Beiträge von Lucius Tiberius Lepidus

    Peitschenhieb um Peitschenhieb näherten sie sich dem großen Finale, wobei es derer heute ganze zwei geben würde. Die Stimmung in der Menge war exzellent, wie der Tiberier sicherlich völlig im Gegensatz zu den alle Hände voll zu tun habenden Urbanern urteilte. Steine und Gemüse flogen, laute Rufe erschallten. Die Menge war angeheizt und wütend. Warum sollte man das nicht nutzen, um ihre Wut in die richtige Richtung zu lenken und ihren Durst nach Blut noch weiter zu stillen? Lepidus dachte jedenfalls nicht im Geringsten daran, irgendetwas zur Beruhigung beizutragen. Ganz im Gegenteil.


    Der letzte Peitschenhieb verstummte, der Carnifex ließ ab und legte sein Strafinstrument beiseite zu seiner anderen Ausrüstung und holte ein Schwert hervor, welches er sogleich in Position legte. Wie geplant entfesselte der Henker daraufhin den ersten Gefangenen, nahm ihm sogar das Stückchen Mundknebelung heraus, welches ohnehin schon völlig zerbissen war. Er schleifte den zerschundenen Körper etwas weiter nach vorne, übergoss ihn mit kaltem Wasser, um ihn bei Bewusstsein zu halten, während Lepidus erneut ansetzte. "Schmerzgetränkt schreiten diese Gestalten nun ihrem unweigerlichen Ende entgegen! Wisst ihr eigentlich, wie man diese scheußlichen Kreaturen genannt hat? Wie sie gerufen wurden in ihren Zellen als sie auf ihr sicheres Ende warteten?" Nichts geht über eine gute Geschichte und die Kanalisierung des Hasses auf die richtigen Personen. "Man nannte sie Vettianus und Duccianus! Ich möchte sagen, eine womöglich rein zufällig Namensähnlichkeit mit zwei obersten Magistraten, welche sich derzeit und (wer weiß?) vielleicht noch für sehr sehr lange, ja, vielleicht ausgesprochen endlos lange Zeit an der Spitze Roms befinden werden" Welch günstiger Zeitpunkt in die rhetorische Trickkiste zu greifen. "Wir könnten den Göttern eine gewisse Ironie unterstellen, doch ob mehr als nur eine namentliche Ähnlichkeiten besteht, das maße ich mir selbstverständlich nicht an zu sagen. Nein, ich kann natürlich nur über diese beiden hier, unseren Vettianus und Duccianus sprechen. Haben sie das Recht missachtet? Ja, sage ich! Haben sie es mit Füßen getreten und darauf gespuckt! Ja, sage ich! Sind sie der Abschaum unserer Stadt und diejenigen, welche den Tod verdient haben! Ja, sage ich und nochmals ja! Heute rollen ihre Köpfe und mit ihnen soll auch all ihr Andenken verschwinden. Niemand wird sich mehr an diese kleinen kümmerlichen Gestalten genannt Vettianus und Duccianus erinnern! Sie gehören vernichtet!"


    Der Carnifex hob den Kopf des Gefangenen an, der vor ihm auf langgestreckt lag, damit alle ihn sehr gut sehen konnten. Das Gesicht war von den Peitschenhieben noch gequält und verbissen. "Das ist Vettianus! Seht noch einmal gut zu, wie sein Kopf ein letztes Mal sicher auf seinen Schultern sitzt!" Bei dieser Präsentation flog erneut Gemüse in Richtung des Gefangenen. Der Carnifex stieß das Gesicht des Gefangenen wieder nach unten und griff nach dem bereitgelegten Schwert. Einer seiner Füße stützte sich auf den Rücken des von Lepidus so benannten Vettianus und während er das Schwert bereithielt, blickte er auf den Tiberier und wartete auf das Zeichen. Lepidus lächelten, denn er war wohl der einzige, welcher genau wusste, was jetzt passieren würde. Der Tiberier sprach laut: "Lege age!", der allgemeine Ausspruch, dass nun zu vollstrecken ist, was zu vollstrecken war. Für einen Moment legte sich Stille als das Schwert des Carnifex daraufhin hinabrauschte und in den Hals des Verurteilten eindrang... doch statt einen abgetrennten Kopf zu erhalten, drang die Klinge nur oberflächlich und etwas seitlich ein, man konnte denken, sie blieb einfach nach einem kurzen Weg stecken. Der Henker zog das Schwert sofort heraus, das Blut spritzte überall hin, der Gefangene stieß einen schrecklichen Todesschrei aus, nach kurzer Dauer fing er auch noch an zu röcheln, krümmte sich nur um dann in ein ausgiebiges Zittern zu verfallen wie bei einem epileptischen Anfall. Der Henker verlor für einen Moment den Halt mit seinem Fuß, erst nachdem das Gezappel sein Ende fand und der Gefangene ohnehin schon des Todes zu schein schien, stützte sich der Carnifex erneut auf, holte diesmal deutlich kräftiger aus und schlug ein zweites Mal zu, diesmal rollte der Kopf und das Werk war getan. Diejenigen, die sich freuten, hier dieselbe blutrünstige Unterhaltung zu erhalten, für die sie sonst in die Arena gehen mussten, frohlockten wohl, während andere, die hier eine saubere und schnelle Exekution erwarteten, wohl mit etwas Übelkeit zu kämpfen hatten. Lepidus schien dagegen bester Laune. Während der Carnifex die Masse abschritt und ihnen den Kopf des Toten präsentierte, sprach er: "Ob ein stumpfes Schwert oder ein etwas starrer Hals. Die Götter wollten Verttianus wohl keinen sanften Tod schenken. Ihre Verachtung für Rechtsbrecher soll uns eine Lehre sein!" Wie schön, dass das alles noch überhaupt nicht vorbei war. "Bringt mir Duccianus! Auf dass er baldmöglichst seinem Kollegen folgen wird!" Und der Carfnifex tauschte sein Schwert gegen ein neues aus, bevor er sich daran machte den zweiten Verurteilten vom Pfahl zu binden.

    Der Arm des Tiberiers senkte sich und der Garnifex holte weit aus und ließ seine Peitsche das erste Mal auf den Rücken eines der Verurteilten niederschlagen. Von einem lauten Geräusch begleitet manifestierten sich die ersten blutigen Flecke auf der der zuvor noch tadellosen Haut. Der Schrei, den der Mann ausstieß war selbst noch durch die Knebelung gut zu hören. Der erste Peitschenhieb war wohl immer der schlimmste. Doch mehr sollten folgen. "Dieser da!" zeigte der Tiberier verächtlich auf den nun fortlaufend gepeitschten Verurteilten. "Seinen eigenen Schwager hat er ermordet! Feige hat er den Unbewaffneten im Schlaf erstickt, um sich so des Familienzwistes zu entledigen!" Rhythmisches Aufschreien des Verurteilten begleitete die Worte des Lepidus, nebenbei auch ein paar Buhrufe in Richtung des Mörders. "Ein dreckiger Hund ohne Ehre! Heute soll er die Klinge spüren!" Lepidus wusste längst nicht mehr bei wie vielen Peitschenhieben sie bereits angekommen waren, doch der Rücken des Verurteilten war kaum mehr wiederzuerkennen. Schwächlich und kaum mehr Regung von sich gebend an den Pfahl gestützt, wurde ihm nun eine kurze Verschnaufpause verschafft und er konnte hören, wie die Peitschenhiebe auf seinen ebenso verurteilten Kollegen niedergingen. "Und dieser da! Welche Ausgeburt der Schändlichkeit ist das denn? Wisst ihr was er getan hat? Zwei Vigiles hat er niedergestochen! Männer, die tapfer dafür sorgen, dass unsere Stadt nicht niederbrennt! Nicht wie ein Zivilisierter, sondern wie ein dreckiges Tier hat er sich verhalten!" Und der Tiberier sprach rief voller Inbrunst: "Peitscht ihn nieder, sage ich! Lasst ihn ganze Meere ausbluten! Peitscht ihm sämtliche Haut vom Körper!" Und der Carnifex tat, was seine Aufgabe war. Erneut wiederholte sich das Spiel. Nun wurde auch der zweite Gefangene von den Ketten getroffen, welche die Haut aufrissen und tief ins Fleisch drangen. Der Schweiß und das Blut flossen hinab, jedes Mal zuckte der Gegeißelte ruckartig zusammen, er biss seinen Mundknebel völlig kaputt, schrie vor verdunkelndem Schmerz und rang, wenn er konnte, nach Luft. Zwischendurch wurde wieder gewechselt, auf dass die beiden Verurteilten gelegentlich zu einer Verschnaufpause kamen. Lepidus wollte schließlich nicht, dass die beiden jetzt schon vor Schmerzen das Bewusstsein verloren. Dann wäre die anschließende Enthauptung auch deutlich weniger lustig anzusehen und lustig fand er das alles in der Tat. Immer wieder ließ er sich nach seinen kurzen Wortbeiträgen in den Stuhl zurücksinken und schmunzelte in sich hinein, während er das fast schon hypnotische Schlagen der Peitschenhiebe beobachtete wie alle anderen Anwesenden.

    Damit konnte Lepidus etwas anfangen. "Der Rahmen der Hochzeit wird stilvoll und exklusiv gehalten. Die bedeutenden Patrizierfamilien sowie einige der bekannteren Senatoren werden Einladungen erhalten. Es soll wahrlich keine Massenveranstaltung werden, so dass die maximale Kapazität dieser Villa sicher nicht erreicht wird." Letzteres hatte er mit der iulisch-sergischen Hochzeit noch in schlechter Erinnerung. Viel zu viele Menschen, viel zu viel Durcheinander. Eine traditionelle Patrizier-Hochzeit konnte da wahrlich in einem überschaubarerem Rahmen stattfinden.

    Großartig!, dachte sich Lepidus nur, denn da kam auch schon das beinahe tote Fleisch angerollt auf einem Karren, geleitet von den wie immer sehr pünktlichen Stadtwachen. Er mochte es, wenn man auf seine Anweisungen hörte. "Vielen Dank Lucia, genieß die Show." und zwinkerte ihr zu, während sich nun auch schon der Iunier bemerkbar machte und sich pflichtbewusst meldete. "Salve Centurio. In der Tat, das sind doch fabelhafte Bedingungen um abzutreten" Ob er das ebenso sarkastisch meinte wie der Iunier war aber nicht ganz herauszuhören. "Gute Arbeit soweit. Die Verurteilten werden umgehend vom Carfnifex an die Pfähle gebunden. Haltet ein Auge auf die Gefangenen falls es den unwahrscheinlichen Fall eines Fluchtversuches gibt. Ansonsten schirmt die Menge ein bisschen ab. Allzu weit entfernt vom Geschehen müssen sie nicht stehen, aber wir wollen auch nicht, dass irgendein Übermütiger noch nach vorne läuft und dem Henker die Arbeit abnimmt" Solche Verrückten sollte es ja geben. Kommen einfach mal so durch und Prügeln auf die Gefangenen ein. Aber die Todesart sollte auch gesetzmäßig vollstreckt werden. So viel Recht muss sein. Bevor sich Lepidus dann auf das Tribunal schwang, gab er dem Iunier noch mit: "Achja, die richtigen Namen der Gefangenen müssen wir der Menge nicht unbedingt preisgeben" Ähnlich wie zuvor gegenüber Lucia, so folgte auch gegenüber dem Iunier ein etwas rätselhaftes Zwinkern mit dem Auge, untermalt von einem schelmischen Lächeln.


    Der Tiberier, gekleidet in verkehrter Toga als Trauertracht, wie es die Tradition vorsah, nahm Platz und konnte die Menge vor sich gut überblicken, während neben ihm die Verurteilten an die Pfähle gebunden wurden. Mit dem nackten Rücken zum Publikum knieten sie vor dem Pfahl, um den ihre Arme herum reichten. Ihr Mund wurde geknebelt, so dass sie durch ihr Winseln nicht die Worte unterbrechen konnten, welche Lepidus im Vorfeld noch zu sprechen hatte. "Bürger Roms! Seid Zeugen, wie heut das Recht obsiegt. Seht an, was mit denen geschieht, welche auf das Gesetz spucken! Schaut, was passiert, wenn ihr mordet! Denn Mörder sind es! Heimtückische dreckige Mörder!" Tiberius erhob schwungvoll seinen Arm und auf dieses Zeichen konnte man beobachten wie der Carnifex die berüchtigte römische Geißel in die Hand nahm, eine die sehr kurz war und aus mehreren dünnen Eisenketten bestand, an deren Ende kleine Gewichte angebracht wurden. Seine kleine Rede, die er kurz eingeführt hatte, würde er unter dem Klang jener Peitschenhiebe fortsetzen sobald er seinen Arm hinabsinken ließ. Die Geißelung würde das Vorspiel zur eigentlichen Hinrichtung sein. Es wäre doch auch zu schade, wenn diese Männer allzu schnell ihren Tod finden würden - so völlig schmerzfrei…

    Lepidus war nicht ganz sicher, was sein Gegenüber mit Formalitäten meinte, es sei denn er hatte von Aetius bestimmte Weisungen erhalten, was er hier verhandeln sollte. Oder ging es um so etwas triviales, wie den Ablauf der Hochzeit oder die Gästeliste? Das war dem Tiberier nicht ersichtlich. "Welche 'übrigen' Formalitäten meinst du? Derer gibt es viele, einige davon sind wohl nur mit Flavius Aetius zu besprechen, zumindest falls er dir nicht irgendetwas aufgetragen haben sollte." Der Tiberier wollte hier auch nicht einfach frei über ein diffiziles Thema sprechen und als erster irgendetwas auf den Tisch legen, was da womöglich überhaupt nicht hingehörte. So hoffte er, dass der Flavier zuerst ins Detail gehen würde.

    "Schön, dass du Ostia noch so verbunden bist. Auch wenn sich kein Subpraefectus unter deinen Klienten befindet, so scheinst du dennoch eine sehr solide Basis an Gefolgschaft um dich gesammelt zu haben" Im Übrigen fiel dem Tiberier auch ein, dass er noch eine wichtige Sache vergessen hatte, als er von seiner bevorstehenden Vermählung berichtete. "Eine Sache möchte ich dich im Übrigen noch fragen, guter Freund. Es geht um meine eventuelle Hochzeit. Zwar steht, wie ich dir bereits sagte, terminliches noch nicht fest und es ist alles noch recht frisch, aber ich möchte mich doch gerne bereits jetzt eines sehr wichtigen Zeugen versichern, dem ich selbst einst als Auspex bei seiner eigenen Hochzeit beiwohnen durfte. So würde ich mich freuen, wenn du mir diese Ehre der Zeugenschaft ebenso erweisen würdest. Neben dem Pontifex Maximus und dem Flamen Dialis wärst du zweifellos der wichtigste selbstgewählte Zeuge, den ich mir bei dieser nach Confarreatio erfolgenden Eheschließung nur vorstellen kann. Das war das Mindeste, was er dem Iulier anbieten konnte. Es hätte auch sehr merkwürdig ausgesehen, wenn Lepidus seinen Freund und Verbündeten bei seiner eigenen Hochzeit nicht mit ins Kalkül eingeschlossen hätte. Solche Symbolik war immerhin manchmal mehr Wert als jedes Wort.



    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    So erschall dann auch das laute Hornsignal, welches die Bürger der Stadt darauf hinwies, dass ihre schaulustige Assistenz bei der Hinrichtung erwünscht wurde. Auf dem Forum Boarium würde nun bald die bereits öffentlich angekündigte Hinrichtung durch das Schwert stattfinden. Kaisertod hin oder her, hier konnte man die Gelegenheit nutzen, sich seine Laune durch die Beobachtung von sterbenden Menschen, die es tatsächlich verdient hatten, ein wenig aufzubessern.


    "Heute ist ein guter Tag zum Sterben." Der Tiberier zeigte sich sichtlich erfreut, während er, die Arme in die Hüften gestemmt, beobachtete wie sein erhöhter Sitzposten aufgebaut wurde - das Tribunal, auf dem er Platz nehmen würde, wenn er endlich das Signal zur Exekution geben konnte. Ein Moment, auf den die Vorfreude für ihn nicht größer sein konnte. Langsam kamen schon ein paar Römer zum Vorschein, die es wohl ebenfalls gar nicht mehr abwarten konnten, hier endlich Köpfe rollen zu sehen. Unterdessen bereitet sich auch der Carfnifex vor, welcher die Exekution letztlich durchführen würde. Der muskulöse Mann sah recht finster aus, sein Gesicht verzog keine Miene, während er die Fesseln abmaß und die entsprechenden Pfähle inspizierte, an welchen die zum Tode Verurteilten bald angebunden um Gnade flehen würden. Nun wartete Lepidus bis die Stadtwachen eintrafen, welche jene bedauernswerten Gestalten eskortierten, so dass der Spaß seinen Lauf nehmen konnte.

    Ein paar Tage vor der ersten Hinrichtung, die er zu vollziehen hatte, bat er einen entsprechenden Carnifex zu sich, der die eigentliche Drecksarbeit erledigen würde, während der Magistrat selbst genüsslich zusehen konnte, wie diese überaus nützliche Tätigkeit vollrichtet wurde. Dieser Henker sah schon recht kräftig aus, was ihm sicherlich half, Köpfe, sauber von ihren Körpern zu trennen. "Carnifex also? Man, man, wie wird man nur sowas? Ach, eigentlich muss deine Lebensgeschichte nun auch nicht kennen. Besprechen wir lieber das Wesentliche" Nachdem einige Formalitäten ausgetauscht wurden, überlegte Lepidus sogleich wie er diesem ganzen Spektakel noch etwas Würze verleihen konnte. Er fragte den Carnifex aus und ließ sich von seinen vergangenen Hinrichtungen berichten. Alles ziemlich gewöhnlich. Kopf ab, Publikum freut sich, ab nach Hause. Naja, wenn das mal keine Langeweile war. Dem Henker wollte natürlich auch nur das nötigste machen und sich icht unnötig mehr aufhalsen. Mehr Verfügungsgewalt hatte der Tiberier schließlich auch nicht über ihn. Aber mit dem ein oder anderen Argument, ließ sich da sicherlich noch etwas machen. "Was hältst du davon, wenn du dir ein paar Sesterzen dazu verdienen kannst?" Der Carnifex ließ eine Augenbraue nach oben wandern, zeigte sich doch eher skeptisch gegen solche Offerten. Doch bei dem Preis, dem ihm der Tiberier bot hörte er sich das einfach mal an.


    Lepidus' Schreiberling Hamilkar war an seinem Schreibtisch im Hintergrund ein wenig beschäftigt. Nur ein wenig konnte er jedoch beunruhigendes vernehmen. "...Genauigkeit... dorthin zielen... stumpf... hinauszögern..." Das alles aus Lepidus' Mund machte ihn natürlich recht misstrauisch. Der Carnifex war schon längst mit einem Lächeln entschwunden, als sich Hamilkar - wieder einmal als Stimme der Vernunft - an seinen Arbeitgeber wandte. "Was genau hast du da vor?" "Nur ein bisschen Auflockerung, du wirst schon sehen, das wird fabelhaft." "Ich verstehe nicht ganz, das hörte sich alles etwas... zweifelhaft an" "Achja, ich hab keine Ahnung, was du meinst. Schreib lieber weiter und mach dir darum keine Gedanken, ich bin mir sicher, es wird wie geschmiert laufen." "Genau das befürchte ich..."

    "Arme Plebejer", konnte der Tiberier daraufhin nur kommentieren. "Für alles zu knauserig und und kein Verständnis für Repräsentation" Ob man sowas einem Germanen überhaupt noch anerziehen konnte? "Nun, es ist ruhiger geworden, aber langweilig ist mir deshalb natürlich noch lange nicht. Derzeit stehe ich in Hochzeitsvorbereitungen, denn falls ich es noch nicht irgendwann mal in einem Brief erwähnte: Ich werde mich mit Flavia Domitilla verheiraten, einer sehr edlen Dame aus gutem patrizischen Hause. Merk dir doch schon einmal den PRIDIE KAL MAR DCCCLXV A.U.C.*, denn dann wird unsere Vermählung stattfinden." Wenigstens einer aus ihrer Familie würde standesgemäß heiraten, wie es Lucia hoffentlich sofort durch den Kopf ging. "Vielleicht wäre es ganz nett, wenn ihr euch vorher mal kennenlernt" Konnte immerhin nicht schaden und Lucia würde ein etwas nicht-germanischerer Umgang sicherlich gut tun.


    Sim-Off:

    * (28.2.2015/112 n.Chr.)



    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    "Ah, so lief das also ab". Das war natürlich einleuchtend, auch wenn Tiberius die Chronologie dieser Ereignisse kaum kannte. Erstens wer er in jener Zeit nicht in Rom und zweitens lagen die Ereignisse auch schon ein wenig zurück, so dass er für die Aktualisierung dieses Standes sehr dankbar war. Seine Frage war vor allem dahingehend gerichtet, ob irgendeine Gefahr bestand, dass diese Geschichte auf andere Weise einmal ans Licht kommen würde, aber hier schien es Entwarnung zu geben. "Danke für deine Aufklärung. Falls du dann kein weiteres Anliegen hast, so steht es dir frei zu gehen, wobei dir selbstverständlich überlassen bleibt dich im Anschluss an meine Salutationes wieder hier einzufinden, wo du in Anbetracht der Erlangung meines Vertrauens deine Bitten auch weiterhin vortragen darfst."

    "Natürlich wirst du das". Wozu war ein Klient auch da? Selbst wenn er in einer anderen Provinz weilte. "Erstatte mir hin und wieder Bericht, wie es in Aegyptus aussieht, allen voran was dir so für Gerüchte über die örtliche Elite, wie den Praefectus Minidius zu Ohren kommen. Ebenso fände ich bedeutsamere Militäropertationen interessant. Bekanntlich weißt du ja noch aus unserer gemeinsamen Zeit im Palast, dass es an der Ägyptischen Grenze durchaus nicht unbedingt sicher sein muss. Falls sich irgendetwas anbahnt, teil es mir mit." Informationen waren schließlich immer nützlich, besonders wenn es nicht unbedingt nur das offizielle Zeug war, was aus der Provinz nach Rom kam. "Ansonsten sei einfach pflichtbewusst und erfülle deine Aufgaben. Dann wirst du auch sicher noch die nächsten Stufen deiner Ritterkarriere beschreiten", gab der Tiberier dann schon mit einem deutlichen Ton des Abschieds von sich.

    "Eine sehr gnädige Auslegung, werter Consul", wobei das 'werter' möglichst schmierig betont wurde. "Ich bezweifle, dass Abstimmung und Bekundung der Anwesenheit ein und dasselbe sind und demzufolge in einer Handlung (nämlich ausschließlich der Abstimmung) erfolgen können, wobei die Veränderung der Stimmverhältnisse in diesem Falle wenigstens, wie es anständig gewesen wäre, allen Senatoren hätte offengelegt werden müssen, um Missverständnisse zu vermeiden" Ob der Iulier nie 'offiziell' als abwesend gemeldet war, konnte der Tiberier nicht beurteilen, er kannte nur die Zahlenverhältnisse und für ihn war es auch neu, dass es sich bei dem genannten um Senator Iulius Centho handelte. Da konnte ihm der Duccier leider alles möglich erzählen, ohne dass er es nachprüfen konnte. Es war auch jemandem, dem er leider auch keine Böswilligkeit oder Kooperation mit dem Duccier unterstellen konnte, so er doch auch der Verwandte des eigenen Verbündeten Dives war. Hier war jedoch eindeutig wieder einmal der Duccier schuld, der alles so auslegte, wie es ihm gerade passte. Erneut ein Zeichen, dass hier eher jemand an Machtakkumulation als an irgendetwas anderes dachte. Der Tiberier setzte sich wieder, kopfschüttelnd über das, was Rom derzeit erdulden musste.


    Sim-Off:

    Nur für spätere Rekonstruktionen und Leute, welche die Geschichte noch mitverfolgen wollen: Hier wurde Iulius Centho vor dem Beitrag noch unter abwesende Senatoren geführt. Nach der Edition versteht man sonst meinen vorherigen Beitrag vielleicht nicht mehr.

    Wie kann man nur mit so viel Arroganz nun auch noch die sehr ernste Diskussion und die sehr ernst gemeinten Kommentare einiger Senatoren so abbügeln? Für Lepidus hörte sich das alles eben nicht danach an, als würde der Consular Duccius beweisen, dass er einige seiner senatorischen Kollegen auch nur im Geringsten schätzte.


    Und dass die Senatoren es tatsächlich geschafft hatten, diesem Menschenfänger eine unbestimmt verlängerte Amtszeit zu verschaffen, war kaum zu fassen. Was dachten sie sich alle nur dabei? Lepidus war entsetzt und so suchte er nach irgendetwas, was hier faul war. Das ging hier doch wahrlich nicht mit rechten Dingen zu! Denn das konnte doch nicht im ernst die mehrheitliche Meinung im Senat war. Er dachte nach, während die Stimmen ausgezählt wurden und zählte selbst mit. Als das Ergebnis feststand, machte es keinen Sinn. Er zählte nochmal und nun wurde es offensichtlich: "Ich erhebe Einspruch! Die Abstimmung ist formal ungültig!", rief er nun während Vala so selbstsicher das falsche Ergebnis für sich beanspruchte. "Die Anzahl der abgegebenen Stimmen, zusammen mit denjenigen Anwesenden, die keine Stimme abgaben, stimmen nicht mit der zuvor festgestellten Beschlussfähigkeit des Senats überein!" Ein formaler Einwand, doch wie bei allen Sitzungen in allen Gremien natürlich kein Belangloser, denn auf diese Weise konnte eine Abstimmung natürlich völlig nichtig sein, da es Raum für Manipulation bei der Anzahl der Stimmen gab. Lepidus konnte natürlich nicht ahnen, dass es sich um etwas so harmloses handelten, wie die Tatsache, dass sich jemand bei der Feststellung der Beschlussfähigkeit nicht meldete oder vielleicht zu spät zur Sitzung kam, doch das änderte nichts daran, dass jemand da war, der formal gar nicht hätte mit abstimmen können. "Ich beantrage somit die erneute Feststellung der Beschlussfähigkeit des Senats und eine Wiederholung der Abstimmung!"

    "Vielen Dank, dass du es ihm anträgst. Mal sehen, ob er die Zeit finden wird" Wovon der Tiberier jedoch nach wie vor nicht ausging. Der Cornelier schien ihm einfach zu träge, um so etwas hinzubekommen. Da hatte das viel weniger mit Lepidus' eigener Stellung zu tun. Er glaubte kaum, dass Palma auch nur bei irgendeiner Hochzeit tatsächlich seinen Pflichten als Pontifex nachkommen würde. Andererseits war es seinseits sicherlich auch nicht unbedingt dumm seinem Strellvertreter möglichst viele Pflcihten zu übertragen, um sich anderen Dingen zu widmen - zum Beispiel schlafen. "Aber vielen Dank, dass du dann eventuell auch selbst zur Verfügung stehst. Ich bin mir sicher, dass auch Flavia dies erfreuen wird. Der Termin ist bisher anvisiert auf PRIDIE KAL MAR DCCCLXV A.U.C.*"


    Sim-Off:

    (28.2.2015/112 n.Chr.)

    "Eine gute Einstellung. Es kann nie verkehrt sein, sich in unbedingten Dienste des Kaisers zu stellen", kommentierte er nur sporadisch die offenbare Gleichgültigkeit des Petroniers in welchen Teil der Welt man ihn auch schickent. Wenn man dann aber Pech hatte und sich nicht kümmerte, landete man schnell in einer der hässlicheren und langweiligeren Provinzen. "Ich bringe meine Amtszeit vernünftig hinter mich und werde mich im kommenden Jahr auf meine Kandidatur für das Aedilat vorbereiten" Na klar, Cursus Honorum, einen anderen Lebensinhalt hatte er ja auch kaum.

    Der Tiberier war in der Tat recht angetan von der Erzählweise. Den Spanungsbogen hatte er gut geschlagen. Ein Aurelier also, der sich bei seinem Auftragsmord wohl den falschen Mann ausgesucht hatte. Scheint so, als hätte auch schon Durus mit dem ein oder anderen Problemfall zu kämpfen, welcher den Namen Aurelius trug. Welche nette Parallele zu seiner eigenen Situation. Nach dem Ende der Erzählung drückte er dem Iulier das Empfehlungsschreiben in die Hand. "Du hast es dir wahrlich verdient. Du hast durch dein Verhalten Schaden vom Consular Tiberius Durus wie auch vom gesamten Collegium Pontificum abgewandt. Dafür ist dir großer Dank zu zollen, besonders, wenn man bedenkt wie viel du wahrscheinlich von diesem dicken Monster hättest einstreichen können, welches auf so eine Gelegenheit sicher nur gewartet hat." Letztlich fand der Vescularier andere Wege seine patrizischen Widersacher zu beseitigen, doch um dies zu verhindern hätte es wohl noch mehr ehrenhafte Bürger benötigt. "Ich blicke erneut mit Stolz auf meinen teuren Verwandten" Und dies natürlich trotz der Tatsache, dass man Durus hier auch sehr negtiv auslegen konnte, aber dafür hatte der Tiberier wahrlich kein Gefühl. Aus seiner Sicht standen höhere Werte auf dem Spiel, als irgendeinen Aurelier ans Messer zu liefern. "So sage ich dir gern, wenn du irgendwann erneut etwas brauchen solltest, scheu dich nicht, dich an mich zu wenden und ich werde sehen, wei ich dir helfen kann. Ich denke ein Empehlungsschreiben kann deine mutige Tat kaum aufwiegen. Halte mich gern über deinen weiteren Weg auf dem Laufenden" Das meinte der Tiberier durchaus ernst. Hätte er von dieser Geschichte gewusst, er hätte wohl weit weniger gezögert. "Intessehalber würde mich noch interessieren, ob du in dieser Angelegenheit auch einmal mit diesem Marcus Aurelius Corvinus persönlich in Kontakt standest?"

    Auf die Zeiten Sullas hätte sich der Duccier gern berufen können, so dass er eben jenen Zeiten nacheifern möchte. Denn damals wurde in der Tat alles so hingebogen, wie man es gerade wollte. Und als ob die Gefahr der Machtfülle, was der Tiberier auch nicht für das stärkste Argument hielt, oder die Traditionen sowie das Recht die einzigen Argumente gewesen wären. Stattdessen ging er natürlich auf eines nicht ein (das tat auch keiner seiner Fürsprecher): Dass es schlicht keine so bedrohliche und ernste Situation gab, für die man für eine weitere Zeit dieselben Consuln benötigte. Und selbst wenn es diese gab, dann würde die weitere Amtszeit dieser beiden sicher nicht das Geringste daran ändern, aber auch rein gar nichts. Zu diesem Teil wurde hier nur heiße Luft verbreitet, mehr pathetisches Gelaber anstatt echter Argumente. "Ja, verlieren wir die konstruierten Notwendigkeiten bloß nicht aus den Augen und wehe dem, dessen Sehfähigkeit nicht so ausgeprägt ist, um Fantasiegebilde zu erkennen.", gab er dann nur noch in Anlehnung an die letzten Worte Valas als halblauten Zwischenruf von sich, da der Duccier auch schon zur Abstimmung bitten ließ.