Beiträge von Lucius Tiberius Lepidus

    | Stesichoros


    Stesichoros beobachtete wie der der Hund brav in das vorgesehen Areal ging. Offensichtlich hörte dieser gut auf seinen Herrn. Ganz geheuer war das dem Ianitor dann aber immer noch nicht. "Alles klar, ich bring dich jetzt zum Verwalter." Stesichoros wies Vagus an, ihm durch den Hintereingang zu begleiten. Dabei versuchte er ihn immer im Auge zu behalten. Nicht, dass dieser noch etwas klauen würde. Daran wollte der Ianitor dann sicher nicht schuld sein.

    Lepidus beschlich der Eindruck, dass es inzwischen immer voller wurde. Hier und da erblickte er sogar einige bekanntere Gesichter, hielt sich aber ausnahmsweise reserviert zurück und beobachtete lieber das Treiben. Stolz schritt er erhobenen Hauptes in seiner Toga und den Calceus Patricius durch den Garten. Als er dann jedoch mitbekam, dass in seiner Nähe ein Strohsackduell stattfindet und sich die Mundpropaganda schon schnell verbreitete, dass einer der Teilnehmer bei der Garde ist, wollte er sich dieses Schauspiel natürlich nicht entgehen lassen. Zwar fanden an diesem Tag etlicher solcher Duelle statt, aber gerade dieses könnte womöglich höchst belustigende Formen annehmen.


    Beide Kontrahenten machten sich bereit für das Duell und stiegen auf den Balken. Der Gegner des Prätorianers sah gegen diesen ziemlich heruntergekommen aus. Der Unterschied stach förmlich ins Auge. Dem traute wohl keiner was zu. Da konnte es sich der Tiberier nicht mehr verkneifen: "Haha, ich gehe jede Wette mit, dass der Zerlumpte am Ende die Nase vorn hat!" Ja, es schien wohl ein amüsantes Fest zu werden.

    | Stesichoros


    Ja, wo kann man denn jetzt diesen Hund lassen? Einfach irgendwo anketten? Nein, das ging so nicht, es musste alles seine Ordnung haben. Aber da ging Stesichoros natürlich schon ein Licht auf. "Wir bringen ihn zum Hintereingang. Dort ist ein kleiner Verschlag, wo normalerweise nur die Wachhunde des Hauses untergebracht werden." Aber da hätte sich der Ianitor schon wieder selbst ohrfeigen können, denn eigentlich hatte er keine Lust so nah an diese Kleffer zu gehen, darum kümmerten sich normalerweise andere. Aber nun gut, da musste er wohl durch.

    | Stesichoros


    "Warte hier einen Augenblick." Der Ianitor ließ ihn für einen Moment an der Tür zurück, um sich beim Villicus erkunden. Es dauerte einige Minuten, doch dann kam er zurück. "Wir könnten tatsächlich Verwendung für dich haben. Der Villicus würde dich gern sehen... unter einer Bedingung: Dieses 'Ding'" Er zeugte auf Lupus "muss leider draußen bleiben. Geht das in Ordnung?" Stesichoros hoffte, dass der Fremde diese Bedinung annehmen würde, ansonsten hatte er leider keine Verwendung für ihn. Auf jeden Fall konnte er das Tier nicht in die Villa lassen. Das würde ansonsten sicherlich großen Ärger geben.

    Welch wunderbar verzierte Glasbehälter, die sie da alle in die Hand gedrückt bekamen. Das war ganz nach Lepidus Geschmack. Überhaupt war er der Meinung, dass ein Wein aus dem richtigen Gefäß gleich viel besser mundete. Womöglich eine Einbildung, aber das Auge trank mit, wie man doch gelegentlich zu sagen pflegt. Oder zumindest so in der Art. Bisher konnte sich die Gastfreundschaft der Iulii jedenfalls sehen lassen.


    "Oh, sicher, eure Treue mag offensichtlich sein. Ich wäre auch wohl der letzte, der dies in Zweifel ziehen würde und treibe doch nur ein wenig Konservation. ", sprach er auf die Worte des Dives. In diesem Augenblick hätte eigentlich nur noch das Augenzwinkern gefehlt, aber das ließ der Tiberier dann doch besser bleiben. Stattdessen sprach eine Art Trinkspruch als Proximus beiden zuprostete und entschied sich für: "Auf unseren Kaiser." Es hätte auch ein simples bene te oder ein vivas sein können, aber das schien doch der Situation gerade recht passend.


    Ein schlaues Kerlchen mag dieser Dives wohl tatsächlich sein, da konnte er Proximus nach den ersten Eindrücken wohl nur zustimmen. Es würde sich in jedem Fall lohnen mit beiden in Kontakt zu bleiben, wofür die Societas nun die beste Möglichkeit war. Achja, die Societas. Vielleicht sollten sobald wie möglich Nägel mit Köpfen gemacht werden. "Wie steht es denn nun mit einem möglichen Beitritt in die Societas? Laut eurer Satzung entscheidet darüber der Magister, doch da dieser nun verhindert ist... Ich beklagte leider schon im Vereinshaus das Fehlen einer Stellvertreter-Lösung innerhalb jener Satzung. Würde euch da eine Lösung einfallen? Gesetz natürlich dem Fall ihr würdet mich als neues Mitglied akzeptieren, worüber ich mich natürlich sehr freuen würde." Ohja, und zwar sehr und die Iulier sollten erst recht froh über ein neues Mitglied sein, zumindest dachte sich das der Tiberier.

    | Stesichoros


    "Rattenfänger?" der Ianitor überrascht. Das scheint ein Wink des Schicksals zu sein. Hatte nicht vor kurzem ein Sklave des Hauses gemeldet, dass er ein pelziges Tier durch das Atrium hat laufen sehen? Der Verwalter war in höchster Aufruhr über diese Nachricht, da man soetwas in so einem edlen Hause natürlich nicht dulden konnte. "Das heißt, du benutzt nur Fallen oder dergleichen? Wie lange machst du diese arbeit schon, bzw. wie viel Erfahrung hast du?", fragte der Ianitor noch einmal nach. "Eventuell würde ich mich beim Villicus des Hauese erkundigen, ob wir Verwendung für dich haben."

    Welch Schmach, unsägliche. Im Boden hätte der Tiberier versinken müssen, wäre er nicht von Natur aus ein völliger Ignorant schlechter Nachrichten gewesen. Das Lamm musste falsch ausgesucht worden sein! Einen Müll hatte man ihm da angedreht! Überzeugt war er, dass es doch unmöglich sein Fehler gewesen sein konnte. Wenn noch jemand anderes sein Gebet wirklich gehört hätte, dann hätte er wohl mit dem Kopf schütteln müssen bis dieser ihm vom Hals gefallen wäre. Hatte der Tiberier tatsächlich Stiere gesagt? Welch ein religiöser Trottel er doch war. Warum ihm das auch immer einfiel. Kein Wunder, dass Iuppiter dies Opfer nicht annahm, rechnete er doch irgendwann fälschlicherweise Stiere vorgesetzt zu bekommen. Als der Bauchraum geöffnet wurde und der Aedituus die Eingeweidenschau begann, ahnte Lepidus bereits nichts Gutes und dann blieb das erlösende "Litatio!" aus. Iuppiter nahm das Opfer nicht an und es musste wohl wiederholt werden. Zähneknirschend nahm der Tiberier dies hin. Er hatte nun die Möglichkeit das Opfer abzubrechen und zu konstatieren, dass es der falsche Zeitpunkt für die Opferung war oder ein Ersatzopfer durchzuführen bis die Gottheit es annahm. Für letzteres hätte er wohl noch ein Opfertier heranschaffen und bezahlen müssen. Er beschloss das eine zu tun, ohne das andere zu lassen. Er würde das Opfer für den Moment abbrechen, aber schon bald zurückkehren und ein noch viel größeres Opfer zu ehren Iuppiters vollbringen, so zumindest seine verwegene Überlegung.


    Ja, guter Tiberius Lepidus. Was soll nur jemals aus dir werden? Bisher taugst du zu nichts und selbst die Götter verschmähen dich.

    | Stesichoros


    Immer noch skeptisch blickte der Ianitor auf das Vieh, bevor er kurz in der Casa verschwand und mit einem Leib Brot zurückkam. "Du hast Glück, wie haben noch einiges übrig, ich kann dir also einen ganzen Leib Brot geben." Er drückte Cagus das Brot schnell in die Hand, um danach gleich wieder genug Abstand zwischen ihm und dem Hund zu bekommen. Fast hätte sich Stesichoros wieder nach drinnen verzogen, weil er dachte damit sei alles erledigt. Dann drehte er sich jedoch noch einmal um, weil ihm ein Gedanke kam und sprach zum Fremdling: "Hast du vorhin gesagt, du würdest deine Dienste anbieten? Was kannst du denn?"

    Lepidus nahm wieder auf der Kline platz und nippte genüsslich an seinem Becher. "Oh, ich bin immer für direkte Fragen. So komme ich denn auch gleich zur Sache: Die Frage ist tatsächlich weniger was mich hierher führte als wer. Auf diese Frage kann ich dir sagen: Der Senator Spurius Purgitius Macer hat mich an dich verwiesen und lässt dir seine besten Grüße ausrichten." Die Tatsache, dass er auf Hinweis des allgemein bekannten und auch sicher Victor etwas näher bekannten Macer hier ankam, konnte vielleicht auch gleich nochmal ein stärkeres Interesse seitens des Octaviers wecken, zumindest hoffte dies Lepidus. "Da er ein Verwandter von mir ist, suchte ich ihn vor kurzem nach meiner Ankunft in Rom auf und weil ich auf der Suche nach einer Aufgabe bin, einer Beschäftigung in der ich mich in diesen doch sehr unübersichtlichen Zeiten beweisen kann, dachte der Purgitier, dass du mir diesbezüglich vielleicht weiterhelfen könntest." Ganz so direkt war der Tiberier dann wohl doch nicht, aber er hielt es für besser sich langsam an das Thema heranzutasten und seine eigenen Vorstellungen ersteinmal noch zurückzuhalten. Wer wusste denn schon, ob der Octavier, der laut Aussage von Macer gerade ebenfalls erst wieder in die aktive Politik zurückgekehrt war, derzeit überhaupt Interesse hatte Lepidus ein wenig zu unterstützen.

    Ach, der gute Wein. Damit kann man jede Wartezeit überbrücken. Doch allzu lange musste das der Tiberier gar nicht mehr, denn ehe er sich versah, betrat auch schon Victor den Raum. Er stand natürlich sofort auf, um den Gastgeber angemessen zu begrüßen.


    "Salve, Senator Octavius Victor. In der Tat und ich freue mich sehr, dass du etwas Zeit entbehren kannst, zumindest hoffe ich, dass ich dich nicht von wichtigen Arbeiten abhalte? Fürs erste lass mich dir auch als angemessene Begrüßung gleich recht herzlich zu deinem neuen Posten gratulieren. Ich las vor kurzem die Bekanntmachung. Wahrscheinlich freust du dich schon über die neue Verantwortung?" Ein bisschen Schmeichelei sollte das Eis schon einmal brechen, so das Kalkül des Tiberiers. Vielleicht würde ja auch Victor gleich noch zu einem Becher greifen, dann könnten die beiden vielleicht noch gemeinsam auf den neuen Posten anstoßen.

    Ehrfürchtig betrat der junge Tiberier den Tempel des Jupiter Optimus Maximus Capitolinus, jenem Heiligtum, welches einem durch seinen bloßen Anblick in Atemlosigkeit versetzen kann. Dort ragten die korinthischen Säulen hoch in die Luft und die Türen erstrahlten in goldenem Prunk. Ein großer Tag, um sich Huld und Beistand des alles überragenden Iuppiter zu sichern.


    Lepidus hatte sich besonders darum bemüht ein passendes Lamm zu finden. Er bevorzugte das Lamm, wie so viele, weil es ein friedliches Opfertier war, welches sich in den meisten Fällen willig seinem Schicksal fügte. Dies war auch bitternötig, ein Tier, was sich allzu sehr wehrte, wurde von den Göttern nicht angenommen und hatte gute Aussichten den Tag zu überleben. Das Tier sollte optimalerweise schon etwas Dicker sein und so nahm er das fetteste Tier, welches er beim Händler kaufen konnte und von dem ihm versichert wurde, dass es nur auf den besten Weiden gemästet wurde. Die Größe stellte ihn zufrieden, ging ihm das Lamm doch ein paar gute Zentimeter über die Kniekehlen. Für die Opferung wurde das Tier mit kleinen Zierden geschmückt.


    Lepidus wurde von ein paar Sklaven begleitet, die ihm bei der Opferung halfen und das Lamm mit sich führten und in die entsprechende Position auf den Tempelvorplatz brachten. Der Tiberier selbst wusch sich am Eingang des Tempels sorgsam die Hände. wieder und wieder ließ er seine Hände ins kühle Nass eintauchen. Wahrscheinlich tat er dies ein wenig zu oft, aber irgendwie hatte er diesen Tick und wollte für das Opfer so rein wie möglich sein. Er war in weißer Toga erschienen und zog einen Teil davon über den Kopf. Durch die capitis velatio war er für alle als der Opfernde zu erkennen, gleichsam half ihm die Abdeckung sich vor Ablenkungen zu schützen. Des Weiteren überließ er einem Sklaven seine calceus patricius, um das Opfer barfüßig durchzuführen.


    Im Inneren ging er auf den foculus des Iuppiter zu. An der Feuerstelle ließ er den Weihrauch seinen Duft versprühen und nahm Verbindung zu den Göttern auf. Nachdem Ianus die Verbindung zu Iuppitter herstellen sollte, sprach er sein Gebet und richtete Handflächen nach oben.
    "Oh, gewaltiger Iuppiter Opitmus Maximus. Herrscher des Himmels. Beschützer des Staates, des Hauses, des Hofes und der Familie, der du Rom zu Ganz und Größe verholfen hast. Stets erbrachte ich dir treu meine Ehrerbietung und bin derjenige, der dir immer loyal dienen und opfern wird. Auch heute möchte ich dir opfern und dich bitten, oh großer Iuppiter, so wie du stets in das Wirken und Schaffen Roms eingegriffen hast, so lege auch über mein Haupt und den Häuptern meiner Familie deine schützende Hand. Gib mir Kraft in diesen schweren Zeiten, wo ein Mann wie ich, von edler Familie stammend, sich seinen Platz erkämpfen muss. Ebne mir den Weg und lass die Gens Tiberia wieder in Glanz erstrahlen und ich werde dir noch viel größere und gewaltigere Opfer darbieten. Was heute mit einem Lamm beginnt, soll mit 1000 Stieren seinen Fortlauf nehmen. Großer Iuppiter, ich ehre dich!"


    Lepidus wandte sich nach rechts ab. Bevor er auf den Vorplatz des Tempels schritt, verneigte er sich noch einmal vor der Statue des Iuppiter. Am Opferaltar angekommen, auf dem sich traditionell die caespites lagen, stand bereits das Lamm seelenruhig da. Es wurde nun mit Wein und gesalzenem Dinkel übergossen. Anschließend wurde dem Tier sämtlicher schmuck abgenommen und Lepidus, der sich von einem Sklaven das Opfermesser hatte reichen lassen, zeichnete nur symbolisch einen strich von Kopf bis zum Schwanz, was die Entkleidung andeutete. Wieder richtete Lepidus seine Handflächen nach oben.


    "Oh, gewaltiger Iuppiter Opitmus Maximus. Herrscher des Himmels. Beschützer des Staates, des Hauses, des Hofes und der Familie. Nimm dieses Opfer als Zeichen meiner uneingeschränkten Ergebenheit. Ich danke dir für das Erhören meiner Gebete. Lass mich der willige Vollstrecker deines Willens sein."


    Der Tiberier ließ seine Hände sinken und wandte sich erneut nach rechts ab. Er war geradezu ergriffen von diesem Augenblick und überließ das Opfermesser dem cultarii. Nun würde der victimarius die alles entscheidende Frage stellen: "Agone?" und auf diese gab es nur eine Antwort: "Age!" rief Lepidus mit voller Inbrunst und der Hammer viel auf den Kopf des Lammes nieder, welches sofort in Ohnmacht fiel. Sehr schnell war der cultarii und setzte einen tiefen Schnitt und das Blut spritzte. Welch herrlicher Anblick. Nun müssten nur noch die Eingeweide auch gute Nachrichten überbringen...

    | Stesichoros


    Stesichoros blickte etwas komisch, als der Fremde auf seinen "Hund" verwies, der ihm tatsächlich aus irgendeinem Grund auf dem ersten Blick gar nicht aufgefallen ist. "Was ist denn das für eine...Ding?", reagierte er etwas beängstigt, da er schon immer etwas Angst vor Hunden hatte, besonders, wenn sie so aussahen. "Ähm, ich kann dir etwas Brot und Wasser bieten, das ist hier so üblich. Obwohl du ziemlich widerlich aussiehst und Kleidung nötig hast, kann ich dir derzeit leider nichts anbieten. An einem anderen Tag könntest du vielleicht eine saubere Tunika bekommen, heute siehts allerdings schlecht aus."

    Eigentlich dachte sich Lepidus heute einmal von seiner besseren Seite zu zeigen, aber seine Persönlichkeit kam wohl doch immer wieder zum Vorschein und bewirkte so manches Mal ein gewisses Misstrauen gegenüber seinen Gesprächspartnern. Etwas komisch wurde ihm gleich zumute, als er zu Beginn wohl gleich in ein großes Gespräch mit Dives verwickelt wurde, obwohl er doch eigentlich mit dem etwas bedeutenderen Proximus sprechen wollte. "Ich bewundere den großen Augustus für seine Sittenstrenge, denn nur durch Sittlichkeit kann sich Rom behaupten. Unzucht wird die Stabilität zerstören, die jener Augustus dem Reich geschenkt hat. Eine Stabilität, die ich in Zeiten eines aufflammenden Bürgerkrieges sehr vermisse. Sind nicht jene Zeiten, diejenigen, wo wir uns der großen Männer Roms noch stärker erinnern müssten als jemals zuvor?" So viel zur Bewunderung und restlichen Zeug. Er musste sich unweigerlich an das Gespräch mit Evax erinnern und musste sich wohl gleich dem nächsten Verhör beugen. Wie überaus langweilig.


    Als Dives nun aber wieder den Vescularier ins Spiel brachte, wunderte sich der Tiberier doch über die Offenheit des Iuliers. "Einen recht aufgeweckten Neffen hast du da.", sprach er zu Proximus und lachte, um ihn wieder etwas einzubinden und womöglich auch um Iulius Dives ein wenig unterschwellig der Naivität zu bezichtigen. "Und er stellt auch noch so interessante Fragen." Lepidus sprach dies mit einem etwas gewitzten Lächeln und einem Ton, bei dem es schwer herauszufinden war, ob das in wohlwollender Anerkennung oder gar in Ironie gesprochen wurde. Ein Mittel der Verunsicherung, welches sich der Tiberier gern bediente.


    Obwohl er die letzte Frage für alles andere als geeignet hielt sie relativ am Beginn eines Gesprächs anzusiedeln, so scheute sich der Tiberier nicht sie zu beantworten und sah über diese Art Taktlosigkeit hinweg. "Nun", blickte er dann wieder Iulius Dives an. "Ich bin dem Vescularier natürlich treu ergeben, unabhängig, was man auf der Straße wohl so denken mag in Anbetracht der Gerüchte, die sich um einen entfernten und erst vor einer Weile verstorbenen Verwandten ragen." Dies war natürlich das einzig richtige, was der gute Lepidus in dieser Hinsicht zu sagen hatte. Wie die Iulier nun genau zum Kaiser standen konnte er nicht wissen. Er hatte lediglich die Informationen des Purgitius Macer, der sie als aufstrebende Gens bezeichnete, was in jenen Zeiten wohl nicht möglich war, ohne eine starke Treue zum derzeitigen Machthaber. "Sag, wie stehst du zu Vescularius Salinator?" wiederholte nun der Tiberier genau im Wortlaut die Frage des Dives, was schon etwas provokant wirken konnte, aber auch nur einen Tick, schließlich wollte Lepidus damit gleichsam symbolisieren, dass seine Person nicht weniger diese Frage verdiente als jede andere auch.

    Als er die Schritte hörte, dachte er schon er würde gleich dem Senator gegenüberstehen, doch dann erschien leider nur ein weiterer Diener in diesem Hause. Immerhin wurde sich um ihn gekümmert, während er die Wartezeit absaß. Zweifellos etwas, was einem nicht alle Gastgeber boten. "Das Angebot einer Sitzgelegenheit nehme ich natürlich gerne an. An Erfrischung hätte ich gern..." Ja, was? Das Übliche? Nein, oder? Wenn er heute schon wieder bedient wurde, könnte er doch... Ach nein... "etwas verdünnten Wein bitte."

    Ah, Wein, das war wie immer Musik in seinen Ohren, naja und an seinem Gaumen natürlich auch. Aber Musik am Gaumen?! Ach, wie dem auch sei.


    Er schritt gemeinsam mit den Gastgebern zu den angewiesenen Sitzmöglichkeiten, während er auf die Fragen des Dives einging. "Es wird dich vielleicht überraschen, wenn ich dir sage, dass die Tiberii tatsächlich keine verwandtschaftliche Beziehung zur iulisch-claudischen Dynsatie vorweisen. Vielleicht gibt es einige entfernte Verbindungen, aber zumindest ist mir nichts Näheres bekannt. " Eine Tatsache, die man wohl irgendwann ändern musste. "Unser Stammbaum weißt zwar einige Verbindungen zu edlen Familien, wie den Aureliern oder den Flaviern auf, aber derlei Beziehungen haben mich, wie du siehst, nicht auf die Societas aufmerksam gemacht, wobei aufmerksam gemacht eher einer zufälligen Entdeckung entsprach."


    Letzteres deutete wohl zweifellos an, dass die Societas zumindest seit Lepidus Ankunft in Rom nicht wirklich in Erscheinung getreten ist. Die Krankheit ihres Magisters mag wohl auch zur Inaktivität beigetragen haben. "Aber ich denke das Bedürfnis die Erinnerung an diese großartige Doppeldynastie aufrecht zu erhalten und ihrer zu gedenken, entspringt nicht nur denjenigen mit besonderen Beziehungen zu ihr vorweisen, sondern auch jenen, die traditionsbewusst sind und diese Zeit sehr bewundern und zu denen gehöre ich, weshalb ich es auch sehr begrüße, dass die Societas prinzipiell jedem Bürger offensteht." Zumindest hatte jeder die Möglichkeit in den Verein einzutreten, wenn es denn der Magister so entschied, wie sich Lepidus noch gut an die Satzung erinnerte. "Im Übrigen: Wie geht es dem Magister? Ich hörte vom Ianitor Evax, dass er erkrankt sei. Ich hoffe doch es ist nichts Ernstes."

    Lepidus hielt Einzug im Atrium, wohin ihn der Ianitor brachte. "Nettes Häuschen", dachte er sich und blickte sich noch etwas genauer um. Für jemanden, der in der Gunst des Vesculariers stand, hätte er sich irgendwie noch deutlich mehr erhofft. Aber womöglich hatte der Tiberier da auch falsche Vorstellungen. Geduldig wartete er auf das Eintreffen des Octaviers.

    Na immerhin ging das recht schnell. Der Tiberier hatte in letzter Zeit auch schon deutlich unfähigere Ianitores kennengelernt. Lepidus folgte dem Mann und hoffte, dass der Senator etwas Zeit entbehren könnte, vor allem für einen Patrizier wie ihn.

    Lepidus hielt es nicht für nötig eine Begrüßung zu erwidern und kam gleich zur Sache: "Lucius Tiberius Lepidus ist mein Name und ich wünsche deinen Herrn, den Senator Octavius Victor zu sprechen. Es geht um... sagen wir mal geschäftliche Dinge."