Getragen vom Gefühl und den zu erwartenden Ereignissen, strahlte Romana zwischen ihren beiden Begleitern. Vergessen war die leichte Traurigkeit durch den Weggang von Serapio und längst war sie vom Spektakel gefangen, was sich oben auf dem Podium abzuspielen begann, wenn auch die Rufe sie befremdeten. Für die Braunhaarige war der Tanz der 'einzigartigen Scintilla' eine Kunstform und sie drückte es mit der Faszination in ihren Hellblauen deutlich aus. Ihre Zartroten deuteten durch ihr leichtes Öffnen ein Staunen an und das Wechseln des Blickes zwischen dem Jüngling und Massa, sprach von Begeisterung durch das Funkeln in ihren Augen.
Wenige Wimpernschläge hatte sie über das 'Na?' nachdenken müssen, es im Moment und durch den Einsatz der Zimbeln, in den Hintergrund ihrer Gedanken geschoben. Während sie das Geschehen verfolgte, ohne ihre Hände zu lösen, lagen sie doch weiterhin in den Armbeugen zu beiden Seiten, war sie versucht das Gespräch wieder aufzunehmen. Augenblicke später und um den Lärm nicht übertönen zu müssen, neigte sie ihr Köpfchen in Richtung des Blauäugigen und flüsterte leise. Zu spät für das Essen oder für das Nennen deines Namens?
Um ihm die Möglichkeit zu geben, eine Antwort zu finden und um nicht aufdringlich oder gar zu neugierig zu erscheinen, wendete sie ihren Kopf langsam, erst mittig und dann zu Massa, ihn ein Lächeln schenkend.
Beiträge von Petronia Romana
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NuhaAls Nuha zurück kam und das Zimmer ihrer jungen Herrin betrat, lag diese in ihrer kurzen Tunika ausgestreckt aus ihrem Bett. Am ruhigen Heben und Senken des Brustkorbes war zu erahnen, dass sie eingeschlafen war. Zögerlich trat die Grauhaarige näher und berührte sie an der Hand. Erst wollte sie das Paket und die Tabula einfach auf den Tisch legen und wieder gehen. Nur durch die Gewissheit, wo die Nachricht her kam, hielt sie es für notwendig, sie zu wecken.
Ein tiefer Atemzug, gefolgt von einem hörbaren Ausatmen und Romana öffnete die Augen. Einen Augenblick sah sie Nuha verwirrt an und verscheuchte dann die Traumreste mit einer Handbewegung. Ich muss eingeschlafen sein. Die hörbare Entschuldigung mündete in einen neugierigen Blick und ein Deuten auf das Gehaltene. Was bringst du da? Ohne die Antwort abzuwarten, richtete sie sich auf und nahm es der Alten ab, um einen Blick auf die Tabula zu werfen.
Jauchzen, Hüpfen, Lachen … so viele Regungen zur gleichen Zeit, dass die Grauhaarige zurück stob und sich an die Wand neben das Bett pressen musste. Keine Ermahnung wäre bis zur Braunhaarigen durchgedrungen und so beließ sie es bei einem strafenden Blick und schob später ein mütterliches Lächeln nach, kein Wort fallen lassend.
Ohne ihr weiter Beachtung zu schenken, riss Romana das Geschenk auf und betrachtete den Stoff wie ein noch nie gesehenes Schmuckstück. Erst viel später und aus der Erstarrung sich lösend, kehrte sie zum Bett zurück und bemerkte erst dort, dass sie wieder allein war. Weder der Weggang von Nuha, noch das Schließen der Tür waren bis zu ihr durchgedrungen und auch jetzt, war sie unfähig Geräusche wahr zu nehmen, so laut war das Rauschen das Glückes in ihren Ohren. -
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NuhaNoch bevor Nuha etwas entgegnen konnte, stand sie mit zwei Paketen, einer Tabula und der Schriftrolle von Romana allein an der Tür. Kopfschüttelnd und ungläubig, sah sie dem Boten nach und betrachtete das Übergebene. Zuerst musste sie einen Überbringer für den Brief nach Germanien finden und dann … Achtsam übergab sie das an Decima Stella adressierte an einen Haussklaven, das andere für ihre Herrin behielt sie selbst, wonach sie dann endlich los ging, um ihren Auftrag zu erledigen.
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NuhaAuf der Suche nach einem Boten, vernahm die Grauhaarige des Klopfen, von dem sie an die Tür gelockt wurde und hinaus sah. In der Hand hielt sie die Schriftrolle von Romana, bedacht sie nicht fallen zu lassen. Als sie den Kerl musterte, bemerkte sie die Tabula und deutete darauf. Kann ich helfen? Ohne ihn direkten Einblick hinein zu gewähren, stand sie mit einem freundlichen Lächeln im Eingang und richtete die trüben Augen auf sein Gesicht.
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Die Überforderung, durch die Abfolge der Ereignisse, zeichnete das Gesicht der Braunhaarigen sichtlich. Romana zog wieder einmal nicht damenhaft die Unterlippe zwischen die Zähne nach innen und verfiel ins Grübeln. Immer dann, wenn das Bild vor ihren Hellblauen zu tanzen begann und sie es nicht mehr mit einem Blick erfassen konnte, zog sich ihr Wesen langsam zurück und ihre Gedanken kreisten.
'Da war der Jüngling, der sein Geheimnis für sich behalten wollte, die Frau von der Cena mit dem Neid in ihren Augen, als Massa ihr den Platz neben sich anbot, das strahlende Gesicht mit den großen braunen Augen, das gegenseitige Berühren der beiden Männer und die schrecklich laute Musik im Hintergrund.'
Erst der Tropfen kaltes Wasser, der auf ihren Hals traf, weckte sie aus ihrer Lethargie und die Erinnerung an Gesprochenes kehrte zurück. Nach dem Salve! fanden endlich noch weitere Worte den Weg über ihre Lippen und wurden umrahmt durch ein sachtes Lächeln. Dabei sah sie abwechselnd vom Jüngling zu Massa und zuletzt zu Crispina. Kurz strich sie auch noch Nuha über den Arm und deutete in Richtung Podium. Wir haben beim anschließenden Essen Zeit zum Gespräch, lasst uns erst zur Verlosung gehen und auf die Gunst Fortunas hoffen. Um das Gesagte noch zu unterstützen, drängte sie sich spontan zwischen die beiden Herren und hakte sich bei ihnen unter. -
Für heute stand die Beantwortung der Tabula von Crispus an. Jeden Tag war Romana mit dem Vorsatz erwacht und beim Zubettgehen zur Erkenntnis gekommen, dass sie es vor sich hin schob. Auf dem kleinen Tisch lagen mehrere Schriftrollen und eine bereit zum beschreiben vor ihr. In eine bequeme kurze Tunika gehüllt und barfuß, wippte eines ihrer langen Beine über das andere geschlagen unkontrolliert vor sich hin. Die braunen Locken wurden mit einem schlichten Haarreif am Hinterkopf gehalten, um ihr beim Schreiben nicht in Gesicht zu fallen. Noch einmal trank sie nachdenklich von einem Becher mit Wasser, bevor sie begann Wort an Wort zu reihen.
Marcus Petronius Crispus
Provincia Germania Superior
Mogontiacum
Domus PetroniaSalve Marcus Crispus!
Einige Zeit ist vergangen und ich habe mich in Rom eingelebt. Was mich hier trotzdem weiter beschäftigt, ist die Tatsache, dass mein Vater es so gewollt hat. Weshalb hat er nie etwas davon gesagt, wenn ich ihn gedrängt habe? Er war immer der Meinung, ich bin bei dir gut aufgehoben und ich hatte mich damit abgefunden.
Natürlich ist es einfach jetzt zu sagen, ich werde eine gute Tochter sein. Und nachdem ich hier eine Goldschmiede gefunden habe, wo ich meine Entwürfe arbeiten lassen kann, ist es die richtige Entscheidung. Allerdings bleibt die Tatsache, dass ich zum Verheiraten hier bin.
Vater und du, ihr habt die Entscheidung aus der Hand gegeben und müsst die Konsequenzen tragen, wenn ich unglücklich bin. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Serapio als Präfekt einwilligt, dass ich einen Mann versprochen werde, den ich liebe. Wie ich inzwischen mitbekommen habe, ist es ein Geschäft und ich bin die Ware.
Natürlich will ich mich nicht beklagen und kann es auch nicht. Sie behandeln mich wie ein Familienmitglied und überaus zuvorkommend. Vom Praefectus Praetorio bekam ich eine Sklavin als Geschenk und werde mit vielen Annehmlichkeiten versorgt und vom Centurio der Classis Misenensis wurde ich für den Herbst nach Misenum eingeladen.
Wie du siehst, werde ich von ihnen umsorgt und du kannst ruhig schlafen. Bis die Mitgift hier bei mir ist, werde ich versorgt sein und mit den 500 HS kann ich mich durchaus anfreunden. Wobei ich mir vorstellen kann, dass Vater mehr locker gemacht hat und du es mir nur in Dosen schicken möchtest, damit ich es nicht in Gewänder investiere.
Solltest du Vater treffen, wo immer es auch ist, darfst du ihn als Versöhnungsangebot auf die Wange küssen.Ich hoffe, du bekommst meine Nachricht und kannst das Geld auf den Weg schicken.
Die Grüße an die Decimer werde ich weiterleiten.Minerva sei dir gewogen
[Blockierte Grafik: http://s7.directupload.net/images/120622/ffe8b9rf.png]Als Nuha durch die Tür trat, sah Romana mit Zufriedenheit im Blick in ihre Richtung. Obwohl sie nicht lächelte, leuchteten ihre hellblauen Augen. Der letzte Gram war mit dem Brief von der Seele geschrieben und inzwischen verliefen ihre Gespräche fast im gewohnten herzlichen Ton. Wenn du einen Boten gefunden hast, gibt ihm ausreichend Wegegeld. Hoffentlich kommt die Nachricht bei Crispus an und er hält sich nicht bei den Barbaren auf. Ohne sich zu erheben, hielt sie der Alten die Schriftrolle entgegen und nahm anschließend einen weiteren Schluck aus ihrem Becher.
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Wenige Schritte erst war Romana am Arm des Jünglings gegangen, als der Ausrufer die nächsten Höhepunkte ankündigte. Ihr Augenmerk fiel sofort auf Nuha, die vor ihr ging und ihr Los bei sich trug. Gerade jetzt! Ging ihr Flüstern in der unruhigen Masse unter, die an ihnen vorbei drängte und auf die hölzerne Bühne zustrebten. Mit einem bedauernden Schulterheben, versuchte sie einen Blick von Massa zu erhaschen. Bemüht, nicht unhöflich zu erscheinen, löste sie ihre Hand und lächelte. Das Essen wird warten müssen. Vielleicht trägt mein Gewinn dazu bei, es anschließend zu einem Festessen werden zu lassen. Auch sollten wir unser Gespräch vertiefen, bisher hast du mir deinen Namen verschwiegen. Ein Schmunzeln schlich sich über ihr Lippenpaar, als sie seine Blauen musterte und nicht umhin kam, noch etwas zu bemerken. Du trägst wahrscheinlich den eines Gottes, bei diesem Antlitz. In Gedanken zeichnete die Braunhaarige bereits ihren Begleiter, zog einige Wimpernschläge lang fasziniert mit den Augen seine makellosen Gesichtszüge nach.
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Um ihr Lippenpaar begann es zu zucken und Romana spitzte die feuchten Zartroten, als würde sich dort gleich ein Pfiff lösen. Verteilst du im Balneum morgens die Badelaken? Weiter betrachtete sie ungeniert aus ihren Hellblauen seine braunen Augen und es war nicht zu übersehen, dass der Wein mehr und mehr seine Wirkung hinterließ. Auch ihr Stand wirkte wie fest gemauert, ohne ihre Wange von seinen Fingern zu lösen und ihre Hand aus seiner zu nehmen. Ihre wippenden Löckchen unterstrichen ihren kessen Blick und rahmten ihr ebenmäßiges Gesicht mädchenhaft. Ich werde Nuha wegschicken und du bekommst dafür den Auftrag, für die Verabredung mit dem Centurio mein Berater zu sein. Dabei war der Braunhaarigen anzusehen, was in ihrem Köpfchen vor sich ging. Der Schalk fand dort seinen Nährboden in ihren Gedanken und ein Kichern den Weg über ihre Lippen. Er ist ein Mann mit Geschmack und ich möchte ihn nicht enttäuschen. Der darauf folgende Wimpernschlag war eine Mischung aus Naivität und Dominanz, genau das, was ihr Wesen im Wechsel auch auszudrücken vermochte.
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Die Braunhaarige saß wieder auf ihrem Lieblingsplatz und sah hinaus in den Hortus. Nachdem sie zurück war vom ersten Besuch in der Goldschmiede, gab sie Nuha den Rest des Tages frei. Warum sie Dahmat so selten zu Gesicht bekam, darüber dachte sie kaum nach. Die Grauhaarige war an ihrer Seite und noch lief das Geschäft nicht zu ihrer Zufriedenheit und sie hielt keinen Vertrag in den Händen. So schnell als möglich wollte ihn Classicus duplizieren lassen und in die Casa schicken und bis dahin, musste sich Romana einfach gedulden.
Überhaupt lief es nicht ganz nach ihren Vorstellungen und das spiegelte sich im Moment in ihrem Gesicht wieder. Die Mundwinkel hingen und die Hellblauen leuchteten nicht wie sonst beim Blick ins Grüne. Neben ihr lag die Tabula von Crispus und wartete seit Tagen auf Beantwortung. Sobald sie begann darüber nachzudenken, verfinsterten sich ihre Augen und das Gefühl von Ärger breitete sich im Bauch aus. Obwohl sie ihrem Vater eine gehorsame Tochter sein wollte, rebellierte ihr Inneres und ihr Herz schlug mit beängstigenden Aussetzern.
Es hielt sie nicht auf dem Fensterbrett und sie begann, im Zimmer auf und ab zu gehen. Selbst der Gedanke an Masse konnte sie nicht aufheitern. Er war abgereist und der versprochene Brief hatte den Weg bisher nicht nach Rom gefunden. Jeden Morgen zur Zeit des Prandium lief sie am Tablinium vorbei und sah hinein. Seit dem Tag mit ihm, war sie nicht wieder zum Zeichnen dort gewesen. Sein fluchtartiges Verlassen und wenig später ihres, bereiteten weiterhin Kopfzerbrechen. So oft die Möglichkeit bestand, hielt sie Zwiesprache mit ihrer Mutter im Ara oder zündete ein Räucherwerk zur Huldigung von Minerva, um ihr gegebenes Versprechen einzulösen. -
Gestützt von seiner Hand, fand Romana endlich wieder die Standfestigkeit, die notwendig war, um weiter zu gehen. Das merkliche Unbehagen und der Hinweis auf den unverdünnten Wein, ließen sie zu dem Entschluss kommen, dass sie dem Folge leisten sollte. Auch wenn sie nur ungern von seiner Seite weichen wollte, antwortete sie mit einem sachten Nicken. Morgen in der Frühe habe ich eine Verabredung im Balneum und dazu sollte ich wach sein. Ein verunglücktes Zwinkern, einem Klimpern mit ihren langen Wimpern gleich, folgte wenig später auf ihre Worte, ohne den eigentlichen Grund dafür anzugeben.
Inzwischen war die Braunhaarige offensichtlich auch wieder obenauf und ihr kaum noch anzumerken, dass Bachus sie in Versuchung geführt hatte. Dennoch rieb sie sich weiter mit der Wange an seinen Fingern und tat keinen Schritt vorwärts. Im Gegenteil, sie stand aufgerichtet und demonstrativ gestrafft neben ihn und versank in seinem Blick. Du hast schöne braune Augen. Eine Feststellung ohne nachzudenken und wie ein Blitz aus heiterem Himmel, begleitet vom Leuchten zweier Sterne mitten in einem strahlenden Gesicht. -
Gleich nach Massa war auch Romana aus dem Tablinum geflüchtet. Vorbei an Nuha gelaufen und ihr nur flüsternd Anweisung gegeben, sie allein zu lassen. Unentschlossen und ohne Ziel lief sie allein durch die Casa, blieb schlussendlich vor der Tür zum Ara stehen. Ich danke dir Minerva, danke dir für das Lenken meiner Schritte. Innerlich aufgewühlt, sprach die Braunhaarige die Worte fast tonlos. Sein 'Valete, Romana' drängte sich zwischen jegliche Gedanken und hämmerte in ihrem Kopf.
Mit seinem Aufbruch, dem Aufwühlen, der ihr fremden Gefühle, dem Schmerz über seinen Abschied blieb die Frage nach dem 'Warum'? Eine Antwort wollte die Braunhaarige in einem Gespräch mit ihrer Mutter vor dem kleinen Altar der Ahnen finden. Während sie hinein ging in den von Weihrauch geschwängerten Raum, der spärlich erhellt, sie erst einmal zum Verharren zwang, drängten sich Erinnerungen auf. Der Duft ihrer Mutter vermischte sich mit dem Vorgefundenen, ihre Stimme mit dem leisen Knistern des Feuers der Kerzen und der Schale für die Verbrennung des Rauchwerkes. Langsam ging sie weiter, bis sich ihre Augen an die spärliche Beleuchtung gewöhnt hatten. Mit ihren traurig wirkenden Hellblauen betrachtete sie die Lares Familiares, sah eher noch durch sie hindurch. Da waren diese Augen, die von Massa, wie sie starrten und wie sie sich entfernten und als leere Höhlen sich von den Gewändern der Figuren abhoben. Und es war da das Gefühl, was geblieben, in ihrem Herzen schmerzte. Was Romana seinem Gehen schuldete, der Tatsache, ihn erst im Herbst oder gar im Winter wieder zu sehen.
Mit zitternden Fingern nahm sie von dem Weihrauch und ließ ihn in die Flamme fallen. Vom aufsteigenden Nebel leicht benommen, sank sie auf die Knie, den Blick nach oben gerichtet, auf der Suche nach der Anwesenheit ihrer Mutter. Bist du da Mama? Ich rufe dich Mama, du fehlst mir, du fehlst mir so sehr! Fast weinerlich war ihre Stimme, die eines kleinen Mädchens und nicht einer stolzen hübschen Römerin, die mit so viel Talent die Fähigkeit besaß, Schmuck zu entwerfen. Tonlos sprach ihr Herz von ihren Gefühlen. Aus ihr sprudelte ein Quell von Gedanken, so ungeordnet und spontan, im Fluss auf dem Weg zur Erkenntnis. Sich erhebend, sah sie gebannt in die wieder klarer werdende Flamme. Der Rauch war aufgestiegen und der Nebel in ihrem Kopf hatte sich gelichtet, selbst die Stimme war fest und sie klang nach Zuversicht. Du bist da Mama, du wirst immer für mich da sein und deine Familie wird für mich da sein.
Wie von einer Last befreit schlug das Herz der Braunhaarigen. Die Zuneigung zu Massa, die Dankbarkeit gegenüber Serapio, beide ein Ersatz für ihre Familie in Rom, kamen ihr wie ein Geschenk vor, dass so wertvoll war, wie es keines ihrer Schmuckstücke je sein könnte.
Von all dieser Leichtigkeit beseelt und mit der Gewissheit, Minerva werde ihre Schritte weiter lenken, verließ sie die Stätte der Ahnen auf direktem Wege in ihr Cubiculum. -
Noch von der Idee über das Opfer beseelt, bemerkte Romana erst die Berührungen von Massa, als seine Finger auf ihren Hals trafen und ihr der Atem stockte. Das durchströmende Gefühl war ihr unbekannt und die Erregung, die davon ausging, schob die Braunhaarige auf den Genuss des unverdünnten Weines. Spontan griff sie seine andere Hand, um nicht zu taumeln, wurden ihr doch plötzlich die Knie weich und bunte Kreise tanzten vor ihren hellblauen Augen.
Seine restlichen Worte gingen unter im Blickkontakt und trafen bei ihr auf rauschende Ohren. Von seinen Fingern aus, stieg die Wärme über ihren Arm nach oben in ihre Wangen färbten sich erdbeerrot. War sie sonst so bedacht auf Frisur und Kleidung, drängte sich der Gedanke nicht ansatzweise auf. Vielmehr genoss sie sichtlich seine Berührung und bog sogar unbewusst ihren Kopf in selbige Richtung.
'Was würde sie nicht alles opfern, um ihn glücklich zu wissen.' Ganz davon überzeugt und auf seine zuletzt verstandenen Worte eingehend flüsterte sie, ihre Wange an seiner Hand reibend. Ganz, ganz viele Opfer werde ich bringen, ganz viele, um dich zu unterstützen. Es hörte sich an, als würde sie ihr liebstes Spielzeug opfern, um ihn vor etwas zu beschützen und genau so leuchteten auch ihre Augen und ihr Haupt mit den gekräuselten Löckchen wippte zur Bestätigung. -
Den Kopf sacht schüttelnd, nahm Romana einen kleinen Schluck. Es ist der absolut richtige Wein, um einen Vertrag zu besiegeln, doch trinke ich um diese Zeit kaum unverdünnt und wir wollen doch einen klaren Kopf behalten.
Zu seiner Ankündigung, kam als Antwort ein sachtes Nicken. Die Abschrift kann der Bote ohne Bedenken in der Casa abgeben. Sie wird den Weg zu mir finden.
Sich an den Meister wendend. Ich werde dir die Entwürfe hier lassen und freue mich auf die ersten fertigen Stücke, die ich selbst abholen werde oder durch meine Sklavin abgeholt werden. -
Mit Verwunderung im Blick sah Romana zu, wie Classicus den Vertrag nahm und vier Becher Wein in Auftrag gab. Sie hob kaum sichtbar die Augenbraue, abwartend, was weiter passieren würde.
Tatsächlich kam Meister Thales wenig später mit dem Gewünschten und goss ein. Bitte, keinen Wein für Nuha und für mich verdünnt. War das Erste, was von der Braunhaarigen als Einwand kam und gleich folgend die Frage. Wer wird eine Abschrift des Vertrages in die Casa Decima bringen und vor allem, wann kann ich damit rechnen?
Ihre Hellblauen wechselten noch kurzzeitig zwischen Vertrag und Unterzeichner hin und her, bevor sie sich schlussendlich seinen Worten anschloss, den Becher nur andeutungsweise hebend. Unsere Zusammenarbeit wird Früchte tragen, ganz im Sinne Fortunas. -
Mit dem Wort 'Herbst' löste sich all ihre Verspannungen und ihr Gesicht begann zu strahlen. Ihre Augen fanden eine Stelle, wo sie ruhen konnten und ihre Lippen umspielte ein sanftes Lächeln. Im Moment war es für Romana nicht wichtig, wann der erste Brief eintreffen würde, sondern nur die Bestätigung, das er ihn schreiben wollte.
Massa betrachtend, bog sich ihr Köpfchen hin und her. Bist du oft auf See? Mit kribbelnden Fingerspitzen tastete die Braunhaarige seinen Handrücken ab. Jede Sehne wurde nachgezogen und jede seiner Bewegungen registriert. Kein Stillsitzen und keine Distanz hinderten sie, sich ihm ganz zu widmen und sich auf ihn zu konzentrieren. Nicht einmal die Anwesenheit von Nuha und dem anderen Sklaven hielten sie davon ab, ihn nah zu sein. Selbst die Schönheit des Raumes war ausgeblendet, weder an Essen noch an Trinken ward gedacht und schon gar nicht daran, dass er bald nach Misenum zurück kehren wollte. Obwohl sie wusste, der Abschied lag nicht mehr fern, verdränge sie es und lebte vom Augenblick. Vergessen war die Überlegung ihn zu zeichnen, vergessen auch, weshalb sie in Rom war. -
Während Massa weiter sprach, kam bei Romana endlich der Geschmack des Weines in ihrem Bewusstsein an. Erst jetzt bemerkte sie, dass er unverdünnt war und sich durch seinen Alkoholgehalt in ihrem Kopf auszubreiten begann. Der Gedanke weg zu laufen manifestierte sich dabei und nahm weiter Gestalt an. Deshalb stieg auch ein Kichern ihre benetzte Kehle nach oben und nur durch das Schieben ihrer Hand über die Lippen konnte es gemildert werden. Zurück blieb schlussendlich ein leises Glucksen und ein entschuldigender Blick aus ihren glänzenden Augen.
Die traurige Miene von Massa betrübte dennoch ihr kindliches Gemüt und einer kleinen Schwester gleich, gab sie ihm einen spontanen Kuss auf die Wange. Wenn du sie liebst und sie dich, werden die Götter euch beistehen. Davon war die Braunhaarige überzeugt und demonstrierte es mit heftigem Nicken. Eine Locke nach der anderen löste sich dabei aus ihrer Befestigung, kringelte sich in ihr Gesicht und rahmten es mädchenhaft keck. Gespräche unter Männern fand sie langweilig und sie erinnerten an endlos langweilige Abende mit ihrem Vater und Crispus. Du findest eine Lösung, eine männliche. Abermals, das Gesagte unterstützend, folgte das heftige Nicken und löste nun ihre Haarpracht gänzlich auf. Ihre langen braunen Haare fielen dabei über ihre schlanken Schultern und kräuselten sich am Ende frech in den Ausschnitt ihres Gewandes. -
Der trotzigen Zügen lagen weiter um ihr schön geschwungenes Lippenpaar. Als seine Worte endeten formten sie sich zu einem empörten leisen Püh und in ihren Hellblauen begann es zu funkeln. Der Becher stand inzwischen auf dem Tisch, bereit zum Auffüllen und ihre Finger waren unbewusst zwischen seine gerutscht. Die letzten Worte von Masse bereiteten der Braunhaarigen Bauchschmerzen und trotzdem fühlte sie sich nicht unwohl oder gar krank. Es war ein unbekanntes Ziehen und es zog sich um ihren Nabel bis hinauf zum Herzen, ließ es unruhig und schnell schlagen.
Bis zum Winter ... Die Wiederholung war weder eine Feststellung, noch eine Frage. Es schwang vielmehr leichte Enttäuschung darin und durch das leise… so lange noch! wurde es zur Gewissheit und stand deutlich zwischen ihnen. Wirst du mir bis dahin schreiben? Der Blick von Romana flog nahezu rastlos über seine Gesichtszüge, fand dort keine Stelle zum Stillstehen. Es war eine Mischung aus Angst und Neugier in ihren Augen. Selbst ihre Finger verkrampften sich ängstlich, er könnte ihre Frage mit einem 'Nein' beantworten. -
Nach der Korrektur nahm Romana des Vertrag erneut in die Hand und lächelte. Damit kann ich mich anfreunden und hoffe auf gute Zusammenarbeit und vor allem, auf gute Geschäfte.
In leicht geschwungenen Lettern schrieb sie ihren Namen darunter und gab ihn zurück an Classicus, auf dessen Unterschrift hoffend.Vertrag
zwischen der ehrenwerten Petronia Romana aus dem Geschlechte der Petronier und Marcus Aemilius Classicus.
Beider Personen werden künftig geschäftlich im Bereich der Schmuckherstellung zusammenarbeiten.
Während Petronia Romana die Entwürfe zu Schmuckstücken und nach Herstellung deren Verkauf übernehmen wird, wird die Produktion nach deren Entwürfen durch den Betrieb Auri sacre Fames durchgeführt.
[strike]Durch Petronia Romana verkaufte Schmuckstücke werden gleichmässig geteilt.[/strike]
Der Gewinn von Petronia Romana verkaufter Schmuckstücke wird abzüglich der Beschaffungskosten des Grundmaterials (Gold / Edelsteine etc.) im gleichmässig geteilt.
ANTE DIEM XIX KAL SEP DCCCLXII A.U.C. (14.8.2012/109 n.Chr.)
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Petronia Romana
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Marcus Aemilius Classicus -
Die Zurückhaltung hatte der Braunhaarigen nicht sehr viel gebracht. Noch bevor sie sich versah, löste sich der Jüngling von Massa und kam auf sie zu. Schnell nahm sie die Finger aus dem Wasser und straffte ihren Körper. Ihr erwidertes Salve! blieb auch weiterhin zurückhaltend. Selbst ihr vorheriges Schmunzeln behielt Romana bei und lächelte nicht wie sonst.
Als sie sich erhob, wirkte sie aufgerichtet wenig kleiner als der Jüngling. Sie musste nicht, wie sonst bei Gesprächen mit dem männlichen Geschlecht, nach oben sehen, sondern musterte ihn auf Augenhöhe. Das Kreuzen ihres Blickes, sein makellos glattes Gesicht und seine blonden Haare irritierten sie und veränderten in gewisser Weise ihr Bild von Männlichkeit.
'Wenn Massa der Auftraggeber war und sie zum Essen einlud, konnte ihr Gegenüber nur ein Bekannter oder ein Bediensteter des Centurio sein.' Gemäß dieser Gedanken reagierte sie dann auch, als ihr der Arm zum Geleit angeboten wurde.
Mit einem Blick zu Nuha, nahm sie den Platz an der Seite des jungen Mannes ein und schob ihre Hand über seine Armbeuge. Das Kompliment über ihr Gewand und die Bemerkung zu den jungen Frauen, beantwortete sie mit einem zaghaften Lächeln, ohne weiter darauf einzugehen. Es klang für sie etwas aufgesetzt und übertrieben, untermauert durch die Mimik und spitzbübische Art, für sie nicht wirklich von Interesse und Wichtigkeit. Verrätst du mir deinen Namen oder ist das ein gut gewahrtes Geheimnis? Scherzte sie schließlich, während sie ihrer Begleitung deutete, vor ihnen her zu gehen. -
Krampfhaft hielt Romana den Becher in ihren Fingern. Es war ein Festhalten, noch eher ein Klammern, als er über ihren Handrücken strich und sein Blick dabei lange wortlos an ihren hing. Der Sklave, bereit zum Nachschenken, stand in der Nähe und wartete.
Ohne auch nur eine Reaktion, ihn das Gefäß zu reichen, ließ sie die Hand langsam sinken und folgte dieser mit den Hellblauen. Sie wollte nicht, dass er seine Finger weg nahm, spürte das unsichtbare Band zwischen ihrer beider Hände. Durch das laute Klopfen in ihrem Herzen vernahm sie dabei auch nur sein Murmeln, verstand nicht wirklich den Sinn des Gesagten.
Um so deutlicher blieben danach seine Worte und die damit gestellte Frage haften. Wieder den Blick hebend und ihn mit Augen ansehend, die einer Liebeserklärung gleich kamen, folgte ein verständnisloses Kopfschütteln. Weshalb sollte es mir verboten werden? Nuha wird mich wie immer begleiten und bei dir in Misenum fürsorglich abliefern.
Mit einem kurzen Blick Richtung der Grauhaarigen, die wieder etwas entfernter von ihnen stand, fand sie die Bestätigung in deren Nicken. Als sie ihn danach wieder ansah, war neben dem verliebten Funkeln ein kindliches triumphierendes Leuchten zu sehen und um ihr feuchtes Lippenpaar zuckte es ähnlich einer Trotzreaktion. Ich werde zu dir kommen, sobald du Zeit für mich hast.