Beiträge von Aulus Iunius Avianus

    Keine Fragen? Auch gut, dann hatte er wohl alles Wichtige bereits gesagt. Oder die Soldaten dämmerten noch im Halbschlaf dahin, beides war möglich. Wie auch immer, aufhalten lassen wollte der Iunius sich davon natürlich nicht. Ordentlich wachrütteln konnte er die Soldaten auf dem Exerzierplatz noch früh genug.
    "Gut, wir werden schon noch warm", bemerkte Avianus schlicht, um sich dann wieder wichtigeren Dingen zuzuwenden, denn dass ihm die meisten der Truppe wenig begeisterte Blicke schenkten, war ihm nicht entgangen. "Mir ist zu Ohren gekommen, dass der Centurio bei der letzten Kontrolle nicht vollkommen zufrieden mit euren Stuben war. Ich werde also einen kurzen Blick in eure Unterkünfte werfen und hoffe für euch, dass ihr inzwischen für Ordnung gesorgt habt."
    Denn was brachte eine Kontrolle schon, wenn man nicht sicherging, ob sich danach auch was geändert hatte. Er winkte die Contubernia nacheinander vor und besah sich die einzelnen Stuben. Hier und da passte so manches noch immer nicht ganz – unter Nachkontrollen hatten die Milites bei ihrem früheren Optio vermutlich nicht zu leiden gehabt – und der Fischgeruch der in und um die Stuben herrschte war auch nicht wirklich das Wahre, aber zumindest dafür wollte er den Soldaten nur ungern die Schuld in die Schuhe schieben, für ihre Rationen konnten die Männer wohl kaum was.
    Schließlich kam er zum Contubernium des ihm bereits bekannten Tiro Germanicus Antias, dem er nun wissende Blicke zuwarf, während er ihn und seine Kameraden aufforderte: "Ihr seid dran, geht voraus!"


    Sim-Off:

    Könnt gerne in den Unterkünften weiterposten.

    Seine angespannte Haltung löste sich ein wenig und Avianus hörte seinem Tribun aufmerksam zu bis dieser geendet hatte.
    "Was die Tirones betrifft werde ich selbstverständlich mein Möglichstes tun, Tribunus." Wie jene Tirones sich anstellen würden, war ja eine andere Sache. Aber an ihm sollte es nicht liegen.
    Und dann war der Tribun ja noch auf die Sache in Trans Tiberim zu sprechen gekommen. Und ob er davon gehört hatte.
    Oh, ihr habt noch viel mehr Leute ihrer gerechten Strafe zugeführt, soweit ich weiß, dachte er im Stillen ohne seine ungerührte Fassade bröckeln zu lassen. Die verdammten Christianer interessierten ihn dabei herzlich wenig, die hatten ja gewusst worauf sie sich einließen… nicht aber einsame, gutgläubige junge Lupae, die sich von ihnen anlocken ließen.
    "Ja… ich weiß davon", gab er erst knapp zurück. Allerdings hatte er den Domitius damals nur wegen Sibel ausgefragt, alles andere war ihm ziemlich egal gewesen. "Fragen nicht direkt. Ich werde aber mehr Informationen zu dem Vorfall benötigen." Und ein paar Leute, aber jetzt wo er Optio war, dürfte es wohl kaum mehr eine Schwierigkeit darstellen sich eine Handvoll Soldaten seiner Centuria zu Hilfe zu nehmen

    Avianus nickte. "Ich danke." Je zügiger er hier weiterkam, desto besser. Deshalb stand er auch nicht mehr lange herum, sondern trat sogleich durch die ihm gewiesene Tür.
    "Salve, Tribunus Iulius Dives", grüßte er, nachdem er vor seinem neuen Vorgesetzten Haltung angenommen hatte. "Optio Iunius Avianus meldet sich."
    Seine Nervosität hielt sich, ganz im Gegensatz zu seinem Besuch beim Tribunus Cohortis Praetoriae, in Grenzen. Große Überraschungen würden ja nicht auf ihn warten bei der obligatorischen kurzen Besprechung mit dem Iulier.

    Wer nicht Bescheid wusste, würde ihn vermutlich als übermotivierten Kerl betiteln, der keinen anderen Weg fand, seine Zeit totzuschlagen. Denn als Torquatas Antwort ihn erreichte, hatte er soeben die Wacheinteilung für die nächsten zwei Wochen fertiggestellt. Und im Grunde wusste ja niemand Bescheid.
    In einer Ecke der Stube stapelte sich ein gutes Dutzend Tabulae in welchen sich inzwischen allerlei Notizen und Listen angesammelt hatten, für so ziemlich alles, was ihm in den Sinn kam. Angefangen von schlichten Listen über die einzelnen Männer und deren Leistungen bis hin zu Reparaturen, die an den Unterkünften zu verrichten waren.
    Es gab kein Vor und kein Zurück. Alles um ihn herum nahm seinen alltäglichen Lauf, nur er steckte fest und erschuf die Illusion als wäre er dennoch Teil des Films, der sich um ihn herum abspielte, und siechte gleichzeitig in einem Strudel aus Gefühlen dahin, der ihn mindestens einmal täglich einsog, nur um ihn eine Weile später wieder als Häufchen Elend auszuspucken. Und er sollte möglichst nicht mal mit der Wimper zucken. Denn immer wieder stellte er sich eine Frage: Was wenn er nur einen Tag früher in den Carcer gegangen wäre? Ein einziger Tag hätte sie gerettet. Ein einziger Tag und er müsste jetzt nicht jeden Tag notdürftig hinter sich bringen, indem er jede noch so kleine Aufgabe ansprang, als würde sein Leben davon abhängen, und nachts müsste er nicht schlaflos und alleine die Decke anstarren.
    Ein dürftiges Lächeln umspielte seine Lippen, als er seine vollendete Wacheinteilung beiseite legte und einen Blick auf die wenigen Sätze warf, welche ihm Torquata zukommen ließ, und sobald der Tiro die Baracke wieder verlassen hatte, glättete er gedankenverloren das Wachs der Tabula, löschte seine Nachricht und jene der Iulia, um mit einer Übersicht der bevorstehenden Übungseinheiten zu beginnen.

    Avianus trat vor. Klar, bei all den Equites die hier bereits auf ihren Pferden saßen, war zweifellos er die erste Wahl um die Nachricht zu überbringen. Doch worüber sollte er sich beschweren? Natürlich fühlte er sich geehrt, den Auftrag übernehmen zu dürfen, und ganz nebenbei wäre er noch vor allen anderen wieder daheim.
    "Verstanden, Centurio", bestätigte er mit einem Nicken und marschierte zum nächsten Eques hinüber, während der Iulius sich wieder der Augusta zuwandte. Zumindest brauchte er das Pferd nicht zu Tode zu hetzen, wenn auch der Rest der Vexillatio sich Zeit nehmen würde.
    Nachdem er sich in den Sattel des Pferdes hochgezogen hatte, ließ er sich Schild und Hasta mit daran befestigter Feder reichen und machte er sich auch schon davon.







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    Paullus Ovidius Mento


    Der alte Optio Ovidius Mento, der von langjähriger Erfahrung eher geplagt als damit gesegnet schien, und ganz nebenbei mit dem berühmten Ovidius Naso höchstens den Namen gemein hatte, wusste natürlich schon beim ersten Blick auf den mehr oder minder geordneten Haufen, der krampfhafte versuche anstellte Haltung anzunehmen, dass er eine Truppe blutiger Anfänger vor sich hatte. Den Tagesplan hatte er nämlich schon wieder vergessen.
    "Wo bleibt euer Gruß, Tirones?!", bellte er die Reihe Frischlinge an, um dem Centurio ein wenig Unterstützung zu leisten. Geteiltes Leid war schließlich halbes Leid, auch wenn es darum ging, die Stimme zu schonen. Oder eben auch nicht. Kam ganz auf die Tirones an und wie sie sich heute noch anstellen würden.
    Insgesamt hatte er ansonsten aber schon schlimmeres zu Gesicht bekommen, denn zumindest wussten die Männer halbwegs, was eine Reihe war. Hier und da drückte er mit dem Optiostab noch einen Tiro etwas zurück, um die Reihe zu perfektionieren.


    Sim-Off:

    Sehen wir mal zu, dass wir die alte Übungseinheit zwischenzeitlich auch mal fertig kriegen... aber kein Stress. ;)

    Der Iunius bediente sich kurzerhand eines Boten, der die versiegelte Tabula für eine gewisse Iulia Torquata überbrachte.



    Aulus Iunius Avianus Torquatae suae s.p.d.



    Torquata, ich bin nicht sicher, ob es dir recht ist, von mir diesen Brief zu erhalten, wo du es doch vorziehen würdest, vorerst jeglichen Kontakt zu vermeiden. Doch es ist vieles geschehen, Gutes wie Schlechtes, doch nur von den guten Neuigkeiten möchte ich dir vorerst berichten:
    Von jetzt an wirst du am Tor der Castra nach einem Optio Iunius Avianus, Cohors XII Centuria III der Cohortes Urbanae fragen müssen. Und wie es der Zufall (oder eher das Schicksal?) so will, bin ich zwischen den Männern meiner neuen Einheit auf den Namen Servius Iulius Macro gestoßen. Ich hoffe wir können uns bald persönlich darüber unterhalten, und dass bei dir soweit alles gut verlaufen ist.


    Fac valeas.


    Avianus


    Sim-Off:

    Edit: Fängt ja schon gut an, wenn ich nicht mal meine neue Einheit weiß. ^^

    Über zu wenig Ablenkung konnte er sich jetzt natürlich nicht mehr beschweren. Tirones hier, Papierkram da, Appell am Morgen, Wachdienst einteilen am Nachmittag... wobei Avianus dennoch nicht umhin kam, immer wieder Gedanken an sie zu verschwenden, was seine Ursache vermutlich nicht unwesentlich darin fand, dass er sowohl das Amulett als auch ihre zerfranste Haarsträhne noch immer bei sich trug. Ganz recht, er war tatsächlich so blöd. Selbst ein Greis der sich nachmittags nicht mehr daran erinnerte, was er zum Ientaculum gegessen hatte, würde sich auf diese Weise ständig wieder an seine verloren gegangene Geliebte erinnern.
    So versuchte er sich mehr schlecht als recht mit allem möglichen anderen Kram zu beschäftigen und gleichzeitig wehrte er sich dagegen, eben jene kleinen Erinnerungsstücke loszuwerden. Etwa gab es ganz nebenbei auch noch andere private Angelegenheiten, die ihm dabei helfen konnten, seine Gedanken für den Moment von Sibel fernzuhalten, wenn er gerade mal nicht im Dienst war. So war ihm eben erst in den Sinn gekommen, dass er Torquata besser mitteilen sollte, dass sie ihn über seine alte Einheit nur noch auf Umwegen erreichen würde. Und als ihm dann einmal die restlichen Aufgaben ausgingen, um sich selbst abzulenken, machte er sich daran, einen Brief an die Iulia aufzusetzen.



    Aulus Iunius Avianus Torquatae suae s.p.d.



    Torquata, ich bin nicht sicher, ob es dir recht ist, von mir diesen Brief zu erhalten, wo du es doch vorziehen würdest, vorerst jeglichen Kontakt zu vermeiden. Doch es ist vieles geschehen, Gutes wie Schlechtes …


    Da war sie schon wieder, schlich sich in seine Gedanken und ließ sich nur so furchtbar schwer wieder loswerden. Einen Augenblick lang setzte er ab, drehte den Stilus nachdenklich zwischen den Fingern… und entschied sich schließlich dafür, den Brief lieber möglichst kurz zu halten. Was auch immer ihn bis zu ihrem nächsten Treffen noch beschäftigen würde, wollte er ihr wenn überhaupt lieber persönlich erzählen, und am liebsten natürlich gar nicht. Aber so schlecht wie er sich dabei anstellte, die kleine Tragödie die sich mit Sibel abgespielt hatte, hinter sich zu lassen, würde sich vorerst sowieso gar nichts ändern. Noch immer in Gedanken versunken fuhr er fort:


    … doch nur von den guten Neuigkeiten möchte ich dir vorerst berichten:
    Von jetzt an wirst du am Tor der Castra nach einem Optio Iunius Avianus, Cohors XII Centuria III der Cohortes Urbanae fragen müssen. Und wie es der Zufall (oder eher das Schicksal?) so will, bin ich zwischen den Männern meiner neuen Einheit auf den Namen Servius Iulius Macro gestoßen. Ich hoffe wir können uns bald persönlich darüber unterhalten, und dass bei dir soweit alles gut verlaufen ist.


    Fac valeas.


    Avianus



    Er verschloss die Tabula mit einem Stück Schnur und hinterließ zur Sicherheit noch ein Siegel darauf. Torquata hatte bestimmt ihre Gründe gehabt, bei ihrer Nachricht an ihn Vorsicht walten zu lassen, und am Ende wollte nicht er Schuld daran haben, wenn sie irgendwelche Probleme bekam, bloß weil er sich ein bisschen Faden und Wachs sparen wollte.

    Irgendwann schleppte sich auch der letzte Soldat auf den Platz vor den Unterkünften. Da war eindeutig noch Luft nach oben, vor allem aber hatte Avianus natürlich bemerkt, dass einige länger gebraucht hatten, als man es sich selbst von einem Anfänger erwarten würde. "Hätte ich gewollt, dass ihr extra nochmal hübsch aufräumt, hätte ich die Kontrolle angekündigt", bemerkte er deshalb ironisch, während sich die Soldaten vor den Baracken aufstellten. "Und unangekündigte frühe Appelle werdet ihr noch oft genug erleben müssen, also gewöhnt euch lieber schonmal dran."
    Beim nächsten Mal würde er ein ganzes Stück weniger gnädig sein, aber vorerst würde er es dabei belassen, denn mit einem leichten Grinsen registrierte er die teilweise verwirrten Mienen der Milites und Tirones, die jetzt zwar brav in Reih und Glied standen, aber ganz offensichtlich nicht wirklich eine Ahnung hatten, was gerade Sache war.
    "Guten Morgen, Soldaten. Steht bequem", kam er schließlich endlich dazu, seine Leute zu begrüßen. "Mein Name ist Optio Aulus Iunius Avianus, besser ihr prägt ihn euch gut ein, denn ich darf euch mitteilen, dass ich von nun an den Centurio in all seinen Aufgaben unterstützen werde." Er ließ seinen Blick durch die Reihen der Soldaten schweifen, um sich einen groben Überblick über die Männer seiner neuen Einheit zu verschaffen.
    "Dazu gehört natürlich auch die Ausbildung der Tirones und das tägliche Exerzieren. Noch irgendwelche Fragen?", meinte er dann weiters in ernstem Tonfall, obwohl sein sein leichtes Grinsen inzwischen zu einem selbstzufriedenen Lächeln geworden war. Ansonsten würde er ohne weitere Verzögerungen mit der Stubenkontrolle beginnen.
    Er erinnerte sich noch gut an seine eigene Grundausbildung bei den Cohortes Urbanae, welche vergleichsweise angenehm verlaufen war. Spätestens nach seiner raschen Versetzung zu den Praetorianern, wo er doch noch herausgefunden hatte, was das Wort Abhärtung eigentlich wirklich bedeutete, hatte er sich darüber allerdings nicht mehr sonderlich gefreut. Mehr oder weniger wollte er den Soldaten also einen Gefallen tun und ihnen eventuell ein ähnliches Schicksal ersparen: Besser sie lernten früher, alle nervenaufreibenden Eventualitäten des Soldatenlebens zu ertragen, als zu spät. Und dazu gehörte hin und wieder auch, noch vor Tagesanbruch aus den Betten gescheucht zu werden.

    Am Tag zuvor hatte er sich bereits beim Tribunus Cohortis Urbanae gemeldet, die neue Ausrüstung abgeholt und schließlich seine neue Stube bezogen. Den ganzen mehr oder weniger formellen Firlefanz hatte Avianus also hinter sich und wollte mit Anbruch des neuen Tages auch gleich loslegen.
    Und als er dann früh morgens, in neuer Aufmachung und mit Optiostab aus der Baracke getreten war, hatte er plötzlich realisiert, dass er absolut keine Erfahrung darin hatte, irgendwem etwas beizubringen. Aber zumindest hatte er bei den Cohortes Praetoriae gelernt, wie alles im Idealfall auszusehen hatte. Rumnörgeln, wo etwas nicht passte – dazu wäre er also auf jeden Fall fähig. Und das war ja schon mal die halbe Miete, dachte er jedenfalls.
    Und jetzt? Naja, wie testete man wohl am besten, wie lange die eigenen Leute brauchten, um auf die Beine zu kommen? Der Iunier setzte sich in Bewegung, noch bevor der Antritt zum Exerzieren fällig war, lief die Türen der einzelnen Stuben ab und hämmerte bei jeder mehrmals mit dem Stab lautstark gegen die Türpfosten, während er sich im Befehlston bemerkbar machte:
    "EVIGILATE! VENITE! Vor die Baracken!" Rumms! Rumms! Rumms! "STUBENKONTROLLE! ALLE RRRAUS!!!"
    Bei wem das nicht reichte, den würde er in der Baracke vermutlich persönlich besuchen, um ihn vor die Tür zu scheuchen. Und wer sich noch einen Augenblick dafür nehmen wollte, schnell mal eben Ordnung in seine Sachen zu bringen, dem würde es wahrscheinlich ähnlich ergehen.
    Ursprünglich hatte er sich ja vorgenommen, keiner dieser Vorgesetzten zu sein, die ihre Milites laufend anbrüllten. Und daran hatte sich eigentlich nichts geändert. Aber bei seinem ersten Auftritt als Optio und vor allem, wenn man die Soldaten aus ihren Betten bringen wollte, konnte man auf jeden Fall eine Ausnahme machen. Und ein glanz kleines bisschen Spaß machte es ja schon, solange einem noch nicht der Hals schmerzte.

    Neuer Posten, neue Einheit, neuer Vorgesetzter... und doch kannte Avianus alles bereits von seiner Grundausbildung bei den Stadtkohorten. Mal davon abgesehen war seine alte Einheit ja nur auf der anderen Seite des Lagers. Besser hätte er es ja kaum treffen können, obwohl ihm schwarz natürlich noch immer irgendwie lieber gewesen wäre. Aber welcher Idiot sagte schon nein zu einer Beförderung.

    "Salve. Optio Aulus Iunius Avianus, ich will mich beim Tribunus melden", brachte er dem Scriba im Vorzimmer sein Anliegen vor. "Ich wurde eben erst von den Praetorianern hierher versetzt."
    Und wenn er sich nicht irrte, war der Tribunus niemand anderes als Torquatas Tutor Iulius Dives. Dann würde er den ja glatt auch mal kennenlernen.

    Da war es, das Zeichen des Centurios. Praktisch zeitgleich wurden die Schwerter gezogen und die glänzenden Klingen empor gestreckt.
    Der Iunier hatte ein wenig Mühe, weiterhin einen einigermaßen ernsten Gesichtsausdruck zu behalten, anstatt eines leicht selbstgefälligen Grinsens, als ihm eben kurz in den Sinn gekommen war: Hehe, da guckt ihr jetzt aber, ihr Nautae, was?
    Aber die Augusta kam gleich, jeden Augenblick konnte sie auftauchen, rief er sich sogleich wieder ins Gedächtnis. Ja, da war sie zurück, die vollkommene Konzentration, denn wer wollte hier und jetzt auch nur den geringsten Fehler machen?

    Avianus nickte.
    "Ich habe zu danken, Tribunus. Vale", entgegnete er und salutierte ein letztes Mal, denn schließlich war es eine Ehre gewesen, bei der Garde dienen zu dürfen.
    Optio. Daran würde er sich erst noch gewöhnen müssen... aber es hörte sich auf jeden Fall gut an. Als er das Officium wieder verließ und sich nicht mehr dazu gezwungen sah, so professionell wie nur möglich zu wirken, fing er an, breit zu grinsen. Optio.

    Avianus war wieder einmal fasziniert von diesen Tirones, denen der Eifer scheinbar zu den Ohren rausquoll… oder zumindest ließen sie es meistens so aussehen. Im Grunde einfach so wie er selbst damals. Kurz blickte er noch dem Miles hinterher, als ihm plötzlich ein Wassertropfen ins Gesicht fiel, langsam seine Stirn hinab und über seinen Nasenrücken rollte. Er richtete seinen Blick erst gen Himmel, dann auf den Boden, wo stetig mehr aufschlugen und ihn nach und nach dunkel färbten. Da flüchtete man doch lieber wieder in die trockene Stube.


    "Die Tiberia?! Die Tiberia, habe ich recht?!", kam gleich wieder von Cato, da war der Iunier noch nicht einmal wirklich durch die Tür getreten. Noch immer war er mit seinem Wein beschäftigt. Irgendwann würden sie für Cato für einen Trichter zusammenlegen, soviel stand schon mal fest.
    "Nein."
    Alle drei blickten überrascht und erwartungsvoll zugleich auf – bis sie bemerkten, dass Avianus mit seiner Antwort fertig war.
    "Ja was denn jetzt?", fragte Canus dann noch ein Stück verwirrter.
    "Von einer Iulia", antwortete er mit einem Schulterzucken, bevor die drei am Ende noch wild zu spekulieren begannen.
    "Iulia? Was denn für eine Iulia?", bohrte Cato nach.
    "Eine Bekannte. Und dann gibt’s da noch sowas: Privatsphäre."
    "Du wohnst seit einer halben Ewigkeit mit sieben anderen Kerlen in einem Zimmer. Welche Privatsphäre?", warf Proculus schlussendlich mit seinem dumpfen Lachen ein.

    "Hä?! Was?", fragte er erst nur leicht irritiert. "Nein, so schlimm ist die Nachricht auch wieder nicht", fügte er dann mit einem schiefen Lächeln hinzu.
    Aber klar, Torquata ging wieder auf Nummer sicher. Schnell abliefern, gegenzeichnen und zurückbringen lassen. Manchmal fragte er sich, ob Torquata es mit ihrer Vorsicht nicht ein kleines bisschen übertrieb. An ihrer Nachricht war schließlich nichts verfängliches. Oder sie wollte einfach nur die Sicherheit, dass ihn die Tabula auch wirklich erreicht hatte… aber weshalb sollte sie das denn nicht?
    Am Ende händigte er dem Germanicus die Tabula wieder aus, nachdem er ein paar Worte unter die Botschaft der Iulia in das weiche Wachs geritzt hatte.



    Torquata Aulum suum salutat.


    Es gibt schlechte Neuigkeiten. Mein Vater hat mir verboten, mich mit Männern, die nicht der Verwandtschaft angehören, zu treffen.
    Zumindest bis ich eine Discipula Vestalis bin. Ich muss sehr vorsichtig sein und werde mich deshalb strikt an seine Anweisungen halten - ich hoffe, du verstehst das.
    Somit kannst du in den nächsten - Wochen? Monaten? Ich weiß es nicht! - nicht mit einem weiteren Besuch von mir rechnen. Aber sicherlich hast du auch genug zu tun. Ich wünsche dir im Übrigen alles Gute bis wir uns offiziell wiedersehen können.


    Mögen die Götter dich vor allem Übel schützen!
    Vale bene


    Torquata


    Viel Glück. Du weißt ja, wo du mich findest.
    A. Iunius Avianus


    Torquatas Nachricht einfach nur zu unterzeichnen, war ihm ein wenig schnöde vorgekommen. Stattdessen hatte er Worte gewählt, die ihr von ihrem letzten Treffen mit Sicherheit noch bekannt vorkommen würden. Wer sonst, wenn nicht er hätte ihre Nachricht auf diese Weise unterzeichnet?
    "Ich danke, Tiro Germanicus."

    "EIN BRIIIIEF! EIN BRIEF FÜR DEN IUNIUS!", grölte Proculus und machte große Augen.
    Canus hingegen lachte noch immer vor sich hin, ob des Scherzes, den sich Proculus mit dem Tiro erlaubt hatte und brachte währenddessen kein Wort heraus.
    "Doch nicht etwa von der Tiberia?", stellte Cato skeptisch die Frage, die offensichtlich alle der anwesenden Praetorianer im Kopf hatten.
    Mit einem siegessicheren Grinsen begab sich Avianus zur Tür und schob den stämmigen Proculus zur Seite.
    "Das ist dann wohl für mich.", meinte er und nahm die Tabula entgegen. Bereits als er das erste Wort, den Namen Torquata las, trat er allerdings einen Schritt nach draußen und schloss hinter sich die Tür.
    "Gerade eben angekommen?", fragte er ganz nebenbei den "Boten" und meinte damit selbstverständlich die Tabula, während er sich noch die Nachricht der Iulia durchlas.
    Ein wenig unschön waren diese neuen Umstände natürlich. Gerade jetzt hätte er durchaus etwas Ablenkung vertragen können, aber da ließ sich nichts daran ändern und er musste sich zwangsläufig damit abfinden. Dennoch stahl sich wieder ein warmes Lächeln auf seine Lippen, denn immerhin hatte sich das Mädchen die Mühe gemacht, ihm deswegen eine Nachricht zukommen zu lassen. So selten wie er Post bekam, würde ihm das mit Sicherheit in Erinnerung bleiben.
    Ganz nebenbei fragte er sich noch, weshalb der junge Soldat eigentlich noch da war. Wollte der etwa ein Trinkgeld haben?

    Das Contubernium des Iunius war gerade eben vom Wachdienst zurückgekehrt und hatte erstmal natürlich nur eines im Kopf: Pause machen.
    In einer Ecke der Stube füllte Cato gerade Wein in seine Geheimvorrats-Feldflasche um, was seine höchste Konzentration erforderte, um auch ja keinen Tropfen des billigen Gesöffs zu verschütten, und auf der anderen Seite des Raumes lutschte Avianus wenig motiviert an ein paar Oliven und einem Stück trockenen Brotes herum, und wenn er ehrlich war, wünschte er sich zum ersten Mal einen Schluck von Catos schalem Wein, um das Zeug hinunterzuspülen. Dazwischen hockten Canus und Proculus um eine Amphore, die sie als Aufbewahrungsgefäß für ihre Wetteinsätze benutzen. Seit letztens beim Wacheschieben vor dem Palast wieder eine gewisse Tiberia Lucia angetanzt war, als der Iunius und einer seiner Kameraden das fragliche Vergnügen gehabt hatten, sich die Beine in den Bauch stehen zu dürfen, hatten die beiden damit angefangen diverse Wetten abzuschließen, die eigentlich nur eines gemeinsam hatten: Die Tiberia. Inzwischen beteiligte sich sogar Cato daran, und sie schienen alle zusammen einen Heidenspaß daran zu haben. Canus etwa hatte 5 Sesterzen darauf gesetzt, dass das nächste Aufeinandertreffen des Contuberniums mit der Patrizierin erneut vor dem Palast stattfinden würde, obwohl er selbstverständlich von der Begegnung auf dem Festtag der Concordia wusste. Proculus dagegen wettete, dass bei ihrer nächsten Durchsuchung er derjenige wäre, der sie würde abtasten dürfen – wohl aus reinem Wunschdenken, weil er der einzige der vier war, dem jenes Vergnügen bisher stets verwehrt geblieben war. Cato dagegen war eine Wette darauf, dass erneut der Iunier anwesend sein würde, wenn sie ihr das nächste Mal begegneten, ganze 10 Sesterzen wert. Avianus selbst war kurzerhand als Schiedsrichter und Aufseher auserkoren worden. Lediglich eine Wette hatten seine Kameraden ihm gestattet: Er war sich sicher, sie würde ihm irgendwann doch noch einen Brief schicken.


    "Aulus, gilt das?"
    "Hmmm?"
    "Canus will wetten, dass sich die Tiberia nie von mir anfassen lässt", erklärte Proculus und sein Tonfall zeugte bereits davon, für wie bescheuert er die Wette seines Kollegen hielt.
    "Du weißt schon, dass du deinen Gewinn erst kriegst, wenn die Tiberia tot ist, Canus?"
    "Oder Proculus", warf Cato ein.
    "Aber kannst du dir vorstellen, wie viel ich dann kriege? Es sind schon mehr als 50 Sesterzen in der Amphore!"
    "Die Tiberia ist jünger als du, du kriegst gar nichts, du Idiot", entgegnete Cato. "Verflucht!" Ärgerlich starrte er auf die kleine Weinpfütze, die sich auf dem Boden ausgebreitet hatte.
    "Ungültig Canus, lass den Scheiß."


    Und dann klopfte es.
    Proculus erhob sich und der kräftiger Soldat mit etwas schiefem Gesicht öffnete die Tür.
    "NAME? DIENSTGRAD? EINHEIT?", blaffte er den jungen Tiro an, nachdem er registriert hatte, dass es sich lediglich um einen Urbaner handelte, der in jedem Fall noch nicht weiter als bis zum Miles gekommen war, und machte sich kurzerhand einen Spaß daraus, diesen mal eben ein wenig zu veräppeln.
    "Hier!", rief Avianus aus dem Hintergrund.

    Er wollte sich einreden, nichts davon wäre wahr, alles nur ein schlechter Scherz, den sich jemand mit ihm erlaubte, ein Traum, eine Lüge. Doch der Iunius wachte nicht auf, niemand kam lachend hinter der nächsten Ecke hervorgesprungen, und niemand trat an seine Seite, um ihn über die Wahrheit aufzuklären. Welchen Grund hatte er also, die Worte eines Optios der Stadtwache anzuzweifeln, welchen Grund hatte er, nicht zu glauben, was er selbst gesehen hatte. Sie war weg.


    Was hatte er getan? Was, um das zu verdienen? Und was hatte sie getan?
    Sie hatte sich mit den Urbanern angelegt, und er war feige gewesen, das war alles. Und nie würde er es sich verzeihen. Er wusste schon jetzt, ihr Gesicht würde ihn für immer verfolgen, ihr zartes, schmales und dennoch so schönes Gesicht, und ihr sanfter Blick würde ihn ansehen, als würde sie ihm alles verzeihen, so wie immer. Aber er konnte es nicht. Denn er hatte sich vorgenommen, alles in seiner Macht stehende zu tun sie zu schützen, und stattdessen trug er jetzt Mitschuld an ihrem Tod – so fühlte es sich jedenfalls an. Oder es war so, wie Torquata es ihm bei ihrem letzten Treffen erklärt hatte: Alles hatte einfach so kommen müssen. Doch wie grausam mussten die Götter sein, welchen Hass mussten sie auf jemanden haben, um einem nicht einmal die Chance zu geben zu schützen, wen man liebte.
    Was er im Kerker der Cohortes Urbanae an Gefühlen so sehr zurückgehalten hatte, kam jetzt endgültig hoch. Und er konnte nirgendwo hin. Nicht zurück in die Barracken, wo er sich bei jedem blöden Scherz seiner Kameraden ein Grinsen würde aufzwingen müssen. Nicht in die Casa Iunia. Diesen Ort den er sich jetzt wünschte, wo jemand auf ihn wartete, um ihm zu helfen wieder Ruhe zu finden, den gab es nicht mehr. Sich so einsam fühlend, wie Sibel es wohl an den Ufern des Styx irrend sein musste, bahnte sich der Iunier seinen Weg durch die Castra.
    Seine Schritte führten ihn hinter die Baracken seiner Centurie, wo zwei Kisten auf dem Boden standen, die beim Würfeln als Sitzgelegenheit genutzt wurden. Eine davon schickte er aus Frust und Verzweiflung mit einem Tritt durch die Luft, krachend schlug sie ein ganzes Stück weiter wieder auf. Den Schmerz in seinem Fuß bemerkte er gar nicht, denn er reichte nicht aus, um die Taubheit zu vertreiben, die sich in ihm ausgebreitet hatte. Mit der Faust schlug er noch gegen die Wand der Barracken, und ließ sich schließlich nach Luft ringend auf den staubigen Boden sinken, während ihm die Tränen in die Augen schießen wollten. Er hasste sich selbst. Er hasste den Domitius. Er hasste Germania. Verdammtes Germania. Verdammte Hasta Pura. Verdammter Quintilius Sermo.
    Bitter starrte Avianus nun auf die geröteten Knöchel seiner Hand. Es musste irgendetwas anderes geben, an das er denken konnte, etwas das den Hass und die Wut in ihm vertrieb. Schöne Dinge. Ihre Stimme, ihr Geruch, wie sie sich stets an ihn geschmiegt hatte, als könnte sie ihn dadurch daran hindern, zu gehen.
    Und dennoch musste er sie vergessen, selbst wenn sie dadurch ein zweites Mal sterben würde. Und damit endgültig. Denn wie sagte man noch gleich? Jeder starb zweimal. Zuerst wenn das Herz aufhörte, zu schlagen, und dann, wenn die Erinnerung an einen erlosch.

    Najo, das IR bietet ja so ziemlich für alles Platz, was im Bereich des realistischen liegt. Frauen-IDs sind im IR ja immer in der Unterzahl und von daher nie schlecht, sowohl im Militär als auch in der Politik sind noch genügend Plätze für die werten IR-Herren da, angebotene Sklaven gehen immer weg und für Peregrine findet sich sicher auch was. Heißt also: Gesucht wird im Grunde, was hier in den Gesuchen steht, oder was auch immer du sonst spielen möchtest, blöd gesagt. ;)
    Hier für irgendeine Gens zu werben oder sich über diesen Thread z.B. als Sklave einen Besitzer zu suchen, ist ja nach wie vor verboten (außer ich habe da bei den Regeländerungen was verpasst).