Beiträge von Petronia Romana

    Durch die Reaktion von Nuha abgelenkt, die ihr die Schriftrolle zwischen die Finger schob, entstand eine kurze Pause. Erst als sie von ihrer Begleitung angestoßen wurde, mit einem Deut auf das Klinen-Duo, reagierte sie wieder und hielt Serapio das Schreiben entgegen. Crispus hat alles bedacht, es gab kaum Probleme auf dem Weg bis nach Rom, selbst der Reisewagen war an Bequemlichkeit kaum zu überbieten.
    Noch immer war sie der Meinung, er habe sie wegen der Unruhen und dem drohenden Krieg nach Rom geschickt und wollte ihr dabei die Möglichkeit bieten, die Gens ihrer Mutter kennen zu lernen. Der eigentliche und für ihn wichtige Grund blieb ihr bisher verborgen und ihre Begleitung hielt sich über ihr Wissen bedeckt.
    Das Geschenk weiter in der Hand haltend, warf sie einen Blick hinein und hob dann leicht die Schultern. Du kannst es mir nicht abschlagen ... ich habe sie doch selbst entwurfen. Ihre Augen kreuzten dabei seinen Blick und ihr leichtes Schmollgesicht spiegelten die Enttäuschung auf seine Ablehnung wider, während sie auf einer der Klinien Platz nahm und ihm dabei erneut die kleine Schachtel zuschob. Außerdem habe ich noch mehr Schmuckstücke im Gepäck, welche, die weniger für dich geeignet wären ... Haarreif und Oberarmreif. Mit einem Zwinkern und dem darauf folgenden Schmunzeln verschwand der enttäuschte Zug von ihren Lippen ... sie sind eher weiblich und du bist von stattlicher Männlichkeit. Ihre Begründung war durchaus ernst gemeint und wie so oft, von naiv klingender Ehrlichkeit.


    Aus Höflichkeit den Blick nun aber von ihm wendend, sah Romana sich schweigend um, gab ihm damit die Möglichkeit über ihre Worte nachzudenken oder aber das Schreiben zu lesen.
    Auch war Nuha ihnen gefolgt und stand nun abwartend in ihrer Nähe, um mögliche Fragen zu beantworten. Kannte sie als Einzige doch den Inhalt des Schreibens und wusste über das Ansinnen ihres Herrn und dessen Bitte, man möge in Rom für die Tochter von Atilicinas den geeigneten Mann finden.

    Durch die Worte von Nuha etwas beruhigt, was ihr Äußeres betraf, ihr Inneres hinter einem bezaubernden Lächeln verborgen, trat Romana auf Serapio zu. Ja, die bin ich, salve Fraustus Decimus Serapio, Sohn des Livianus. Etwas steif klangen ihre Worte und das leichte Zittern in ihrer hellen Stimme war nicht, wie von ihr gewünscht, zu verbergen. Bemüht überspielte sie es mit dem zielgerichteten Blick auf das Geschenk in ihrer Hand, was sie etwas nervös zwischen den Fingern hin und her schob. Ich bin heute in Rom angekommen und auf Anraten des Cousins meines Vaters, Marcus Petronius Crispus habe ich zuerst den Tempel der Minerva und danach gleich die Casa der Gens meiner Mutter aufgesucht.
    Sich zu Nuha umwendend, deutete sie auf die kleine Truhe in deren Hand, richtete ihr Wort aber wieder an Serpio. Durch die Unruhen in den Provinzen, stand die Reise nach Rom schneller an, als vorher besprochen und es blieb nicht mehr die Zeit mich anzukündigen. Deshalb sollte unter den Schriftrollen in dieser Schatuelle auch ein Schreiben zu finden sein, aus welchen Gründen Crispus diese Reise für mich vorgesehen hat.
    In der Hoffnung, ihre Begleitung habe die richtige Schriftrolle in der Zwischenzeit gefunden, hielt sie ihr, die Finger gespreizt, die Hand entgegen, wendete ihren Blick jedoch nicht noch einmal zurück. Wenn es dir wichtig erscheint Serpio, darfst du den Grund als erster erfahren oder aber ... und damit war auch das Zittern aus ihrer Stimme verschwunden und sie klang eher fröhlich ... oder aber du nimmst als Erster ein Geschenk von mir entgegen.
    Damit öffnete sie die kleine Schachtel und hielt sie ihm entgegen. Es sind zwei Fibeln, die ein Goldschmied nach meinen Zeichnungen gefertigt hat und die ich dir gerne schenken möchte.

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    Nuha


    Im Atrium angekommen, sah auch Nuha sich erst einmal um. In der riesigen Säulenhalle fühlte sie sich klein und bedeutungslos und trotzdem wollte sie für Romana nicht diesen Eindruck erwecken und drückte ihre Hand fest. Du siehst wundervoll aus, genau richtig für den Besuch hier. Sie betrachtete die Jüngere von Kopf bis zu den Füßen so offen es ihre Augen zuließen. Gab dabei mehrfach einen Ton von sich, der signalisierte, dass ihr gefiel, was sie sah. Deine helle Tunika passt zu deinen braunen Haaren und dein selbst entworfener Schmuck passt doch immer zu dir, wie der Regenbogen zum Sonneschein.
    Sie bewunderte das Talent der jungen Frau und wie zielstrebig sie war, es mit ihrer verspielten Art ihrer Jugend verband und so herrliche Stücke fertigen ließ. Nuha besaß zwei kunstvolle Fibeln, entworfen von ihrem Schützling und aus Kupfer gefertigt. Die trug sie nur zu besonderen Anlässen oder nach Aufforderung, so wie heute. Sie waren bei weitem nicht so kunstvoll wie die goldenen von Romana, aber für eine Sklavin etwas besonders Wertvolles und Ungewöhnliches.

    Als Nuha zum Wagen zurück kam, war Romana gerade dabei mit Hilfe des Kutschers auszusteigen. Er hielt die kleine Truhe mit den Schriftrollen in der Hand und die andere der Braunhaarigen entgegen.
    Nach kurzen erklärenden Worten der Älteren an die Jüngere, folgte sie dieser zum Portal der Casa. Ihre Begleiterung trug die wichtige kleine Schatulle und sie ein kleines Kästchen mit einem Geschenk.
    Das Vestibulum durchquerend, spürte sie mit jedem Schritt ihr Herz schneller schlagen. Selbst ihre bestehende Neugier hielt sie nicht davon ab, nur gerade aus zu sehen gespannt darauf, wer sie begrüßen würde und ob sie willkommen war in der Gens ihrer Mutter. Vielleicht bekamen sie ja auch einen Schreck, wenn sie anderen glauben kann, die sie als Ebenbild von Atilicina bezeichneten. Nach der Hand von Nuha greifend, sah sie dieser kurz in die leicht müde blickenden Augen und flüsterte. Ich hätte mich umziehen sollen.

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    Nuha


    Zu dem Dunkelhäutigen aufschauend, grüßte Nuha freundlich, wenn auch leicht zögerlich, ob der Größe des Kerls. Nuha mein Name, ich grüße dich! Kurz entstand eine Pause, um die Wirkung ihrer Worte abzuwarten, dann folgte die Erklärung. Meine Herrin, die Tochter von Decima Atilicina, wartet im Reisewagen. Marcus Petronius Crispus schickt sie nach Rom, um ihr die Möglichkeit zu bieten, sich mit einem Teil der Gens ihrer Mutter bekannt zu machen.

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    Nuha


    Die Fahrt war angenehm und ohne große Zwischenfälle, auch wenn beide Frauen schweigend nebeneinander saßen. Die Ältere hielt der Jüngeren die Hand und ab und an kreuzten sich ihre Blicke. Nuha sah in den Hellblauen von Romana nicht nur Freude sondern auch Ängstlichkeit. Auch wenn diese es vor ihr verbergen wollte, sie kannte die Kleine viel zu gut, um es ihr abzunehmen. Sie konnte sie eines Teils verstehen, war es für sie ein großer Schritt in die Unabhängigkeit, doch andererseits auch eine Möglichkeit, die Familie ihrer verstorbenen Mutter kennen zu lernen.
    Selbst Nuha konnte sich kaum noch an Decima Atilicina erinnern, nur die großen hellblauen Augen von ihrer Tochter spiegelten das sanfte Wesen der Mutter wider, die das kreative Geschick Romana als Erbe hinterlassen hatte.
    Romanus vergötterte sie, erdrückte sie fast mit seiner Liebe. Was wohl auch der Grund war, dass sie nach jeder erneuten Trennung kränklicher wurde und schließlich mit Sehnsucht im Herzen verstarb. Noch heute darf das Thema nicht angesprochen werden und er entzieht sich immer mehr dem Schoße der Familie. Worunter nicht nur seine Tochter zu leiden schien, sondern auch sein Cousin, der sich Romana annahm und ihr schließlich die Möglichkeit anbot, nach Rom zu reisen.
    Inwieweit er mit der Gens von Decima Atilicina hier Kontakt aufgenommen und was er für die junge Frau geplant hatte, entzog sich selbst Nuha der Kenntnis. Von der Verabschiedung blieb ihr nur das nichtssagende Zwinkern von Marcus Petronius Crispus in Erinnerung, über das sie gerade jetzt wieder intensiver nach zu denken begann.


    Angelangt vor der Casa, warf sie zuerst einen kurzen Blick aus dem, vom Kutscher geöffneten Wagenschlag, gab dann ganz langsam die Hand von Romana frei. Ich werde dich anmelden und du wartest hier im Wagen. Der Ton sollte nicht bestimmend klingen, eher war es mütterlich gemeint, spürte sie doch die Aufregung, die auch durch die leichte Blässe um ihre Nasenspitze nicht mehr zu übersehen war. Tief durchatmen Kleines, sie werden dich lieben. Mit einem erneuten Lächeln um ihren leicht faltigen Mund wendete sich die Ältere ab und stieg mit Hilfe des Kutschers aus.


    Nach dem erneuten kurzen Flüstern mit ihm, ging sie zielstrebig zum Portal, um klopfend Einlass zu erbitten.

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    Nuha

    Zufrieden mit ihrem Schützling, nahm Nuha die Hand von Romana und lächelte. Dein Vater wär stolz auf dich. Ihr war anzumerken, dass sie mit den Tränen zu kämpfen hatte und es ihr nicht leicht fiel, ruhig zu bleiben. Vor dem Portal zog sie schnell ihre dort abgestellten Schuhe über, half der Braunhaarigen ihre zu schnüren.
    Am geöffneten Wagenschlag abgelangt, half sie ihr beim Einsteigen, flüsterte dann noch kurz mit dem Kutscher.

    Kühle schlug Romana entgegen, als sie mit ihrer Begleitung den Tempel betrat. In ihre Aufregung mischte sich ein Frösteln, während ihre Hellblauen die Umgebung abtasteten auf der Suche nach einem Priester. War es eben noch die Neugier, die sich in ihren Augen spiegelte, war es nun die ehrfurchtsvolle Faszination, die von Minerva ausging.
    Mit Blick auf die weißen Lilien, das Symbol ihrer Jungfräulichkeit, griff sie danach und nahm sie der Älteren ab. Ich werde sie allein opfern, du kannst dich im Hintergrund halten und dem beiwohnen.
    Sie trat weitere Schritte auf das Kohlebecken zu, warf etwas Weihrauch hinein, um dann darin die Blüten verbrennen zu können. Während der Rauch begann aufzusteigen konzentrierte sich ihr Blick auf das Antlitz von Minerva und dann auf die Eule der Weisheit.
    Große Minerva, heute ist nicht nur der Tag, an dem ich nach Rom gekommen bin. Nein, ich bin auch hier, um deiner Weisheit und Gnade zu huldigen. Du hast mich mit dem Talent gesegnet, ganz in deinem Sinne den Künsten zu frönen. Dafür nimm diese Gabe an, nimm sie an als Ausdruck meiner Verehrung, meiner Jungfräulichkeit und der Reinheit meiner Gedanken.
    Während Romana sprach, brach sie die Blüten vom Stiel und gab sie zum rauchenden Weihrauch. Nimm die Reinheit meiner Jugend als Gabe an, schenke mir auch hier in Rom die Gnade, dich besuchen, meine Gedanken mit dir teilen und dich um Rat fragen zu dürfen.


    Mit leicht gesenkten Kopf verharrte die Braunhaarige schweigend, bis sich die Lilien ebenfalls in Rauch aufgelöst hatten.
    Ich danke dir Minerva, dass du meine Gabe angenommen hast und mich erhört hast in deiner Güte.
    Mit einem letzten Blick auf die Göttin und einer Kopfbewegung nach rechts und nach links, zog sie sich, zuerst wenige Schritte rückwärts gehend und dann umwendend zurück, um danach den Tempel an der Seite von Nuha zu verlassen.

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    Nuha


    Zuerst war Nuha aus dem Wagen gestiegen und hielt dann Romana ihre Hand entgegen, um ihr dabei zu helfen. Als diese zugriff, war ein leichtes Zittern ihrer Finger zu spüren, was die Ältere mit einem feundlichen Lächeln zu überspielen versuchte. Es ist alles in Ordnung meine Kleine, schau her, selbst die Lilien sehen aus wie der frische Morgen. Tatsächlich war ihnen der Transport kaum anzusehen, so frisch und blütenweiß sahen sie aus, gerade Recht, um die Jungfräulichkeit ihres Schützlinges auszudrücken. Du kannst damit Minerva huldigen und bei einem Priester nachfragen, wann du das Opfer darbringen darfst.
    Mit der einen Hand wurde der Strauß aus den Händen des Kutschers gegriffen und mit der anderen die Jüngere geführt. Gemeinsam und angemessenen Schrittes näherten sich beide Frauen dem Portal, zogen davor ihre Schuhe aus und betraten den Tempel sich erst einmal umsehend.

    Als der zweirädrige Reisewagen erneut anhielt, weiteten sich die Hellblauen von Romana und der Griff ging abermals in Richtung Nuha. Was bedeutet das nun wieder? Die Frage leise flüsternd, als könnte sie jemand hören und den Schlag öffnen, hielt sie die Hand der Älteren gedrückt.
    Als ihre Begleitung beruhigend über ihre Finger strich und sie mit Worten besänftige, dass sie wahrscheinlich den Tempel erreicht hätten, entspannte sich deren Haltung wieder. Ihre Augen begannen zu leuchten und es war nicht zu übersehen, dass sie es kaum erwarten konnte, auszusteigen.
    Von Nuha wurde sie allerdings weiterhin in ihrem Tun gebremst, hielt diese doch die Hand der Jüngeren fest umschlungen und verharrte wartend, bis der Kutscher die Tür öffnete und somit den Blick auf die Tempelstufen frei gab.
    Ungeachtet des Alters drängte sie leicht von hinten schiebend, forderte mit Aufregung in der Stimme. Beeile dich doch! Wie lange soll ich es noch aushalten?

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    Nuha


    Ein leises Seufzen der Älteren, vor allem durch das unwiderstehliche Lächeln ausgelöst, war zu hören und wurde mit einem sachten Nicken bestätigt. Wir werden Minerva huldigen. Nuha hatte bereits vor Reiseantritt alle Vorbereitungen getroffen und mit dem Kutscher besprochen, wie und wo er zu halten hat. Jetzt sah sie entspannt ihren Schützling an und ordnete ihr sorgsam die Tunika. Du solltest daran denken, du musst die Schuhe ablegen, bevor wir den Tempel betreten. Nicht ermahnend war ihr Ton, eher leicht besorgt klingend. War es doch in den Tempeln recht kühl und sie hatte Sorge, dass ihr Schützling sich erkälten könnte.

    Verborgen hinter dem Rücken von Nuha, blinzelte Romana über deren Schulter. Durch das plötzliche Schließen des Wagenschlages durchgerüttelt, stieß sie in dem Moment mit der Stirn gegen deren Hinterkopf. Autsch! Sich die schmerzhafte Stelle reibend, ließ sie sich dann doch vor Erleichterung seufzend in die Polster fallen. Wir sollten Minerva zum Dank ein Opfer bringen und dafür dem Kutscher Bescheid geben, er soll uns zum Tempel bringen.
    Keiner anderen Gottheit war die Braunhaarige so zugetan, wie der Göttin mit der Eule. Jetzt, nachdem das Gefährt wieder Fahrt aufnahm und der Weg nach Rom für sie frei gegeben wurde, war es ein Muss für sie, ihr zu huldigen. Nuha, was hältst du von meinem Vorschlag? Im Gesicht der Älteren forschend, lächelte sie diese unwiderstehlich an. Dabei war sie sich der Wirkung dieses Ausdruckes durchaus bewusst und selbst wenn die Bitte ein nein bedurft hätte, würde sie ein ja hören.

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    Nuha
    Vom Drängen Romanas angesteckt, nahm sie die offenbar wichtige Schriftrolle aus der kleinen Truhe. Gerade, als sie den Deckel wieder geschlossen hatte und sich anschickte, den Wagenschlag zu öffnen, gab er nach. Ein helmbedeckter Kopf schob sich herein gefolgt von einer derben großen Hand, deren unmißverständliche Geste mit den Fingern Nuha als Aufforderung sah. Jawohl Herr!
    Nicht ängstlich wirkend, jedoch auch ohne erkennbaren Widerstand, übergab sie das Begleitschreiben. Dabei behielt sie sich vor, die Sicht auf ihren Schützling im Wageninneren mit ihrem Körper zu verwehren.

    Als das Gefährt dann plötzlich zum Stillstand kam, die großen Räder sich in den Untergrund gruben, war ein leises Fluchen vom Kutschbock zu vernehmen. Stimmengewirr drang an das Ohr von Romana, ließen ihre Hellblauen verängstigt größer erscheinen. Der Blick zu ihrer Begleiterin sprach Bände und der Griff nach deren Hand war fest und verkrampft. Die Götter stehen uns bei. Worte, die von der Braunhaarigen zur Beruhigung bei jeder Gelegenheit ausgesprochen wurden, wenn sie sich hilflos vorkam und sie dabei auf der Suche nach weiteren Erklärungen war. In der Hoffnung, Nuha sei in der Lage dazu, kreuzte sie ihren Blick von einem Auge zum anderen wechselnd, deutete mit der freien Hand auf die Truhe. Willst du nicht aussteigen?
    Die Stimmen von Draußen wurden inzwischen immer lauter und näherten sich dem Verschlag. Gleich! Das Pochen im Brustkorb der jungen Frau nahm immer stärker zu, ließ den Atem stocken und ihre Reaktionen sichtlich fahriger erscheinen. Mach schon! Drängten ihre Worte die Ältere. Mach schon! Gib ihnen was sie wollen! Gleich werden sie hier sein! Die Männerstimmen waren nun so laut, dass im Inneren jedes Wort zu verstehen war und ihr durch das Gehörte und den barschen Ton, kalte Schauer über ihren Rücken zu laufen begannen.

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    Nuha


    Hektisch begann Nuha in der kleinen Truhe zu kramen, die zwischen ihr und Romana stand und verschiedene Pergamentrollen enthielt. Ihr Herr hatte ihr aufgetragen, auf die Kleine Obacht zu geben, als handele es sich um ihr eigenes Kind. Auch wenn sie kinderlos war, schlug in ihrer Brust das Herz einer Mutter. Sie durfte sich bereits um das Wohl des Cousins von Crispus kümmern, wenn dieser sich in dessen Haus aufhielt. Damals war er ein Heißsporn und sie liebte ihn, wie ihren eigenen Sohn. Wenn sie Romana mit ihren, durch das Alter leicht getrübten Augen ansah, erkannte sie ihn hinter den weichen Gesichtszügen der jungen Frau. Auch erinnerte sie sich daran, dass er Träume in sich trug, die der seiner Tochter sehr ähnelten, wenn er sie auch nicht offen aussprach und lieber hinter seinem impulsiven Temperament verbarg.
    Die Hand über die der jungen Frau schiebend, lächelte sie etwas müde und beruhigte sie mit leisen Worten, dass alles seine Richtigkeit habe, die Pergamentrolle in der Truhe sei.

    Vom impulsiven Temperament ihres Vaters besaß Romana kaum etwas. Nur ihr Name erinnerte sie tagtäglich an Faustus Petronius Romanus, ihren geliebten Vater. Selten bekam sie ihn lange zu Gesicht, konnte sich jedoch immer noch gut an sein braunes Haar erinnern, vor allem wenn sie in den Spiegel sah um ihre Lockenpracht zu bändigen. Einzig ihre Augen ähnelten die ihrer Mutter, waren genau so klar und wasserblau. Auch besaß sie das sanfte Wesen jener Frau, die sie unter Schmerzen gebar und aus der Familie der Decimer abstammte, die damals, genau wie ihre Familie in Hispania angesiedelt waren. Ihrer Meinung nach, lebten heute dort nur noch Wenige, die etwas von ihren Wurzeln und ihre tote Mutter erzählen könnten. Was in ihren Augen wohl auch der Grund war, weshalb sie vom Cousin ihres Vaters, Marcus Petronius Crispus, die Erlaubnis bekam, nach Rom zu reisen.
    Wohl wissend, dass die Reise für so ein zartes Persönchen anstrengend sein würde, bekam sie nicht nur seinen einachsigen Reisewagen, sondern auch eine ältere erfahrene Sklavin an ihre Seite gestellt, ob ihrer Gesundheit und Erklärungen zu Benehmen und Tischmanieren.
    Obwohl Romana gut erzogen war, verbarg sie in Gesprächen des Öfteren weder ihre Naivität noch ihre vorlaute Geschwätzigkeit. Ihr von Kreativität geprägtes Wesen sprudelte dann über und sie war kaum zu bremsen.
    Sie gestaltete sehr gerne schöne Dinge selbst oder zeichnete sie als Vorgaben zur Herstellung von Töpferwaren oder Schmuckgegenständen. Ein paar besonders schöne Stücke trug sie als Schmuck am Oberarm, um den Hals und als Fibeln zum Halten ihrer ockerfarbenen Reisetunika, die sich von einem passenden Gürtel gehalten, um ihren schmalen Körper drapierte.
    Durch die Nervosität ihrer Begleiterung angesteckt, sah sie seit kurzer Zeit ständig aus dem Fenster. Der Kutscher hatte ihnen durch Zurufen signalisiert, dass sie kurz vor den Toren Roms zum Halten kommen würden. Es sähe so aus, als würden Kontrollen durchgeführt werden und sie möchten doch das passende Dokument bereit halten, sollte man sie aufhalten wollen.

    Salve!


    Mein Name ist Petronia Romana
    mein Stand: Civis
    wohnen werde ich in Rom


    Ich bin die Tochter des Faustus Petronius Romanus.
    (Mutter wird nachgereicht)


    Erbitte Einlaß