Lepidus sprang nun von seiner Sitzgelegenheit auf und stützte sich ebenso auf der anderen Seite an seinem Schreibtisch ab. Waffengleichheit in der Körperhaltung nennt man das wohl. "Das geht dich nichts an! Ich bin hier nicht in der Position mich rechtfertigen zu müssen!" Nein, ganz und gar nicht. Nach wie vor hatte hier seine Schwester etwas ausgefressen und nicht er. Hoffentlich verstand sie das bald, sonst mussten sie hier wohl erneut zu der Lautstärke übergehen, von der bereits ihr letztes Aufeinandertreffen geprägt war. "Ich habe immer noch kein klares Nein gehört!" Dem hatte sie sich nach wie vor verweigert. "Und selbst wenn dem nicht so ist, so kann ich dich in deinem Wahnsinn, den du in der letzten Zeit an den Tag legst, sicherlich nicht nach draußen lassen! Bevor du dich nicht umfangreich erklärst, setzt du nie wieder auch nur einen Fuß vor die Tür!"
Beiträge von Lucius Tiberius Lepidus
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Fragen, Fragen, Fragen. Und er dachte schon, sie würde von selbst mit den Erklärungen anfangen, die sie bei ihrem letzten Gespräch noch so verheult verweigert hatte. Doch auch hier musste sie sich wohl wieder alles aus der Nase ziehen lassen. "Lucia, es wird Zeit nun endlich auszupacken, falls du diese beiden Sklaven dort..." Er zeigte bestimmt auf die muskulösen Angeheuerten. "...jemals wieder loswerden möchtest. Mich hat dein Verhalten ratlos zurückgelassen und als ich davon dem ein oder anderen Vertrauten erzählte, ergab sich eine geradezu schauderhafte Vermutung" Lepidus fiel das folgende sichtlich schwer. "Lucia, hast du oder hast du dich nicht von diesem Duccius schwängern lassen?"
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"Nun, ich bin ein vielbeschäftigter Mann, wie du weißt", gab er fast genauso schnippisch zurück und setzte auch noch einen drauf: "Und ich bin mir sicher, du hast die Ruhe, die ich dir den ganzen Tag über gegönnt habe, sehr genossen" Doch Lepidus konnte sich nur kurz dieses amüsanten Scharmützels bedienen, sogleich musste er dem nötigen Ernst der Lage gerecht werden und eine entsprechende Mine auflegen. "Ich denke, du wirst in Anbetracht der Situation mein Handeln sehr gut nachvollziehen können. Ich war ja so naiv. Diese Maßnahmen hätte ich schon direkt nach unserem letzten absurden Gespräch ergreifen müssen, doch meine Fantasie reichte zu dieser Zeit wahrlich nicht so weit, weshalb mich erst andere Menschen mit größerer Vorstellungskraft auf gewisse Eventualitäten, die dein Verhalten implizieren könnten, Aufmerksam machen mussten" Da dachte er natürlich an das, was ihm sein Patron eingetrichtert hatte, ohne dies jedoch vor Lucia in irgendeiner Weise auszubreiten.
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Die beiden Männer waren doch recht unbeeindruckt vom emotionalen Imperativ der Tiberia. Mit dieser Reaktion war zweifellos zu rechnen. Einer von ihnen antwortete ihr: "Anordnung des Hausherren. Er wünscht bis zum Abend keinen Kontakt mit Tiberia Lucia" Er hätte genauso gut sagen können, dass sie erst einmal den Tag über in der Villa schmoren sollte, bevor ihr gegönnt wird, sich mit ihrem Bruder zu unterhalten. "Bei Einbruch des Abends bringen wir dich in sein Officium".
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Bei Einbruch des Abends wartete Lepidus gemütlich hinter seinem Schreibtisch im Officium als er darauf wartete, dass die beiden großen Gestalten, die er zur Überwachung Lucias anheuerte, nun bald mit selbiger auftauchen würden. Er war schon sichtlich gespannt, wie sie den Tag verbracht hatte und wie ihr Nervenkostüm derzeit aussah. Zermürrbung. Das war das einzige, was half. Bestrafung. Das war es, was sie derzeit verdiente. Sicherheit. Diese musste letztlich gewahrt werden. Womöglich würde sie ihm eines Tages dafür noch dankbar sein.
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In der Tat folgten die beiden Sklaven der Tiberia auf Schritt und Tritt - natürlich mit einem gebotenen Abstand, jedoch ließen sie niemals den Augenkontakt abreißen. Ein Besuch war nicht untersagt und so durfte Lucia an diesem Tage in der Tat Gäste empfangen, wobei es sich hierbei auszahlte, dass die beiden kräftigen Sklaven zu zweit waren und somit auch ein Paar Augen für entsprechende Neuankömmlinge übrig war. Hier würde sich an diesem Tag sicherlich niemand unbeobachtet fühlen.
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Mit spitzen Ohren lauschte der Tiberier den Aussagen des Zeugen und war zufrieden, dass die Truppen des Cornelius nicht einfach jeden gelyncht hatten, als sie den Palast stürmten, denn dann wäre sicherlich vieles unklarer geblieben. Doch nun ergab sich ein recht eindeutiges Bild, weshalb der Tiberier hier nur noch ein paar Worte verlieren musste, um das ganze zu einem vernünftigen Abschluss zu bringen.
"Wir haben hier eine dezidierte Zeugenaussage, welche den Verwaltungsvorgang bestätigt und dies nicht nur aus zweiter Hand. Volusus Apustius Torquatus hat die Anweisungen des Procurator A Rationibus befolgt und das Vermögen des Tiberius Durus beschlagnahmt. Dass die Order auch ohne konkrete Namensnennung letztlich nur auf eine einzige Person mit Namen Vescularius Salinator zurückgehen kann, ist absolut naheliegend. Auch der Tod sollte ihn nicht von seiner Schuld freisprechen. Selbst wenn der Procurator A Rationibus aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen eigenmächtig gehandelt hätte, als er die Anweisung erteilte, so ändert dies nichts an der Unrechtmäßigkeit der Verstaatlichung des Vermögens von Manius Tiberius Durus durch die kaiserliche Verwaltung. Darüber hinaus belegt der Zeuge die Verbrennung von Dokumenten, die diesen Vorgang verschleiern sollten. In Anbetracht dieser Faktenlage ist es aus meiner Sicht unumgänglich den Vorgang für unrechtmäßig zu erklären, was ich im Hinblick auf das kommende Urteil nachdrücklich betonen möchte. Für dessen Rechtmäßigkeit kann weder das Gesetz noch irgendeine eine andere Rechtfertigung herhalten."
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"Danke für die Erteilung des Wortes", sprach der Tiberier, während er sich aufrichtete, um den Sachverhalt darzulegen: "Es geht hier nicht weniger als um die Erbschaft eines sehr verdienten Mannes, des großen Consulars Manius Tiberius Durus. Lange Zeit habe ich nicht erfahren, was mit seinem Vermögen nach seinem Tod passierte, obwohl mein Verwandter über ein entsprechendes Testament verfügte, dem offenbar nicht Folge geleistet wurde. Die Erbschaft wurde nicht vollstreckt. Der letzte Wille dieses großen Mannes wurde ganz offensichtlich missachtet. Alles deutet darauf hin, dass das Erbe nach inoffizieller Weisung durch den Palatin während der Zeiten des Usurpators Vescularius durch die Vingitiviri eingezogen und der Res Publica vermacht wurde. Bedauerlicherweise gibt es darüber keinerlei Aufzeichnungen, es ist jedoch bekannt, dass der Palatin unter dem Usurpator Vermögen einziehen ließ. Eine solche Einziehung und Missachtung der gesetzlichen Lage in Bezug auf Erbschaftsfälle ist nicht rechtmäßig. Demzufolge soll die Einziehung des Erbes des Manius Tiberius Durus durch die Res Publica unter der Aegide des Usurpators Potitus Vescularius Salinator für unrechtens erklärt werden. Der Erbschaftsfall muss erneut bearbeitet und das Erbe unter rechtmäßigen Voraussetzungen vollstreckt werden."
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Die breitschultigen und muskulösen Männer blickten sich für einen Augenblick stumm an, ohne irgendeine Mimik preis zu geben. Einer von ihnen blickte anschließend Sekunda völlig ausdruckslos und unterkühlt an, ehe er ihr antwortete: "Wir arbeiten. Anordnung des Hausherren. Tiberia Lucia steht unter Hausarrest", so die lakonische Antwort. Anschließend stellten sie sich wieder in Ausgangsposition.
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An einem bestimmten Tag einem bestimmten Morgen hatte sich alles ein wenig verändert. Vor Lucias Gemächern hatten sich in diesen frühen Stunden zwei kräftige Männer eingefunden, welche eisern vor dem Eingang des Cubiculums von Lucia warteten und Befehl von Lepidus hatten, sie auf Schritt und Tritt zu verfolgen und sie daran zu hindern, die Villa zu verlassen. Nachdem er von seinem Patron darauf hingewiesen wurde, dass tatsächlich die Möglichkeit bestehen könnte, dass sie geschwängert wurde, musste er zu entsprechenden Sicherheitsmaßnahmen greifen. Wenn dies stimmte, dann mussten hier einige Angelegenheiten geklärt werden, falls nicht, konnte vielleicht noch Schlimmeres verhindert werden. Dieses strenge Verhalten kam zusammen aus den nur in Brocken dargebotenen Desinformationen seiner Schwester, den Gerüchten, die durch seinen Patron befeuert wurden und der eigenen Fantasie des Tiberiers.
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Den Zusammenhang bezüglich einer Erklärung und Entschuldigung des Duccius mit dem Urteil des Senats konnte er nicht recht zusammenbringen. Reichte das etwa schon aus, um den Senat zufriedenzustellen? Wenn dem so war, dann war der Duccius wohl einfach nur clever zu nennen. Immer mehr bestätigte sich das Bild von Lepidus, welches er langsam vom Senat entwickelte. Schade, dass auch sein Patron diesen Eindruck nicht hinfort wischen konnte. "Zeit ist etwas, von dem niemals zu viel da ist", antwortete er nur kryptisch, in Anbetracht der Tatsache, dass sein Patron gern noch ein wenig 'nachdenken' wollte. "Mehr habe ich nicht vorzutragen", sprach der Tiberier, um wieder entlassen zu werden und damit seinen eigenen Spruch über die Zeit zu bestätigen.
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Nach der üblichen Begrüßung und einigen Formalitäten und etwas unwesentlichen Berichten, folgte nun der interessante Part über die Außenbeziehungen im Osten des Reiches. "Mein Kaiser, ich möchte deine Aufmerksamkeit auf den Bericht deines Statthalters der Provincia Syria, Publius Veturius Cicurinus, lenken" Tiberius hatte den Bericht vorgelegt und begann mit einer kurzen Zusammenfassung, wobei der Bericht natürlich noch einmal vorgelesen werden konnte: "In seinem Bericht führt er die Lage auf, wie sie sich derzeit für ihn insbesondere mit Bezug auf das Partherreich darstellt: Unmittelbar sieht Veturius keine Gefahr für die Grenze. Während wir mit dem Bürgerkrieg zu kämpfen hatten, so hatten die Parther wohl ebenfalls einige Probleme im Inneren. Nichtsdestotrotz sieht Veturius die Beziehungen zu unserem Nachbarn seit dem Partherfeldzug des Iulianus von einem tiefen Misstrauen geprägt. Viele ungeklärte Fragen haben dazu geführt, dass sie erneute Eroberungspläne fürchten und insbesondere den Status unseres Klientelkönigreichs Armenien in Zweifel ziehen. Nach wie vor gibt es keine geklärten Verhältnisse an der östlichen Grenze, weshalb Veturius es für strategisch klug hält, unseren Einfluss in Armenien zu sichern und mit den Parthern ein offizielles Friedensabkommen auszuhandeln, welcher den Status von Armenien und die Grenzen festlegt, wie es nach dem Feldzug des Iulianus versäumt wurde zu tun. Nur dadurch ließe sich für beide Seiten Sicherheit schaffen." Mit eigenen Einschätzungen hielt sich der Tiberier freilich noch zurück. Erst sollte nur der Bericht erfasst werden, wobei Lepidus natürlich signalisierte auch noch tiefergehende Darlegungen machen und Fragen beantworten zu können.
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Da bestätigte der Petronier noch einmal seine eigenen Zweifel an einem alternativen Vorgehen, was überaus gut war. Manchmal musste man bestimmte Dinge noch von jemand anderem hören, bevor man sie wirklich entscheiden kann. "Du hast völlig recht. Ich werde mich so schnell wie möglich an den Kaiser wenden", und so zog der Tiberier gleich aus, um sich einen Audienz-Termin zu verschaffen. Kurz vor dem Hinausgehen, fiel dem Tiberier noch etwas ein, was ihn gleich noch mit der nötigen Wut aus dem Officium trieb. "Achja, und was ist eigentlich mit dem verfluchten Decimus?! Der sollte doch schon längst hier sein! Finde heraus, was da los ist und beschwer dich zur Not bei seinem Vorgesetzten, dass er er nicht in der Lage ist, Termine einzuhalten und dadurch den reibungslosen Ablauf der Verwaltung innerhalb des Palastes massiv behindert!"
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"Ah, na endlich!", rief der Tiberier aus als die sehnlichst erwartete Post endlich erschien. Man wusste ja schon gar nicht mehr, was man machen sollte. Der ließ das Schreiben sofort öffnen und überflog es höchstpersönlich. Ein paar "ah" und "hmm"- Töne ließen sich vernehmen. "Interessant, hochinteressant!" Anschließend reichte er seinem Scriba das schreiben zurück. "Lies selbst!" Währenddessen nutzte der Tiberier die Zeit um ein wenig in seinem Officium auf und ab zugehen und ein wenig zu grübeln. Nach einer Weile fragte er dann den Petronier: "Meinst du, ich sollte den Kaiser umgehend damit behelligen oder lieber warten bis ich ihm auch andere Berichte im Paket vortragen kann?" Er wollte den Kaiser nicht unnötig viel seiner Zeit rauben, andererseits war der vom Statthalter für notwendig befundenen vertraglichen Absicherung mit dem Partherreich wohl doch eine gewisse Priorität zuzuschreiben. Und dazu konnte man auch nicht wissen, wann die anderen Berichte kamen. Das konnte vielleicht noch Tage und Wochen dauern.
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Jetzt musste Lepidus doch ein wenig Schlucken. Schwanger!? Nein! Niemals! Oder doch? Verdammt, wenigstens darauf hätte er doch auch selbst kommen können. Er hatte nun auch wirklich alles andere als einen Überblick, wo sie sich herumtrieb. Aber nein, das durfte einfach nicht wahr sein. "Aurelius, das ist ein wahres Horrorszenario. Doch bei allem Wahnsinn, von dem meine Schwester vielleicht betroffen ist. So viel Ehrlosigkeit traue ich ihr einfach nicht zu! Aber ich werde Maßnahmen ergreifen, um Klarheit in der Angelegenheit zu erlangen" Er konnte wohl kaum darauf warten bis er den dicken Bauch seiner Schwester irgendwann ganz automatisch erspähen würde. Auch den Duccius musste er auf den Zahn fühlen.
Es war an sich kein Geheimnis, dass der Tiberier keinerlei Interesse daran hatte, dem Duccius großartig zu schaden. Die Erbschaftsangelegenheit war beklagenswert, doch er hatte dem Duccius immerhin auch das ein oder andere zu verdanken, wenn man bedachte, dass er ihn im Senat stetig positiv bedachte und letztlich durch seinen Einsatz sogar eine Diploma für den Tiberier heraussprang. Deshalb wäre es für Lepidus natürlich am angenehmsten, wenn sich herausstellen würde, dass seine Schwester an allem Schuld, der Duccier ahnungslos und die Erbschaftsangelegenheit trotzdem bald bearbeitet wird. "Mach dir keine Umstände. Ich werde mich selbst mit dem Codex beschäftigen und den Fall erneut aufnehmen lassen. Über den Duccius zu urteilen, obliegt wohl dem Senat." Über die näheren Umstände, weshalb der Duccius dieses und jenes nicht getan hatte, konnte er leider kaum etwas sagen. Noch war er kein Senator, also musste er sich auch nicht mit den Rechenschaftsberichten der Magistrate auseinandersetzen. Das sollte den Senatoren noch als Aufgabe bleiben, die sich ja in letzter Zeit ohnehin nicht wirklich arbeitswütig zeigten, wie er schon in Reaktion auf seine Res Gestae feststellen konnte. Ich fragte mich, ob sich diesmal etwas daran ändern würde oder ob der Aurelius ebenfalls einer von denjenigen war, die vielleicht außerhalb des Senats viel reden mochten, innerhalb aber keinen Ton herausbekamen. "Nun, bleibt immer noch das Problem mit dem Grundstück", merkte er wieder in vorsichtigem Ton an, in der Hoffnung inzwischen nicht allzu penetrant zu wirken.
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"Ich hatte bisher keinerlei Kontakt mit dem Duccier seit ich davon erfahren habe. Bisher bin ich über alle Hintergründe dieser möglichen Verbindung noch nicht aufgeklärt worden. Meine Schwester hat mich lediglich in einer Art Hysterie darauf aufmerksam gemacht" Noch gut hatte Lepidus ihr unerträgliches Verhalten in Erinnerung und wie sie mehr herumheulen als reden konnte. "Ich bin mir nach all dem nicht sicher, ob hier nicht eine merkwürdige Frauenlaune im Spiel ist, die ich nicht ganz durchschauen kann. Jedenfalls bin ich immer noch der Überzeugung, dass meine Schwester noch zur Vernunft kommen und von der Absicht zu heiraten Abstand nehmen wird. Auch weiß ich nicht, ob der Duccer tatsächlich vor hat, sie zu ehelichen. Möglicherweise hat er meine Schwester einfach ein wenig verrückt gemacht und hat, was sicher schlimm genug ist, ihre Gefühle etwas durcheinander gebracht. Vielleicht steckt gar nicht mehr dahinter. Womöglich weiß der Duccier noch nicht einmal was von den haarsträubenden Launen und Erzählungen meiner Schwester" Ob sich Lepidus da in ein Wolkemeer flüchtete, konnte er selbst nicht reflexiv feststellen, aber diese spekulativen Äußerungen waren in Anbetracht seiner bisherigen Informationslage nur allzu verständlich. Jedenfalls meinte er zwar auf seine Schwester aufgrund ihrer gänzlich unpässlichen Haltung sehr viel Wut zu empfinden, aber aufgrund ihres geistigen Zustandes nicht an die tatsächliche Verwirklichung ihrer Worte zu glauben. Näheres würde die nächste Zeit zeigen. Deshalb wollte der Tiberier auch sicherlich nicht vorschnell jedem und ganz besonders nicht seinem Patron von dieser Sache erzählen. Was interessierten den schon die Ausfälle seiner Schwester?
Auch wenn der Tiberier sonst immer gern an Krach und Fehden interessiert war, musste er an dieser Stelle nun leider noch ein wenig Luft aus der Angelegenheit nehmen. "Ich bin mir ziemlich sicher, dass hier keine Verletzung der Amtspflicht vorliegt. Der Fall war nicht gerade einfach und Informationen ließen sich nur schwer beschaffen. Darüber hinaus war der Duccier - ich vermute aufgrund einer Krankheit oder dergleichen - nicht vollständig einsatzbereit. Es sind also eher die Umstände um den Praetor herum - so wäre wohl die korrekte Ausdrucksweise - als die Person selbst die zur Verschleppung des Verfahrens führte, wobei dies nichts am Ergebnis ändert, dass ich nun auf absehbarer Zeit kein weiteres Grundstück erhalten werde" Und da waren wir wieder beim Kernproblem.
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Der Verweis auf seine Familie war natürlich naheliegend, diesen Weg wollte der Tiberier dennoch gern umgehen. "Nun, die Verhältnisse innerhalb meiner Familie sind derzeit etwas zerrüttet, es bedarf einiger Zeit, um sämtliches Vertrauen wiederherzustellen." Diese Probleme gab der Tiberier ungern zu, da es eher offenbarte, dass Lepidus sein eigenes Haus nicht im Griff hatte. Womöglich mochte es aber auch erklären, weshalb er für seinen Patron in letzter Zeit nicht viel Zeit hatte, zumal ihm dieser ohnehin nicht wie der Mensch schien, der außerhalb des reinen gegenseitigen Nutzens engere Bindungen eingehen wollte. "Tiberius Ahala ist immer noch nicht zurückgekehrt* oder hast du zufällig von ihm gehört? Mit meiner Schwester befinde ich mich derzeit in einer recht unangenehmen Fehde, weil sie eine Hochzeit plant, die meinen innersten Überzeugungen widerspricht und der Rest meiner Verwandtschaft ist durch die Folgen des Bürgerkrieges immer noch so verarmt, dass sich da kaum etwas holen lässt. Meine Hoffnung war, im Falle eines erneuten Aufrollens des Erbschaftsprozesses von Tiberius Durus ein Stück vom Kuchen abzubekommen, doch der entsprechende Praetor hat das Verfahren bedauerlicherweise verschleppt. Jener Praetor, der im Übrigen auch beabsichtigt, meine Schwester zu heiraten. Ich erinnere mich noch, wie du mich einst vor ihm warntest, sein Name ist dir deshalb bestens bekannt: Senator Duccius Vala ist für eine Reihe von Schwierigkeiten verantwortlich, mit denen ich mich gerade herumschlagen muss." Aber das konnte Lepidus nur mit Ernüchterung erwähnen. Immerhin hatte er diesem Germanen selbst in das Leben seiner Schwester gebracht. "Eine Hochzeit ist derzeit in Planung. Ihr Name ist Flavia Domitilla, wie ich dir gern berichte. Doch der Termin ist erst lange nach Ablauf meiner Amtszeit angesetzt. Hoffnungen auf eine Dos müssen sich also ohnehin noch verschieben und selbst dann weiß ich noch nicht, wie es derzeit um das Vermögen der Flavier bestellt ist, dass sie ein üppige Dos in Form eines Grundstücks mitliefern können. Die Erhebung in den Senatorenstand könnte sich in all diesen Umständen also auf sehr sehr lange Zeit hinaus verzögern. Ich wäre demnach bereit, die von dir offenbarte naheliegende Lösung zu bevorzugen, nach der du mir für gewisse Zeit ein Grundstück überträgst. Für die Dauer des Vertrages bin ich bereit, dir gewissermaßen als Pacht das 10-fache des eigentlichen Ertrags dieses Grundstücks zukommen zu lassen"
Sim-Off: *Davon ist denke ich nach wie vor auszugehen
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"Salve Aurelius" und so ging es dann auch recht unpersönlich direkt zum Kern der Sache. "Wie du vielleicht weißt, ist meine Amtszeit schon sehr weit fortgeschritten. Meine Quaestur wird erfolgreich zum Abschluss kommen und es beginnt eine neue Phase, in der ich die Möglichkeit habe in den Senat aufzusteigen. Bedauerlicherweise fehlt mir noch eine Voraussetzung, damit dies gelingen kann. Diese Voraussetzung ist der Besitz eines weiteren Grundstücks zu demjenigen, welches ich bereits besitze. Ich hatte gehofft, du könntest mir hier ein wenig weiterhelfen. Ich besitze derzeit genug finanzielle Mittel, doch leider mangelt an Personen, die bereit wären eines ihrer Besitztümer zum Verkauf zu stellen."
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"Perfekt, ich werde deinem Scriba die entsprechende Nachricht zukommen lassen" Die Nachricht mit dem Termin kam dann auch bald. Bei der Materialfrage hielt sich der Tiberier erst einmal zurück, denn davon hatte er nicht den blassesten Schimmer. Aber eines der anderen Mitglieder. Ein gestandener Mann, nicht alt, nicht jung, namens Paconius Glaber hatte durchaus ein paar Informationen darüber. "Das letzte Rennen war sehr anspruchsvoll. Einer meiner Sklaven hat die Wagen, der ein geschultes Auge für derlei Verarbeitung hat, wies mich darauf hin, dass Sotions Gefährt wohl wieder flott gemacht werden könne. Phytocles dagegen brauch einen neuen Wagen, da sich der alte eigentlich genauso gut verschrotten ließe. Glücklicherweise haben wir noch einen frischen in Reserve, aber wir müssen wohl auf jeden Fall einen neuen Wagen für unsere potenzielle Neuverpflichtung anfertigen lassen. Vielleicht sogar noch ein oder zwei mehr, damit wir Reserve haben, sollte mal einer völlig zu Bruch gehen."
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"Ausgzeichnet", sprach der Tiberier sehr zufrieden, obwohl der Experte sicher ebenfalls zufrieden sein konnte. Für die Vermittlung von zwei Wagenlenker an einem Tag würde er sicher eine stattliche Provision erwarten. Lepidus jedenfalls würde in der Taverna Apicia warten, hoffentlich in Begleitung seines Priceps.
"Selbstverständlich", sprach er noch zum Senator Germanicus. "Wir sollten bezüglich eines Trainingsrennens in Kontakt bleiben. Wir würden uns darüber sehr freuen. Dann viel Glück bei euren Verhandlungen", sagte er dann noch abschließend zum Senator und seinem iulischen Freund.