Beiträge von Lucius Tiberius Lepidus

    Er übergab das Schreiben und verabschiede sich anschließend wieder.



    An den Gefangenen:
    Rhianus Vagus
    Castra Praetoria
    Roma


    Salve Rhianus Vagus,


    offenbar hast du es geschafft dich in große Schwierigkeiten zu bringen, doch ich will dir glauben, dass es nur unglückliche Umstände waren, die dich in die Hände der Urbaner brachten.


    Es scheint auch als hätte man dir deine Rechte nicht richtig erklärt. Durchaus üblich, wenn es nur um einen kleinen Gefangenen geht. Laut Gesetz steht dir in jedem Fall ein Advocatus zu. Vom Gericht würde dir ein Pflichtverteidiger zugewiesen. Darum musst du mich also gar nicht bitten und ich hätte auch derzeit nicht die finanziellen Mittel um für dich einen sehr guten Advocatus zu bezahlen. Allerdings kannst du bei den Pflichtverteidigern auch entweder Glück oder Pech haben. Solltest du wollen, dass dich stattdessen eine Person deines Vertrauens vertritt, so kannst du nach § 17 Codex Iuridicialis Absatz 3 den Iudex Prior bitten, dass beispielsweise ich deine Angelegenheiten vertrete, trotz der Tatsache, dass ich kein Advocatus bin.


    Die Stadtwachen werden dir bei der Aufsetzung eines solchen Schreibens sicherlich helfen. Wie auch immer du dich entscheidest, wünsche ich dir viel Glück und hoffe, dass du den Cacer schon bald wieder unbeschadet verlassen kannst.


    Vale,
    Lucius Tiberius Lepidus

    "Ein Advocatus bin ich nicht, aber es geht in der Tat um seinen Prozess." Irgendwie hatte Lepidus inzwischen auch schon die Lust verlassen. "Ich nehme nicht an, dass eine Sondergenehmigung zum Besuch des Gefangenen erteilt werden kann... Könnte ich dann wenigstens eine Nachricht hierlassen, die dem Gefangenen überbracht wird?" Zum Glück hatte Lepidus bereits etwas auf einer Wachstafel vorbereitet, immerhin kannte er die bürokratische Pedanterie in Rom nur allzu gut.

    "Ohja, richtig, wie konnte ich das nur vergessen? Senator, selbstverständlich muss man Senator sein. Gut, dass du es mir gesagt hast, das wäre sonst wirklich peinlich gewesen, wenn ich das noch überall rumerzählt hätte, ach herje, wo hab ich nur meinen Kopf?" Der Scriba war ein echter Blitzmerker, dachte sich der Tiberier. Schade, dass er es mir der Ironie dann doch nicht so ganz hatte, aber wie dem auch sei, jetzt ging es für den guten Lepidus ums Geschäft und da musste er sich wohl ein wenig zusammenreißen, wenn er es nicht allzu teuer werden lassen wollte. "Nun, vielleicht sind die Götter ja gnädig und schicken uns statt dem kühlen Nass schon bald etwas Handfesteres. Das wäre doch sehr zu wünschen, nicht wahr?" Der Tiberier drehte sich ein wenig seitlich und holte ein kleines Säckelchen hervor und kramte darin ein wenig rum. Was mochte so ein Scriba schon verdienen? Bestimmt nicht mehr als 10 oder 20 Sesterzen in der Woche. Vielleicht das doppelte? Er ließ letztlich ganze 80 Sesterzen im Säckelchen. Das Gehalt eines ganzen Monats sollte ihn zufriedenstellen, dachte sich der Tiberier. Er fing laut an zu gähnen und streckte seine Arme aus. Der eine Arm mit dem Säckelchen bewegte sich über den Schreibtisch des Scriba, wo es dann auch sanft niederging. "Huch, auf einmal ist mir so leicht geworden." Ich hoffe doch, dass ich nichts verloren habe. Theatralisch suchte der Tiberier kurz links, kurz rechts von sich. Wahrscheinlich wäre aus Lepidus in einem anderen Leben noch ein Schauspieler geworden, dann aber wohl eher in einer Komödie als in einem Drama "Ach, wird schon nichts gewesen sein. Aber ich denke doch, dass wenn das Wetter so viel segen verspricht, mir auch der Cursus Iuris versprochen werden kann?"


    Sim-Off:

    Auf das Konto der Schola ;)

    Zitat

    Original von Lucius Tiberius Lepidus
    Wer hätte gedacht, dass ein zarter Patrizier wie Lepidus mal einen so rohen Ort wie die Castra Praetoria aufsuchen müsste. Hier stank es einfach nur nach Soldatenschweiß, aber es war vielleicht auch mal gut die Stadtwache selbst zu besuchen, ansattt von dieser ständig selbst heimgesucht zu werden. Die Villa Tiberia hätte auch gut als Zweigstelle dienen können.


    "Salve", wandte sich der Tiberier an die Wache. "Ein Soldat von euch brachte mir eine Nachricht, dass ihr einen Gefangenen hättet, der um meine Hilfe bat. Wäre es möglich den Inhaftierten zu besuchen? Sein Name lautet Rhianus Vagus."


    "Was?", dachte sich Lepidus nur. Da wurde dieser Mann einfach vor ihn hereingelassen, obwohl der Tiberier viel früher bei der Wache stand. Na gut, der Mann war immerhin Praefectus Classis, was wohl eine deutlich andere Prioriät hatte. "Entschuldigung", wandte er sich jetzt noch einmal an die Wache. "Hast du gehört, was ich gesagt habe?" Zum Glück hatte der Patrizier heute seinen freundlichen Tag. Eigentlich wäre seine Person ja dafür prädestiniert gewesen in einer solchen Situation das Adelsgeschlecht lautstark nach außen zu kehren.

    Füße und Hände waren gewaschen, denn rein musste der Opfernde sein an Leib uns Seele. Für den reinen Leib hatte er gesorgt, aber die reine Seele? Zumindest hatte Lepidus ein recht unbeflecktes Gewissen, was nicht minder wichtig ist vor einem derartigen Opfer. Als der Tiberier wieder aus dem Tempel mit bedecktem Haupt herauskam, atmete er einige Male tief durch und merkte, dass der Geruch von Weihrauch in der Luft lag. Er würde seine Stimme gleich wieder brauchen. Nun wurde auch bereits der Ochse zum Altar geführt. Würde er Widerstand leisten? Gar zu entfliehen versuchen? In diesem Fall wäre das Opfer gescheitert, denn ein Herbeitragen des Tieres war nicht gestattet. Das Tier schien aber keine Anstalten zu machen sich zu wehren. Wie überaus freundlich von ihm und ein gutes Zeichen. Auch ging jetzt ein Tempeldiener herum, der die Beteiligten immer wieder mit ein paar Tropfen Wasser bespritzte, um sie symbolisch zu reinigen. Wohlgemerkt nur symbolisch, bei den paar Wassertropfen brauchte sich niemand Sorgen machen großartig nass zu werden.


    Anders als bei den bisherigen Anlässen bei denen Lepidus bisher opferte, musste er nun auch für die Öffentlichkeit ein paar einleitende Worte sprechen, die den Grund der heutigen Opferungen und die Anwesenden benannte. Dies noch bevor alles verstummen sollte und Lepidus dazu übergehen konnte den Opferungsprozess vorzunehmen. Er beschloss es kurz zu halten, da er bereits heute morgen eine kleine Rede gehalten hat und stattdessen sein Gebet den größten Teil in Anspruch genommen hatte. Er bat mit einer Bewegung seiner Hand, die er nach oben streckte um Ruhe.


    "Die Societas Claudiana et Iuliana hat dieses Opfer ausgerichtet, um den großen Apollon anlässlich der Schlacht von Actium, in der er seinem Schützling Caesar Augustus zum Sieg verhalf, zu ehren. Viele Bürger haben sich heute versammelt und gemeinsam wollen wir ihm nun ein Opfer bringen." Ja, eigentlich stimmte das "viele" nicht so ganz, aber was hätte er sonst sagen sollen? Vielleicht "einige" oder "ein paar"? Nein, das klang alles nicht so gut und es war ja durchaus eine subjektive Einschätzung, was viel und was wenig war.


    "Favete linguis!" erklang es nun von einem Opferdiener. Die Menge, die auch während der Worte des Lepidus ein wenig geschnattert hatte, war nun dazu angehalten wirklich still zu sein, denn nun würde der Teil kommen, auf den alle den ganzen Tag lange gewartet hatten. Die Musik der Flötenbläser hatte bereits eingesetzt, um trotzdem stattfindende störende Geräusche zu übertönen. Lepidus schritt auf das prächtige Opfertier zu, dass wieder einmal schneeweiß anzusehen war. Den Trick mit der Kreide wandte er seit er ihn kannte nun eigentlich immer an, um ein wirklich weißes Opfertier zu erhalten und meist sah es dadurch auch noch deutlich eindrucksvoller aus.


    Lepidus weihte nun den weißen Ochsen und das Opfermesser, indem beides mit mola salsa bestreut wurde. Anschließend wurde ihm ein Gefäß voll Wein gereicht, welchen er nun langsam über das Opfertier goss. Bald war es ganz überströmt mit köstlichem Wein. Es schien sogar als würde es dem Ochsen ein wenig gefallen. Nun, wenigstens hatte er ein angenehmes Ende und nichts war doch schließlich für ein Opfertier von größerer Bedeutung als zu Ehren der Götter getötet zu werden. Nun konnte jeder noch einmal den Ochsen für eine kurze Zeit betrachten, doch dann gab der Tiberier das Zeichen zur Abnahme des Schmuckes. Die Bändchen, die Decke, die Verzierungen, all diese nun vom Wein etwas schmutzig gewordenen Verzierungen wurden dem Tier abgenommen. Zurück blieb ein reiner entkleideter Ochse. Nun wurde dem Lepidus das Messer überreicht und er zog den symbolischen Strich, ganz langsam und bedächtig, damit jeder Zuschauer dem Prozess genau folgen konnte, vom Kopfe des Tieres bis zum Rücken und Schwanzansatz. Nun übergab er das Opfermesser wieder und brachte sich in Position für das alles entscheidende Gebet. Lepidus hatte sich lange darüber Gedanken gemacht und auch überlegt es auswendig zu sprechen, um einen größeren Eindruck zu machen, doch letztlich entschied er sich dagegen, da das Gebet mit seiner Botschaft nicht ohne war und er sich somit keinen Fehler erlauben wollte. Also hielt ihm ein Diener die entsprechenden Zeilen vor, während er sich dem Tempel und dem darin befindlichen Kultbild zuwandte. Eine Richtung, die beim Gebet häufig vergessen wurde. Er streckte seine Arme in die Höhe und begann das Gebet zu sprechen:


    "Großer Apollon, der du vermagst zu heilen und Licht zu spenden, Gott der Künste und der Musik, der Weisheit und der Weissagung. Nimm diese Opfer zu diesem besonderen Anlass zu deinen Ehren.


    Zu tiefstem Dank ist dir das römische Volk verpflichtet, da du Caesar Augustus, unseren Pater Patriae, zum Sieg bei Actium verhalfst und damit Rom den langen Frieden brachtest. Damals schlossen sich die Tore am Tempel des Ianus zum ersten Mal seit langer Zeit wieder. Auf ewig zollen wir Dank für diesen Frieden, oh großer Apollon."


    Der Tempel des Ianus stand wie kein zweites Heiligtum. Sein Erbauer, Numa Pompilius, sprach einst, dass dieser Tempel in Kriegszeiten immer geöffnet zu sein habe, so wurde der Tempel denn auch nur zwei Mal in seiner Geschichte geschlossen. Einmal nach dem ersten Kriege gegen die Karthager und eben von jenem Augustus nach der Schlacht bei Actium.


    "Doch der Friede, weiser Apollon, blieb uns nicht ewig erhalten. Römer kämpfen wieder gegen Römer. Mütter verlieren ihre Söhne auf dem Schlachtfeld, die durch das Schwert ihres eigenen Bruders sterben. Viel Leid bricht über uns herein und jeder Tag im Bürgerkrieg ist ein verlorener Tag, doch womöglich zeichnet sich schon bald die Entscheidung ab, eine Entscheidung, die dem Ausmaß der Schlacht bei Actium sehr ähnlich sein könnte. Oh, mächtiger Apollon, auch diesmal wollen wir dich deshalb mit diesem Opfer bitten, diesem Krieg einen Ausgang zu bescheren, der uns in ruhigere Zeiten führt.


    Um was bittet den Apollon also das Volk von Rom? Um was bittet er dir ein Opfer darbringend? Wir bitten nicht um Felder, nicht um Viehherden, nicht um Schätze, nicht um ein Landgut in schöner ruhiger Gegend, nicht um des fetten Sardiniens fruchtbare Felder, nicht um des heißen Kalabriens schöne Rinder, nicht um Gold und Elfenbein aus Indien, nicht um Ländereien, die der Liris mit seinem stillen Wasser benagt, auch um Weinberge bitten wir heute nicht.


    Wir bitten dich einzig um Frieden, wie einst nach Actium, Heilung für unser Reich nach der Krankheit namens Bürgerkrieg. Führe auch diesmal denjenigen zum Sieg, der uns eine neue Pax Romana bescheren wird. Lege deine schützende Hand über ihn und bereite dem Blutvergießen unter Römern in der Zukunft ein endgültiges Ende. Stehe auch diesmal dem gerechten, dem großen und mächtigen Kaiser zur Seite... dem WAHREN Kaiser!


    Großer Apollon, der du vermagst zu heilen und Licht zu spenden, Gott der Künste und der Musik, der Weisheit und der Weissagung. Nimm diese Opfer zu diesem besonderen Anlass zu deinen Ehren."

    Lepidus hatte geendigt, nahm die Hände herab und wandte sich nach rechts ab. Hatten sein Gebet zu Beginn noch ein relativ langsames Tempo, so steigerte sich der dramatische Versuch des Tiberiers. Jeder sollte es genau hören können. Doch was hatte er tatsächlich gesagt? Er hatte den "wahren Kaiser" so stark betont, dass eigentlich nur irgendetwas unnatürliches damit gemeint sein konnte. War wirklich Palma damit gemeint? Wer wusste, dass es Tiberius Lepidus war, der dieses Opfer vornahm, hätte dies vermutet. Wer allerdings mit Lepidus bisher in Kontakt war und seine Anpassung an das salinatorische Regime sah, der konnte auch zu einem anderen Schlusse kommen. Noch bevor alle wirklich die Worte auf sich wirken lassen konnten, sprach der Victimarius auch bereits die entscheidende Frage: "Agone?" Lepidus zögerte kaum und rief so kräftig wie er konnte, immer noch etwas berauscht von der eigenen Rede, die sein Herz vor Aufregung höher schlagen ließ. Schließlich wusste er, dass er zweideutig sprach und es durchaus Raum für Fragen geben konnte. "Age!", kam es schließlich aus ihm heraus und die Menge konnte sehen wie der Ochse unter dem Schlag des Hammes niedersank. Ein Messer wurde in seinen Hals gestoßen und das Blut spritzte nur so vor sich hin. Genau der Blutrausch, den der Tiberier wohl gerade brauchte. Die Eingeweideschau würde zeigen, ob Apollon mit diesem speziell ihm durch die Societas gewidmeten Tage zufrieden war.

    Wer hätte gedacht, dass ein zarter Patrizier wie Lepidus mal einen so rohen Ort wie die Castra Praetoria aufsuchen müsste. Hier stank es einfach nur nach Soldatenschweiß, aber es war vielleicht auch mal gut die Stadtwache selbst zu besuchen, ansattt von dieser ständig selbst heimgesucht zu werden. Die Villa Tiberia hätte auch gut als Zweigstelle dienen können.


    "Salve", wandte sich der Tiberier an die Wache. "Ein Soldat von euch brachte mir eine Nachricht, dass ihr einen Gefangenen hättet, der um meine Hilfe bat. Wäre es möglich den Inhaftierten zu besuchen? Sein Name lautet Rhianus Vagus."

    Als der Sklave das Cubiculum des Lepidus betrat, konnte man diesen mit großen offenen Mund gähnen sehen. Er war wohl gerade etwas eingenickt und bemühte sich wieder einigermaßen zurechtzufinden. Dann sah er den Sklaven mit einer Wachstafel in der Hand auf ihn zu stapfen. "Gib her, gib her!" Was mochte dies nur für eine Nachricht sein?



    Lucius Tiberius Lepidus
    Villa Tiberia
    Roma/Italia


    Salve geehrter Gönner Lucius Tiberius,


    durch höst unglückliche Umstände sitze ich nun im Carcer der Urbaner.
    Ich wurde auf offener Straße überfallen und musste meinen Besitz verteidigen. Da ich den Dieb verletzt habe wurde ich gefangen genommen.
    Nach Römischem Recht steht mir ein Advokatus zu, ich bitte euch, obwohl ich bereits schwer in euer Schuld stehe, mir einen Advokatus zu senden.


    Euer ergebener Diener,


    Rhianus Vagus


    "Rhianus wer?", musste der Tiberier erst einmal überlegen und überlegen, doch dann leuchtete es ihm wieder ein: "Achja, der Rattenfänger, sieh mal einer an." Hmm... sollte er einen Advocatus senden? So verpflichtet fühlte er sich diesem Peregrinen ja in der Tat nicht. Aber andererseits hatte er sein Haus von diesem pelzigen Vieh befreit. Ein Advocatus wiederum kostete Geld, Geld das der Peregrine ihm sicher nie zurückzahlen könnte. Naja, er würde Rhianus Vagus erst einmal besuchen gehen und sich Näheres über den Fall anhören. Dies aber erst morgen, da der Tiberier noch keine Lust verspürte aufzustehen. Er streckte sich kurz, lehnte sich dann aber sofort wieder zurück. Einen Tag mehr oder weniger im Cacer, das machte dem Rattenfänger sicher nichts aus.

    "Klar, ich soll bald Praetor werden, hat dir das noch niemand gesagt?", fuhr der Tiberier gleich in derselben pampigen Art fort, die zeigte, dass er sein Gegenüber nicht im Geringsten ernst nahm. Respekt musste er wahrlich nicht zeigen. Es gab schon genug andere Personen vor denen er kriechen musste, dieser hier gehörte ganz sicher nicht dazu. Wenigstens hatte er einen bekannten Familiennamen, während dieser Scriba sicherlich weit davon entfernt war aus gutem Hause zu stammen. "Also, kann der Kurs nun besucht werden oder nicht? Oder müssen erst Sesterzen vom Himmel fallen, damit du mich einschreibst?"


    Sim-Off:

    Falls die Nicht-Durchführung des Kurses Sim-Off-Gründe hat, würde ich natürlich gern die 500 Sesterzen zurücküberwiesen bekommen. :)

    Wie ungehobelt, dachte sich Lepidus. Das fehlte noch, dass er sich von einem Sklaven über Manieren belehren lassen würde. Er würdigte diesen Aussagen und dem Grummeln nur eines abwertenden Blickes. "Personalschwierigkeiten? Schon furchtbar, wenn in dieser Stadt nichts mehr richtig funktioniert. Bürgerkrieg hin, Bürgerkrieg her." Manchmal war es wirklich zum verzweifeln und inzwischen sehnte sich der Tiberier wirklich nach einem Endes dieses störenden Krieges. Der ging inzwischen auch einfach viel zu lange und wie gern erinnerte man sich doch an Zeichen, wo alles in seinen geregelten Bahnen laufen konnte. Wer siegte war doch im Grunde schon fast egal, hauptsache wieder normale Zeiten. Verflucht noch eins. "Ich möchte mich als Advocatus verdient machen. Gibt doch nicht schöneres als durch eine eindrucksvolle Verhandlung von sich Reden zu machen, nicht wahr?" , gab der Tiberier überschwänglich von sich. "Daneben gibt es natürlich viele andere Gründe. Zum einen hab ich gerade Zeit für diesen intensiven Kurs und bin natürlich auch unglaublich und wahnsinnig interessiert am Römischen Recht. Schon als ich den Schoß meiner Mutter verlassen hatte, beliebte mein Vater mir Gesetzestexte vorzulesen. Gott, waren das schöne Zeiten und so ganz ohne Bürgerkrieg." Es schien als hätte der Tiberier heute wieder seinen ironischen Tag.

    Mit seiner Tätigkeit als Aedituus war Lepidus zwar nicht unwesentlich ausgelastet, aber die Bildung durfte bei all dem doch nie hinten anstehen. Und was könnte ihm für die Zukunft nützlicher sein als die Kenntnis im edlen Römischen Recht?


    "Mein Name ist Lucius Tiberius Lepidus und ich würde gern den Cursus Iuris ablegen.", sprach er zum entsprechenden Scriba und hoffte, dass er schon bald mit dem Cursus beginnen konnte.

    "Bei Gelegenheit werde ich mich darum kümmern." Macer hätte wohl ohnehin demnächst mal wieder einen Besuch vom Tiberier erhalten. Das Thema dann unauffällig anzuschneiden wäre sicherlich nicht weiter schwer. Über das Ergebnis würde er den Iulier sicher informieren, er schien nämlich in der Tat ein zuverlässiger Partner zu sein. Dieses Urteil wurde durch die Organisation der milden Gaben für die Bürger noch einmal unterstrichen. Die Prozession hielt Einzug auf dem Platze und es war bereits alles hergerichtet. Viele gierige Finger griffen nach dem Brot. Schon zu normalen Zeiten wäre dies dankend angenommen worden, doch jetzt während des Krieges konnten sich die Leute kaum zurückhalten. Der Name der Societas würde sich wohl dadurch nicht unerheblich verbreiten. "Du hast wahrlich keine Mühen und Kosten gescheut. Apollon wird das sicher zu schätzen wissen, guter Iulius."


    Nachdem die Stände zur allgemeinen Freude begutachtet wurden, konnten sich die guten Bürger, die sowohl an der Prozession teilgenommen hatten als auch solche, die nun erst hinzugestoßen waren, so langsam auf die Plätze vor dem Opferungsaltar begeben, wo bald das Blut fließen würde. Ob der wunderschön geschmückte Ochse auch nur entfernt sein Schicksal erahnte? Da stand er nun mit einem breiten buntgeränderten Tuch auf dem Rücken; an seiner Stirn waren Binden befestigt, an denen einige Bändchen hingen und in roter Farbe gehalten waren. Auch die Gold verzierten Hörner waren ein Blickfang.


    "Besten Dank.", erwiderte der Tiberier auf den Zuspruch des Dives. Ja, möge alles gut gelingen. Geopfert hatte Lepidus ja in letzter Zeit genug. Die nötige Routine war im Grund genommen da, aber ein Flüchtigkeitsfehler konnte sich jederzeit einstellen. Und bei diesem feierlichen Anlass wäre dies natürlich umso sträflicher. "Wir sehen uns dann nach der Opferung. Sicher dir einen guten Platz." Der Tiberier verließ den Iulier und war für die nächsten Momente auf sich allein gestellt. Er betrat fürs erste die Räumlichkeiten des Tempels, um sich noch einmal frisch zu waschen. Sobald er wieder herauskam, würden hoffentlich schon alle auf ihren Plätzen sein, so dass die Opferung Störungsfrei über die Bühne gehen konnte.


    Sim-Off:

    Wer mag, kann natürlich auch zu diesem Zeitpunkt noch am Geschehen teilnehmen. ;)

    Nur wirklich langjährige und hoch gebildete Priester wussten mehr über den Ursprung des Veiovis. Wen wunderte es auch? Der Kult hatte sich in der Vor-Caesarischen Zeit noch ein wenig Popularität erfreuen können, doch bekanntlich wandelte Iulius Caesar schon seit langem nicht mehr auf dieser Erde. So kamen auch kaum noch Besucher oder gar Opfernde zum Heiligtum des Veiovis. Aber da Lepidus ohnehin eigentlich jeden Tag auf dem Capitolium zugegen war, so wollte er auch hier einmal vorbeischauen.


    Allein sein Name hatte doch etwas für sich. Der Nicht-Iuppiter und weniger Anti-Iuppiter verkörperte wohl wahrlich nicht die Stärke und Kraft des Himmelsgottes und wenn sich Lepidus das Kultbild im Inneren des Tempels so ansah, dann kamen ihm eher Assoziationen zum sanften und zerbrechlich anmutenden Apollon, das Bündel von Blitzen wog fast zu schwer für dessen Arme oder waren es nicht eigentlich Pfeile? Lepidus rieb sich die Augen, doch irgendwie blieb an diesem Tage alles etwas verschwommen.


    Lepidus wandte sich an den Aedituus und hielt einen kleinen Plausch, so von Tempelwächter zu Tempelwächter. Ein wenig neidisch war er ja schon, als Lepidus erzählte, dass er im capitolinischen Tempel dienen würde. Das Ansehen eines Aedituus richtete sich schließlich stets nach der Kultstätte, in der er beschäftigt war. Nun hatte der Tiberier aber gleichsam die Möglichkeit sich ein wenig über Veiovis zu informieren. Bekanntlich musste ein Aedituus ja sehr gut über sein Heiligtum bescheid wissen und in der Tat hatte der Mann auch noch ein wenig Tratsch zu bieten. Er erzählte doch tatsächlich, dass Veiovis eng mit der gens Iulia vorhanden war, ja, dass der Gott zu Caesars Penaten gehörte. Es schien also kein Zufall zu sein, dass Lepidus als erstes an Caesar dachte, als er den Tempel betrat. Dem Veiovis zu Ehren sollen sie ihm in Bovillae, der Nachfolgerstadt von Alba Longa, einen Tempel errichtet haben. Lepidus freute sich natürlich über diese interessante Informationen. Nun erzählte der Aedituus auch, dass Veiovis die Kranken von ihrem Leid erlösen würde. Aber gleichsam könnten seine Pfeile auch Heilung bringen. Ein Gott, der zu töten und zu heilen vermochte. Natürlich konnten das einige Götter, doch wenn er schon einmal hier war, konnte er auch sogleich ein Opfer darbringen. Der Aedituus des Veiovis-Tempels war auch sehr hilfreich, was die Beschaffung der Opfergaben anging. Auf diese Weise konnte immer etwas Geld in die Tempelkasse gelangen. Lepidus nahm für ein paar Sesterzen etwas Wein, Früchte und ein wenig Gepäck für den Gott.


    Nachdem alles abgeschlossen war, wusch sich Lepidus seine Hände, zog einen Teil der Toga über den Kopf und bewegte sich auf den Altar des Veiovis zu. Die Handflächen nach oben gestreckt bat er Ianus die Verbindung zum Gotte herzustellen, während der Weihrauch das Tempelinnere erfüllte.


    "Oh Veiovis, der zu vermagst zu heilen und das Leben zu nehmen, höre mich an. Hier bringe ich dir ein paar milde Gaben. Wein und Früchte, die die Gesundheit stärken. Stärke meine Gesundheit und hilf mir in Zeiten der Krankheit. Richte deine fürsorgliche Hand über alle edlen Römer, die das Reich lieben und sende deinen tödlichen Pfeil an jene, die das Reich ins Chaos stürzen. Oh Veiovis, der zu vermagst zu heilen und das Leben zu nehmen. Nimm diese Gaben an."


    Er nahm die Hände herunter, wandte sich kurz nach rechts ab und rückte anschließen die Opfergaben zurecht. Mit der Schöpfkelle brachte er das Weinopfer dar. Ein kurzer Augenblick der Innigkeit, dann war es getan. Immerhin ein kleines Opfer für einen Gott, der wohl nicht zu unrecht in Vergessenheit geraten ist, gab es doch viele andere Götter, die ähnliche Funktionen inne hatten.

    Interessante Fragen, die den Tiberier zum Nachdenken anregten. Wer könnte etwas wissen und wen kannte er selbst überhaupt, der diese und jene Informationen beschaffen könnte oder gar selbst schon besaß? Ganz zweifellos unterschätzte Lepidus nicht nur den Zustand des Iulius Centho, sondern offenbar überschätzte Dives auch die Möglichkeiten, die dem Tiberier offen standen. Selbstverständlich tat Lepidus alles andere, um diesen vom Gegenteil zu überzeugen, aber faktisch hatte er keine wirklich nennenswerten Kontakte vorzuweisen. Nein, der Tiberier war noch sehr jung und seit seinem 16. Lebensjahr ohnehin lange Zeit in Achaia und nach dem Tode Durus blieb ohnehin nichts bewahrt. Die besten Kontakte der Tiberier hatten die Stadt ohnehin längst verlassen. Doch immerhin, eine sehr bedeutende Verbindung gab es doch tatsächlich. "Meine Verwandtschaft ist in alle Winde zerstreut oder naja, in anderen Umständen gefangen. Es gibt allerdings eine Verbindung, die sich auch in dieser Angelegenheit erwähnenswert ist. Meine gute Cousine, Tiberia Albina, ist die Frau des ehemaligen Consuls Purgitius Macer. Interessanterweise war er meines Wissens nach sogar Klient des Iulianus und hatte sicherlich auch eine enge Bindung zur Kaiserfamilie. Wenn jemand etwas darüber wissen sollte oder in Erfahrung bringen könnte, dann womöglich er." Zumindest nachfragen war sicherlich im Bereich des Möglichen. Ohnehin hätte er dem Purgitier womöglich bald wieder einen Besuch abstatten müssen, doch ob dieser Tatsächlich etwas über den Verbleib des Probus zu berichten haben würde? Gleichzeitig brachte ihn dies jedoch auch darauf, dass ein Senator wie Macer doch nie die Kaiserwürde des Vesculariers unterstützt hätte, wenn er gewusst hätte, dass dort noch irgendwo ein Ulpier war. Vielleicht war das doch alles viel Lärm um nichts? Aber gut, noch flüsterten der Iulier und der Tiberier ja nur.


    "Sicher gäbe es auch noch einige andere Stellen, an die man sich wenden könnte, doch womöglich stehen weder du noch ich wirklich gut da, wenn irgendjemand Wind bekommt, dass wir zu viele Fragen stellen." Allerdings war die Neugier doch sehr groß und das, was sich der Tiberier ausmalte, wenn sie dieses oder jenes in Erfahrung bringen würden, war gleichzeitig in höchstem Maße interessant, auf der anderen Seite auch etwas beängstigend.


    Die Prozession kam ihrem Endpunkt, dem Tempel des Apollon nun immer näher. Geistig musste sich Lepidus nun langsam darauf einstellen, dass Opfer zu vollführen. Ein wenig Nervosität war ihm anzumerken, wurden seine Gesten doch immer sparsamer und sein Blick etwas starrer.

    Schon seit längerem hatte sich Lepidus vorgenommen mal wieder bei der Schola Atheniensis vorbeizuschauen. Inzwischen waren seine letzten Aufenthalte in der Bibliothek schon wieder ein wenig her, jedoch hatte er inzwischen wieder etwas Zeit, um sich weiter seiner Bildung zu widmen. Heute war der Tiberier auch nicht nur zum Streben gekommen, sondern auch um ein paar Informationen zu erhalten und mit der Schola etwas abzuklären.


    So klopfte er denn auch an die Tür des Vorzimmers der Rectrix und hoffte, dass man ihm weiterhelfen konnte.

    Was ein Patrizier nicht alles wissen sollte. Zweifellos war der Tod eines Mitglieds der Kaiserfamilie etwas, über was man gut informiert sein sollte. Schließlich ist dies ja kein alltäglicher Tod und wie sehr zerreißt man sich doch gerade auf den Straßen Roms das Maul über eben jenen Kaiser und seine engsten Verwandten. "Würde mir mein adliges Blut doch immer sofort sämtliche Informationen beschaffen, wie sorglos könnte ich leben. Aber mich verwundert es in der Tat, dass der Tod des Bruders von Iulianus offensichtlich nirgendwo Erwähnung fand. Zweifellos war seine Person aber auch nirgendwo wirklich präsent..." Lepidus fing an ein wenig zu grübeln, so sehr, dass er doch glatt hin und wieder den netten Blick auf die Menschen um ihn herum vergas und das nette Winken mitunter ganz einstellte.


    Überhaupt? Warum fing der Iulier damit an? Nur weil er ein wenig mit seinem senatorischen Cousin gesprochen hatte? Konnte er sich denn überhaupt unter einer Herrschaft des Vesculariers leisten über Vorrechte der Ulpier zu sprechen? Die Gesinnung des Iuliers konnte einem schon Rätsel aufgeben. Einerseits bestand er sehr hartnäckig auf die Salinator-Treue des Tiberiers als es um den Eintritt in die Societas ging, andererseits waren seine Kommentare nicht gerade eindeutig, gerade auch was die Gespräche bei den Planungen zu eben jener Prozession anging, auf der sie sich gerade befanden. Ein loyaler Anhänger Salinators würde wohl kaum noch vom Testament des Valerianus sprechen, denn für einen solchen war die Sache ja mehr als klar. "Mir scheint gerade einem Senator müssten doch wohl erstklassige Informationen aus dem Kaiserhaus zur Verfügung stehen. Wusste denn dein Cousin Centho nichts vom Verbleib des Ulpiers? Und was wäre mit den restlichen Senatoren? Meinst du keiner von ihnen hätte etwas über den verbliebenen Ulpier gewusst? Ansonsten hast du natürlich recht. Ihnen stehen besondere Rechte zu, oder sagen wir doch lieber 'standen', denn höchstwahrscheinlich ist er doch tot. Wenn nicht vor dem Antritt Salinators, dann doch höchst wahrscheinlich anschließend..." Huch, hatte der Tiberier dem Vescularier gerade indirekt unterstellt, jemanden aus der Kaiserfamilie getötet zu haben? Lepidus hatte die Worte kaum ausgesprochen, da hatte er bereits sorgen um seine Formulierung. Er bemühte sich relativ normal dreinzuschauen, als wenn es nichts großartiges wäre, was er gesagt hatte. Immerhin konnte er damit ja auch nur entfernt gemeint haben, dass der Ulpier irgendwie gestorben sei und nicht aufgrund des Vesculariers. Aber vielleicht redete der Tiberier sich diese Deutung auch nur ein. Jedenfalls wusste er, dass es gefährlich war, offen zu sprechen und es bereitete ihm jedes Mal aufs neue Mühe. Aber was sollte der Tiberier auch sonst tun? Solche Gespräche waren wie immer ein Drahtseilakt, bei dem man schnell zu Boden gehen konnte. Wahrlich, manchmal wünschte sich der Tiberier einmal offen und klar sprechen zu können und sein Gegenüber dadurch auch besser einzuschätzen. Doch war das Vertrauen zwischen ihm und Dives bereits so gut ausgeprägt? Es war ein Riskio, welches der Tiberier noch nicht eingehen wollte. Auch diesmal musste vorsichtig und mit erhobener Deckung gesprochen werden. "Vielleicht möchtest du der Sache ja noch weiter nachgehen? Eine kleine unauffällige Recherche könnte sicherlich vieles aufklären..." Was Lepidus sich darunter vorstelle, ließ er erst einmal offen. Vielleicht hatte der Iulier auch ganz andere Dinge im Kopf. Vielleicht versuchte dieser auch nur Lepidus zu einer gefährlichen Aussage hinzureißen, die er dann beliebig gegen ihn verwenden konnte. Ja, vielleicht war Dives sogar der Wolf im Schafspelz, vielleicht auch das Messer, in was er blind hineinlief. Man konnte dem Tiberier schon fast etwas Verfolgungswahn attestieren, aber wen verwunderte es, nach allem, was er bisher durchmachen musste?

    Sim-Off:

    Nicht der Rede wert. :)


    "Es macht mich natürlich sehr froh, dass dir ausnahmslos alles zugesagt hat." sprach der Tiberier lächelnd über das nette Kompliment der Versauswahl, die Lepidus tatsächlich selbst getroffen hatte. Der Iulier schien tatsächlich hin und weg von der Darbietung gewesen sein. Dieser Schöngeist verfasste sicherlich auch selbst Verse, da war sich Lepidus ganz sicher. Aber was hatte dieser Geist denn nun im Sinn? Gerade noch ein Gespräch über Schauspieler und Verskunst und nun über tote Kaiserfamilien? Das einsetztende Flüstern, als wäre dies ein Staatsgeheimnis und das beibehaltene Lächeln des Dives, machten den Eindruck nicht schwächer. Aber wer weiß, was der Iulier, der wohl immer mal für eine Überraschung gut war, sich gedacht hatte.
    "Lass mich nachdenken..." Auch der Tiberier flüsterte nun. "Propertius...nein Propinquus... nein, ach, einfach nur Probus? Das klingt irgendwie nach einem Ulpier." Und es klang auch irgendwie nach einem Kaiser, woher dieser Gedanke nun kam, wusste der Tiberier allerdings selbst nicht. Vollends verwirrte Lepidus auch die Formulierung des Iuliers. "Meintest du, dass er tot ist oder ob er tot ist? In ersterem Fall hätte ich wohl etwas verschlafen, im letzteren Fall muss ich dir leider sagen, dass ich nichts dergleichen weiß. Bei all den Ermordungen in letzter Zeit beginnt man aber auch leicht den Überblick zu verlieren." Letzeres sprach der Tiberier noch deutlich leiser als die vorherigen Worte. Unter der Musik und den anderen ebenfalls tratschenden Menschen hatte es der Iulier hoffentlich noch verstanden. Zur not half auch das Lächeln des Tiberiers, um zu klären um was es ging. Denn die Worte waren durchaus mit Witz gesprochen, ein gewisser Galgenhumor eben. Für Small-Talk war der Tiberier natürlich auch immer zu haben, was das wohl am Ende zu bedeuten hatte? Nicht, dass Iulius noch einen weiteren Beanspruchder des Kaisertitels ausgegraben hatte. Da konnte man wohl nur sagen: Je verworrener desto besser.


    Während sie so vor sich hinplauderten sollte sie ihr Weg zwischen Basilica Iulia und Domus Caligulae auf das Forum Boarium führen. Von dort würden sie nördlich schon das Theatrum Marcelli erblicken und dann wäre es tatsächlich nur noch ein kleines Stück bis zur Rückkehr zum Tempel des Apollo Sosianus.

    Es war noch nicht allzu lang her seit der Tiberier dem höchsten aller Götter, dem großen Iuppiter Optimus Maximus ein Opfer dargebracht hatte. Um Schutz und Kraft für ihn und seine Familie (zumindest, was davon noch übrig war) hatte er gebeten und zumindest im zweiten Anlauf nahm der Gott sein Opfer an.


    Wieder stand er nun in der Cella des Iuppiter, genau vor seinem Alter, sich noch genau an die Opfergaben erinnernd, die er hier einst dargebracht hatte. Nun war er nicht als Opferherr gekommen, sondern als Wächter dieses heiligen Ortes. Eines war ihm in diesem Augenblick bewusst. Wenn er sich für Minerva und Iuno mit höchstmöglicher Leidenschaft einsetzte, so musste er es für den Herrscher des Himmels erst recht und ohne Kompromisse tun.


    Als das Werk vollbracht war, warf sich Lepidus demütig vor das Abbild des Gottes und fing an leise zu flüstern. "Iuppiter, du hast mein Opfer angenommen, nun erfreue dich auch an deiner frisch hergerichteten und glanzvollen Cella. Möge sie deiner würdig sein." Sogleich stand er wieder auf.


    Es hat lange gedauert und es kostete viel Arbeit, doch letztlich war die Trias wieder so gut anzusehen, wie bei der letzten Erbauung des Tempels. Doch auch in Zukunft musste sie gehegt und gepflegt werden, denn die Götter dulden keinen Müßiggang wenn es um ihre heiligen Stätten ging.