Beiträge von Lucius Tiberius Lepidus

    Mit dem stetigen Aufstieg wuchs auch die Zahl der Klienten. Es war kaum zu fassen, was sich nicht alles nach und nach an der Porta der Villa Tiberia zeigte. Viele dieser Klienten waren damals schon Klienten von Durus und hatten es ebenso wie die Petronier, die einst unter Vitamalacus Klienten waren, für anständig gehalten, den nächstbesten Tiberier in der Reihe zu ihrem Patron zu machen. Durch das hohe Ansehen seiner verstorbenen Verwandten, war Lepidus also ein ganzer Strauß an Klienten zugefallen. Sein Weg durch den Cursus Honorum und seine neuerliche Ernennung zum Pontifex spülte dann auch noch weitere Personen heran, die sich einen Vorteil von dieser Beziehung erhofften.


    Die meisten Anliegen seiner Klientenschaft langweilten ihn ziemlich. Manchmal schien es ihm eher, dass sie ein wenig getätschelt werden wollten. Andererseits war es aber auch ein unbeschreiblich schönes Gefühl, dass diese ganzen Leute sich ihm bereitwillig unterwarfen und kriecherisch um seine Gunst und Hilfe bettelten. Allein dafür lohnte sich diese ganze Salutatio-Show schon mehr als genug.


    So saß dann der Tiberier auch immer recht dekadent und ließ sich von einer Sklavin mit Trauben füttern, während er Stück für Stück die Klienten abarbeitete, deren Namen ihm stets ein weiterer Sklave zuflüsterte. Irgendwann kam dann auch tatsächlich eines der neuen Gesichter. Einer der Petronier, die gerade erst unter seine Fittiche genommen wurden. Auch wenn er diesem Klienten gerade zu Anfang etwas mehr Aufmerksamkeit schenken wollte, so war dies anhand der Haltung von Lepidus nicht wirklich zu erkennen. Während der Klient sich noch zu ihm bewegte, scherzte der Tiberier mit seiner Sklavin, die in ein munteres Kichern ausbrach, bevor sie ihm wieder eine Traube in Mund zuführte. "Ah, Lucius Petronius Crispus, wie ich sehe", begrüßte er ihn und stellte mal wieder unter Beweis, dass er sich die Namen seiner Klienten durchaus merken konnte, den er kam der Zuflüsterung seines Sklaven zuvor. "Setz dich doch." Damit deutete der Tiberier durchaus an, dass er mit diesem Petronier durchaus ein längeres Gespräch führen würde. Vielen anderen bot er diesen Sitzplatz vor ihm nicht an. "Erzähl, wie geht es dir heute?"


    Sim-Off:

    Ich bitte um Nachsicht. :)

    Manchmal ist der worst case dann doch etwas schlimmer als man denkt. Nach einer Woche Abwesenheit, stehe ich jedoch wieder zur Verfügung. Gebt mir ein wenig Zeit zum einlesen, um mir wieder einen Überblick zu verschaffen und meldet euch zur Not, falls ihr ganz dringende Posting-Wünsche habt. Insbesondere bin ich auch wieder für meine Klienten erreichbar. :)

    Den Willen der Götter zu erkunden, gehörte - das war für Lepidus selbstverständlich - zum wichtigsten Part einer jeden Hochzeit. Umso bedeutender empfand er sich natürlich selbst in seiner Rolle, denn als Übermittler des göttlichen Willens war er sozusagen derjenige, der das Startsignal für diese Eheschließung gab. Vielleicht hätte die Sergia ja das Angebot, seine Res Gestae zu lesen doch lieber annehmen sollen. Ein so vorausschauendes Verhalten war ihr aber wohl nicht zuzutrauen. Sie hatte allerdings Glück, dass der Tiberier während ihres Gesprächs in seinem ehemaligen Officium eher Freude verspürte und sich dieser Frau sogar aus patriarchalen Gründen völlig überlegen fühlte, so dass er es kaum als erwägenswert erachtet hätte, nun diese Hochzeit scheitern zu lassen. Bei Lepidus konnte man sich natürlich nicht immer sicher sein, denn er schien in letzter Zeit nicht gerade dafür bekannt Skandalen aus dem Weg zu gehen, sondern eher überhaupt keine Scheu zu besitzen, einen solchen auszulösen, wie ein kürzlich stattgefundenes Treffen beim Consul Decimus bewies und für den Iulier wohl noch in bester Erinnerung sein dürfte. Wahrscheinlich war es diese Unberechenbarkeit, vor der man sich beim Tiberier durchaus fürchten konnte. Aber es wäre Lepidus tatsächlich nie in den Sinn gekommen, einen solchen Eklat in einer göttlichen Angelegenheit ganz bewusst auszulösen. Schließlich war der Tiberier auch eher traditionalistisch veranlagt, so dass er nicht, wie wohl viele andere Priester heutzutage, den Willen der Götter einfach so deuteten, wie es ihnen passte. Nein, Lepidus würde den Willen der Götter genau so wiedergeben, wie es sich durch die Eingeweide erschließen ließ.


    Während die Vorbereitungen für das Opfer liefen und das weiße Schaf herangeführt wurde, trat Lepidus hervor zu seinen Helfern. Er trug die Amtstracht des Pontifex*, welche neben der purpurverbrämten Toga sich besonders durch den Spitzhut (Apex) mit dem Wollfaden hervortat. Diese Amtstracht, die er erst seit kurzem überstreifen durfte, da er selbst noch ein frischgebackenes Mitglied des Collegium Pontificum war, sollte ihm die nötige religiöse Autorität verleihen, um hier den Prozess vollziehen zu können. Obwohl er heute die Rolle eines Auspex** ausführen sollte, führte er an jenem Tage eine Eingeweideschau aus (man hatte ja bei einer Hochzeit die Wahl zwischen der Beobachtung des Vogelfluges und der Schau der Eingeweide), was ihn im eigentlichen Sinne nicht mehr zu einem Auspex machte, doch diesen augurischen Titel zu tragen verblieb dem Trauzeugen ganz traditionell in Erinnerung an vergangene rituelle Praxis. Lepidus war dabei natürlich weit davon entfernt, dies so professionell betreiben zu können, wie etwa ein Haruspex, doch das war für einen Auspex bei einer Hochzeit auch nicht erforderlich, denn dies war nur in früherer Zeit wirklich wichtig, während der Auspex in der Form des 'best man' nur rudimentäre kultische Kenntnisse mitbringen musste - nicht mehr als jeder andere Opferherr, doch hier hatte man natürlich das besondere Glück sogar einen Pontifex zur Hand zu haben. Zumindest die grundlegenden Zeichen musste man deuten können und Lepidus selbst, hatte sich natürlich ein wenig auf die Aufgabe vorbereitet, wobei er nicht im Ansatz glaubte, der langjährigen Ausbildung beispielsweise seines Patrons auch nur das Geringste entgegensetzen zu können. Musste er ja bekanntlich auch nicht. Lepidus wartete nun darauf bis die Opferhelfer alles nötige in Position gebracht hatten. Das Opfermesser musste noch einmal mit mola salsa besprüht werden und ein paar Opferschalen für die Eingeweide wurden ebenfalls noch herangeschafft. Der Tiberier nutzte dies um noch einmal in sich zu gehen, um die nötige Konzentration aufzubauen, die er bei diesem relgiösen Akt zweifellos brauchte und wie er sie auch seinem iulischen Freund schuldete.


    Sim-Off:

    * Ich biege es mal so, dass ich bereits Pontifex zum Zeitpunkt der Hochzeit bin.
    ** Historisch ist das mit Eingeweideschau und Auspex (von avis bzw. auis „Vogel“ und spectare „schauen“) natürlich zweifelhaft und wirft viele Fragen auf. Aber nach langen Recherchen und dem, was wir hier schon in der Handlung zuvor ausgearbeitet haben (Pfadabhängigkeit), werde ich später versuchen es nach dem derzeitigen Wissensstand gewissenhaft und möglichst plausibel zu beschreiben. Die, die alles besser wissen: Kreuzigt mich! ;)
    EDIT: Teilweise angepasst an neue Lage.

    Über den Umweg des Universitäts-Netzwerkes melde ich mal kurz, dass ich derzeit über keine funktionsfähige Internetverbindung von zuhause aus verfüge. Ich hoffe, die Störung wird spätestens morgen behoben sein (persönlich wünsche ich das schon deshalb sehr, weil ohne Internet die Lebensqualität für mich drastisch abnimmt :) ). Falls nicht, wundert euch nicht falls ich bis zum Wochenende nicht erreichbar bin (worst case).

    Mars zu ehren waren an diesem heiligen Geburtstag des kriegerischsten aller Götter unzählige Menschen auf den Beinen. Eigentlich war dies der Beginn der Jahreszeit, in der sich am besten Schlachten schlagen ließen, doch von Krieg hatten die meisten Römer wohl erst einmal genug, weshalb am heutigen Tage nicht der Beginn eines neuerlichen Feldzuges in Aussicht stehen würde, sondern einzig die (friedliche) Verehrung des Mars. Die Stadt war geschmückt und überall konnte man an den wichtigsten Häusern Lorbeer entdecken. Lepidus hoffte nicht zuletzt, dass auch sein eigenes Haus einmal mit Lorbeer geschmückt werden würde, sollte er denn tatsächlich einmal die Nachfolge eines Flamen übernehmen, denen diese Ehre vorbehalten war.


    Lepidus, der noch nicht allzu lange ein Mitglied der edlen Salii palatini war, hatte sich in den letzten Monaten intensiv auf die Feierlichkeiten des Monats März vorbereiten müssen. Noch bevor er sich überhaupt um Tanz- und Gesangseinlagen kümmern konnte, musste er sich erst einmal grundlegend mit der etwas ungewohnten Kleidung beschäftigen - auch wenn ihm seine Sklaven bei der Ankleidung natürlich wertvolle Dienste leisteten. Lepidus war schließlich alles andere als ein Militär und in gewisser Hinsicht empfand er seine Mitgliedschaft bei den Saliern zumindest als kleinen Ausgleich dafür, dass er kein Tribunat absolvierte, wie es für ihn ohnehin nur optional gewesen wäre. So hatte er doch wenigstens die Möglichkeit, sich wie ein ganzer Krieger zu fühlen in seinem mächtigen Brustpanzer und dem eindrucksvollen Soldatenmantel. Komplettiert wurde das Ganze mit dem Pileus auf dem Kopf. Damit die Salier dann auch noch aussahen, als wenn sie selbst gleich in die Schlacht zogen, trug er eine hasta und eine Ancile (die wohl wichtigste aller Komponenten). Diese heiligen ovalen Schilde, welche alle Salier an jenem Tage trugen, galt es wie einen Augapfel zu hüten. Wahrlich wurde nur eines davon tatsächlich vom Himmel gesandt, während die restlichen Duplikate waren und konnte in diesem Sinne heilig genannt werden. Doch wer wohl an diesem Tage den "echten" Schild trug? Man wusste es nicht und man sollte es auch nicht wissen. Lepidus fühlte sich aus irgendeinem Grund sehr wohl in dieser Aufmachung. Fast hätte er es in diesen Momenten bereut, nicht doch das Tribunat in Betrachit gezogen zu haben, doch man sollte sich auch nichts vormachen: Der Tiberier verließ Rom so ungern dass ihm eine hübsche Uniform kaum hinwegtrösten konnte.


    Der Beginn der Prozession bildete der Ausruf ancilia movere, woraufhin die Salier sich durch die Stadt in Bewegung setzten - die meiste Zeit dabei zu Pferde - und an populären Orten wie dem Capitol der dem Comitium Aufstellung nahmen und ihren Tanz vollzogen. Lepidus freute sich natürlich vor dem Iuppiter-Tempel an alter Wirkungsstätte - unter den Augen seiner früheren Kollegen - einen kleinen Auftritt hinzulegen, doch er wusste, dass die größte Einlage für das Forum Augustum aufgespart wurde.


    Schon während des Einzugs vor den Mars-Tempel bekam Lepidus fast selbst eine Gänsehaut. Sie sangen die berühmte carmen saliare und deuteten durch ihr Schlagen im Takt mit den Lanzen auf die Ancila unüberhörbar ihre Ankunft an. Am Fuße des aedes versammelt, kehrte ein letztes Mal Stille ein, bevor der Klang des Flötenspiels ertönte, welches für die folgende Einlage den Takt angab. Lepidus nahm gemeinsam mit seinen kriegerischen Kollegen Position ein, um dann den Tanz zu vollziehen. Hier gab es zum Glück keine großen Innovationen. Man hatte ein und denselben Tanz, der traditionell immer getanzt wurde, wieder und wieder einstudiert, bis auch bei den am wenigsten graziösesten (zu denen sich Lepidus wohl zweifellos selbst zählen würde) die Abläufe in Fleisch und Blut übergegangen waren. Dennoch empfand der Tiberier es mehr als anstrengend, denn eine solche Aufführung vor so vielen Menschen darzubieten war zweifellos etwas Neues für ihn. Eine Rede vor hunderten von Menschen zu halten, empfand er als deutlich einfacher. Aber hier war man zum Glück im Kollektiv, so dass die Last der Zurschaustellung auf viele Schultern verteilt wurde.

    Schon einen Tag später klopfte ein Bediensteter der Quatuorviri an die Porta der Villa Flavia. Sollte ihm geöffnet werden, würde er wohl sogleich sagen: "Salve, ich bin Viator im Dienste der Quatuorviri viis in urbe purgandis. Ich soll eine Nachricht an den Sklaven Sciurus übermitteln."

    "Salve Dives!", grüßte er sogleich freudig zurück und wandte sich anschließend an Fausta "Auch ist es meine besondere Ehre, deine heute wahrhaft bezaubernde Braut zu begrüßen. Wir sind in der Tat schon bekannt. Sie hat einen wahrhaft bleibenden Eindruck in meinem Officium hinterlassen", begann der Tiberier so geheuchelt wie zweideutig zu erklären. "Es wird dich freuen zu hören, dass der gemeine Fensterwerfer zur Rechenschaft gezogen wurde. Ihm war allerdings die auferlegte Geldstrafe so hoch, dass er nun im Cacer vor sich hinvegetiert. Ein Schicksal, welches er zweifellos verdient in Anbetracht der schändlichen Tat, die er in deiner Gegenwart vollzog." Das verkaufte der Tiberier einfach mal als Faktum, denn er ging im Grunde davon aus, dass die Stadtwache seiner Bitte nachgekommen war, auch wenn er von dieser Stelle aus nie wieder etwas gehört hatte.


    Die Perlen an Lucia waren dem Tiberier gar nicht aufgefallen, aber er hatte leider generell keinen Blick für so etwas. Aber umso schöner, dass Dives - so zu zuvorkommend wie eh und je - seiner Schwester Komplimente machte. Wäre doch auch schade, wenn die Braut heute die Einzige wäre, der an diesem Tage seine Blicke gehörten, dachte Lepidus bei sich und lächelte zufrieden zu seiner Schwester. Anschließend an Dives gewandt, hatte er aber tatsächlich noch ein programmatisches Anliegen: "Mein Freund, auf einigen Hochzeiten ist es, wie ich hörte, durchaus üblich geworden, dass der enge Vertraute des frischen Ehemannes einige Worte an die versammelte Gemeinschaft richtet. Eine kleine Festrede, welche deine Qualitäten und deinen Lebensweg hervorhebt, um dich dann mit Glückwünschen in die Ehe zu entlassen. Falls du eine solche Rede wünschst und sie sich in den strengen Hochzeitsplan einflechten lässt, würde ich dir natürlich gerne diese Ehre erweisen." So bot sich der Tiberier zumindest erst einmal an. Das würde dann ein wenig über das bloße Verlesen des Ehevertrages hinausgehen, aber es oblag schließlich auch dem Bräutigam selbst, ob er eine solche Darbietung als angenehm empfinden würde oder ob der ständige Mittelpunkt, in dem er heute ohnehin ununterbrochen stehen würde, ihm nicht schon völlig ausreichte.



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    Auch wenn er gewisse Vorbehalte, die sein eigener Patron gegenüber den Auguren hegte, nicht teilte, so wirkte auch für Lepidus diese Art von Ritual dann doch etwas ermüdend. Doch diese Ermüdung hätte er nie auf das Wirken der Auguren selbst zurückgeführt, sondern auf seine eigene Unvollkommenheit, die dadurch den Göttern nur wenig gerecht wurde. Lepidus glaubte immerhin nach wie vor, dass die Auguren eine besondere Position innerhalb des Cultus einnehmen durften. Ihre Tradition war einfach zu prägend und eindringlich für Rom, als dass man sie einfach ignorieren konnte.


    Natürlich verlief auch hier alles wie gewünscht, ohne Zwischenfälle oder gar schlechte Zeichen. So sorgsam wie alles präpariert wurde, war dies wohl auch kaum möglich. Traditionalisten konnten sich natürlich stets fragen, ob nicht der Geist dieses Ereignisses durch die allzu starke menschliche Einwirkung nicht zu sehr ad absurdum geführt wurde. Doch dies war wohl eine Grundsatzfrage, mit dem sich die hohen Priester beschäftigen mussten, so sie denn überhaupt ein Interesse daran hatten.


    Lepidus jedenfalls war froh, dass nun alles gut über die Bühne gegangen war und sie nun auch selbst auf das Forum Romanum marschieren durften, wo auch irgendwo bereits seine Schwester auf ihn warten würde.

    "Was sagt die Kasse?"
    "Soweit immer noch recht gut gefüllt. Die vermehrte Verhängung hoher Geldstrafen hat uns ziemlich viel Handlungsspielraum verschafft. Wir hätten sogar noch mehr, wenn wir nicht noch zusätzlich diese Wandmalereien hätten beseitigen müssen."
    "Hör ich da etwas Unmut heraus? Das war schließlich die beste Reaktion, die wir hätten zeigen können. Der Kaiser persönlich wird uns noch einmal dafür danken."
    Naja, ob Hamilkar irgendjemand danken würde, stand sicherlich zur Diskussion. Wahrscheinlicher war doch eher, dass (wenn überhaupt) nur Lepidus etwas von den Lorbeeren einheimsen würde.
    "Alles in allem ist die Behörde finanziell gut gefahren. Es wäre sogar noch genug da, um deine Reinigungsaktion für Straßen vor öffentlichen Gebäuden auszuführen."
    "Na, ich weiß nicht... die Zeit war leider nicht mehr da, um auch dies noch zum Abschluss zu bringen. Jetzt, so kurz vor dem Ende meiner Amtszeit, würden wohl die nächsten Quatuorviri den Lohn dafür einstreichen. Mir gefällt das nicht, also lassen wir das besser."
    "Ahja, sobald etwas gut für Rom ist, aber nicht gleichzeitig gut für dich, ist es also schlecht?"
    "Dein Horizont reicht mal wieder nur so weit, wie man es von einem Scriba nicht anders erwarten kann. Auf der politischen Bühne schenkt einem keiner was! Also ist man auch gut beraten, wenn man auch niemand anderem etwas schenkt. Ich sehe relativ wenig Sinn, jetzt noch ein großes Projekt vorzubereiten und viel Arbeit zu investieren, nur damit irgendein anderer den Gewinn einstreicht. Nein, da hab ich echt besseres zu tun."
    Lepidus wanderte ein wenig auf und ab, während der Scriba ganz ruhig vor seinem Schreibtisch saß und ein wenig den Kopf hin und her wog.
    "Ich halte es immer noch für eine sinnvolle Sache. Du musst es nur richtig verkaufen." Diese Worte brachten den Tiberier mal wieder unweigerlich zum Lachen. Nach diesem Jahr war ihm Hamilkar schon immer sehr einfältig vorgekommen und tatsächlich hatte er schon einige große Witze gerissen, doch wenn er auch noch so tat, als könne er Lepidus auch noch in solchen Dingen gute Ratschläge geben, dann wurde es fast lächerlich.
    "Wie hab ichs nur das ganze Jahr mit dir ausgehalten? Du willst mir erzählen, wie ich mich besser verkaufen kann? Wann bist du denn unter die politischen Berater gegangen?"
    "Ergieß nur deinen Spott, aber hör mir wenigstens zu: Wir werden alle Reinigungsaufträge schon einmal aufsetzen und vielleicht zwei oder drei wichtige davon auch schon abschicken. Den Rest hinterlassen wir den Nachfolgern als bereitstehendes Programm, was nur noch auf Ausführung wartet. Ja, Ja, ich weiß, was du sagen willst. Nun liegt es natürlich an dir zu zeigen, wie viel du mit dem noch kommenden Programm zu tun hast. Wenn wir dieses Maßnahmenpaket erstellen, musst du natürlich auch jedem deinen Anteil daran klarmachen. Ich denke da zum Beispiel an deine Res Gestae. Ich denke, die Senatoren werden es nicht geringschätzen, wenn du auch deinen Nachfolgern gleich etwas Sinnvolles hinterlässt und alles, was sie später noch in dieser Hinsicht machen werden, wird auch ein kleines Licht auf dich werfen. So einfach ist das."
    "Für so einfach hältst du das also."
    "So einfach, ja."
    Der Tiberier schmunzelte, starrte Löcher in die Luft und gab, sich als wenn er über etwas großes Nachdenken würde. Er ließ seinen Blick zu Hamilkar schweifen, wollte etwas sagen und dann auch wieder nicht. Dann ging er wieder auf und ab, bis er letztlich festhielt:
    "Du scheinst dann doch noch einiges von mir gelernt zu haben, während des vergangenen Jahres. Aus dir ist tatsächlich noch ein brauchbarer Schreiberling geworden."
    Hamilkar dachte sich in diesem Augenblick lediglich, dass er wohl eher froh sein konnte durch Lepidus nicht alles verlernt zu haben, was ihn auszeichnete. Wenn er auch nur irgendeinen Fortschritt gemacht hatte, dann war es trotz und nicht wegen Lepidus. Doch was er zumindest inzwischen verstand, war folgendes: Einfach alles weglächeln. Darin war der Tiberier wahrlich großartig.
    "Nun gut, setz das Maßnahmen-Paket auf und lass die Aufträge vorzeichnen. Such ein paar nette Straßen vor öffentliche Gebäude heraus, für die wir den Auftrag noch selbst losschicken sollten - Tempel machen sich ja beispielsweise immer gut. Tja, und den Rest überlass mir."
    Na klar, den Rest... also nichts.

    Mitten im einziehenden Gästestrom befanden sich dann auch irgendwann die beiden tiberischen Geladenen: Lepidus gemeinsam mit seiner Schwester Lucia. Als 'best man' des Bräutigams wollte der Tiberier heute auch mal ausnahmsweise nicht zu den letzten gehören, die auf der Feierlichkeit auftauchten, zumal er damit auch gewisse Verpflichtungen eingegangen war. Immerhin ging es hier um seinen guten Freund, der sicherlich schon ein wenig nervös war. Perfektion schien ihm ja durchaus wichtig und so hoffte der Iulier sicherlich, dass heute erst einmal alles glatt über die Bühne ging. Da lag es wohl an Lepidus Ruhe und Gelassenheit auszustrahlen, was ihm wahrlich nicht schwer fiel, denn immerhin war das nicht seine Hochzeit.


    Außerdem fragte sich Lepidus, wie wohl das Aufeinandertreffen zwischen seiner Schwester und dieser Sergia verlaufen würde. Lucia schien ja nicht allzu viel für sie übrig zu haben, wobei er noch nicht genau wusste, ob dies auch auf Gegenseitigkeit beruhte. Lepidus glaubte zwar nicht, dass die beiden sich auf einer Hochzeit in irgendeiner Weise anfeinden würden zumal erst recht die Sergia kein Interesse auf ihrer eigenen Hochzeit daran haben konnte, aber sie verstand sich andererseits auch nicht wirklich gut auf Heuchelei, wie er das in seinem Officium nur sehr belustigt konstatieren musste. Aber wenn er so darüber nachdachte, langweilte es den Tiberier auch schon wieder irgendwie. Seine Aufmerksamkeit konnte die Braut von Dives trotz der offenbaren Sorge seiner Schwester noch nicht wirklich erlangen, stattdessen ging er ganz normal davon aus, dass diese Frau ohnehin nach dieser Hochzeit in der Versenkung verschwinden würde (Praefecta hin, Praefecta her); und was für Lepidus keine Rolle spielte, interessierte ihn auch nicht. Stattdessen blickte er sich lieber um und hielt Ausschau nach interessanten Gästen, während er gemeinsam mit seiner Schwester neben den vielen anderen Neuankömmlingen darauf wartete, empfangen zu werden.


    Sim-Off:

    Dem Gastgeber folgend ebenfalls ohne XXvir-Signatur. ;)



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    "Das sind ausgezeichnete Voraussetzungen". Sowohl der abgeschlossene Cursus Iuris, als auch der Abschluss eines Examens an der Militärakademie waren für den Tiberier ein gutes Fundament, auf dem man aufbauen konnte. Mit dieser guten Bildung sollte es dem Petronier nicht schwer fallen, jemanden von sich zu überzeugen, besonders wenn Lepidus hier und da noch ein wenig nachhalf. "Du wirst dich hier in Rom sicher sehr gut verkaufen. Sobald du erst einmal einen Fuß in den Türen der richtigen Leute gesetzt hast, wird deinem Aufstieg kaum etwas entgegenstehen." Der Tiberier versprühte doch gern mal etwas Euphorie, auch wenn er natürlich in Wahrheit gar keine Ahnung hatte, wie gut und problemlos die weitere Entwicklung des Petroniers sein würde. Mögen die Götter das richten. "Da ihr beide mich etwas überrascht habt, konnte ich leider keine Zeit für dieses Treffen einplanen. Ich muss bald noch einen Termin wahrnehmen. Habt ihr noch etwas Dringendes zu besprechen, bevor wir uns vorerst wieder trennen?" Mit Lucius würde er ja demnächst noch genug Zeit verbringen, während der ältere sicher noch seine Reise nach Mogontiacum vorbereiten musste.

    "Ah, Regio V - der schönste Teil der Stadt. Gut, dass dies heute auf unserem Plan steht", sprach Lepidus zu seinem Scriba, mit dem er gerade erst die Basilica verlassen hatte. "Laut unserem Plan ist der Esquilin aber nicht gerade der Schönste."
    "Ach, ich rede doch auch nicht von Schmutz, du Tölpel. Es geht hier um so etwas wie Heimat. Aber davon verstehst du nicht."
    "Naja... das ändert nichts daran, dass der Esquilin wohl auch noch schöner sein könnte."
    "Keine Frage... Und deshalb werden wir auch jeden zur Rechenschaft ziehen, der auch nur ein wenig Unordnung vor seinem Haus hält. Ich selbst habe auch kaum Lust in einer ungepflegten Nachbarschaft zu leben. Außerdem fallen mir da diese und jene unbequemen Zeitgenossen ein, denen ich gern ein wenig Geld aus der Tasche ziehen würde."
    "Du verstehst dich wohl nicht allzu gut mit deinen Nachbarn?"
    "Die meisten sind lächerliche Gestalten. Ein Jammer, wer hier heutzutage alles hinzieht, aber immerhin gibt es auch ein paar Ausnahmen. Da vorne zum Beispiel: Eine recht edle Casa, bewohnt von guten und anständigen Bürgern."

    Auf dem Rundgang des Tiberiers kam er auch an der Casa Iulia vorbei, welche ihm eine besondere Freude bereitete. "Siehst du, hier wohnen anständige Bürger." Hamilkar blickte skeptisch die Straße entlang, beobachtete jeden Stein, fand aber tatsächlich nichts Erwähnenswertes vor. "Nicht ein Fleck. Ich bin begeistert." Ob es hier nur deshalb so gut aussah, weil der Tiberier den Iulier vor kurzem noch darauf hinwies, es in der nächsten Zeit mit der Sauberkeit nicht schleifen zu lassen? Wenn dem so war, so hatte Dives wohl weise gehandelt, indem er diesen Worten entsprechende Ernsthaftigkeit unterstellte. "Mein Gefühl sagt mir jedoch, dass dies nicht zum neuen römischen Standard wird."
    "Tja, sonst wären wir ja wohl auch fast überflüssig."
    "Wir tun jedenfalls gut daran, nicht allzu optimistisch zu sein. Da vorne zum Beispiel wohnt dieser schreckliche Minicius, der sich wirklich kein bisschen um irgendetwas schert, was vor seiner Haustür passiert. Er verdient die Höchststrafe!" Hamilkar schüttelte den Kopf und lief seinen bereits aufbrechenden Herren hinterher. "Lass mich wenigstens noch einmal alles Begutachten, bevor du den halben Esquilin mit Strafgeldern überziehst!" Und so zogen sie weiter, die Sauberkeit vor der Casa in Erinnerung behaltend

    Der Tiberier schien tatsächlich nicht wirklich gehört zu haben, dass sich der Mann tatsächlich schon vorgestellt hatte, aber gut, das Interesse an seiner Person flammte auch erst auf als er für Lepidus tatsächlich etwas Vernünftiges beisteuern konnte. Erst wenn die Menschen einem nützlich werden, erlangen sie auch Identität und Bedeutung. So zumindest hätte sich die Einstellung des Tiberiers ganz gut beschreiben lassen können. Vielleicht litt sein Gedächtnis allerdings doch schon ein wenig. Hoffentlich würde es sich nicht so entwickeln, wie bei manch anderen berühmten Leuten, die für ihr schlechtes Gedächtnis bekannt waren. "Gut, dann wünsche ich dir noch einen angenehmen Dienst!"


    Unterdessen beratschlagte sich der Tiberier erneut mit seinem Scriba Hamilkar. Ein paar Befragungen an der Porta Quirinalis werden es wohl noch werden, aber dann wäre es wohl ergiebiger sich mit einigen cloacarii auf Grundlage der neuen Informationen zu unterhalten. Blieb nur zu hoffen, dass die Spur an dieser Stell nicht dann doch im Sande verlaufen würde.

    Lepidus lächelte ebenso zufrieden und reichte den beiden die Hand, um die Angelegenheit zu besiegeln. Das Duumvirat war doch schon einmal eine sehr schöne Zielsetzung, besonders durch den sich anbahnenden Aufstieg Mogontiacums. "Ich bin sicher, man wird dir einen gebührenden Empfang bereiten, sobald du wieder zurück in Mogontiacum bist. Eine Gesandtschaft zum Kaiser zu organisieren und zu führen ist für die man in Germanien sicher einen ähnlichen Respekt hat, wie ich ihn selbst dafür habe" Obwohl der Tiberier dies eher ins Blaue hineinsagte. Er hatte wahrlich überhaupt keine Ahnung vom Leben in den Grenzprovinzen im Norden. Er verließ ja nicht einmal Rom, wenn es nicht unbedingt notwendig war. "Es wäre natürlich schön, wenn du mich hin und wieder per Post über deine Lage in Mogontiacum informieren könntest. Wenn irgendetwas Interessantes geschieht, bin ich darüber natürlich gern im Bilde." Obwohl es jetzt um den jungen Petronier ging, sprach der Tiberier einfach weiter mit dem Älteren. Das hatte der Verlauf des Gesprächs wohl einfach so ergeben. "Das sind sehr nützliche Fähigkeiten, die ich sicher in der ein oder anderen Situation in Anspruch nehmen werde. Ich hoffe, er kann auch einigermaßen akzeptabel schreiben? Hat er schon eine Ausbildungsstätte besucht? Ich bin mir gerade im Unklaren, ob es in Mogontiacum etwas Vergleichbares wie unsere Schola Atheniensis in Rom gibt. Im Übrigen wäre es aber sinnvoll schon morgen zur Salutatio zu erscheinen. Ein regelmäßiges Auftauchen ist natürlich Pflicht. Dort werden wir uns dann auch noch einmal intensiver über die Zukunft unterhalten können."

    Während die älteren Männer wohl mit dem Kopf schüttelten, taten es die jüngeren wohl weniger. Doch Lepidus konnte dies natürlich weder sehen noch beeinflussen, ob ihnen nun die Köpfe von den Schultern fielen oder nicht. "Es ehrt mich, dass du noch einmal hervorhebst, dass meine Arbeit hervorragend war und dass auch noch andere dieser Ansicht sind. Ich nehme dies gern an und blicke mit dem Gefühl meine Pflicht erfüllt zu haben auf eine erfolgreiche Amtszeit zurück. Doch diese Leistungen können unmöglich dazu geführt haben, mir eine Diploma verleihen zu wollen, denn ich bin mir sehr sicher, dass du keine ähnlichen Worte für jeden finden wirst, der heute ausgezeichnet werden soll. Auch glaube ich nicht, dass jeder, der heute hier eine Diploma erhalten soll, auch durch die kaiserliche Kanzlei als auszeichnungswürdig bekannt war. Rufe dir noch einmal meine letzten Worte in Erinnerung: Wenn es einen Zweifel an jemandem gibt, und sei es nur an einer einzigen Person, die hier ausgezeichnet werden soll - Zweifel an den Leistungen und dem Dienst an der Allgemeinheit desjenigen -, dann ist die gesamte Auszeichnung für jeden obsolet, seien auch darunter Personen, die es durchaus verdient hätten. Sie ist dann wertlos. Sie ist nur noch überflüssige Zierde, die sich nur derjenige wünschen kann, der diese Auszeichnung nicht für hervorragenden Taten zum Wohle Roms, sondern lediglich zum eigenen Vorteil für sein weiteres Fortkommen und dem Wunsch - trotz Anstrengungslosigkeit - zu prahlen, erlangen möchte." Dass es hier um einen gewissen verwandtschaftlichen Zusammenhang zwischen Auszeichnenden und Ausgezeichneten ging sowie einem gewissen Leistungsgefälle, konnte sich sicher nun auch dem Menschen mit den größten Scheuklappen erhellen. Letzteres machte den ersten Tatbestand überhaupt erst brisant. Nun schien es an der Zeit auch noch andere Personen in diesen Eklat mit hineinzuziehen - für den Tiberier ging es natürlich um eine ganz bestimmte Person, denn Dives konnte hier beweisen, wie stark Freundschaft und Bündnis wogen. Oh Dives, möge dir die Hand abfaulen, wenn du nach dieser verdorbenen Diploma greifst. Lepidus konnte nur hoffen, dass der Iulier den tieferen Zusammenhang all dessen erkannt hatte. Durch die bisherigen Beschreibungen sollte ihm sicherlich einsichtig gewesen sein, dass es hier nicht um ihn ging. "Keiner der erwähnten Vigintiviri sollte heute in diesem Rahmen eine Auszeichnung entgegennehmen! Mancher sollte es nicht, weil dies seiner aufopferungsvollen Leistungsbereitschaft nicht gerecht wird." Starker Blick zu Dives. "Sei es, weil sein Gewissen und die Frucht vor den Göttern ihn davor bewahrt, etwas anzunehmen, was ihm nicht gebührt." Starker Blick in die Runde, wo er leider niemanden fand. "Der objektive Blick mag manchmal durch gewisse Beziehungen, seien es z.B. verwandtschaftliche, getrübt sein. Wenn die kaiserliche Kanzlei und mithin der Kaiser persönlich eine Auszeichnung befürworten sollten, nachdem die Leistungen der Magistrate in Augenschein genommen wurden, dann bin ich bereit einem solchen Urteil Vertrauen zu schenken. Dann hat auch jeder dort Erwählte das Lob verdient. Doch hier und heute steht der Anschein des Nepotismus im Raum, die Möglichkeit einer anstrengungslos erworbenen Auszeichnung, die Möglichkeit von Ungerechtigkeit, den Bruch einer hohen Tugend. Dieser Anschein sollte vermieden werden, Consul Decimus. Ich gebe dies mit aller Ehrlichkeit zu bedenken."

    Wie wahr, wie wahr. Die beiden Petronier waren dann Klient eines Klienten eines Kaisers. Wenn dies nicht der Traum des Patronage-Systems schlechthin war, dann wusste der Tiberier auch nicht... Er war aber sehr zufrieden mit dem was der ältere Crispus vorzutragen hatte. "Ihr könnt euch in jedem Fall sicher sein, dass ich für meine Klienten einstehen werde und den mir zur Verfügung stehenden Einfluss nutzen werde. Was ich dafür verlange ist natürlich das standardmäßige, was ein Patron von seinen Klienten erwarten sollte und was du selbst schon so gut vorgetragen hast: Ich erwarte bedingungslose Loyalität, das Einstehen für euren Patron und eure Hilfe, wenn ich sie mal brauchen sollte." Und da sich der Tiberier nach den vorangegangenen Aussagen des Petroniers ziemlich sicher war, dass die beide ihnen genau das bieten konnten, blieb ihm wohl nur noch zu sagen: "Dann darf ich euch somit herzlich beglückwünschen: Ihr beide seid die neuen Klienten des Lucius Tiberius Lepidus." Es war doch immer wieder herrlich den eigenen Namen auszusprechen.


    "Nun wäre es natürlich nicht schlecht, wenn ihr mir ein wenig über eure Pläne erzählen könntet. Von dir..." Sein Blick wandte sich zum jungen Petronier "...weiß ich ja bereits, dass du Eques werden möchtest. Dafür wirst du sicherlich hier in Rom bleiben, wie ich erwarte? Was wirst du tun bis es soweit ist? Ich werde dich sicherlich demnächst einigen Leuten vorstellen, damit du Kontakte zu den höheren Kreisen schließen kannst und wir dich durch deine Bekanntheit schneller zum Ziel bringen können, aber von einem Tag auf den anderen wird das natürlich noch nichts" Dann wandte er sich zum älteren Crispus. "Und wie sieht deine nähere Zukunft aus? Du wirst sicher zurück nach Germanien gehen? Gibt es etwas, was du noch anstrebst? Aus der Entfernung wird die unmittelbare Unterstützung, die ich dir zuteilwerden lassen kann, natürlich eingeschränkt sein. Dennoch kannst du mich für entsprechende Bitten stets kontaktieren." Der Patron versuchte dadurch von beiden noch ein wenig mehr zu erfahren. Besonders Lucius schien ihm noch relativ still zu sein und ließ seinem älteren Herrn den Vortritt - das gebot natürlich der Respekt, doch ein wenig auffälliger könnte er schon sein, wie der Tiberier sich dachte.


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    Noch kaum richtig mit dem guten Dives ins Gespräch eingestiegen, gab es auch schon einen formalen Programmpunkt. Gebannt blickte Lepidus zum Consul während er noch einen Becher in der Hand hielt, wo er sich verdünnten Wein hatte einschenken lassen. Interessiert folgte er den Worten, deren Inhalt die Aufmerksamkeit sämtlicher Magistrate wecken mussten. Auszeichnungen waren schließlich stets eine nette Sache. Als dann auch noch sein Name gennannt wurde, prallten Licht und Schatten schnell aufeinander. Der erste Moment war purer Stolz. All die harte Arbeit, die ausgetragenen Konflikte und letztlich auch die Nerven, die dieses Jahr gekostet hatte, all das kanalisierte sich in ein bisschen Anerkennung, die der Tiberier sich natürlich wünschte. Doch noch ehe sein Gesicht ein breites Lächeln auf sich nehmen konnte, verfinsterte es sich sogleich. Lepidus blickte einen kurzen Augenblick zu Dives, bevor er jedoch beschloss als erster voranzugehen und der Aufforderung zum Consul zu schreiten, auf sich nahm. Vorne angekommen, nahm er jedoch nicht etwa seine Auszeichnung entgegen, sondern wandte sich der versammelten Mannschaft zu. "Werte Magistrate Roms. Ich hoffe, der ehrenwerte Consul gestattet mir ein paar wenige Worte zu sagen." Ein kurzer schweifender Blick auf die Menge, dann ging es weiter. "Ich bin von den guten Absichten, die der Consul Decimus mit diesen Auszeichnungen verfolgt, überzeugt, zumal er durch seine gute Amtsführung innerhalb des Jahres selbst eine solche verdienen würde." So viel zur Watte, in die er seine Worte einbettete, bevor der geballte Hammer und die Überraschung folgte. "Doch ich lehne die Auszeichnung ab! Ich weise sie aufs entschiedendste zurück! Edle Magistrate: Ich diene Rom nicht, weil ich dadurch möglichst viele Lobpreisungen erhalten möchte und ich glaube sehr stark daran, dass wir alle hier für Rom um seiner selbst willen dienen und nicht etwa, um Auszeichnungen zu sammeln. Wir handeln für Volk und Kaiser und wir sind ehrenhaft darin, wenn wir den persönlichen Vorteil nicht suchen, sondern uns ganz in den Dienst der Sache stellen. Ehrungen wie diese sind dann maximal dafür da uns noch zu größeren Leistungen anzuspornen, wobei sich unsere Motivation niemals vom Dienst an der allgemeinen Sache entfernen darf. Diese Auszeichnungen nun scheinen ihren Zweck zu verfehlen. Sie scheinen lediglich aus Gründen des persönlichen Vorteilsstrebens geboren, sind jedoch nicht mehr mit der Belohnung für einen herausragenden Dienst an der Allgemeinheit verknüpft. Sie scheinen stattdessen den Geist des Nepotismus zu atmen!" Lepidus versuchte sehr ruhig zu bleiben, als er dies vortrug. Er ließ offen, wen oder was er hier meinte. Die Magistrate konnten sich sicherlich selbst ein Bild davon machen und feststellen, dass hier offensichtlich nicht ausschließlich 'Leistungen' und 'Engagement' zählten, wie vom Consul betont. Immerhin war dies mit einem Vorwurf an den Consul höchstpersönlich verbunden, denn er jedoch sogleich zu relativieren versuchte: "Ich sage sehr wohl 'scheinen', denn ich bin, wie gesagt, von den guten Absichten, die der Consul hegte, überzeugt. Doch wir alle tun gut daran, vor dem Volk nicht einmal den Anschein zu erwecken, hier würden Auszeichnungen aus unangemessenen Motiven vergeben." Und so kam er zu seinem Schlussplädoyer. "Ich glaube leider nicht, dass jede einzelne dieser Auszeichnungen vor dem Volk oder auch dem Kaiser gerechtfertigt werden kann. Es kann nicht klar gemacht werden, weshalb dieser und jener eine Auszeichnung verdient hat und der andere nicht. Es kann nicht bei jedem von uns festgestellt werden, wie sehr er seinen Dienst an der Allgemeinheit geleistet hat. Wenn dies bei auch nur einem einzigen, der hier Ausgezeichneten der Fall ist, wenn sich entschieden daran zweifeln lässt, dass es jemand aufrichtig verdient hat, hier eine Diploma zu empfnagen, dann bin ich in der Reihe derjenigen falsch, die eine solche Ehrung erhalten sollen. Dann ist sie nämlich entwertet und ich selbst muss mich fragen, ob ich dann überhaupt wert bin, sie zu empfangen. Somit möchte ich mein Gesicht vor den Göttern wahren und lehne die Diploma unter den gegebenen Umständen ab." Stur trat Tiberius etwas abseits, damit die anderen beiden nach vorne treten konnten. Seine Quatuorviri-Kollegen standen nicht weit weg von ihm. Warum wurden sie nicht genauso ausgezeichnet, wenn die Anforderungen doch so schmeichelhaft waren?

    "Der Tag soll mir recht sein. Ich kümmere mich dann, wie erwähnt, um die Einladungen an die Sodales." Kurz dachte der Tiberier noch über die entsprechende 'kurzfristige' Festivität nach, bevor ihm einfiel, dass dies auch nicht unbedingt so leicht zu bewerkstelligen war. "Ich denke, im kommenden Monat ist es für mich kaum möglich etwas für die Societas zu planen. Da muss ich meine vorangegangenen, etwas zu euphorischen Worte noch einmal revidieren. Wahrscheinlich erwähnte ich es noch überhaupt nicht, aber seit neuestem bin ich Mitglied bei den Salii Palatini. Es werden in diesem Rahmen bekanntermaßen einige Verpflichtungen in der nächsten Zeit auf mich zukommen. Für mich würde es also maßgeblich davon abhängen, wie groß du dir die 'Festivität' vorstellst. Ein Opfer könnte ich sicher noch mit ausrichten. Eine große Prozession - schon weniger. Vielleicht sollte man die Entscheidung für eine bestimmte Festivität gar gänzlich ebenso auf die Mitgliederversammlung verlagern? Die Öffentlichkeit müsste dann etwas länger auf unsere nächste breite Aktivität warten, aber vielleicht tut dies der Qualität des Ereignisses dann sogar recht gut. Aber dies stelle ich nur in den Raum unter Berücksichtigung meiner eingeschränkten Teilnahmefähigkeit. Sollten sich andere Kapazitäten finden, dann freue ich mich natürlich auf auch auf eine demnächst stattfindende Veranstaltung durch die Societas." Die schmeichelnden Worte von Dives brachten den Tiberier durchaus ein wenig zum Einlenken. "Nun, dir würde es ja als offiziell gewählter Magister freistehen, deinen Vicarius zu ernennen. Ich stehe dafür zur Verfügung. Wenn ich jedoch mit jemand anderem um deine Gunst streiten muss, dann lass ich davon ab. Ich verabscheue so etwas wie 'Kampfkandidaturen'. Das wird mich im Cursus Honorum noch genug plagen."

    "Unser nettes Gespräch ist mir selbstverständlich in Erinnerung geblieben", bekräftigte der Tiberier, dass er durchaus noch wusste, wer da zu seiner Tür hineinspaziert war. Immerhin hatte er auch sofort Zeit für sie gefunden und nicht auf eine gewisse Wartezeit vertröstet. Gegenüber völlig Unbekannten wäre dies sicher die übliche Verfahrensweise von Lepidus gewesen. Der Wunsch des Crispus kam für ihn aber recht überraschend. Hatte dieser sich nicht noch in den Thermen nach ganz anderen Namen erkundigt? Nun plötzlich kam er auf die Idee sein Klient zu werden? Lepidus wurde das Gefühl nicht los, dass die beiden bei ihren anderen Kandidaten abgeblitzt waren und nun ihn als 'dritte Wahl' in Betracht zogen, obwohl dies durch die verwandtschaftlichen Verhältnisse natürlich durchaus nahe gelegen hätte. Seine Zweifel deute er aber nur geringfügig an. "Nun, ich bin sehr überrascht. Mir schien, dass der Kreis an potenziellen Patronen schon recht fest abgesteckt war. Aber ich freue mich natürlich, dass ihr der Tradition, die unsere Gentes verbindet, aufrechterhalten möchtet." Lepidus ließ einen Moment seinen Blick schweifen, bevor er die beiden Crispii wieder anvisierte. "Prinzipiell freue ich mich stets über neue Klienten - natürlich vor allem, wenn sie schon einiges erreicht haben, so wie du, Marcus Petronius Crispus, und auch große Ambitionen haben, so wie du, Lucius Petronius Crispus. Doch ich bin - und hier erkläre ich euch sicher nichts Neues - kein gestandener Senator oder ein hochpositionierter Ritter, also niemand, der euch bereits mit einem bloßen Fingerschnippen weiterhelfen kann. Ich stehe selbst noch am Beginn meiner Laufbahn, wenn diese auch hervorragende Aussichten haben mag", was er nicht ohne Selbstzufriedenheit unterschlagen wollte. "Ich bin sicher ihr wart klug genug dies zu bedenken - sonst wärt ihr heute wohl nicht hier. Aber dennoch würde mich eure Erwartung an das Klientelverhältnis interessieren. Inwiefern glaubt ihr, könnte dieses Verhältnis zu beiderseitigem Vorteil sein?" Der Tiberier erwartete an sich keine hochtrabende Antwort. Allein die Tradition vermag schon Grund genug zu sein, aber eventuell musste man ja durchaus auch auf mehr hoffen, als einem früheren Patron die Ehre zu erweisen, indem man dessen Gentilen als Patronats-Nachfolger wählte.


    Sim-Off:

    Ich denke, Verus ist damit einverstanden, also tut euch keinen Zwang an. ;)