Wie bedauerlich, dass Dareios nicht mehr fuhr, er hatte zwar für einen Wagenlenker ein stolzes Alter erreicht, aber es gab immerhin auch das ein oder andere Ausnahmetalent, welches noch ein paar Jahre länger durchhielt. Schön war es aber zu hören, dass er der Veneta noch als Trainer erhalten blieb. Von seiner Erfahrung sollte man nach Möglichkeit so lange wie möglich profitieren.
"Wohl wahr, es ist geradezu traurig...", stimmte der Tiberier dem Kommentar des Dives zu, dass in Ermangelung von Rennen in absehbarer Zeit keinen neuen Dareios geben würde. Lepidus freute es darüber hinaus sehr, dass der Iulier eine ähnliche Begeisterung für Dareios aufbringen konnte. Man merkte, dass auch in seinem Herzen in Platz für den Sport zu finden war. "Du hast recht, es scheint fast ein Verbrechen, dass ich keiner Factio angehöre. Ich hatte tatsächlich noch keine Zeit mich damit zu beschäftigen. Damals war ich wohl noch zu jung und weil ich die letzten Jahre mit meiner Ausbildung in Achaia beschäftigt war, ergab es sich einfach nicht." Natürlich wurden andere schon viel früher an die Factio-Arbeit herangeführt, besonders wenn es innerhalb der Familie einen gewissen Stellenwert einnahm. Dass jemand wie er dann nicht in einer Factio war, schien dann doch eher ein Sonderfall. Die Tatsache, dass Patrizier und Plebejer gemeinsam in einer Factio arbeiten, war nicht unbedingt etwas, was dem Tiberier die Rennställe attraktiver machen konnte. Schlimm genug, dass sich heutzutage alles zu durchmischen schien. Die edlen mussten sich auf demselben Boden bewegen wie die "anderen". Sicher war das heutzutage nicht mehr so außergewöhnlich wie noch vor ein paar hundert Jahren, aber diese zunehmende Standesaufweichung würde eines Tages noch große Probleme mit sich bringen, davon war Lepidus fest überzeugt.
" Langfristig scheint es mir eine motivierende Aufgabe zu sein. Dir selbst scheint es ja sehr viel Freude zu bereiten, wie ich herauszuhören glaube? Bei Gelegenheit werde ich das sicher in Betracht ziehen und mal bei einer Factio vorbeischauen." Bewusst ließ er offen, ob er speziell bei der Veneta unterkommen würde. Würde Lepidus womöglich die kleine Familientradition brechen? Es verbarg sich womöglich ein interessantes Kalkül dahinter. Denn zweifellos eigneten sich die Factios gut, um Kontakte zu knüpfen. Was lag da näher als sich vorerst zu informieren, welche Persönlichkeiten sich den wo engagierten? Sollte es in einer anderen Factio womöglich vorteilhaftere Bekanntschaften geben, würde der Tiberier sicherlich nicht zurückschrecken im Geiste des eigenen Nutzens die Factio zu wählen. Allerdings war die Veneta auch eine Sieger-Factio und Lepidus war einfach gern auf der Seite der Gewinner. Das fühlte sich einfach immer so großartig an.
In seinen Gedanken vertieft, nippte der Tiberier wieder einmal an seinem Becher. Inzwischen hatte er schon einiges Intus. "Ihr habt wirklich einen hervorragenden Wein, wenn ich das kurz lobend erwähnen kann." Lepidus schaute dabei etwas starr geradeaus. Hätte man ihm in diesem Augenblick etwas zugeworfen, hätte er wahrscheinlich überhaupt nicht reagiert. "Ich glaube... ich werde mich bedauerlicherweise bald wieder auf den Weg machen müssen."