Beiträge von Aulus Iunius Avianus

    Zitat

    Original von Lucius Helvetius Corvinus
    ... bzw. es gleich als spinnerte Verschwörungstheorie abtut.


    Mensch, nimm mir doch meine blöden Scherze net übel. ;)


    Aber: Kann es sein, dass in den letzten Tagen zumindest wieder etwas mehr los ist, sei es, weil hier dazu aufgerufen wurde oder weil der ein oder andere wieder Zeit dafür gefunden hat. Mal sehen, wie es weitergeht.


    Wenn zu Ehren des neuen Kaisers ein Fest veranstaltet werden würde oder sonst etwas in der Art, wäre das sicherlich auch net schlecht. Bei sowas kann sich dann auch praktisch jede ID ganz gut einbringen, und dann wäre auch wieder bissl was los. Mal so als kleine Idee.

    Mit wem er sprach? Avianus blickte den Decimus etwas überrascht an. Er hatte nicht vorgehabt, jemanden zu verärgern, und seine Einwände für völlig gerechtfertigt gehalten. Gut, er hatte sich in der Vergangenheit schon mehrere Male gehörig im Ton vergriffen, sodass es auch heute nicht weiter verwunderlich wäre, zurzeit hatte er sich allerdings recht gut im Griff, so dachte er zumindest.
    Der Decimus allerdings verstand anscheinend nicht, dass er längst kein Prätorianer mehr war. Er war auch nicht mehr sein Vorgesetzter. Er war ein in Ungnade gefallener Eques, der sich in Ermittlungen der Cohortes Urbanae einmischte. Was für den Iunius im Grunde kein Problem darstellte, solange es ihnen einen Vorteil brachte.
    "Woher soll ich wissen, ob es um persönliche Streitigkeiten geht?", fragte er leicht irritiert die Stirn runzelnd, aber noch immer ruhig, "Es sieht mir nur so aus, als wärst du auffällig interessiert an diesen Ermittlungen, aus welchem Grund auch immer …"
    Avianus kratzte sich leise seufzend das Kinn. Er hätte erwartet, dass es weniger anstrengend werden würde. Vermutlich weil er einen anderen Serapio erwartet hatte. Aber manche Dinge konnte man sich eben nicht aussuchen. Blöd gelaufen.
    Zumindest ging etwas vorwärts, und er erfuhr ein wenig mehr darüber, wo der Decimus in diesem Wirrwarr von Geschehnissen stand. Und er reichte ihnen eine Tabula. Nein, nicht irgendeine. Die Tabula – sagte er jedenfalls.
    Während er das auf der Wachstafel geschriebene erneut überflog und sich dabei Falten in seine Stirn gruben, blieb er stumm, und blickte im Anschluss erst von der Tabula zum Germanicus, um zu sehen, ob der etwas dazu zu sagen hatte, und anschließend wieder zum Decimus.
    "Wir wissen von der Tochter des Tribunus. Allerdings hatten wir bisher keinen stichhaltigen Beweis dafür, dass der Mord etwas mit den Gerüchten zu tun hat, die über sie in Umlauf gebracht wurden …", erklärte er erst, und ließ alles andere vorerst beiseite, etwa Kleinigkeiten wie weshalb der Täter die Tafel entgegen der Anweisung offenbar nicht gelöscht hatte. "Ist das die Tabula, die der Mörder bei sich hatte? Was sollen wir jetzt verstehen? Da steht nicht mehr, als wir bereits vermutet hatten." Er wurde seine Verwirrung einfach nicht los, und fragte sich inzwischen, ob es an ihm lag. Ob er etwas übersehen hatte. Seine Arbeit nicht gut genug gemacht hatte. Aber auf der Tabula stand im Grunde nichts. Kein neuer Anhaltspunkt, kein Auftraggeber, keine Namen. Nichts. Ein enttäuschendes Ergebnis.
    "Wenn du lediglich daran interessiert bist, die Wahrheit aufzudecken, ist das ja schön und gut. Wir wollen dasselbe, wenn das hier alles ist, sehe ich aber schwarz."



    Wenn er in Rom seine Besorgungen tätigte, sah Avianus sich für gewöhnlich nicht großartig nach anderen Waren um, sondern kaufte was er brauchte und kehrte wieder um. Aber bei dem Sklave, der da auf einem Podest als potenzieller Koch angepriesen wurde, musste er einfach stehen bleiben. Wie ein Koch sah der blonde, kräftige, junge Mann nämlich so gar nicht aus. Er sah sich gar nicht groß um, sondern trat ein wenig näher an Tranquillus und seine Ware heran.
    Auf der Suche nach einem Sklaven war er nicht unbedingt und eigentlich sollte er sein Geld vorerst für andere Dinge sparen, aber es konnte sicherlich nicht schaden, sich mal umzusehen und sich zu informieren. Früher oder später würde er ohnehin seine eigenen Sklaven brauchen. Er musterte den Mann auf dem Podest genauer. Der schien vollkommen desinteressiert, fast so als wäre es ihm egal, ob er in einem guten Haushalt endete oder als Feldsklave.
    "Sprichst du unsere Sprache?", fragte der Iunier gerade heraus nicht den Sklavenhändler, sondern den Mann, der verkauft werden sollte, schlichtweg um zu sehen, wie dieser reagierte.

    Der gereizte Ton, der hier mal wieder herrscht, gefällt mir gar nicht.


    Ob jemand keinen Bock oder keine Zeit hat, was zu schreiben, spielt doch keine Rolle. Man kann und soll keinen zu etwas zwingen und die wirklichen Gründe kennt eh nur derjenige hinter der wenig aktiven ID. Außerdem, wenn wir mal ehrlich sind, jeder von uns hatte schon mal eine Phase, während der einfach die Motivation nicht da war. Dass diese Phase jetzt womöglich bei vielen ausgerechnet auf die Zeit nach dem Kaiserwechsel fällt, wundert mich net unbedingt. Es wurde viel geschrieben, politische Kriege geführt, die Senatoren waren durch die Kaiserwahl praktisch gezwungen, sich zu beteiligen. Und jetzt ist eben ein wenig die Luft raus, und hat durch Alltagsstress und Frühlingsfieber noch dazu genügend Möglichkeiten zur Ablenkung.
    Diskussionen dazu sind imho also vollkommen irrelevant. Was gemacht werden kann, ist ein wenig mehr Leben nach Rom bringen, und zwar durch Postings derjenigen, die es eben auf die Reihe kriegen. Und irgendwann kommt dann auch der Rest der Leute (hoffentlich) wieder zurück.


    Und das Problem mit der Kaiserwahl versteh ich jetzt auch net ganz.
    Mal im ernst, jetzt wird schon wieder über den Kaiser genörgelt, bevor der überhaupt auch nur irgendein Posting als Kaiser getätigt hat?


    Zitat

    Original von Lucius Helvetius Corvinus
    ... warum die Wahl so ausging wie sie ausgegangen ist.


    Du klingst wie so'n oller Verschwörungstheoretiker. :D
    Bei der Kaiserwahl waren doch mehrere Spieler beteiligt, oder stecken da überall dieselben Spieler dahinter? Bin ich einfach nur blöd und blick da nicht durch? Klär mich auf.



    Zitat

    Glaubt ihr wirklich im Alten Rom wäre man nach der Kaiserproklamation so locker zum Alltag übergegangen?


    Man ist nicht zum Alltag übergegangen, sondern hat einfach noch nichts geschrieben, denk ich. Ich gehe schwer davon aus, dass da noch was kommt. Irgendwann. Hoffentlich. ;)

    Die ersten Sonnenstahlen krochen müde über die Dächer der Baracken und durch die Fenster hinein in deren Zimmer, trafen in einem davon auf ein iunisches Gesicht und ließen es blinzelnd die Augen öffnen. Dessen Besitzer hatte sich Stunden zuvor spät nachts bäuchlings aufs Bett fallen lassen, und im Anschluss geschlafen wie ein Stein. Vermutlich. Zumindest würde es den steifen Nacken erklären.
    "Aaaach … scheiße", brummte Avianus und stemmte sich hoch, rieb sich die Schulter und hätte dieselben Worte beinahe noch einmal laut wiederholt, als ihn die Realität einholte und die Erinnerung an den kurzen Besuch im Lupanar am Vorabend ihn traf wie ein Vorschlaghammer.
    Stattdessen stapfte er geradewegs in den Raum, den er als Officium nutzte und griff nach der Tabula, die dort auf dem Schreibtisch herumlag.
    Er hatte nachgedacht, mehr als nur ein wenig. Nicht weil es nötig gewesen war, denn seine Möglichkeiten hielten sich in Grenzen, sondern schlicht und ergreifend, weil er nicht anders konnte. So wie immer eben, wenn es nichts anderes gab, dem er seine ungeteilte Aufmerksamkeit schenken musste.
    Und er hatte sich daran versucht einen Brief an den Helvetius zu verfassen, aus dem weder herauszulesen war, wie er sich fühlte, noch, dass er dem Kerl am liebsten erst einen anständigen Denkzettel verpassen würde bevor sie auch nur irgendetwas besprachen. Er hatte einen geschrieben, ihn wieder verworfen, dann einen weiteren, den dasselbe Schickal ereilt hatte, und schließlich jenen, welchen er jetzt in der Hand hielt, und dessen Überleben eindeutig nicht dessen grenzenloser Genialität zu verdanken war, sondern viel eher der Tatsache, dass sein Verfasser zu faul gewesen war, auch ihn wieder zu löschen. Blabla … Helvetio Varo s.d. ... blabla … das Mädchen, das du zu Unrecht zu deinem Eigentum gemacht hast … blabla. Während er die paar Sätze las, die er ins Wachs gekritzelt hatte, konnte er lediglich die Stirn runzeln. Wenigstens hatte er die zweifellos vorteilhafte Entscheidung getroffen, noch eine Nacht darüber zu schlafen, um das fragwürdige Meisterwerk eines Briefes im Anschluss ein weiteres Mal zu überprüfen. Achtlos wurde es zurück auf den Schreibtisch geworfen. Na wenigstens hatte er keinen Papyrus verschwendet, dachte er und stapfte weiter um sein allmorgendliches Ritual zu beginnen, sprich, sich in Centurionen-Schale zu schmeißen und ein paar Bissen Brot und Käse hinunterzuschlucken, bevor der Dienst begann.

    Erstmal: Willkommen im IR. :)


    Jeder kann mehrere IDs anlegen.
    Also ja, wenn du an der WiSim teilnehmen möchtest, gibt es die Möglichkeit, einen zweiten Charakter anzumelden. Wie das funktioniert wird hier unter "Charaktere" ausführlich erklärt. Im Prinzip musst du einfach eine kurze PN an die Spielleitung schicken, die gibt dir dann, sollte alles passen, ihre Zustimmung, und im Anschluss kannst du deine neue ID registrieren und wie deine erste hier anmelden.


    Kleiner Nachtrag ;) ... die neue ID müsste natürlich römischer Bürger, Peregrinus oder Libertinus sein, um an der WiSim teilnehmen zu können.

    Da bist du nicht alleine, mit der Frage. Obwohl die Antwort recht einfach ist: Anscheinend ist bei den ganzen hohen Tieren Roms wohl oder übel entweder Zeit oder Motivation flöten gegangen. Und ohne die tut sich zumindest politisch nichts in Rom. Davon abgesehen sind auch haufenweise andere IDs zur Zeit recht still. Da bleibt dann nur noch simpler Alltag simmen für all diejenigen, die sich eben mal die Zeit für ein Posting nehmen, im schlimmsten Fall im Monologstil.
    Tja, blöd.
    Ich hoffe einfach, dass es nur am Zeitmangel und dem schönen Wetter liegt.

    Avianus wusste gar nicht was oder ob er etwas sagen sollte. Dass jemand ihnen half, war schon selten genug, aber dass der-… oder besser diejenige sich auch noch über ihre Beziehung freute, war etwas noch nie da gewesenes. Vielleicht lag es aber auch schlicht daran, dass er, paranoid wie er in der Hinsicht war, penibel darauf achtete, nicht einen Menschen zu viel von ihm und Sibel wissen zu lassen, sodass gar keiner die Gelegenheit bekam, sich auf ihre Seite zu schlagen. Dennoch wären wohl die wenigsten in seinem Umfeld begeistert von seiner Liebe zu einer Lupa, die noch dazu eine entlaufene Sklavin war. Und er hatte auch nicht vergessen, was Seneca einmal zu ihm gesagt hatte: Dass seine Cousine niemals von seiner Liebschaft erfahren durfte, und da war es dann wohl am Besten, wenn möglichst keiner davon erfuhr.
    "Ich wünschte, es gäbe mehr, die deiner Meinung wären", sprach er schließlich knapp seine Gedanken laut aus und lächelte ebenfalls, wenn auch im Gegensatz zu ihr bitter.
    "Zumindest als ich das letzte Mal hier war, ging es nur um Geld", kam er dann kurz auf das vorherige Thema zurück, "Und wie gesagt, ich schulde dir etwas. Sollte ich einmal etwas für dich tun können, lass es mich wissen." Ihm war nicht entgangen, dass sie ihn als Iunius begrüßt hatte. Er war nicht sicher, wie viel sie über ihn wusste, doch sein Name war ihr zumindest bekannt, und über die Casa Iunia war er stets erreichbar.
    "Wenn das also vorerst alles wäre ...", meinte er dann stellte den Becher zurück auf den Tisch und er hob sich, "Es gibt einige Dinge zu regeln."


    Ad
    Discipula Vestalis
    Iulia Torquata
    Atrium Vestae


    A. Iunius Avianus discipulae vestalis Iuliae Torquatae s.d.


    Werte Iulia, ich hoffe, du findest Zeit diese wenigen Zeilen zu lesen, selbst wenn sie schlechte Nachrichten überbringen, denn manchmal ist doch eine schlechte Botschaft besser als Ungewissheit, nicht wahr?
    Wie auch immer, vielleicht hast du bereits über einen Verwandten davon erfahren, vielleicht auch nicht, aber dein Bruder Iulius Macro ist verstorben. Hätte ich als Centurio der Einheit etwas tun können, hätte ich es getan, sei dir sicher. Es ist aber die Arbeit der Soldaten Romas, sich in Gefahr zu begeben, damit ihre Bürger in Sicherheit sind, und dein Bruder hat tapfer seinen Dienst getan, falls dich das tröstet. Ich hoffe es.


    Mein herzlichstes Beileid.


    Aulus Iunius Avianus

    COHORS XII · CENTURIA III

    "Ausgezeichnet", sagte Avianus, da zumindest ein paar Soldaten es schafften, ihren Gladius mehr oder weniger auf Anhieb zu ziehen. Solange sie zumindest die Technik begriffen, und es nicht einfach mit Links zogen oder ohne die Hand zu verdrehen, wie bei einer seiner ehemaligen Truppe an Rekruten, war das ja schon mal die halbe Miete und nicht vollkommen zum Verzweifeln.
    Nach ein paar Wiederholungen schickte er die Tirones mit einem "Abite" vom Platz, damit sie ihre durchaus verdiente Pause genießen konnten. Zwar war nicht alles so glatt gelaufen wie erhofft, gearbeitet hatten die Tirones dennoch.


    ***


    "Tirones, venite!", durften die Rekruten einmal mehr auf dem Exerzierplatz antreten, "Wir beginnen heute mit den ersten Kampfübungen!" - Denn den Gladius ziehen zu können, war ja bei weitem noch nicht alles. Ganz im Gegenteil, jetzt ging der Spaß doch erst richtig los. Und auch die für ihn recht gemütlichen Stunden, während derer die Rekruten auf Pfähle einstechen durften, und er lediglich zuzusehen brauchte.
    "Dort drüben ..." Avianus deutete über den Platz hinweg. "... liegt Übungsausrüstung aus Holz für euch bereit. Sie ist um einiges schwerer als eure eigene, damit euch ein paar Muskeln wachsen. Jeder nimmt sich dort ein Scutum und einen Gladius und kommt wieder hierher zurück!"
    Und glücklicherweise brauchte er sich von jetzt an nicht mehr alleine mit den Frischlingen herumzuschlagen, sondern konnte sich eventuell anfallende Unannehmlichkeiten mit seinem neuen Optio teilen, sodass er sich zumindest um Kleinigkeiten wie ungepflegte Ausrüstung oder Tirones, die nicht exakt in der Reihe standen, nicht mehr zu kümmern brauchte.

    Sie ist also nicht mehr hier, stellte er in schluckend in Gedanken fest und hätte, wäre er allein in dem Raum gesessen, noch im selben Augenblick lautstark losgeflucht oder den Becher an der nächsten Wand landen lassen. Stattdessen schlossen sich um diesen jetzt nur verkrampft seine Finger. Avianus hatte es satt, so unendlich satt, dass ihnen ständig etwas oder jemand in die Quere kam, ihnen Steine in den Weg gelegt wurden, wo es nur ging. Kaum hatte er sich eine Strategie zurechtgelegt, ein Problem zu lösen, tat sich bereits das nächste auf. Sie war wieder Sklavin, genau so wie damals in Misenum, eine Zeit, die Sibel hinter sich lassen sollte. Und wie einmalig schlau es von ihm doch gewesen war, sich ausgerechnet bei der ersten Begegnung mit dem Helvetier so unsympathisch zu geben wie nur möglich. Noch immer starrte er in den Becher. Wein hätte vermutlich geholfen, kurzfristig zumindest, doch der Durst war ihm vergangen.
    "Ja, sie sollte frei sein … und alles was sie dafür braucht ist Geld, oder? Ich hätte genug gehabt … habe es immer noch … und ich werde bestimmt nicht tatenlos herumsitzen und abwarten", begann er zu reden. Vor kurzem hätte ihr dieses Geld die Freiheit bringen sollen und vielleicht konnte es das auch jetzt noch. "Helvetius Varus weiß bereits, dass ich an ihr Gefallen habe. Vielleicht lässt er mit sich reden. Ich werde sehen was sich machen lässt. Wenn es einen Weg gibt, sie da rauszuholen, finde ich ihn."
    Er blickte blickte Morrigan nun wieder geradewegs an. "Du hast schon jetzt mehr getan, als die meisten anderen. Dafür bin ich dir Dank schuldig", meinte er, "Solltest du ihr begegnen, oder ihr auf anderen Wegen eine Nachricht überbringen können, dann lass sie bitte wissen, dass ich versuche, ihr zu helfen." Hätte er Sibel doch nur schon längst das Lesen beigebracht, dann könnte er ihr ganz einfach einen Brief zukommen lassen. So blieb ihm nur, eine im Grunde Fremde um einen Gefallen zu bitten, damit sie wusste, dass er so schnell nicht aufgeben würde, sie die Hoffnung nicht verlieren sollte und einfach nur durchzuhalten brauchte.

    Avianus nahm den Becher in die Hand, trank allerdings keinen Schluck daraus, sondern blickte die Frau nur über den Schreibtisch hinweg schief an.
    "Du weißt von ihr und mir?", fragte er nach einer Weile, obwohl die Antwort vollkommen offensichtlich war, und er folglich auch nicht davon ausging, dass sie dazu etwas sagte. Aber was war das überhaupt für eine blöde Frage, die sie ihm da stellte? Und worauf sie damit hinaus wollte, erklärte sie ihm ebenfalls nicht, ausgerechnet ihm, der es hasste, im Dunkeln gelassen zu werden, und sich einfach darauf verlassen zu müssen, dass andere es gut mit ihm meinten. Nein, sich auf Menschen einzulassen, deren Absichten er nicht voll und ganz einschätzen konnte, und ihnen einfach so zu vertrauen, fiel ihm wahrlich nicht leicht, wenn es um Sibel ging.
    "Was wenn ich sie liebe? Kann ich dann zu ihr? Willst du uns helfen? Oder habe ich dann etwas zu befürchten?", stellte er noch eine Reihe an Fragen mehr, auf die er ebenfalls keine Antwort erwartete, nur um anzudeuten, dass er weder sie kannte noch den Ansatz einer Idee hatte, weshalb er ihr gegenübersaß, für den Fall, dass sie es nicht wusste, und wünschte sich insgeheim, Sibel hörte vielleicht von einem der anderen Mädchen davon, dass er hier war, oder auch seine Stimme durch die dünnen Wände hindurch, sodass sie jeden Augenblick durch die Tür hinter ihm treten könnte. Doch dass es nicht passierte, gab ihm nur noch mehr Grund, beunruhigt zu sein, und er gönnte sich endlich ein wenig Wein aus dem Becher. Wie sie ihre Frage stellte, und vor allem ihre letzten Worte … oder ist sie nur ein Zeitvertreib für dich … wirkten jedoch nicht so als wollte sie Sibel oder ihm böses. Skeptisch blickte er für einen Augenblick in den Becher.
    "Jeder, der sie nicht liebte, hätte an meiner Stelle schon lange aufgegeben, sie verlassen, und wäre jetzt ganz bestimmt nicht hier. Und Sibel wäre es wahrscheinlich auch nicht. Sie bedeutet mir viel. Ich kann auch wieder gehen, dann sag mir aber wenigstens, dass es ihr gut geht." Natürlich liebte er sie, mehr als er jede andere Frau jemals geliebt hatte.

    [Blockierte Grafik: http://i60.tinypic.com/30jiss6.jpgNarseh


    "Und was sollen wir jetzt tun, Narseh? Hast du darüber schon nachgedacht?" David blickte den Perser fragend an. "Ich meine, nur weil wir bereit sind zu kämpfen, macht uns das noch lange nicht zu Kriegern", gab er zu bedenken.
    "Zweifellos. Und innerhalb der Mauern Roms über herkömmliche Wege an mehrere, größere Waffen zu kommen, ohne dass jemand es bemerkt, ist ebenfalls nicht einfach", gab Narseh seinem Freund Recht, "Auf jeden Fall benötigen wir mehr Leute. Hört euch um, findet heraus, wer wohl bereit wäre, sich uns anzuschließen, und berichtet mir davon." Denn fünf Männer waren eindeutig zu wenig. Narseh bildete sich nichts ein, gegen ausgebildete Soldaten hatten sie nur geringe Chancen, auch wenn er selbst kein Schwächling war. Die meisten ihrer Mitglieder hatten außer der einen oder anderen Prügelei noch nie einen Kampf miterlebt. Diese Unerfahrenheit hieß es durch Zahl an Männern auszugleichen. Würden die Urbaner sie dann erneut in einem kleine, engen Keller angreifen, wären sie vielleicht in der Lage, sich erfolgreich zur Wehr zu setzen.
    "Sammelt zusammen, was ihr an Waffen zu Hause habt. Selbst Dolche und Messer sind besser als nichts. Ich werde versuchen, an einige Schwerter zu kommen. Was meint ihr?"
    "Vielleicht sollte einer von uns versuchen herauszufinden, was die Urbaner gerade planen. Wir wissen doch alle, dass die nicht nur einmal kurz in der Taberna vorbeigeschaut haben ... wenn ihr einverstanden seid, kann ich das machen."
    In Narsehs Zügen erschien ein leichtes Lächeln, bei so viel Tatendrang, wie sein Freund Arash ihn bewies. Zumindest einer der vier machte einen brauchbaren Vorschlag.
    "Und vielleicht wäre es gut, wenn wir uns nicht immer nur hier treffen. Nur zur Sicherheit", meldete sich dann doch auch noch Amal zu Wort.
    "Einverstanden, Arash, ..." Narseh legte seinem Gefährten eine Hand auf die Schulter "... ich vertraue dir, Bruder, aber gib Acht, und sollte es Probleme geben, oder irgendjemand auf dich aufmerksam werden, zögere nicht, zu mir zu kommen ..." Dann blickte er zu Yishai. "Und unser nächstes Treffen wird bei dir stattfinden. Du hast einen Keller, wo wir vorerst unsere Waffen verstecken können, und dich würde man von uns allen am wenigsten verdächtigen."
    "Natürlich, Narseh", antwortete Yishai nicht ganz freiwillig, aber doch einsichtig, denn Narsehs Argumenten konnte er nicht widersprechen. Ihn würde Narseh dennoch im Auge behalten, als einziger, der gezögert hatte. Andererseits brauchten sie ihn. Yishai war kein Kämpfer, höchstens mit Worten, war noch nie aufgefallen, und war bisher immer den Gesetzen ihres Glaubens gefolgt, gleichzeitig aber leicht zu beeinflussen und von einer Sache zu überzeugen.
    "Gut, dann treffen wir uns wieder, nächste Woche. Ich gebe euch zuvor Bescheid", meinte Narseh zufrieden, da soweit alles nach Plan verlaufen war, und öffnete die Tür, die in die Werkstatt führte. Gemeinsam traten sie wieder aus dem Hinterzimmer und der Perser entriegelte die Eingangstür. Bevor er allerdings seine Freunde verabschiedete, schenkte Narseh den vieren noch Wein aus, um auf ihr gemeinsames Vorhaben zu trinken und die Stimmung seiner angespannten Kollegen zu lockern. Immerhin war dieser Tag einer der Freude, der Tag, mit dem hoffentlich ihre Freiheit beginnen würde, oder zumindest ihre Unterdrückung endete.

    Ad Tiberia Lucia
    Casa Accia Ducciaque
    Roma


    A. Iunius Avianus Tiberiae Luciae s.p.d


    Ach Lucia!
    Wie absolut einzigartig unsere Begegnung bei der Hinrichtung doch war… nur leider viel zu kurz! Sag, bist du wieder ansprechbar? Zumindest bist du zum Lesen fähig, hoffe ich doch, und auch, dass sich die Situation mit deinem Bruder wieder geklärt hat. Der damalige Nachmittag wird mir auf jeden Fall noch länger als ein zweifellos außergewöhnlicher Einsatz in Erinnerung bleiben, den umso besonderer machte, dass ich zuvor lediglich eine schnöde Hinrichtung erwartet habe.
    Ich frage mich allerdings jetzt schon, wie die nächste Hinrichtung, die dein Bruder leitet, ablaufen wird, der scheint mir nämlich kreativ genug, um auch eine Verbrennung nach seinen persönlichen Vorstellungen und zu seinem Vorteil manipulieren zu können. Ob da wohl ebenfalls ganz plötzlich politische Gegner auf dem Scheiterhaufen landen? Ich werde beim nächsten Termin vorsichtshalber noch ein paar Leute mehr mitbringen, soviel steht fest. Und ich kann mir gut vorstellen, dass du keine große Lust hast, dort ebenfalls zuzusehen, aber keine Sorge, ich kann dir im Nachhinein gerne von jedem Detail berichten.
    Wie auch immer, ich noch über ein paar andere Dinge schreiben:


    Etwas möchte ich noch anmerken, da du meintest Tabulae wären für unseren Briefwechsel vollkommen ungeeignet: Willst du damit etwa sagen, dass du alle meine Briefe aufhebst? Ich würde mich durchaus geschmeichelt fühlen, aber du würdest in einem solchen Fall doch sicherlich nicht erwarten, dass ich dasselbe täte?


    Was die Streitigkeiten innerhalb und zwischen Patrizierfamilien angeht bin ich, wie du dir sicherlich denken kannst, schlecht informiert, ganz im Gegensatz zu dir selbstverständlich. Aber gut, dass von deiner Heirat mit dem Duccier der Rest deiner Gens nicht hellauf begeistert waren, kann mir vorstellen. Zumindest hast du mich, falls dich das tröstet. Solange du nicht vorhast, mich zu heiraten, sind mir deine Ehe und alles andere drum herum auch eher egal, und wen dein Bruder heiratet sowieso.


    Und ich bin nicht sicher, ob meine Hilfe noch vonnöten ist, was den Verwandten deines Mannes angeht, allerdings möchte ich dir meine Ratschläge nicht vorenthalten. Am Rande des Esquilin gibt es ein recht ansehnliches Lupanar, wie ich aus eigener Erfahrung weiß, mit Namen "Aedes iste Laetitia". Der Besitzer ist mir zwar nicht außerordentlich sympathisch, aber sein Etablissement ist zweifellos gut geführt, sauber und lässt kaum Wünsche offen.
    Bestimmt bist du aber auf der Suche nach einem Ort, wo ihr beide gleichermaßen unterhalten seid! Wie dumm von mir, nicht daran gedacht zu haben! Nun, wenn dem so ist, muss ich dich leider enttäuschen. Mit Frauen gemeinsam unternehme ich leider eher selten etwas, mal vom weiter oben angedeuteten abgesehen. Aber wer weiß, jetzt wo ich nicht nur gutaussehend sondern noch dazu Centurio bin …


    Nun bleibt noch dein kleines Rätsel. Ich würde sagen, wir versuchen es systematisch zu lösen. Ceres steht für Ackerbau und Fruchtbarkeit genauso wie für Liebe und Ehe. Nun, vielleicht sind die Ernten auf den Landgütern des Ehepaares gut ausgefallen? Ich nehme doch an sie sind ein Ehepaar? Denn explizit darauf hingewiesen hast du nicht. Wenn man die Sache mit der Fruchtbarkeit und Liebe genauer überdenkt, könnte es natürlich auch der Fall sein, dass die beiden ein Kind erwarten.
    Was ich aus deinem Ratespiel allerdings am allermeisten herauslese ist, dass ihr Frauen weniger in Rätseln reden solltet. Sowas kann verdammt anstrengend sein.
    Wie habe ich in deinem Test abgeschnitten?


    Fac valeas.
    Avianus

    Er ahnte bereits, dass irgendetwas nicht stimmte, als er nicht zu Sibel gelassen wude und niemand ein Wort über den Grund dafür verlor, ermahnte sich jedoch dazu, gelassen zu bleiben, selbst dann, als man ihn in diesen vollkommen anderen Raum führte. Nicht Sibels Zimmer… gar kein Zimmer irgendeines Mädchens. Ein Arbeitszimmer.
    Skeptisch und ein wenig verwirrt blickte er die Frau auf der anderen Seite des Schreibtisches an. Die kannte bereits seinen Namen, er allerdings ihren nicht, obwohl er sie bei seinen Besuchen im Lupanar bereits gesehen hatte.
    "Salve ... gibt es einen bestimmten Grund warum ich hier bin?", fragte er sie, sah sich in dem recht unspektakulären Raum um und folgte schließlich der Aufforderung, auf dem Stuhl Platz zu nehmen.
    Bekam er jetzt etwa Hausverbot?, war der erste Gedanke, der ihm in den Kopf schoss. Womöglich war er dem Helvetius bei seinem Besuch vor ein paar Tagen zu aufdringlich gewesen. Oder vielleicht hatte Sibel ihrem Dominus irgendetwas erzählt, nachdem er das Lupanar wieder verlassen hatte.

    Ein ganzes Stück früher als sonst ließ sich Avianus heute im Lupanar blicken, fragte nach Sibel und hoffte einfach, dass diese schon jetzt Zeit für ihn haben würde. Es gab einiges zu besprechen und wenn sie, wie sie beim letzten Mal gesagt hatte, noch nachträglich seine Beförderung feiern wollten, konnte etwas mehr Zeit bestimmt nicht schaden, oder vielleicht war heute sogar ein Ausflug in die Stadt drin. Auf jeden Fall sollte es ein besonderer Tag werden.
    Wie immer war er mit einem Lächeln durch die Tür getreten. Nicht nur, weil er sie gleich wiedersehen würde. Wenn es einen Weg gab, war er auch fest entschlossen dafür zu sorgen, dass sie endgültig aus dem Lupanar raus kam, und er war sicher, dass sie es auf die Reihe kriegen würden, irgendwie. Denn seit seinem letzten Besuch bei Sibel hatte er sich eingestehen müssen: Trotz einem festen Dach über ihrem Kopf, Arbeit und ein paar Münzen mehr, die in ihrer eigenen Tasche landeten, hatte sich im Grunde doch nichts geändert. Noch immer war sie nicht frei und weiterhin dazu verdammt, ihren Körper tagtäglich an fremde Männer zu verkaufen. Und es würde vermutlich Jahre dauern, bis sie durch eigene Arbeit wieder frei kam… verlorene Jahre, weil der Helvetius sie dazu benutzen wollte, sich eine goldene Nase zu verdienen, an einer Sklavin, die ihm nicht gehörte. Aber irgendeinen Weg gab es immer, hatte er inzwischen gelernt.

    Ich frag mich nur wie sinnvoll die Diskussion hier eigentlich noch ist.
    Korrigiert mich gerne, wenn ich etwas übersehe, aber: Was wird denn eigentlich so an Sachen vererbt, das nicht selbst erwirtschaftbar wäre? Einen Betrieb kann jeder eröffnen und dann eben Arbeit reinstecken, da ist man nicht auf Erbe angewiesen. An Sesterzen gibt es, so wie ich das sehe, ebenfalls keinen Mangel, und wer die hat, braucht auch nicht dringend Waren zu erben. Einzig und allein Grundstücke, an die man in größerer Zahl sonst nur verdammt schwer rankommt, sind da m.M.n. wirklich der Rede wert, da man sie weder selbst erstellen bzw. produzieren noch einfach so erwerben kann. Da aber in einem anderen Thread genau dieses Problem besprochen wird, um eine geeignete Lösung zu finden, frage ich mich, ob das hier wirklich noch der Rede wert ist, selbst wenn ich Valas Idee beim ersten Mal durchlesen gar nicht so blöd fand.

    [Blockierte Grafik: http://i60.tinypic.com/30jiss6.jpgNarseh


    Der Perser öffnete die Eingangstür seiner Werkstatt, an der es soeben geklopft hatte. "Kommt herein", meinte er nur knapp zu den vier Gestalten, die ihm von der anderen Seite der Schwelle aus entgegenblickten, und hielt ihnen die Tür auf - vier seiner engsten Freunde und zugleich einige der wenigen Männer, denen er in der Angelegenheit vertraute, wegen der er sie zu sich gebeten hatte. Vor allem aber waren sie keine Römer. Zu heikel war sein Anliegen, als dass er einen Römer in sein Haus geladen hätte. Eine Weile war es bereits her, dass sich die Urbaner erneut bei Mirjam hatten blicken lassen und seitdem hatten Evanders Worte in ihm gegärt, aus dem Samen, den sein Glaubensbruder gepflanzt hatte, waren inzwischen Wurzeln getrieben, ein Setzling daraus geworden, und das Verlangen hatte sich in ihm festgesetzt, etwas zu unternehmen. Denn durch jene Feigheit, wie sie von Elias und Sarah Besitz ergriffen hatte, würden sie untergehen.
    Hinter ihnen verschloss Narseh die Tür mithilfe eines Riegels von innen, denn niemand sollte sich in die Werkstatt verirren, solange sie miteinander sprachen, führte sie ins Hinterzimmer, einen kurzen Blick warf er noch durch die Hintertür, um sicherzugehen, dass dort nicht wieder ein neugieriger Nachbar herumlungerte, und schloss sie wieder.
    "Was tust du da, Narseh?", fragte einer der Christianer, David, den Perser besorgt.
    "Ich stelle sicher, dass wir ungestört bleiben. Keiner außer euch soll vorerst wissen, was hier gesprochen wurde."
    "Erfahren wir also endlich, was das alles soll?" Ein weiterer der vier blickte Narseh ärgerlich an.
    "Was glaubst du, wozu ihr hier seid, Yishai?", antwortete Narseh seinem Gefährten gelassen, "Ihr werdet mir helfen, unsere Geschwister vor den Römern zu schützen."
    "Bist du wahnsinnig geworden?"
    "Sie akzeptieren es nicht, dass wir ihre Götter und ihren Staatskult ablehnen, wollen uns dazu bringen, ihren Kaiser zu verehren, und uns damit zur Götzenanbetung zwingen und dazu, den Allmächtigen zu verraten. Sie verschleppen uns, richten uns hin, und verbieten uns, anderen von der Liebe Gottes zu berichten. Und ich soll hier also der Wahnsinnige sein? Sie verwehren den Menschen ihre Erlösung! Ob aus Blindheit oder Unwissenheit über den rechten Weg oder Hass … ", sprach er zu der Handvoll Männer, die er in dem Raum versammelt hatte. Amal nickte, die Mienen Davids und Arashs waren bereits nachdenklich geworden, lediglich Yishai stellte sich erneut offen gegen den Perser:
    "Christus lehrte uns, Gewalt zu meiden, selbst unseren Feind zu lieben …"
    "Es sprach einst der Herr zu Mose: …", unterbrach Narseh seinen Gefährten, " … Wer den Namen des Herrn schmäht, soll mit dem Tode bestraft werden. Und wer einen Menschen erschlägt, soll ebenfalls den Tod finden. Habt also keine Furcht euch gegen diese römischen Soldaten zu stellen, denn nichts als ungläubige Mörder sind sie, wenn sie unsere heiligen Versammlungen stürmen, Frauen wie Männer, Junge genauso wie Alte mit sich zerren, um sie zu foltern, bei lebendigem Leib zu verbrennen oder unter den Augen des ebenso verrückten Volkes von wilden Tieren zerfetzen zu lassen!"
    "Aber Elias meinte …"
    "Elias ist blind, genauso wie die Römer sieht er die Wahrheit nicht! Mit den Römern gibt es keinen Frieden! Seht ihr nicht, wie der Herr sie bereits bekämpft? Ihren Kaisern den Tod schickt und ihren Soldaten den Bürgerkrieg? Ihren Senat spaltet? Wenn sie unsere Versammlungen erneut stürmen, werden wir vorbereitet sein, und uns dem Kampf anschließen."
    "Narseh hat recht, es wird Zeit, dass jemand etwas unternimmt", sagte Amal zustimmend zu Yishai, "Haben nicht du und deine Frau Idirs und Leahs kleine Tochter aufgenommen, weil ihre Eltern bei der Razzia verschwunden sind? Willst du, dass deinen Kindern beim nächsten Mal dasselbe passiert?"
    "Wenn es keinen anderen Weg gibt, sollten wir kämpfen", pflichtete ihm David bei.
    Arash nickte ebenfalls. "Unsere Unterdrückung dauert schon zu lange an. Wenn sie uns angreifen, haben wir die Wahl entweder gleich durch die Hand der Römer zu sterben oder aber zumindest zu versuchen, unsere Familien und Geschwister zu schützen."
    Narseh legte Yishai eine Hand auf die Schulter. Auch dieser nickte nun langsam, wenn auch seine Miene dabei bei weitem nicht so entschlossen wirkte, wie bei den anderen dreien. Narseh lächelte bereits, und war sich sicher, bei seinen vier Gefährten die richtige Wahl getroffen zu haben. Sie würde Waffen besorgen, sie würden mehr Leute für sich gewinnen, und sie würden frei sein.
    "Gut, ich helfe euch."

    "Na das will ich doch hoffen", meinte Avianus nüchtern auf Lucias wenig brauchbare Bemerkung hin.
    So auf den Schild gestützt gönnte er sich einen tiefen Atemzug und ließ die Luft lautstark wieder entweichen. Langsam bekam er das Gefühl, dass ihm Lucia so neben der Spur keine sonderlich große Hilfe war. Dabei hatte sie sich nicht einmal den Kopf angeschlagen und das wirkliche Massaker, als der Henker den Duccianus zerteilt hatte, komplett verpasst. War vermutlich auch besser so.
    "Wahrscheinlich sollte ich zurück zu meinen Soldaten … Wenn ich mich nicht beeile, fällt wieder die Hälfte um, bis ich mit ihnen abmarschiere …", erklärte er seufzend, nahm den Schild wieder hoch, und deutete über die Schulter hinweg dorthin, wo der Decimus hustend zu sich gekommen war und jetzt von Sulca wieder auf die Beine gestellt wurde. Erstaunlich wie der sonst so mürrische, unmotivierte und auf Tirones pfeifende Miles sich plötzlich um Rusticus kümmerte.
    "Wir können das alles ja auch … naja, schriftlich und so …", redete er vor sich hin, während er den Schild wieder hochnahm und sich bereits zum Gehen wandte. Nach einigen Schritten wandte er sich der Tiberia allerdings erneut zu.
    "Ach und das da …" Er deutete mit einem Nicken zu ihren Arm. "… tut sicher weniger weh, als sich den Kopf auf dem Pflaster aufzuschlagen. Gern geschehen also… und gute Besserung noch."
    Im Vorbeigehen warf er den Schild zurück zum Germanicus auf den Karren und winkte seine Leute zu sich. "Convenite!" Höchste Zeit, dieses Trauerspiel von einem Ausflug zu einem Ende zu bringen.
    "Wie beim Hermarschieren die Milites wieder nach vorne und die Tirones nach hinten. Wer nicht gehen kann, der fährt", ordnete er an, während er sich auf den Weg machte, um vor dem Karren voraus zu marschieren, "Na los! Abmarsch! Pergite!"