Beiträge von Aulus Iunius Avianus

    Ein junges, griechisches Mädchen? Das hörte sich tatsächlich interessant genug an, dass auch Avianus in der Nähe des Podiums stehengeblieben war und lauschte, was es über das hübsche Ding zu wissen gab. Sich irgendwann einmal eigene Sklaven anzuschaffen, anstatt ständig auf jene in der Domus zurückzugreifen, wäre bestimmt nicht blöd. Außerdem konnte sie lesen und schreiben, beherrschte Griechisch und Latein, und wäre Sibel damit bestimmt eine Hilfe. Grübelnd stand er da und fragte sich, was seine Frau wohl davon halten würde, wenn er ihr, der ehemaligen Sklavin, eine Sklavin besorgte.
    Schlussendlich fand er aber doch, dass es ja etwas ganz normales war, als Frau eines Römers eigene Sklaven um sich zu haben und als Teil seiner Familie hatte sie sich daran zu gewöhnen. Abgesehen davon könnte sich das Mädchen sogar glücklich schätzen, in seiner Familie zu landen, soviel stand schon einmal fest, und müsste sich keine Gedanken darüber machen, als Lustobjekt oder hübsche Deko zu enden. Was er brauchte war jemand, der fähig und willig war, seiner schwangeren Liebsten die nächsten Monate ein wenig leichter zu machen und ihr später auch mit dem Kind unter die Arme zu greifen.
    Anders als er es an anderen Tagen womöglich getan hätte, an denen er lediglich den Beobachter gespielt und sich am Rande des Geschehens aufgehalten hätte, ging er ein Stück näher ans Podium. "550 Sesterzen", verkündete er und musterte das Angebot genauer. "Nenn mir deinen Namen. Hast du schon einmal in einem Haushalt gedient?", fragte er die Sklavin.

    Noch immer schien Sibel tief und fest zu schlafen, stellte er nach einer Weile fest, und das obwohl ein kurzer Blick zum Fenster verriet, dass die Sonne schon am Himmel stand. Sie musste nach der Aufregung am Vorabend wohl müde gewesen sein. So klein das Fest auch gewesen sein mag, sie beide hatten nach den Höhen und Tiefen der letzten Jahre allen Grund gehabt, aufgeregt und nervös zu sein, und bei ihr kam die Schwangerschaft ja noch dazu. So ruhig, wie sie dalag, sah Avianus davon ab, sie zu wecken. Stattdessen setzte er sich vorsichtig im Bett auf und spürte dabei ein leichtes Dröhnen im Kopf, welches ihn daran erinnerte, wie schwer es doch war, abzulehnen, wenn die ehemaligen Kameraden von der Garde gegen Ende der Feier dazu einluden, nicht nur noch einmal auf die geschlossene Ehe anzustoßen, sondern auch gleich noch auf die guten alten Zeiten, die Truppen, eine gute Zukunft und den hübschen Hintern seiner Frau. Ansonsten hatten sich seine alten Kollegen aber fast erwachsen benommen und tatsächlich halbwegs passable Gäste abgegeben. Natürlich. Nie im Leben würden seine alten, prätorianischen Freunde ihm einen solchen Abend vermiesen.
    Mit einem leichten Lächeln im Gesicht schälte er sich aus der Decke hervor und schob sie anschließend wieder zurecht, damit Sibel nicht kalt werden würde. Sie konnte sich noch etwas ausruhen, während er nach unten ging, sich ein gutes Ientaculum gönnte und sich vielleicht mit Axilla über den gestrigen Abend unterhielt, falls sie nicht bereits besseres zu tun hatte. Und sobald Sibel soweit war, würde sie sich sicherlich zu ihm gesellen. Er kleidete sich also an und verließ das Zimmer, um nach unten zu gehen.

    Erinnerungen an seine Zeit bei der Garde kehrten zurück, als Avianus von der Wache durchgelassen und in den Besprechungsraum geführt worden war, als er selbst noch als kleiner Miles vor dem Palast und in seinem Inneren herumgestanden und sich dabei so verdammt wichtig vorgekommen war. Seine Gedanken schweiften allerdings nicht genug ab, um die Nervosität vollends zu vertreiben und als er nach der kurzen Einweisung des Palastdieners im Besprechungsraum stand, war sie wieder vollends da. Sie hinter ruhigen Gesichtszügen gekonnt verbergend, stand er für einen Augenblick dennoch etwas verloren im Raum. Kurzerhand machte er auf die Suche nach seinem Platz, wollte sich eigentlich vorerst setzen, tat es dann aber den anderen Anwesenden gleich und blieb stehen, weil er sich irgenwie blöd vorkäme, als einziger herumzuhocken. Und er hatte ja definitiv keine Ahnung, was bei derartigen Beratungen üblich war.
    Dass einer der Anwesenden unter anderem sein ehemaliger Tribunus war, allem Anschein nach inzwischen zum Senator aufgestiegen, entging ihm natürlich nicht, und auch nicht, dass dieser in Trauerkleidung erschienen war. Nach allem was ihn in letzter Zeit beschäftigt und was er an Arbeit zu tun gehabt hatte, hatte er allerdings vieles, was nicht mit seinem Dienst oder den Iunii zu tun hatte, schlichtweg verpasst, sodass er den Grund dafür nicht kannte. Und damit, dass die junge Vestalin Torquata, zu der er vor ihrer Captio engen Kontakt gepflegt hatte, tot war, rechnete er erst recht nicht.
    "Salve, Iulius Dives", grüßte er den Iulius höflich und hielt sich zurück, nach dessen Aufmachung zu fragen.

    Die an den Ermittlungen beteiligten Urbaner hatten ihre Plätze bereits eingenommen, als der Praetor seine knappe Ansprache begann. Avianus ließ recht entspannt den Blick über die restlichen Anwesenden gleiten, hatte er den Löwenteil seiner Arbeit ja bereits erledigt. Er über die Ermittlungen sprechen, ein paar Fragen beantworten, vielleicht eine Einschätzung abgeben und das war's dann. Er brauchte im Grunde nur Fakten aufzuzählen. Davon, die Untersuchungen ausreichend gewissenhaft durchgeführt zu haben, war er selbstverständlich auch überzeugt. Allerdings war er durchaus gespannt, wie die Verhandlungen ausgehen würden, denn allein anhand der Ergebnisse der Untersuchungen am Tatort ließ sich dennoch kein Urteil fällen.
    Und genau deshalb beneidete er die Advocati nicht, er konnte sich nämlich kaum vorstellen, dass einer der beiden ein absolut solides Argument vorbringen würde, welches das Urteil über den Angeklagten eindeutig machen würde. Sie mussten vorweg einschätzen, womit die gegnerische Partei aufwarten würde, mussten sich Strategien zurechtlegen und würden mit ihrer Arbeit über das Schicksal eines Mannes enscheiden.
    Und dass er selbst prinzipiell weder für noch gegen den Angeklagten war, machte die Verhandlungen für den Iunius noch ein ganzes Stück einfacher. Mit seinen Unterlagen im Gepäck und sich seiner Sache sicher, wartete er also aufmerksam ab, wie es weitergehen würde.

    I

    TABVLAE NVPTIALES

    ANTE DIEM XI KAL DEC DCCCLXV A.U.C. (21.11.2015/112 n.Chr.)


    A. Iunius App.f. Avianus maritus
    [Aulus Iunius Avianus, Sohn des Appius, Ehemann]


    et
    [und]


    Iunia A.l. Sibel uxor
    [Iunia Sibel, Freigelassene des Aulus, Ehefrau]


    matrimonium iustum sine manu contrahendi conducionibus subsequentibus voluntatem affirmant.
    [bekräftigen ihren Willen, unter den nachfolgenden Bedingungen eine gültige, manus-freie Ehe zu schließen.]


    Beide Parteien bestätigen mit der Unterzeichnung des Vertrags ihre Mündigkeit, sowie, dass sie nicht der Gewalt eines dritten unterstehen, zum Zeitpunkt der Eheschließung die Voraussetzungen für ein matrimonium iustum erfüllen und keine anderweitigen Ehehindernisse vorliegen.


    Die Eheschließung findet sine manu statt. Eine Gewaltunterwerfung der uxor durch den maritus wird ausdrücklich abgelehnt. Selbst ein nicht vollzogenes trinoctium hat dementsprechend keine usucapio zur Folge.


    Aufgrund der vor der Eheschließung stattgefundenen manumissio der uxor aus der possessio des maritus wird auf die dos verzichtet.


    Beide Parteien versichern mit Unterzeichnung des Ehevertrags außerdem ihre Fruchtbarkeit und bekunden ihre Absicht zur Zeugung gemeinsamer ehelicher Kinder. Der uxor wird ein Recht zur Erziehung gemeinsamer Kinder zugestanden, welches die Patria Potestas des Maritus oder Vormunds in keiner Weise beeinflusst. Sie erhält dieses Recht bis zu einem Alter von sieben Jahren der Kinder bzw. des Kindes.
    Im Falle einer Scheidung verbleiben sämtliche vom Ehepaar gezeugte Kinder mindestens bis zu ihrer Volljährigkeit in der Obhut des Vaters respektive des Vormunds.


    Sowohl maritus als auch uxor bleiben Eigentümer des von ihnen in die eheliche Gemeinschaft mitgebrachten Guts. Dieses wird grundsätzlich von den Vertragspartnern getrennt verwaltet, sofern im Einzelfall nicht anders vereinbart. Das Eigentum am Gut eines Ehepartners wird von Zugeständnissen von Rechten zur Verwaltung und Bewirtschaftung an den jeweils anderen nicht beeinflusst.



    II


    Anfängliche oder spätere Unmöglichkeit einzelner Abschnitte des Ehevertrags rechtlicher oder schlichter Natur haben keinen Einfluss auf die Wirksamkeit der übrigen Abschnitte des Vertrags. Stellvertretend für einen unmöglich gewordenen Vertragsbestandteil soll eine durchführbare und mit den geltenden Gesetzen konforme Regelung wirksam werden, die möglichst dem Sinn der zu Ersetzenden entspricht.



    Die Vereinbarung der ehelichen Verbindung von maritus und uxor wird durch die zu den Feierlichkeiten geladenen Gäste sowie insbesondere durch die folgenden vier testatores bezeugt:


    _______Iunia Axilla_______
    ehem. Lectrix der Acta Diurna


    __Marcus Curius Cato [NSC]___
    Optio der Cohortes Praetoriae


    ____Titus Varius Laco [NSC]____
    ehem. Centurio der Cohortes Urbanae


    _Caius Rubrius Pennus [NSC]
    Optio der Cohortes Urbanae



    [wrapIMG=left]http://i60.tinypic.com/33ngok3.jpg[/wrapIMG]

    _Aulus Iunius Avianus_
    Aulus Iunius Avianus


    _______________Iunia Sibel____________
    Iunia Sibel



    Hätte man ihn je gefragt oder wäre er jemals auf die Idee gekommen, sich vorzustellen, wie seine Hochzeit einmal aussehen würde, Avianus hätte ganz bestimmt nie die Wahrheit erraten: Ein kleines Fest, ganz ohne gängige Bräuche und Traditionen, eine Handvoll enger Vertrauter, ein unterschriebener Vertrag und eine gemeinsame Cena. Und dazu die Braut: Eine ehemals Unfreie und in ihrem Auftreten nach außen hin so unscheinbar, dass sich vermutlich alle fragten: Weshalb sie?
    Nie hatte er früher einen Gedanken an eine Ehe verschwendet, sondern einfach angenommen bei ihm würde es genauso ablaufen wie bei allen anderen: Dass er irgendwann Heiraten würde, weil sich eine Ehe anbot, weil eine Verbindung zur Familie der Braut praktisch wäre, weil es dem Ansehen seiner Familie helfen würde oder weil er Erben brauchte. Bis sie dann plötzlich sie in sein Leben gerauscht war und ihn seitdem nicht mehr losgelassen hatte, ihn dazu gebracht hatte, all die Dinge zu überdenken, an denen er früher nie gezweifelt hatte. Er hatte Gesetze ignoriert, ebenso gesellschaftliche Normen, und hatte sich mehr als je zuvor mit der Frage auseinandergesetzt, was er eigentlich wollte. Und ganz nebenbei war er über die Jahre erwachsen geworden, von einem hitzköpfigen Kerl, der damals nach Rom gekommen war, um nach iunischer Tradition Soldat zu werden, zu einem nicht mehr ganz so hitzköpfigen, verheirateten Kerl, der sich psychisch darauf vorbereitete, Vater zu werden, mit diesem Mädchen an seiner Seite, von dem er sich jahrelang eingeredet hatte, sie würde auf gar keinen Fall jemals seine Frau sein. Und trotzdem hatte er während dieser Jahre alles dafür getan, damit es soweit kam, selbst wenn am Ende dieses ungeborene Kind den Ausschlag gegeben hatte. Der recht unscheinbare Höhepunkt war der gestrige Abend gewesen.
    So unspektakulär er auch auf Außenstehende gewirkt haben mag, für den Bräutigam war der Tag dennoch perfekt gewesen, denn nichts hätte ihm mehr egal sein können als die fehlenden Hochzeitsrituale, die wenigen Gäste und deren Gedanken. Immer wieder hatte er seine Frau mit einem breiten Lächeln auf den Lippen gemustert. Seine Frau. Nicht seine Geliebte, nicht seine Sklavin, auch nicht seine Konkubine und erst recht nicht irgendeine Hure. Und sowie auch Sibel endlich ihren Namen unter dieses für ihn so nichtssagende Dokument gesetzt hatte, hatte er ihre Hand ergriffen. Dann war da dieses Gefühl gewesen, dass etwas bedeutendes endlich geschafft war, ein Gefühl der Sicherheit, und dass jetzt etwas Neues auf sie wartete, und was auch immer dieses Neue war oder mit sich brachte, sie alldem gemeinsam gegenübertreten würden.
    Das waren die wenigen Dinge, an die er sich mit Sicherheit immer erinnern würde, selbst wenn er irgendwann vergaß, wie viele Gänge die Sklaven anschließend während des Essens aufgetragen hatten, die Glückwünsche der Gäste oder sogar deren Namen. Ihr Anblick, sein Glück und dieses Gefühl würden ihm bleiben, und das war es auch, woran er sich als erstes erinnerte, als er am nächsten Morgen aufwachte, bemerkte, dass er nicht in seiner Habitatio in den Castra lag und neben ihm seine Frau. Und würde nicht in unmittelbarer Nähe dieser Vertrag herumliegen, hätte er vielleicht sogar mit dem Gedanken gespielt, dass er alles nur geträumt hatte. Möglicherweise war der Wisch doch zu was gut.
    "Guten Morgen, marita", murmelte er im Halbschlaf und hegte nicht im Geringsten die Absicht, in näherer Zukunft aufzustehen. Zu schön war es, diesen Augenblick noch länger auszukosten und bestimmt ging es Sibel nicht anders.

    Der Händler schaute nicht minder überrascht und genervt, als plötzlich sein Sklave sich rührte und sich mit dem einzigen Satz zu Wort meldete, den er kannte. Einen kurzen Augenblick lang sah man so etwas wie Widerwillen in Casperius' Augen. Einen Sklaven buchstäblich ins Messer laufen lassen, und selbst möglicherweise die Chance zur Flucht erhalten? Warum nicht? Das einzige was ihn dann doch davon abhielt, waren die Soldaten, die den Laden abgeriegelt hatten. Als der Klotz bereits neben ihm stand und seine Hand nach dem Miles ausstrecken wollte, kläffte Casperius seinen Sklaven an: "Paxillus, du Idiot, setz dich hin!" Um seine Worte zu untermauern klopfte er dem Sklaven mit der flachen Hand auf den geschorenen Kopf. Der ballte die Hände zu Fäusten, murmelte gereizt irgendetwas in einer fremden Sprache und ließ sich schließlich auf die Steinfließen sinken.
    "Sind wir dann mal fertig?", wandte der Händler sich dann wieder an den Iunius.
    Fertig?, dachte sich Avianus, Wir noch lange nicht. Du schon. Alle Waren mussten später kontrolliert werden, mit bei Diebstählen und Raubüberfällen gestohlenen Waren verglichen werden, die Unterlagen des Händlers durchforstet werden ... nein, fertig war etwas anderes. Aber damit brauchte sich Casperius nicht herumzuschlagen, allerdings mit feuchten Kerkerwänden, schummrigem Licht und der einen oder anderen Ratte, falls der Praetor zu viel zu tun hatte, um sich gleich um ihn zu kümmern.
    "Milites! Fesselt dem Sklaven die Hände! Er kommt ebenfalls mit!" Sie konnten den unfreien Klotz von einem Mann schließlich nicht einfach auf Rom loslassen. Vielleicht fanden sich in Rom irgendwelche Verwandte seines Besitzers, zu denen man den Sklaven bringen konnte. Falls der nicht auch gestohlen war.
    "Der Laden bleibt bewacht! Milites Seianus, Carnulius und Matinius, Tiro Octavius! Wir führen Casperius Verus und seinen Sklaven ab!", befahl er und deutete mit einem Wink aus der Basilica hinaus, "Abmarsch!"

    Zitat

    Original von Marcus Helvetius Severus
    Es geht um einen Mord an einem gewissen Gaius Papirius Veratius, bislang wohnhaft in der Casa Papiria am Esquilin. Der Mann wurde vor einigen Tagen in der Subura getötet. Ich möchte hierzu mit jenem Offizier sprechen, der mit den Ermittlungen betraut ist. Erwartungsvoll blickte Severus den Urbaner an. Eigentlich war jetzt alles geklärt, sodass der helvetische Schreiber nun zu dem genannten Offizier gebracht werden könnte.


    "Verstehe", meinte der Soldat knapp und wandte sich an seinen Kameraden, "Sieh nach, wer für den Fall zuständig ist, und sag ihm, dass jemand ihn sprechen will." Der zweite Miles nickte und machte sich auf den Weg. Der erste kam sich unterdessen etwas doof vor, während er so abwartend vor den beiden Männern stand, bis sein Kollege nach einer gefühlten Ewigkeit endlich zurückkam:
    "Centurio Iunius, Cohors XII, Centuria III. Er sagte, ihr könnt ihn jetzt gleich in seinem Officium sprechen."

    Der Miles führte die beiden Männer ins Officium des iunischen Centurios, der sich bereiterklärt hatte, sich für ein kurzes Gespräch Zeit zu nehmen und Sciba und Liktor inzwischen in seinem Arbeitszimmer erwartete. Falls die beiden nämlich noch irgendwelche Berichte oder Papiere einsehen wollten, was bestimmt der Fall war, hätte Avianus diese dort gleich zur Hand.
    "Salvete, Helvetius Severus und Cnaeus Eburnus. Ihr könnt euch gerne setzen. Kann ich etwas anbieten? Verdünnten Wein?", grüßte er die beiden und ordnete noch ein paar Tabulae und Utensilien auf seinem Schreibtisch bevor er selbst dahinter Platz nahm. "Man sagte mir, ihr wärt wegen des Mordes an Papirius Veratius in der Subura hier?"

    Meinte der Kerl das ernst? Oder wollte er ihn nur verarschen? So blöd konnte doch kein Mensch sein, nur wegen einer Abkürzung die Arbeit der Stadtkohorten zu behindern und dazu noch handgreiflich zu werden.
    "Weil wir sie wegen Mordermittlungen abgeriegelt haben", entgegnete Avianus knapp auf die blöde Frage seines Gegenübers und notierte sich dessen Namen, "Meine Soldaten haben lediglich absolut korrekt ihre Befehle befolgt." Mehr wollte er auf solche lächerlichen Bemerkungen auch gar nicht eingehen. Seit wann war es denn ihre Aufgabe, freundlich zu irgendwelchen dahergelaufenen, provokanten Schlägern zu sein? Er und seine Leute hatten am damaligen Abend einwandfreie Arbeit geleistet, da gab es nichts infrage zu stellen. Der einzige, der Schuld daran trug, dass dieser Gefax jetzt im Verhörzimmer saß, war der Peregrinus selbst.
    "Also gut ... verstehe ich das richtig? Wegen einer Abkürzung wolltest du bewusst und ohne Erlaubnis eine Straßensperre passieren, womit du unsere Arbeit beeinträchtigt hättest, und hast einen Soldaten der Cohortes Urbanae angegriffen, als dieser dich davon abhielt?", fasste er zusammen und spielte mit dem Stilus. Bei den Göttern, brachte er wieder mal eine Engelsgeduld auf.

    Zitat

    Original von Aulus Iunius Avianus
    Sorry an die, die warten müssen. Ich liege komplett flach und kriege IR-mäßig leider nichts gebacken. :(


    Ich entschuldige mich für meine spärlichen Posts in den letzten Wochen! Wieder fit bin ich schon eine Weile, aber gleich darauf kamen Zeitmangel und ein mehrtägiges Motivationstief. :(
    Morgen werde ich auf jeden Fall das liegengebliebene aufholen, und sollte ich dabei irgendwen vergessen -> Bitte PN. ;)

    Tatsächtlich noch pünktlich kam Avianus am Wachposten der Palastwache an, gut gelaunt zwar, aber doch auch ein wenig nervös. Ein wenig? Leicht untertrieben. Ausgerechnet er hatte eine Einladung erhalten, um am Consilium Ulpianum teilnehmen, der kleine Centurio, der von derlei Dingen praktisch keine Ahnung hatte. Klar, eingelesen und informiert hatte er sich, das änderte noch lange nichts an der Tatsache, dass er heute mit Senatoren, Equites und vermutlich auch dem Princeps höchstpersönlich in einem Raum sitzen würde. Wie konnte man da nicht nervös sein.
    "Salve, Milites. Mein Name ist Aulus Iunius Avianus, Centurio der Cohortes Urbanae", grüßte er knapp die Praetorianer, stellte sich nebenbei gleich noch vor und sprach gleich anschließend sein Anliegen an: "Ich bin hier, um am Consilium Ulpianum teilzunehmen."

    Zitat

    Original von Marcus Helvetius Severus
    Severus hätte sich ja mit einem Legitimationsschreiben zufrieden gegeben. nNun hatte er stattdessen einen der grimmigen Liktoren des annaeischen Praetoren an die Seite gestellt bekommen, der in voller Amtsausrüstung neben dem Helvetier herlief und - angenehmerweise - dafür sorgte dass der Weg zur Castra am Stadtrand problem- und vor allem gefahrlos vonstatten gehen konnte. Sie hatten sich direkt nach dem Ende der Voranhörung auf den Weg gemacht und erreichten nun quasi in Rekordzeit das Tor der Castra Praetoria.


    "Salve", grüßte der Miles am Tor die beiden Besucher, die irgendwie wichtig aussahen, deren Gesichter er aber nicht im geringsten zuordnen konnte.
    "Würdet ihr mir eure Namen nennen? Was führt euch in die Castra?", fragte er deshalb gleich darauf, damit er die beiden im Anschluss weiterleiten würde können, denn weshalb auch immer sie hier waren, ein kleiner Besuch bei der Torwache war bestimmt nicht der Grund.

    Der Miles, der mehr oder weniger im Stehen geschlafen hatte, sah hastig auf und musterte den Mann vor ihm mit fragendem Blick. Stand der schon länger da? Oder war der eben erst angekommen? Na hoffentlich letzteres. Man wollte ja logischerweise keinen Ärger kriegen.
    Nicht ganz sicher ob der Kerl sein Anliegen bereits vorgetragen hatte und er es schlicht und ergreifend verpennt hatte, räusperte er sich kurz und grüßte den Besucher in zivil auf gut Glück: "Salve Civis. Dein Anliegen?"

    Als sie den kurzen Text vorlas, bot sich ihm wieder einmal die Gelegenheit zu erfahren, ob sie auch weiterhin an ihren Lesefertigkeiten feilte. Sie musste geübt haben, das merkte er sofort, denn zwar las sie nicht perfekt, aber zumindest wieder ein wenig flüssiger als beim letzten Mal, so wie immer eben. Stück für Stück lernte sie, so wie es sein sollte. Avianus lächelte und wartete gespannt ab.
    Ihre Reaktion, als Sibel zu Ende gelesen hatte, war beinahe schon selbstverständlich für ihn, und trotzdem hatte er nicht direkt damit gerechnet. Die Überreichung einer handfesten Urkunde war schon als eine kleine Überraschung gedacht gewesen, aber dass er dafür sorgen würde, dass sie ihre Freiheit bekam, hatte er ja letztens bereits versichert und wenn man bedachte, dass sie im Prinzip verlobt waren – sofern ein gültiges Verlöbnis zwischen einem Soldaten ohne Conubium und einer Sklavin eben möglich war –, war es auch nicht weiter verwunderlich, dass er heute alle nötigen Schritte unternommen hatte. Aber während er so dachte, hing sie längst mit Tränen in den Augen an ihm, und natürlich erwiderte er ihre Umarmung und hörte ihren wenigen Worten zu.
    "Lumen meum … du brauchst mir nicht zu danken. Es freut mich, dass du so glücklich bist. Sehr sogar", sagte er und gab ihr einen Kuss auf die Haare. "Aber etwas weniger weinen, und dafür mehr lachen, das wäre schön", scherzte dann er mit einem Lächeln, und meinte seine Worte gleichzeitig doch irgendwie ernst. Jedes Mal, wenn sie bei einer seiner kleinen Gesten in Tränen ausbrach, erinnerte ihn das daran, wie selten andere ähnliches für seine Liebste getan hatten, und er wusste, vermutlich würde er es nie schaffen, dass sie diese Dinge jemals als selbstverständlich ansah – und unter anderem dafür liebte er sie ja auch, denn früher, als kleiner Soldat, hatte er ihr keine großen Geschenke bieten können, und sie war selbst für die allerkleinsten unendlich dankbar gewesen –, aber wenn sie wenigstens nicht mehr jedes Mal zu weinen begann, wäre das vielleicht ein kleiner Fortschritt.
    "Gehen wir runter. Sonst fängt man unten noch ohne uns das Opfer an", witzelte er dann und wollte damit andeuten, dass vor dem Lararium bereits das Opfer vorbereitet wurde.

    Der Tiro hatte verstanden. Oder tat wenigstens so. Das war schon mal ein Anfang, jedenfalls waren sie dadurch weiter als noch vor ein paar Minuten. Avianus hatte Hoffnungen, dass Frugi ihm von jetzt an Gehör schenken würde. Aber das würde sich erst noch zeigen.
    Was der Kamerad seinem Tiro zuflüsterte, verstand der Centurio zu dessen Glück nicht zur Gänze – ansonsten hätte er dem dreisten Kerl eine geschellt – sondern sah nur, wie der Octavius endlich freiwillig den Rand losließ. Das Warum war Avianus inzwischen herzlich egal, denn die beiden hatten ja wirklich ihr Bestes getan, dafür zu sorgen, dass er so schnell wie möglich seine Geduld verlor.
    "Gut gemacht, Tiro", wurde er ein halbherziges Lob los, bevor er weitermachte: "Traust du dich, mit dem Kopf unters Wasser zu tauchen? Halt einfach die Luft an. Und wenn du dabei ein wenig ausatmest, steigt dir nicht einmal Wasser in die Nase. Wenn du willst, kannst du im Wasser auch die Augen öffnen. Falls du irgendwann wieder einmal von jemandem ins Wasser geschmissen wirst, ist das das allerwichtigste: Luft anhalten, Ruhe bewahren, konzentrieren. Versuch's mal."
    So wirklich schwimmen lernen war das ja nicht, aber Avianus hatte auch nicht das Gefühl, dass das Schwimmen selbst das primäre Problem war.
    "Wenn du das hinkriegst, können wir von mir aus eine kleine Pause einlegen und uns im Warmwasserbecken aufwärmen", machte er ein kleines Angebot. Der Centurio stand immerhin schon eine ganze Weile länger als sein Tiro im Kaltwasserbecken herum. Möglicherweise bot sich dann auch die Chance nachzufragen, woher diese panische Angst überhaupt kam ... und wie Frugi sich sauber hielt, wenn ihm schon beim bloßen Anblick eines Wasserbeckens der Schweiß von der Stirn tropfte.

    Ich lese dort (bis auf ein paar kleine Ausnahmen) griechische Schriftzeichen. Wenn auf deinem Rechner keine griechische Schrift installiert ist, kann er es auch nicht lesen, vermute ich mal.


    Edit:
    Da das Forum auf griechische Schriftzeichen leider sowieso allergisch reagiert hier mal ein kleiner Screenshot davon, wie's bei mir aussieht. Dazu muss ich sagen, dass ich sonst eigentlich nirgendwo Probleme mit griechischen Schriftzeichen habe.
    @Namensvetter ;): Die Frage ist jetzt, ob die falsch angezeigten Zeichen bei dir dieselben sind wie bei mir, oder ob du da wirklich gar nichts lesen kannst.