Beiträge von Petronia Romana

    Als Massa begann, sich zu bedienen, trank Romana schweigend von ihrem sehr dünnen und erfrischenden Wein. Sein durchdringender Blick verwirrte sie wieder und das nun schon bekannte Kribbeln, zog sich von ihrem Nacken ausgehend abwärts. In die Erinnerung an den Abend davor, mischten sich Gefühle unbeschreiblich aufregend und für sie irritierend. Der Griff nach der Serviette fiel dadurch sichtbar fahrig aus und ihr Blick blieb wider erwartend das erste Mal gesenkt.
    Mit zitternden Fingern und bewusst langsam plätscherte sie in der Wasserschale. Welche Gottheit beschützt deinen Traum? Mit der Frage kam das Heben des Köpfchens und die Suche nach einer Antwort in seinen Augen. In der Zwischenzeit und auf eine Antwort hoffend, trocknete sie ihre Finger und griff sich eine Hand voll von den Nüssen. Das Zurücklehnen und das Entspannen, wie von ihr gedacht, gelang nicht wirklich. Deshalb wirkte sie eher verkrampft und unentschlossen, sortierte ihre Tunika ständig neu und nestelnd.

    Das Herz der Braunhaarigen schlug nun endlich bis zum Hals und die Verwirrung darüber zeichnete ihre Wangen deutlich. Sie fühlte sich aufgeregt und fand keine wirkliche Erklärung dafür. Leichte Übelkeit stieg in ihr auf, oder war es auch ein Kribbeln, was sich unter der Haut auszubreiten versuchte? Auf alle Fälle war es für Romana etwas Fremdes und eher Unangenehmes. Mit leichtem Druck seiner Hand, hielt sie sich fester, als suche sie Halt bei ihm und das Lächeln wechselte von ihren Lippen in ihren Blick. 'Wie kann das sein, keine Einzige?' Die Frage blieb das erste Mal unausgesprochen und wurde von ihr mit einem innerlichen Seufzer beantwortet.
    Ihre Hellblauen lagen in seinem Gesicht und zogen rastlos ihre Kreise. Die Umgebung war längst ausgeblendet, nur der feine Duft der Rosen traf betörend ihre Sinne. Wie auf einer Woge wandelte sie neben ihn, sah nur den Mann an ihrer Seite.
    Mir fällt das Teilen leicht. Für sie der gleiche Sinn und doch doch eine andere Formulierung. Auch nicht so leise geflüstert und doch nur für ihn gedacht. Dazu lächelten ihre Augen schwärmerisch und blieben an seinem Lippenpaar haften. Unbegreiflich … keine Einzige! Sprudelten letztendlich die Worte viel zu schnell und zu laut aus ihrer heraus und ließen sie erröten.

    Das Nicken von Romana fiel etwas zögerlich aus, weilten doch ihre Gedanken bereits bei der Koordination der zukünftigen Tätigkeit. Nach einem weiteren Schluck lächelte sie allerdings erneut und erhob sich. Sie war so gespannt auf die Werkstatt, dass jeder Augenblick der Verzögerung für sie unerträglich zu werden schien und auch durch das Leuchten in ihren Hellblauen immer deutlicher sichtbar wurde. Ich habe die Zeit und wenn du mir die Richtung weist, werde ich mit der Sänfte ans Ziel getragen. Natürlich wollte sie ihm die Möglichkeit geben, vor ihr dort zu sein und deshalb sah sie Nuha an. Du sorgst dafür, dass sie nicht zu schnell laufen, ich möchte mir die Gegend ansehen.
    Während die Grauhaarige davon ging, sah sich die Braunhaarige noch einmal im Atrium um. Du hast ein Händchen für schöne Dinge, ich denke ich werde deinen Geschmack in meinen nächsten Entwürfen einfließen lassen. Der leere Becher fand nun auf dem Tisch seinen Platz und Romana sah Classicus an. Ich hoffe es ist dir Recht?

    Nuha war zurück mit den süßen Datteln und stand wieder zwei Schritte hinter Romana, die nur Augen für die Gaukler besaß und ein Früchtchen nach dem anderen genussvoll zwischen ihre Lippen verschwinden ließ. Erst als das Letzte verzehrt war, erinnerte sie sich wieder an das Los. Sie gab es der Grauhaarigen zum Aufbewahren ohne zu wissen, was es damit weiter auf sich hätte. Ihre Finger fühlten sich klebrig an und langsam überkam sie eine leichte Müdigkeit mit dem Wunsch nach einer Erfrischung. Auf der Suche nach einem Brunnen, ließ sie ihren Blick schweifen. Das Augenmerk der wenig bekannten Personen, galt sowieso Anderen, auch sehnte sie sich nach Kühle und Erholung. Begleite mich zum Brunnen und anschließend zur Preisvergabe. Beeilte sie sich zu sagen, steuerte dabei das erspähte Wasserspiel an, ohne sich dabei weiter um die Ältere zu kümmern, die auch weiterhin nicht von ihrer Seite wich.

    Zum Erröten blieb Romana keine Zeit. Auch sah sie bereits aus wie ein junges Mädchen, dass über die Wiesen gesprungen war und jetzt glücklich und nur ungern, ihre Worte zurück hielt. Sie hing mit ihren Hellblauen an seinen Lippen und strich mit den Fingerspitzen über seinen Handrücken. Ich könnte teilen. Erklang ihr Flüstern gerade wie ein Dröhnen in ihren Ohren, weil der Gedanke plötzlich Töne bekam. Zum Glück begann er in diesem Moment zu Lachen und milderte somit die Peinlichkeit und das Entsetzen in ihren Augen, welches sie mit wenigen schnellen Wimpernschlägen wieder verdrängen konnte, bevor sich erneut ihr Blick mit seinem kreuzte.
    Natürlich war sie unerfahren und kannte sich in Ehefragen nicht aus. Das Gefühl der Liebe war für sie bisher ein höheres Gut der Freundschaft und männliche Wesen verglich sie mit ihrem Vater. Neben Massa fühlte sie etwas Anderes, für sie Fremdes und teilweise Verwirrendes. Je länger sie ihm lauschte und darüber nachdachte, um so schneller schlug ihr Herz. 'Welche Frau könnte nicht bereit sein, so einen Mann zu heiraten? Ging es dabei nicht um seine Wahl?'
    Und wieder perlte etwas über die Lippen, was hätte lieber dahinter bleiben sollen. Wie viele Frauen hast du bereits gefragt?

    Sein Lachen vermittelte Romana eine gewisse Vertrautheit, deshalb fand sie es nicht verwunderlich, dass er ihre Hand hielt und sie zurück aus seinen Handrücken platzierte. Die Wärme, die von ihr ausging, vermittelte ihr Geborgenheit und dennoch schlug ihr Herz schneller und verwirrte sie wenige Wimpernschläge lang. Beim scherzhaften Suchen in ihrem Gesicht mit seinen faszinierenden Blick, der Kommentar dazu, reizten sie zum mädchenhaften Kichern und einem reizvollen Augenaufschlag. Eher unbewusst versank sie dabei schwärmerisch in seinen Augen, lauschte seinen Worten.
    Eine Ehe auf Zeit mit der Flotte. Die Wiederholung des Gehörten, ganz leise und mehr zu sich gesprochen, lösten sie aus ihrer Faszination und ließen sie ernster werden. Die Flotte wird … Romana brach ihren Gedanken ab oder besser, sie nahm ihn als Frage auf. Wünschst du dir Kinder?
    Ihrer Meinung nach, wollte jeder Mann Familie und sie konnte sich nicht vorstellen, dass er ohne einen männlichen Spross sein Leben beenden wollte. Nachdem sie erfuhr, weshalb sie in Rom weile, versuchte sie sich mit ihrem Los anzufreunden. Mein Vater liebt mich sehr, doch bin ich nur seine Tochter und muss mich mit seiner Abwesenheit abfinden. Bisher habe ich meinen Stiefbruder nicht kennen gelernt. Wahrscheinlich macht er irgendwo Faustus Petronius Romanus stolz. Der Unterton bei der Aussprache des Namens war deutlich hörbar und doch spiegelte sich die Liebe zu ihm in ihren Hellblauen und ließen sie dadurch wieder zu dem kleinen Mädchen werden, was durch ihre äußere Erscheinung für die Meisten verborgen blieb.

    Ihr geschulter Blick, um das Gesamtbild von Massa zu erfassen, wirkte überaus zufrieden über das, was sie sah. Das Dunkelblau seiner Wolltunika harmonisierte mit seinen Augen und seinem braunen gewellten Haar, was sie sogleich an ihren Vater erinnerte und ein warmes Lächeln auf ihre Lippen zauberte. Dein Kompliment schmeichelt mir und ich kann es nur an dich zurück geben. Antwortete sie dezent errötend, als sie nach dem Platznehmen und mit gesenktem Blick ihr Gewand ordnete. Als sie ihren Kopf wieder hob, war davon nicht mehr viel zu bemerken und sie schenkte ihn ein strahlendes Lächeln.
    Auf seine Getränkewahl hin, ließ sie sich erst einmal einen sehr verdünnten Wein reichen. Noch war sie nüchtern und wollte, bevor sie etwas Kräftigeres trank, wenige Bissen zu sich nehmen. Interessiert besah sie sich dazu das Speisenangebot auf dem Tisch, beantwortete im Anschluss an die kurze Denkpause, seine Frage. Sehr gut geschlafen und sehr früh erwacht. Von einem Schmunzeln wurden die Worte begleitet und an die Hektik nach dem Aufstehen gedacht. Minerva hat mir einen traumlosen Schlaf beschert und mich ausgeruht erwachen lassen, um jetzt mit dir hier sitzen zu können.
    Da waren sie wieder, die mädchenhaften Züge und das leichte Funkeln in ihren Hellblauen. Mit den Fingern strich sie fast zärtlich über den Becherrad, ihr Blick den seinen kreuzend. Ich habe bisher um die Zeit kaum etwas zu mir genommen und freue mich dafür um so mehr, über deine Einladung zum Prandium. Den Becher Massa leicht entgegen streckend, verharrte sie abwartend und lächelnd, auf einen Trinkspruch seinerseits hoffend.

    Obwohl die Braunhaarige nicht gestört werden wollte, blieb es nicht dabei. Kaum saß sie wieder auf der Fensterbank mit Blick in den Hortus, hörte sie die beiden Frauen an der Tür flüstern und wenig später hielt ihr unvermittelt die Grauhaarige eine Tabula entgegen, begleitet von den leisen Worten, sie sei von Crispus.
    Zuerst verstand sie nicht, griff aber danach. Erst Wimpernschläge später, als die Ältere sich wieder entfernte, warf sie einen Blick darauf und las zuerst gedankenverloren und dann mit sichtlichem Interesse ... Ich bin ehrlich gesagt ziemlich überrascht über das, was du mir schreibst. Ich hatte einen Brief von deinem Vater, in dem stand, dass ich einen Mann in Rom für dich suchen soll. Du hattest ja immer gesagt, dass du dahin willst, also hatte ich angenommen, dass du von den Plänen deines Vaters weißt. Für eine gehorsame Tochter dürfte es ja sowieso kein Problem sein, den Entscheidungen seines Vaters zu vertrauen. ...
    '… seines Vaters zu vertrauen … was schrieb er da?' ... Und natürlich werde ich auch für eine Mitgift sorgen, wenn es soweit ist. Allerdings wird es schwierig werden, sie während dem Krieg zu verschicken. So lange müsste das ganze also noch warten. Ich würde 500 HS vorschlagen, aber gib Bescheid, wenn du mehr brauchst. Ich möchte nicht, dass du den Decimern auf der Tasche sitzen musst. ... Ein für sie unbeherrschtes Lachen erklang und überzog ihre Wangen mit Zornesröte. Gut erzogen, verbarg sie die Beschimpfungen hinter ihren Lippen und schob zum Protest nur ihre Unterlippe vor, um darauf herum zu kauen. Als Rest blieb das böse Funkeln in ihren Hellblauen, als sie weiter las und sich dabei an das Begrüßungsgespräch mit Serapio erinnerte.
    Erst beim Lesen der zuletzt, angefügten Worten wirkte ihre Mimik versöhnlicher und es erschien ein sachtes Lächeln nach Rückzug ihrer Unterlippe. Der Tabula in der Hand haltend, erhob sie sich. Ungeachtet der offenen Tür und den beiden Sklavinnen, schritt sie im Zimmer auf und ab am Überlegen, wie sie nun darauf reagieren sollte.

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    Petronia Romana - Casa Decima Mercator - Roma, Italia



    M. Petronius Petroniae s. p. d.


    Ich bin ehrlichgesagt ziemlich überrascht über das, was du mir schreibst. Ich hatte einen Brief von deinem Vater, in dem stand, dass ich einen Mann in Rom für dich suchen soll. Du hattest ja immer gesagt, dass du dahin willst, also hatte ich angenommen, dass du von den Plänen deines Vaters weißt. Für eine gehorsame Tochter dürfte es ja sowieso kein Problem sein, den Entscheidungen seines Vaters zu vertrauen.


    Ich habe schließlich auch alles getan, um dir zu helfen - ich habe dir Geld mitgegeben, meine Kontakte spielen lassen und sogar an den Praefectus Praetorio geschickt, den ich eigentlich gar nicht kenne. Und natürlich werde ich auch für eine Mitgift sorgen, wenn es soweit ist. Allerdings wird es schwierig werden, sie während dem Krieg zu verschicken. So lange müsste das ganze also noch warten. Ich würde 500 HS vorschlagen, aber gib Bescheid, wenn du mehr brauchst. Ich möchte nicht, dass du den Decimern auf der Tasche sitzen musst.


    Im Übrigen geht es uns gut, auch wenn der Krieg herauf zieht. Ich hoffe, die germanischen Truppen werden Rom nicht belagern, sodass du in Gefahr gerätst. Solltest du vom Anrücken gegnerischer Truppen erfahren, bitte ich dich, zu fliehen - es ist zu gefährlich, in der Stadt zu bleiben. Ich hoffe, Decimus Serapio kann dich als Praefectus Praetorio in Sicherheit bringen.


    Berichte mir auch, wenn Decimus Serapio jemanden einen Ehemann für dich gefunden hat.


    Vide ut valeas!


    P.S.: Natürlich freue ich mich, dass du wohlbehalten angekommen bist und gut aufgenommen wurdest. Grüße die Decimer von mir!

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    Das Ientaculum ließ die Braunhaarige heute ausfallen, nahm dafür ein ausgiebiges Bad. Nach einer sanften Ganzkörpermassage mit zart duftenden Rosenöl, unterzog sie sich der üblichen Prozedur des Haarehochsteckens. Unzählige Nadeln verschwanden dabei zwischen ihren Locken und waren zum Schluss nicht mehr sichtbar. Sie trug keinen Schmuck im Haar, wollte nicht vom Eigentlichen ablenken. Auch mochte sie ihre natürliche Lockenpracht und diese nicht so festgezurrt auf ihrem Köpfchen.
    Etliche Male musste ihr Nuha eine Tunika reichen und ihr beim Überziehen behilflich sein, bis sie sich endlich für eine in einem bastellfarbenem Blauton entschied, die mit zwei schlichten goldfarbenen Fibeln und einem passenden Gürtel schlussendlich um ihren schlanke Silhouette drapiert wurde. Unter dem bodenlangen Gewand trug sie schlichte naturfarbene Ledersandalen, deren Spitzen ausschließlich beim Laufen für einen kurzen Moment in Erscheinung traten.
    So zurecht gemacht stand sie pünktlich und in Begleitung von Nuha am Eingang des Tablinum und versprühte den Charme einer jungen hübschen Römerin. Da bin ich und ich hoffe, du musstest nicht zu lange auf mich warten. Wenige Schritte ging sie hinein und blieb dann stehen, vorerst den Blick nur auf ihn gerichtet.
    Ihre Begleitung blieb am Eingang stehen und beobachtete wohlwollend ihren Schützling. Sie hielt eine Schatulle in den Händen, in der die ausgewählten Schmuckstücke lagerten, die Romana am Vorabend noch ausgewählt hatte und die sie Massa zeigen wollte.

    Als Romana den Blick erneut hob, war das Leuchten am Abklingen und das Lächeln nahm die gewohnte Form an. Auf ihren Wangen blieb eine Spur Röte und wieder lag das Mädchenhafte auf ihren Zügen. Ich werde pünktlich da sein. Ihre Stimme klang etwas belegt und verbarg kaum das leicht aufgeregte Vibrieren.
    Sonst hätte sie sofort Überlegungen angestellt, was sie für Schmuckstücke zeigen wollte. Im Augenblick beschäftigte sie nur der ein Gedanke 'was zieh ich an?' und 'hoffentlich darf ich sein Gesicht zeichnen'. Außerdem fand sie den Gedanken erregend, eine Verabredung mit einem Mann zu haben ohne Aufsicht und in einem Raum, der von der Stimmung her ganz ihrem Gemüt entsprach und sie zum Träumen brachte. Stunden konnte sie im Tablinum verbringen, saß früher bei Chrispus meist allein und entwarf ihre geschmackvollen Schmuckstücke.
    Ja, sie verstanden sich. Den Eindruck gewann sie in jedem Moment an seiner Seite und deshalb schob sie nun, wenn auch zögerlich, ihre schlanke Hand auf seine und behielt sie dort bis ... Steht mir die Neugier auf der Nase? Abrupt nahm sie diese zurück, schob eine Fingerspitze über ihr Näschen und schielte ihr nach. Oder woher weißt du?

    Unschlüssig und verwirrt von den Worten des Leibsklaven Serapios, glitt Romana vom Fensterbrett und trat neben Nuha. Zuerst einmal musterte sie wortlos die Frau, die wenig älter schien als sie und von herber Schönheit war. Die Züge um ihren Mundwinkeln wirkten trotzig und ihre Mimik nicht sonderlich erfreut. Salve Dahmat! Auch die Braunhaarige grüßte in gewohnter Freundlichkeit und lächelte dabei verhalten und dennoch so offen, wie es ihr gerade möglich war.
    Ein Geschenk in dieser Form und mit dieser Verantwortung ... die Gedanken sorgten für Verwirrung und Sprachlosigkeit. Wahrscheinlich wirkte sie auch genau so und in ihren Hellblauen war die Unentschlossenheit deutlich zu sehen, als sie der Grauhaarigen mit der Hand über die Schulter strich. Von der Alten zur Jüngeren blickend, bildete sich eine leichte Falte über der Nasenwurzel. Nuha wird dich in deine Aufgaben einweisen und dir helfen, dich einzuleben. Und nur an Dahmat gewandt. Es gibt in nächster Zeit viel zu tun und du kannst mir dabei behilflich sein. Mehr war vorerst nicht zu sagen und so trat auch Romana wieder weiter in den Raum zurück und überließ die Beiden ihrem Schicksal. Ihren Gesichtszügen war dabei anzusehen, dass sie ins Grübeln verfiel und nicht weiter bereit war, sich um ihr unverhofftes Geschenk zu kümmern. Sie musste sich etwas ausdenken, wie sie sich bedanken könnte und damit war sie intensiv beschäftigt, wollte nicht mehr gestört werden.

    Romana ließ ihren Blick weiter über sein Gesicht kreisen, sah zum ersten Mal den Mann an ihrer Seite mit den Augen einer jungen Frau. Bisweilen war er für sie ein Familienmitglied der Gens ihrer Mutter und in gewisser Weise eine Art Bruder, den sie nie hatte bis zum Tag der Ankunft in Rom. Mit ihren Hellblauen zog sie seine leicht kantigen Konturen nach und hob dabei mehr und mehr die Mundwinkel zu einem verzückten Lächeln. Sie sah ihn dabei aber auch mit den Augen einer künstlerisch begabten Zeichnerin und das faszinierte sie gerade an seinem Antlitz. Am liebsten im Tablinum, dort ist der Lichteinfall und der Blick beeindruckend und ich denke ... dort kommen die Stücke gut zur Geltung. Bei den letzten Worten senkte die Braunhaarige ihren Blick, um das Leuchten in ihren Augen zu verbergen. Ihre Gedanken waren nicht bei den 'Schmuckstücken' und um ein Haar hätte sie nicht 'Stücke' sondern 'dein Gesicht' gesagt. Für einen kurzen Moment berührte sie dabei seine Hand mit ihren zarten Fingerspitzen. Nur wie ein Hauch, wie ein Schmetterlingsflügel, allerdings genug, um leicht zu erschauern und sofort wieder zurück zu ziehen.

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    Nuha


    Nun ist es also so weit. Nuha zog eine eisige Gänsehaut über den Rücken, als sie die Worte von Ravdushara vernahm.
    Romana saß auf der Fensterbank als es sie die Tür öffnete und hob jetzt den Kopf und sah zu ihnen herüber. Diese junge Frau sollte also die Ablösung sein, die sie herbei gefürchtet hatte und die sich nun bewahrheitete. Dazu auch noch ein Geschenk des Präfekten und nicht ablehnbar. Salve Dahmat! Der Gruß ward freundlich ausgesprochen, auch wenn es der Grauhaarigen traurig zu Mute war. Es war das Los der Alten und sie musste sich in die Rolle fügen, würde sich zurück ziehen und wie ein ausgedientes Pferd, auf ihr Gnadenbrot hoffen. Das ist eurer neue Herrin, Petronia Romana, die Tochter der verstorbenen Decima Atilicina und des Faustus Petronius Romanus. Auf die Braunhaarige deutend, trat sie einen Schritt zur Seite, um den Blick frei zu geben.

    Die Reaktion von Nuha blieb von der Braunhaarigen nicht ungesehen, obwohl sie mit ihren Gedanken ganz andere Wege beschritt. Aus dem Augenwinkel sah sie Serapio und einen fremden Römer an seiner Seite mit der Biga vorbeifahren. Die Begeisterung in seinem Gesicht und der Stolz in seinen Blick faszinierten sie. Obwohl sie ihn noch nicht so lange kannte, hatte sie den Eindruck gewonnen, er tat und nahm sich was er wollte. Vielleicht war sie in gewisser Weise wie er. Auch Romana verfolgte ihre Ziele und war stolz auf ihre Herkunft. Schon immer wurde sie mit ihrer Mutter verglichen und selbst ihr Vater musste das zugeben, wenngleich er auch ein stolzer Mann war. Oft beschlich sie in letzter Zeit der Wunsch, sich an ihn zu lehnen, seine Wärme zu spüren. Dann schüttelte sie es ab und widmete sich ihren Zeichnungen oder ließ sich im Balneum verwöhnen. In den Wochen in Rom war sie gewachsen und sie kam sich größer vor. Sah im Spiegel ein anderes Gesicht und betrachtete es oft sehr nachdenklich. Wahrscheinlich gab es deshalb die Differenzen mit der Grauhaarigen. Weil sie dem Kindsein entwachsen war und weil sie verheiratet werden sollte. Diesen verdammten Gedanke daran, den bekam sie nicht aus ihrem Kopf. Er beschäftigte sie auch in diesem Augenblick und zeichnete ihr Gesicht mit ernsten Zügen. Sie sah ihre Sklavin an und ihr Näschen kräuselte sich auffallend. Besorge mir etwas Essbares, am besten vom Obststand. Der bestimmende Tonfall klang fremd in ihren Ohren und doch konnte sie nicht anders. Es lag der Groll darin, den sie nicht überwunden hatte seit dem Gespräch mit ihr und dem Wissen, um den wahren Grund in Rom zu weilen. Besser noch Datteln! Rief sie der davon gehenden Nuha nach und bedauerte einen kurzen Augenblick, dass sie sich nicht zurück nehmen konnte. Erst als sie sich wieder dem Spektakel widmete, verblassten die Gedanken und die Konzentration kehrte zurück zu den Gauklern.

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    Nuha

    Das Spektakel hielt ihren Schützling gefangen und um sie herum alles vergessen. Die Bewegungen von Romana sahen geschmeidig aus und die kleinen aufgesteckten Löckchen wippten im Takt. Selbst die Rempler der Umstehenden quittierte sie mit einem Lächeln, was sonst eher zu einem Rückzug geführt hätte. Mit ihrem hellblauen Kranz im Haar, sah sie bezaubernd aus und Nuha ließ sich von deren Stimmung anstecken. Auch wenn sie sich einen Schritt hinter der Braunhaarigen aufhielt, dies, nach dem skeptischen Blick ihres Schützlings als notwendig ansah, beobachtete sie erfreut die Jüngere. Viel zu lange gab es keine derartige Ablenkung und sie konnte sich nicht erinnern, wann sich die Kleine das letzte Mal so ausgelassen gab. Eine Sache bereitete ihr jedoch Kopfzerbrechen. Immer größer wurde die Müdigkeit an langen Tagen. Am Abend fiel sie auf ihr Bett und konnte durch die schmerzenden Glieder kaum einschlafen. Morgens quälte sie sich hoch und kam schlecht in den Tritt. Der Wunsch, zurück zu Crispus zu gehen, beherrschte ihre Gedanken zunehmend und sie ertappte sich dabei, es Romana zu sagen. Inzwischen gab es so viel Unausgesprochenes zwischen den Beiden, dass es für Nuha zur Belastung wurde. Das Kind wuchs zur Frau heran und die Veränderungen seit Rom, blieben ihr nicht verborgen. Ihre Aufgabe war erfüllt, das Versprechen gegenüber Romanus und seinem Cousin eingelöst. Die Tochter wurde erwachsen und selbständig, fand in der Gens ihrer Mutter die nötige Unterstützung. Selbst ihre Pläne begann sie zu verwirklichen und das ganz ohne fremde Hilfe. Nuha war stolz auf sie und dennoch traurig über die Entwicklung und den nahenden Abschied. Mit Mühe hielt sie die hochkommenden Tränen zurück und trat, ohne ein Wort an sie zu richten, an ihre Seite mit ihr gemeinsam applaudierend.

    Noch mit Begeisterung in ihren Hellblauen beobachtete sie seine Hand und obwohl sie es als überaus angenehm empfand, dass er sie über ihre schob, errötete Romana leicht. Bisher pflegte sie kaum Kontakt mit jungen Männern und wenn, dann war dies nur der Höflichkeit geschuldet und mit Besuchen verbunden. Einzig ihr Vater und Crispus kamen ihr bisweilen so nahe, wie es jetzt Massa tat und das verwirrte sie doch etwas.
    Als er ihr Flüstern erwiderte und sich mit ihr zu verabreden schien, hob sie ihren Blick und sah zu ihm auf. Sehr gerne … vielleicht dann morgen zum Prandium. Nicht mehr ganz so leise kam ihre Antwort und sie sollte nicht so aufgeregt klingen, wie ihr Herz schlug. Dennoch war die Erregung nicht wirklich zu verbergen und ihre Stimme im Klang leicht zitternd. Sie selbst schob es allerdings nur auf sein Interesse, die leichte Gänsehaut dabei und das Aufstellen der Härchen in ihrem Nacken auf ein leichtes Frösteln.

    Classicus hatte die Pause genutzt und sich die Entwürfe genauer angesehen, während Romana ihr Herzklopfen mit dem kalten Wasser zu unterdrücken versuchte. Sie trank es in kleinen Schlucken und kreuzte den Blick über den Becherrand hinweg ab und zu mit Nuha.
    Bei seinen ersten Worten hielt sie das leere Gefäß den Sklaven entgegen, damit sie ihn nicht zwischen die Zeichnungen abstellen musste, sich ganz dem Gesagten widmen konnte. Als er endete und sie erwartungsvoll ansah, verzog sie ihre schön geformten Lippen zu einem sanften Lächeln. Dein Angebot Aemilius Classicus ehrt mich überaus und auch wenn ich mich mit der direkten Herstellung nicht annähernd auskenne, kann ich mir eine Beteiligung durchaus vorstellen. Wenn dein Sklave ein Meister seines Faches ist und du mir die Verwaltung und den Verkauf anvertrauen würdest, entspräche es durchaus meinen Vorstellungen.
    Die Offenheit ihrer Worte unterstrich die Braunhaarige mit einem eben solchen Blick aus ihren Hellblauen, gab der Grauhaarigen gleichzeitig einen Fingerzeig auf den Tisch. Während die Ältere die Entwürfe wieder an sich nahm und die Schmuckstücke zurück in die Schatulle barg, schob Romana den Goldreif zurück auf den Oberarm, sprach dabei einige ihrer Gedanken laut aus.
    Wo genau befindet sich eigentlich die Werkstatt und wann treffe ich dort deinen Meistersklaven an? Lässt du zurzeit Arbeiten? … entschuldige die vielen Fragen, am liebsten würde ich mir die Schmiede in den nächsten Tagen ansehen. Wirkte sie bisher ruhig und durchaus souverän, konnte sie nun die innere Erregung nicht mehr länger verbergen. Ihre Augen begannen noch heller zu strahlen und ihre Lippen färbten sich vor Aufregung dunkler. Der Blick streifte den Sklaven und sie deutete auf die Getränke. Vielleicht sollten wir darauf anstoßen.

    Endlich sah die Braunhaarige die Gaukler. Immer schneller war sie durch die Umstehenden gehastet und nun etwas außer Atem. Dabei lächelte sie mehr als glücklich und in ihren Blauen funkelte es vor Begeisterung. In einen Augenblick der Erinnerung, sah sie sich nach der Grauhaarigen um und forderte sie mit einem Winken auf, zu ihr zu kommen. Gerade in dem Moment sah sie auch Serapio, der offenbar nun ohne den Kleinen unterwegs war. Er thronte in der Kanzel der Biga und dirigierte gekonnt das Gespann durch das Getümmel. Wen sein Winken galt, konnte Romana nicht ausmachen, dass es nicht für sie gedacht war, schon. Etwas enttäuscht darüber, sah sie sich um, konzentrierte sich irgendwann erneut auf die Jongleure und applaudierte begeistert zwischen den Kunststücken.
    Als Nuha nun endlich auch den Weg zu ihr gefunden hatte und neben ihr angekommen war, musterte die Jüngere sie leicht skeptisch. Wieder einmal bestätigte sich deren Eindruck und in solchen Augenblicken, hasste sie sich für ihre Gedanken. Aber sie konnte sie in letzter Zeit kaum noch verdrängen und wollte zu gegebener Zeit etwas dagegen unternehmen.
    Der Wunsch, nach einer jüngeren Begleiterin, fand in solchen Augenblicken Nährboden und wuchs sich ins Unermessliche aus. Allerdings war da auch das schlechte Gewissen Crispus gegenüber, der wahrscheinlich weniger begeistert darüber sein könnte. Inzwischen allerdings auch ihre aufgebaute Trotzreaktion den beiden Alten gegenüber. Noch stand eine Antwort von ihm aus und sie war ganz und gar nicht versöhnlich gestimmt, wenn die Sprache auf das Thema Ehemann kam.
    Die Gedanken mit dem nächsten Applaudieren wegwischend, begann sie ihre zierliche Figur im Takt der Musik zu wiegen ohne sich noch weiter ihre Stimmung trüben zu lassen.

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    Nuha

    Die Grauhaarige stand in der Nähe ihrer Herrin und beobachtete deren Verhandlungen mit einem leichten Schmunzeln auf den faltigen Lippen. Wenn Romana eines konnte, dann war es über Schmuck reden und dessen Qualität erkennen. Oft sah sie ihr verblüfft zu, wenn sie Entwürfe zeichnete und dabei Details heraus strich, die ihr so nicht aufgefallen waren. Die wenigen Stücke, die sie mitgenommen hatten, gaben nur einen kleinen Einblick und doch waren es besonders schöne Exemplare von Goldschmiedekunst.
    Nachdem sie ihr soweit zu Diensten war und eine Pause entstand, nahm auch Nuha den gereichten Becher Wasser und trank einen Schluck vom Wasser.