Beiträge von Lucius Tiberius Lepidus

    "Ganz recht, ich hätte es nicht besser ausdrücken können", antwortete er zustimmend auf die Einschätzung des Senators. Ein Glück kam ihm die Vergesslichkeit seines Gegenübers zu Hilfe. Der Tiberier hatte schon befürchtet, dass der Purgitier ihn auf den Termin ansprechen würde, den er mit ihm vereinbart hatte, zu dem er dann aber leider nie erschienen war. Er hatte kaum Zeit sich über diesen Fakt zu freuen oder zu wundern als plötzlich auch schon sein iulischer Freund erschien. "Ah, schön, dass du hier bist. Offensichtlich hatte Senator Duccius bei der Wahl seiner Gäste ein gutes Händchen." Obwohl der Tiberier innerlich nicht verhehlen konnte, dass er über die Anwesenheit von Dives etwas überrascht war. Er dachte eigentlich, dass er womöglich der einzig direkt eingeladener Nicht-Senator sein würde. Immerhin war der Duccier ja geradezu gezwungen aufgrund seiner Güte, die der Tiberier durch seine finanziellen Aufwendungen hat walten lassen, ihn politisch ein wenig nach vorne zu bringen. Was Dives nun mit ihm zu schaffen hatte, erschloss sich dem Tiberier nun überhaupt nicht und leider ging dadurch ein Stück der Exklusivität verloren, die er der Einladung trügerischerweise entnommen hatte.


    Aber gut, stattdessen half der Tiberier ein wenig bei der Verständigung zwischen seinen beiden Gesprächspartnern, denn offenbar waren er und der Purgitier noch nicht bekannt und Senator ging erst einmal überhaupt nicht auf den Neuankömmling ein, weshalb Lepidus wohl etwas nachhelfen musste: "Das ist Consular Purgitius Macer. Ein Name, den du zweifellos schon öfter gehört hast und wobei dir wahrscheinlich immer nur das passende Gesicht dazu gefehlt hat", sprach er mit einem zarten Lachen, sowohl um dem Purgitier etwas zu Schmeicheln, als auch die Stimmung etwas aufzulockern. "Iulius Dives, so kann ich dir nur sagen", sprach er dann wieder direkt zu Macer gewannt "ist ein aufstrebender Römer, den es zu kennen lohnt." Mit solcher Phrase, die er mal wieder losgeworden war, konnte er den Iulier vielleicht gleich noch etwas in Verlegenheit bringen. Mit etwas Glück hatte er den Senator für den Lauf der Veranstaltung wenigstens ein bisschen neugierig auf seinen iulischen Freund gemacht, bevor sie der Gastgeber vielleicht nun bald in Empfang nehmen würde.

    "Hr hr" - so in etwa lachte der Turpilier in sich hinein, als sich diese Frau sogar schon bei ihm entschuldigte und ankündigte zu gehen. Wie überzeugend er doch sein konnte. Die Rolle des Unschuldslammes passte ihm einfach gut. "Ach, kein Problem. Ich hoffe, du findest den Schuldigen! Ja, gekreuzigt ist doch nun wirklich das Mindeste!", sprach er schon völlig gelockert aus. Als er schon ein 'Vale Bene' folgen lassen wollte, aber dann musste das Lamm dem gefräßigen Wolf mitten in die Auge sehen, bevor er einen zerriss.


    "Hab ich Tonscherben gesagt? Nein, äh, das war nur symbolisch gemeint, ja genau, symbolisch. Es ist ja allgemein bekannt, dass Iuppiter manchmal Scherben schickt, wenn ihm die Blitze ausgehen." Der Schweiß breitete sich auf seiner Stirn aus, während er diese völlig absurde Geschichte erzählte, die jeden Mythos sprengen musste. "Womit ich natürlich nicht sagen wollte, dass Iuppiter euch treffen wollte, ähm, Praefecta. Ich, ähm, manchmal ist es ja sogar ein sehr gutes Zeichen, wenn einem Iuppiter trifft. Haha, nicht wahr? Aber ich bezweifle, dass durch dein wunderschönes volles Haar überhaupt auch nur eine Scherbe oder ähm, irgendein Müll, hindurchgegangen wäre. Da kannst du wirklich glücklich sein, haha." Allerdings glaubte Tappo nun selber nicht mehr daran, hier noch einen gepflegten Themenwechsel hinzubekommen. Sein Gegenüber war zu bestimmend, zu hartnäckig und drohend. Der Mann wurde sichtlich Kleiner und Kleiner und auch ein bisschen blasser. Hatte sie jetzt auch noch den Praefectus Praetorio erwähnt? Mit so viel geballter Macht hatte es der Römer noch nie zu tun gehabt. Umso unsicherer wurde er jedoch in Anbetracht seiner Reaktion. Würde sie es wirklich bei einer Entschuldigung belassen oder würde sie ihn nicht trotzdem irgendwo ausliefern und schrecklich bestrafen? In dem Fall wäre leugnen immer noch eine Option. "Ich... äh" Doch bevor sich der Turpilier weiter um Kopf und Kragen reden konnte, ertönte aus dem Hintergrund ein lautes: "Turpillius Tappo, du Idiot!" Nomen gentile und cognomen bekam er eigentlich nur zu hören, wenn es richtig Ärger gab. Und welcher Anlass wäre dafür wohl besser gewesen? Die Barbula riss nun endgültig die Tür auf las ihrem Mann die leviten. "Ich habe gerade aus dem Fenster geschaut und was habe ich da gesehen? Mein zerbrochener Krug! Ich hab dir gesagt du sollst aufräumen, aber das Zeug doch nicht einfach aus dem Fenster schmeißen, du Narr!" Sie schlug ihn einmal kräftig auf die Schulter. Tappo hielt sie sich wie ein Mädchen. Gegenüber seiner Frau war er völlig eingeschüchtert und machtlos. Kurz darauf wandte sich die Barbula mit ihren eigentümlichen roten pausbäckchen in Richtung der Sergia: "Ich bitte vielmals um Verzeihung für das unbeholfene Verhalten meines Mannes. Ich habe einen Teil des Gesprächs mitgehört und lief dann gleich zum Fenster, um zu sehen, ob die Behauptung stimmt. Leider hat mein Mann nur wenig mehr als Luft im Kopf." Wieder warf sie ihm einen tödlichen Blick zu, bevor sie gegenüber der Praefecta weitersprach. "Bitte habe Nachsicht. Das Verhalten meines Mannes ist gewiss unentschuldbar, aber..." "Aber das macht doch hier jeder!" "Wirst du wohl still sein, du Tölpel! Bitte die Praefecta lieber um Entschuldigung, wenn dir dein Leben lieb ist!"


    Tappo versuchte Einsicht zu zeigen. Er wusste, dass er hier gegen zwei Frauen auf verlorenem Posten stand. "Praefecta... Es tut mir aufrichtig leid. Ich, ähm, bin sehr froh, dass du nicht verletzt wurdest und es war eine Dummheit mich herausreden zu wollen. Wir sind wirklich nur einfache Leute. Wir können uns weder die Strafgelder für die Straßenreinigung und erst recht nicht die gerichtliche Konsequenzen leisten... Deshalb melde es bitte nicht den Behörden. Lass Milde walten und wir... ich... werde es dir nie vergessen!" So hoffte er wohl auf so etwas wie Barmherzigkeit. Was blieb ihm auch anderes übrig? Der letzte Versuch sich die beißenden Zähne des Wolfes zu ersparen. Er rieb seine Hände aneinander, die inzwischen recht schweißig waren. So richtig wurde ihm das ganze Ausmaß der möglichen Konsequenzen erst nach und nach bewusst. Ach, Tappo, warum machst du nur immer wieder so dumme sachen?

    "Hmpf... nicht einmal ein nettes 'Salve'?", fragte der etwas missmutige und durch Lepidus Behandlung auch etwas negativ eingestellt Scriba Hamilkar den überraschenden Neuankömmling. Währenddessen schob er etwas Papyrus und ein paar Tabulae auf seinem Tisch hin und her. Irgendwann hatte er dann die richtige gefunden und wandte sich wieder an den Mann: "Du möchtest also eine Selbstanzeige für deinen Herren vorbringen? Guck an, das haben wir auch nicht alle Tage., sprach er etwas boshaft lächelnd und wahrscheinlich genauso rätselhaft für sein Gegenüber.

    Auch Lepidus war keiner der ersten Gäste. Überhaupt sagte man ja, dass denjenigen, die später auftauchten, auch den besseren Auftritt hatten. Wohl auch deshalb störte er sich nicht weiter an der Situation. Einige Prominente konnte der Tiberier auch bereits am Anfang ausspähen. "Eine nette Casa, nicht wahr?", sprach er zu Macer, der auffällig die Inneneinrichtung des Gebäudes musterte. "Salve Senator Purgitius. Ich freue mich dich wiederzusehen" Durch diesen glücklichen Umstand hatte der Tiberier immerhin schon den ersten förmlich begrüßt, wer wusste denn schon, wem er an jenem Tage noch alles die Hände schütteln musste. Derweil konnten sie wohl zusammen warten, bis sie an der Reihe waren, vom Gastgeber in Empfang genommen zu werden.

    "Hmpf", war seine erste Reaktion. In einem späteren Thermenbesuch hatte er sich ja noch einmal mit Dives über diese Factio-Angelegenheit unterhalten, aber selbstverständlich war diese Information alles andere als ein Stimmungsheber. "Nunja, manchmal sieht das Schicksal eben andere Wege vor. Es bringt da auch nichts, etwas mit Gewalt zu erzwingen, von daher muss der Iulier wohl damit zurechtkommen. Niemand bedauert es mehr als ich, wenn man seine Freunde ein wenig enttäuschen muss" Dabei hatte Lepidus ziemlich zielsicher darauf hingesteuert. Etwas nachdenklich, aber sich schnell wieder fangend, saß er seiner Schwester gegenüber und wartete, was sie sonst noch von der Versammlung zu berichten hatte.

    "Einen Tempel außerhalb Roms, wie ich hoffen möchte", fügte er noch lächelnd hinzu, denn alles andere erübrigte sich durch das Waffenverbot ja ohnehin. Derweil freute er sich, dass sein Gegenüber das Examen bestanden hatte. "Ausgezeichnet. Damit solltest du ein weiterers Argument haben, dich auf eine ehrenvolle Position innerhalb der Legion zu begeben. Ich bin schon sehr gespannt, wie dein weiterer Lebensweg aussehen wird. Du trittst wahrlich in die Fußstapfen unseres Ahnen Vitamalacus. Es gereicht dir zur Ehre, dass du diese Tradition nun fortführst" Zwar war Lepidus immer noch nicht vollends überzeugt von dem ganzen Unterfangen, aber wenn er an Vitamalcus dachte, der sogar noch unter deutlich unehrenhafteren Bedingungen (und damit dachte Lepidus in erster Linie an dessen Zeit als einfacher Legionarius) seinen Dienst leistete, dann war das hier vielleicht gar nicht so schlecht. Damals waren es eben auch andere Zeiten. "Achja, und vergiss nicht, hin und wieder etwas von deinem Sold beiseite zu legen. Ich bestehe nicht auf irgendeine Frist innerhalb der du deine Schulden bezahlen musst, aber du solltest es im Auge haben. Wenn du irgendwann das ganze Geld zusammengespart hast, übersende es mir mit einem Schlag. Achja, da fällt mir auch noch ein: Wie verlief die Trennung zwischen dir und Calena? Muss ich mich in Zukunft auf böse Blicke seitens einiger Decimer einstellen?"


    Ad
    Administratio Imperatoris
    Palatium Augusti
    Roma, Italia


    Salvete!


    Ich möchte die kaiserliche Kanzlei auf eine Besonderheit aufmerksam machen, die sich im Rahmen der Stadtrundgänge der Quatuorviri viis in urbe purgandis ergeben hat. In letzter Zeit sind verstärkt kaiserfeindliche Parolen an die Wände der Stadt gemalt worden. Sie alle sind sehr gut sichtbar und rücken den Imperator in ein sehr ungünstiges Licht. Folgende Entdeckungen wurden gemacht:



    Auf der Straße zum Palast gab es ebenfalls solche Malereien, aber ich bin sicher, dass dies von euch bereits registriert wurde. Es handelt sich aber definitiv nicht um ein vereinzeltes Phänomen, wie ich hiermit unterstreichen möchte. Vermutlich existieren sogar noch viele weitere dieser Kritzeleien. Allein, dass sie in der Nähe so prestigeträchtiger Orte wie der Curia oder des Iuppitertempels zu lesen sind, ist aber bereits schändlich genug.


    Die Aedile, die für die jeweiligen Stadtteile verantwortlich sind, wurden bereits in Kenntnis gesetzt. Bisher wurden aber von ihnen noch keine umfangreichen Reinigungsmaßnahmen in Auftrag gegeben. Ich vermute, dies hat auch etwas mit der Kassenlage zu tun. Es ist schwer den Graffitis in der Stadt Herr zu werden, doch in Anbetracht dessen, dass es die Ehre unseres geliebten Imperators betrifft, würde ich mich dafür einsetzen, diese Graffitis ganz besonders scharf zu bekämpfen.


    Zu diesem Zweck schlage ich vor den Quatuorviri temporär eine Sonderkompetenz für die Entfernung von Schmähmalereien, die sich gegen den kaiserlichen Ruf wenden, einzuräumen, welche die Straßenreinigungskompetenz ergänzt. Für die Aedile, in deren Bereich diese Säuberungsarbeiten fallen, wäre dies sicherlich eine spürbare Entlastung. Ich vermute, dass wir nur mit diesem verstärkten Einsatz von Kräften der Lage Herr werden können und bitte deshalb um Zustimmung für meinen Vorschlag.


    Vale bene.
    Lucius Tiberius Lepidus
    Villa Tiberia
    Italia, Roma



    http://i839.photobucket.com/al…/siegelmtdsenatorhc01.gif Quatuorvir viis in urbe purgandis
    Basilica Ulpia | Roma | Italia


    ANTE DIEM XVII KAL FEB DCCCLXIV A.U.C. (16.1.2014/111 n.Chr.)
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    Sim-Off:

    *Da die Graffiti laut Beschreibung überall sein könnten, stellte der Ort denjenigen dar, wo es von den Behörden bisher registriert wurde.

    Au backe, das gab Ärger. Jetzt wurde dem guten Tappo seine Tat erst richtig bewusst. Und jetzt stand hier auch noch eine Praefecta vor seiner Tür! Obwohl er das nicht so recht glauben konnte, andererseits sprachen die Leibwächter dann doch wieder für die Wichtigkeit dieser Person. Die natürlich einfachste und natürlichste menschliche Reaktion, die man wohl erwarten konnte, war wohl schlichtweg: Leugnen! "Ich... nunja... ich weiß gar nicht wovon du redest... Praefecta. Wie? Wo? Erschlagen? Also das hört sich ja abenteuerlich an. Ich selbst saß die ganze Zeit gemütlich hier herum. Mit irgendwelchen Tonscherben hab ich nichts zu tun" Sein Blick war mit jedem eines Lammes gleichzusetzen, dabei fiel ihm leider gar nicht auf, dass er anstatt das von der Praefecta benutzten Wortes 'Müll' von 'Tonscheiben' sprach. "Meine Frau kann es bezeugen! Wir sind einfache Bürger, also meine Wenigkeit, Turpillius Tappo und mein liebe Frau Barbula. Wir würden uns nie etwas zuschulden kommen lassen! Hoffentlich bekam er dieses Ding, welches kaum älter als 20 zu sein schien wieder hier weg. Soll sie ihm das doch ruhig abkaufen. Da er und seine Frau die 40 schon längst überschritten hatten, wäre es doch Lachhaft sich hier von einem so jungen Ding irgendetwas sagen zu lassen... einer Praefecta... das klang immer noch sehr merkwürdig in seinen Ohren. Immerhin öffnete Tappo den Spalt schon etwas mehr, so dass man sich besser erkennen und unterhalten konnte, so dass gleichsam auch Tappos rundes und etwas dümmlich anmutendes Gesicht zum Vorschein kam. Am liebsten hätte er die Tür aber sofort wieder zugeknallt und deshalb behielt er seine reservierte Stellung.

    Zufrieden lächelnd und sich die Hände abklopfend, bewunderte der gute Tappo seine bestechende Problemlösungskompetenz. Das ging schnell und - natürlich nur für ihn - sauber. Jetzt war zum Glück Zeit, um sich mit anderen Dingen zu beschäftigen. Um dem Müßiggang Genüge zu tun, setzte sich der gute Mann doch gleich auf seinen Allerwertesten und wartete darauf, dass ihm bald sein Essen serviert werden würde. Doch kaum hatte er sich der Last seines schweren Körpers entledigt, schreckte er förmlich auf, als er ein lautes Stimmchen vernahm, was mit großer Sicherheit von der Tür kam und mit großer Sicherheit bedeutete, dass er seiner Erholung ledig wurde. Der Ton gefiel ihm darüber hinaus gar nicht. Warum sollte jemand so unbedingt zu ihnen kommen wollen? Oder wollte da jemand Schulden eintreiben? Eigentlich hatte er doch noch Zeit, bevor er die Würfelblamage der letzten Woche ausbügeln musste. Ach, was ging dem Tappo nur wieder durch den Kopf, während er schon lauthals sein Weib rufen hörte: "Jetzt schau schon, wer da ist!" Hmm... zum Eintreiben von Schulden würde man sicher keine Frau schicken - immerhin klang die Stimme durchaus weiblich. Gehorsamst folgte er natürlich dem Willen seiner Gattin und schritt eiligst zur Tür. Er machte sie sogar auf, wenn auch der Sicherheit wegen nur einen kleinen Spalt, damit er sehen konnte, was da vor seiner Tür stand. "Ähm, ja, wer da?", fragte er dann aus dem Spalt heraus und gänzlich unsicher, denn dort stand in der Tat eine Frau vor der Tür, aber die war auch noch gesichert durch ein paar andere Männer. Hui? Was wollten die bloß von ihm? Dem nicht allzu cleveren Tappo fiel natürlich nicht unbedingt auf, dass das staubige Haar und das grimmige Gesicht, was er da nun sah, irgendetwas mit seiner gerade ausgeführten Müllbeseitigungs-Aktion zu tun haben könnte.

    "Wir sind an sich relativ unabhängig von den Aedilen", gab der Tiberier erklärend an, der sich natürlich immer freute, wenn man sich für das interessierte, was er so tat. Schließlich musste es ja wichtig sein, wenn er selbst es tat. "Die Aufsicht über die Sauberkeit gehört ihnen, aber die Quattuorviri sind im Laufe der Zeit zu einer so selbstverständlichen Instanz geworden, dass es kaum noch Rücksprache mit den Aedilen bedarf. Sie wissen, dass wir uns um die Straßen kümmern und wir haben maximal Kontakt, wenn etwas wirklich gänzlich schief gehen sollte oder es irgendwelche Besonderheiten zu klären gibt." Da musste der Tiberier natürlich auch im Gegenzug Interesse heucheln: "Du sagtest, ihr würdet versuchen wollen, Mogontiacum zum Municipium erheben zu lassen. Wie stehen denn die Chancen und woran könnte es scheitern?"

    Endlich war es soweit. Nachdem das Wichtigste erledigt war, bat Lepidus seine Schwester hier keine Wurzeln mehr zu schlagen. So lange war der Tiberier immerhin schon seit Ewigkeiten nicht mehr weg von Rom. Die Welt hier draußen sorgte immer noch für ein gewisses Unbehagen. Gleichsam hatte er jedoch kaum große Lust wieder über das Wasser zu schippern, wobei ihm sicherlich wieder übel werden würde. Doch die Sehnsucht nach dem Zuhause konnte womöglich all das überdecken.


    "Ein wirklich fabelhaftes Geschenk, Senator." Es erinnerte ihn gleichsam an die religiöse Armut auf dieser Insel. Womöglich stillte dieses Geschenk auch ein gewisses Gefühl der 'Sehnsucht nach den Göttern.' "Ich werde dieses Abbild in Ehren halten." Als seine Schwester dran war und ebenfalls ein obligatorisches Geschenk erhielt, staunte der Tiberier nicht schlecht. Allzu wertlos schien diese Kette tatsächlich nicht auszusehen. Seine Schwester hatte wohl einen sehr guten Eindruck gemacht. So naiv formulierte es Lepdius jedenfalls in seinen eigenen Gedanken. Er blickte zufrieden und hörte sich auch noch die letzten Abschiedsworte an, auf die er frei entgegnete: "Der Ruf deiner guten Gastfreundschaft wird sich durch uns verbreiten. Hab viele Dank. Mögen wir uns bald wieder zusammenfinden."


    Als sie sich abgewandt hatten und in das Boot gestiegen waren, konnte sich der Tiberier ein überhebliches Gerede gegenüber seiner Schwester nicht verkneifen. "Den haben wir doch perfekt von uns abhängig gemacht! Ein weiterer Schritt ist getan. Seine Unterstützung wird uns sicher sehr nützlich sein." Lepidus lächelte zufrieden. "Ach, und wie du ihn mit deinem Charme um den Finger gewickelt hast! Er konnte ja kaum die Augen von dir abwenden!" Man konnte sich geradezu die Hände reiben, während der Tiberier in seiner Unwissenheit tatsächlich dachte, er hätte hier nur einem Schürzenjäger einen Knochen vorgehalten, der ihn ruhigstellte, ohne darauf bedacht zu sein, dass dies eines Tages auch den Appetit auf Fleisch anregen könnte.

    Der Tiberier war sichtlich geschmeichelt. Mit der Erwähnung seiner großartigen verstorbenen Verwandtschaft konnte man bei ihm immer Pluspunkte sammeln. Überhaupt war er leicht um den Finger zu wickeln, wenn jemand das Bild welches er von sich selbst hatte von außen bestätigte. Sehr gern erhob er den Becher auf sich selbst - für niemanden war es seiner Ansicht nach angebrachter.


    Das wohltätige Angebot des Tiberiers sorgte dann auch noch für den gewünschten Effekt. Der Senator schien gänzlich nicht mit der fürsorglichen Hand des Patriziers gerechnet zu haben - nun soll doch mal jemand sagen, dass jene ihren angehäuften Wohlstand nur aufstauen würden. Es wäre ein weiteres Argument gewesen, die die Steuerfreiheit der Patrizier nach wir vor rechtfertigte, aber auf dieses Thema kamen sie zum Glück nicht mehr zurück. Stattdessen schien der Duccier von seinem Angebot so überwältigt, dass es ihm wohl ein Frevel gewesen wäre, es in dieser Form anzunehmen. "Oh, ich dachte mir schon fast, dass du bereits ausreichend viele Geldgeber gefunden hast. Sicher benötigst du diese einhundert Aurei von einem weiteren wie mir nur noch für das besondere i-Tüp fel chen zu den Spielen. Rom kann sich wahrlich glücklich schätzen." Das war zumindest eine berechtigte Annahme. "So sei es, Senator Duccius. Lass uns auch darauf trinken. Auf unser Geschäft, unsere guten und gestärkten Beziehungen sowie auch auf die großartigen Spiele, die Rom erwarten werden." So plätscherte der Abend noch so vor sich hin, während der Tiberier inzwischen davon überzeugt war, dass sich dieser Ausflug wahrlich gelohnt hat. Nur vor der Rückfahrt auf dem schaukelnden Meer graute es ihm inzwischen bereits wieder.

    "Vielen Dank für dieses nette Angebot, aber ich kann mir derzeit nicht vorstellen, an der Schola zu arbeiten. Falls sich daran aber je etwas ändern sollte, wirst du der erste sein, der es erfährt." Nein, für so etwas hatte der Tiberier einfach keine Zeit mehr. Er fühlte sich mit seinen aktuellen Aufgaben schon deutlich ausgelastet. Wahrscheinlich würde sich Lepidus im Nachhinein noch freuen, dass er darin keine Energie mehr investiert hat, wenn er erst einmal erfuhr, dass umfangreiche Pläne zur Abschaffung der Schola existierten.


    "Ich werde den Tag vormerken lassen. Soweit mir bekannt ist, sollte es da keine Schwierigkeiten geben. Freilich wird mir erst ein Blick auf den Kalender Sicherheit verschaffen, aber ich mache mir da derzeit keine allzu großen Sorgen und werde dich gegebenfalls noch demnächst davon in Kenntniss setzen, falls etwas gänzlich dagegen sprechen sollte." Ein Glück hatte der Tiberier sowohl die Arenakämpfe frühzeitig verlassen, als auch keinen Blick für schlechte Gedichte. Hätte er das alles einmal gesehen und miterlebt, so wären ihm unweigerlich die Worte seines Patrons über die Selbstüberschätzung der Iulier in den Sinn gekommen. So mancher Bürger, der nicht Lepidus war, hätte sich unweigerlich fragen müssen: Iulius wer? Sergia wer? Aber von Inszenierung verstand der Tiberier ja ohnehin nicht allzu viel. Ein Freund des Volkes würde er aufgrund dieser Vernachlässigung wohl sicher niemals werden.


    Viel zur Wahl der Sergia hatte der Tiberier eigentlich nicht zu sagen. Ganz so imposant erschien ihm das alles aber nicht wirklich. Aber hier wollte er seinen Verbündeten sicher nicht aus der Spur bringen. Seine Entscheidung schien fest getroffen und da hätten mahnende Worte von Lepidus sicherlich kaum noch etwas daran ängern können. "Ich bezweifle nicht, dass dein Urteilsvermögen dich eine gute Wahl hat treffen lassen. Die Verbindung zum Annaeus sollte ein gutes Licht auf deine Treue zum Kaiser werfen. Dies allein sollte schon ausreichen - ganz ohne eventuelle verwandtschaftliche Verbindungen zu Palma persönlich." Einen Kommentar zur 'unvergesslichen Cena' verkniff er sich, klang dies doch allzu romantisch und war eher zum Belächeln. "Nun, ich hoffe, dass ihre selbstbewusste Art sich nicht irgendwann zu deinem Nachteil auswirkt. Es schadet sicherlich nicht eine starke Frau zu haben, doch ich nehme an, dass du mir zustimmst, wenn ich ganz im Allgemeinen sage, dass der Ehrgeiz einer Frau stets hinter dem ihres Mannes zurückstehen muss. So hoffe ich doch, dass du sie, nunja, 'unter Kontrolle' behältst." Die Tatsache, dass sie wirtschaftlich tätig war und sich sogar 'Praefecta' nennen durfte, klang in Lepidus Ohren eher für ein Weib, was über kurz oder lang Probleme machen würde. Aber vielleicht hatte Lepidus da auch eine etwas wenig zu eingefahrene Ansichten - bestritten hätte er es nicht.

    Lepidus sah man sichtlich an, dass er derzeit etwas überarbeitet war. Wenn er nicht in seinem Officium mit den anderen Vigintiviri saß, dann saß er in seinem eigenen in der Villa. Dazu auch noch dieses Schreiben vom Duccier. Was hatte es nur schon wieder mit diesem Symposium auf sich? Ein wenig geehrt fühlte er sich ja schon, eingeladen worden zu sein. Aber mit dem Einstieg in den CH kommt die Politik von ganz alleine zu einem. Abgesehen davon konnte es sich der Duccier in Anbetracht ihres Deals wohl ohnehin nicht leisten, den Tiberier so einfach außen vor zu lassen.


    Sodann trat auch schon wie erwartet, der neue Militäranwärter in sein Officium. Lepidus konnte nicht leugnen, dass er sich freute, dass diese ganze Sache so reibungslos funktionierte. Ein paar Beziehungen spielen lassen und schon wurde jemandem geholfen. Es sollte wahrlich immer so einfach sein. "Sei gegrüßt, Verus. Ich freue mich, dass du noch einmal aufgetaucht bist." Nun wurde ihm gleichsam die Klinge vor Augen geführt. Lepidus betrachtete sie ein wenig und fand sie wahrlich schön. Nur ungern musste er die Bitte bei diesem Abschied zurückweisen. "Oh, ich bin nur ein Tempelwächter gewesen. Ein wirklicher 'Priester' bin ich noch nicht. Ich bewundere auch deine Euphorie, die du in Anbetracht deiner neuen Aufgabe hegst. Das zeigt mir, dass du es wirklich ernst meinst und ich bin stolz auf dich, dass du dies so konsequent angegangen bist." Gar nicht streng, sondern diesmal sogar recht brüderlich scherzhaft, fügte er noch hinzu. "He, aber mit der Besorgung eines Schwertes hättest du doch bis Mantua warten können. Nicht alle achten den Codex Iuridicialis, aber in meiner neuen Position muss ich das leider mehr als alle anderen. Aber keine Sorgen, von mir erfährt das keiner. Du darfst dich damit nur nicht erwischen lassen." Die 500 Sesterzen Strafe wären zwar verkraftbar, aber Lepidus ahnte natürlich schon, dass er selbst dafür aufkommen müsse, damit der gute Verus nicht die Last des Cacers spüren musste. "Wie lief im Übrigen das Examen an der Militärakademie? Ich hoffe doch, meine Investition hat sich gelohnt?"

    "Mein schöner Krug! Ach, tu Tölpel! Wie konntest du nur wieder so ungeschickt sein!" Der Angesprochene und in die Jahre gekommene Tappo konnte nur schuldig auf seine ihn mit Worten und Blicke strafende Angetraute blicken. Die alte Barbula, wie sie mit Namen hieß, hatte ihren lieben Krug unter den ungeschickten Händen ihres Mannes auf dem Boden zerschellen sehen. Zurück blieb ein großer Scherbenhaufen, der nach ihrer Aufassung kein Glück brachte.


    Während daheim lediglich die Gefahr eines tölpelhaften Ehemannes lauerte, galt es auf römischen Straßen stets und ständig Acht zu haben. Allzu bedenkenlos sollte man nicht unbedingt umherwandern. Ein waches Auge war immer mal hilfreich, um den vielen möglichen Gefahren aus dem Wege zu gehen. Wo man vielleicht in erster Linie an Diebesgesindel oder Schlägertypen dachte oder auch vielleicht an den ein oder anderen Halsabschneider, der seine defizitären Waren außerhalb des Marktes loswerden wollte. Vielleicht wollte man auch einfach nur davor bewahrt werden, dass einem jemand nach Almosen anbettelte oder überhaupt von irgendwelchen skurilen Gestalten vollgequatscht zu werden. Doch das waren bei weitem nicht alle Gefahren, denen man sich entziehen musste.


    Denn dort, wo man das Auge nach rechts, links, geradeaus warf und sich dazu auch noch hin und wieder umblickte, musste man sich auch den unangenehmen Überraschungen erwehren, die von oben kommen konnten. Doch was konnte da schon gefährlich sein? Der Regen oder gar Iuppiters Blitz, der einen erschlug? Nein, auf römischen Straßen allgegenwärtig war die Gefahr des Mülls, der vom Himmel fiel.


    Nun gut, der Müll fiel nicht vom Himmel, sondern ganz unmetaphorisch aus den Häusern der Bewohner Roms. Besonders beliebt flog er aus den obersten Stockwerken der Insulae - solche, wie sie auch von Barbula und Tappo bewohnt wurden. "Kehr das schnell zusammen! Ich will nicht, dass das hier alles die ganze Zeit rumliegt!" Als gehorsamer Mann ließ sich Tappo nicht lumpen und erfüllte seine Pflicht. Während seine Frau sich bereits aufgemacht hatte und das Mahl bereitete, hatte der gute Tappo nun wahrlich nicht mehr die Zeit irgendwo hinzuwandern, um das Zeug zu entsorgen. Stattdessen strich eine milde sanfte Brise aus dem Fenster, die ihn geradezu bedenklich auf die Einfachheit der Lösung seines Problems hinwies.


    Der Mann schaute nicht links und nicht rechts und schon gar nicht nach unten, als er den zusammgetragenen Scherbenhaufen ganz einfach nach draußen schmiss. Die sich in der Luft ausbreitenden Einzelteile flogen ganz einfach auf die Straße und wie durch ein Wunder, landeten sie allesamt direkt auf dem Pflaster und nicht etwa im Kopf eines Römers. Nur haarscharf verfehlten sie eine Person, die wohl mit einem Schrecken davonkam...


    Sim-Off:

    Wer vielleicht Lust hat, die Person zu sein und sich bei den städtischen Behörden über diese lästige, typisch römische Verhaltensweise des Hinauswerfens von Müll auslassen möchte, ist herzlich eingeladen. ;)

    "Genau! Das wars!", rief Lepidus plötzlich auf und setzte sich wieder einigermaßen gerade hin. "Was genau hat denn die Vollversammlung ergeben und konntest du einige interessante Leute kennenlernen?" Zum Glück half ihm seine Schwester hin und wieder auf die Sprünge. Manchmal hatte der Tiberier einfach zu viel um die Ohren, um in jedem Moment bei klarem Verstand zu sein. "Ich hoffe, Dives war nicht allzu enttäuscht über meine Abwesenheit."


    Ad
    Aulus Tiberius Verus
    Trans Tiberim, Insula XXI
    Roma, Italia


    Salve Verus!


    Es wird dich freuen zu lesen, dass das Gespräch mit meinem geschätzten Verbündeten Iulius Dives äußerst positiv verlaufen ist. Ich habe mich ganz offensichtlich nicht über seine verwandtschaftlichen Beziehungen zur Legio I getäuscht. Sein Großonkel Iulius Licinius, welcher den Rang eines Praefectus Castrorum bekleidet, wünscht, dass du bei ihm vorstellig wirst.


    Ich möchte dir noch nicht allzu viel versprechen, aber es scheint, als wäre durchaus eine Aufnahme als Centurio möglich. Dazu musst du dich jedoch von deiner besten Seite zeigen. Überzeug den Iulier von deiner Person und dir steht im Militär sicherlich eine gute Zukunft offen.


    Mein Vorschlag wäre, dass du dich umgehend nach der Absolvierung des Examens an der Militärakademie nach Mantua begibst und Iulius Licinius im Castellum der Prima aufsuchst. Ich brauche dir sicherlich nicht zweimal zu sagen, dass ich mit meinem Namen für dich gebürgt habe. Demzufolge erwarte ich, dass du einen absolut makellosen Auftritt hinlegst, wenn du dort mit dem Verwandten eines meiner engsten Verbündeten verkehrst. Ich möchte anschließend nichts Schlechtes über dich hören. Trage mit Stolz den Namen Tiberius und erinnere dich deiner Ahnen und du wirst erfolgreich sein.


    Gern kannst du mich auch vor deiner Abreise noch einmal in der Villa Tiberia besuchen, auf das ich dir noch einmal persönlich leben wohl sagen kann.


    Vale bene.
    Lucius Tiberius Lepidus
    Villa Tiberia
    Italia, Roma

    Ach, Vitamalacus. Der stolze Militär in der Familie. Ganz ähnlich wie sein Onkel Maximus, wobei Vitamalcus ihn im Ruhme wohl noch ein bisschen übertraf. In solchen Momenten fragte sich der Tiberier selbst, ob ihm nicht irgendwann auch noch eine militärische Laufbahn bevorstehen würde. Immerhin konnte er sich nach seinem Vigintivirat ja entscheiden, ob er als Patrizier das Tribunat absolvierte oder nicht. Aber die Reife dieser Entscheidung musste wohl noch warten. "Hab vielen Dank, Petronius. Das ist sehr schön zu hören. In nichts lässt sich besser schwelgen als in den Taten der Verstorbenen." Und seinen vorherigen Gedanken ganz entsprechend, fügte er noch eher vor sich hinredend hinzu. "Wer weiß? Vielleicht wird aus mir ja ebenfalls noch ein Mann des Militärs." Lepidus schmunzelte derweil über die eigenen Worte. "Obwohl ich zugeben muss, wohl lieber in einem Tempel, als in einer Kaserne zu dienen - ganz zu schweigen von dem schönen Officium, wo ich gerade mein Vigintivirat ableiste."

    "Der politische Zuspruch, den ich von deiner Seite erhalten würde, wird sich - du wirst es sicher noch oft genug erleben - als ebenso fruchtbare Investiton erweisen." Da hegte der Tiberier selbst natürlich kaum einen Zweifel und so bemühte er sich, dies so selbstbewusst wie möglich zu verkaufen. Lepidus empfand es fast schon eher als einen unnötigen netten Hinweis, den ihm der Duccier dort erteilte. Selbstverständlich hatte er nicht vor, sich soweit unehrenhaft zu verhalten, dass sich selbst ein Homo Novus ihn fallenlassen musste. Dass der Duccier allerdings selber ausreichen Vorsicht walten lassen musste in Bezug auf diejenigen, die er sich nah hielt, war nicht weiter verwunderlich. Wer allein schon durch seine Herkunft ein gewisses Handicap gegenüber anderen Persönlichkeiten in der Stadt hatte, der musste auch besonders darauf Acht geben, wen er zu seinen Freunden machte. "Mein Name ist derzeit alles, was ich als Referenz angeben kann, doch werden meine zukünftige Taten alles an Vertrauen rechtfertigen, was mir entgegengebracht wird. Dies ist ein Versprechen, was ich nicht scheuen würde auf Iuppiters Stein zu schwören."


    Bei den Ausführungen, die der Duccier zu seiner Zukunft machte, hätte sich Lepidus im Grunde die Hände reiben können, denn das böse Wort 'Consul' fiel tatsächlich nicht. Auch wenn er diese Art von Zukunftsplänen für jemanden, der derzeit so glänzend dastand nicht für unrealistisch gehalten hätte, so musste er dennoch sagen, dass er Bauchschmerzen bekommen würde, eines Tages verpflichtet zu sein, einem Emporkömmling ohne edlen familiären Hintergrund auf dieses Prestigeträchtige Amt verhelfen zu müssen. Die nun dargelegte Aussicht, dass es den Duccier in die Provinz zog, erleichterte vieles. Auch wenn das Consulat damit nicht gänzlich vom Tisch war, so nahm der Tiberier nun zumindest erst einmal an, dass dies nicht zu dessen prioritären Zielen gehören würde. "Das ist natürlich ein Weg, wie er deiner Person nur gerecht wird", sprach er dann zumindest für sich selbst äußerst zweideutig. "Diese Ambitionen deinerseits finden meine Begeisterung und da ich weiß, dass deine Unterstützung besonders in diesen Zeiten einiges wert ist, so..." Und hier musste der Tiberier wohl langsam sein Poker-Face aufsetzen, welches er im Grunde genommen nicht besaß. Überhaupt waren sein Angebot und seine Herleitung dieses Angebots nicht fachmännisch versiert. Aber zur Not konnte er sicherlich den Met beschuldigen. "...so mache ich dir auch ein gutes Angebot. Ich werde dir mit meiner erwähnten kleinen Spende wohl bei deinem kostspieligsten Ausgabentopf innerhalb des nächsten Jahres - der Ausrichtung von Spielen - ein wenig unter die Arme greifen. Was kosten denn gute Spiele heutzutage? 100.000 Sesterzen? Wenn man von diesem Wert ausgeht, so wäre ich bereit ein Viertel jener Summe bereitzustellen. Die Spiele würden dann zu 25 Prozent mir gehören - natürlich ohne, dass ich das öffentlich irgendwo behaupten würde." Nun war der Tiberier mit einer Zahl herausgerückt. Wenn man davon ausging, dass vernünftige Spiele um die 100.000 Sesterzen kosteten, dann war eine Spende in Höhe von 25.000 wohl ein ordentliches Pfund. Sie hätte allerdings auch höher ausfallen können, aber dann wäre der Tiberier seiner bereits auf dem Forum versprochenen 'kleinen' Spende gar nicht gerecht geworden. Darüber hinaus musste er aufpassen, dass er nicht allzu viel verjubelte. Die Ländereien der Familie warfen derzeit zwar gutes Geld ab, aber die finanzielle Situation war lange nicht so gut, wie noch damals zu Durus Lebzeiten. Das wusste sicherlich auch seine Schwester, die bei diesem Geschäft sicher eine ganze Reihe von Schmuck und Klamotten, den sie im Auge hatte, davonfliegen sah. Nicht zuletzt hatte Lepidus trotz vieler Hinweise keine genaue Vorstellung von der finanziellen Not des Ducciers. Dass dieser nicht einmal ansatzweise in die Nähe von 100.000 Sesterzen kam, blieb ihm völlig fremd. In Anbetracht dessen, hielt er es für ein vernünftiges Angebot und wartete dessen Reaktion ab.

    Auch in seinen Schlussworten blieb sich der Senator treu. Es war kein Grund mehr dem noch etwas zu entgegnen. Lepidus lächelte nun einfach alles weg. Dass dieser Germane den Willen der Götter richtig interpretieren konnte, blieb für den Tiberier zweifelhaft. Selbiges aber auch tatsächlich anzuzweifeln, das wollte er nun wirklich nicht. Schließlich hatte er keine Lust die offene Diskussion in einen ebenso offenen Streit umzuwandeln. In der folgenden Zeit hielt sich der Tiberier tatsächlich, wie bereits vorgenommen, zurück und überließ seiner Schwester die Bühne für die Unterhaltungen. Nur hin und wieder, wenn es notwendig war, griff der Tiberier wieder ins Gespräch ein. Zumindest bis der Zeitpunkt kam, auf den er schon seit seiner Abreise gewartet hatte. Der Duccier legte nun tatsächlich die Karten auf den Tisch. Er hielt es wohl für klug darauf zu warten, bis der Tiberier gesättigt war, was dieser in jenem Moment auch kaum geleugnet hätte.


    "Ja, ein Aedil hat es nicht einfach. Die Zufriedenstellung des Volkes hat ihren Preis und jenes Volk giert nach Spektakel. Auf dem Forum war ich allerdings schon fast davon überzeugt, dass die Finanzen kaum ein Problem für dich darstellen würden." Auf dem Forum hatte es der Duccier noch nötig, sich vor der Menge als nicht bedürftig zu gebären, bis er zumindest seinen Tiro vorschickte, um das Angebot aufrechtzuerhalten. Dies zumindest noch einmal beiläufig anzuschneiden, verlangte wohl die schnippische Art des Tiberiers. "Selbstverständlich bin ich nach wie vor geneigt, dir eine 'Spende' zuteilwerden zu lassen. Wahrscheinlich kann jenes Geld derzeit kaum besser investiert sein, wo du doch durch die derzeitigen Umstände so etwas wie der Mann der Stunde zu sein scheinst." Das war er wohl ganz objektiv, ohne, dass der Tiberier ihm groß Honig um den Mund schmieren musste, aber allein in Anbetracht eines guten Geschäftsklimas war dies nicht zu vernachlässigen. "Zweifelllos hast du das Potenzial zu einigen der höchsten Würden unseres Reiches vorzustoßen und wie du mit dem Pöbel auf dem Forum hantierst ist wahrlich beachtlich." Den Kommentar, dass der Duccier diesem auch deutlich näher stand als Lepidus verkniff er sich in jenem Moment. Nähe zum Volk war in des Tiberiers Kreisen nicht unbedingt ein großes Kompliment. "Die Bedingung für meine Spende sind auch äußerst bescheiden. Wer mich kennt, weiß, dass ich ein wahrer Wohltäter bin." ...nicht. "Du kennst jedoch meine politischen Ambitionen und wenn ich in den nächsten Jahren deine volle Unterstützung erhalten würde, so wäre ich damit überaus zufrieden." In diesem Moment schien es womöglich für den Duccier ein äußerst billiges Geschäft zu werden. Doch das wie immer wenig zutrauliche Lächeln des Tiberiers verriet leider bereits, dass es damit noch nicht getan war. "Wenn ich natürlich so darüber nachdenke, du verstehst, so völlig spontan, dann würde mir für eine konkrete Summe doch auch tatsächlich schon ein recht konkretes Anliegen einfallen, auf das die eine Hand ganz sichtbar die andere wäscht und beide danach so rein sind, wie sie nach einem guten Geschäft sein sollten." Was das konkrete Anliegen war, ließ der Tiberier allerdings noch offen, während er stattdessen noch gern die ein oder andere Information einholen wollte. "Natürlich liegt mir als potenzieller Geldgeber auch viel daran zu erfahren, wie denn deine Zukunftspläne über das Aedilat hinaus aussehen. Vielleicht kannst du mir ja noch ein paar detailliertere Einblicke in deine Absichten und deinen gewünschten Weg liefern." Eine Ware musste man schließlich immer sehr genauesten in Augenschein nehmen, bevor man sie kaufte.