Mit einem Mal gab es so viel zu tun, so viel zu organisieren. Avianus war froh, Axilla und Sibel dabei an seiner Seite zu haben, denn allein wäre er wohl heillos überfordert. So konnte er zumindest sicher sein, gröbere Fehler zu vermeiden, falls es die überhaupt gab. Obwohl ihm manches immer noch nicht klar war. Etwa, was genau in einen Ehevertrag gehörte, vor allem, da ihre Heirat ja nicht einmal eine gewöhnliche sein würde. Bei den Göttern, das würde noch was werden. Vorerst blieb aber sein Glück davon unbehelligt. Irgendwo in seinem Hinterkopf, ganz am Rande, bekam er diese im Grunde ohnehin kleinen Sorgen mit, alles andere in ihm war erfüllt von dieser Euphorie. Endlich hatte er das gewagt, was er selbst wollte, anstatt das zu tun, was der Rest der Welt für akzeptabel hielt, und fühlte sich in seinem Handeln bestätigt und unterstützt durch Sibel und seine Verwandtschaft. Und irgendwie würde alles gut werden, davon war er jetzt überzeugt.
Da weder Axilla noch Sibel erneut das Wort ergriffen, atmete er lautstark aus, ließ all die Dinge sacken, die soeben gesagt worden waren, und blickte noch einmal in die Runde.
"Wie wäre es, wenn ich dir eben die Domus und mein … dein …" Unser?, dachte er sich noch. Kam wohl darauf an, ob die Kammer für ein größeres Bett genug Platz bot. "… zukünftiges Zimmer zeige …", wandte er sich an Sibel, "… und wir dieses Gespräch nachher bei der Cena fortsetzen?" Dabei sah er wieder zu Axilla. Spät genug war es dafür und wo ließ sich ein entspanntes, lockeres Gespräch besser führen, als bei Tisch liegend mit Speisen und Getränken. Und gerade weil er Sibel den Antrag vor Axillas Augen gemacht hatte, wäre er froh wenigstens ein paar Minuten mit ihr allein zu haben.
Beiträge von Aulus Iunius Avianus
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Original von Aulus Iunius Avianus
Das hier hat sich inzwischen erledigt, allerdings hänge ich nochmal ganz vorsichtig eine Woche bis nächsten Montag dran.Sooo ... jetzt aber!
Und natürlich herzliche Glückwünsche an den Augustus!
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Manius Triarius SeianusImmer diese Praetorianer ... hielten sich wohl für was besseres, nur weil sie schwarz trugen. Gut, schick sahen sie damit schon aus, aber das war noch lange kein Grund, sich immer so aufzuplustern! Kam einfach daher und glaubte, mit den drei kleinen Worten Optio Cohortium Praetoriarum ganz einfach an ihm dem, kleinen Miles, vorbeimarschieren zu können. Da konnte der Optio noch so scheinheilig erklären, worum es ging, was er dachte, wusste wohl jeder: Dass er besser war als der kleine Urbaner-Soldat, der den lieben langen Tag am Stadttor stand, so wie jeder andere Gardist auch.
Als dann die junge Dame zu ihnen trat, wurde Seianus aus seinem Ärger herausgerissen. Wenn sein Optio hiervon erfuhr oder gar der Centurio, würde er tatsächlich für immer Miles bleiben.
"Problem? Äh ... kein Problem. Ihr könnt durch ... glaub ich", zog er recht schnell den Kopf ein.
Blöde, schicke Praetorianer ... wie gerne wär auch er ein doofer, schicker, angesehener Praetorianer, dachte er anschließend wieder für sich selbst.Sim-Off: Sorry, komplett übersehen!
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"Gern geschehen", gab Avianus knapp zurück. Man half ja gerne, wo es ging.
"Als Centurio der Cohortes Urbanae, um genau zu sein", antwortete er mit nich unerheblichem Stolz, "Es hat auch sein gutes, im Exercitus zu dienen. Viele junge Männer, die sich uns anschließen, hätten sonst nichts. Wer tauglich ist, erhält bei uns einen festen Sold, Verpflegung, ein warmes Bett und eine Einheit, die für einen im Laufe der Zeit zur Familie wird - Dinge, die nicht für jeden selbstverständlich sind. Verglichen mit dem Leben, das manch andere Leute führen, ist es also gar nicht einmal so entbehrungsreich. Nur auf die Weiber ... auf die müssen die Soldaten verzichten, wenn gerade kein Ausgang ansteht." Unwillkürlich musste er grinsen. Außer man war Centurio und holte auf Umwegen sein Weib einfach zu sich. "Andere wiederum suchen Ansehen und Ehre. Auch das lässt sich bei uns verdienen."
Einerseits verstand er es, wenn jemand meinte, mit den Truppen nichts anfangen zu können, andererseits war er eben Iunius. Dass er früher oder später Soldat werden würde, hatte vermutlich bereits festgestanden bevor er überhaupt das Licht der Welt erblickt hatte, und etwas anderes konnte er sich auch gar nicht vorstellen. Sein ganzes Leben lang hatte er nichts auf die Reihe gebracht, bis er sich irgendwann entschlossen hatte in Rom den Urbanern beizutreten. -
Zu früh hatte er sich gefreut. Viel zu früh. Kaum zu glauben. Seine geübten Tirones, die schon wochenlang auf dem Exerzierplatz auf und ab marschierten waren plötzlich überfordert, wenn sie dabei ihr Schild anders halten sollten.
"STATE!", bellte er den Männern zu, um sich das Trauerspiel nicht länger mit ansehen zu müssen, "Wenn ich Gleichschritt sage, meine ich auch Gleichschritt!" Was ja so viel hieß wie: Synchrones Laufen. Gleiches Tempo, gleicher Takt. Richtig durchgeführt trat da niemand dem anderen den Fuß in die Ferse. Oder stolperte gleich quer durch die Formation.
"Nochmal! Ad Testudinem! Aequatis passibus! Pergite! Lae-vum! Lae-vum!", war er dieses Mal so freundlich den Takt lautstark anzugeben.
Das würde die nächsten Tage noch etwas werden. Keilformation, Kreisformation, ... all das musste sitzen, bevor er seine Rekruten als Milites auf die Stadt losließ. Heute aber würden sie für den Rest des Tages die Reiterabwehr und die Testudo üben. Vor allem die Testudo. Im Marsch. Als kleine Strafe sozusagen, und weil es allem Anschein nach nötig war. -
Wenn das Thema zumindest so weit schon mal geklärt wäre, könnte auch das hier eingetragen werden.
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Original von Aulus Iunius Avianus
Ab morgen bis zum 18.09. kann es zu längeren Wartezeiten kommen. Ich schau, dass ich mit schreiben hinterherkomme, wenn's mal nicht klappt, seid ihr vorgewarnt. Und sollte etwas dringend sein oder jemand das Gefühl haben, dass er/sie vergessen wurde, dann bitte ich um eine PN.
Das hier hat sich inzwischen erledigt, allerdings hänge ich nochmal ganz vorsichtig eine Woche bis nächsten Montag dran. -
"Salve", grüßte auch Avianus endlich, "Da muss ich dich aber enttäuschen. Wir Leute von den Stadtkohorten sind für gewöhnlich zu Fuß unterwegs und privat brauche ich kein Pferd. Um es anders auszudrücken: Ich habe so gut wie nie mit Pferden zu tun." Er lächelte entschuldigend. Der Vorteil seines Daseins als Infanterist. Er brauchte sich den Hintern nicht an einem Sattel wund zu scheuern. Es war nicht direkt so, dass er Pferde hasste oder nicht reiten konnte. Nur war er schlicht und ergreifend nicht wild darauf, sich öfter als unbedingt notwendig auf den Rücken eines dieser Tiere zu setzen. Aus der Ferne betrachtet schienen sie ihm weitaus hübscher, wo sie nicht buckelten und an den Zügeln zerrten, wenn ihnen irgendetwas nicht passte.
"Da würde ich mich eher an reichere Leute wenden … oder an Offiziere berittener Einheiten. Und was ich so gehört habe, soll es auch irgendwelche Zusammenschlüsse von Pferdezüchtern geben. Ich selbst werde dir da herzlich wenig helfen können."
Nein, Pferde und Pferdezucht war wirklich nicht sein Spezialgebiet. Vielleicht halfen dem Fabius aber seine kleinen Ratschläge weiter. -
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Original von Marcus Artorius Rufinus
Achso. Und noch eine Frage: Produziert der staatliche Jäger eigentlich auch? Oder eher nicht? Könnte für nen Auftrag nämlich noch ein paar Pelze gebrauchen....
Frage ich mich auch ... aber wegen der wilden Tiere. -
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Manius Triarius Seianus
MILES · COHORTES URBANAE"Ja sag mal, bist du noch ganz dicht?!", keifte der Triarius den Fremden lautstark an, fackelte auch gar nicht mehr lange, sondern zog dem dreisten Typen mit dem Schaft der Hasta eins über.
"Ja … ne, so 'ne Scheiße …", kommentierte Capriarius etwas ratlos. Irgendwie hatte der Typ es ja darauf angelegt. Der hielt sich anscheinend für eines übernächtigen Urbaners fest … und würde noch dazu ganz ohne Zweifel die Arbeit seiner Kameraden behindern! Ganz davon abgesehen, dass der Kerl einen verdammt verdächtigen Eindruck machte. Er könnte den Idioten längst verhaften. Der konnte glatt froh sein, wenn man ihn nur verprügelte!~~~
Endlich kam was von dem verängstigten Kerl. Avianus hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben, heute noch von hier weg zu kommen. Von eindeutigen Antworten konnte noch immer nicht die Rede sein, aber besser als nichts, redete der Iunius sich ein. Gerade wollte er sich wieder zu dem Mann hinabbeugen, da bekam er den Radau an einem Ende der Gasse mit.
"Sag' mal … was …" Er richtete sich wieder auf und spähte hinüber, wo er seine zwei Soldaten sah und noch dazu einen dritten Mann. Der schon in der Gasse stand. Keiner sollte durch, hatte er doch gesagt. Er hatte keine Lust, neben seinem Kindergarten an Soldaten, einem Toten und einem Kerl mit Nervenzusammenbruch noch irgendwelche anderen Zivilisten am Hals zu haben. Nach der Patrouille und wo er sich jetzt um das Nervenbündel von … ja wie hieß der Kerl denn nun eigentlich? ... kümmern musste, war seine Toleranzschwelle auf ein absolutes Minimum gesunken.
"Muss man hier denn alles selber machen?!", rief er zum Triarius hinüber. Vermutlich. Dafür hatte er aber erstens nicht die Zeit und zweitens nicht die Motivation übrig. "Miles Matinius! Beweg deinen Hintern zu deinen Kameraden! Frag den Kerl, was bei Plutos Eiern er hier will!"
Durchatmen, einmal kurz die Augen reiben ... da musste er jetzt einfach durch. Alles klar. Weitermachen. Nur wie? Diesen Zustand - das Zittern, die Angst in den Augen, das Gestammel - hatte er schon mehr als einmal gesehen. Im Prinzip konnte er nur mit ihm reden und hoffen, dass der Mann sich möglichst bald beruhigte, ihm erzählte, was er wusste, und alle anschließend nach Hause marschieren könnten.
"Marcus Rufinus? Von den Atorii?", fragte er noch einmal nach dem Namen, ob er soweit alles richtig herausgefiltert hatte. Er fasste den Arm des Burschen, um ihm auf die Beine zu helfen und versuchte dabei, nicht daran zu denken, was dem alles in den Kleidern klebte. "Hoch mit dir, in der Pisse anderer Leute sitzt es sich nicht gut ... glaub ich. Nicht das ich in solchen Dingen Erfahrung hätte", redete er im Plauderton weiter, "Du warst also dabei, als das hier passiert ist? Denkst du, du kannst uns mehr darüber erzählen?" -
Der ihm gar nicht mehr ganz so fremde Kerl – immerhin kannte er ja dessen halbe Lebensgeschichte – ging mal so gar nicht auf seine simple, aber durchaus ernst gemeinte Frage ein. Avianus kratzte sich ein wenig ratlos die schlecht rasierte Wange. Oder doch? Vielleicht musste er auch nur wie bei den Frauen zwischen den Zeilen lesen.
"Du suchst also Kontakte?", fragte er deshalb zurück, "Tja, weißt du … normalerweise beginnt man solche Gespräche mit 'Salve, wie geht's?' und dann sagt der andere 'Salve, gut. Und dir?' – 'Fabelhaft, echt ein schöner Tag heute. Ich bin übrigens Caius Soundso.' – 'Ja? Und ich bin Lucius Irgendwas.' …", redete er weiter, was ihm dazu gerade durch den Kopf ging, machte es sich wieder im Becken bequem, nachdem der Fabius ihn zuvor aus seiner Entspannung herausgerissen hatte, und blickte diesen im Anschluss fragend an, um herauszufinden, ob der verstanden hatte, worauf er hinauswollte. Dabei bemerkte er, dass er sich selbst gar nicht vorgestellt hatte. Musste er komplett verpasst haben, so wie ihn der Kerl irritiert hatte.
"Ja … also und ich bin Aulus Iunius Avianus", holte er das Versäumnis doch noch nach. -
Avianus hatte sich noch etwas tiefer ins Wasser sinken lassen, die Augen halb geschlossen, und wäre wohl in absehbarer Zeit eingenickt, hätte ihn nicht ausgerechnet in diesem Augenblick jemand von der Seite angesprochen. Schlagartig sah er wieder auf, wischte sich mit mäßigem Erfolg mit den feuchten Händen das Wasser aus dem Gesicht und blickte leicht irritiert in das fremde Gesicht.
"Ah … ja?", kam von ihm knapp und wenig geistreich zurück. Dass ein Fremder in den Thermen mal kurz Hallo sagte, war ja nichts Ungewöhnliches, gleich im Anschluss noch ungefragt eine halbe Lebensgeschichte erzählt zu bekommen wiederum etwas anderes.
Nein, einen Titus Fabius Posca kannte er tatsächlich nicht. Was ihn aber auch nicht weiter verwunderte. "Ich kenn hier generell kein Schwein, um ehrlich zu sein. Ich bin nicht gerade, was die Thermae Agrippae einen Stammkunden nennen würden." Wieso auch, die Castra Praetoria hatten ja ihre eigenen Lagerthermen. Den Weg in die Stadt nahm der Iunius höchstens auf sich, wenn er beim Baden seine Ruhe wollte und es nicht eilig hatte. In den Lagerthermen hatte immer jemand das Gefühl sich zu ihm setzen und ihn anquatschen zu müssen. Außerdem kam es ihm so vor, als hätte man Centurio meist erst dann Pause, wenn man die Mauern der Castra hinter sich ließ und solange jegliche Arbeit zwangsläufig am Optio hängen blieb.
"Und was hat das jetzt mit mir zu tun?", fragte er dann noch weiterhin mit unschlüssigem Ausdruck im Gesicht. Die Frage aller Fragen. Sah er aus, als wäre er ein guter Zuhörer? Oder als könnte er helfen? Avianus würde sich überraschen lassen.Sim-Off: Kleine Tipps fürs Schreiben: Was tut dein Charakter (Gestik, Mimik, Handlungen, etc.)? Was denkt er? Was fühlt er?
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Gute Besserung.
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Der Centurio quittierte die Ausführungen des Octaviers mit einem knappen Nicken. Damit konnte man ganz gut arbeiten. Avianus wusste ja, weshalb er ausgerechnet diesen einen Tiro fragte. Wenn er es sich nicht antun wollte, irgendeine Grütze als Antwort zu bekommen, konnte er bisher immer darauf vertrauen, von Frugi ein paar akzeptable Sätze zu hören. Um zu testen, wie aufmerksam der Rest der Tirones derweil zugehört hatte, verzichtete er auf weitere Erklärungen und ließ gleich darauf über den Platz schallen:
"Ad testudinem! Die erste Reihe hält ihre Schilde, im Normalfall stellt ihr sie nicht auf den Boden!" Das einzige Fehlerchen, das er soweit gefunden hatte. Beim Vorrücken bei Belagerungen war es ja eher kontraproduktiv, die Schilde in den Boden zu rammen, und auch im Kampf auf dem Feld war sie nicht dazu gedacht, damit sich die Milites dauerhaft verkrümelten. Außerdem wollte er ja sehen, wie sich seine Leute in Bewegung anstellten! Die Testudo zu bilden, war gar nicht mal so schwer, das marschieren darin schon eher, obwohl er auch da bei seinen halbwegs geübten Tirones guter Dinge war. "Aequatis passibus! Pergite, Tirones!" -
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Wie viel in den letzten Wochen passiert war … so recht konnte er es immer noch nicht fassen. Es war erstaunlich. Manchmal plätscherte das Leben sanft, seicht und träge dahin, ohne nennenswerte Geschehnisse, nur um sich wenig später in einen reißenden Strom zu verwandeln, rasante Kurven zu nehmen, sich schäumend an Felsen aufzubäumen und ihn ein wenig verloren zurückzulassen. Sein Vetter war ganz plötzlich Vater einer kleinen Tochter, gleich darauf heiratete er die Nichte des Praefectus Urbi und wurde nach Germania geschickt. Und dann noch Sibel. Sie, die wiederum sein Kind in sich trug. Die ihn heiraten würde, wenn sich ihnen nichts in den Weg stellte. Es war furchtbar viel, es war verunsichernd, und verdammt nochmal, es machte Avianus sogar ein klein wenig Angst. Wie konnte es auch anders sein, wo doch in näherer Zukunft noch mehr große Veränderungen bevorstanden. Und gleichzeitig war er wahnsinnig glücklich, dass das Schicksal seinen Lauf auf diese Weise genommen hatte. Denn anders hätte er es im Nachhinein gar nicht gewollt. Er gönnte Seneca sein Glück, und sein eigenes Schicksal hatte er vollkommen von sich aus gewählt. Weil er es wollte, sie wollte. Die kleine Familie, die er hoffentlich bald haben würde. Trotzdem konnte er von Zeit zu Zeit ein wenig Abstand von all den Gedanken um Sibel, ihre gemeinsame Zukunft und seine Verwandtschaft gebrauchen. Deshalb saß er auch im Caldarium in den Thermae Agrippae, fern der Castra und allem anderen, das ihn ablenkte. Die letzten paar Schrammen, die er sich im Dienst eingefangen hatte, hatte er im Tepidarium bereits ausgewaschen, war dort auch Staub und Schmutz losgeworden und genoss jetzt einfach nur das warme Wasser, in das er sich mit einem leichten Lächeln bis zum Kinn gleiten ließ. Wie schön das Leben doch sein konnte. Hatte er nicht einst geglaubt, die Götter hätten ihn verlassen? Nein, sie hatten ihn nur auf die Probe gestellt. Und er hatte bestanden, wie es schien.
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Avianus lehnte sich endlich zurück, war dabei immer noch ein wenig neben der Spur. Er war froh darüber, dass Axilla ein wenig mit Sibel über die Hochzeit sprach, sodass er nur weiterhin glücklich zu Lächeln und hier und da zu nicken brauchte. Außerdem hatte er ja von Hochzeiten gar keine Ahnung. Nur einmal räusperte er sich leise und wollte kurz etwas sagen … Sibel war sehr wohl schon auf einer Hochzeit gewesen. Auf Senecas und Seianas. Ehe er es ausgesprochen hatte, kam ihm in den Sinn, dass Axilla vielleicht noch gar nichts davon wusste, dass die Ehe inzwischen geschlossen war. Und das jetzt sicher kein geeigneter Augenblick war, das zur Sprache zu bringen. So schwieg er also, und blickte einen Moment lang betreten in die Runde. "Ja … nein, klar. Ein Vertrag … gute Idee. Und der Consular … das kriege ich hin", schwafelte er einfach irgendetwas und trank einen Schluck Wein. Bei den Göttern, das würde noch etwas werden, wenn er mit Axilla über das Gespräch mit Seiana redete. Aber ganz sicher nicht jetzt. "Die Götter um ihren Segen zu bitten, kann nie schaden. Apropos Opfer … wenn du möchtest, können wir auch ein Opfer darbringen, als Dank für das Glück, das uns in letzter Zeit wiederfahren ist. Und um um eine gute Schwangerschaft und Geburt zu bitten", meinte er zu seiner Verlobten. Seine Verlobte. Wie ungewohnt das klang. Er, der baldige Vater, sie, die Verlobte – wenn alles glatt lief. Die Überraschungen wollten einfach kein Ende nehmen.
Und dass Sibel nicht einfach nur hier würde wohnen wollen, hätte er sich bereits denken können. Wann nahm sie jemals einfach ein Geschenk an, ohne darüber nachzudenken, was sie dafür im Gegenzug geben könnte. Dabei sollte sie gar nicht einfach so weitermachen, wie sie in seiner Habitatio alle möglichen Arbeiten erledigt hatte. Seiner Meinung war es Zeit, dass sie etwas kürzer trat und sich schonte. Und auch dafür war ein Umzug in die Domus genau das richtige.
"Ich bin mir sicher, bis das Kind auf der Welt ist, kannst du dich auch ein wenig hier einleben", meinte er dazu, "Mach dir darüber vorerst keine Sorgen." Das einzige, worüber sie sich vielleicht sorgen machen sollte, war, was er dann wieder alleine in seiner Habitatio machte. Ganz bestimmt nicht täglich wischen und frisch kochen, soviel war klar. Er versuchte einfach bei dem Gedanken nicht zu unglücklich zu wirken. Aber wie sollte er auch. Er würde sie heiraten. Was in aller Welt könnte ihn heute noch unglücklich machen.
"Gut … Axilla hat bereits zwei Söhne, musst du wissen", wollte er ein wenig das Thema wechseln. Wobei auch das eigentlich mit dem Rest zusammenhing. Bestimmt würde sie Sibel den einen oder anderen Rat geben können und wusste, worauf während der Schwangerschaft zu achten war. Auf jeden Fall wäre sie seiner Liebsten eine bessere Hilfe, als er es war. Immer mehr war er davon überzeugt, dass es das einzig richtige war, sie in der Domus zu lassen. Ein besserer Ort konnte für Sibel gar nicht existieren. -
Perfekt. Der Schildwall hielt soweit stand. Die neue Aufstellung machte ein paar Schwierigkeiten, aber auch das wurde besser. Sollte es auch. Die Ausbildung war immerhin im Endspurt, in absehbarer Zeit würden die Rekruten allesamt zwischen erprobten Soldaten stehen und mussten mithalten können. Denn machte einer einen Fehler, brachte das alle anderen ebenso in Gefahr. Und welcher frisch gebackene Miles wollte schon nach den ersten Einsätzen einen Kameraden auf dem Gewissen haben.
"Ausgezeichnet, die Testudo ...", pflichtete der Centurio bei. Noch schöner wäre es, etwas mehr zu erfahren, wenn seine Tirones ihm schon nur eine weitere Formation nennen konnten. "Kannst du deinen Kameraden auch erklären, wie sie konkret aussieht und wann sie eingesetzt wird, Tiro Octavius?" Schon wieder Frugi. Avianus hatte ein schmales Lächeln auf den Lippen. Na zu irgendwas musste der ja gut sein. Der mit den breitesten Schultern war er schonmal nicht, eher das Gegenteil. Wenn der Junge dafür halbwegs was auf dem Kasten hatte, konnte das einiges wieder wett machen. Zumindest war er nicht der dümmste Rekrut seiner Einheit. Vielleicht ein wenig unmotiviert, aber nicht vollkommen hoffnungslos. Avianus war guter Dinge, dass das bevorstehende Ende der Ausbildung nicht nur den Octavius sondern auch den Rest der Jungs über die letzten paar Übungen hinwegtrösten würde.
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Ganz und gar nicht kam ihm das lächerlich vor. Er hatte es in all den Jahren mit ihren Höhen und Tiefen genauso wenig übers Herz gebracht, Sibels Amulett loszuwerden, und daran würde sich in näherer Zukunft nichts ändern. Es war nur ein Stück Metall an einem Lederband, aber es hingen so wahnsinnig viele wertvolle Erinnerungen daran. Denn Erinnerungen konnten sich bekanntlich an alles heften. Selbst an ein Stück Papyrus. Avianus nickte knapp. Wenn es so war, wie sie sagte, war es zweifellos eine passende Opfergabe.
Da war er offenbar einmal mehr übers Ziel hinausgeschossen. Er war Seiana nicht böse, noch war er wirklich beleidigt. Ebenso wie er sie kaum kannte, wusste auch sie nur wenig über ihn - etwas, das er sich noch einmal ins Gedächtnis rufen musste. Er wollte lediglich klarstellen, dass er weder Streit suchte, noch die alten Konflikte aufwärmen wollte. Er wollte, dass dieser Mist aufhörte, Seneca zuliebe, Silanus zuliebe und irgendwie auch Axilla zuliebe, die sicherlich auch glücklicher wäre, wenn sie sich nicht ständig Sorgen um diese ihre gesamte Gens zerstören wollte Erzfeindin machen müsste.
"Danke für das Angebot, wir werden sehen … aber ich bin felsenfest davon überzeugt, dass Seneca für mich dasselbe tun würde", gab er nur zurück. Tun würde? Tat er im Prinzip doch. Seneca hatte schon vor einer halben Ewigkeit davon geredet, dass Sibel zu heiraten eine Option war … die er selbst damals im Atrium abgelehnt hatte. Immer hatte er ihn unterstützt, jedes einzelne Mal, als er seinem Vetter sein Unglück vorgejammert hatte, damals in den Baracken der Cohortes Praetoriae. Mit jedem ermutigenden Brief, den er aus Mantua geschickt hatte. Mit jedem einzelnen Mal, wenn er so mit Sibel sprach, dass sie keine Zweifel haben konnte, dass sie willkommen war. Dass Avianus sich im Gegenzug bemühte, sich bei dessen Hochzeit zu benehmen und nett zur Braut zu sein, war er Seneca schuldig, und er tat ihm den Gefallen gerne.
"Den wünsche ich dir auch, Seiana", gab er zurück und stemmte sich hoch, "Und ich werde mal nach meiner Begleitung sehen, denke ich." Die wartete wahrscheinlich bereits auf ihn. Oder hatte vielleicht auch irgendein Problem, bei dem er ihr behilflich sein könnte. Was auch immer war, Seiana hatte ja auch noch zu tun und er wollte nicht weiter stören, wenn es ohnehin andere Dinge gab, um die er sich kümmern sollte.
"Gut, dann … Vale", verabschiedete er sich schlicht. -
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Caius Rubrius PennusNa endlich. Wurde auch langsam Zeit. Hastig zog der Optio den Saum der Tunika hoch, warf sich förmlich auf einen freien Platz in der Latrine und gab kurz darauf erleichternde Laute von sich. Schon während der morgendlichen Patrouille hatte er ein menschliches Rühren verspürt.
Nun um zumindest eine Sorge erleichtert, hob Pennus den Blick, der an dem Tiro hängen blieb, der fleißig den Dreck anderer Leute wegwischte. Der war doch einer von ihnen. Was ausgerechnet das halbe Hemd wohl verbrochen hatte? Nichts allzu schlimmes vermutlich. Vielleicht hatte seine Unterkunft bei der letzten Kontrolle ausgesehen wie Sau. Oder her hatte das Weib, das beim Iunius wohnte, blöd angequatscht. Der Centurio verstand da angeblich keinen Spaß.
"Du ... Octavius!", fiel dem Rubrius endlich auch der Name zu dem Gesicht ein, während er immer noch auf seinem Plätzchen saß. "Du scheinst dich ja auszukennen mit Putzen. Willst du dir ein paar Kröten dazuverdienen?"