Beiträge von Lucius Claudius Victor

    Die Männer waren zu erfahren und vor allem zu müde um auf die übernervöse Kontrolle anzuspringen. Victor glitt vom Pferd und hielt dem nach Beweisen fragenden Miles seinen Siegelring hin. Auch hier dürfte der Lupus der Claudier ein Begriff sein.
    Reicht dir das Miles? Wenn nicht kannst du mich ja in Ketten vor den Legatus Claudius Menecrates zerren,...mal sehen wie ihm das gefällt...
    Er ließ den Mann stehen und ging zu dem zweiten Miles der offensichtlich mit der Fracht auf dem fremden Pferd so seine Probleme hatte.
    Da der Leichnam in einer Decke eingewickelt und verschnürt war legte Victor die Hand auf das getrocknete Blut der Decke und entgegnete,
    Wir wurden etwa 30 Meilen von hier überfallen,...das sind unsere Toten,...wir wollten sie nicht den Aasfressern überlassen.
    Er wies dabei auch auf die beiden Leichname am Ende der Gruppe.
    Das würden wir für jeden Römer tun,...
    Er lächelte den Miles an. ...denn schließlich müssen wir in Zeiten wie diesen zusammen halten...nicht wahr?
    Der schwarze Hengst schnaupte und stampfte mit dem Vorderhuf einmal auf.
    Victor machte eine Unschuldsmiene und zuckte mit den Schultern.
    Ich schlage vor, einer von euch begleitet uns zum Castellum der Legio Secunda,...ich bin wirklich zu weit gereist um mich hier rechtfertigen zu müssen.
    Langsam ging er um den Hengst herum und glitt mit einer fliessenden Bewegung wieder in den Sattel. Er nahm die Zügel auf und sah den Miles fragend an.
    Nun, tapfere Torhüter von Mogontiacum,...wer geleitet den Neffen des Claudius Menecrates zu seinem Oheim?

    Vom Kommerz abgesehen... -.^
    Meine Frau hat sich heute bei mir :] bedankt, daß ich sie zur Mutter gemacht habe. Es gab einen dicken Schmatzer und...zu meinem Entsetzen...von meiner Tochter ...The Best of Andrea Berg...na dann,...Schwoof... 8)

    Endlich sahen sie die Mauern der Stadt. Wenn sie auch im Vergleich mit Roma mickrig wirkte und auch sonst nicht allzu imposant schien, so barg sie doch etwas , was den 5 Reitern seit vielen Wochen vorenthalten wurde. Ein Dach über dem Kopf und vor allem Sicherheit.
    Lucius führte den schwarzen Hengst mit dem abgedeckten Leichnam mit sich und zügelte sein Pferd neben der Torwache.
    Hinter ihm begannen die Männer verhalten zu feixen. Sie hatten es geschafft.
    Salvete Milites! grüßte Lucius erleichtert die Wachen. Mein Name ist Lucius Claudius Victor,...ich möchte zu meinem Onkel, dem Legaten der Legio Secunda...
    Irgendwie schaffte er es dabei trotz seiner abgerissenen Erscheinung und den blutgetränktem Kopfverband seinem Stand durch Haltung und Noblesse Ehre zu machen.

    Victor und seine 5 Begleiter hatten sich etwa 30 Meilen vor Mogontiacum verirrt. Unwissentlich waren sie jenseits des Rhenus als sie beschlossen ihr Lager aufzubauen.
    Sie versorgten ihre Pferde und entzündeten ein verdecktes Feuer.
    Gerade als sie ihre Cena und den letzten Rest syrischen Vinums verdünnt zu sich genommen hatten wurden sie von einer Gruppe Barbaren überfallen.
    Sie waren erschöpft und müde, trotzdem gelang es ihnen sich mit Mühe und Not sich ihrer Haut zu wehren. Jedoch kamen immer neue Barbaren hinzu, bedrängten die kleine Gruppe immer mehr und kreisten sie schließlich ein. So wie die Dinge nun lagen brauchten sie nur noch einen nach den anderem mit ihren Spießen abzustechen. Victor war zwar nicht allzusehr verletzt, doch fiel es ihm immer schwerer den zustoßenden Spießen eine Abfuhr zu erteilen. Ihr Glück allein war es, daß nur zwei der Barbaren geeignet lange Spieße besaßen.
    Da erschienen zwei Männer auf Pferden, offenbar Römer und griffen in den Kampf ein. Sofort wandten sich einige Barbaren von ihnen ab und stürzten sich mit Gebrüll auf die Neuankömmlinge.
    Während die Männer im Inneren des Kreises sich weiter der inzwischen fahrig zustoßenden Spieße erwehrten. Die Kampfeswut der beiden Neuankömmlinge war beeindruckend. Von ihren Pferden aus machten sie schweigend die erste Welle der Angreifer nieder, wobei die Pferde selbst auch tödliche Hufschläge austeilten.
    Sie schafften es die teilweise verletzten Männer aus der Einkreisung zu entsetzen und die Angreifer auf sich zu konzentrieren…vor allem die beiden Spießträger.
    Victor und seine Freunde kämpften die verbliebenen Barbaren nieder und eilten dann zu den beiden Kämpfern und den Barbaren um sie herum.
    Zu spät, einer von ihnen stützte sich schwer auf auf seinen Sattel, die Spatha blutgetränkt hing an seinem rechten Arm wie ein verletztes Körperteil. Allein sein Pferd drehte und wendete sich immer wieder.
    Trat gegen Harnische und zertrümmert manchen Schädel…um die beiden herum lagen viele Tote und stöhnende Verwundete.
    Der andere wütete wie ein Beserker unter den langsam zurückweichenden Barbaren. Mit vereinten Kräften gelang es die letzten Angreifer in die Flucht zu schlagen. Während seine Kameraden ihrem Sieg einen lauten Schrei widmeten und den fliehenden Barbaren Schmährufe hinterher brüllten sah Victor nach den beiden Fremden.
    Der eine lag im Schoß des anderen und flüstere etwas.
    Victor trat näher und kniete sich neben die beiden.
    Sein Körper war ein einziger Schmerz.
    Er konnte nicht verstehen was der Sterbende sagte, blutige Blasen quollen über seinen Lippen.
    Sein Kamerad kniete vor ihm, hielt ihn wie ein Kind in den Armen und blickte ihn an.
    Doch sein Blick war leer. Fassungslos legte Victor seine Hand an dessen Schulter um sich zu vergewissern. Ein letztes Seufzen ließ Victor erkennen, daß auch der zweite Mann tot war.
    Hinter ihm standen seine Kameraden und blickten betroffen auf die beiden Toten. Sie hatten die Sterbenden und Verwundeten Barbaren von ihren Leiden erlöst und verharrten inEhrfurcht vor den gefallenen Fremden.
    Das Freunde waren die tapfersten Männer die ich je gesehen habe,...wir werden sie mitnehmen und ehrenvoll bestatten lassen.
    Alle pflichteten ihn bei.
    Ihm war eigentümlich schwer ums Herz. Als er die beiden da sah wie der Tod sie ereilt hatte. Sie mussten sich sehr nahe gestanden haben,…vielleicht waren sie ja Brüder?
    Während die Kameraden die beiden Leichname in ihre Decken wickelten durchsuchte Victor die Packtaschen an den Pferden der beiden nach Hinweisen auf der Identität.
    Er fand eine Urkunde zur Ernennung zum Decurio der ALA II Numidia.
    Der Name des Inhabers des Offizierspatents war Lucius Dexius Nero...er sah zurück zu den Kameraden die einer traurigen Pflicht nachgingen. Lucius,...ich hoffe, daß ich meinem Namen auch soviel Ehre erweise wie du dem Deinen..und ich hoffe, daß ich meinen Freunden immer so beistehe wie du es für Fremde getan hast.
    In der anderen Tasche fand er einen Beutel mit Geld und ein verblasstes Bildnis einer ganz offensichtlich sehr schönen Frau.
    Auf der Rückseite war etwas eingraviert.
    Liebster Primus auf ewig dein, Tullia
    Weiter fand sich nichts verwertbares, außer an der Scheide der zweiten Spatha am Sattel waren die Initialien GTP eingeritzt.
    GTP,...P stand für Primus,...soviel war klar. Sein Blick fiel auf seinen Freund Primus…dann auf die beiden verschnürten Leichnahme.
    Die Decken begannen sich rot zu färben.
    Ein Wunder bei dieser Vielzahl von Verletzungen, daß sie so lange gekämpft haben. Auch einer ihrer Kameraden war seinen Verletzungen erlegen und sie empfanden, daß er einen guten Tod hatte.
    Nachdem sie auch ihn in seine Decke gewickelt hatten versorgten sie ihre Wunden und brachen das Lager ab.
    Sie versuchten die beiden Pferde der Toten einzufangen.
    Nie zuvor hatte Victor solche Pferde gesehen.
    Besonders der schwarze Hengst erschien ihm besonders kraftvoll und von ebenmäßigem Wuchs. Sie gaben es auf und gingen ein wenig in sich, empfahlen die gefallenen Helden den Göttern, als sich der große schwarze Hengst einem der reglosen Körper näherte.
    Victor stieß Primus an und wies mit dem Kinn in die Richtung der Szene.
    Das Pferd beugte den mächtigen Kopf und es stieß unendlich sanft immer wieder gegen den Leichnam. Offenbar war es sein Reiter. Victor ging auf das Pferd zu,… langsam mit beruhigenden Worten. Dann nahm er den Körper vom Boden auf und legte ihn vorsichtig mit Hilfe des herbei gekommenen Primus auf den Sattel.
    Das Pferd stand still und strahlte eine majestätische Ruhe aus. Sie banden den Leichnam fest und verfuhren genauso mit den beiden anderen Toten.
    Vor dem Aufbruch sahen sie sich noch einmal um und stellten erschrocken fest, daß mehr als 20 Barbaren ihr Leben gelassen hatten.
    Betreten warf Victor noch einmal einen Blick auf den Toten. Sie würden in den Zeiten des Krieges eine wahre Lücke hinterlassen.
    Dann ritten sie in die Richtung aus der die beiden gekommen waren...fanden eine Furt und kurz darauf eine Römerstrasse. Sie fragten einen Händler nach dem Weg und waren überrascht wie nah sie an ihrem Ziel waren.
    Mit frischem Mut und trauriger Fracht ritten sie langsam mit schmerzenden Körpern nach Mogontiacum.

    Victor bereiste schon einige Zeit die östlichen Provinzen.
    Wie lange er nun schon unterwegs war wußte er nur anhand seiner Aufzeichnungen. Sein Zeitgefühl hatte sich im Rausch der orientalischen Welten verloren. Bis nach China war er mit seinen Freunden gereist. Seide und fremdartiges Gewürz gekauft.
    Er hatte Menschen und Tiere gesehen deren Existenz manch einer in den Erzählungen als Aufschneiderei abtat. Victor war ein linguistisches Talent und jedesmal, wenn sie ein neues Land bereisten lernte er von den Führern die wichtigsten Sitten und Gebräuche.
    Er sog deren Kultur und Religion in sich auf wie einen Schwamm und war überrascht wie ein solch sperrig-grobes Volk wie das Seine zu solch einem Imperium kommen konnte. Er traf auf Hirten die ihm mehr über das Wirken der Götter vermitteln konnten als er bisher glaubte wahrzunehmen. Er traf auf Händler die ihm mehr über Geldwirtschaft und Politik näher brachten als er es in zwei Leben in Roma erfahren hätte. Er schlief mit so vielen Frauen, trank soviele verschiedene Weine und vergorene Getränke, daß er wußte was gut war und was nicht. Selbst betäubende Dämpfe und Tinkturen zur Erlangung einer anderen Weltsicht hat er erforscht mit der Erkenntnis, daß ein klarer, wacher Geist das beste Mittel zum Überleben ist. Auf seinen Reisen traf er auf Söldner, Renegaten, Reisende und von allen lernte er Kampftechniken und taktische Grundzüge.Er lernte sowohl eine Gruppe wie auch eine Karawane zu schützen und zu verteidigen. Er lernte mit dem Bogen zu schießen und traf bald ein laufendes Kaninchen oder eine fliegende Taube. Als Stadtrömer waren im Pferde immer ein Graus gewesen,doch lernte er Reittiere schätzen. Er ritt alles vom Esel über das Muli, dem stolzen Araber dem Kamel, dem Dromedar bis hin zum Elefanten. Doch richtig lieben lernte er die klugen Pferde.
    Er lernte, daß es wichtig sei mit sich Selbst im Reinen zu sein. Wenn er auch die Erkenntnisse sammelte so lehnte er manche Zeremonie zur Läuterung ab. Sein Antrieb war Neugier und der Vergleich, weniger die Läuterung. So schaffte er sich eine kleine Göttergemeinschaft die er neben den Laren der Claudier um Beistand bat, insgeheim wissend, daß es Zufall sein müsste, wenn sie ihm zuhörten und demnach beistanden. Die familiäre Zu seinem großen Erstaunen sah er aber auch, wie weit die Kaufleute des Imperiums bereits gekommen waren. In China konnte er keltischen Stahl, germanische Glaskunst und goldenen Bernstein sehen.
    Er traf selbst in Indien auf kleine römische Gemeinden,...wenn es auch Juden
    waren, so konnte er in diesem Teil der Welt römisches Essen und Klatsch aus dem Imperium erfahren. Überhaupt schienen ihm die Juden ein weitreisendes und vor allem schnell heimisch werdendes Volk zu sein. Sie schufen sich rasch eine kleine Subkultur, ähnlich einem Habitat.
    Überall traf er in den Civitates auf jüdische Viertel und er erfuhr auch von ihnen viel über ihren Gott Jahwe, Karawanserei und nicht wenig über die Kunst der Heilung von Krankheiten und Verletzungen aller Art. Das jüdische Volk half einander und die Einheimischen verachteten sie nur scheinbar. Im Grunde waren sie den Langnasen dankbar für ihre Waren und ihr Wissen.
    Er amüsierte sich über das Bedürfnis der jüdischen Männer ständig und permanent zu diskutieren. Alle hatten eine Meinung, die von der jeweils anderen entweder meilenweit oder nur einen pes entfernt war. Trotzdem gelang es in den meisten Fällen einen Fall oder eine Sache zuende zu bringen. Etwas wovon der römische Senat soweit entfernt war wie die Erde von der Sonne.
    Hier galt das Gemeininteresse, jede Entscheidung lieferte die kleinen Gemeinden auf Gedeih und Verderb an das Gelingen des Entschlusses aus. Eine Tatsache die wohl nur in völliger Abgeschiedenheit und feindlicher Umgebung zustande kommen konnte.
    Die Sicherheit, wie er sie in Roma kennengelernt hatte existierte nur im Denken der Bürger, im Grunde war alles Menschengeschaffene ein Spielball der Götter und auf Gedeih und Verderb jenem ausgeliefert was man gemeinhin Schicksal nennt.
    Es waren nun fast 6 Jahre, als er auf dem Weg nach Hause in Antiochia Halt machte. Optisch nicht als Römer zu erkennen, ebenso wenig wie seine 6 Begleiter.
    Männer die er einstmals als Gladiatoren gekauft hatte um ihm Schutz auf der Reise zu bieten. Aus der üblichen Herablassung gegenüber Sklaven war in den Jahren die Einsicht gekommen, daß niemand etwas für die Zufälle der Geburt konnte und sein wahrer Wert in seinem Vermögen dem jeweils anderen zu entsprechen bestand.
    Ungezählte Male hatten sie gemeinsam Stürme, Wüsten und Überfälle überstanden, Freud und Leid geteilt, waren sich näher gekommen und hatten einander akzeptiert. Bald schon waren die Gladiatoren freie Männer und begleiteten Victor nun als Freunde und Weggefährten. Ihnen fiel die Unruhe in der Stadt auf und so fragten sie nach der Ursache. Entsetzen kam in Victor hoch und wenn auch 4 seiner Freunde Germanen waren so konnten zwei seine Gefühle nachvollziehen. Sie waren Stadtrömer, die aufgrund von Überschuldung in die Sklaverei gegangen waren und sich als Gladiatoren verdungen musste. Caius und Primus standen ihm am nächsten und so berieten sie was zu tun war.Victor bot allen an ihrer Wege zu gehen, sie waren reiche Männer, vermögend genug um den Rest ihres Lebens sorgenfrei zu leben. Doch alle unterwarfen sich Victors Weg. Er wollte nach Germania, dort war sein Onkel Menecrates Legat der Secunda. Menecrates war ihm immer ein Vorbild gewesen, wie oft weilte dieser damals bei seinen Eltern?
    Onkel Menecrates würde wissen was zu tun war. Denn eines war klar, die Patrizier würden mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auf einer Proskriptionsliste landen. Jetzt nach Roma zu gehen wäre der direkte Weg in einen Carcer der Praetorianer. Caius blieb in Antiochia zurück.
    Mit ihrem Geld kauften sie einen Getreide Handelsposten und überließen dem fähigsten Kaufmann unter ihnen dessen Betrieb.
    Die Gewinne würden sie weiter anlegen und wenn alles vorbei war würden sie sich wieder hier treffen. Der Abschied war herzlich aber kurz und bald schon zogen die verbleibenden 6 Männer gen Germania.