Hier war er nun also, der Treffpunkt der Goldenen. Bisher hatten es wohl alle Princeps der Factio Aurata vorgezogen die Geschäfte des Rennstalls in ihren eigenen Häusern zu führen. Das galt sowohl für den ehemaligen, als auch für den aktuellen Princeps Factionis. Das Vereinshaus der Factio scheint demzufolge etwas verwahrlost zu sein. Dennoch hoffte der Tiberier, dass es hier in der nächsten Zeit wieder etwas lebhafter zur Sache gehen würde.
Beiträge von Lucius Tiberius Lepidus
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Ein Glück hatte der Tiberier heute Morgen eine riesige Packung Geduld eingesteckt. Die brauchte sich dann über den Tag nicht so schnell auf und so machte es ihm auch gar nichts aus, dass er sein Anliegen gleich noch einmal vortragen durfte. "Wie bereits erwähnt, würde ich gerne den Cursus Litterae absolvieren." Dass so ein kleiner Scriba überhaupt viel zu tun hatte, konnte der Tiberier auch nie so richtig glauben. Wahrscheinlich, weil er selbst nie mit einer solchen Form von Arbeit in Kontakt kam. Lächelnd setzte er fort und versuchte es dem armen Mann so einfach wie möglich zu machen: "Ja, und mein Name ist, wie ebenfalls erwähnt, Lucius Tiberius Lepidus. Das buchstabiert man L - U - C ..."
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Zufrieden registrierte Lepidus das Interesse seines Patrons. Immerhin konnte man sich bei diesem ja nicht unbedingt sicher sein, ob im nächsten Augenblick ein Lob oder ein totale Destruktion erfolgen würde. Umso aufmerksamer hörte der Tiberier dann auch zu, als der Aurelier einige durchaus sinnvolle Anmerkungen machte. "In der Tat. Die absolute Sicherheit würden wir wahrscheinlich auch durch dieses Verfahren nicht gewinnen, doch es wäre immerhin schon einmal ein Indikator mit dem sich arbeiten ließe. Ohne das belegen zu wollen, möchte ich auch behaupten, dass die Tempelopferungen schon ein gewisses repräsentatives Bild der Götterverehrung abgeben, auch wenn damit längst nicht alles erfasst wäre, was noch durch andere kultische Praktiken erfolgt. Inwieweit man vielleicht sogar noch über die Tempel hinaus Informationen sammeln könnte, um das Ganze noch zu verfeinern, darüber müsste man in der Tat noch nachdenken." Aber das waren Details über die man sicherlich noch sprechen und wo man noch die eine oder andere Idee in das Gesamtkonzept einfließen lassen konnte. "Ich versuche durchaus realistisch zu sein und das Vorhaben ist sicherlich auch kein einfaches. Allein die Daten zusammenzutragen erfordert schon sehr viele Arbeitsstunden und Sorgsamkeit. Aber wenn man bedenkt, dass ich als Einzelner schon nicht unwesentlich viele Informationen zusammentragen konnte, so wird dies vielleicht deutlich einfacher, wenn mir im Collegium Pontificum Personal zur Seite steht, welches dabei helfen könnte." Lepidus dachte dabei schon, dass er im Falle seiner Ernennung zum Pontifex seinen guten Freund Scaevola zum Pontifex Minor machen konnte, der ihm dann zur Seite stehen würde. Aber das hatte natürlich Nachrang. Erst einmal ging es um ihn selbst. "In jedem Fall freue ich mich, dass du dieses Programm gutheißt, auch wenn es noch in seinen Kindersandalen steckt. Sollte es eines Tages Früchte tragen, dann wird es nicht zuletzt auch deine erfolgreiche Ernte sein. Nun habe ich tatsächlich auch kein weiteres Anliegen mehr an dich." Im Prinzip waren es ja auch schon wieder genug für einen einzigen Tag und von einem einzigen Klienten. "Gibt es sonst noch etwas von deiner Seite aus?" Lepidus fragte dies natürlich, weil er nicht derjenige sein würde, der das Gespräch zu Ende bringt. Dies war seinem Patron vorbehalten, der jeder Zeit noch einen spontanen Einfall gegenüber Lepidus äußern konnte.
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Auch hier schaute ein Bote des Tiberius Lepidus vorbei und klopfte an die Tür des Domus, um von den bevorstehenden Spielen zu berichten. Hoffentlich war die Factio Purpurea noch am Leben. Je besser die Factiones organisiert werden konnten, desto bessere Spiele würde es wohl geben.
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Ein Laufbursche des Lepidus suchte den Domus der Factio Praesina auf. Er hoffte inständig, hier jemanden anzutreffen, von dem er einige Informationen über den Zustand der Factio erhalten und dem er auch gleichsam über die bevorstehenden Spiele unterrichten konnte. Er klopfte an die Tür und wartete geduldig und gespannt, ob jemand öffnen würde.
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Da es eine Einladung der des Aelius Quarto in seiner Funktion als Princeps Factionis der Factio Veneta war und der Inhalt sich auch nur auf diesen Bereich bezog, wies Lepidus den Boten an, die entsprechende Antwort auch gleich an den Domus der Factio zu senden und nicht etwa zum Senator nach Hause.
Ad
Lucius Aelius Quarto
Princeps Factionis
Domus Factio Veneta
Roma, ItaliaSalve Consular Aelius Quarto,
ich verwalte derzeit die Post meines Vetters Aulus Tiberius Ahala, der als Mitglied der Factio, über die du wachst, dein Schreiben erhalten sollte. Ich denke, ich kann mich in seinem Namen recht herzlich für die Einladung zur Vollversammlung bedanken. Bedauerlicherweise hält er sich derzeit immer noch in Mantua auf, wohin ihn die Wirren des Bürgerkrieges geführt haben und er wird somit aller Wahrscheinlichkeit nach nicht an der Vollversammlung teilnehmen können. Ich bin mir allerdings sicher, dass er den Kontakt zu dir und zur Factio schnellstmöglich aufnehmen wird, sobald er wieder in Rom weilt.
Derweil möchte ich die Gelegenheit nutzen, um dir anzukündigen, dass vor dem Ablauf der Kalenden des September Spiele zu Ehren des verstorbenen Consulars Manius Tiberius Durus abgehalten werden sollen. In Gedenken an seine großen Taten für Rom sollen dabei Wagenrennen stattfinden, bei denen die Teilnahme der Factio Veneta besonders wünschenswert ist - allein schon aufgrund der Tatsache, dass mein durch diese Spiele geehrter Verwandter einst selbst in der Factio Veneta aktiv war. Deshalb würde ich mich freuen, wenn du mir sobald es möglich ist, eine Auskunft über den Zustand der Factio geben könntest. Durch den Bürgerkrieg haben sich bekanntlich viele Institutionen noch nicht erholt und das soziale Leben kommt nur langsam wieder in Gang. Allein deshalb wäre es für die Planungen sehr wichtig zu erfahren, ob die Factio Veneta demnächst bereits einsatzbereit ist und Fahrer für die kommenden Rennen stellen könnte? Fakultativ kannst du mir auch bereits die Namen von zwei Fahrern nennen, die für die Veneta antreten sollen - eine gesonderte Meldefrist wird aber ohnehin noch erfolgen. Je nachdem wie es um die einzelnen Factiones organisatorisch bestellt ist, werden wir dann auch schon bald den genauen Termin der Spiele bekanntgeben.
In jedem Fall schicke ich schon einmal vorab meinen besten Dank für die Auskünfte und wünsche viel Erfolg bei der anstehenden Versammlung.
Vale bene,
Lucius Tiberius Lepidus
Villa Tiberia
Roma, Italia -
Ein leichtes Husten ließ sich vernehmen, während Lepidus weiterhin geduldig wartete.
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Frage und Antwortspielchen also, das wäre doch mal ganz nett. Und da er in diesem Collegium noch niemanden außer den Aurelier kannte, würde es vielleicht auch gar kein Machtkampf um die besseren Beziehungen werden, sondern tatsächlich ein wohlüberlegte Entscheidung, ob Lepidus für die Salier geeignet war. Er würde wohl vor allem daran arbeiten, dass er sich präziser und kürzer ausdrückte. Das war noch eine große Schwäche des Tiberiers, der sich sehr wohl bewusst war, dass auch die beste Antwort nutzlos war, wenn sie zum Einschlafen verleitete. "Vielen Dank auch dafür noch einmal. Ich werde mich für den entsprechenden Termin gut vorbereiten", war dann auch letztlich die einzige Bekräftigung, die er geben musste. Dabei fiel dem Tiberier auch in der Tat auf, dass er dem Aurelier schon ziemlich oft in letzter Zeit Danke sagen musste.
Nun war der Senator aber doch neugierig geworden. Nicht, dass der Tiberier das nicht gehofft und erwartet hätte, aber er kleidete seine Anmerkung zu Beginn auch lediglich in einer netten aktuellen Tätigkeitsbeschreibung ein, aus der noch gar nicht viel folgen musste. "Erschaffen ist in der Tat genau das richtige Wort für das, was ich vorhabe", kündigte er geheimnisvoll an. "Mein Programm könnte sich in drei Punkten grundlegend wiedergeben lassen: Erstens: Die religiöse Stimmung in der Stadt ermitteln. Zweitens: Das religiöse Interesse steigern. Drittens: Die Häuser der Götter erneuern. Die meiner Ansicht nach innovativsten sind die ersten beiden Punkte. Mit der religiösen Stimmung meine ich einerseits die Opferwilligkeit der Bürger Roms und andererseits die Beliebtheit der einzelnen Götter. Ich habe einen Weg gefunden, wie ich beides recht zuverlässig herausfinden kann. Die Idee stammt aus meiner langen Beschäftigung mit den römischen Kultstätten, um die ich als Aedituus überhaupt nicht herumkam. Ich habe einmal probeweise einige Informationen bei den einzelnen Aeditui und ihren jeweiligen Tempeln gesammelt." Der gute Scaevola fragt sich sicherlich heute noch, was Lepidus mit den scheinbar nutzlosen Informationen anfangen wollte. "Es ging mir darum wie viele Opferungen im letzten Jahr in einem jeweiligen Tempel stattgefunden haben. Du kannst dir natürlich denken, dass die Ergebnisse sehr unterschiedlich sind. Einige Tempel verwahrlosen und andere kommen mit der Organisation von Opfern überhaupt nicht mehr hinterher. Nach dieser Zusammenstellung kann ich nicht nur den derzeit beliebtesten Kult innerhalb Roms ausmachen, sondern auch sämtliche Kulte, die vernachlässigt werden. Ich habe bereits daheim eine entsprechende Liste ausgearbeitet. Das Collegium Pontificum kann mit diesen Informationen deutlich gezielter Maßnahmen ergreifen und auf die Stimmung im Volk reagieren." Dies birgt sicher vielfältige Möglichkeiten. Die Religionspolitik des Collegiums läuft ja ohnehin manchmal in recht merkwürdigen Bahnen. Man erinnere sich nur daran, als man stritt, ob denn nun Quirinus mit Romulus zu identifizieren sei oder nicht. Dahinter verbarg sich gleichsam ein Streit, ob denn der Quirinus-Kult ausreichend gewürdigt würde oder nicht. "Der zweite Punkt hängt sehr eng mit dem ersten zusammen, denn es lässt sich nicht nur herausfinden, welcher Gottheit viel geopfert wird, sondern auch welche guten Römer sich ganz besonders religiös engagieren. Meine Idee wäre nun folgendes: Gewiss weißt du auch, dass wir schon einmal andere Zeiten der Götterverehrung hatten. Die Menschen traten förmlich in eine kultische Konkurrenz, wer denn nun durch entsprechende Opfergaben der Gunst eines Gottes am ehesten Gewiss war." Dass es dabei mehr um einen Prestige-Gewinn beim Volk ging, ließ Lepidus erst einmal beiseite "Römer, die sich besonders hervortaten, ja, die wurden mit Statuen und Inschriften geehrt, die ihren Platz im und um den Tempel herum fanden, denn anders als bei allen anderen öffentlichen Plätzen, brauchte man früher keine Rücksicht auf einen Senatsbeschluss nehmen. Die Tempel wurden deshalb auch manchmal geradezu zugestellt mit den Ebenbildern reicher Leute." Deshalb mussten auch nicht zuletzt die Censoren einschreiten, um diesem Treiben ein Ende zu bereiten. Manchmal ließen sie ganze Tempel wieder 'säubern', um Platz für die wirklich wichtigen Kultgegenstände zu haben. "Nun wünsche ich mir natürlich auch keine republikanischen Verhältnisse mehr und es ist schon ganz richtig, dass Augustus damals etwas mehr Ordnung in die Götterverehrung gebracht hat. Aber warum sollte man nicht einen wirklich engagierten Römer dafür ehren, dass er sich den Göttern ganz besonders verpflichtet? Am Ende eines Jahres könnte demjenigen, der sich am meisten hervortat beispielsweise eine Statue zuteil werden, die er an einem derjenigen Tempel seiner Wahl aufstellen darf, in der er im vergangenen Jahr geopfert hat. Das würde meiner Ansicht nach zweifellos zu einer Belebung der Religion führen." Bevor er den kurzen letzten Punkt ansprach, holte der Tiberier noch einmal Luft. Jetzt hatte er doch schon wieder mehr gesprochen, als beabsichtigt. "Zuletzt fiel mir leider auf, dass viele unserer Tempel schon wieder gewisse Mängel aufweisen. Ein größeres Instandsetzungsprogramm würde den Gebäuden sicherlich gut tun. Der Kaiser könnte ein staatliches Bauprogramm einleiten. Da dies natürlich der kostenintensivste Teil ist, wird dieser wohl auch eventuell mehr Zeit benötigen. Nicht zuletzt würde dies dem Prestige Palmas sicherlich einiges nützen." Wahrscheinlich stand es um die Staatsfinanzen nach dem Krieg ohnehin nicht allzu gut, aber der Tiberier erinerte sich doch, dass einst vom sehr kurzweilig regierenden Trajan so ein Plan für ein größeres Sanierungsprogramm wohl einmal existiert hat, den er aber leider nicht mehr ausführen konnte, bedingt durch seinen viel zu schnellen Tod. Vielleicht könnte man ja derartiges wieder aus der Schublade herauskramen, dachte sich der Tiberier. "So könnte man sagen, mein Programm steht für die Erschaffung eines Verzeichnis, welches und einen Überblich über die Beliebtheit eines Götterkultes verschafft, die Erschaffung eines neuen religiösen Interesses, was die Menschen wieder mehr in die Tempel treibt und in der Erschaffung sanierter Kultstätten, welche den Göttern auch wahrhaft zur Ehre gereichen." So hatte der Tiberier den Rückgriff auf das Wort 'Erschaffen' noch geschickt in seiner Ausführungen eingebracht. "Ich habe jetzt zwar sehr lange über meine Agenda gesprochen, aber sie wurde dennoch nur sehr kurz erfasst. Über viele Implikationen und mögliche Schwierigkeiten habe ich mir natürlich schon Gedanken gemacht, aber da muss ich dich natürlich einfach um Geduld bitten, bis das Programm auch vortragsreif für das Collegium erarbeitet wurde. Dann werde ich auch dich deutlich besser ins Bild setzen können." Trotzdem hoffte Lepidus natürlich, dass er seinem Patron schon ein wenig Lust auf mehr bereitet hat.
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Lepidus genoss es natürlich, dass seine Schwester jedes Mal wieder so auf die Folter gespannt wurde. Alles Wissen, was man für sich hat und welches ein anderer begehrt, ist nützlich. Zu leicht lässt sich allein schon in so einer trivialen Situation ein Verhältnis erzeugen, welches das bloße Gefühl der Macht vermittelte. Die Tatsache Neugier zu erzeugen und der einzige sein zu können, der diese stillen kann, ist äußert wertvoll und vor allem auch amüsant. Um nichts in der Welt hätte sich das Lepidus nehmen lassen. Wie erwartet verstand seine Schwester auch noch nicht all die Implikationen dieser Nachrichten. Wie sollte sie auch? Sie war wahrscheinlich um einiges weniger paranoid als ihr Bruder. "Tja, Verwandtschaft hin oder her." Lepidus stand sogar auf und schritt ein wenig durch den Raum, während er seine Erklärungen machte. "Tiberius Ahala ist der Adoptivsohn von Durus. Das bringt ihn natürlich in eine mächtige Position. Stell dir nur vor, was passiert, wenn er tatsächlich das Erbe von seinem Vater antreten kann? Er wird bis zum Hals in Reichtum schwimmen, was ihm gleichsam mehr Einfluss verschafft, als es in seinem Alter vielleicht vernünftig ist." Lepidus ließ den Becher Wein in seiner Hand leicht rotieren, während er Oberlehrerhaft weiterschritt und mit dem Finger gestikulierend weitersprach. "Ich kenn unseren Vetter noch nicht allzu gut. Ich möchte ihm natürlich nicht schon vorab etwas unterstellen, wozu er womöglich gar nicht fähig und willens ist, aber wir müssen uns dennoch vorsehen. Wer weiß? Vielleicht fällt ihm ja ein, dass er lieber allein in dieser Villa wohnen möchte? Vielleicht können wir nicht einmal im Ansatz von der Hinterlassenschaft von Durus partizipieren? Rein rechtlich werden wir auch keinen Anspruch darauf haben und von daher würde er uns zurecht auf diesen Umstand verweisen. Doch wäre dies gerecht, liebe Lucia? Wir, die wir in den schlechtesten Zeiten hier die Stellung hielten? Wir, die wir alles taten um den Ruf der Tiberii wiederherzustellen?" Und mit 'wir' meinte er eigentlich vielmehr 'ich' "Ich male natürlich nichts schlechtes an die Wand. Wie gesagt, ich gebe das nur zu bedenken. Möglicherweise sind meine Sorgen völlig unbegründet, aber in jedem Fall müssen wir vorbereitet sein und wenn sich unser Vetter ungünstigerweise nur in seinem eigenen Sinne verhalten sollte, ja, dann müssen wir zusammenstehen und eben deshalb muss ich mich auf dich verlassen können." So spielte Lepidus erst einmal das Worst Case Scenario durch. Man konnte ja schließlich heutzutage nicht vorsichtig genug sein, dachte sich der durchtriebene Tiberier dann auch recht häufig, natürlich gerade dann, wenn es für ihn darum ging etwas zu verlieren.
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"Recht annehmlich", antwortete Lepidus recht unspektakulär, gerade weil er derzeit noch einen sehr ambivalenten Eindruck von Lupus hatte. "Er hatte in jedem Fall äußerst interessante Neuigkeiten für mich." Tja, und wie es so gern seine Art war, rückte Lepidus noch nicht sofort damit heraus, sondern griff erst einmal gemütlich nach den herbeigeschafften Früchten. Genüsslich ließ er sie erst einmal auf seiner Zunge zergehen. "Oh, herrlich", sprach er sogar noch um das wohlschmeckende Gefühl auch noch verbal zu artikulieren, bevor er dann letztlich fortfuhr. "Ist dir vielleicht noch der Adoptivsohn von Durus ein Begriff? Aulus Tiberius Ahala? Wie ich erfahren habe ist unser gemeinsamer Vetter am Leben. Ich befürchtete schon, dass mit dem Ableben von Durus auch sein Schicksal besiegelt war, doch offensichtlich geht es ihm gut. Er steckt wohl gerade in Mantua, wo er bei den Cousinen von Lupus weilt." Offensichtlich gab es doch noch mehr Tiberier, als man gedacht hätte. "Und wie es das Schicksal so will, ist das noch längst nicht alles. Denn wie ich erfahren habe, war Aurelia Flora auch noch von Durus schwanger. Höchstwahrscheinlich hat sie sein Kind bereits zur Welt gebracht. Es scheint, als hätte Durus dieser Welt doch noch etwas mehr hinterlassen, als unsere schöne Villa." Lepidus sprach das alles ohne Begeisterung in der Stimme. Er hatte sich noch nicht entschieden, wie er am besten auf das alles reagieren sollte. Immerhin sah er sich selbst als denjenigen, der in die Fußstapfen des Consulars treten sollte, doch nun gab es da immer noch einen Adoptivsohn und ein Neugeborenes. Zugegeben, das Neugeborene machte ihm weniger Schwierigkeiten. Schließlich würde es nicht mehr durch Durus anerkannt werden können, aber das Überleben von Ahala war da schon interessanter. Es könnte durchaus sein, dass er nach seiner Wiederkehr sämtlichen Nachlass von Durus für sich beanspruchen würde und dann wäre Lepidus ziemlich aufgeschmissen. Dazu hatte er sich immer ein paar stille Hoffnungen auf das Erbe von Durus gemacht. Noch wurde sein Testament nicht geöffnet und Lepidus würde nun wohl auch auf Ahala warten müssen, bis er Einsicht darin nehmen konnte. In jedem kämen ihm familiäre Verteilungskämpfe derzeit überhaupt nicht gelegen. "Es dürfte jedenfalls nicht mehr allzu lange dauern, bis sowohl Ahala, als auch die Cousinen mit dem Kind von Durus in der Stadt auftauchen werden. Wenn es soweit ist, hoffe ich, dass ich mich auf meine Schwester verlassen kann...", gab er dann auch relativ rätselhaft in Anbetracht seiner verschlungenen Gedanken zum Ausdruck.
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Dass die Erfahrungen der beiden tatsächlich recht umfangreich waren, wäre dem Tiberier trotz des Hinweises seines Patrons, dass er den Duccier schon längere Zeit kennen würde, nicht in den Sinn gekommen. Und auch wenn er durch die Einschätzung nur einen kleinen Bruchteil dieser Beziehung - sei es nun eine Freundschaft oder eine Zweckgemeinschaft - mitbekam, so ließ sich daraus sicherlich erahnen, dass schon viel zwischen den Beiden vorgefallen sein musste. Ruhig hörte er sich die Ausführungen von Lupus an. Hin und nickte Lepidus, um zu zeigen, dass er verstanden hatte. Bei den Ausführungen zu Cicero ließ er sich sogar zu einem Lächeln hinreißen. War die Vorstellung von abgehackten Händen denn so amüsant? Dass er es mit einem homo novus zu tun hatte, das war dem Tiberier in der Tat schon bewusst. Den Namen Duccius konnte er immerhin mit keiner bekannteren Persönlichkeit aus der Vergangenheit in Verbindung bringen, was wohl eindeutig auf einen Emporkömmling schließen ließ. "Ich bin zum Glück nicht sehr empfänglich für Charme", kommentierte er gelassen. Dass ihm nicht einmal der Götterkult etwas bedeutete war dann auch recht naheliegend. Wie man jedoch mit so einer Einstellung so weit kommen konnte, blieb dem Tiberier schleierhaft. Er sah sich schon vor dem Duccier sitzend und endlose Göttergeschichten erzählen. Da konnte sich Lepidus jetzt schon die Hände reiben. "Klingt als würde mir ein interessanter Insel-Aufenthalt bevorstehen. Ich werde genau darauf achten, wie er sich verhält. Mit einem Germanen sollte ich aber fertig werden - zumindest habe ich nicht vor eine der Stufen zu sein, die ihn zu einer Marmor-Statue führt. Zumindest das hatte sich Lepidus vorgenommen. Von einem ersten Treffen konnte der Duccier auch wahrlich nicht viel erwarten und sei dieses auch auf einer netten kleinen Insel. Zufrieden nahm er auch das Kompliment entgegen, was sich auf seine Geisteskraft bezog. Das nahm Lepidus natürlich gerne an, aber eine andere Einschätzung seiner Person hätte er auch kaum erwartet. Für ihn bestand da gar kein Zweifel und er schaffte es vor allem, diese Selbsteinschätzung zu bewahren, weil er gegenteilige Urteile bestens verstand zu überhören. Nach meiner Rückkehr kann ich dir auch gerne bei einem unserer nächsten Treffen berichten, wie es gewesen ist und was sich womöglich ergeben hat."
Seinem Patron konnte er für diese Informationen wahrlich dankbar sein. So stellte er sich viel leichter auf ein Gespräch ein und Lepidus gingen jetzt schon so viele Strategien durch den Kopf, wie er sich zur Not helfen konnte. Aber es blieb abzuwarten, was der Duccier tatsächlich von ihm wollte. Vielleicht lief ja tatsächlich alles völlig harmlos ab. "Ich hätte nur noch einen Punkt auf meiner Liste, es sei denn du magst von meiner noch in Arbeit befindlichen Agenda schon vorab etwas erfahren." Das sollte Lupus selbst entscheiden. Lepidus war sich jedoch bewusst, dass er sein Programm wohl noch so vielen Leuten vortragen müsste, dass er jede zusätzliche Wiederholung wohl bereits jetzt gern vermied. "Vorerst betrifft es jedoch die Salier. Bin ich richtig informiert, dass du Mitglied in der Sodalität der ehrwürdigen Sallii Palatini bist? Ich dachte mir, es wäre durchaus sinnvoll ebenfalls als Salier dem Mars zu dienen. Vor allem im Hinblick auf mein langfristiges Ziel eines Tages Flamen Martialis zu werden, könnte sich dies als hilfreich erweisen." Lepidus hielt sich zwar weder für einen guten Sänger, noch einen guten Tänzer, doch dieser Mangel an Talent konnte sicherlich durch ein bisschen Übung beseitigt werden. "Allerdings würde ich diesem Anliegen keine unumstößliche Priorität einräumen. Du hast in letzter Zeit schon sehr viel für mich getan und in die Wege geleitet und ich hoffe deshalb, dass ich deine Zeit nicht maßlos überbeanspruche", schob er mit strategischer Bescheidenheit nach. Am liebsten wollte der Tiberier natürlich alles und am besten sofort, aber immerhin war sein Patron ja nicht nur für ihn alleine da. Er hatte sicher viele Klienten, die auch alle irgendetwas von ihm wollten. Daneben auch noch das Treiben im Senat, worum er sich ja ebenfalls irgendwie kümmern musste. Und letztlich musste ja auch ein Platz im Gremium frei sein, um überhaupt kooptiert werden zu können. Womöglich alles Gründe, diese Sache eher locker anzugehen, auch wenn es der Natur des Tiberiers eher widersprach.
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Das Gesagte trübte natürlich ein wenig die Euphorie des Tiberius, der seine Schwester schon in bester Gesellschaft sah. Aber immerhin gab sie sich Mühe und die Aussicht, dass diese plebejischen Manlia vielleicht auch Verbindungen zum patrizischen Zweig hegen würden, dämpften den tiefen Absturz seiner Erwartungshaltung dann immerhin ein wenig. "Naja, solange es vernünftige Leute sind und sie auch noch für brauchbare Informationen zur Verfügung stehen, ist dein Umgang mit ihnen sicher nicht verkehrt", sprach er dann so halb neutral eingestellt und etwas pragmatisch. "Ich selbst werde mich auch noch um Informationen bei meinem Patron bemühen." So platze er dann auch gleich mit der nächsten Neuigkeit heraus. "Ja, du hast richtig gehört. Der Name meines Patrons ist übrigens Sextus Aurelius Lupus. Merk ihn dir am besten gut. Er ist Senator und ein getreuer Anhänger Cornelius Palmas. Du wirst ihn sicherlich bald einmal kennenlernen. Allgemein sollten wir die Verbindung zu den Aureliern intensivieren. Das Band zwischen unseren Teilen der Familie war ohnehin schon immer recht stark. Vielleicht erinnerst du dich noch, dass Durus mit einer Aurelia Flora verheiratet war? Sie ist, wie ich gehört habe, eine Cousine von Lupus. Darüber hinaus war dieser selbst einst der Klient von Durus, weshalb es für mich auch nahelag unter sein Patronat zu gehen. Ich denke, wir werden viele Vorteile aus dieser Verbindung ziehen." Zwar würde es auch einiges an Anstrengung kosten, denn der bisherige Eindruck von Lupus deutete eher darauf hin, dass es sich um einen 'schwierigen' Charakter handelte. Aber was das angeht war der Tiberier wohl selbst nicht besser und je mehr sie zusammenarbeiten würden, desto mehr würde sich möglicherweise herausstellen, dass ihre Eigenschaften eine gewisse Ähnlichkeit aufwiesen. Lepidus fiel ein, dass er ja die besonders brisanten Nachrichten, die er durch Lupus erhalten hatte, noch gar nicht offenbart hatte. Aber es war vielleicht ohnehin besser, wenn seine Schwester erst einmal nach und nach alles auf sich wirken ließ.
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Auch Lepidus machte gedanklich seine Haken. Inzwischen waren sie auch schon bei den paar Kleinigkeiten, die er am Anfang erwähnte. Die Auskunft zum Senator Duccius gehörte zweifellos dazu. Die Tatsache, dass der Aurelier ihn schon seit längerem kannte, ließ ihn dann hellhörig werden. Eigentlich hätte er es sich ja ohnehin denken können. Beide kämpften schließlich an der Seite Palmas. Sicher lief man sich dabei das ein oder andere Mal über den Weg. "Er hat mich auf die Insel Dianum zu einer Cena eingeladen, nachdem wir uns vor kurzem auf einer seiner Wahlkampfveranstaltungen über den Weg liefen. Ich dachte, es wäre vielleicht hilfreich, im Vorfeld etwas mehr über ihn zu erfahren, damit ich weiß, auf was ich mich da eingelassen habe. Wie schätzt du ihn ein? Gibt es irgendetwas, was ich unbedingt über ihn wissen sollte?" Es wäre schon vorteilhaft zu erfahren, ob Lepidus es mit einem verschlagenen Intriganten oder einem vorlauten Dummkopf zu tun hatte. Je nachdem, konnte Lepidus entscheiden, ob er jedes Wort seines Gegenüberaus auf die Goldwaage legen musste oder dem Treffen recht entspannt entgegenblicken konnte.
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"In zwei Tagen vor Sonnenaufgang ist es soweit", stillte Lepidus ihre Neugierde. Beim Angebot ihre Klatschverbindungen zu nutzen, konnte der gute Bruder natürlich auch nur zufrieden sein. Man glaubte ja gar nicht, was diese Frauen immer alles wussten. "Das wäre natürlich großartig, Lucia. Und dann sehe ich ja, dass du offensichtlich doch keinen so schlechten Umgang hast. Eine Manlia zu kennen ist natürlich eine große Ehre! Erzähl mir mehr von ihr! Mit wem ist sie liiert? Hat sie berühmte Verwandte?" Die Reaktion von Lepidus kam wahrscheinlich überraschend für seine Schwester, doch er dachte beim Namen Manlia natürlich sofort an die berühmten Linien der Manlii Torquatii oder gar die Linie unter dem Namen Manlius Vulso. Ach, und wenn man bedachte, dass diese Ihre Abstammung dann auch noch vom einmaligen Volkshelden Marcus Manlius Capitolinus ableiten konnten, dann hatte Lucia wahrlich gute Freundschaften gepflegt. Die Manlier waren schließlich eine der ältesten römischen Gentes. Lepidus konnte ja noch nicht ahnen, dass Lucia womöglich eine Manlia meinte, die vielleicht nur aus einem plebejischen Zweig der Gens stammte.
Zur Frauen-Frage konnte Lepidus dagegen nur ahnungslos die Schultern zucken. "Mir ist überhaupt nicht bekannt, ob da irgendwelche Frauen sein werden. Ich denke, es ist erst einmal nicht notwendig sich darauf einzustellen. Ein Geschenk wäre dann zwar nett, aber in Anbetracht der Tatsache, dass wir eine ganze Tagesreise unternehmen und dieser Aufbruch auch recht spontan kommt, kann man solche Gepflogenheiten wohl auch sicher einmal vernachlässigen. Es scheint mir jedenfalls kein gewöhnliches Treffen zu sein." Damit hoffte er seine Schwester zumindest etwas zu entlasten, auf dass sie sich keine allzu großen Gedanken machte.
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Diese Frage brachte wiederum Lepidus zum grübeln. Es war gut, dass er sich nicht selbst um die Reise an sich kümmern musste. Allerdings: Schon so früh aufbrechen? Letztlich brachte ihn eine einfache Überlegung zur Antwort. Je früher er abreiste, desto früher konnten er alles hinter sich bringen. "Ja, vor Sonnenaufgang ist mir recht. Sehr schön, dann ist ja alles ausgemacht." Er rief einen Sklaven heran, sein berühmter stiller Officiums-Untergebener, der immer so schön ruhig war und dann jederzeit abrufbar war, wenn Lepidus ihn brauchte. "Sorg dafür, dass der Mann hier den Ausgang findet. Vale."
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"Natürlich verstehe ich. Offensichtlich glaubst du nicht daran, dass ich allein durch mein gutes Aussehen Einladungen auf offener Straße erhalte" , sprach Lepidus wieder einmal zu vertrautem Scherz geneigt. "Aber ach, das ist eine an sich relativ amüsante Geschichte: Als ich auf dem Forum Romanum unterwegs war, wurde ich zeuge seiner Wahlkampfveranstaltung. Der Senator verteilte mit seinen Lakaien Brot und schüttelte Hände, das übliche eben. Da ich mir den Kanidaten dann auch einmal näher ansehen wollte, schüttelte ich ihm ebenso die Hand und machte ihm das unverbindliche Angebot einer kleinen Wahlkampfspende. Du weißt ja, Lucia. Wir müssen uns jeden, der es vielleicht mal zu etwas bringt, warm halten." Da war diese kleine Offerte natürlich ganz nett. Noch glücklicher war jedoch der Umstand der dann folgte. "Ursprünglich dachte ich, dass er sich durch diese kleine nette Geste vielleicht mein Gesicht merkt und bei einem nächsten Aufeinandertreffen würde er mir vielleicht mit wohlwollen begegnen. Man muss soetwas ja immer langfristig denken. Doch der Mann war völlig berauscht, versprach den Leuten alles und bemühte sich zu zeigen, dass er finanziell ausreichend versorgt war, weshalb er sich für mein Angebot bedankte, es aber nicht in Anspruch nehem müsse. Nun gut, ich war schon kurz davor wieder in Richtung meines Tempels zu marschieren, weil dort auch noch Arbeit auf mich wartete, als mich plötzlich der kleine Tiro des Senators ansprach. Tja, offensichtlich war der Senator doch nicht so ganz abgeneigt. Dieser Tiro brachte meinen Namen in Erfahrung, sprach irgendetwas von gemeinsamen Projekten und dass ich zu einer Cena eingeladen werde. Und siehe da: Gestern tauchte ein Bote auf mit einer offiziellen Einladung auf." Soweit die kleine Geschichte des Zustandekommens unter Auslassung einiger Details. "So richtig einschätzen, kann ich den Senator zwar noch nicht, aber ich werde vor unserer Abreise noch einige Erkundigungen einholen. Wir sollten jedenfalls gut vorbereitet in dieses Treffen gehen."
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Da hatte das Gespräch in der Tat die richtige Wendung genommen. Mit einem eigenen allzu schnellen Vorstoß in diese Richtung hätte er durchaus den Aurelier in schlechte Laune versetzen können, wenn dieser nun den Factio-Gedanken völlig ablehnte. Doch nun schlug er selbst den Weg ein, den sich Lepidus erhoffte. Mit einer derartigen Gesprächsweise meinte der Tiberier bei seinem Patron am besten voranzukommen. Eine allzu schnelle Meinungsäußerung wie vor einiger Zeit am Marstempel sollte ihn dann nicht mehr in Bedrängnis bringen. Lepidus konnte lächeln. Er wusste, dass er Staub fressen musste, um das zu erhalten, was er wollte, aber wenn er es letztlich erhielt, dann musst das eben so sein. "Eine fantastische Idee", lobte er dann auch gleich den Senator. "Die Aurata ließe sich sicherlich in diese Richtung entwickeln. Da dein Vetter selbst schon die Kontrolle über die Aurata hatte, finden wir in ihr wahrscheinlich auch die besten Voraussetzungen für ein derartiges Vorhaben. Schreib ihm, dass ich mich gern um alles kümmern würde und der Aurata während seiner Abwesenheit gern wieder etwas Leben einhauche." Das war doch mal wieder ein interessantes Projekt.
Das eigentümliche Lächeln war dem Tiberier auch tatsächlich nicht entgangen. In der Handhabung solcher Dinge schien der Senator offensichtlich ganz ähnliche Gedanken zu hegen. Dass dieser wohl sehr abgebrüht war, wusste er ja eigentlich spätestens schon seit der Niederstreckung seines Pferdes, die Lepidus mit ansehen konnte. "Zweifellos, wir sollten das Volk nicht erneut spalten, schon gar nicht zu diesem feierlichen Anlass. Von daher sollte wohl alles mehr im Sinne der Concordia als der Discordia ausgerichtet sein." Das wäre zumindest im Moment das politisch klügste, auch wenn Lepidus natürlich nicht immer gefiel, dass so viele still und heimlich von Salinator profitiert hatten - viele nicht nur, weil sie zufällig auf der falschen Seite standen, sondern tatsächlich, weil sie den Fettsack irgendwie toll fanden. "Unabhängig davon wer auf welcher Seite stand, werden sie dennoch Blut fordern, um sich zu vergnügen. Ich halte den Rückgriff auf Brandstifter auch deshalb für brillante Idee, weil beide Seiten sehr gut damit leben können. Die Römer vor Ort waren direkt durch die Nahrungsmittelknappheit betroffen. Die andere Seite muss sich das Gerücht gefallen lassen, sie hätten versucht den Krieg durch das Aushungern ihrer römischen Brüder zu gewinnen. Wenn dem so wäre, würde unsere Seite doch wohl kaum gestatten die eigenen Leute hinzurichten. Die eine Seite erfährt Genugtuung für die Nahrungsmittelknappheit, die andere Seite kann sich sicher sein, dass mit solchen Mitteln sicher nichts zu tun hatten. Strafe erhalten ein paar unbedeutende Leute, um die sich ohnehin niemand schert. Und um die Würdenträger werden sich ohnehin die Götter kümmern." Eigentlich eine hervorragende Situation. Mehr konnte man wohl in diesen Zeiten nicht verlangen. Die Aussicht, vom Aurelier den entsprechenden Termin mit dem Kaiser zu erhalten, quittierte er mit einem zufriedenen Nicken.
Lepidus wollte auch gleichsam noch eine Erkdundigung einholen, nachdem das Thema über die Audienz beim Kaiser abgeschlossen schien "Ich hätte da noch eine kleine Frage an dich: Bist du zufällig mit dem Senator und amtierenden Aedil, Titus Duccius Vala, näher bekannt?"
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"Dieses Treffen müsstest du dann wohl verschieben, wenn du mit mir auf die Insel Dianium reisen möchtest", sprach er dann gleich und malte sich schon aus, dass seine Schwester die üblichen Fragen: Warum? Wieso? Weshalb? auf den Lippen haben würde. Doch zum Glück schob Lepidus erklärend nach: "Ein Senator und erst kürzlich gewählter Aedil namens Duccius Vala, hat mich auf diese Insel eingeladen und besitzt dort wohl eine Insula. Wir werden dort gemeinsam essen und höchstwahrscheinlich über Politik und Geschäfte sprechen. Es wäre mir eine große Hilfe, wenn du mich dorthin begleiten würdest. Du weißt vielleicht, dass ich Reisen hasse und auch wenn Dianium nur einen Tag entfernt ist, so wäre sie sicherlich erträglicher, wenn ich dich dabei hätte. Außerdem wäre es schon einmal eine nette Gelegenheit, dich mit einem Senator bekannt zu machen. Allzu noble Gesellschaft hattest du ja in letzter Zeit leider nicht, soweit ich weiß." Er rechnete zwar nicht damit, dass ihr das Thermen-Treffen mehr gefallen würde als dieser Ausflug, aber er fragte doch sicherheitshalber noch einmal nach: "Und? Wärst du diesem Ausflug zugeneigt?"
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"Eine Tagesreise also", grübelte der Tiberier. Das wäre ja noch verkraftbar. Aber dieser Aufwand nur für ein nettes Gespräch? Naja, der Mann war immerhin Senator und da sollte er vielleicht sogar fast dankbar sein, an so einen exklusiven Ort geladen zu werden. Dennoch blieb ein ungutes Gefühl zurück. Der Tiberier hasste es einfach, Rom zu verlassen. "Nun gut. Dann sei es so. Spontan wird eine Abreise nicht möglich sein. Ich würde allerdings in drei Tagen aufbrechen wollen und höchstwahrscheinlich meine Schwester mitnehmen." Ja, Lucia konnte ihm diese Reise vielleicht erträglich machen. Außerdem wäre es eine passende Gelegenheit, sie in etwas höhergestellte Kreise einzuführen. "Gibt es sonst noch etwas, was ich mit dir klären müsste?"