Nicht nur Macer schaute etwas dümmlich aus seiner Toga, auch der Tiberier stand ihm da in nichts nach. "Nun, zumindest glaube ich das es sein Bruder war, wohl zweifellos kein sehr politisch aktiver Bruder." Wirklich schade, dass der Purgitier nicht mehr über die Familienverhältnisse wusste, aber in der Tat war dies auch für einen Militär, wie es Macer war, nicht das spannendste Themenfeld in seinem bisherigen Leben. "Hmm... das bedeutet also, dass im Testament nur von Salinator die Rede war?" Das wäre entgegengesetzt dessen, was der Tiberier von Dives erfahren hatte. Möglicherweise traute er dem Iulier auch zu sehr, aber was hätten schon seine Intentionen sein können? Dass Macer und Lepidus ein unnötiges Gespräch führten? Wohl eher nicht. "Ich meine, für den Vescularier natürlich ein Glück, denn er schien in der Gunst des Kaisers höher zu stehen als dessen Verwandtschaft oder gar des Sohnes von Valerianus." Das klang natürlich überaus komisch, aber offensichtlich erinnerte sich Macer auch nicht mehr an den genauen Wortlaut des Testaments. "Salinator muss in diesem Falle wahrlich ein großartiger Mensch sein, wenn Valerian ihn so geschätzt hat. Welch Glück für uns alle." Dies fügte er vor allem deshalb noch an, weil er ja in Macer immer noch einen Senator hatte, dessen Sympathien für Salinator vielleicht nicht die allergrößten waren, wie beispielsweise die eines Octavius Victor, der aber dann doch so treu war, die Nachfolge im eigenen Interesse nicht hinterfragen zu wollen.
Beiträge von Lucius Tiberius Lepidus
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"Das werden wir...", sprach der Tiberier nach dem "Wir hören voneinander" des Iulius Dives, blickte gen Boden und dann gen Himmel "...ganz sicher." Er nickte Crassus zu und verließ die beiden in Richtung seiner Sklaven, die mit der Sänfte bereitstanden. Dabei sah er immer wieder auf den Apollon-Tempel. Heute war ein guter Tag, dachte sich der Tiberier, während er sich übermüdet und sehr ausgezehrt auf den Weg in seine Villa machte. Manchmal fühlte er sich schon sehr alt, es schien als würde ihm Rom die Kräfte rauben. Wahrscheinlich hatte er sich an das Tempo der ewigen Stadt immer noch nicht recht gewöhnt. In Achaia war also so entspannt, kaum hektik, kaum Geschäftliches, alles plätscherte vor sich hin. Doch hier... ja, hier war alles ganz anders...
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"Oh, in der Tat, der Antritt Valerians war eindeutig, kein Zweifel. Doch stellt sich die Frage, warum es bei diesem Mal weniger eindeutig war..." Nun gut, der Tiberier hatte wohl lange genug in Rätseln gesprochen. Womöglich war jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen, um nun von Macer die Informationen zu erhalten, die er brauchte. "Du kannst mit all dem, was ich sage wohl kaum etwas anfangen, also lass mich erklären, weshalb ich diese Fragen stelle: Vor kurzem sprach ich mit jemandem, nun sagen wir mal, es war jemand mit senatorischen Verbindungen, das trifft es vielleicht ganz gut. Und dieser jemand machte mich auf etwas aufmerksam, was mir zuvor nie in den Sinn gekommen ist, es war vielleicht auch allzu leicht zu übersehen, wenn man nicht gerade einen Überblick über den Kaiserhof hatte. Fakt ist wohl, dass der Vescularier nur deshalb für die Nachfolge des Valerian in betracht kam, weil die Gens Ulpia erloschen ist." Soweit wohl das geglaubte Faktum und nun begann wohl die Spekulation. "Bedauerlicherweise starb nicht nur der Kaiser selbst, sondern auch seine Familie... seine engste Familie, wohl wahr... doch war dies die letzte übriggebliebene Verwandtschaft des Valerian? War da nicht noch ein Ulpier?" Eigentlich konnte dort unmöglich noch ein weiteres Mitglied der Gens Ulpia sein, die Senatoren hätten es doch wissen müssen, dachte sich der Tiberier stets, dennoch wollte er in dieser Sache Klarheit, da er sie doch nur allzu interessant fand. "Und hier schlägt sich der Bogen zu Iulianus, denn hatte dieser nicht einen Bruder? Einen Bruder, der das Cognomen Probus trug?"
Macer hätte dies sicher wissen müssen, so nah wie er dem Iulianus stand und obwohl Probus in der Öffentlichkeit kaum in Erscheinung trat, so war seine Existenz doch sicherlich bekannt, nur selten konnte sich ein kaiserliches Familienmitglied, welches auch noch so nah mit einem Kaiser und dessen Sohn und Nachfolger verwandt war, völlig aus dem Licht der Öffentlichkeit entfernen. "Erstaunlicherweise habe ich nie vom Tode des Probus irgendetwas gehört oder gelesen. Ich selbst halte es natürlich für sehr abwegig, dass er noch lebt, schließlich hättet ihr Senatoren doch bestimmt davon gewusst. Aber gewundert hat es mich doch sehr, und so frage ich dich: Weißt du irgendetwas über den verbleib des Ulpius Probus?"
Lepidus rechnete nun damit, dass sich alles durch Macer aufklären würde. Wahrscheinlich war der Tiberier ganz auf dem Holzweg und Probus war schon seit langer Zeit verstorben, still und heimlich, ohne, dass es jemand wirklich vernommen hätte. Das war auch die Variante, die er für am Wahrscheinlichsten hielt, doch es lohnte sich in dieser Sache Klarheit zu gewinnen und der Purgitier war wohl derjenige, der darüber am ehesten Auskunft geben konnte. Die ganze Zeit fragte sich der Tiberier aber auch natürlich, was wäre wenn...
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"Sicher, diese Zeiten sind wahrlich schon seit langem vorbei, doch gab es doch auch in der jüngeren Geschichte den ein oder anderen Kaiser, der dem Rat des Senats und seiner Urteilsfähigkeit mehr vertraut hat, als es womöglich zum jetzigen Zeitpunkt der Fall ist." Lepidus wusste manchmal nicht, was er von den Worten zu halten hatte. Konnte man denn tatsächlich so pragmatisch an die Sache herangehen? Nun gut, Macer war Senator und er stieg sicherlich nicht zum Consul auf, indem er sich über jeden Zustand erbittert hätt. Mit den Gegebenheiten arbeiten lernen ist wohl der beste Weg zu sein, um sich anzupassen.
Das Treuebekenntnis war es dann auch, worauf der Tiberier gewartet hatte. "Es freut mich sehr zu hören, dass du nach wie vor aussprichst, dass du ein Anhänger des Divus Iulianus bist. Ich verstehe, weshalb du nicht bedingungslos an dessen erlassene Dekrete festhalten kannst und dies mag wohl auch vernünftig sein, doch..." Jetzt kam wohl das Entscheidende, was sich der Tiberier eigentlich gar nicht so richtig auszusprechen getraute, da Zweifel an der Loyalität wohl durchaus als Affront aufgefasst werden konnten, doch um in der Sache Klarheit zu bekommen blieb ihm nichts anderes übrig. Dennoch sprach Lepidus in einem leisen geheimnisvollen Ton. "...was ist mit dem Herrschaftsanspruch? Hättest du auch jeden legitimen Herrschaftsanspruch eines Ulpiers unterstützt, so wie es Iulianus und das Gesetz gewollt hätte..." Den entsprechenden Gesetzestext, der dem Tiberier vor kurzem noch zitiert wurde, hatte er dabei noch in bester Erinnerung "...oder ist dies ebenfalls etwas, was von den 'Gegebenheiten' abhängt?"
Der Tiberier hatte die Frage recht hypothetisch gestellt, doch verbarg sich dahinter natürlich ein reales Problem. Indirekt hatte er damit wohl die Nachfolgeregelung mit dem Vescularier in Zweifel gezogen und der Purgitier hatte sicherlich allerlei Grund zur Verwunderung über solche Fragen. Wollte der Tiberier dadurch in irgendeiner Weise herausfinden, wo der Senator nun wirklich stand? Wie stark seine Loyalität war? Ob er gar die Gens Ulpia verraten hatte?
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Lepidus nickte. Die Worte des Crassus schäumten nicht vor Begeisterung aber sie waren sehr angenehm und gut gewählt. Man musste sich von einem Opfer ja auch nicht gleich in Ekstase setzen lassen. Wohl hörte er den Worten des Dives zu, der die Lage der Societas wieder einmal recht anschaulich darbrachte. Die Mitglieder hatten natürlich allerlei Grund derzeit nicht allzu viel Vereinsaktivität an den Tag zu legen, aber dies war in jenen Tagen auch mehr als verständlich. Möge hoffentlich der Frieden, für den sie heute unter anderem geopfert hatten, wieder die ein oder anderen Kräfte mobilisieren, doch bis dahin war es noch ein langer Weg.
"Ah, die Vereinssatzung. Ja, die brauch in der Tat eine ordentliche Überarbeitung.", sprach der Tiberier auch gleich als gäbe es dort eine große Baustelle. Naja, warum sollte er dabei auch zurückhalten sein? An der Satzung hatte schließlich keiner von den hier Anwesenden einen Anteil, auch Dives nicht, der derzeit die Geschäfte leitete. "Ich könnte mir schon vorstellen, dass wir beide dort gemeinsam etwas entwerfen könnten, Crassus. Bei Gelegenheit sollten wir vielleicht ein Treffen vereinbaren, auch wenn dies bedauerlicherweise ohne deinen Cousin, den zukünftigen vielbeschäftigten Duumvir von Ostia, stattfinden muss." An der Wahl des Dives hegte Lepidus kaum wirkliche Zweifel.
Das Opferfleisch schien schon fast vollständig verteilt und so langsam leerte sich auch der Platz. "Mich plagt die Müdigkeit... Dieser Tag hat einiges an Kraft gekostet. Ich würde mich also demnächst in meine Villa zurückziehen wollen. Ich nehme an, du wohnst in der Casa Iulia auf dem Mons Esquilinus, Iulius Crassus? Ich würde dir dann demnächst eine Nachricht zukommen lassen, damit wir dann eventuell noch etwas mehr über den Kultverein oder die Satzung sprechen können, so du denn Interesse hast."
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Der Tiberier zeigte sich natürlich nicht besonders begeistert. "Nun ja, deine Entscheidung hatte sicherlich angemessene Gründe." So die erste verhaltene Reaktion des Tiberiers, der sich doch gewünscht hätte, das Macer das ursprüngliche Dekret etwas mehr in Ehren gehalten hätte. "Der Senat allerdings wird durch so etwas nur immer wieder vor Augen führen, dass er in seinen Sitzungen viel redet, aber daraus wenig resultiert. Viel heiße Luft, aber meist nicht mehr, wie einige sagen würden, worunter ich selbst natürlich nicht zähle. Und ein Zeichen setzen? Eine gegenläufige Meinung vertreten? Ich glaube kaum, dass das noch so häufig im Senat passieren wird, denn ich denke kaum, dass es der Vescularier zulassen wird, dass seine Autorität angetastet wird, indem der Senat stets gegen seine Absichten Beschlüsse fasst. Für die Öffentlichkeit sieht dies ja auch alles andere als Einträchtig aus." Welche Konsequenzen aber daraus folgen? Absetzung von unliebsamen Senatoren? Wohl gar die Beschuldigung am Komplott gegen Kaiser Valerianus teilgenommen zu haben und damit ein sicherer Platz auf der Proskriptionsliste? Lepidus glaubte jedenfalls kaum, dass sich noch viele Senatoren so etwas trauen würden wie bei der letzten Abstimmung. Da war er sich fast sicher.
Lepidus verwunderte es letztlich auch sehr, dass Macer die Iulianische Politik dann einfach so wegwischen konnte. Aber Lepidus hatte es so immerhin geschafft die Brücke zum eigentlichen Kern des Gespräches zu schlagen, zumindest dahin, wo er irgendwie noch hinwollte, obwohl er die derzeitige Situation und den an den Tag getretenen Dualismus zwischen Senat und Kaiser höchst interessant und spannend fand. Letztlich wollte er unbedingt über den früheren Kaiser sprechen und am besten gleich über die ganze Gens Ulpia... "Dass Gesetze gelegentlich aufgehoben werden, das mag wohl sein. Aber hier handelte es sich doch um etwas sehr Essentielles. Eine Steuerbefreiung für eine bestimmte Gruppe ist ja nicht einfach so ein Beschluss, der jeden Tag gefällt wird, nein, es ist doch vielmehr eine große Ehrerbietung für die Familien gewesen, die sich um das Reich sehr verdient gemacht haben und die die volle Unterstützung von Iulianus fand." Er machte einen kurze Pause. "Wenn ich recht informiert bin, dann warst du doch stets ein treuer Anhänger des Iulianus, warst du es nicht? Warst du nicht sogar ein gern gesehener Gast der ganzen Kaiserfamilie und denkst du nicht auch so manches Mal, dass Divus Iulianus auf sein hinterlassenes Reich blickte und sich fragt, was aus ihm geworden ist? Sein Sohn gemordet und der Kampf zwischen Römern entbrannt. Ist es da nicht umso mehr angebracht, so viel wie möglich zu bewahren, was die prosperierende Zeit unter Iulianus hervorgebracht hat?" Wollte der Tiberier den Senator etwas gab belehren? Sein Ton gab dies eher nicht her. Es war mehr ein schwelgen, ein leichtes trauern um alte Zeiten und ein gewisser Ausdruck der Enttäuschung, schließlich schien Macer dann doch eher der Pragmatist zu sein, während Lepidus voller Idealismus steckte (oder dies zumindest vorgab).
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Ich bin ab morgen bis höchstwahrscheinlich kommenden Sonntag nicht da.
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"Ausgezeichnet", dachte sich der Tiberier, damit konnte man arbeiten. "Ja, ich habe mich sehr gewundert, dass ich doch jetzt tatsächlich Steuern bezahlen muss. Ich frage mich wirklich, wie dieses Dekret aufgehoben werden konnte, wo es doch einst vom großen und weisen Iulianus erlassen wurde." Der Tiberier schüttelte mit dem Kopf. Über den genauen Hergang war niemand informiert, aber wie es Macer schon sagte, der Senat beschließt etwas und der Kaiser handelt einfach gegen den Senat. Nicht, dass es so etwas nicht schon in der Vergangenheit gegeben hätte, aber ein solches Handeln war doch immer dazu gut Unmut unter den Senatoren auszulösen. "Der ehrwürdige Senat ist zwar dafür bekannt, dass er den Kaiser in erster Linie beraten soll, doch Abstimmungen scheinen doch damit nun eigentlich für die Zukunft überflüssig geworden zu sein, oder?" Diese Situation konnte Macer unmöglich zufriedenstellen, nahm der Tiberier zumindest an. Man konnte wohl davon ausgehen, dass egal, was der Senat sagte, der Vescularier jeden Beschluss wieder kassieren würde. Lange her scheinen die Zeiten, wo ein Kaiser auch noch auf das Urteil des Senats vertraute. "Nun, vielleicht ist die Frage zu persönlich, aber mich würde vor allem interessieren, wie du zu der Angelegenheit standest, warst du für die Aufhebung des Dekrets oder dagegen?" Seine Meinung würde der Purgitier hoffentlich noch äußern dürfen, es sei denn dies hatte der Vescularier inzwischen ebenfalls untersagt.
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"Das freut mich sehr", für einen Moment sah man den Tiberier sein Gegenüber nur Anlächeln, ohne irgendetwas großartiges zu sagen. Lepidus drückte noch einmal seinen Rücken zurecht, so dass ein kleines Knacken zu hören war, bevor er sich dann wohl endgültig entschlossen hatte, wie es denn wohl angehen könnte. "Sag, wie läuft es denn derzeit im Senat? Wie ist die Stimmung unter den Senatoren?" Der Gesichtsausdruck des Tiberiers wurde merklich ernster. "Ich könnte mir vorstellen... nun ja... das einige etwas nervös werden, jetzt, wo schließlich überall zu lesen ist, dass Palma kommt."
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Ja, wahrlich, es konnte durchaus schlimm werden, oder doch nicht? Alles ganz harmlos? Na, so richtig sicher war sich der Tiberier tatsächlich nicht, als er der Aufforderung nachkam sich hinzusetzen. "Ereignislos bedeutet ja auch meist auch wenig anstrengend, welch Glück für dich", bemerkte Lepidus etwas Small-Talk betreibend. "Achja, hast du eigentlich meinen Brief erhalten? Ich dachte es wäre eine nette Geste, nachdem du so frei warst, mich ein wenig zu beraten." Der Tiberier suchte auch ganz offenbar noch nach der passenden Überleitung zu den wichtigen Themen. Man fiel ja nicht einfach so mit der Tür ins Haus, das hätte doch gerade bei seinem Anliegen einen merkwürdigen Charakter angenommen.
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Das kommt unerwartet. Ich hatte mich schon sehr gefreut mit dir nach deiner Rückkehr auch ein wenig Sim-On schreiben zu können, doch nun ist deine Rückkehr mit Abschied dann doch ein recht trauriges Ereignis für die Gens Tiberia.
Ich danke dir jedenfalls ganz herzlich für deine ausgesprochen gute Hilfe, die du mir zu Beginn zuteil werden ließest und wünsche dir natürlich alles nur erdenklich Gute auf deinem weiteren Weg. Wer weiß? Vielleicht zieht es dich ja eines Tages sogar wieder zurück. Es wäre dem IR wohl sicherlich zu wünschen. : )
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Lepidus lächelte in Anbetracht der etwas verkrampften Sprechweise des Iuliers. Stand Lepidus nicht noch ganz unter dem Eindruck des angenommenen Opfers? Würde er sich denn jetzt noch vor etwas scheuen, wo er doch Apollon auf seiner Seite wusste? Es hätte zum Tiberier gepasst, wenn er in dieser Situation sich sogar noch in einem etwas lautem und von Stolz getränkten Ton als Tiberius Lepidus vorgestellt hätte, ja, der ganzen Welt hätte er seinen Namen entgegengerufen!
Doch heute wohl nicht. Er ließ es zwar immer ganz gern auf gewisse Situationen ankommen, aber hier wäre er wohl nicht der einzig Leidtragende gewesen. Immerhin ging es auch um die Societas und um Dives, also spielte er das Spiel und erwähnte seinen Namen nicht. Wenn Crassus allerdings fragen würde, würde sich der Tiberier wohl nicht verschließen. Das wäre dann doch wohl auch zu ungewöhnlich, wenn er seine Person einfach verschweigen würde. "Ah, Iulius Crassus also, es freut mich dich kennenzulernen.", sprach er dann auch erst einmal nur zu ihm. "Ein Verwandter des Dives genießt natürlich meine vollste Sympathie." Zum Schmeicheln war der Tiberier nach diesem Ereignis natürlich bestens aufgelegt. Wie es ihm in der Societas bisher erging? Nun ja, ganz so lange war Lepidus ja noch nicht Mitglied, die unklare Führungsposition fand er zwar etwas ungünstig und er meinte auch, dass sich mehr Mitglieder der Societas hier hätten erscheinen dürfen, doch davon sollte an diesem Tage nicht die Rede sein, denn auch für Lepidus überwog schließlich auch der positive Eindruck, den die Societas auf ihn gemacht hatte und die ihn ja letztlich auch zum Beitritt bewog. "Ich bin selbst noch ein relativ frisches Mitglied, aber bisher kann ich dir nur sagen, dass die Societas wirklich ein sehr angenehmes Umfeld hat. Die Aufgabe der Iulisch-Claudischen Dynastie zu gedenken ist in jedem Fall eine sehr wichtige und anspruchsvolle. Auch in der Möglichkeiten gute Kontakte zu knüpfen, hat mich der Kultverein bisher nicht enttäuscht." Da wanderte der Blick natürlich zu Dives, um sich dann sogleich wieder Crassus zuzuwenden. "Schön, dass dir dein Cousin eine Mitgliedschaft bereits nahegelegt hat. Über interessierte neue Mitglieder würden wir uns natürlich überaus freuen und die Götter sehen es sicher immer gern, wenn man auf diese Weise für sie zu Diensten ist." Eine kleine Handbewegung über den Tempelplatz folgte. "Im übrigen: Hat dir die Opferung zugesagt?"
Einerseits hatte Lepidus gleich Mitgliederwerbung betrieben, andererseits konnte er sogleich die Meinung eines Nicht-Societas-Mitgliedes einholen, denn Dives war da doch zweifellos etwas voreingenommen.
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Die Betrachtung der Innereien hatte diesmal einiges an Zeit in Anspruch genommen. Die Tatsache, dass die Menge schon hier und da das ein oder andere Gespräch begann, machte den Tiberier etwas nervös. Auch Dives selbst schien eine interessante Unterhaltung zu führen, während Lepidus nervös auf den Prozess der Ausweidung starrte. Wenn etwas schief gegen würde, würde man sicherlich die Ursache in den Worten des Lepidus suchen und davor fürchtete sich der Tiberier natürlich. Er hatte schon recht viel gewagt und manchmal schrammte er damit hart an der Grenze des vertretbaren. All die Arbeit wäre dann wohl umsonst gewesen und anstatt eines erfolgreichen Opfers hätte er nur Klatsch gewonnen und dem Ruf der Societas hätte dies sicherlich auch alles andere als gut getan.
Doch die Erleichterung des Lepidus und sicherlich auch vieler anderer Anwesenden, die den Zorn der Götter fürchteten, nahm nun ihren Verlauf mit der Verkündung, dass es keine Probleme mit den Innereien gab, nun ja, sagen wir mal fast keine Probleme. Die nur bei sehr genauem hinstarren zu sehenden schwarzen Flecken boten wohl Raum für Interpretationen über den Willen der Götter, womit sich die Priester sicherlich gern beschäftigten. Lepidus konnte nun aber dennoch Stolz ausrufen:
"Litatio!"
Ein kleiner Applaus brach die bereits vorher durch Unterhaltungen aufgeweichte Stille nun endgültig. Der Tag schien damit ein erfolgreiches Ende mit Apollons Segen zu nehmen. Die wichtigsten Organe, worunter Leber, Lunge und Herz fielen, wurden verbrannt. Der Rest des saftigen Ochsenfleisches konnten die Sklaven des Lepidus an sich nehmen, welches daraufhin als sportulae unter die Teilnehmer der Opferungszeremonie verteilt wurde. Erleichtert wandte sich Lepidus noch einmal ganz dem Tempel zu, schloss seine Augen, breitete für einen kurzen Augenblick seine Arme aus und ging in sich. Nach einen kurzen Durchatmen wandte er sich um und schritt direkt auf Dives zu. Der entspannte Gesichtsausdruck des Tiberiers war schon von weitem zu erkennen. Mit einem Lächeln und einer kurzen Kunstpause blieb er vor Dives stehen und sprach dann: "Es ist vollbracht." Dem neben dem Iulier stehenden, konnte Tiberius im Moment der Freude kaum Aufmerksamkeit schenken, aber wahrscheinlich würde Dives die beiden ohnehin miteinander bekanntmachen. Im Augenblick hoffte Lepidus nur, dass auch seinem Societas-Kollegen dieser Tag als würdiges Ereignis in Erinnerung bleiben würde.
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Der Senator befand sich offenbar in bester Verfassung, was zweifellos eine gute Voraussetzung für ein Gespräch war. Der Tiberier lächelte, als Macer ihn begrüßte. "Salve Senator, auch mir ist es eine Freude dich zu sehen. Weshalb ich hier bin? Nun, ich müsste da etwas Vertrauliches mit dir besprechen, keine Angst, nichts wirklich weltbewegendes... vermute ich zumindest." Ob dies nun tatsächlich etwas Großes war, was er mit Macer besprechen wollte, wusste er tatsächlich nicht, das galt es ja auch in irgendeiner Weise herauszufinden, aber Lepidus ging eigentlich davon aus, dass es kaum der Rede wert sei und er hier nur die Bestätigung für seine eigenen Vermutungen erhalten würde. "Doch, so viel der Höflichkeit sei erlaubt: Wie geht es dir? Hattest du eine angenehme Salutatio?"
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Irgendwie war es doch immer wieder schon zu sehen, dass sich jedes Problem lösen ließ, nun gut, natürlich ließ sich nur jedes Problem mit dem entsprechenden Kleingeld lösen. Und da die lieben Münzen eben dazu fähig waren, haftete ihnen doch schon fast etwas Göttliches an. Zufrieden nahm Lepidus die Unterlagen entgegen. "Meinen besten Dank", sprach er dann noch kurz, sich in Gedanken schon ganz mit dem Recht befassend. "Habe nun ach, Juristerei!...", wäre es ihm auch fast noch entglitten, aber zum Glück wusste der Tiberier seine Leidenschaften zu zügeln, nun ja, zumindest hin und wieder...
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Lepidus nickte, nachdem der Diener ihm sagte, Macer würde bald auftauchen. Hoffenlich war seine morgendliche Salutatio nicht zu anstrengend gewesen. Die vielen Klienten mit ihren kleinen Wehwehchen, Unterstützungsanfragen und demütigen verbalen Kniefällen, konnten einen sicherlich schon manchmal etwas Kraft rauben. Gespannt wartete der Tiberier, in welcher Verfassung er den Purgitier wohl vorfinden würde.
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Ganz sicher, die beiden verstanden sich, hatten sie doch ganz ähnliche Erfahrungen im Laufe ihres Dienstlebens gemacht. So blieb dem tiberischen Diener nach dem Zwinkern des Kollegen auch nur noch zu Lächeln. Lucius Tiberius kam derweil an die Tür und ließ sich in Atrium geleiten.
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"Oh, nein, nein, wohl nichts schlimmes, zumindest soweit mir die Absichten meines Herren bekannt sind", versuchte der Diener gleich zu beruhigen, obwohl er tatsächlich nicht über die eigentlichen Intentionen informiert wurde.. Etwas leiser sprach er zum Türhüter. "Du weißt ja, wie diese Patrizier sind; sie belieben sich gern etwas fordernder auszudrücken."
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"Ich bin hier für Lucius Tiberius Lepidus. Er würde gern umgehend mit Purgitius Macer sprechen, sollte dies derzeit möglich sein.", gab der Sklave zurück.
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Die Sonne war schon seit einiger Zeit aufgegangen, als ein Diener des Tiberius Lepidus an die Tür klopfte. Der Tiberier selbst hoffte, dass er gerade rechtzeitig zur Beendigung der morgendlichen Salutationes des Hausherrn kommen würde und sich Purgitius Macer anschließend noch einen Moment Zeit für ihn nehmen konnte.