Beiträge von Lucius Tiberius Lepidus


    Ad
    Aulus Tiberius Verus
    Castra Legionis I Traianae Piae Fidelis
    Mantua, Italia


    Salve Verus,


    schön, dass du dich meldest. Es freut mich sehr zu lesen, dass du dich immer besser in deiner Einheit zurechtfindest und dass dich deine Männer akzeptieren. Nichts anderes habe ich natürlich von dir gedacht. Deiner Frau Calena bin ich schon sehr lange nicht mehr über den Weg gelaufen. Wer weiß, was sie treibt, aber das sollte erst einmal nicht deine Sorge sein. Immerhin wirst du noch sehr lange Soldat sein.


    Selbstvertsändlich freue ich mich auf deinen erneuten Besuch in Rom und bin schon sehr gespannt, was du für Aufträge erhalten hast. Das ist doch meistens recht spannend. Tut mir im Übrigen leid, dass wir bei deinem letzten Besuch keine Zeit für ausführliche Gespräche hatten. Meine Klienten fordern mir einfach recht viel Zeit ab. Aber das holen wir dann beim nächsten mal nach.


    Falls du diesen Brief also noch vor deiner Abresei nach Rom erreichst, wünsche ich dir eine angenehme Reise.


    Vale bene.
    Lucius Tiberius Lepidus
    Villa Tiberia
    Italia, Roma


    Na also, gerade nochmal drum herum gekommen, dachte sich der stolze Patrizier, dem es im Grund ziemlich egal war, ob der Mann noch einen Termin beim Kaiser hatte oder nicht. Hauptsache er war erst einmal noch befreit von Arbeit. "Dann bis die Tage", sprach der Tiberier sichtlich zufrieden und warf die Tür hinter dem Decimer zu. Dann wandte er sich seinem Officium zu und blickte sich erst einmal ein wenig um - ganz gemächlich natürlich, man sollte ja nicht gleich alles übertreiben. Vielleicht würde ihm in den nächsten Tagen sogar etwas langweilig werden, so dass er womöglich sogar Lust hatte, sich mit dem Primicerius auseinanderzusetzen. Aber bis dahin konnte er erst einmal selbst Gedanken machen, über das, was ihm diese Amtszeit womöglich noch einbringen könnte.

    Der Tiberier lächelte genügsam. 'Faktisch der Procurator a rationibus' - tja, wer den Titel nicht hatte, der hatte gar nichts, so die einschlägige Ansicht von Lepidus. Wahrscheinlich machte sich der Graukopf nur zusätzliche Arbeit oder ließ sie sich von anderen Aufschwatzen. Er musste in dieser Bürokraten-Hochburg wohl aufpassen, dass ihm nicht dasselbe geschah. Dementsprechend reagierte er auch etwas verhalte, auf das Anliegen des Decimus, den er noch gar nicht richtig kannte. "Nun, ich bin ja noch gar nicht richtig hier und hatte noch keinerlei Sicht auf Akten oder gar ein Gespräch mit dem Kaiser, dem ich doch in erster Linie zur Hand gehen werde." Lepidus ging am Decimer vorbei in sein Officium, stoppte jedoch direkt vor dem Eingang, versperrte dem alten Mann sozusagen (natürlich völlig unbewusst) den Weg und legte seine Hand an die Tür. "Ich werde mich erst einmal ein wenig orientieren, du weißt schon, alles herrichten für die angenehme Arbeitsatmoshäre, schauen, was mir meine Vorgänger vielleicht noch so an Dokumenten überlassen haben. Warum kommst du nicht in ein paar Stunden wieder? Ich bin sicher, dann habe ich schon deutlich mehr Luft für dein Anliegen" Lepidus lächelte sehr breit und aufgesetzt und hoffte, dass sich der Möchtegern-Procurator erst einmal wieder davonstahl, damit Lepidus vorerst seine Ruhe hatte.

    "Noch nicht, dein Notarius war so freundlich mir erst einmal zu sagen, wo es überhaupt ist", entgegnete er auf die Frage, ob er sein Officium bereits gesehen hätte. "Ich habe mich im Vorfeld meiner Wahl schon ein wenig mit den Aufgaben vertraut gemacht, so dass wir im Grunde sofort zum Kaiser gehen können. Aber wenn ich später noch fragen haben sollte, würde ich mich natürlich freuen, wenn ich mich vertrauensvoll an dich als erfahrenen Palastmitarbeiter wenden könnte."

    "Ah, da ist er ja", begrüßte er ihn freundlich und stand sogar auf, um dem Petronier die Hand zu reichen. "Mein frischgebackener Ritter. Wie fühlt man sich plötzlich so weit oben auf der gesellschaftlichen Leiter?" Lepidus maß sich natürlich selbst den größten Anteil des sozialen Aufstiegs seines Klienten zu. Wer hätte wohl sonst dieses Meisterstück vollbringen können, wenn nicht er? Und das gegenüber einem Mann, der gerade frisch aus der Provinz kam - noch dazu einer, die der Tiberier den Erzählungen nur als wild und durchwuchert kannte (nicht, dass er je irgendetwas von der Welt gesehen hätte, um dies zu bestätigen). Lepidus setzt sich kurz nach der Begrüßung natürlich wieder hin.

    Komischer grauhaariger Typ, dachte sich Lepidus. Wahrscheinlich ein geborener Bürokrat. Wer weiß, wie lange der hier schon im Palatin verweste. "Ähm, ja danke", erwiderte er etwas zurückhalten, als er in sein eigenes Officium hineingebeten wurde. "Freut mich Deciums. Sag, welche Funktion bekleidest du hier im Palast?"

    Vergleichsweise schnell wurden an jenem Tage die einzelnen Klienten abgefrühstückt. Sämtliche Anliegen wurden eher mit einem lakonischen: "Ja", "Mal sehen" oder "Wovon träumst du Nachts?" abgehakt. Nur mit einem seiner Klienten wollte er heute zumindest ein wenig (wenn auch nicht deutlich mehr) sprechen und dies war Petronius Crispus. So wies er dann auch seine Sklaven an, den designierten Ritter möglichst weit nach vorne in die Reihe zu packen, sobald dieser erscheinen würde.

    Für die meisten war diese Handlung wohl einleuchtend, weshalb der Tiberier zufrieden zur Kenntnis nahm, dass sie am Ende des Tages wohl eine neue Führung hatten. Auch dass der Decimus selbst sich zur Wahl stellte, war ausgesprochen günstig. Nicht, dass sie hier noch allzu lange warten mussten, bis sich jemand traute Verantwortung zu übernehmen. So wollte der Tiberier dann auch ein gutes Beispiel sein. "Ich möchte die Kandidatur des Marcus Decimus Livianus ausdrücklich unterstützen. Er ist an Rang und Namen derzeit das Vorzeige-Mitglied der Factio und wird sicherlich trotz seiner großen Verpflichtung als Praefectus Urbi die Factio noch weit voranbringen können. Dabei würde ich ihn gern nach Kräften unterstützen und gebe deshalb meine Kandidatur als Vicarius bekannt" Lepidus blickte nun vor allem in die erwartungsvollen Gesichter, auf die er hoffentlich bei der Wahl bauen konnte.

    Da hätte er doch fast gedacht, dass seine Res Gestae völlig unbeachtet bleiben würde. Das wäre ja auch nur allzu absurd. Wer interessierte sich schließlich nicht für die wunderbare Welt der Straßenreinigung? Dass der Duccier sich zu Wort meldete, war aber auch irgendwie zu erwarten - so viel Geld, wie er diesem zugesteckt hatte, musste er sich ja auch langsam mal ein wenig erkenntlich zeigen. Auch wenn der Tiberier natürlich auch gern noch inhaltlich einige Fragen beantwortet hätte, so war er gegenüber dem Lob natürlich nicht abgeneigt.


    "Vielen Dank, Senator. Deine Worte ehren mich und bestätigen mich in der pflichtbewussten Ausführung meines Amtes, worin ich mich nach Kräften bemühte. Gleichsam möchte ich natürlich dem Senat zur Kenntnis geben, dass ich eine Verleihung einer Diploma durch den Consul Decimus einst in seiner heimischen Casa abgelehnt habe. Die Wertschätzung meiner Arbeit ehrte mich selbstverständlich, doch fürchtete ich, dass die Auszeichnug durch den Consul den Anschein - ich betonte das Wort des Anscheins ausdrücklich - erwecken könnte, nicht möglichst objektiv verliehen worden zu sein. Ein Votum durch den über alle Zweifel erhabenen Imperator oder des Senats, der, wie ich meine, in der Vergangenheit die Auszeichnungen verlieh, würde hier natürlich ein anderes Bild abgegeben und mir und allen anderen Menschen, die davon erfahren, aufzeigen, dass ich diese Auszeichnung tatsächlich verdient hätte" Kunstpause. "Selbstvertsändlich besteht hier auch immer noch Raum für Kritik an meiner Arbeit, falls nicht alle Anwesenden, wie der Senator Duccius, der Meinung sein sollten, dass eine Auszeichnung in diesem Falle verdient wäre. Dies liegt natürlich ebenso in meinem Interesse, um mich zukünftig zu verbessern, woran mir fast noch mehr liegt als an einer Auszeichnung" Das bisschen Heuchelei musste natürlich noch sein, wobei gleichsam nicht zu leugnen war, dass er sich schlicht ein bisschen mehr Reaktion gewünscht hätte.



    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Aufmerksam lauschte Lepidus den Worten seines Factio-Kollegen und wirkte sichtlich beunruhigt über die erneute Vergegenwärtigung des Verschollenen Aureliers. Der Verlust eines so verdienten Mannes war in der Tat schmerzlich, doch andererseits musste man sich aufgrund der langen Zeit seiner Abwesenheit wohl in der Tat nicht mehr viel Hoffnung machen. Entweder würden ihn die Legionäre tot finden oder gar nicht, weshalb sich die Führungsfrage in der Tat stellte. Auf die Aufforderung von Livianus ergriff Lepidus freilich sogleich selbst das Wort. "Das Verschwinden von Aurelius Ursus ist wahrlich bedauerlich. Ich denke, ich spreche im Namen von uns allen, wenn ich sage, dass es äußerst schmerzlich ist und wir nur alle hoffen können, dass ihm nichts schreckliches zugestoßen ist." Ein kurzer Moment des Schweigens zum innewerden dieser traurigen Situation. "Insbesondere macht es jedoch der Erfolg der Factio in der Gestalt unseres hervorragenden Lenkers Sotion notwendig, dass wir klare Verhältnisse innerhalb der Führung haben. Wollen wir unser Niveau halten oder sogar noch ausbauen, so benötigen wir eine verantwortungsvolle Spitze. Ich bin deshalb der Auffassung, dass wir nur auf eine Weise auf die faktische Leerstelle auf dem Posten des Princeps Factionis reagieren können: Durch die Wahl eines neuen Princeps! Ich stelle somit den Antrag eine solche Wahl auf der heutigen Mitgliederversammlung durchzuführen."

    Wie er es vom Notarius des Iuniers beschrieben bekommen hatte, landete der Tiberier früher oder später vor seinem Officium - aufgrund der Umwege natürlich etwas verspätet. Interessanterweise traf er vor seiner Tür sogleich einen Anklopfenden. Hatte er jetzt bereits Anliegen zu bearbeiten? "Salve, wolltest du zu mir? Ich bin der neue Quaestor Principis, der leider etwas spät dran ist mit dem Bezug seines Officiums."

    Lepidus nickte dem Notarius nur kurz zu und lief dann durch die offengehaltene Tür, wohinter er Silanus sogleich erblickte. "Salve Procurator Iunius, welche eine Freude dich zu sehen. Ich habe mich an meinem ersten Arbeitstag leider ein wenig verlaufen, weshalb ich auf Umwegen in deinem Officium gestrandet bin, was mir jedoch gleichsam die perfekte Möglichkeit bietet dir zu sagen, dass ich mich schon sehr auf die gemeinsame Arbeit im Palast freue."

    "Allerdings!", bestätigte der Tiberier. "Hauptsache diese Blauen bleiben hinter uns. Die alte Rivalität der Factiones sorgt im Grunde dafür, dass sich dies allein doch schon fast wie ein gewonnenes Rennen anfühlt." Lepidus sah sich noch einmal unter den Versammelten um. Im Grunde hatte er auch nichts dagegen, zu beginnen. "Ich denke, wir können loslegen. Übernimmst du die Sitzungsleitung in Abwesenheit von Aurelius Ursus?"

    "Officium XVII also. Meine besten Dank! Ich bin schon gespannt, wie es aussieht." Ah, den Göttern sei Dank. An seinem ersten Arbeitstag hatte er auch noch Glück. Erstens eine Person, die ihm tatsächlich weiterhelfen konnte und dann war er zweitens sogar noch im Officium von Silanus gelandet. "Iunius Silanus? Ausgezeichnet. Ja, melde mich bei ihm an. Wir müssen uns wahrscheinlich ohnehin noch hier und da abstimmen" Das konnte er dann gleich in einem Wisch erledigen.

    Nachdem er die Wache irgendwann aus den Augen verloren hatte, stand er völlig orientierungslos im Palast und wusste nicht, welchen der Gänge er überhaupt noch betreten sollte. Irendwann stand er vor einem Officium und wandte sich an den nächstbesten Schreiber, den er entdeckte. Dass dies gleichsam das Officium vom bereits bekannten Iunius Silanus war, der womöglich ebenfalls hier anzutreffen war, konnte der Tiberier dabei nicht wissen, denn er schaute nicht einmal auf das Eingangsschild. "Entschuldigung", wandte er sich dann an den Schreiber. "Die Wache hat mich hier irgendwie allein zurückgelassen. Ich bin der neue Quaestor Principis und muss zum Kaiser! Wie komme ich zu ihm?"

    Man o man, Lucia konnte es aber manchmal auch ganz schön übertreiben. Hoffentlich machte sie ihm nicht gleich eine Liebeserklärung. Hätte der Tiberier an dieser Stelle schon gewusst, wie durchtrieben seine Schwester doch war und wie sie sich auf Männer überhaupt nicht verstand, es wäre ihm eine Warnung gewesen. Doch auch hier obsiegte die schlechte Auffassungsgabe des Tiberiers. Stattdessen setzte er sich liebend gern mit seinen Karriere-Plänen auseinander. "So ist es in der Tat, Iunius. Ich kandidere für die Quaestur. Für den Posten des Quaestor Principes um genau zu sein. Gut möglich, dass wir bald Kollegen innerhalb des Palastes sind" Lepidus lächelte über diesen Gedanken. Natürlich musste der Senat diesem Wunsch auch erst einmal zustimmen. Aber er war recht guter Dinge, dass dies seinen angemessenen Lauf nehmen würde.


    Im Laufe des Abends redete der Tiberier noch über dieses und jenes, aber seine Kräfte ließen irgendwann schon spürbar nach, so dass er eher zum Zuhörer als Redner wurde. Nach einer Weile hörte er sich dann nur noch die Tiraden seines Freundes Scaevola an. Der Rest des Abends pläterschte für ihn so dahin.


    Sim-Off:

    Ich klink mich in Anbetracht der schon stark überdehnten Zeitlinie aus. Wer mag, kann natürlich gern noch weiterschreiben. :)

    "Vielen Dank, Consular. Die Wahl hat mich wirklich sehr gefreut. Lass mich dir bei dieser Gelegenheit auch gleich noch für deine lobenden Worte danken. Ich bin mir sicher, sie haben mit zu diesem guten Wahlergebnis beigetragen." Immerhin hatte der Decimus ihn indirekt für eine Statthalterschaft vorgeschlagen, was schon nicht gerade geringzuschätzen war für jemanden, der gerade erst sein Vigintivirat hinter sich gebracht hatte. "Gern hätte ich übrigens auch unserem Sotion zu einem Sieg gratuliert" lenkte er dann gleich das Gesprächsthema auf den passenden Hintergrund. "Das war aber auch ein spannendes Rennen, nicht wahr? Nur diese Roten hatten mal wieder die Nase vorn. Sehr schade!"