Beiträge von Lucius Tiberius Lepidus

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    Original von Sergia Fausta


    Der Tiberier nickte zufrieden und sah die liebreizende Sergia hinfort wandern. Was für ein nettes Weib. Den Iulier beneidete er um so viel Spaß, den er mit dieser Frau haben musste. Schade, dass das Treffen doch so schnell vorbeiging. Der Tiberier hätte liebend gern noch seine Abstammung bis nach Troja nachgewiesen, ja, er hätte dem ganzen noch die Krone aufgesetzt, indem er seine Abstammung von Aeneas höchstpersönlich aufgeschlüsselt hätte.


    Den letzten Kommentar wollte und konnte der Tiberier wahrlich nicht verstehen. Als wenn er nicht ausdrücklich darauf hingewiesen hätte, dass er Interna nicht preisgeben konnte. Aber diese Ungeduld, oh, diese Ungeduld. Lepidus war nun einmal leider nicht der einzige IIIIvir, wie der Name auch unschwer zu erkennen gab. Was sollte er sich den Unmut seiner Kollegen auf sich ziehen, wenn er ihre Gespräche einfach so an die Öffentlichkeit brachte? Nein, da musste die gute Frau nun einfach Einsicht zeigen - was ihr aber leider nicht gut gelang, obwohl ihr der Tiberier selbstverständlich attestierte, ihr bestes getan zu haben – das Beste wozu ein bestimmter Typ Mensch eben fähig ist. Das wird sicher eine Wahnsinnshochzeit! Der Tiberier lächelte, während er sich wieder seinen Akten, ja, und tatsächlich sogar dem Fall Turpilius zuwandte, wie es doch von der Sergia gewünscht wurde. Denn dies stand ja auch nie in Zweifel. Dennoch konnte man, wenn man genau hinhörte, ihn etwas abschweifend und einsam in seinem Officium verbleibend murmeln hören: "Dives, Dives... du alter Hund!"

    Mit einem großen Fragezeichen über dem Kopf blickte ein Viator der IIIIviri etwas schief auf diese merkwürdige Replik auf die so nette Bekanntmachung, die er selbst mit entworfen hatte. Es schien als würden die Bürger Roms von Jahr zur Jahr ungebildeter. Dem Verfasser wäre sonst vielleicht aufgefallen, dass die Sauberkeit der Straßen zum größten Teil natürlich von den Menschen selbst in die Hand genommen werden musste, wenn es sich nicht gerade um Straßen an öffentlichen Gebäuden handelte. Von daher war es wohl nur noch als nette Bestätigung dessen zu sehen, was ohnehin schon in der originalen Bekanntmachung stand. Das war so seit hunderten von Jahren und würde sich sicherlich noch mehr als tausend Jahre nicht ändern. Da konnte der Viator wirklich geneigt sein, diese Blättchen einfach hängen zu lassen. Verstanden hätte das wohl ohnehin niemand so richtig, der schon ein paar Jahre länger in Rom lebte.


    Der Schluss auf die Unbildung entsprechender Personen wäre wohl noch einleuchtender gewesen, wenn der Viator gewusst hätte, dass es Menschen gab, die Problem hatten das Prinzip der Kausalität richtig zu verstehen. So mag es sein, dass manchmal Aktionen auf bestimmte Gespräche folgten, diese aber nicht unbedingt miteinander zu tun haben mussten. Selten hatte er es darüber hinaus erlebt, dass ein Magistrat alle Probleme in nur einer einzigen großen Ankündigung abgehandelt hätte. Aber es ging hier ja weder um die Reinigung der Straßen, ohne privaten Zuständigkeitsbereich, noch um die wiederum ganz anders gelagerte Problematik des Fensterwurfs. Sicher war es aber dem normalen Menschenverstand ersichtlich, dass man nicht jedes Problem auf einmal beseitigen konnte. Ermüdet entschloss sich der Viator dann diesen verschwendeten Aushang zu entfernen, auf dass durch diesen nicht noch mehr Römer verdummten. Der Viator würde wohl den vier Männern des Collegiums vorschlagen, die Aushänge in Zukunft ein wenig im Auge zu behalten. Vielleicht konnte man ja sogar dann mit den entsprechenden Bürgern ins Gespräch kommen, die irgendwo einen Mangel sahen oder mit der Arbeit des Collegiums unzufrieden waren. Vielleicht konnte man dadurch ja ein wenig Aufklärungsarbeit leisten. Schließlich verstand man sich ja auch als eine fürsorgliche Behörde - ohne Zweifel.


    BEKANNTMACHUNG
    IIIIviri viis in urbe purgandis


    Hinweis auf die Pflicht zur Straßenreinigung


    Die IIIIviri viis in urbe purgandis möchten alle Bewohner Roms noch einmal nachdrücklich darauf hinweisen, dass die Straßen vor ihren Häusern sauber und frei gehalten werden müssen. Der Eigentümer einer jeweiligen Unterkunft trägt Sorge dafür, dass sich die anliegenden Wege in einem einwandfreien Zustand befinden.


    Die Nachlässigkeit, mit der viele Bewohner Roms im Falle der Sauberkeit unserer Straßen in der letzten Zeit umgegangen sind, wird ausdrücklich nicht toleriert. Wer nicht in ausreichendem Maße für die Sauberhaltung seines anliegenden Straßenabschnittes sorgt, wird von den IIIIviri viis in urbe purgandis mit einer Strafzahlung bedacht. Darüber hinaus werden demjenigen die Kosten der Reinigung in Rechnung gestellt, welche die IIIIviri an seiner statt in Auftrag geben müssen.


    Gebt also Acht, Bewohner Roms und haltet sauber!




    BEKANNTMACHUNG
    IIIIviri viis in urbe purgandis


    Hinweis auf die Pflicht zur Straßenreinigung


    Die IIIIviri viis in urbe purgandis möchten alle Bewohner Roms noch einmal nachdrücklich darauf hinweisen, dass die Straßen vor ihren Häusern sauber und frei gehalten werden müssen. Der Eigentümer einer jeweiligen Unterkunft trägt Sorge dafür, dass sich die anliegenden Wege in einem einwandfreien Zustand befinden.


    Die Nachlässigkeit, mit der viele Bewohner Roms im Falle der Sauberkeit unserer Straßen in der letzten Zeit umgegangen sind, wird ausdrücklich nicht toleriert. Wer nicht in ausreichendem Maße für die Sauberhaltung seines anliegenden Straßenabschnittes sorgt, wird von den IIIIviri viis in urbe purgandis mit einer Strafzahlung bedacht. Darüber hinaus werden demjenigen die Kosten der Reinigung in Rechnung gestellt, welche die IIIIviri an seiner statt in Auftrag geben müssen.


    Gebt also Acht, Bewohner Roms und haltet sauber!



    "Nun, ich gehe auch nicht davon aus, dass er die 'Geschenke' ablehnen wird. Ob diese nun aber den gewünschten Effekt hat, mag eine andere Frage sein", gab der Tiberier noch zu bedenken. Richtig lustig wird es doch erst, wenn man sich trotz aller Bescheidenheit einfach alles nimmt, wobei das ein überaus interessantes Paradoxon ist, dem er aber auch nicht unbedingt weiter nachgehen wollte. "Nein, nicht sehr oft", beantwortete er stattdessen die Frage. "Ich bin ihm bisher einmal begegnet, als mich mein Patron Aurelius Lupus ihm vorgestellt hat. Der Aurelier ist im Übrigen ein Klient des Kaisers. Ich bin damit sozusagen Kaiserklient-Klient", gab er nicht ohne schlechten Humor von sich.

    "Die Factiones suchen immer gern nach neuen Mitgliedern und haben diese auch nötig. Von daher wäre es wohl fatal, wenn sie den Einstieg allzu bürokratisch gestalten würden", kommentierte der große Bruder mit einem Lächeln die Mitgliedschaft seiner Schwester. "Das ist richtig. Es ist die Aurata geworden. Bedingt durch meinen geschätzten Patron, der mir diese Möglichkeit eröffnet hat. Und naja, die Rivalität gibt es natürlich. Aber es ist ja bekanntlich Sport und wer sagt uns schon, dass aus dieser Rivalität nicht irgendwann auch Freundschaft werden kann?" Sehr wahrscheinlich war das natürlich nicht, aber man musste es ja auch nicht unbedingt auf etwas anderes anlegen. "Darüber hinaus bietet die Veneta auch keine schlechten Kontakte. Immerhin ist dort auch der amtierende Consul Decimus Livianus Mitglied. Ganz abgesehen davon, dass die Veneta bereits genug außergewöhnliche Persönlichkeiten angesammelt hat. Ich hätte mich ungern mit der Rolle eines Statisten begnügt, wenn es um die Ausrichtung des Rennstalls ging." Wobei er natürlich gleich relativierend anfügte. "Selbstverständlich möchte ich damit nicht deine eigenen Möglichkeiten in Frage stellen, in der Veneta etwas zu bewegen. Ich bin sicher, du hast ein gewisses Durchsetzungsvermögen, sofern du denn daran interessiert bist, dich wirklich aktiv in die Politik des Rennstalls einzubringen."

    Hmm... über diesen Umstand bezüglich der Decima konnte Lepidus nicht gerade glücklich sein. Aber es war wohl doch nicht alles ohne Kosten zu erreichen. "Nun gut, damit werden wir alle wohl leben müssen", gab er nur unbedeutend zur Antwort. "Dann wünsch ich dir noch viel Glück, Verus. Mögen die Götter über dich wachen."

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    Original von Sergia Fausta


    Na sieh mal einer an. Wer legte denn nun so einfach den Mantel der Freundlichkeit ab und bemüßigte sich nicht einmal mehr gepflegter Heuchelei? Wenn die gute Dame gewusst hätte, was ihr da entgeht, hätte sie das sicherlich nicht ausgeschlagen. Aber da war er wieder, der Horizont, denn von mehr als Briefe zustellen verstand sie sicher nichts. Ganz klar: Wenn Lepidus ein Müllmann war, dann war sie ja wohl eine Postbotin! Das freundliche Gesicht verlor der Tiberier indessen nicht und tat vielmehr weiter so, als hätte das lauthals bekundete Desinteresse an seiner Arbeit dann doch einen liebreizenden touch: "Oh, ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen. Das Straßenreinigungsgeschäft ist auch wahrlich nicht leicht zu verstehen. Das ist wohl wahr. Schon ehrbare Bürger scheitern so manches Mal an den komplizierten behördlichen Strukturen und Sachverhalten. Nein, einer Frau hätte ich das wahrlich nicht anbieten brauchen und sei sie noch so qualifiziert wie du. So hast du doch in der Tat Wichtigeres zu tun." Zum Beispiel Kleider kaufen und über Frisuren reden, ging es dem Tiberier durch den Kopf. "Und selbstverständlich: Wir kommen lieber zum konkreten Fall, ohne das komplizierte Drumherum. Als römischer Bürger wird Turpilius nach derzeit geltender Lage umgehend eine Geldstrafe erhalten. So ist es bisherige allgemeine Praxis. Des Weiteren wird ihm die Rechnung für die Reinigung des Straßenabschnitts präsentiert, die er durch seinen Fensterwurf beschmutzt hat... Natürlich hoffe ich, dass du und dein 'Personal' nicht schon alles gereinigt haben." Lepidus lachte in Anbetracht der Anspielung auf die vielen Tonscherben, die vor kurzem noch auf seinem Schreibtisch niedergelegt wurden. Wenn doch nur alle Geschädigten gleich aufräumen würden. Das wäre zwar absurd, aber doch immerhin sehr belustigend. "Wenn du jedoch zusätzlich noch den Versuch einer Straftat ahnden möchtest, der du, den Göttern sei Dank, noch gerade so entkommen konntest, so ist das natürlich ein Fall, dem du juristisch nachgehen kannst. Das ist dann eine Angelegenheit fürs Gericht und betrifft meinen Zuständigkeitsbereich nicht mehr. Aber eine gescheite Person wie du, weiß sich da sicherlich zu helfen."


    Dass die Sergia natürlich nicht selbst freiwillig über ihren Stammbaum reden wollte, konnte der Tiberier nur allzu gut nachvollziehen. Dieser war vor allem in jüngerer Zeit nicht halb so eindrucksvoll wie der eigene und das, was er so von Dives hörte, waren sicherlich schon die Highlights. Natürlich würde sie wohl das ganze blabla von großartigen Sergiern auspacken, wenn sie dazu genötigt wäre, aber mal ganze ohne Spaß: Who cares? Wieder, als wenn er seine liebe und nette Gesprächspartnerin in Verlegenheit gebracht hätte, sprach er sanft und gutmütig. "Ach, und sei nur nicht so bescheiden. Jemand wie du kann doch nun wahrlich nicht oft genug betonen, welch großartige Ahnen und Verwandten hinter ihr stehen. Da konnte doch selbst meine Wenigkeit seine Begeisterung kaum verbergen." Am liebsten hätte der Tiberier jetzt noch selbst angefangen, seine eigene Geschichte bis zu den Königen von Alba Longa zu erzählen, aber sein Redepensum war ohnehin schon sehr weit ausgeprägt - mehr Zermürbung war auch gar nicht notwendig, wie er befand, denn die Sergia wollte sich wohl bereits zum Gehen aufmachen, was der Tiberier geradezu unendlich bedauerte. "Selbstverständlich möchte ich dich auch gar nicht weiter davon abhalten, deinen überaus wichtigen Pflichten nachzukommen. Zum Wohle Roms verschieben wir die privaten Unterhaltungen auf einen günstigeren Zeitpunkt." Die Post trug sich schließlich nicht von alleine aus, dachte sich der Tiberier boshaft. Lepidus rief daraufhin nach Hamilkar, der die Sergia nach draußen geleiten sollte. "Es war mir eine überaus große Freude dich kennenzulernen und diese Freude wird nur noch von der besonderen Vorfreude übertroffen, dich hoffentlich schon bald wiederzusehen. Grüß doch am besten bei Gelegenheit meinen geschätzten Verbündeten und Freund Dives von mir."

    Oh, ein Besuch des Consuls persönlich. Als Lepidus die Vorankündigung des Besuches erhielt, arbeitete natürlich bereits die Inszenierungsmaschine in seinem Kopf. "Hamilkar, leg noch ein paar Schriftstücke auf unseren Schreibtischen aus! Verrück alles noch ein bisschen, damit es nach mehr Arbeit aussieht!" Geschäftig sah es in ihrem Officum natürlich auch so schon aus, denn anders als gedacht, hatte der Tiberier sich doch in mehr Arbeit hineindrängen lassen, als es seine bequeme Patrizier-Seele normalerweise zugelassen hätte. Aber mehr half mehr, das war ja bekannt. Hamilkar rollte unterdessen nur mit den Augen, während er alles tat wie befohlen. Derweil tröpfelte sich Lepidus ein wenig Wasser auf die Stirn. Das Glänzen der Haut konnte nur auf einen hart arbeitenden Vigintivir deuten.


    Als der Consul letztlich eintrat, saßen sowohl der Scriba Hamilkar im Vorraum, als auch Lepidus arbeitend hinter ihren Schreibtischen. Hamilkar ließ erst beim Erblicken des Decimus alles stehen und liegen und führte ihn anschließend vom Vorraum in das eigentliche Officium von Lepidus, der nicht weniger arbeitsam hinter seinem Schreibtisch saß und etwas wichtiges vor sich hinzukritzeln schien. Auch er blickte erst auf, als der Consul im Raum war und ließ erst für diesen von seiner mehr oder weniger vorgetäuschte Arbeit ab. Nun stand er auf und begrüßte den obersten Magistrat. "Consul Decimus. Herzlich Willkommen in meinem bescheidenen Officium. Was verschafft mir diese besondere Ehre deines Besuchs?"

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    Original von Sergia Fausta


    Wie niedlich sie doch war. Da legte sie doch tatsächlich eine besondere Betonung auf die Tatsache, dass sie Personal hatte. Lepidus hatte natürlich Verständnis dafür. So wenig wie man von Sergiern in den letzten Jahren hörte, waren sie sicherlich sehr Stolz noch einen zarten Hauch ihres früheren Glanzes behalten zu haben. Genauso putzig war auch ihre Nachfrage zu den weiteren Maßnahmen. Derartige Neugierde konnte sich nur bei jenen herausbilden, die keinen Status besaßen. Sie fragen dann nach Dingen, die überhaupt keine unmittelbare Bewandtnis für sie selbst haben oder wollen manche Dinge einfach viel früher wissen als notwendig. Zum Glück wusste der Adlige im Allgemeinen schon immer besser, was der nicht-adlige wann und wie wissen musste. Aber Lepidus wäre nicht Lepidus, wenn er seine Auffassung nicht in wohlige Worte kleiden könnte: "Oh, ich würde es dir liebend gern verraten. Aber dabei handelt es sich bisher um behördliche Interna - selbst einer Praefecta, die doch das größte Vertrauen erweckt, darf ich leider keine Einzelheiten mitteilen. Schrecklich bedauerlich, ich weiß." Abgesehen davon, dass dies den Horizont einer Postbotin sicherlich etwas überstiegen hätte. Lepidus setzte sein bestes Lächeln auf, denn offenbar erhielt er hier gerade eine Freundschaftsbekundung der infantilsten Art. "Aber ich vermag dich vielleicht dahingehend zu trösten, dass es sicher auch bald offiziell wird. Ja, wenn du dich sogar so sehr für die Straßenreinigung interessierst: Ich werde sicherlich meine Res Gestae verschriftlichen, die du dann mit großer Freude lesen darfst. Schließlich interessierst du dich doch sicher für das, was deine 'Freunde' so schönes machen und gemacht haben." Wäre doch auch ein fantastisches Hochzeitsgeschenk. Irgendwann würde sich die Sergia noch rühmen dürfen, die erste Res Gestae des Lucius Tiberius Lepidus in den Händen gehalten zu haben. Ha Ha! Noch Begriff der Tiberier auch nicht so recht, weshalb der Iulier gerade seine Rückendeckung gegenüber diesem Weib benötigte. Es bestätigte sich wohl mal wieder: Dives war einfach zu weich. Natürlich folgten nun Worte, die mit seiner wahren Meinung nicht in Bezug standen. "Ihr seid sicherlich das ideale Hochzeitspaar. Dives selbst schwärmt ja in den höchsten Tönen von dir als einer Betriebsbesitzerin und pflichtbewussten Praefecta. Darüber hinaus noch mit so vorteilhaften verwandtschaftlichen Beziehungen zum Feldherrn Annaeus Modestus, ach und wenn ich mich recht entsinne erwähnte er sogar, dass du von einer gewissen Cornelia Fausta abstammst, der du sicherlich deinen Namen zu verdanken hast. Höchst beeindruckend!" Tja, wie sagte man doch so schön: Wer suchet, der findet. Wirklich bedeutsam fand der Tiberier im Grunde schon in den Thermen, während seines Gesprächs mit Dives, nichts davon. Seiner Ansicht nach hätte dieser tatsächlich ein besseres Weib finden können, aber nun gut. Er wird sich schon etwas mehr dabei gedacht haben, vielleicht mehr als das, was er gegenüber Lepidus geäußert hatte. Zumindest nahm der Tiberier das stark an. "Hätte dieser Turpilius Tappo gewusst, wem er da Ärger bereitete, dann hätte er es sicherlich zwölf Mal überlegt, was er da tat. Denn dass eine Frau deines 'Kalibers' - ein Ausdruck, welcher im Übrigen ebenfalls von deinem Verlobten stammt - sich von einem Müllwerfer nichts gefallen lassen würde, war wohl selbstverständlich." Hin und wieder musste der Tiberier tatsächlich aufpassen, dass seine umarmenden Worte für die Hörerin nicht ins ironische übergeleiteten. Natürlich war da etwas wahres dran, aber jeden Zweifel konnte man sicherlich ganz einfach hinweglächeln - eine große Spezialität des Vigintivir.

    Ein Senator, der derzeit nicht allzu viel zu tun hatte, war wohl das beste Zeichen, dass der Übergang zur neuen Ordnung noch nicht vollzogen war. Irgendwie nahm der Tiberier an, dass doch gerade die Flavier, wie überhaupt alle edlen Patrizier, vom neuen Kaiser stark eingebunden werden mussten. Dem war offenbar noch nicht so. Zufrieden nahm der Tiberier allerdings die netten Worte des Gracchus entgegen und ebenso konnte er zufrieden sein, dass er die Zeit des Senators nicht verschwendet hatte. "Vielen Dank, Senator Flavius. Die Götter mögen auch über dein Schicksal wachen. Vale Bene." So verabschiedete sich der Tiberier und ging seines Weges in dem Bewusstsein damit hoffentlich einen weiteren Fürsprecher gewonnen zu haben.


    Alles in allem blieb ein merkwürdiger Eindruck von diesem Gracchen zurück. Eine etwas mysteriöse Gestalt, die ihre Absichten nicht allzu leicht offenbarte - vor einem an sich recht oberflächlichen Charakter, wie dem des Lepidus, vermochte sie sich ohnehin recht gut zu verstecken. Zumindest blieb ein positives Gefühl zurück, gaben ihm die Worte des Flaviers doch auch wenig Anlass dazu, etwaige Vorbehalte gegenüber seiner Person und dem mit ihm verbundenen Namen zu vermuten. Ob sich dies freilich in der Zukunft bestätigen würde, blieb abzuwarten.

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    Original von Sciurus


    "Ah, von Senator Flavius Gracchus also", wiederholte er schlicht das Gesagt und auch um zu suggerieren, dass er mit dem Senator bereits bekannt war. In Ruhe hörte sich der Tiberier die Geschichte des Sklaven an, hin und wieder sogar mit einem Nicken, was die Aufmerksamkeit des Gesprächspartners unterstreichen sollte. "Das ist in der Tat ein ungeheuerlicher Vorgang. Aber leider auch in gewissem Sinne Normalität, wenn man die Sorglosigkeit einiger Bürger betrachtet. Bestimmte Teile des Quirinals sind wahrlich nicht der dafür bekannt, oft besonders viel Schmutz zu beherbergen - insbesondere nicht die Wohngegend deines Herren, die ich sehr gut kenne." So konnte Lepidus selbst aus seinem eigenen Erfahrungsschatz heraus mitteilen, dass er Mist vor der Villa Flavia sehr merkwürdig fand. "Selbstverständlich darf man seinen Mist nicht einfach auf der Straße abladen. Dafür gibt es entsprechende Müllablagen. Ein solches Verhalten muss natürlich unter Strafe der Quatuorviri gestellt werden." Nun folgte aber das große Aber. "Aber leider ist es auch eine bittere Realität, dass die meisten derartigen Vergehen nicht geahndet werden können, weil es schlicht keine Zeugen gibt. Es ist ja auch selten der eigene Müll vor der Haustür den man kehren muss. Meist stammt er von dahergelaufenen Passanten und man kann überhaupt nichts dafür. Doch wenn es keinen klaren Schuldigen gibt, liegt die Verantwortung immer beim Anlieger. Deshalb ist jeder vor seiner eigenen Haustür dafür verantworlich, was dort passiert und muss dann auch gegebenfalls Ordnung halten, wenn es keine Beweise gibt."


    Doch auch auf das Aber folgte manchmal immer noch ein Aber: "Aber ich sage dir dies nur schon einmal, weil ich dich über die Kompliziertheit der Angelegenheit und die häufige Aussichtslosigkeit des Findens eines bestimmten Verschmutzers aufklären möchte. Selbstverständlich werde ich Ermittlungen aufnehmen und sehen, was ich tun kann. Doch wenn sich innerhalb von zwei Tagen nicht der kleinste Hinweis auf einen Schuldigen finden lässt, muss das Haus der Flavier selbst dafür aufkommen. Mist können wir leider nicht ewig auf der Straße lassen. Sollten nach dieser Zeit noch Hinweise auftauchen, besteht immerhin noch die Hoffnung auf eine Rückerstattung der Reinigungskosten." Das war erst einmal das vorläufige Szenario nach dem man sich richten musste. "Womit du mir natürlich sofort weiterhelfen könntest, wäre folgendes: Ist dir bekannt, dass jemand aus der Villa Flavia den Vorgang beobachtet hat? Vielleicht die Person oder Personen gesehen und beschreiben kann? Das wäre schon einmal recht hilfreich. Falls nicht, werde ich erst einmal in eurere Nachbarschaft herumfragen."

    "Vielleicht hat sich einfach noch nie jemand so richtig dafür eingesetzt", kommentierte der Tiberier den ersten Teil der Ausführung. "Aber inzwischen scheint es ja eine gewisse Lobby dafür zu geben. Ich bin sicher der Kaiser wird diesem Anliegen nachkommen, wobei ich nicht unbedingt glaube, dass ihm mit Geschenken unbedingt beizukommen ist. Aus meiner ersten Begegnung mit ihm, nahm ich eher den Eindruck mit, dass er sehr bescheiden und pragmatisch ist. Ihm liegt glaube ich nicht so viel an materiellen Dingen, wie dies vielleicht bei einem gewissen Usurpator der Fall war, der sich hier in Rom bekanntermaßen vor nicht allzu langer Zeit ebenfalls Kaiser schimpfte." Natürlich wollte der Tiberier die Hoffnungen des Petroniers nicht gleich zerstören, weshalb er noch relativierend anfügte: "Trotzdem glaube ich, dass er eure Mühe zu schätzen wissen wird."

    Nachdem sich Lepidus für die Quatuorviri eine Sonderkompetenz für die Reinigung der Kaiserschmähungen hatte erteilen lassen, sind die Vorbereitungen sehr schnell angelaufen. Nun konnte sowohl mit den Kräften der Aediles, als auch mit denen des Kollegiums agiert werden, um möglichst schnell die Beseitigung der Schmierereien einzuleiten. Mit den Mitteln aus den verschiedenen Kassen wurden alle Maßnahmen zügig in Auftrag gegeben. Der Reinigungsauftrag ging, wie immer, an private Unternehmer, die ihre Kompetenzen in der Beseitigung von Wandmalereien schon oft unter Beweis gestellt hatten. Lepidus musste dafür natürlich erst einmal einige Informationen einholen, denn er hatte natürlich vorwiegend Kontakt mit denjenigen, die sich auf die Straßenreinigung spezialisiert hatten. Dies war definitiv ein anderes Feld. Doch der Aufwand hatte sich letztlich gelohnt. Überall, wo Schlangen zu sehen oder von einem Cornelius Veneficus die Rede war, erblickte man die freudigen und gutbezahlten Arbeiter, die dafür sorgten, dass diese lächerlichen Botschaften endlich getilgt wurden.

    "Ah gut, Germanicus Sedulus also Princeps und Dives selbst Vicarius", sprach er ihr einfach nach, um sich die neuen Strukturen in der Veneta noch einmal zu vergegenwärtigen. Man musste ja wissen, wer wo stand und wen man in welchem Fall ansprechen konnte. Anschließend staunte Lepidus nicht schlecht, dass seine Schwester den kühnen Schritt gewagt hatte, sogleich der Factio beizutreten. "Da darf ich dich wohl zu deiner Mitgliedschaft beglückwünschen. Aber auf der Versammlung hattest du wahrscheinlich auch gar keine andere Wahl, oder?" Lepidus lächelte. Er fand es tatsächlich völlig in Ordnung, dass seine Schwester bei der Veneta war, während er selbst sich um die Aurata kümmerte. Factiones waren ja nun auch keine Ansammlung von Familienverbänden. Sportliche Sympathien konnten auch innerhalb der Verwandtschaft unterschiedlich sein. Anschließend jedoch, tauchte wieder ein großes Fragezeichen über seinem Kopf auf. "Mir hat niemand berichtet, wer dich nach Hause geleitet hat. Findest du daran etwas ungewöhnlich?" Hmm.. zumindest der Ianitor hätte das eventuell erwähnen können, allerdings hatte er auch nie um vollständige Informationen bezüglich seiner Schwester gebeten. "Ein sehr netter Zug von ihm.", kommentierte er dagegen nur recht harmlos. "Ich bin sicher, du hast ihn den Abend über gut begleitet. Ich weiß ja zum Glück, dass ich mich auf dich verlassen kann. Sonst hätte ich dich ja auch nicht darum bitten können, diese Einladung für mich wahrzunehmen."

    Lepidus konnte nur schwerlich unterdrücken, dass seine rechte Augenbraue für einen gewissen Moment nach oben wanderte, während der Iulier offen zugab, dass er sich gegenüber seiner zukünftigen Frau wohl etwas klein fühlte. "Ich, ähm, werde sicher nichts verraten" und grinste dabei etwas gezwungen, unsicher, ob er das jetzt als Ernst oder als Spaß verstanden wissen wollte. Die nachfolgenden Worte lebten ebenso von ihrer tonlichen Unbestimmtheit. "Sicher hast du dir mit mir die angemessene Verstärkung geholt. Und auch wenn du in Zukunft mal einen guten Rat bezüglich des Weibes brauchst, dann sprich mich ruhig an." An sich war es natürlich absurd, dass Lepidus sich auch nur ansatzweise einbildete, gewisse Kompetenzen im richtigen Umgang mit Frauen zu haben. Empirisch konnte man solche Kenntnisse sicherlich nicht bei ihm nachweisen. Aber immerhin hatte er eine relativ festgefahrene Vorstellung, wie man das so angehen müsste. Aber diese Sache schien sich ohnehin in eine etwas merkwürdige Richtung zu entwickeln, weshalb er den Themenwechsel begrüßte.


    "Das sind ja hervorragende Neuigkeiten. Die neue Satzung ist zweifellos ein großer Fortschritt. Da können wir uns wohl alle gegenseitig auf die Schultern klopfen." Lepidus konnte sich noch lebhaft an die mühsamen Diskussionen erinnern, die bei der Erstellung der neuen Satzung geführt wurden. Glücklicherweise konnte er den einen oder anderen Punkt unterbringen, obwohl dieser gerissene Sklave Tasius fast alles tat, dass der Tiberier seinen Willen nicht durchsetzte. "Abgesehen von der Satzung ist es aber recht ruhig um die Societas geworden. Ich möchte nicht daran zweifeln, dass dies vor allem mit unser beider politischen Engagement zu tun hat. Sollten wir gemeinsam nach unserer Amtszeit in Rom verbleiben und nicht etwa ein Tribunat außerhalb der Stadt absolvieren, so wäre es sicherlich an der Zeit, wieder einmal etwas Nettes zu organisieren. Während des Monats Martius sind immerhin zwei Gelegenheiten einem Dies Mortalis zu gedenken." So stellte der Tiberier zumindest in Aussicht.

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    Original von Sergia Fausta


    Sergia Fausta? Etwa die Sergia Fausta, die sich mit Dives verlobt hatte? Und von der seine Schwester so geschockt war, dass Dives eben jene Wahl getroffen hatte? Interessant. Das steigerte die Aufmerksamkeit des Tiberiers natürlich ein klein wenig. Bevor er sich mit diesen privaten Angelegenheiten überhaupt auseinandersetzen konnte, blickte er jedoch amüsiert über die Tatsache drein, dass auf seinem Schreibtisch Tonscherben ausgebreitet wurden. "Ach, Praefecta, das wäre doch nicht notwendig gewesen. Ich hoffe doch sehr, dass du deine Hände trotz des Tuches nicht schmutzig machen musstest, um diese 'Beweismittel' herbeizuführen. Ein paar Zeugenaussagen - inbesondere wenn sich darunter eine Autorität, wie eine Praefecta befindet - sind im Grunde schon ausreichend, um dem Fall nachzugehen." Viel mehr Last boten auch diese Tonscherben nicht, denn auch diese konnte man ja überall aufgesammelt haben. Überhaupt war es problematisch, wenn man die Beweisstücke vom Ort entfernte, denn man wusste dann vielleicht gar nicht mehr aus welchem Fenster sie geschmissen wurden oder in welchen Verantwortungsbereich die Reinigung fiel. Aber mit diesen Einzelheiten wollte er die Sergia nicht belasten oder ihre Aktion abwerten. Lepidus stand erst enmal von seinem Stuhl auf und rief nach Hamilkar. "Wärst du so freundlich diese 'Beweismittel' zu unserem dafür vorgesehenen Ablageort zu bringen?" Lepidus sah Hamilkar mit einem eindringlichen Blick an, auf dass dieser die Botschaft verstehen würde. Ein kurzer Blick zu Lepidus und dann zur Sergia ließen ihn noch zögern. "Ahja, die Beweisablage. Sofort!" Er nahm die Tonscherben auf und ging sogleich in den Nebenraum, wo die Tonscherben wohl später im hauseigenen Müll landen würden.


    Anschließend setzte sich der Tiberier wieder an seinen Schreibtisch und bot der Sergia ebenfalls an, einen der beiden Stühle vor dem Tisch zu besetzen. "Also ein klassischer Fensterwurf", kommentierte Lepidus, während er sich ein paar Notizen machte, insbesondere zu den von der Sergia getätigten Aussagen über Ort der Handlung und den Namen des Schuldigen, bevor er ein wenig explizierte. "Leider immer wieder eine ärgeriche Angelegenheit. Magistrate, die für die Stadteinigung zuständig sind, versuchen schon seit hunderten von Jahren etwas gegen diese furchtbare Angewohnheit zu unternehmen, ganz zu schweigen von den Juristen, die sich mit den Körperverletzungen oder gar Todesfolgen eines solchen Fensterwurfs auseinandersetzen müssen. Wir Quatuorviri haben uns bereits in Anbetracht einiger vorhergehnder Fälle auf weitere Maßnahmen verständigt." Was diese im einzelnen beinhalten würden, damit wollte er die Sergia nicht langweilen, stattdessen kramte er ein paar schmeichelnde Worte heraus für die zukünftige Frau seines Veründeten, womit er wohl nun auch langsam herausrücken musste. "Lass mir dir aber erst einmal sagen, dass ich ausgesprochen froh bin, dass du keinerlei körperlichen Schaden davongetragen hast. Ich wünsche dir, dass der furchtbare Schreck, den du erlitten haben musst, keine Nachwirkungen hat und schnell vergeht. Dein Verlobter hätte sich sicherlich unheimliche Sorgen gemacht, wenn dir etwas noch schlimmeres zugestoßen wäre." Und damit offenbarte der Tiberier natürlich sogleich seine Verbindung zur Praefecta. "In der Tat glaubte ich, dass wir beide uns wohl erst zur Hochzeitszermonie kennenlernen würden, welche ich auf Bitte meines geschätzten Freundes und deines Verlobten als Auspex begleiten werde. Es wären sicherlich schönere Umstände gewesen, als die jetzigen." Nun hatte Lepidus die vermeintliche Katze aus dem Sack gelassen, wobei die Sergia womöglich gar nicht so überrascht war. Schließlich konnte man doch durchaus annehmen, dass diese durch Dives längst davon in Kenntnis gesetzt wurde. Mit einem Lächeln und ein paar verheißenden Worten bekräfigte er noch einmal sein Wohlwollen ihr gegenüber, welches er ja nun erst einmal haben musste. "Ich freue mich jedenfalls, dich kennenzulernen, Sergia Fausta. Geh davon aus, dass dieser Turpillius seine gerechte Strafe erhält. Es soll ihm eine Lehre sein, jemanden wie dich an den Rand einer Verletzung zu bringen. Gleichsam wird er als Anlass dienen, geplante Maßnahmen gegen die 'Fensterwerfer' einzuleiten."

    Sichtlich zufrieden nahm der Tiberier das Schreiben aus dem Palast entgegen. Offensichtlich blickte man ebenso sorgenvoll auf diesen neuen Trend der Kaiserschmähung, der sich an den Wänden der Stadt ausbreitete. Lepidus erhielt seine Sonderkompetenz, die es ihm erlaubte nun auch die Beseitigung der Graffitis zu koordinieren. Sofort rief er seinen Schreiber Hamilkar herbei. "Schreibe sofort ein paar Aufträge aus. Diesmal geht es nicht um Straßenreinigung, sondern um Graffitis." "Wir haben die Sondererlaubnis?" "Ja, der Palast sieht das zum Glück ebenso wie wir. Je intensiver wir daran arbeiten, desto besser." "Aber das bedeutet auch, dass wir einen Teil unserer finanziellen Mittel abzweigen müssen, der eigentlich für die Straßenreinigung vorgesehen ist. Kommen wir da nicht in Bedrängnis?" Die Skepsis des Scriba war natürlich nicht unberechtigt. Zwar kostete es das Collegium rein gar nichts für die Sauberkeit der Straßen zu sorgen, die private Anlieger hatten, denn das wurde denen ohnehin in Rechnung gestellt. Eher verdiente man noch an den Strafgeldern, wenn diese ihren Verpflichtungen nicht nachkamen. Für die öffentlichen Plätze, wo kein Bürger zuständig war, musste allerdings in nicht umfangreichen Maße gesorgt werden. "Ach, da mach dir mal keine Sorgen. Zur Not holen wir das Geld wieder rein, indem wir etwas strenger Strafen vollhängen. Ob nun etwas bereits als unangemessen dreckig gilt, weil etwas Sand drauf liegt oder ganze Müllberge, liegt schließlich in unserem Ermessen." Lepidus lächelte. Magistrat zu sein, war einfach toll. Hamilkar verzog dagegen eher das Gesicht. So einfach der Gedanke auch auf der einen Seite war, so moralisch befremdlich war er auf der anderen. "Achja, setz auch gleich ein Schreiben an die Aedile auf. Wir werden ganz konkret benennen, um welche Stellen wir uns kümmern und welche vielleicht von ihnen übernommen werden, nachdem sie sich vielleicht endlich bemüßigt fühlen zu handeln." Diese Aedile hatten doch auch nur noch im Kopf, wie sie sich durch Spiele beliebt machen können. Da blieb die Reinigung natürlich ganz gern mal auf der Strecken. Hamilka notierte sich alles. "Alles klar, wird gemacht." Während dieser schon zurück an seinen Schreibtisch gelangen wollte, gab ihm Lepidus noch etwas mit: "Ach, und Hamilkar. Zur Abwechslung solltest du bei deiner Arbeit auch ein bisschen Tempo machen! Wir handeln jetzt zur Wahrung des Rufs unseres geliebten Kaisers. Aber ich bin sicher, dass ich dich daran nicht extra erinnern muss, oder?" Wieder einmal etwas grimmig gelaunt über diese Art von Kommentaren, konnte Hamilkar nur mit einem das Gesicht verziehenden "Nein, ich weiß bescheid... natürlich weiß ich..." antworten.

    "Salve. Ja, der bin ich. Einen Moment bitte", war Lepidus erste Reaktion auf das zaghafte Erkundigen nach seiner Person. Er blickte dabei gar nicht erst auf und war stattdessen vollends in ein Schriftstück vertieft, so dass er natürlich gern noch den Satz zu Ende lesen wollte. Als er nach einigen Sekunden fertig war, legte er das Schriftstück beiseite, brachte sich erst einmal in eine gemütliche und lockere Position hinter seinem Schreibtisch, bevor er ganz bürokratisch fragte. "Nenne mir deinen Namen und dein Anliegen." Was war eigentlich schon wieder mit diesem Hamilkar los? Darum hätte der sich doch erst einmal kümmern können. Der Scriba wusste doch, dass der allzu beschäftigte Patrizier keine Zeit hatte. Schließlich waren die meisten Anliegen hier so trivial, dass sich damit einer der Quatuorviri gar nicht erst beschäftigen musste. Die meisten stammten von Leuten, die ihre Nachbarn anschwärzten, weil diese mal wieder nicht vor ihrer Tür gekehrt hatten. Hoffentlich hatte diese Frau da etwas Besseres vorzutragen. Heute war schließlich auch eher ein ziemlich langweiliger Tag. Die großen braunen Rehaugen konnte der Tiberier darüber hinaus kaum wahrnehmen, weil er sein Gegenüber eher desinteressiert und beiläufig anblickte. Die hinter ihr verlaufende Wand bot ohnehin mehr Spielraum, wenn er sich in Gedanken vorstellte, was er gerade alles lieber machen würde, als im Officium zu versauern: Baden gehen, etwas lesen, einen Glaidatorenkampf oder ein Theaterstück sehen...

    Hamilkar lachte sichtlich auf. Erneut wiederholte er sich: "Also doch eine Selbstanzeige!" Der Scriba blickte den Mann scharf an, bevor er näher erläuterte: "Es spielt keine Rolle, wo der Dreck herkommt. Solange der Straßenteil in den Einzugsbereich der Villa Falvia deines Herren fällt, hat dieser sich um die Sauberkeit zu kümmern! Kommt er dem nicht nach, so geben wir die Reinigung in Auftrag - aber natürlich stellen wir diese dann deinem Herren in Rechnung samt einer Strafgebühr! Was glaubst du, was wir sind? Eine staatlich organisierter Betrieb, der durch die Gegend läuft, Dreck aufsammelt und den Müll der Leute abtransportiert? Eine nette Idee, aber das scheint mir doch eher wie utopische Zukunfstmusik." Der Scriba nahm sich eine Tabulae vor. "Ich werde Reinigungsauftrag und Strafzahlung sofort notieren"


    Der Scriba war aufgrund seines stark angeschlagenen Nervenkostüms mitunter etwas laut geworden, weshalb Lepidus, der nebenan saß, einiges mit anhören konnte und sich letztlich selbst von seinem Tisch aufschwang und Sciurus in Empfang nahm. "Na, das mit der Strafzahlung lass mal lieber sein, guter Hamilkar. Gönn dir erst einmal eine Pause." Der Scriba blickte nur kurz zu Lepidus, bevor er genervt von dannen zog und erst einmal draußen ein wenig nach Luft schnappte. "Entschuldigung. Gutes Personal ist heute schwer zu finden. Wie lautet dein Name und wer ist doch gleich dein Herr?", wandte er sich nun an den Besucher. "Hab ich richtig verdstanden, es geht um die Villa Flavia? Selbstverständlich müssen die edlen Römer, die darin wohnen deren Verdienste unbestritten sind, noch keine Strafzahlungen fürchten. Dennoch - und soweit stimmen die Aussagen meines mittelklassigen Scriba, soweit ich sie dem Kontext entnehmen konnte - muss die Reinigung von euch übernommen werden."