Mit dem stetigen Aufstieg wuchs auch die Zahl der Klienten. Es war kaum zu fassen, was sich nicht alles nach und nach an der Porta der Villa Tiberia zeigte. Viele dieser Klienten waren damals schon Klienten von Durus und hatten es ebenso wie die Petronier, die einst unter Vitamalacus Klienten waren, für anständig gehalten, den nächstbesten Tiberier in der Reihe zu ihrem Patron zu machen. Durch das hohe Ansehen seiner verstorbenen Verwandten, war Lepidus also ein ganzer Strauß an Klienten zugefallen. Sein Weg durch den Cursus Honorum und seine neuerliche Ernennung zum Pontifex spülte dann auch noch weitere Personen heran, die sich einen Vorteil von dieser Beziehung erhofften.
Die meisten Anliegen seiner Klientenschaft langweilten ihn ziemlich. Manchmal schien es ihm eher, dass sie ein wenig getätschelt werden wollten. Andererseits war es aber auch ein unbeschreiblich schönes Gefühl, dass diese ganzen Leute sich ihm bereitwillig unterwarfen und kriecherisch um seine Gunst und Hilfe bettelten. Allein dafür lohnte sich diese ganze Salutatio-Show schon mehr als genug.
So saß dann der Tiberier auch immer recht dekadent und ließ sich von einer Sklavin mit Trauben füttern, während er Stück für Stück die Klienten abarbeitete, deren Namen ihm stets ein weiterer Sklave zuflüsterte. Irgendwann kam dann auch tatsächlich eines der neuen Gesichter. Einer der Petronier, die gerade erst unter seine Fittiche genommen wurden. Auch wenn er diesem Klienten gerade zu Anfang etwas mehr Aufmerksamkeit schenken wollte, so war dies anhand der Haltung von Lepidus nicht wirklich zu erkennen. Während der Klient sich noch zu ihm bewegte, scherzte der Tiberier mit seiner Sklavin, die in ein munteres Kichern ausbrach, bevor sie ihm wieder eine Traube in Mund zuführte. "Ah, Lucius Petronius Crispus, wie ich sehe", begrüßte er ihn und stellte mal wieder unter Beweis, dass er sich die Namen seiner Klienten durchaus merken konnte, den er kam der Zuflüsterung seines Sklaven zuvor. "Setz dich doch." Damit deutete der Tiberier durchaus an, dass er mit diesem Petronier durchaus ein längeres Gespräch führen würde. Vielen anderen bot er diesen Sitzplatz vor ihm nicht an. "Erzähl, wie geht es dir heute?"
Ich bitte um Nachsicht.