Avianus' Gesichtsausdruck verfinsterte sich merklich. Was Hispo ihm da auf dem Rückweg zur Taberna erzählte hörte sich alles andere als gut an, und wenn diese Aktion sich zu einem Reinfall entwickelte, würde er Mitschuld daran tragen. Aber darüber konnte er sich auch nachher noch Sorgen machen, nachdem er sich ein Bild von der Lage im Wirtshaus gemacht hatte. Und zumindest hier draußen sah es so aus, als wäre alles im Griff. Blieb nur noch zu hoffen, dass es im Inneren der Taberna genauso aussah.
"Gut. Weitermachen wie gehabt, Tiro Peducaeus… sollte es Ärger geben, werdet ihr es mich sofort wissen lassen", sagte er zu Hispo und ließ den Tiro wieder alleine vor der Taberna zurück, als er auf die Tür zuging und schließlich den Schankraum betrat.
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Pennus dachte erst einen Moment lang nach, nicht weil er die Antwort nicht kannte, sondern weil sie preiszugeben bedeutete, auch ihre Identität endgültig zu verraten. Aber letzteres wäre wohl kein besonders großer Nachteil mehr, denn jeder mit einem Minimum an Verstand wäre inzwischen darauf gekommen, dass sie nicht irgendwelche normalen Gäste waren. Deshalb nickte er schließlich.
"So ist es."
Für heute würde es jedenfalls so sein, aber da brauchte er ja nicht genauer drauf einzugehen. Heute waren sie lediglich für Informationen hier, und nicht um irgendwen festzunehmen.
Nur einen Augenblick später öffnete sich die Tür und der Optio trat wieder in den Schankraum. Pennus atmete merklich erleichtert aus, denn er war damit endlich erlöst von seiner unfreiwilligen Rolle als Wortführer seiner Truppe. Unterdessen gab sich Avianus so entspannt, wie nur möglich. Aber die Lage machte einen weitaus weniger dramatischen Eindruck, als er es sich kurz zuvor draußen vorgestellt hatte. Die vier Milites, die er in der Taberna stehen gelassen hatte, saßen um einen Tisch und ließen sich den Wein schmecken, den sie von einem der Christianer ausgeschenkt bekamen, und die meisten der fremden Männer standen noch immer im Hintergrund herum, wie sie es schon zu Beginn getan hatten.
"Ihr habt also doch noch was bekommen?", stellte er erst eine mehr rhetorisch gemeinte Frage an seine Leute, woraufhin Pennus lediglich mit einem leichten Lächeln den Becher hob. "Also, wo ist die Wirtin?" ... damit hier mal wieder etwas vorwärts ging.
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Narseh
Je mehr sie von dem Urbaner dazu gedrängt wurden umzukehren, desto mehr wuchs in Narseh die Entschlossenheit, genau das nicht zu tun. Wie ein Esel, der umso mehr die Beine in den Dreck stemmte, wenn jemand mit aller Kraft am Strick zog. Und warum sollten sie wohl zurück? Damit sie den hübschen Haufen Christianer, der sich inzwischen in der Taberna angesammelt hatte, nachher ohne großen Aufwand in den Carcer verfrachten konnten? Elias konnte da gerne mitspielen, aber er ganz bestimmt nicht. Deshalb ließ er sich von Evander auch nicht zweimal sagen, dass er die Frauen nehmen und verschwinden sollte. Zwar wusste er nicht im geringsten, was Evander nun vorhatte, aber irgendeinen Plan hatte er bestimmt – entweder das, oder er war verrückt.
Narseh jedenfalls schob die beiden Frauen zu der Mauer zwischen der Taberna und einem der Nachbarshäuser, half erst Sarah über die Mauer und wollte gerade die Wirtin auf die andere Seite der Mauer verfrachten, als noch einer dieser Soldaten aus dem Nichts auftauchte und Evander sein Schwert an die Rippen hielt. Von der anderen Seite aus versuchte nun auch Sarah, Mirjam zu helfen. Hin und her gerissen verzog Narseh das Gesicht, denn mit zwei Soldaten wurde wohl auch Evander nicht fertig.