen.


    Ich musste doch tatsächlich von meiner Schwester Lucia erfahren, dass sie sich angeblich mit dir verlobt hat. Sogleich sage ich dir, dass ich dies schwerlich überhaupt glauben konnte. Ich wollte meiner Schwester bereits einen schwachen Geist attestieren, wie er sich manchmal äußert, wenn Frauen auf charmante Männer treffen. Ich wollte glauben, sie redet wirr und dass du damit überhaupt nichts zu tun hättest. Doch ihre Erzählungen scheinen zu detailliert, als dass sie nur aus einer netten Weiberfantasie stammen könnten. Nicht nur von Heirat, sondern auch von Geschenken in Form von Ketten und Anhängern war die Rede, ein ausgeprägter Kontakt wohl auch noch lange nach unserer Zusammenkunft auf der Insel.


    Bei den Göttern, Senator Duccius! Ich will gar nicht erst davon reden, wie vermessen ein solcher Wunsch wäre, meine Schwester zu ehelichen, wo doch schon die Grundprinzipien des Anstandes in dieser Geschichte verletzt worden sind. Es wäre das Mindeste gewesen, mich als ihren Bruder und deinen Geschäftspartner über euren Kontakt zu benachrichtigen! Bis heute habe ich von dir kein einziges Wort in dieser Angelegenheit vernommen! Stattdessen muss sich meine Schwester vor mir in Tränen ergießen! Hinter meinem Rücken eine Ehe zu arrangieren, lässt mich schon von Grund auf an deiner Aufrichtigkeit zweifeln. Diese Heimlichtuerei ist unerträglich und verletzt mich aufs Grundlegendste! Und dies nach allem, was ich für dich besonders in finanzieller Hinsicht getan habe! Selbst wenn du tatsächlich von der abwegigen Vorstellung ausgehst, meine Schwester ehelichen zu können, wie glaubst du denn, dass das Verhältnis zwischen unseren Familien aussehen könnte, wenn du so dermaßen taktlos und anmaßend agierst?


    Ich erwarte von dir klärende Worte! Ich verlange zu erfahren, ob es stimmt, was ich von meiner Schwester erfahren habe!


    Vale.
    Lucius Tiberius Lepidus
    Villa Tiberia
    Italia, Roma

    In einem festen Rhythmus tippelten die Finger des Lepidus auf dem Tisch. Als Lucia sich anschickte, die begehrte Unterschrift zu liefern, biss er sich ein wenig auf die Unterlippe. Würde sie es tatsächlich tun? Als sie den Stift nach der vollzogenen Handlung fallen ließ, griff der Tiberier begierig nach der Urkunde und inspizierte sie. 'Ausgezeichnet!' ging es ihm durch den Kopf und er ließ sich gemütlich auf den Stuhl zurückfallen. Dass sie noch etwas sagte, war dem Tiberier fast entgangen. Als er wieder zur Tür blickte, stand Lucia schon vor den beiden Sklaven. Lepidus machte ein Handzeichen, wodurch die beiden kräftigen Werkzeuge beide in etwa synchron beiseitetraten. Der Weg war frei. Lucia war frei und Lepidus hatte, was er wollte... zumindest fürs erste.


    Als die Schwester den Raum endgültig verlassen hatte, konnte er sich erst einmal in Zufriedenheit sonnen. Immerhin musste sich Lepidus nun keine Sorgen machen, dass seine Schwester irgendeinen Unfug mit dem kostbaren tiberischen Besitz anfing und der Weg zur Senatorenschaft war nun geebnet. Und um ihr persönliches Verhältnis machte er sich vorerst auch keine Sorgen. Die emotionale Wankelmütigkeit der Frauen wird schon ihr Übriges tun, um den familiären Frieden ohne viel Aufwand wiederherzustellen. Allerdings war damit diese leidige Verlobungsgeschichte sicher noch lange nicht ausgestanden, was natürlich die gute Laune immer noch trübte. Im Grunde tappte er immer noch ein wenig im Dunkeln. Aber das unvermeidliche konnte der Tiberier wohl nun nicht mehr hinauszögern. Dann wollen wir doch mal in Erfahrung bringen, was der 'Bräutigam' zu sagen hatte. Lepidus begann seinem Scriba einige Zeilen zu diktieren, adressiert an Senator Duccius Vala.

    Lepidus musste durchaus etwas Schmunzeln, als sein Schreiber den Deciums ankündigte. Der Junge hatte Humor den Palastbeamten auf diese Weise vorzustellen und sogleich in Verlegenheit und Erklärungsnot zu bringen. Aber Vergessen - wenn er das schon hörte. Einen Patrizier wie Lepidus vergisst man nicht einfach. Nicht einmal eine Entschuldigung war zu hören. Was für eine müde Beamtenschaft das hier im Palast war. "Salve Decimus. Ganz recht. Es war dein Anliegen mich zu sprechen und dennoch musste ich mich darum kümmern, dass du dieses Anliegen auch wahrnimmst. Eine Merkwürdigkeit, welche dir die Nachlässigkeit deines Verhaltens vor Augen führen sollte. Gerade Palastbeamte sollten darüber hinaus wissen, dass Termine einzuhalten sind und man nicht nach Lust und Laune kommen und gehen kann, wann man will" Zumindest das musste ausgesprochen sein. Moralisch war der Tiberier schließlich auf der sicheren Seite. "Wenn du etwas früher zu mir gekommen wärst, hätten wir vielleicht noch einiges hier bewegen können. Jetzt muss ich sehen, ob ich dir in deinem Anliegen bis zum Ende meiner Amtszeit überhaupt noch weiterhelfen kann. Nun denn, worum handelt es sich konkret?" Die Betonung der Wichtigkeit der Arbeit von Fiscus und Aearium war schließlich erst einmal eine recht unpräzise Einführung.

    Das hatte gesessen. Nachdem seine Schwester ihn mit der Verlobungsnachricht überrascht hatte, hatte er nun die Chance sie ebenfalls aus heiterem Himmel zu belangen und nutzte sie sichtlich gern. "Es ist mein ernst" Zweifellos. Mit so etwas würde er niemals spaßen, vor allem nicht gegenüber einer erklärungsarmen Schwester. "Es ist das Beste" Lepidus schob noch einmal das Schreibgerät zurecht. Lucia musste es nur noch aufnehmen und ihre Unterschrift drunter setzen. "Ich wünschte, es wären andere Umstände, doch das können wir uns leider nicht immer aussuchen" Obwohl Lepidus natürlich durchaus der Meinung war, dass seine Schwester, wenn sie doch nur einmal eine vernünftige Erklärung abgegeben hätte, dies hätte vermeiden können. Doch der Tiberier sah nun keine andere Wahl, als eben zu diesen drastischen Mitteln zu greifen. Lepidus tippte ein wenig mit den Fingern auf das Holz seines Tisches. Die sollte wohl sagen: Mach schon, ich warte.

    Eine Kette. Eine Kette? Sie erzählte von einer Kette. Und von Anhängern. Anhänger. Nacheinander. Eins. Zwei. Drei. Wie ein Sammelspiel. Ein vortreffliches Sammelspiel. Hastig geschildert. Keine weitere Erklärung. Das einzige, was sie zu bieten hatte, war eine Kette. Und ein paar Anhänger. Nein, Lepidus schüttelte mit dem Kopf. Er sah seine Schwester fast mitleidig an. Dieser Vala hatte sie ganz eindeutig völlig verrückt gemacht. Totale Umneblung. Das konnte doch nicht ihr ernst sein. Lepidus sah auf seinen Schreibtisch. Er sprach ganz normal. Er fragte nicht weiter nach. Stattdessen wies Lepidus auf ein kleines Dokument vor sich. Er hob es kurz an, damit Lucia es sehen konnte, wie zu einem kleinen Kind. Dann legte er es auch schon wieder auf den Tisch und drehte es einmal herum und schob es Lucia auf der anderen Seite des Tisches zu. "In Anbetracht der derzeitigen Lage, muss ich dich bitten, dieses Dokument mit deiner Unterschrift zu zeichnen" Ganz oben stand in großen Lettern geschrieben: 'SCHENKUNGSURKUNDE' Darunter ein bisschen formales Gewäsch, dann die Benennung eines Grundstückes. Die Namen waren bereits eingetragen. Der Empfänger wies auf 'Lucius Tiberius Lepidus' und die derzeitige Besitzerin auf 'Tiberia Lucia'. Alles fein säuberlich, aber unvollkommen. "Ich möchte natürlich nicht sagen, dass dies einzig ein Vertrag ist, der dich freikaufen soll, auch wenn die unmittelbare Folge der Übertragung deines derzeitig noch in deinem Besitz befindlichen Grundstückes kausal mit der Beendigung der Überwachung durch die beiden Sklaven einhergehen wird." Tja, und es war es dann leider doch. Er wollte sich auch ersparen, seiner Schwester zu viel geistige Umnachtung vorzuwerfen, als dass sie noch in der Lage wäre, so kostbaren Besitz zu verwalten. Aber es gab ja auch noch genug andere Gründe. "Abgesehen von dieser Koinzidenz, ist dies der letzte Akt der zwischen mir und meiner Ernennung zum Senator steht. Ich vermute sehr stark, dass du die Rückkehr unserer Familie auf die ganz große Bühne der Politik nicht behindern wirst, nach dem tiefen Fall, den wir erlitten haben und nach dem Tode von Durus, Arvinia und Albina, denen wir dies schulden. Ich erwarte von dir, dass du mit deiner Unterschrift das verloren gegangene Vertrauen wieder aufbauen möchtest und damit einen Beitrag leistest zum Wohle unserer Familie" Nichts war leichter, als den persönlichen Vorteil als einen kollektiven Vorteil zu verkaufen. Familienehre. Tote Verwandte. Dahinter konnte man wahrlich alles verstecken.

    Wieder wurde die Vorstellungskraft des Tiberiers deutlich überstrapaziert. Er hatte noch nie gehört, dass eine Kette die Ursache für eine Heirat sein konnte. Oder moment mal. Vielleicht wenn es eine sehr schöne Kette war. Mit materiellen Dingen konnte man eine einfache Frau vielleicht sehr gut überzeugen. Aber wieder moment mal. Lucia war nicht gerade eine einfache Frau, die sich so eine Kette nicht auch selbst kaufen könnte. Kurz gesag, Lepidus begriff natürlich gar nichts. "Wie kann denn eine Kette der Grund sein, jemanden zu heiraten?", fragte er genauso lapidar wie ungläubig, dass das ganze nun an einer Kette hängen sollte.

    An diesem Tage war der ersehnte Bericht aus Ägypten eingetroffen. Als Kornkammer Roms war die Sicherheitslage dieser besonderen kaiserlichen Provinz natürlich äußerst spannend. Auch hier gab der Tiberier dem Kaiser eine kleine Zusammenfassung des Inhalts. "Der Praefectus Aegypti scheint die Lage Ägyptens allgemein gut einzuschätzen. Aus dem Süden sieht er derzeit keine Gefahrenquellen. Im inneren betrachtet er die Juden, die sich in seiner Provinz befinden mit Misstrauen vor allem in Anbetracht der Erfahrungen aus Iudaea. Der Praefectus sieht unmittelbar wohl keine Bedrängnis, zumal sich das Zusammenleben mit den Juden in Alexandria immer noch recht ruhig abspielt, allerdings möchte er auch nicht ausschließen, dass es in Zukunft zu aufrührerischem Verhalten kommen könnte. Wir sollten wohl ein Auge darauf haben. Interessant erscheint mir die Einschätzung von Minidius in Bezug auf unser nabataeisches Klientelkönigreich an der ägyptische Grenze. Unser dortiger treuer Klientelkönig Rabbel II. Soter ist wohl bereits vor einiger Zeit gestorben. Wer jetzt dort herrscht ist von Minidus nicht überliefert. Offensichtlich herrscht zwischen den einzelnen arabischen Stämmen Uneinigkeit. Überraschenderweise spricht der Praefectus Aegypti ziemlich offen von einer Einnahme des Gebiets und der Etablierung einer Provinz" Hier konnte sich Lepidus einen persönlichen Einwurf dazu nicht ersparen. "Das scheint mir doch eine etwas vorschnelle oder gar überstürzte Sicht- und Sprechweise. Minidus scheint kein sehr zurückhaltender Mann zu sein, wenn es um militärische Eroberungen geht. Mit Blick auf die Kräfte, die uns der Bürgerkrieg gekostet hat, sollten wir uns sicher gut überlegen, ob eine Expansion derzeit wünschenswert ist, auch wenn der Praefectus in seinem Bericht weiterhin erwähnt, dass die Araber im dortigen Lande wohl keine große Armee aufstellen könnten und er es für eine geringe Herausforderung hält, sich das Land anzueignen. Da wären aber wohl weitere Sondierungen der Lage wichtig, bevor solch ein durchaus großer Schritt überhaupt in Betracht gezogen werden kann."

    "Ähm, ich bleibe dabei: es klingt für mich nach wie vor nach 'einfach so'. Du schweifst erneut ab, Schwester." Immer noch kein Grund, kein Nichts. Lucia schwätzte, aber sie sagte seiner Meinung nach nichts Gehaltvolles. Noch immer konnte er mit all dem nichts anfangen. Für ihn war das nur Gewäsch. An Lucias Stelle hätte Lepidus wenigstens versucht eine imposante Lüge auszuspinnen, wenn sie sich schon offenbar nicht überwinden konnte, die Wahrheit zu sagen. "Diese blöde Kette interessiert mich nicht. Offensichtlich hast du es auf der Insel noch geschafft, diesem törichten Versuch mit einem 'Nein' zu begegnen. Warum hast du es offenbar später nicht mehr geschafft? Achja, und versuch hier nicht ständig den Vorwurf einzustreuen, dass ich ihn dir ja vorgestellt habe. Nach deiner Logik hätte ich dich dann offenbar schon früher in der Villa wegsperren müssen, da du offenbar wohl selbst meinst nicht in der Lage zu sein fremde Männer kennenzulernen, ohne dich gleich mit ihnen zu verloben!" Es war natürlich lächerlich, ihm hier irgendeine Mitschuld zuzusprechen. Das Thema hatten sie ja im Übrigen auch bereits bei ihrem vorherigen Gespräch durch, weshalb das für Lepidus vom Tisch war. Schlagende Argumente für diese wilde These hatte seine Schwester jedenfalls nicht.

    Auch Lepidus ließ sich wieder hinter seinem Schreibtisch nieder. Der erste Anflug von Ärger war vorerst verflogen und überhaupt war er es leid, sich die Beine in den Bauch zu stehen. "Ich wollte ja gern verstehen. Aber du musst zugeben, dass die Antwort 'Ich muss' auf die Frage 'Warum heiratest du ihn?' ziemlich nichtssagend ist und mich eher noch in mehr Verständnislosigkeit zurücklässt. Damit hast du mir noch lange keinen Grund genannt." Auch wenn sie andeutete, dass irgendein Zwang dahinter steckte und keinesfalls eine Laune dafür verantwortlich war, so hatte Lepidus das Gefühl, dass sie doch eine gewisse merkwürdige Laune dann doch wieder bestätigte. Auf der Insel hat es angefangen. Na klar. Da sind sie sich zum ersten Mal begegnet. Da hat sich der Duccier wohl auch sehr charmant verhalten. Tja, und dann schenkte er ihr auch noch eine Kette. Zum wegschmelzen. "Ja, ich erinnere mich. Ich selbst bekam auch etwas geschenkt" Lepidus deutete mit den Augen die kleine Statuette des Neptun, die der Tiberier in seinem Officium sogar gut sichtbar aufgestellt hatte. Vielleicht wollte er damit auch sagen 'So What?', Geschenke bedeuten nichts. "Also er hat dich bereits auf der Insel gefragt? Was genau? Ob du ihn heiratest?" Gleich nach der ersten Begegnung. Das schien dem Tiberier dann doch etwas übereilt, falls es denn wahr sein sollte, woran Lepidus immer noch zweifelte. "Also ist Duccius Vala tatsächlich davon überzeugt, dass er dich heiraten wird? Er hat dich gefragt und du hast ja gesagt? Einfach so?" Immerhin gab es von Seiten von Lepidus immer noch die Theorie, dass der Duccius womöglich noch gar nichts von der Schwärmerei seiner Schwester wusste und gar überhaupt nicht auf die Idee kommen würde, sie zu heiraten und ihm diese Geschichte aus einem Gefühl der besinnungslosen Liebelei erzählte. Zugegeben, ein frommer Wunsch. Doch wenn es drohte wirklich kompliziert zu werden, baute sich Lepidus auch gern die Welt widewide wie sie ihm gefällt.

    Im Vorfeld hatte Lepidus sich einige wenige Informationen aus den Archiven angeeignet. Zumindest einige Namen konnte er in jedem Fall nennen. Das wichtigste waren in der Tat, die Ansprechpartner


    "Osroes I. ist nach wie vor der Herrscher oder Sháh in Sháh des Partherreichs und damit derjenige, mit dem wir uns auseinandersetzen müssen. Im Osten des Reichs, weit entfernt von unseren Grenzen, hat er jedoch Konkurrenz durch einen Gegenkönig mit Namen Vologaeses III., der aber wohl tatsächlich auch einen gewissen Einfluss in Armenien hat. In Armenien selbst herrscht derzeit unser Klientelkönig Parthamaspates, der den von den Parthern damals auf den Thron gehobenen Parthamasiris nach dem Krieg ersetzte"*


    Sim-Off:

    *Historisch waren wir natürlich mit unserem Patherfeldzug zu früh dran (Im IR-Jahr 104), wobei damals dennoch die historischen ausländischen Persönlichkeiten des Jahres 117 (dem eigentlichen Feldzug Trajans) verwendet wurden. Das setze ich natürlich jetzt fort, weshalb ich nicht die Persönlichkeiten fremder Reiche im Osten von 111, sondern ebenfalls von nach 117 verwende.

    Lepidus konnte nur mit dem Kopf schütteln. Offenbar war seiner Schwester die Schwere ihrer Handlungen überhaupt nicht bewusst. Die Art, wie Frauen denken würde sich dem Tiberier wohl niemals offenbaren. "Ich werde dir jetzt noch einmal ganz langsam sagen, was an deinem Verhalten alles völlig falsch ist und dass du selbst dafür gesorgt hast, dass ich für dich auf keinen Fall ein 'normaler Bruder' sein kann, nach allem, was ich von dir bisher weiß: Punkt Nummer 1: Du hast dich hinter meinem Rücken verlobt! Du hast dich damit bewusst gegen die Familie und ganz besonders gegen mich gestelt! Du wusstest, dass ich auf der Suche nach einem passenden Ehepartner für dich war und hast dennoch gehandelt, ohne mich auch nur im geringsten einzuweihen. Diese Heimlichtuerei ist unerträglich! Punkt Nummer 2: Du hast es nicht fertig gebracht, mir überhaupt die Gründe für dein Handeln nahezubringen! Warum Duccius Vala? Warum dieser Germane? Anstatt mir sinnvolle Antworten zu geben, hieltest du es bei unserem letzten Gespräch eher für sinnvoll die ganze Zeit rumzuheulen! Auf welche Gedanken soll ich denn kommen, außer dass du entweder wahnsinnig bist, deine Gefühle nicht im Griff hast und die Familienehre gegen eine Laune der Verliebtheit eingetauschst hast, oder dass du so törricht warst, dich bei einer Liaison von ihm Schwängern zu lassen? Alles, was ich von dir bisher gehört habe, hat nichts als Zweifel geweckt!" Lepidus sprach verhältnismäßig ruhig und sachlich. "Ich traue dir nicht mehr, Lucia! Du hast das Vertrauen verwirkt! Und wie ich bereits sagte: Ich muss mich nicht erklären. Ich selbst habe nichts getan, während du eine Hochzeit vom Zaun brechen möchtest. Dafür MUSST du Rechenschaft ablegen! Es geht hier nicht nur um dich, sondern um die ganze Familie. Und deshalb bin ich es nicht, der zu deinen Gemächern kommen muss (das wäre ja noch schöner!), sondern du bist es, die zu mir kommen muss! Nach unserem letzten Gespräch hast du dich dem verweigert! Ein weiterer Punkt, der mein Misstrauen dir gegenüber nur noch verstärkt! Ich werde hier keine 'normale' Situation vortäuschen! Den Zeitpunkt des ruhigen Bruder-Schwester-Gesprächs hast du lange verpasst. Nun erwarte ich jedoch, dass du alles tust, um das wieder ins Reine zu bringen. Erkläre dich endlich! Erkläre dein Handeln! Wenn es keine Schwangerschaft ist, was ist es dann?!"