Beiträge von Petronia Romana

    Als Classicus den Vertrag auf den Tisch schob und sein Gesichtsausdruck ein Grinsen annahm, lächelte Romana. Still las sie die Formulierung mehrfach durch und krauste schlussendlich ihre Stirn, ihn ansehend. Der Gewinn aus dem Verkauf geht zu gleichen Teilen an die Vertragspartner. Sie wiederholte sinngemäß das zuletzt Gelesene und dachte kurz über die Worte nach. Dazu fällt mir noch eine Frage ein. Woher beziehst du das Gold und hast du eine eigene Mine?
    Natürlich gefiel ihr der Vertrag und sie war damit mehr als zufrieden, allerdings wollte sie sich nicht bevorteilt wissen.

    Crispus war ihr gegenüber nie wirklich wie ein Pater Familias aufgetreten und deshalb sah sie jetzt auch eher ungläubig zu Massa auf. Du meinst, er kann es verhindern und nach seine Vorstellungen eine Verbindung erzwingen oder verwehren? Heftig wurde der Kopf geschüttelt und nach dem gereichten Becher gegriffen. Ungeachtet, ob es schicklich war oder sie sich daneben benahm, trank sie in langen Zügen vom Wein. Der wirkliche Geschmack blieb ihr im Moment verborgen und zurück blieb auf der Zunge die leichte Bitternis seiner Worte. Lebt die Gens denn in Rom? Auch jetzt war die Neugier nicht ganz verebbt und obwohl sie noch über die Worte nachdachte, funkelte es in ihren Hellblauen verräterisch.
    Romana entschied, was sie trug, was sie tat oder ließ und sie konnte sich nicht vorstellen, andere entscheiden zu lassen, wen sie lieben sollte. Deshalb fiel ihr Nachdenken auch dementsprechend aus und die Antwort kam ohne Zögern. Ich würde davonlaufen! Unterstützt wurde ihre Aussage zusätzlich noch durch ein Blitzen in den Augen und ein Zucken um ihr noch feuchtes Lippenpaar. Gleichzeitig schob sie ihre schlanke Hand suchend in die von Massa und flüsterte, sich seinem Ohr nähernd. Du kannst sie entführen, wenn du sie liebst.

    Jeden Handgriff verfolgte Romana und bemerkte dabei etwas verspätet, dass Classicus durch die Tür getreten war. Erst als er Thales ansprach, schenkte sie ihm ihre Aufmerksamkeit und ein anerkennendes Lächeln. Der Meister hat mich meisterhaft informiert und ich konnte mich von deinen Worten überzeugen. Abermals wurde ein Blick auf den Holzkasten mit dem Ton geworfen und sich überzeugt, dass der Prozess der Herstellung seinen Lauf nahm. Er arbeitet ganz nach meinen Vorstellungen und ich denke, er wird auch meine Entwürfe mit viel Können umsetzen.
    Da Nuha nicht weit von der Braunhaarigen entfernt stand, zog sie ihr die Ledermappe mit den Entwürfen unter dem Arm hervor. Erste Zeichnungen habe ich dabei und weitere werde ich durch meine jüngere Sklavin in regelmäßigen Abständen vorbeibringen lassen. Ihre Hellblauen in das Gesicht von Classicus gelenkt, wurde die Ernsthaftigkeit ihres Denkens deutlich sichtbar und es entstand eine kurze Pause. Wann kann ich die ersten Schmuckstücke zum Kauf anbieten und wie weit ist der Vertrag?

    So rot wie der Wein im Becher, leuchteten die Wangen von Romana nach dem Kuss von Massa. Instinktiv strich sie mit den Fingern darüber, die von ihm frei gegeben, nun zu zittern begannen. Sie hielt kurzzeitig die Augen geschlossen mit dem Versuch, ihr Herz zu beruhigen. Das heftige Schlagen irritierte sie und durch das Rauschen in den Ohren, fiel es ihr schwer, alle seine Worte zu erfassen. Durch seine Nähe, den Lippenkontakt auf ihrer Haut und das nachfolgende Feuer in ihrem Gesicht hochgradig aufgeregt, nahm sie sehr vorsichtig den gefüllten Becher an sich und hob ihn ihm genau so entgegen. Ich dir für die Einladung. Fand sie nach kurzzeitig stummem Verharren endlich die Sprache wieder in Begleitung eines sanften Lächelns.
    Samtig lag der erste Schluck auf ihrer Zunge, berauschte ihre Sinne mit seinem Geschmack und dem Duft, der sich mit ihren Gefühlen mischte. Ihr Blick wanderte wieder zu ihm, hing an seinem Augenpaar und formte sich für sie zu einem Bild der Faszination. Nicht in der Lage weg zu sehen und immer noch das Feuer in ihren Wangen spürend, brennend die Stelle, wo vormals seine Lippen lagen, trank sie nippend. Hinter jedem, noch so kleinen Schluck, verbarg sie ihre Unsicherheit und wagte es nicht, den Becher abzusetzen. Es war für sie wie ein Verstecken, ein Verbergen ihrer wirklichen Gefühle, oder auch der Angst, er könnte etwas sehen, etwas erraten, was ihr fremd und neu war und doch für sie so erregend.

    Sein Augenkontakt und das Berühren ihrer Hände, trafen Romana so unvermittelt, dass sie vorerst zu keiner Reaktion in der Lage war. Lange Zeit behielt sie deshalb die Stellung bei, atmete kaum und lauschte seiner Stimme. Erst, nachdem das Streicheln ihrer Hände unterbrochen wurde und er seine Einladung aussprach, realisierte sie die direkte Nähe zu ihm und sog beim leisen tiefen Luftholen seinen Duft durch ihr Näschen. Die Fingerspitzen begannen sacht zu zucken und zwangen sie, sich zu konzentrieren. Ihre Hände in seinen lassend und die Fibeln betrachtend, kam die Antwort leise und mit hörbar belegter Stimme. Eine Gegenleistung für ein Geschenk? … bitte, nein! Es erinnerte sie sofort an die abweisende Reaktion von Serapio und es mischte sich Enttäuschung in den Tonus, als sie weiter sprach. Deine Einladung ist kostbarer als diese Fibeln und nicht vergleichbar mit irgend einem, noch so edlem Schmuckstück.
    Sein Lächeln und das Halten ihrer Hände, dieser atemberaubende Duft verwirrten die Braunhaarige und der Gedanke auf eine Reise zu ihm … 'mit ihm allein, ungesehen von Anderen' ... Forschend vertieften sich ihre Hellblauen in seinem Blick auf der Suche nach Antworten und ihre Lippenbewegungen formten kaum hörbar … ohne Ehemann!

    Einen kurzen Blick nur warf Romana auf den schwarzen Stein und lächelte dann. Gefunden dort, wo das Feuer das Wasser küsst. Sie hatte schon einmal so einen Kristall gesehen und sich die Geschichte dazu erzählen lassen. Jetzt erinnerte sie sich daran und ihr fielen die Worte des Schmiedes wieder ein und trieben ihr die Röte ins Gesicht. Damals verstand sie von dem Gesagten kaum etwas. Erst später und vor allem heute, nachdem sie in Rom weilt… nachdem sie weiß, warum sie hier her geschickt wurde.
    Mein Interesse an Schmuck hat mich zu dir geführt. Ich habe deinen Herrn kennen gelernt und ihn meine Entwürfe gezeigt. Der Versuch, sich abzulenken gelang halbwegs und die Braunhaarige fand ihre Sicherheit langsam zurück. Er hat nicht übertrieben mit seinem Lob über deine Arbeit. Seinem sicheren Händchen und dem Gespür für die Herstellung, zollte sie nicht nur mit Worten Anerkennung sondern auch ihre Hellblauen sprachen von Bewunderung. Das Leuchten ihn ihnen und das Strahlen in ihrem Gesicht nahm mehr und mehr zu, gespannt auf die Fertigstellung des Schmuckstückes.

    Nach einem kurzen Blick auf den Entwurf, worauf im Detail gut zu erkennen war, wie der Armreif nach seiner Vollendung aussehen könnte, trat Romana einen Schritt zurück. Seine Warnung und ihr Wissen ob der Arbeitsschritte, zollte sie den gebührenden Respekt, obwohl die Neugier fast überwog. Sie hielt ihre Hand, schützend über die Augen und blinzelte darunter hervor. Welchen Stein gedenkst du zu verwenden? Ihre Frage bezog sich auf einen Onyx oder einen Glasstein, wobei sie besonders einer schwarzen Perle den Vorzug gab. Dabei stiegen unbeabsichtigt Erinnerungen an das Gespräch mit Massa nach der Cena in ihr hoch und verstärkten das bereits vorhandene aufgeregte Kribbeln in ihrem Bauch. Erst als das Zischen die Aufmerksamkeit der Braunhaarigen wieder auf sich zog, verflüchtigten sich langsam Gedanken und Gefühle, zurück blieb das schwärmerische Leuchten in ihren Hellblauen und das erregende Klopfen in ihrer Brust.

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    Nuha


    Als die Grauhaarige mitbekam, was hinter ihrem Rücken vor sich ging und Romana im Zimmer auf und ab lief, zog sie spontan die Tür ins Schloß.
    Zu der neuen jüngeren Sklavin aufsehend, die sie fast um einen Kopf überragte, verzog sie das Gesicht entschuldigend. Ich kann dir auf dem Weg durch die Casa deine Aufgaben erklären und dir zeigen, worauf deine Domina großen Wert legt. Wir beginnen am besten in den Unterkünften, oder du sagst mir, was du zuerst zu sehen gedenkst.

    Da war es wieder das Pfeifen und Romana wurde aufmerksamer. Galt es nun ihr oder war es für Massa gedacht? Für sie sah es so aus, als sah der Jüngling in ihre Richtung und doch war sie sich nicht sicher und ihre Reaktion sehr verhalten. Mit den benetzten Fingern der Rechten, strich sie sich eine Locke hinter das Ohr und verzog dabei ihr Lippenpaar zu einem Schmunzeln. Die andere Hand behielt sie im Wasser, ohne das Spiel zu beenden. Durch die bequeme Haltung auf den Rand sitzend, wirkte sie noch schmächtiger und mädchenhafter. Ihre schlanken, alabasterfarbenen Fesseln deuteten auf lange endlose Beine hin, die durch das leicht nach oben gerutschte Gewand nur zu erahnen waren.
    Zwischen Massa und dem Blonden hin und her sehend, entschied sie sich für Zurückhaltung, auch wenn ihr Herz durch sein Klopfen Anderes zu ihr sprach.

    Als der alte Mann aus dem Schatten trat, hatten sich die Hellblauen an das Dunkel des Raumes gewöhnt und Romana sich einen Überblick verschafft. Offenbar wurde sie bereits angekündigt und so beließ sie es bei der Begrüßung und kam gleich zum Thema. Auch war ihr sofort aufgefallen, dass er Gold schmolz und eine Form zum Gießen bereit stand. Ich wollte dich nicht stören. Deutete ihre Hand in die Richtung des Feuers und Neugier lag in ihrem Blick. Bis der Herr kommt, werde ich dir zusehen und mich von deinen gepriesenen Fähigkeiten überzeugen, Meister Thales.
    Ohne den Schemel zu beachten trat sie näher und musterte den Alten offen. Nach welchen Entwürfen arbeitest du?

    An zahllosen Tabernae waren sie vorbei gekommen und oft traten Händler an die Sänfte und priesen ihre Waren direkt an. Romana war mittlerweile leicht genervt und die wurde regelrecht ungehalten, wenn es nicht vorwärts ging. Vor Stunden waren sie von der Casa Aemilia aufgebrochen und noch immer nicht am Ziel angelangt.
    Nuha lief nebenher und gab Anweisungen, wo genau sie erwartet wurden und wo Classicus hoffentlich auf sie warten würde. Beim Abschied blieb noch Einiges ungesagt und nun war die Braunhaarige gespannt, ob der Vertrag bereits vorgefertigt war. Sie konnte es nicht mehr erwarten, die ersten Schmuckstücke herstellen zu lassen und die Neugier auf den hoch gelobten Meister stieg, je näher sie der Werkstatt kamen.
    Als plötzlich ein Ruck sie erschütterte, hielt sie wenige Wimpernschläge den Atem an und stieß die Luft dann leise schnaufend wieder aus. Die Hand ausstreckend und die der Grauhaarigen fassend, schob sie ihren schlanken Körper vorsichtig in Freie, bis sie neben der Alten zum Stehen kam. Während sie sich umsah, strich diese die Tunika der Jüngeren glatt und ordnete deren Lockenpracht mit flinken Handgriffen.
    Perfekt zurecht gemacht, ihre Figur umspielt von einer cremefarbenen bodenlangen Tunika und in Begleitung ihrer Sklavin, die voraus ging und die Tür öffnete, betrat Romana die Schmiede. Durch den Geruch erwachten sofort Erinnerungen und durch die bekannten Geräusche zog über ihren Rücken ein kurzes erregendes Frösteln. Salve! Klang ihr Gruß durch den Raum. Auf die Erwiderung hoffend, blieb sie unweit der Tür stehen und gab Nuha durch Blickkontakt zu verstehen, weiter hinein zu gehen.

    In ihr Tun vertieft und gefangen vom Anblick und der Schönheit der Schmuckstücke, entnahm Romana dem Kästchen zwei goldene Fibeln. Es waren genau jene, die sie als Geschenk bei sich trug, als sie in Rom ankam und welche für eines der Familienmitglieder bestimmt waren. Inzwischen versöhnt damit, dass Serapio es damals ablehnte, sie von ihr entgegen zu nehmen, bestand immer noch das Bestreben, sie zu verschenken und das wollte sie jetzt und hier.
    Sich wieder Massa zuwendend und den Blick hebend, hielt sie ihm beide Hände entgegen. Jeweils auf einer Handfläche lagen die Gewandschließen und matter Glanz ließ nichts von ihrer Wertigkeit offen. Geformt wie Blätter glichen sie sich und waren doch so unterschiedlich in ihrer Einzigartigkeit. Die möchte ich dir schenken. Ganz leise sprach die Braunhaarige, um den Moment eine gewisse Feierlichkeit zu verleihen oder aber auch, weil sie nicht in der Lage war lauter zu sprechen. Unter ihrer Haut kribbelte es und sobald sich ihre Augen mit seinen kreuzten, fiel ihr das Durchatmen schwer und der Herzschlag übertrug sich in ihre Fingerspitzen und ließen sie zittern. Wenn du nicht in Rom weilst, werden sie dich erinnern. 'An mich erinnern' … der Gedanke färbte ihre Wangen mädchenhaft. Obwohl sie ihn nicht aussprach, war er auf ihren leicht geöffneten Lippen und in ihren Hellblauen deutlich zu erahnen und verstärkte noch das pochende Gefühl in ihrer Brust.

    Die Zweideutigkeit seiner Worte blieb Romana im Augenblick verborgen, zu sehr war sie auf seine Antwort gespannt und hing deshalb mit ihren Hellblauen an seinen Lippen. Gedanklich auf die Schmuckherstellung bezogen, fiel danach auch ihre Antwort aus. Die Perle hat die Natur geformt und die Fassung …? Auf der Suche nach den passenden Worten verzog sie ihr Lippenpaar und sog kurz die Unterlippe zwischen die Zähne. … der Meister erkennt ihre Schönheit mit seinen Augen und versucht sie mit den Händen zum Strahlen zu bringen.
    Zufrieden mit dem Gesagten und wieder ganz auf das andere Thema konzentriert, näherte sie sich neben ihm haltend, dem Ausgang des Hortus. Obwohl sie es etwas bedauerte, den von ihr geliebten Ort zu verlassen, war ihr anzusehen, dass sie Freude dabei empfand. Ohne die Aufmerksamkeit der Anderen erhoffte sie sich, ihre Neugier zu stillen und dabei zu erfahren, wer die Eine war. Ganz tief in ihrem Inneren empfand sie jedoch auch ein klein wenig Enttäuschung nach seiner, für sie so ehrlich klingenden Antwort. Auch wenn sie es sich nicht eingestehen wollte und es wahrscheinlich nicht als das sah, was es war, das Gefühl ließ ihr Herz wieder aufgeregter pochen und auch ihre Wangen färbten sich erkennbar dunkler. Wer sollte es dir verwehren? Sie verstand nicht, wer diesen Mann Steine in den Weg legen könnte und ihn das ... Für sie gab es keine Ehe als Geschäft, sondern nur Verbindungen aus Liebe. Genau so sah sie dann Massa auch an und strahlte dabei über ihr ebenmäßig zartes Gesicht.

    Auf sein Kneifen reagierte Romana, als habe er sie eher liebkost als gekniffen. Sie sah ihn mit ihren großen hellblauen Augen an und obwohl die Stelle zu schmerzen begann, lächelte sie spielerisch leicht und verteilte ein Kompliment mit verhalten ironischem Unterton. Du stehst wahrlich hinter deinen Versprechen. Das und nichts Anderes habe ich von einem Centurio bei der Classis Misenensis erwartet. Dabei strich sie sich eine vorwitzige Locke aus ihrer Stirn, als sei Kneifen für sie das Normalste auf der Welt. Anderen Ortes und allein mit ihm, wäre sie sicherlich kreischend und lachend davon gelaufen. Hier blieb sie wie selbstverständlich an seiner Seite und plauderte, trotz des Kribbeln in ihrer Magengegend.
    Perlen strahlen am schönsten in einer passenden Fassung. Auch wenn sie das mehr auf den Schmuck bezogen fand, passte es zu ihrer Einstellung. Für sie ergaben viele Dinge erst einen Sinn, wenn sie sich in einen Rahmen zu einem Gesamtbild fügten und so sah sie auch eine Ehe für sich an. Durch seine, für sie schmeichelhaft klingenden Worte, mit dem Thema Heirat schon fast versöhnt, blieb weiterhin die eine Frage. Gibt es für dich denn eine Kandidatin? Und wieder schlug ihr Herz dabei Alarm und in ihren Augen begannen das Strahlen.
    Er sprach nur die ganze Zeit von ihr und davon, dass Frauen nicht zum Teilen bereit waren. Was für sie dabei eigentlich von Interesse war, blieb bisher im Gespräch außen vor. Ich meine, hast du die Eine ins Auge gefasst … die du irgendwann fragen würdest? Kaum ausgesprochen, war sie sich doch nicht mehr sicher, ob es eine gute Idee war, noch einmal so ausdrücklich danach zu fragen. Wie eine versöhnliche Geste, schob sie ihm deshalb ganz bewusst und vorsichtig ihre Hand über den Handrücken und lächelte zögerlich, obwohl ihr Blick dabei Anderes verriet.

    Nach dem Zwinkern und Lächeln von Massa trat Romana einen Schritt seitlich, ein gespieltes Empören auf dem Gesicht. Dahinter jedoch verbarg sie auch gekonnt ihre Unsicherheit und das Suchen nach den passenden Erklärungen auf seine vielen Fragen. Ist das ein Versprechen?
    Sich ihm wieder nähernd und sich die rötlich gefärbte Kneifstelle besehend, ging sie auf seinen scherzhaften Ton ein und flüsterte, mit den Fingern darüber streichend. Am besten auf einen Kandidaten. Dann gibt es keinen Zweifel daran, denn er liebt dann schon einmal meine Kniffe. Jetzt war das Zwinkern an ihr und ihr glockenhelles Lachen klang mädchenhaft durch den Hortus.
    Nach einer kurzen Pause, gefüllt durch ein leises verebbendes Glucksen, antwortete sie wieder halbwegs ernsthaft. Nur das leicht schelmische Lächeln lag weiter auf ihren Mundwinkeln und in ihrem Blick, als sie begann. Mein Wert wird sich erhöhen, wenn ich erfolgreich meine Entwürfe in Schmuck arbeiten lasse. Wenn der Mann mich schon nicht liebt, dann sollte er mich wenigstens bewundern und stolz auf mich sein. Vielleicht sieht Serapio das ähnlich und überlegt reiflich.

    Jamas, Appius Decimus Massa, Centurio bei der Classis Misenensis. Versteckter Stolz schwang in der Stimme von Romana gepaart mit einem leichten Zittern, als sie sein Prosten erwiderte und sichtlich nachdenkend wirkend einen Schluck trank. Ich werde dich in meine Gebete zu Minerva einschließen.
    Das kam sehr leise, doch so überzeugend und keine Widerrede duldend, dass sie über sich selbst verwundert war und verlegen mit einer ihrer Locken zu spielen begann. Seine vorherigen Worte und sein Blick hatten bei ihr erneut dieses Kribbeln hinterlassen und selbst die Frage nach den Schmuckstücken konnten daran vorerst nichts ändern und waren kaum eine Ablenkung von seiner Person. Sie beobachtete ihn nippend, ihr Gesicht so weit verdeckt, dass ihre Regungen um die Mundwinkel verborgen blieben, bis sie in der Lage war den Becher abzusetzen und ihn anzulächeln.
    Ohne ihren Blick ganz von ihm zu nehmen, gab sie dabei Nuha einen Fingerzeig und beobachtete die Grauhaarige aus dem Augenwinkel, wie sich diese aus ihrer Stellung löste und mit der kleinen Schatulle zu ihnen kam. Erst als sie neben dem Tisch stehen blieb sah die Braunhaarige zu ihr und ermöglichte es ihm damit unbewusst, sie zu betrachten, während das Kästchen von ihr geöffnet wurde und ihr Gesicht das Strahlen des Goldes einfing.

    Ohne, dass sich die Züge in ihrem Gesicht veränderten, wurde das Strahlen in ihren Augen noch leuchtender, als sie Massa mit diesem träumerischen Blick ansah. Sollte es nicht aus dem Herzen kommen? Romana konnte sich gefühlsmäßig begeistern und genau so über alle Maßen betrübt sein. Oft war ihr das passiert, wenn ihr Vater sie verließ, um wieder für lange Zeit weg zu bleiben. Dann fing sie ihre Begabung auf und war für sie wie eine Art Versteck, um sich nicht zeigen zu müssen.
    Da liegst du falsch und da bin ich wenig Römerin. Wenn sie sonst mit Stolz von ihrer Herkunft sprach und nach römischen Werten erzogen wurde, ging ihre Meinung dabei eigene Wege. Ich habe hier von dem Plan erfahren, dass ich verheiratet werden soll und wenn ich das mitgeführte Schreiben von Crispus an Serapio richtig deute, wurde die Bitte an ihn geäußert.
    Inzwischen zogen sich Fältchen über ihre Nasenwurzel und der Glanz in ihren Hellblauen verschwand. Allen Anschein nach sah Massa in ihr eine Art von Ware auf dem Heiratsmarkt, die von Serapio an den Meistbietenden verkauft wurde und das wollte sie ganz und gar nicht sein. Noch fehlt mir die Gewissheit dazu und es ist keine Nachricht eingegangen, was der wirkliche Grund für das Entsenden nach Rom war und was der Cousin meines Vaters damit bezweckt hat. Aber ich werde es heraus finden und … ich werde nur aus Liebe einem Mann gehören? Das Letzte und vor allem das kleine Wörtchen nur kam eindringlich und leise geflüstert zwischen ihre Lippen hervor und für einen Augenblick kniff sie ihn sogar unkontrolliert in den Handrücken. Erst als es ihr Gewahr wurde und sich ihre Hand ihm entzog, errötete sie und flüsterte. Verzeihung!

    Die Braunhaarige saß mit dem Rücken zum Wasserspiel am dem Brunnenrand und plätscherte mit den Fingern hinter sich im Wasser. Leicht die Augen geschlossen nahm sie das Stimmengewirr und die Geräusche um sich nur beiläufig wahr. Ihre Gedanken kreisten um die letzten Tage in Rom und vor allem in der Casa der Familie ihrer Mutter. Die herzliche Aufnahme durch Serapio und vor allen die Unterhaltung mit Massa, aber auch das Zusammentreffen mit Stella und die Bezeichnung Barbarin. Alles war so fremd und so neu für sie, teilweise erschreckend und dann auch wieder sehr aufregend.
    Ihre wieder geöffneten Hellblauen wanderten durch die Reihen der vielen ausgelassenen und fröhlich, meist gut gekleideten Feiernden und blieben dann an der Person haften, die Massa gegenüber stand. Durch den Blick für Schönes und das geschärfte Sehen, wenn sie auf der Suche nach Anregungen für ihre Entwürfe war, geriet Romana ins Grübeln. 'Was war es, was an dem Bild nicht stimmen konnte? War es nicht der pfeifende Jüngling vom Hufeisenwerfen?' Wieder musterte sie seine Figur und wechselte dann zu dem Mann, den sie irgendwie in ihr Herz geschlossen hatte und der sich offenbar anregend unterhielt.

    Ihre Hand behielt weiter druckvoll seinen Handrücken, nur die Fingerspitzen begannen sich wieder leicht zu bewegen. Sie war zu aufmerksam, um es zu bemerken und bemüht, genau seinen Worten zu lauschen. Es kam nicht so oft vor, dass ihr ein Mann so viel Erklärendes vermittelte. Meist sahen sie in ihr ein junges Weib, was irgendwann an der Seite eines Gatten ihr Dasein fristete. So sah sie auch den Grund, weshalb sie Crispus nach Rom gesandt hatte und genau das wollte sie nicht für sich. Außerdem konnte sie sich nicht vorstellen, dass ein Mann jeden Abend bei ihr saß und sich mit ihr unterhielt. Viel zu gerne war sie allein und zeichnete oder spazierte durch die Natur. Hier in Rom bliebt ihr nur der Hortus, aber auch diesen nutzte sie viele Stunden am Tag.
    Ich bestehe auf meine Freiheiten! Das Funkeln in ihren Augen bestärkte den oppositionellen Ton, nur das Aufstampfen eines trotzigen Kindes blieb aus, als die Erwiderung auf seine Worte kam. Bei den Aussichten auf ein Leben als Ehefrau, war sie so noch weiter davon entfernt, als bisher und wollte es auch noch eine Zeit bleiben.
    Obwohl? … aber dafür musste der Richtige kommen und ihr Herz erobern. Im Vergleich mit ihrem Vater gab es nicht so viele potentielle Kandidaten und Massa kam in ihren Augen dem schon sehr nahe. Liebe kommt aus dem Herzen. Sinnierte sie eher träumerisch und auf einer Ebene, die ihren Gefühlen geschuldet war und ihre Augen strahlen ließ.

    Das Leuchten war noch eine Spur deutlicher nach den Worten von Classicus. Ihre Erregung kaum noch verbergend, sah sie Azar an, der sie offenbar dort hin begleiten sollte oder wenigstens alle Vorbereitungen dazu traf.
    Sie war sich sicher, Nuha stand bereit und wartete bereits, um ihren Wünschen entsprechend aufzubrechen. Wenn wir uns so weit einig sind, werde ich mich auf den Weg begeben. Auch wollte sie nicht weiter stören. Wir sehen uns, nachdem ich mir die Gegend angesehen habe. Da es nur ein Abschied auf Zeit war, fiel er, entgegen ihrer Gepflogenheit, etwas förmlicher aus. Romana verließ, begleitet von einem Sklaven die Casa und ließ sich wenig später von der Grauhaarigen in die Sänfte helfen.