Beiträge von Lucius Tiberius Lepidus

    So viel entgegenkommen. Das freute den Tiberier natürlich außerordentlich. Zur Verwandtschaft zählte er Macer auch mit rechter Selbstverständlichkeit. Sicher, es gab einige angeheiratete, zu denen lohnte es sich nicht wirklich sie sich nah zu halten. Aber wenn es schon ein Senator war, dann wurde die Bedeutung einer solchen Verbindung natürlich gern übersteigert. "Wahre Worte, ich denke, derzeit habe ich fast das Maximum an Unterstützung, was in diesen Zeiten möglich ist... vor allem für einen Tiberier möglich ist.", fügte er dann noch an. Ja, im Vergleich zu allem, was geschehen ist, konnte man die bisherige Zeit, die Lepidus in Rom verbrachte, wohl mit Optimismus betrachten. "Nun, Senator, ich kann dir gar nicht sagen, wie angenehm ich unser Gespräch fand, doch wie fast alles auf dieser Welt, so muss auch dies bedauerlicherweise irgendwann ein Ende nehmen." Inzwischen hatten sie wirklich schon sehr lange gesprochen und dabei auch noch die verschiedensten Themenbereiche angeschnitten; das musste man geistig alles erst einmal verarbeiten. "Eine kleine Frage noch zum Schluss, bevor ich mich verabschiede. Um noch einmal auf den letzten Willen Valerians zurückzukommen: Du weißt nicht zufällig, ob dessen Testament auch öffentlich einsehbar ist? Nur aus purer Neugier. Der letzte Wille eines großen Princeps ist ja immer ein sehr interessantes Anschauungswerk. Die Worte vermögen ja auch durchaus in die Geschichte einzugehen." Am berühmtesten war wohl das Testament Caesars, der doch damit den wesentlichen Grundstein für die spätere Entwicklung legte. So tat der Tiberier dann auch, als würde es ihm mehr um die historische Relevanz gehen, als um alles andere.

    Keine Frage, auch das Interesse des Tiberiers wurde geweckt, als er die Stadtwachen bei der Arbeit sah. Es gab wohl kein deutlicheres Zeichen, wie es um das Reich stand, wenn Rom zusätzlich befestigt wurde. In letzter Zeit bekam Lepidus nicht mehr wirklich viele Nachrichten, wie der derzeitige Verlauf des Krieges sich wohl darstellte, aber wenn diese Maßnahmen ergriffen wurden, dann hatte dies sicherlich mit Furcht zu tun. Furcht, dass die Truppen Palmas ihren Weg schon bald nach Rom finden würden. Lepidus bezweifelte allerdings, dass die Cohoertes Urbanae tatsächlich als letzte Bastion der Verteidigung taugen würden. Nein, wenn Palma erst einmal vor den Toren stand, würde er sich sicherlich problemlos unter die Feldherrn einreihen, die in Rom einmarschierten. Sorge bereitete dem Tiberier der Anblick nicht, im Gegenteil, es war das Zeichen, dass der Krieg unweigerlich seinem Ende entgegensteuerte. Wohl ein Grund zum aufatmen. Blieb dem Vescularier nur noch zu wünschen, dass er sich noch rechtzeitig das Schwert in den Bauch rammt, bevor er gefasst wird. Ein Lächeln machte sich auf dem Gesicht des Lepidus breit.


    Der Aedituus beschloss, wo er schon gerade das passende Dokument gefunden hatte, dem Purgitier eine entsprechende Tabula mit den Formeln aufzuschreiben. "Einen kleinen Moment. Ich werde dir das dann gleich mitgeben. Es nützt dir sicherlich auch, wenn du dich schon einmal damit vorbereiten kannst." Er schrieb die einzelnen Formeln auf und überreichte sie dann dem Consular und machte anschließend noch einige Erläuterungen...



    Anrufungsformel:
    Ehrwürdige Cunina, Schutzgöttin der Neugeborenen und Wächterin über die Wiege.


    Beispiel einer Bitte:
    Gewähre meinem Kindlein Schutz, auf das alles Böse und alles Dunkle von ihr ferngehalten wird.


    Anrufungsformel:
    Sentia, Göttin der wohligen Empfindungen und der lieblichen Gedanken.


    Beispiel einer Bitte:
    Sorge dafür, dass mein Kind in seinen ersten Jahren nur gutes zu fühlen und dies auch stets zu vermitteln vermag, sei es bei Beginn durch ein süßes Lachen, sei es später durch die Kraft der Sprache.


    Anrufungsformel:
    Iuno Lucina, Göttin des Lichtes, des leuchtenden Mondes und der Familie; Wächterin der Geburt und aller Neugeborenen, die du unter deiner schützenden Hand auf die Welt geleitest...


    "Ich habe dir für Cunina und Sentia sowohl die Anrufungsformel, als auch das Beispiel für eine Bitte aufgeschrieben. Selbstverständlich können Bitten auch variiert werden und sind immer dem persönlichen Bedürfnis angepasst, aber bei diesen Gottheiten sind derlei Bitten schlicht üblich, so dass du darauf vielleicht zurückgreifen möchtest." Das hing natürlich mit den beschränkten Funktionen der Gottheiten zusammen, so blieb der Wortlaut bei fast allen Bitten zu diesen Gottheiten stets fast ein und derselbe. "Anders ist dies bei Lucina, wo die Vorstellungen und Wünsche doch sehr variieren und du deinen Dank und deine Bitte natürlich ganz individuell gestalten kannst." Der Aedituus lächelte zufrieden und hoffte, dass er den ehrwürdigen Consular zufriedengestellt hatte und er sich nun beruhigt auf seine Opferung vorbereiten konnte. "Es freut mich sehr, dass dir der Termin zusagt. Für dich wird dann am jeweiligen Tag alles hergerichtet und die Opferhelfer an ihrem Platze sein." Natürlich überflüssig das zu sagen. "Kann ich dann sonst noch etwas für dich tun?"

    Zitat

    Original von Marcus Iulius Dives


    Den Kollegen von Dives kennenzulernen wäre sicherlich spaßig gewesen. Nicht selten war ja anzunehmen, dass das Kollegialitätsprinzip das ein oder andere mal eher zu einem Konrurrenzprinzip wurde. Es hätte sicherlich Freude bereitet zu sehen, wie Hemina Minor die Arbeit des Iuliers beurteilte und vielleicht sogar die ein oder andere Spitze parat hätte, doch vielleicht wollte Dives auch gar nicht, dass er jenen kennenlernte, denn als er von der kürzlichen Krankheit erfuhr, verwarf Lepidus sehr schnell den Gedanken. Nein, ihm durften nur Leute die Hand geben, die 'unverseucht' waren. Innerlich schüttelte es ihn förmlich.


    Auf die 'hübsche Perle' des Hafenverwalters warf der Tiberier einen netten Blicke, dabei konnte man es natürlich auch belassen. Dass sie ihm nicht gerade würdig war, verstand sich von selbst, aber das traf ohnehin auf die meisten der anwesenden Damen zu. Weiter störend war es dennoch nicht, denn Lepidus hatte ja nicht gerade vor zu heiraten. Selbiges würde sich für ihn ohnehin nur aus politischen Erwägungen ergeben. Freude hin, Freude her.


    Dass Dives so viel von diesem Helvetius hielt machte zweifellos Eindruck. Jemand, der jetzt noch nicht viel ist, der konnte ja irgendwann noch etwas werden. So viel vorausblick musste man sicherlich besitzen. In der Tat hatte Lepidus auch schon zur Frage angesetzt, ob dieser denn mit dem ehrenwerten Senator verwandte wäre, was jedoch der Iulier, sehr vorausschauend, schon negierte. Das machte die Sache natürlich weniger interessant, aber vielleicht würde sich mit diesem Talent ja später noch nebenbei ein Gespräch ergeben. So fiel die Wahl auf den Germanicus. Der hatte ein wichtigs Amt, einflussreiche Verwandtschaft und war dazu auch noch Sodales. Beste Voraussetzungen. "Stell mich doch am besten unserem gemeinsamen Vereins-Kollegen, diesem Germanicus, vor. Er scheint ja nicht gerade unwichtig und ich wollte ohnehin noch ein paar mehr Mitglieder unserer ehrwürdigen Societas kennenlernen." Vielleicht konnte er diesem auch gleich auf die Finger hauen, weil er ihn bei der von der Societas ausgerichteten Prozession nicht gesehen hatte.


    "Eine weise Entscheidung", bestätigte ihm der Aedituus seine Wahl noch einmal und machte sich in Gedanken schon aus, wie schön diese Oferung sein würde. "Ich würde dir selbstverständlich zu den einzelnen Gottheiten noch die passenden Anrufungsformeln zukommen lassen." Beim Gebet musst man das schon richtig machen und den meisten Bürgern waren die richtigen Formen für die jeweilige Gottheit überhaupt nicht bekannt, ganz besonders nicht von den eher wenigen populären Göttern, aber das musste für eine erfolgreiche Opferung schon alles seine Richtigkeit haben und dafür gab es ja auch die guten Auskünfte der Tempeldiener und zur Not auch der Pontifices. "Hier in der Nähe?" Da musste der Aedituus dann noch recht lange nachdenken. "Der Esquilin ist leider nicht gerade dafür bekannt, dass man hier besonders gut Vieh kaufen kann. Wenn du aber eine wirklich erstklassige Kuh haben willst, dann würde ich mich auf dem Forum Boarium umsehen. Dort gibt es einen Händler, der im Besitz eines Germanicus ist und wo man wirklich gute Opfertiere erstehen kann. Ich habe ja schon die wildesten Sachen von Händlern gehört, die krankes Vieh verkauft haben, welches dann nach ein paar Tagen einfach verstorben ist. Ein ungeschultes Auge kann da schon einmal einen Fehlkauf leisten, aber mit diesem Händler gab es bisher nie Probleme." Die Erfahrung hatte der Aedituus selbst jedenfalls noch nicht gemacht. "Das Forum Boarium ist zwar etwas weit weg, aber ein Mann wie du hat ja sicherlich Leute, die das für einen erledigen können." Achja, den Termin hatte er ja auch noch zu klären. Nach einem kleinen Blick auf die Aufzeichnungen, konnte er Macer auch ein nettes Datum nennen. "Was hältst du von ANTE DIEM XII KAL DEC DCCCLXII A.U.C.? Das wäre in nicht mehr ganz einer Woche"*


    Sim-Off:

    *Schreiben kannst du natürlich wann du willst. ;)

    "Lass mir das Schreiben dann einfach in den nächsten Tagen zukommen, mein aufrichtigster Dank sei dir gewiss", sprach der Tiberier mit einem Lächeln und wollte die Unverbindlichkeit in den Worten Macers gar nicht erkennen. Das war auch nicht so sein Ding. Gesagt, gemacht. So funktionierte doch die Welt, oder nicht? "Patron, ja, darum stehts derzeit nicht so gut. Du weiß ja, Bürgerkrieg und so weiter.", antwortete er knapp. Die Vielzahl an Personen, die dafür seiner Ansicht nach in Betracht kamen, hatten Rom leider verlassen. "Aber ohnehin sollte der kürzeste Weg zu helfenden Händen, derjenige zur eigenen Verwandtschaft sein, nicht wahr?" Es funkelte in Lepidus Augen, als wäre sein gegenüber eine glänzende Goldmünze. Ja, so viel Familienliebe sollte man doch schon haben, zumindest, wenn es dem Tiberier gerade passte. Zu diesem Zeitpunkt ahnte er natürlich noch nicht, dass das Band zwischen ihm und Macer durch den Tod Albinas schon bald durchschnitten sein würde.

    Dass der dicke Möchtegern-Kaiser eingeladen war, ist dem Tiberier natürlich überhaupt nicht bekannt. Solche netten Details verschwiegen die Einladungsschreiben leider auch immer... oder er hatte mal wieder nicht richtig hingeschaut. Die Frage wäre wohl auch gewesen, wie angemessen ein Tiberier und dieser Vescularier auf der selben Feier gewesen wären. Zum Glück hatte der Kaiser wohl derzeit sicherlich besseres zu tun und Dives rechnete sicher auch nicht damit, dass er hier tatsächlich erscheinen würde. Der Anlass war ja ganz nett, aber für eine kaiserliche Präsenz dann doch etwas zu klein. Wahrscheinlich hätte sich heute noch nicht einmal ein Senator hierher verirrt, dann wohl sicherlich auch kein Imperator.


    Der Tiberier wank gleich ab. "Aber Iulius, eine Entschuldigung ist nicht notwendig." Das war sie natürlich doch und überhaupt war es immer angebracht sich beim Tiberier einmal mehr zu entschuldigen als einmal zu wenig. "Ich ließ es ja auch, wenn ich mich recht entsinne, offen, ob eine Antwort erforderlich war oder nicht. In Anbetracht dieses... welches Wort wähltest du doch gleich? Achja, 'speziellen' Schreibens habe ich auch nicht mit einer direkten Antwort gerechnet." Jetzt fiel schon zum zweiten Mal das Wort 'speziell' im Bezug auf einen Brief, beim zweiten Mal natürlich noch auffälliger als beim ersten, aber man brauchte sicherlich schon viel Fantasie um sich vorzustellen, was damit genau gemeint sein könnte, wenn überhaupt jemand um sie herum die Ohren gespitzt hatte. "Unabhängig davon sollten wir uns im Laufe der Feier sicherlich noch einmal über alles genauestens unterhalten, da gib mir einfach Bescheid, wenn du Zeit entbehren kannst, du bist schließlich der meistgefragte heute Abend." Anders als der Iulier, hatte er sich noch nicht ganz von einer gewissen Vorstellung gelöst, die mit dem Brief verbunden ar. Aber das war wohl typisch für den Tiberier. Den Mächtigen spielen, wo keine Macht vorhanden war, jede Ordnung zu verschmähen, in der er keine Rolle spielte. Doch damit nicht genug, so hatte er gleichsam genug Wagnis in sich, um keinerlei mögliche Konsequenzen zu beachten und sich geradewegs ins Chaos zu stürzen. Sein guter Cousin Durus war schließlich ein noch viel größeres Wagnis eingegangen, bevor ihm Morta den Faden seines Lebens durchschnitt. Etwas davon musste zweifellos auch Lepidus in sich tragen.


    "Doch bevor wir gleich mit den Privatgesprächen anfangen, führe mich doch ein wenig umher und stell mir den ein oder anderen deiner Gäste vor. Bisher muss ich dir nämlich gestehen, dass ich hier kaum ein mir bekanntes Gesicht erblicke." Wer weiß, vielleicht hatte der Iulier sogar die ein oder andere hübsche Dame im Angebot; die Nymphen am Eingang waren ja schon einmal nicht schlecht, aber das hätte der Tiberier als kleine Episode empfunden. Wichtiger waren ihm da schon Leute, die ihm in der Zukunft noch nützlich sein konnten, aber da verließ er sich ganz auf das Geschick des Iuliers.

    Auch Lepidus entfuhr ein leichtes Schmunzeln aufgrund der Bemerkung des Crassus. Baustellen, ja, die gab es wahrlich genug. "Ah, du arbeitest also in der kaiserlichen Kanzlei?! Nicht schlecht und meine Glückwünsche.", sprach Lepidus recht überrascht, als er dies aus den Worten des Iuliers folgerte. Einen solchen Kontakt musste er sich zweifelsfrei warm halten. Gut, dass sie sich definitiv nicht das letzte Mal sehen würden, allein die Societas würde sicherlich ein ausreichend starkes Band sein, zumal das nächste Treffen ja bereits anstand. "Ich würde einfach sagen, ich lasse dir wieder ein paar Terminvorschläge zukommen wie beim letzten Mal, Iulius. Zuhause werde ich erst einmal meine eigenen Termine durchgehen, bin mir aber sicher, dass wir da schon bald wieder einen passenden Zeitpunkt finden werden."


    Die wenigen Aussprüche des Tasius nahm er gar nicht mehr wahr. Stattdessen erhob er sich nun von seinem Platze, streckte seinen Körper, der inzwischen durchaus wieder etwas Bewegung vertragen konnte und machte sich daran sich zu verabschieden, natürlich den Sklaven mal wieder völlig außer acht lassend: "Nun denn, es hat mich gefreut mit dir zu diskutieren, Iulius. Mit dieser produktiven Arbeit können wir der restlichen Societas sicher ein gutes Beispiel sein."

    Der Tiberier hörte leider nicht ganz so genau hin, versuchte aber zumindest ein wenig Aufmerksamkeit vorzugeben. Die Stimme von Tasius hatte er wahrlich lange genug vernommen und Lepidus selbst würde sich das lieber noch einmal durchlesen anstatt es nur zu hören, aber das Dokument wurde ohnehin noch an anderer Stelle überprüft, speziell von Dives. Also machte er sich da erst einmal keine Gedanken und nickte einfach nur. "Ja, alles sehr zufriedenstellend. Du kannst Dives unsere Ausarbeitung schicken und ich bin gespannt, was er dazu sagen wird. Vorhin kam ja noch einmal kurz auf, ob wir auch eine kultische Regelung treffen sollten. Ich denke wir sind an Kräften jetzt alle schon etwas ausgelaugt." Von gegenteiligem ließ sich der Tiberier natürlich gern überzeugen, auch wenn ihn selbst die liebe Murcia, Göttin der Trägheit, schon wieder sehr stark erwischt hatte. "Von daher wäre es vielleicht klug zu warten bis Iulius Dives die Satzung absegnet und diesen Fall damit abschließt, bevor wir dann mit einer neuen Angelegenheit beginnen, der wir uns dann auch mit frischen Kräften widmen können."

    Lepidus musste unweigerlich Lachen als Macer von den 'modernen' Methoden sprach. "In der Tat, heute funktioniert alles etwas anders. Aber sicher hat dieses Verfahren auch seine Vorteile, denn mit den richtigen Leuten kommt man ja mitunter nur schwer in Kontakt." Obwohl er dem religiösen Treiben schon sehr nahe war, kannte Lepidus nicht einmal einen Pontifex Minor oder jemanden der einen gekannt hätte. Selbst Macer hatte derzeit nicht den Kontakt zu Leuten, die wirklich in der Stadt waren. Das macht es natürlich schwierig entsprechende Gespräche aufnehmen zu können und da ist das schriftliche Verfahren einer formalen Bewerbung dann immerhin wenigstens ein klein wenig aussichtsreich. "Wahrscheinlich würde es auch schon ein kleines Schriftstück tun, wo du anfügen kannst, dass du als Consular den Bürger Tiberius Lepidus als aufrechten Römer kennst, der seine religiösen Pflichten sehr ernst nimmt, der dir als überaus kompetent erscheint und den du darüber hinaus für höhere Aufgaben nur wärmstens empfehlen kannst. So etwas in der Art. Ich denke, wenn das Collegium Pontificum auch derzeit nicht mit Leuten besetzt ist, die du näher kennst, so werden sie dennoch mit deinem Namen etwas anfangen können." Zumindest hoffte das der Tiberier. "Du selbst hast natürlich auch mehr davon als einen guten Gefallen getan zu haben. Sollte ich beispielsweise zum Pontifex Minor berufen werden, hast du folglich sogar einen Kontakt ins oberste Priestercollegium, welcher auch hier in der Stadt ansäßig ist. Und ein solcher Kontakt kann sicher nicht schaden." So viel zum Einfluss von Politik auf religiöse Ämter.


    "Das ist zufriedenstellen", antwortete der Aedituus nur, der es zur Kenntnis nahm, dass sein Gegenüber die angemessene Prozedur einhielt. Es war ja auch schließlich zum Wohle seines Kindes. "Für ein Dankopfer bei einer Geburt gibt es die verschiedensten Varianten und kann auch blutig sein, vor allem, wenn man Iuno Lucina vielleicht mehr als nur danken möchte.", begann er dann auszuholen. "Nicht wenige beschränken sich ganz auf die unblutige Opferung im Rahmen des Hausgottesdienstes. Dies ist ja auch etwas, was du selbst bereits praktiziert hast. Dann finden natürlich auch noch viele ihren Weg hierher und bringen der Lucina ein Opfer, sei es Wein oder andere Köstlichkeiten. Seltener wird in Betracht gezogen Iuno durch ein blutiges Opfer zu danken und gleichsam um Schutz für das Neugeborene zu bitten. Dies kann auch mit Opfern für andere Wächter über die Säuglinge, die der Iuno sehr nahestehen, verbunden werden." Der Aedituus nahm sich einen Augenblick Zeit zum nachdenken. "Einem ehrenwerten Consular, der auch die entsprechenden Mittel hat, kann ich vielleicht folgendes nahelegen: Der Iuno Lucina wird zum Dank mit Wein, Honig und Kuchen geopfert, gleichsam wird der Cunina Milch dargebracht, damit sie dein Töchterchen in ihrer Wiege beschützen möge und der Sentia werden Blumen und Obst dargebracht, auf das dein Kind stets von guten Empfindungen erfüllt sein wird. Selbstverständlich kannst du dies auch mit eigenen Gaben ergänzen. Mehr als nur Danken würdest du der Lucina zum Schluss durch das Opfer einer weißen Kuh, womit du sie beispielsweise bitten könntest ihr warmes Licht auf das Neugeborene fallen zu lassen, damit es geschützt und kräftig über die ersten Lebensjahre kommen werde." Das war natürlich eine umfangreiche Zeremonie. "Natürlich kannst du das nach eigenen Vorstellungen variieren und musst dich an meinen Ratschlag nicht binden. Du könntest das blutige Opfer weglassen oder auch nur der Iuno ein paar einfache Gaben darbringen, wenn du ihr einfach nur danken möchtest. Das sei dann ganz dir überlassen und ganz so wie du es für angemessen hältst. In jedem Fall wären dies alles akzeptable Opfer, die die Göttin oder die Göttinnen sehr zu schätzen wissen."


    Wahrlich schon ein stolzes Sümmchen. Das war in Anbetracht der Tatsache, dass die Kiste von zwei Leuten getragen wohl verständlich. Dennoch musste natürlich immer auch ein genauer Blick auf das Innere von Kisten oder Geldbeuteln geworfen werden. Nicht, dass am Ende noch Steine gewogen wurden, was natürlich ein peinlicher Patzer gewesen wäre. "Ausgezeichnet.", sprach er während er kurz zur Seite ging und den Wechsel ausfüllte, nachdem das Wichtigste geklärt war, Name und Summe wurden vermerkt und der Wechsel überreicht. Über die Votivgabe freute sich der Aedituus natürlich auch sehr. "Möchtest du gleich noch ein Gebet sprechen?" Er wies auf das Kultbild des Mercurius. "Es schadet nicht dem Schutzherr der Reisenden um ein sichere Wegstrecke zu bitten, wo auch immer dich dein Weg am Ende hinführen wird."


    "Es tut immer gut einen Mann begrüßen zu können, der weiß, was seine Pflichten sind." Als der Aedituus von der Geburt hörte, zauberte dies ein Lächeln auf sein Gesicht, welches kurz darauf aber wieder entwich als er vom Tode der Mutter erfuhr. Zum Schluss hatten sich seine Gesichtszüge auf ein angemessenes freundliches Wesen verständigt, etwas, was der Situation wohl am angemessensten war. "Meine Glückwünsche für deine Tochter, auch wenn ihre Geburt unter traurigen Umständen stattfand. Ich bin mir sicher, wir können eine angemessene Zeremonie einrichten und ich werde dir mit Rat und Tat beiseite stehen." Dazu waren sie ja auch da, diese Tempeldiener. "Ich hoffe doch, du hast der Lucina bereits gedankt, indem du ihr nach der Geburt den Tisch gedeckt hast?" Eine etwas gemein Frage, die er auch eher scherzhaft stellte, so dass er auch nicht unbedingt eine Antwort erwartete, das blieb dem Senator überlassen. Heutzutage sollte es ja durchaus viele Römer geben, die auf diese alten Bräuche nicht mehr ganz so viel Wert legten, aber da war der Aedituus natürlich etwas konservativ. "Begleite mich doch zu meinen Übersichten und dann schauen wir mal, was sich machen lässt. Ich nehme an, es soll dann ein besonders großes und auch blutiges Opfer werden?", erkundigte er sich über die Ausmaße die Macer vorschwebten, der immerhin die Öffentlichkeit erwähnte, was zu betonen wohl nur bei großen Opfern wert war. Des Weiteren könnte er Iuno nicht nur danken, sondern gleichsam um den Schutz des Kindes bitten, dafür wäre natürlich ein größeres Opfer angemessen, aber dazu würde er später sicher noch kommen. Er lud Macer an den Vorhof zu verlassen und im Inneren des Tempels zu seinen Aufzeichnungen zu gehen, um zu überprüfen, wann bereits andere Opferzeremonien angesetzt waren. "Achja, wie lautete doch gleich dein Name?", fragte er Macer während er die Termine überprüfte, als wenn dieser seinen Namen selbst schon gesagt hätte. Dass er einen der wichtigsten Männer überhaupt vor sich hatte, das wusste der Aedituus, aber im Gesichter und Namen merken war der alte Mann einfach nicht besonders gut.

    "Sehr schön gesagt, Purgitius.", sprach der Tiberier gleich dazwischen, als dieser vom Gewicht auf seinem Herzen sprach. "In der Tat, ich denke gern an Korinth zurück. Wie soll ich sagen? Das Leben war so sorgenfrei und unbeschwert. Jedoch weiß ich nicht, ob dies unbedingt mit dem Ort an sich zusammenhängt oder einfach damit, dass die Zeiten sich geändert haben." Ja, manchmal hatten ja auch die äußeren Umstände mehr damit zu tun, in wie weit man einen Ort bewertete als das, was man dort wirklich sehen und erleben konnte. "In jedem Fall mochte ich die Stadt sehr, wahrscheinlich sogar, weil sie nicht so griechisch war, wie alle anderen Orte um die Stadt herum. Seit Caesar Korinth neu gegründet hat, ist es ja so etwas wie ein kleine italische Stadt auf griechischem Boden." Man musste dort wahrlich nicht unbedingt mit Griechen in Kontakt kommen, Lepidus ohnehin nicht, denn er genoss seine Ausbildung ohnehin in einer recht abgeschotteten Welt von wohlhabenden römischen Bürgern. "Damals verfiel ich aber auch allzu leicht dem Müßiggang, so dass ich froh bin, mein Leben in Rom nun etwas produktiver gestalten zu können, was mich natürlich nicht davon abhält diese Müßiggang und das weniger hektische Leben Korinths nicht doch hin und wieder zu vermissen." Ja, auch dies klang wohl etwas wehmütig. "Überhaupt, hast du zufällig mal wieder Nachrichten aus Griechenland erhalten? Mich würde zu sehr interessieren, wie es derzeit im Land aussieht. Soweit ich weiß ist auch Achaia ein umkämpfter Schauplatz des derzeitigen Krieges und du weißt ja wie das ist. Soldaten können ein Land förmlich aussaugen oder gar völlig verwüsten. Geplündert wird ja auch ganz gerne. Ich hoffe, dass die Provinz dies einigermaßen überstehen wird. Wäre doch zu schade um das Land, welches wir beide für eine gewisse Zeit Heimat nannten..."


    "Oh, wir werden dein Geld natürlich mit Freude aufbewahren." Der Aedituus schielte auf die näher gebrachte Kiste. "Wie viel soll das nochmal sein?" Gleichsam rief der Tempelwächter jedoch einen Diener heran, der die Summe ohnehin noch einmal überprüfen musste. "Einhundertstel ist noch die übliche Gebühr, allerdings..." Und da dachte er natürlich vor allem an das Wohl des Mercurius. "...die Tempelkasse könnte durchaus mal wieder eine kleine Spende vertragen und Mercurius würde dies sicherlich gefallen." So regte der Aedituus den Mann an, etwas Gutes zu tun. Wenn er schon mit so viel Geld hier ankam, konnte er doch auch gleich etwas mehr für immer hierlassen als die übliche Gebühr.


    Sim-Off:

    Da ich gesehen habe, dass du keine PN's annimmst: Ich habe mal irgendwann eine sehr detaillierte Beschreibung dieser Praxis in irgendeinem Buch gelesen, aber ich kann es in der Literatur, die ich habe einfach nicht mehr finden. Deshalb wollte ich fragen: Kennst du zufällig ein Buch, wo das umfangreich diskutiert wurde? Es interessiert mich gerade brennend. :)

    "Das wäre natürlich gut möglich. Sicher spielt sich vergleichbares hinter den Kulissen ab, das könnte ich mir durchaus vorstellen. Wenn aber auch der Einfluss jener Collegien oder Ämter zurückgedrängt wird, das Anrecht der Patrizier wird er wohl dennoch nicht auslöschen können. Das wäre doch ein zu großer Eingriff in die kultische Ordnung und die religiösen Traditionen, die selbst Salinator nicht ignorien kann." Zumindest glaubte das der Tiberier. "Aber sicher hat der Kaiser auch derzeit ohnehin allerhand mit dem Krieg zu tun. In wie weit er Einfluss auf die Collegien nehmen wird, wird sich wohl erst in Friedenszeiten wirklich herausstellen."


    Als Macer davon sprach, dass ihm der Ansatzpunkt fehlen würde, dachte der Tiberier durchaus, dass er ihm vielleicht sogar weiterhelfen konnte. "Wahrscheinlicher ist es einfacher, als man denken sollte. Ich selbst wurde dazu aufgefordert schlicht einen Brief an das Collegium Pontificum zu senden und dort meinen Wunsch nach einem religiösen Amt äußern. Unter Angabe meiner Motivationen und meiner Qualitäten, lud mich das Collegium zu einer Art Vorstellungsgespräch ein, in dessen Verlauf sich dann ergab, dass ich Aedituus des Iuppiter-Tempels werde. Möglicherweise wäre auch dies ein Weg für dich, solltest du nach wie vor diese Ambitionen haben." Etwas hellhörig wurde der Tiberier bereits als Macer davon sprach, einige Pontifices zu kennen und hob sich eine Nachfrage dazu, bis zum Schluss auf. "Nun, wenn du sogar noch einige Pontifices kennst, könnte es da nicht sogar hilfreich sein, dass du für mich eine Art Empfehlungsschreiben aufsetzen könntest? Selbst wenn du keine besondere Nähe zum Collegium pflegtest, bin ich mir doch recht sicher, dass allein dein Name einiges bewirken könnte." So die halboffen vorgetragene Bitte des Lepidus, der diesen Gedanken recht interessant und vielversprechend fand.

    Nein, den Iulier übertraf der Tiberier kleidungstechnisch heute ganz sicher nicht, ein würdevolles und ansehnliches Äußeres, mehr war nicht erforderlich. Es waren auch wahrlich nicht die Zeiten alles andere an Glanz und Prunk in eindrucksvoller Weise zu übertreffen. Besser tat man sich in Bescheidenheit, aber die Zeiten würden sich wieder ändern, ganz bestimmt. Darüber hinaus hätte es der Iulier sicher nicht gern gesehen, wenn jemand anderes die Blicke der Anwesenden stärker auf sich gezogen hätte. Der 'Ballkönigin' stahl man besser nicht die Show.


    Auch Lepidus freute sich natürlich Dives wiederzusehen, was durch ein nettes Lächeln unterstrichen wurde. Die Prozession in Rom zu Ehren des Apollo war immerhin schon wieder ein paar Tage her und nun hatte er ja auch einen frisch gebackenen Duumvir vor sich. "Salve Iulius, die Freude liegt ganz auf meiner Seite. Iuppiter soll mich strafen, wenn ich deiner Einladung nicht nachkommen würde." Manchmal hatte der Tiberier das Gefühl, er baute Iuppiter in jedem zweiten Satz ein, das waren wohl die Nebenwirkungen, wenn man seinen Dienst auf dem Capitol vollbrachte. Bei Gelegenheit würde er Dives wohl von seiner religiösen Tätigkeit berichten. "Die Fahrt war leider furchtbar anstrengend", gab er dann gleich recht direkt von sich. Hin und wieder mochte er auch keine Floskeln und Schönrednereien. "Das Reisen liegt mir wahrlich nicht. Ich bin froh, dass eure Villa nicht... keine Ahnung, in Mantua liegt oder dergleichen. Aber gut, überlebt habe ich es ja zum Glück. Lass mich dich auch noch einmal persönlich - nachdem ich bisher ja nur schriftlich dazu in der Lage war - zu deiner neuen Aufgabe als Duumvir von Ostia beglückwünschen. Ich hoffe du hast schon ein paar gute Pläne, was du erreichen möchtest, auf das die Civitas deinen Namen nicht allzu schnell vergessen wird." Ja, wie er den Iulier bisher zu kennen meinte, hatte er sicherlich so etwas wie ein paar große Bauprojekte geplant. Irgendetwas, was genau so strahlte, wie dessen smaragdgrüne Toga. Mit der Erwähnung seiner schriftlichen Glückwünsche konnte sich der Tiberier womöglich gleich noch unauffällig versichern, ob sein Brief den Iulier tatsächlich erreicht hatte. Eine Antwort hatte er ja bisher nicht erhalten und ob sein Bote die Aufgabe tatsächlich zu seiner Zufriedenheit ausgefüllt hatte, konnte Tiberius nicht zweifelsfrei wissen, was ihm immer noch hin und wieder unbehagen bereitete.


    Der Aedituus hatte gerade erst ein anderes Gespräch mit einer schwangeren Frau beendet und freute sich, dass in letzter Zeit sehr viele ein Opfer für Iuno Lucina darbringen oder sich schlicht einen Rat brauchten, um sich den Beistand der Götter zu versichern. Offensichtlich war Rom mit viel Nachwuchs gesegnet, den es besonders nach dem Ende des Krieges wohl auch bitter nötig hatte. Sogleich fiel dem Aedituus dann auch ein Mann auf, dessen ganze Ausstrahlung schon auf eine gewisse Wichtigkeit deutete. Das Gesicht kam dem Tempeldiener dann auch durchaus bekannt vor. Da dieser auch offensichtlich nach einem Ansprechpartner suchte, konnte der Aedituus ohne Probleme auf ihn zugehen. "Salve, darf ich fragen, was dich zu dieser heiligen Stätte der Iuno Lucina geführt hat?"


    Der Aedituus des Tempels wurde natürlich gleich aufmerksam als ein Mann seinen Tempel betrat, der in seinem Schlepptau ein paar Männer mit einer großen Kiste erspähte. "Interessant", dachte er sich nur und schritt auf den Mann zu, der sicher ein entsprechendes Anliegen hatte. "Sei gegrüßt, Bürger. Womit kann ich dir dienlich sein?" Die große Kiste ließ zwar die Gründe offensichtlich erscheinen, aber der Aedituus hielt es wie immer für etwas höfflicher mit dieser allgemeinen Standard-Frage auf jemanden zuzugehen.

    Ruhig beobachtete der Tiberier das Geschehen vor ihm. Duilius Verus war zweifellos ein Routinier. Nur die Götter wussten wohl, um wie viele Opfer er sich wohl schon gekümmert haben mag, dennoch war der Auszug der Praetorianer wohl auch für ihn eine besondere Situation. Nervosität konnte man ihm dennoch nicht anmerken. Die Worte wurden gesprochen, die Tiere getötet und die Eingeweide gelesen, ganz ohne, dass Raum gewesen wäre am Ergebnis des Opfers zu zweifeln. Alles war vollkommen in Ordnung und die Götter nahmen die Gabe an.


    Hier hätte wohl auch niemand mit einem anderen Ausgang rechnen können. Wie auch immer die Innereien der Tiere wirklich aussahen, erfahren würde es niemand und die Soldaten konnten sich gewiss sein, dass das, was sie taten, eine gerechte Sache war, die von den Göttern unterstützt wurde. Ohne Zweifel würden die Soldaten Palmas mit exakt der selben Gewissheit in den Kampf ziehen, sei es, weil sie tatsächlich gute Vorzeichen hatten oder weil für sie gute Zeichen 'gemacht' wurden.


    Für Lepidus war es genug Anschauungsmaterial. Nachdem die Opferung vollzogen wurde, gab es hier kaum noch etwas, was ihn interessierte. Als die ganze religiöse Prozedur ihr Ende nahm, suchte sich Lepidus einen Weg hinaus aus der Menge. Unterwegs konnte er sowohl euphorische Bürger in Siegesgewissheit erblicken, als auch trauernde Menschen, die ihre lieben Verwandten in die Schlacht ziehen sahen. Hier wurden bereits einige Tränen vergossen, doch wie viele es wohl erst sein würden, wenn der Krieg beendet war und die Leichen sich gestapelt hatten? Wohl wusste der Tiberier sein Glück zu schätzen, dass sein Leben derzeit nicht unmittelbar auf dem Spiel stand.