Beiträge von Aulus Iunius Avianus

    Völlig überraschend hatte ihn in der Castra ein Bote der Casa Iunia mit der Nachricht erreicht, dass sein Vetter Seneca seit kurzem daheim war und, wie könnte es anders sein, ihn sprechen wollte. Nach Dienstschluss und einem kurzen Abstecher in die Lagerthermen hatte er sich deswegen auf den Weg gemacht, selbstverständlich gemeinsam mit Sibel.
    Nachdem der Ianitor sie durchgelassen hatte, trat er zusammen mit seiner Liebsten und gemischten Gefühlen ins Atrium. Da war einerseits die Freude, seinen Verwandten nach langer Zeit wiederzusehen, andererseits die Unsicherheit, wie der ihm wohl gleich begegnen würde. Dass Seneca unangekündigt aufgetaucht war, machte die Sache nicht besser. Avianus hatte ja damit gerechnet, erst noch eine Nachricht zu erhalten, bevor er zu Besuch kam, das wäre ihm bei genauerem Nachdenken doch lieber gewesen, denn sollte ein Donnerwetter folgen, hätte er es zumindest nicht gleich persönlich in Empfang nehmen müssen. Wenn er aber noch etwas genauer darüber nachdachte: Welche Vorwürfe würde Seneca ihm machen können, die er sich nicht auch selbst machen müsste? Und er ließ seinen Vetter zumindest nicht im Dunkeln über seine unkonventionelle Liebschaft.
    "Mach' dir keine Sorgen", sagte er deshalb zu Sibel, sorgte dafür, dass sie neben ihm stand, und wartete ab. Ein Sklave war bereits unterwegs, um Seneca Bescheid zu geben.

    Ein Bote gab im Lupanar eine schlichte, an eine bestimmte Morrigan adressierte Tabula ab:



    Aulus Iunius Avianus Morrigan s.d.


    Ich habe dir zwar bereits gedankt, tue es aber erneut, unter anderem auch für den Brief, den du mir einst geschickt hast, mit der Botschaft, dass es ihr gut ging.
    Der Grund, weshalb ich dir diese Nachricht zukommen lasse, ist allerdings ein vollkommen anderer: Helvetius Varus hat zugestimmt, Sibel an mich zu verkaufen, was bedeutet, dass sie nun bei mir lebt. Ich richte dir also auch Grüße von ihr aus. Es gehr ihr gut und sie wird dir wohl in nächster Zeit einmal besuchen.
    Wenn du es wünschst, kannst du sie von jetzt an außerdem über mich erreichen.
    Ich hoffe auch dir ist es in der Zwischenzeit gut ergangen.


    Vale bene.


    "Ich weiß es nicht genau, aber bisher hat er mir zumindest nie Vorwürfe gemacht, im Gegenteil, ich habe das Gefühl, er ist … neugierig", erklärte Avianus, "Ich weiß zwar nicht was er davon halten wird, dass du jetzt bei mir lebst, aber bei ihm stehen die Chancen wohl vergleichsweise gut, dass er es nachvollziehen kann." So ganz sicher war er sich allerdings nicht, wo bei Seneca die Grenzen lagen. Er hatte seinen Vetter noch nie wirklich wütend erlebt und folglich keine Ahnung wie weit er gehen konnte bis dessen Geduld ein Ende fand. Aber seine jüngste fragwürdige Aktion zu verheimlichen würde sowieso nicht gelingen. Am besten machte er Seneca gegenüber also kein Geheimnis daraus und hoffte, bei ihm auf Verständnis zu stoßen.
    Was Morrigan betraf hatte er tatsächlich richtig getippt, und er wüsste nicht, was gegen einen Besuch sprechen könnte. Er war ja ohnehin froh, dass sie inzwischen auch noch jemand anderes in Rom hatte, als nur ihn.
    "Warum nicht? Du brauchst ja nicht immer hier zu bleiben", meinte er. Wo er doch oft den ganzen Tag Dienst hatte erst recht nicht. Er wollte schließlich nicht, dass sie sich hier zu Tode langweilte. Sie konnte ja durchaus mal etwas unternehmen, in die Stadt gehen, Freundinnen besuchen, einkaufen, was auch immer Frauen sonst so taten oder wozu auch immer sie Lust hatte. Und sich ein wenig unter andere Leute zu wagen, konnte ihr nur gut tun.
    Wie sie dann auf seine Erklärung antwortete, dass er mit seiner Centuria einen heben gehen würde, lachte er erst leise.
    "Natürlich nicht... kein Problem", stimmte er ihr nur zu, verzog leicht belustigt die Brauen und ging bereits voraus zur Eingangstür. Vollkommen umsonst machte er sich Sorgen, in jeglicher Hinsicht, denn wie es schien brauchte er seine früher allzu empfindliche, teilweise klammernde Sibel nicht mehr in Watte zu packen, was ihm das Leben durchaus um einiges leichter machen würde. Dass er es trotzdem tat, fand er irgendwie unterhaltsam.

    Der Ianitor schloss hinter Seneca die Tür wieder und hielt seine Arbeit bereits für getan, als man sich erneut an ihn wendete.
    "Im Augenblick nicht, Dominus", erklärte der Sklave knapp. Wie es schien waren die Iunii in Rom letztens schwer beschäftigt. "Soll ich jemanden über deine Ankunft benachrichtigen lassen?", fragte er dann allerdings noch bereitwillig, ein Bote war schließlich zügig auf den Weg geschickt.

    ... Und kurz darauf öffnete der Ianitor, der ihn durch den Spalt hindurch sogleich überrascht anblickte. Selbstverständlich hatte er Seneca erkannt, doch lange hatte man ihn in der Casa Iunia nicht mehr gesehen.
    "Salve, Dominus! Willkommen", grüßte er freundlich und öffnete die Tür schließlich ganz, damit der Iunius die Casa betreten konnte. "Tritt ein."

    Zitat

    Original von Beroe
    Der Centurio aber wollte sich damit noch nicht zufrieden geben. Er fragte weiter und Sarah sah sich gezwungen, noch mehr zu erzählen.
    „Narseh findet ihr in seinem Haus oder in seiner Werkstatt. Aber er misstraut jedem Römer, selbst dann, wenn er sich zu unserem Glauben bekennt. Er und seine Mitstreiter wollen versuchen, an Waffen zu kommen. An Messer und Dolche. Und Narseh sprach auch davon, dass er versuchen wolle, an Schwerter zu kommen. Außerdem suchen sie noch nach mehr Unterstützern, die genauso denken, wie sie.. Nächste Woche wollen sie sich wieder treffen.“


    "Du sprichst ständig von anderen, die bei ihm sind. Wie viele sind sie? Eine grobe Schätzung wäre gut genug", fragte Avianus schon etwas besorgter als noch zuvor. Dass sich hinter dem Rücken der Cohortes Urbanae eine kleine Armee verrückter Christianer aufstellte, konnte er sich zwar kaum vorstellen, aber unmöglich war es ja nicht.
    Vollkommen egal, wie es auf der Seite der Christianer aussah, sie hatten einen bedeutenden Vorteil, und der saß ihm direkt gegenüber.
    Wenn sich diese Leute demnächst also wieder träfen, wäre es sicherlich das Beste, gleich zuzuschlagen, bevor sie mehr Anhänger fanden oder Wind davon bekämen, dass man ihnen auf der Spur war. Nur wie er mit Sarah umgehen sollte, da war er noch nicht ganz sicher. Immerhin war sie ein Risikofaktor, sie könnte genauso zur Gefahr werden, wenn sie plötzlich doch wieder die Seiten wechselte oder ein schlechtes Gewissen bekam. Groß war die Versuchung, sie hier und jetzt festnehmen zu lassen, allerdings so hatte er zumindest zu Beginn gesagt, sollte doch jenen, die mit den Urbanern kooperierten nichts geschehen, zwar immer mit dem Hintergedanken, schlussendlich doch noch einen endgültigen Schlussstrich unter den ganzen Ärger mit der Sekte zu ziehen, aber sein Zorn, den er damals noch gegen sie gehegt hatte, war zumindest ein wenig abgeklungen.
    "Könntest du meine Soldaten zu dieser Werkstatt, oder wo auch immer sie sich treffen, hinführen?"

    "Salve, Tirones!", grüßte er zurück. Der Tag fing schon mal nicht schlecht an, als er zwischen den Rekruten Getuschel hörte, verfinsterte sich seine Miene allerdings etwas. Na sowas. Da hielten sich wohl welche für bessere Experten, was ihre Ausbildung betraf, als ihre tatsächlichen Ausbilder. Sein Optio hatte den Störenfried scheinbar schnell gefunden, aber wenn er schon mal so einen blöden Spruch zu hören bekam, wollte er es nicht dabei belassen.
    "Schwerter also?!", fragte er lautstark in die Runde, um zu zeigen, dass er alles andere als taub war.
    Ungern erinnerte er sich an die Katastrophen, die er teilweise mit ansehen musste, wenn die Tirones zum ersten Mal mit ihren Waffen hantierten. Fimbria war nur eine davon – und hatte sich glücklicherweise zügig gebessert. Nicht umsonst sorgte er für gewöhnlich für ein wenig Sicherheitsabstand zwischen den Tirones und zeigte ihnen vor, was sie zu tun hatten, viel zu leicht ließ sich das rechts am Gürtel baumelnde Schwert ja falsch ziehen. Aber vielleicht würde ja diese Truppe frischer Neulinge entgegen aller Erwartungen mit beispielloser Disziplin und Erfahrung glänzen.
    "Gut, überrascht mich! Gladios stringite, Tirones*!!!", schallte ein Befehl der Reihe entgegen und dabei behielt der Centurio den dürren Zwerg gut im Auge. Wer so aussah, musste doch zwangsläufig irgendwelche anderen Talente aufweisen, oder?


    Sim-Off:

    * Zieht blank

    Sie zog wohl die Gesellschaft der Thermen der Ruhe eines privaten Balneums vor. Oder wollte ihn vielleicht mit solcherlei Angelegenheiten nicht belasten? Wie auch immer, wenn er sie einmal in das Haus seiner Gens mitnahm, könnte sie ihre Meinung schließlich noch immer ändern. Er nickte also.
    Bevor Avianus sie allerdings, wie sie es sich gewünscht hatte, durchs Lager führen würde, hielt er noch einmal inne. Ein paar Dinge, so fand er, galt es noch zu klären.
    "Ach ja, du erinnerst dich vielleicht daran, dass einer meiner Verwandten, Seneca, schon länger über uns Bescheid weiß. Ich werde ihm demnächst einen Brief schicken. Er wurde nach Mantua versetzt und hat abgesehen von unserem Briefwechsel wohl nicht viel Kontakt zur Familie. Wie auch immer … diese Frau im "Aedes iste Laetitia", Morrigan … ihr seid wohl … befreundet? Soll ich dann auch gleich einen an sie schicken?"
    Wie fröhlich sie gewirkt hatte, als er auf seine freien Tage zu sprechen gekommen war, war ihm außerdem nicht entgangen, aber da gab es noch etwas, das er ihr sagen wollte. Nicht, weil er glaubte, dass es eine besonders große Sache war, sondern einfach nur damit sie Bescheid wusste. Und weil sie vielleicht nicht unbedingt begeistert davon sein würde, selbst wenn sie es nicht offen zeigen würde, und er wollte sie nicht erst auf den letzten Drücker damit überraschen.
    "Und dann wäre da noch etwas … der Abend vor unserem ersten freien Tag … also mein erster freier Abend … ich dachte daran, mit meinen Soldaten etwas trinken zu gehen, sie mal auf einen Becher einzuladen. Wir hatten in letzter Zeit durch den Tod des Corneliers und die Kaiserwahlen viel Arbeit und kaum Ausgang. Sie haben es sich verdient … aber die restliche Zeit könnten wir für uns nutzen."
    Da war es wieder, das Dilemma, sich nicht teilen zu können. Aber er hielt seinen Vorschlag ja durchaus für in Ordnung, um alles unter einen Hut zu bringen.

    "Ich seh' schon, du weißt genau, was ich meine", kommentierte Avianus, nachdem sie ihn auf die Wange geküsst hatte. Er wäre doch verrückt, seine Liebste nicht in seinem Bett haben zu wollen und sie stattdessen in eine kleine Kammer zu sperren. Auf ihre nächste Frage hin kratzte er sich allerdings nachdenklich den Nacken.
    "Hier im Lager wird wohl nicht mehr als eine Katzenwäsche drin sein", stellte er fest, "Bleiben aber immer noch die öffentlichen Thermen oder die Casa Iunia. Ich kann ja mit dir mal dorthin gehen, damit dich der Ianitor kennt und regeln, dass du dort in Ruhe baden könntest, wenn du möchtest." Daran hatte er tatsächlich noch gar nicht gedacht. Den Luxus eines eigenen Balneums konnte er leider nicht aufbieten. Folglich musste sie sich wohl oder übel irgendwo außerhalb der Castra waschen. Keine Tragödie, dennoch etwas ungünstig, nur konnte er daran, selbst wenn er wollte, nichts ändern.
    "Demnächst hat meine Centurie mal ein paar Tage frei, jetzt wo wir unseren neuen Kaiser haben… dann wird sich dein … Dominus …" Himmel, klang das bescheuert. Gespielt gequält verzog er das Gesicht. "… darum kümmern."
    Ausgezeichnet, besser hätte er es gar nicht treffen können. Und wenn seine Männer demnächst auch mal aus dem Lager raus kämen, um sich zu vergnügen, wäre Sibel vorerst auch sicher vor allzu vielen anzüglichen Blicken, und früher oder später würde sich jeder an ihre Anwesenheit gewöhnt haben.
    "Wie sieht's aus? Sollen wir ein wenig hier bleiben?", fragte er lächelnd, küsste ihren Nacken, wo Schulter und Hals ineinander übergingen, und spürte, wie sie ihn einmal mehr fast schon magisch anzog. Ruhig Blut, Aulus. Dafür war am Abend noch genug Zeit, oder all die anderen Abende danach. Wie ungewohnt es doch war, dass keine Eile herrschte, und zugegebenermaßen hatte er ein schlechtes Gewissen - zumindest ein klein wenig - denn er vergnügte sich hier mit seiner Geliebten, während irgendwo da draußen sein Optio solange für zwei arbeitete und alle anderen ebenso ihren Beitrag leisteten. Er räusperte sich leise, löste sich wieder soweit von ihr, um ihr in die Augen sehen zu können, allerding noch immer mit durch und durch glücklichem Ausdruck in den Zügen. "Oder willst du dir das Lager noch genauer ansehen? Hast du Hunger? Brauchst du vielleicht noch etwas und willst zu den Märkten? Oder wenn du jetzt schon zur Casa Iunia möchtest …" Wie auch immer sie den heutigen Tag noch verbringen wollte, er wäre ohnehin schon jetzt perfekt.

    Ad
    Tribunus Angusticlavius
    Aulus Iunius Seneca
    Castra Legionis I Traianae Piae Fidelis
    Mantua



    Aulus Avianus Senecae suo s.p.d.


    Ein weiteres Mal weiß ich nicht, wie ich beginnen soll, dir alles zwischenzeitlich Geschehene zu erklären. Absichtlich habe ich es aber aufgeschoben, dir diesen Brief zu schicken, da nun alle Angelegenheiten geklärt sind, die zu klären waren, und ich dir damit nun endlich den Stand der Dinge mitteilen kann. Du wirst verstehen, was ich meine, wenn du diesen Brief ein Stück weitergelesen hast.
    Zuerst möchte ich aber sagen: Ich bin froh, dass es dir gut geht oder zumindest hoffe ich, dass dem noch immer so ist. Und zweifellos würde auch ich dich lieber in derselben Castra wissen. Immerhin ist ein Freund, der einem jederzeit mit Rat und Tat zur Seite stehen kann, unbezahlbar.


    Nun aber zu dem Thema, welches ich zuvor bereits angeschnitten habe: Wie du ja weißt, habe meine Liebste wiedergefunden. Und obwohl sie und ich durch unsere Reise nach Germania und ihr Verschwinden lange voneinander getrennt waren, hatte sich zwischen uns scheinbar nichts geändert. Allerdings war sie an einen Lupanarbesitzer geraten, der sie noch dazu zu seiner Sklavin erklärte. Um es kurz zu machen: Ich habe sie ihm abgekauft. Sie ist nun an meiner Seite, Seneca, und wird es vorerst bleiben. Vieles ist geschehen in den letzten Jahren und ich wollte sie endlich in Sicherheit wissen. Ich kann nur schwer einschätzen, was du davon hältst, hoffe allerdings, dass du es verstehst, und wenn einer es versteht, dann vermutlich du, obwohl ich wünschte, ich hätte dir persönlich davon erzählen können.
    Dies bedeutet allerdings auch, dass du ihr wohl zwangsläufig begegnen wirst, wenn du mir in Rom einen Besuch abstattest, und tatsächlich bin ich darüber nicht einmal beunruhigt – jedenfalls noch nicht. Nun ist es aber so, dass du meintest ich solle dir von ihr erzählen. Was soll ich sagen? Zumindest soviel: Sie ist das dankbarste, bescheidenste und liebevollste Mädchen, das ich bisher je näher kennenlernen durfte.


    Mach dir allerdings keine Sorgen, sie wird mich nicht von meiner Arbeit ablenken. Ganz im Gegenteil, jetzt wo ich sicher sein kann, dass es ihr gut geht, habe ich endlich einen freien Kopf. Und tatsächlich lief es nie besser, in jeglicher Hinsicht.


    Zum Schluss möchte ich dich noch um einen kleinen Gefallen bitten: Es geht dabei unter anderem um Ermittlungen zu einem höchst seltsamen Mord, der sich vor einiger Zeit in Rom ereignet hat, und mit dem gewisse Gerüchte zusammenhängen. Jedenfalls wäre ich dir dankbar wenn du mir die genauen Kontaktinformationen eines gewissen Hadrianus Fontinalis übermitteln könntest, von dem mir einst gesagt wurde, er wäre ein Centurio der Legio I und könne mir genaueres zu diesen Gerüchten sagen.


    Damit verabschiede ich mich also vorerst und versuche, zumindest in nächster Zeit keine weiteren Dummheiten anzustellen. Was auch immer du in der Zwischenzeit tust, pass auf dich auf, und die Götter mögen dir zur Seite stehen.


    Fac valeas.
    Avianus


    PS: Entschuldige, aber hätte ich mich kurz halten können, hätte ich es getan.

    Zitat

    Original von Beroe
    „Es geht um Narseh,“ begann sie. „Du weißt sicher noch, der Perser aus der Taberna.“ Sie stockte kurz , hielt dabei aber weiter Augenkontakt.


    „Ich sah also, wie er sich heute mit einigen Brüdern traf. Ich folgte ihnen, bis zur Werkstatt des Persers. Sie verschwanden ins Innere, doch es gelang mir, sie zu belauschen. Sie planen etwas! Sie planen etwas Schlimmes!“ Sarahs Stimme klang sehr besorgt. Nun da sie darüber sprach und ihr wieder bewusst wurde, in welcher Gefahr die Gemeinde schwebte, empfand sie ihr Hiersein wieder als gerechtfertigt. Das Gute vom Schlechten trennen. Genau das erhoffte sie sich von dem Centurio. Leuten wie Narseh und alle, die mit ihm gemeinsame Sache machten und dadurch das Überleben aller Gemeindemitglieder gefährdeten, musste Einhalt geboten werden. Deshalb war sie jetzt hier. Diese Einsicht gab ihr das Vertrauen wieder zurück, welches sie zuvor verloren geglaubt hatte.


    Während Sarah sprach, trank Avianus ebenfalls etwas Posca und runzelte leicht die Stirn.
    "Der, den ich mit dir gemeinsam gehen ließ …", stellte er kurz fest. Er glaubte ja, damals recht umgänglich mit den Leuten in der Taberna umgesprungen zu sein. Den Perser hatte er sogar wieder freigelassen, obwohl er zuvor mit den beiden Frauen verschwinden wollte. Sinnlose Gewalt war eigentlich nur von dem einen Christianer ausgegangen und selbst jetzt gab es auf deren Seite noch Unruhe. Wer hier also das wirkliche Problem war, stand für den Iunier längst fest.
    "Ich bin dir dankbar, dass du mit diesen Informationen zu mir gekommen bist. Sei unbesorgt, wir werden uns darum kümmern", sprach er ihr dann ermutigend zu. Dafür würde er aber auch ein paar Informationen mehr brauchen, die er selbstverständlich auch selbst auftreiben könnte. Doch er konnte sich nicht vorstellen, dass das, was Sarah ihm eben erzählt hatte, alles war, was sie gehört hatte.
    "Aber weißt du denn noch mehr darüber…?", fragte er deshalb, "Oder zumindest, wo sich dieser Narseh aufhält, damit ich ihn beschatten lassen kann?"

    Zitat

    Original von Beroe
    Schließlich standen sie vor seiner Habitatio. Er öffnete und hielt ihr die Tür auf. Noch etwas zögerlich trat Sibel ein und sah sich um. Sie bemerkte dabei sofort, wie viel Platz ihm zur Verfügung stand. Dass dabei seine Unterkunft noch nicht voll möbliert war, störte sie nicht weiter. „Es ist sehr groß,“ stellte sie fest. „Und schön.“ Endlich hatte sie ihr Lächeln wieder gefunden, jetzt da es tatsächlich begann, sich real anzufühlen.
    Seine Hände strichen ihr sanft über die Wange. Diesen Augenblick hatte sie so sehr herbeigesehnt. „Ich kann es auch noch nicht richtig glauben. Als du heute in der Casa erschienen bist, hätte ich nicht im Traum daran gedacht, dass mein Tag hier bei dir enden wird. Ich weiß gar nicht, wie ich dir das jemals danken kann.“


    Es ihm danken? Dass sie hier war, war doch bereits der größte Gefallen, den sie ihm tun könnte. Außerdem war Avianus gerade wunschlos glücklich. Er schüttelte erst leicht den Kopf, hielt dann aber inne und ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus.
    "Du könntest wieder öfter lächeln, so wie jetzt", antwortete er, "Oder sogar lachen."
    Er erinnerte sich daran, wie oft sie früher gelacht hatte, früher, ganz zu Beginn eigentlich, als bei ihren Treffen auch noch einen Scherz nach dem anderen gemacht hatte, und irgendwie vermisste er es, denn die Augenblicke, in denen er sie in letzter Zeit wirklich glücklich erlebt hatte, waren viel zu selten gewesen. Aber jetzt wo ihre schlimmsten Sorgen beseitigt waren, würde es vermutlich ganz von allein wieder so werden wie früher, wenn er ihr nur genügend Zeit gab.


    Er griff nach ihrer Hand. "Komm, ich zeig dir den Rest."
    Der Iunier ging voraus zu einer der Türen, die vom Eingangsbereich wegführten. "Da drin ist mein Arbeitszimmer …", sagte er und ließ sie einen Blick hinein auf den Schreibtisch werfen, zu dem sich in den letzten Wochen noch ein Schrank gesellt hatte, "… und da drüben sind noch zwei kleine Lagerräume."
    Groß, hatte er noch immer Sibels Aussage von zuvor im Kopf, und musste dabei noch immer lächeln. Es war dasselbe, was er gedacht hatte, als er seine Habitatio damals zum ersten Mal betreten hatte. Im Vergleich zu den Häusern und Villen, die draußen in der Stadt teilweise existierten, war sie natürlich winzig. Aber wie er hatte sich auch Sibel lange Zeit mit sehr viel weniger zufrieden geben müssen.
    "Das wichtigste wird aber das hier sein", sagte Avianus schließlich und führte sie zur letzten Tür und öffnete sie damit sie mit dem nächsten, vergleichsweise großen Raum, an den zwei weitere anschlossen, den Wohnbereich seiner Habitatio betreten konnte. Durch die Feuerstelle wäre dieser Teil seiner Unterkunft auch im Winter angenehm warm, und als eines der zentralen Möbelstücke lud hier eine Liege dazu ein, sich gegenbenenfalls eine Pause zu gönnen. Dort stellte er nun auch ihren Beutel ab und deutete jeweils auf die beiden weiteren Türen.
    "Das Cubiculum … und eine kleine Kammer, von der ich dachte, du könntest sie haben ..." Ein Bett befand sich darin bereits, denn seit jeher war die Kammer für einen Bediensteten oder Sklaven gedacht, allerdings hatte er den Raum zwischenzeitlich noch zur Abstellkammer degradiert. Zweifellos würde er ihn aber in den nächsten Tagen räumen. Bevor sie jedoch reagieren konnte, setzte er grinsend fort: "… der Form halber natürlich. Ich werde dich nicht zwingen, da drin zu bleiben."

    "Selbstverständlich. Ich dachte lediglich, solange wir keine handfesten Beweise haben, könnte es nicht schaden, alle anderen Involvierten auszuschließen", antwortete Avianus und nahm nickend die Tabula entgegen. Der Decimus war, so schien es, voll und ganz davon überzeugt, dass die Sergia die verantwortliche war, und er würde selbstverständlich nicht widersprechen, kannte sich der ehemalige Praefectus doch in den oberen Schichten weitaus besser aus als er, und hatte sicherlich den besseren Durchblick, wer zu welcher Tat in der Lage war. Aber er würde es sich trotzdem nicht nehmen lassen, sich über den Hadrianus zu informieren, schon alleine deswegen, weil er Torquatas von jetzt an nicht mehr einfach so hinnehmen würde. Es wurde höchste Zeit, dass endlich geklärt wurde, was der ganze Mist eigentlich sollte.
    "Ich danke dir, Decimus Serapio. Wir werden uns darum kümmern und unser Bestes versuchen", meinte er und verabschiedete sich schließlich ebenfalls mit einem "Vale". Noch immer mit einem unangenehmen Gefühl, weil er wichtige Informationen derart lange für sich behalten hatte, sah er sich nach dem Germanicus um, von dem die ganze Zeit über kaum ein Wort gekommen war. Er hatte private Angelegenheiten seine Arbeit beeinträchtigen lassen, etwas das ihm so schnell nicht mehr passieren würde, hoffte er zumindest. Jedenfalls hatte er heute eindeutig dazugelernt.
    "Miles … veni", sagte er knapp, "Suchen wir unsere Leute zusammen", und marschierte auch gleich voraus, den selben Weg hinaus aus dem Lagerraum, auf dem sie gekommen waren.



    Wie in Trance brachte er mit Sibel an seiner Seite den Weg durch die Stadt hinter sich, nachdem sie die Villa des Helvetius Varus verlassen hatten, nahm sie zwischenzeitlich auch unauffällig an der Hand oder legte ihr erneut die eigene Hand in den Rücken.
    Spätestens bevor sie die Castra erreichten, löste Avianus sich jedoch von ihr, nicht ohne ihr allerdings noch ein ermutigendes Lächeln zu schenken und durchschritt dann mit ihr gemeinsam die Porta Praetoria. Zielstrebig führte er sie durchs Lager, gab sein bestes, ihr unterwegs noch zu erklären, wo die wichtigsten Gebäude zu finden waren, und schlug dann endlich den Weg zu den Unterkünften seiner Einheit ein. Dass die Soldaten, die ihnen dabei über den Weg liefen, Sibel den einen oder anderen Blick zuwarfen, ließ sich natürlich nicht vermeiden. Solange es nur bei Blicken blieb, war ja noch alles in Ordnung.
    An den Baracken seiner Leute entlang schreitend, blieb er schließlich vor der Tür zu seiner eigenen Habitatio stehen.
    "Willkommen daheim …?", sagte er mit leicht fragendem Unterton, weil er nicht recht wusste was er sonst sagen sollte, und hielt ihr die Tür auf. Wie daheim sie sich hier fühlen würde, würde sich ja gleich zeigen, denn obwohl inzwischen das ein oder andere Möbelstück dazugekommen war, im Eingangsbereich fand sich noch immer kaum mehr als eine Sitzgruppe und ein Beistelltisch. Aber waren derartige Kleinigkeiten überhaupt noch von Bedeutung, jetzt wo sie endlich wieder unter sich waren? Vermutlich nicht. Er schloss hinter Sibel die Tür. "Ich bin so unglaublich froh, dass du hier bist", meinte er schließlich lächelnd, als er sich dann wieder ihr zuwandte und ihr sanft über die Wange strich, "Ich kann es immer noch gar nicht richtig glauben."

    "Sibel …", sagte er, brach jedoch ab, weil er daran scheiterte, die richtigen Worte zu finden, um zu beschreiben, was er gerade dachte oder fühlte, und brachte, wie sooft in solchen Situationen, nur ihren Namen heraus. Noch immer strahlte er aber von einem Ohr zum anderen, und drückte sie an sich, während seine Tunika ihre Tränen aufsog. Schon er konnte sein Glück kaum fassen, wie sich Sibel erst fühlen musste, konnte er nur ahnen. Für sie ging es immerhin um mehr als nur Liebe, sondern um ihre Zukunft, ihr Leben, darum, alles, was ihr in den letzten Jahren passiert war, hinter sich zu lassen, ein für alle Mal hoffentlich. Viel zu viel war schief gegangen. Es wurde wirklich Zeit, dass endlich mal wieder etwas richtig lief, und das hier war zumindest ein Anfang. Noch dazu hatten sie es von jetzt an in der Hand, keine anderen mehr, nur er und sie, so glaubte er.
    Er gab ihr ein wenig Zeit, sich zu fassen, und auch bei ihm würde es nicht schaden, wenn er sich noch den einen oder anderen Augenblick gönnte, um das geschehene sacken zu lassen.
    Und schließlich konnte sie dann auch endlich ihren Anhänger loswerden.
    "Gehen wir", sagte er leise und lächelte, als sie das unliebsame Schmuckstück auf dem Tisch zurückgelassen hatte. Er legte ihr eine Hand in den Rücken, um gemeinsam mit ihr das Tablinum zu verlassen.

    Kaum hatte Sibel, die Möglichkeit bekommen, ihre Meinung kundzutun, ging alles andere überraschend schnell über die Bühne. " … " Avianus blickte den Helvetier erst wortlos an. Ihm blieb im ersten Moment doch tatsächlich die Stimme weg. Das war's? Für 500? Selbst das Zehnfache hätte er bezahlt. Sie würden gehen, und das war's dann? Er hatte sich hier eine gefühlte Ewigkeit um Kopf und Kragen geredet, sodass er es gar nicht recht glauben konnte.
    Er räusperte sich. "Danke", brachte er dann hervor, noch immer wie angewurzelt auf dem Stuhl sitzend, als der Helvetier bereits den Raum verließ. Erst jetzt wandte er sich zu Sibel um, ohne die es gar nicht erst soweit gekommen wäre. Bei ihrem Anblick breitete sich langsam ein Lächeln auf seinen Zügen aus, während er begriff, was das eben geschehene bedeutete: Er würde sie mit nach Hause nehmen. Sie würde bei ihm sein, heute, morgen, am Tag darauf ...
    Ja, das war's, dachte er schließlich und realisierte dabei, welch große Last gerade von ihm abgefallen war. Nun stand er endlich auf und nach ein paar Schritten vor ihr, wo er ihr Gesicht in seine Hände nahm, um sie zu küssen, solange sie noch alleine in dem Raum waren und konnte anschließend gar nicht anders, als zu lachen.

    Stur. Stur traf es haargenau. Jahrelang hatte Avianus damit verbracht, auf einen Tag wie diesen zu hoffen und zu warten, und ausgerechnet jetzt kam dieser Helvetius dazwischen, um sich als der große Beschützer und Helfer aufzuspielen.
    "Ich schätze deine guten Absichten, Helvetius …", begann er. Sein Lächeln war wieder verebbt, und er blickte unglücklich in den Weinbecher.
    "… aber denkst du ernsthaft, ich würde sie nicht selbst freilassen können, sollte sich einmal heiraten, oder schon in absehbarer Zeit, sollte sie in der Casa meiner Gens unterkommen? Ganz bestimmt sogar würde sie einmal frei sein. Und dann wäre sie noch dazu meine eigene Klientin und nicht die eines Fremden. Ich würde dafür sorgen, dass sie lesen und schreiben lernt und ich hätte genügend Kontakte, um ihr anschließend gute Arbeit zu verschaffen. Dann bräuchte sie nicht einmal mehr Hausarbeiten zu erledigen, und was auch immer mit mir wäre, ob ich heirate … oder ob mir im Dienst wer die Kehle durchschneidet … sie wäre versorgt. Oder denkst du ich würde die Frau, die ich liebe dazu zwingen meine Sklavin zu bleiben, oder gar an jemand anderen verkaufen?" Bei so viel Irrsinn konnte er nur den Kopf schütteln. Und es kam ihm fast so vor, als würde der Helvetier nicht recht daran glauben, dass er dieselben Gefühle hegte wie Sibel, ansonsten würde er wohl kaum auf derartige Ideen kommen. Und noch dazu fing er damit an, seine eigenen Erfahrungen auf ihn und Sibel zu projizieren, dabei konnte er doch gar nicht ahnen, was bereits hinter ihnen lag.
    "Du magst es gut meinen, aber was auch immer dir geschehen sein mag, hat nichts mit mir und Sibel zu tun. Worum geht es hier wirklich? Geht es dir hier wirklich um Sibel? Oder bloß um dein Wort?", meinte er dann resigniert, "Welches Wort auch immer du ihr gegeben hast, damit, sie heute mit mir gehen zu lassen, wirst du sie glücklicher machen, als du es irgendwie anders auch nur annähernd könntest. Ist es das also wirklich wert?"
    Er leerte den Becher, blickte zu Sibel, die mit ihren Nerven noch weitaus mehr am Ende war als er. Was hätte er erneut dafür getan, einen Augenblick mit ihr allein sein zu können. So recht konnte und wollte er den Mann, der ihm gegenüber saß, nicht verstehen, weshalb er sich derart an Sibel klammerte und vollkommen unbegründete Gegenargumente an den Haaren herbeizog.
    "Ich werde dich nicht davon abbringen können, sie bei dir zu behalten oder deinen Vorschlag umzusetzen. Doch wenn sie bei mir wäre, wäre sie mindestens so abgesichert wie bei dir, mit dem einzigen Unterschied, dass sie jeden einzelnen Tag an meiner Seite sein könnte. Ich wurde schon zweimal versetzt … was wenn ich wieder versetzt werde? Und beim nächsten Mal vielleicht nach Mantua wie einer meiner Verwandten? Oder gar in irgendeine Provinz? Die Dinge sind nur kompliziert, wenn man sie kompliziert macht, Helvetius. Und wenn man will, findet man immer genügend Gründe etwas nicht zu tun, das macht es aber nicht richtiger. Lass mich dir ein letztes Angebot machen: Wir können einen Schutzvertrag aushandeln, dass sie spätestens nach Ablauf einer bestimmten Frist, und die sollst du entscheiden, von mir die Freiheit erhält, und an keinen Dritten verkauft wird."

    "Hmhmhm", machte er leise und rang sich ein Lächeln ab, denn was er heute vor sich hatte, war nicht besser, als alle anderen Tirones, die er schon zuvor ausgebildet hatte. Geduldig wartete er ab bis die Rekruten bildeten, was sie für eine Reihe zu halten schienen, trat dann auf die Männer zu, klopfte dem einen oder anderen mit der Vitis gegen die Lorica, um ihn dazu zu bringen, einen Schritt zurück zu treten, zog ein paar andere am Focale einen Schritt nach vorne, und begann dabei auch gleich mit seiner ersten Ansprache:
    "Lektion I: Achtet auf eure Fußspitzen, wenn ihr euch in einer Linie aufstellt! Heute lasse ich sowas noch gelten, aber gewöhnt euch besser nicht daran! Lektion II: Jeder, der im Rang über euch steht, wird mit Rang und bestenfalls auch noch mit Namen gegrüßt, sonst wird's hier ganz schnell unangenehm! Für all jene, die es nicht wissen: Ich bin Iunius Avianus, euer Centurio, und leite eure Ausbildung."
    Er trat wieder einen Schritt zurück, ließ seine Worte erst einmal sacken und betrachtete das Ergebnis, welches sich halbwegs sehen lassen konnte.
    "Was sagt ihr nun also?!"

    Der Helvetier ließ es sich nicht nehmen, noch weitere Fragen zu stellen, was aber immer noch besser war, als wenn seine Vorschläge erneut abgewiesen würden, sodass Avianus mal wieder ein Lächeln zustande brachte und zu einer Antwort ansetzte.
    "Als Sklavin wäre Sibel weder meine Frau noch eine Angehörige. Und Sklaven zu halten ist den Centurionen durchaus gestattet", erklärte er zunächst. Einerseits konnte er Varus' Bedenken verstehen, andererseits schienen sie ihm wiederum völlig unbegründet, denn bei dem Sold, den er als Centurio erhielt, sollte Sibels Unterbringung vermutlich seine kleinste Sorge sein. Aber man konnte ja überall einen Haken sehen, wenn man es darauf anlegte.
    "Dass sie eine Frau ist, wäre vielleicht ein wenig ungewöhnlich. Sollte das zu Problemen führen, blieben aber immer noch die Möglichkeiten, sie im Haus meiner Gens unterzubringen oder eigens für sie eine Insula zu mieten. Du siehst, an der Unterbringung wird es wohl kaum scheitern."

    Sobald sie Gelegenheit erhielt, machte Sibel reinen Tisch, was dann wohl bedeutete, dass sie sicher war, dass sie von Varus nichts zu befürchten hatten. Einerseits war Avianus ein klein wenig überrascht, dass sie vor ihrem Herrn so offen sprach, andererseits stolz, wie sie sich für ihre Beziehung einsetzte. Er nickte ihr ermutigend zu, obwohl selbstverständlich noch nichts feststand. Aber zumindest seine Worte konnte der Helvetier jetzt nicht mehr anzweifeln und statt weiter in ihrer Hintergrundgeschichte nachzubohren, wechselte dieser auch endlich das Thema, was den Iunier zuversichtlicher stimmte.
    "Wie schon gesagt, ich diene bei den Cohortes Urbanae … die meiste Zeit verbringe ich also in den Castra Praetoria. Cohors XII, Centuria III", antwortete er bereitwillig, wenn auch leicht irritert, denn es war ja nur ein paar Minuten her, dass sich der Helvetier daran erinnert hatte, ohne dass er ihm auf die Sprünge geholfen hätte. Augenscheinlich war der Mann gerade etwas durch den Wind … was auch den restlichen Verlauf des Gesprächs erklären würde. Also sah er über die seltsam anmutende Frage hinweg.
    "Ich weiß nicht, was du als Gegenleistung akzeptieren würdest, Helvetius ... ich kann dich entsprechend entlohnen und ihr wird es an nichts fehlen. Und ich würde nicht zögern, dir ebenfalls den einen oder anderen Gefallen zu erweisen, solltest du es benötigen ..."