Brot und Morteum klangen gut. Besonders wenn das Brot auch noch frisch aufgebacken war. Aias liebte den Duft und die Wärme, die noch von einem frischen Fladen ausging. Einfach himmlisch. Doch was wollte die Iunia noch hinter sich bringen? Der Sklave schaute einen Moment lang verwirrt drein, aber dann folgte er ihr zum Lararium. Wollte sie sich an die Götter und vor allem die Laren wenden? Aufmerksam wartete er ab, doch er irrte sich nicht. Er betrachtete sie dabei, wie sich die Hände wusch, aus den Schuhen schlüpfte und eine Lampe anzündete, danach lauschte er ihrem Gebet. Das hatte er so noch nicht erlebt. Bei den Octaviern hatte es eine solche Begrüßung nicht gegeben und irgendwie fühlte er sich nun geehrt. In seinen Gedanken wurde es mehr als nur deutlich, dass die Iunier eine sehr ehrbare Familie waren, die jeden Willkommen hießen, selbst wenn man nur ein Sklave war. Aias bemerkte gar nicht, wie er lächelte. Vielleicht ein wenig verschämt sogar. Weihrauchschwaden wehten ihm entgegen und er war sich sicher, eine gute Zukunft vor sich zu haben. Am Ende lächelte er wieder der Iunia entgegen, während er hoffte, dass die Laren und Götter ihn erkennen würden. “Danke!“, sagte er dann vorsichtig und schaute zu seinem Hund. Vielleicht würde er ja auch ein wenig von dem Schutz der Übersinnlichen mitbekommen.
Beiträge von Aias
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Ein bisschen Geld hatte Aias noch von den Octaviern. Dort hatte es immerhin auch ein Peculium gegeben und er überlegte, ob er diesen Araros von diesem Umstand berichten sollte. Am besten wäre es, er behielte es für sich, denn schließlich hatte er gelernt auch für sich alleine zu wirtschaften. Da er dem Vilicus hatte zur Hand gehen dürfen, war das für ihn kaum ein Problem gewesen. Dass er eine Unterkunft in Gartennähe erhalten sollte war wunderbar. Banu und er würden das sehr zu schätzen wissen, denn schließlich konnte es immer sein, dass der Hund auch in der Nacht vor die Tür musste und es ungünstig war, zu dieser Zeit auf den Straßen herum zu laufen. “Beim Garten wäre toll,“ gab Aias dann zu und er neigte sich ein wenig herab, um seinem Hund über den Kopf zu streichen. Dieser fiepte leise und wedelte erfreut mit dem Schwanz. Für ihn würde bestimmt auch etwas aus der Küche abfallen. Die Essenszeiten klangen in etwa nach dem, was er auch von der Villa Octavia gewohnt war. Also würde er sich nicht großartig umstellen müssen. “Ein wenig Essen wäre vielleicht nicht schlecht,“ sagte er dann. “Wenn es keine Umstände macht.“ Dann schaute er über seine Schulter hinweg zu einem Mann, der sich noch im Hintergrund hielt. Offenbar hatte dieser in diesem Haus auch etwas über die Sklaven zu sagen. War es Araros? Aias war sich nicht sicher, aber das würde sich ja bald heraus stellen.
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Offenbar war es kein Problem, dass er seinen Hund behalten konnte, und Aias fiel ein Stein vom Herzen. Es wäre schrecklich für ihn gewesen, sich nun, nach so langer Zeit, von Banu trennen zu müssen. Dankbar blickte er der Iunia entgegen und lächelte eine Spur fröhlicher. Es würde Banu auch gut gefallen, ein wenig Gesellschaft zu haben, auch wenn er nicht ganz so groß war wie ein Molosser. Dieser Hunde waren ja im allgemeinen etwas wuchtiger. Zumindest waren es jene, welche Aias bisher schon gesehen hatte. Der kleine Mischling schnuppperte unterdessen an Axillas Hand und begann auch sogleich damit, erfreut mit dem Schwanz zu wedeln. Überhaupt war Aias froh, dass es hier Tiere gab, wie auf dem Landgut. Nach einer Weile hatte er die Ruhe und die Beschaulichkeit dort zu schätzen gelernt, denn dort war es bei Weitem nicht so hektisch und laut wie in der Stadt.
“Ein Peculium?“, fragte er dann nach. Es war nicht neu, denn bei den Octaviern hatte er auch eines erhalten und hatte auch ein bisschen ansparen können, doch dass es nur damit weitergehen konnte, war wunderbar. Damit würde er sich wirklich eines Tages freikaufen können, auch wenn er sich noch niemals in seinem ganzen Leben darüber Gedanken gemacht hatte, was er denn mit seiner Freiheit würde anfangen wollen. Frei war er noch nie gewesen, doch es hatte schon viele Momente gegeben, in welchen er sich frei gefühlt hatte. Natürlich ohne es wirklich zu sein. Theodosius hatte damals viel über den Begriff der Freiheit philosophiert.
Als Axilla von den Inuiern berichtete horchte er beeindruckt auf. Er selbst kannte nicht einmal seine Eltern und ihre Familie war so alt wie das Latinum! Und noch älter. Aber dass es hier auch Kinder gab freute ihn sehr. Gerne würde er wieder unterrichten und sich mit jungen Menschen umgeben. Bis auf Cossus und Lucius Lucullus gab es zwar nur Jugendliche, aber mit denen würde er sich auch arrangieren. Vielleicht. Immerhin war Theodosius auf das Unterrichten von Kindern spezialisiert gewesen. “Ich würde gerne Nachhilfe geben,“ erklärte Aias dann und man konnte ihm ansehen, dass er es wirklich ehrlich meinte. Auch der Rest durchaus gut. Seine Augen strahlten und ein Lächeln stand auf seinen Lippen. “Und danke, dass ich hier auch lesen darf. Das tue ich wirklich gerne, denn man lern immerhin niemals aus.““Wo… werde ich untergebracht?“, wollte er dann wissen. “Und wann gibt es etwas zum Essen`?“ Aias lachte leise auf und schaute Axilla dann entschuldigend entgegen. “Nein, bisher finde ich alles wunderbar und ich habe wirklich kaum mehr Frage, die ich noch stellen könnte.“ Bestimmt würden sich diese eifnach so ergeben. Eins fiel ihm allerdings doch ein. “An wen soll ich mich wenden, wenn ich doch noch Fragen haben sollte?“ Er konnte sich nicht vorstellen, dass Axilla mit seinen Problemchen belastet werden wollte.
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Von den Iuniern hatte er bisher noch nichts Negatives gehört. Zumindest nichts, was die Behandlung von Sklaven anging. Dies war natürlich erst einmal eine seiner größten Sorgen. Bei dem Octaviern war es ihm bisher gut ergangen und hätte spontan nichts gewusst, was ihm missfallen hätte. Doch nun würde er sich neuerlich anpassen müssen und mit etwas Glück würde dies auch gelingen. “Im Moment gibt es nichts mehr bei meinem ehemaligen Dominus zu erledigen. Alles, was ich brauche, habe ich dabei...“ Wie zum Beweis hob er den Sack ein wenig an und lächelte scheu. “Es ist nicht viel, aber so viele Dinge besitze ich auch gar nicht.“ Es war beruhigend zu hören, dass er seine alten Kameraden jederzeit würde besuchen können und indirekt hieß es ja auch, dass er hier freie Tage haben würde. Das gefiel ihm sehr gut. Dann setzte er den Seesack ein wenig zur Seite und ließ den Gurt los, ehe er die Hände vor dem Leib zusammen legte und Axilla entgegen blickte. Was sollte er denn alles von sich erzählen? “Ich wurde vor ungefähr dreiunszwanzig Jahren geboren und war noch nie weit von Rom weg. Mein ehemaliger Herr war ein Grieche und hat mich irgendwo gefunden, als ich noch sehr, sehr klein war. Dann hat er mich aufgezogen und es war mein Glück, dass er ein Lehrer war. Ein Grammaticus, der eine kleine Schule hatte für Kinder und junge Menschen. Als ich alt genug war, durfte ich ihm zur Hand gehen und ich lernte selber auch sehr viel. Theodosius war sehr gebildet.“ Aias seufzte ein wenig wehmütig bei der Erinnerung an ihn. “Wir haben in einer Insula gewohnt. Immer in einer anderen, weil wir nie sehr viel Geld hatten. Aber wir hatten immer einige Tiere. Als Theodosius dann starb wurde ich verkauft, wegen seinen Schulden.“ Aias hatte auf den Boden geschaut, doch nun schaute er seiner neuen Herrin wieder entgegen. “Auf dem Sklavenmarkt.“ Wieder folgte ein kleines Seufzen. “Der Senator Octavius hat mich dann für seine Tochter gekauft und nachdem sie verstorben war, habe ich im Haus gedient. Eine Weile auch auf seinem Landgut. Dort bin ich dem Verwalter mit den vielen Listen zur Hand gegangen. Mit Listen kenne ich mich gut aus. Am liebsten allerdings würde ich wieder unterrichten, doch wenn das nicht geht, dann tue ich alles, was man von mir verlangt. Aber wie gesagt, am liebsten mag ich dann das Verwalten von Irgendetwas.“ Wieder lächelte er verlegen, denn immerhin war es nicht an ihm, sich hier irgendeine Beschäftigung zu erwählen. Doch Axilla hatte gefragt und somit war dies lediglich eine Antwort. “Der Hund heißt Banu und ich habe ihn nun schon seit einer ganzen Weile. Irgendwann ist er mir einfach nachgelaufen. Wegen einem Würstchen, das ich hatte. Darf ich ihn behalten?“ Der Gedanke, sich nun, nach so langer Zeit von seinem besten Freund zu treffen, schnürte ihm beinahe das Herz ein und er schaute Axilla bittend entgegen. “Ich werde auch für sein Futter sorgen und darauf achten, dass er im Haus keinen Schaden anrichtet.“
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Einen Moment lang hatte er noch warten müssen und er hatte die Zeit genutzt, um sich ein wenig umzusehen. Dabei allerdings hatte er sich nicht von seinem Platz weg bewegt. Es war besser, wenn er einfach stehen blieb, um einen nicht allzu neugierigen Eindruck zu vermitteln. Neugierig allerdings war er sehr wohl. Immerhin hatte er sein trautes Heim verlassen und war nun in seinem neuen angekommen. Dann erschien eine schöne Dame und sie hatte wohl den Hund und ihn bemerkt. Natürlich! Er war ja auch nicht zu übersehen. Sie stellte sich als Iunia Axilla vor und Aias musste sich eingestehen, dass er diesen Namen noch niemals gehört hatte. Aber dennoch kam ihm ihr Geicht merkwürdig bekannt vor. Hatte er sie schon einmal gesehen? Ja, bestimmt, aber wo nur? Er hatte jedoch keine Zeit deswegen fieberhaft nachzudenken, denn schon wurde auch eine Frage an ihn gerichtet. “Ja, mein Name ist Aias.“ Er nickte. “Ich bin bei einem Lehrer aufgewachsen und ich habe viel lernen dürfen.“ Noch immer fiel es ihm schwer an Theodosius zu denken, der nun schon seit geraumer Zeit nicht mehr auf der Welt weilte. Aias hatte sich damit abgefunden, doch vergessen wollte er den alten Herrn nicht. “Es ist für mich in Ordnung hier zu sein.“ Bisher wurde er nur selten nach seinem Begehr gefragt. “Es ist natürlich ungewohnt und es kam vollkommen überraschend. Ich musste ja alles ziemlich schnell zurück lassen.“ Zum Beispiel einige seiner neu gewonnenen Freunde unter den Sklaven, doch was sollte er schon sagen? Dass er nicht hier sein wollte? Das würde er bestimmt nicht tun. “Es wird mir hier bestimmt gefallen.“ Aias fasste den Gurt seines Seesacks etwas fester und schaute seiner neuen Herrin zuversichtlich lächelnd entgegen. Vielleicht würde er ja doch Heimweh entwickeln? Er vermochte es nicht zu sagen.
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Betreten stand er da und schaute sich um. In seiner Hand hielt er den Trageriemen eines kleinen Seesacks, in welchem sich seine bescheidenen Habseligkeiten befanden. Banu, sein kleiner, gescheckter Hund hockte neben ihm und schaute zu ihm empor. Es war schon eine Überrschung gewesen, dass er sein Heim wechseln sollte und nun war er unsicher, was ihn hier im Hause der Iunier erwarten würde. Seit Nasica nicht mehr war, hatte er in vielen Arbeitsbereichen Einblicke erhalten können, doch er hatte nie wieder als Lehrer gearbeitet. Vielleicht hatten die Iunier ja Kinder, welche er würde unterrichten können. Aber er war sich nicht sicher und wollte sich selbst auch keine großen Hoffnungen machen. Verlegen kratzte er sich am Kopf und wartet, was nun auf ihn zukommen würde.
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YAAAAYYY...*gleich los flitzt* Danke schön!^^
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Ich möchte auch gerne aus dem Kerker raus.
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In Grunde genommen war es gar nicht seine Art, irgendeinen Streit vom Zaun zu brechen. Andererseits war er auch nie ein Kind von Traurigkeit gewesen. Immerhin war er in den Straßen Roms aufgewachsen und hatte genug Freizeit gehabt, um sich mit anderen seines Alters zu messen. Sicher hatte ihm Theodosius dafür die Ohren lang gezogen, doch schlimmeres als das war ihm nie passiert. Doch das hier war etwas völlig anderes als eine abgelegene Gasse. Es war die Villa Rustica eines Senators, mit Dutzenden von Leuten gefüllt, die alle irgendwie anders tickten als er selbst. Nein, negativ auffallen wollte er hier wirklich nicht. Streitereien standen hier nicht auf dem Tagesplan und in allem herrschte Ordnung. Warum er nun Melanthios provozierte konnte er selbst nicht einmal mit Gewissheit sagen. Vielleicht, weil er ihn nervte. Vielleicht, weil er ein Schönling war, der immer alles zu hundert Prozent richtig machen musste. Im Gegensatz zu ihm selbst, denn Aias war ein Mensch, dem achtzig oder derweilen auch siebzig Prozent vollkommen ausreichten, solange es nicht um schöne Dichtung, Geschichtsschreibung und Naturwissenschaftliches ging. Jetzt sah er dabei zu, wie der triefige Sack vor dem Griechen auf den Boden klatschte und sich schleimige Masse tropfenweise in der nähren Umgebung verteilte. “Find's doch raus! DU weißt doch immer alles!“, sagte er dann.
Banu war auf den Sack zu gelaufen, doch als der Gestank ihm entgegen schlug, fiepte er und ließ sich fragend auf dem Hintern nieder, wobei er zwischen den Sklaven hin und her schaute. Melanthios versuchte noch, den Spritzer, der ihn getroffen hatte abzuschütteln, doch so recht wollte es ihm wohl nicht gelingen. Gut, dass er wirklich von irgendwas getroffen wurde hatte nicht in Aias Absicht gelegen. Ob er Verstand hatte? Ob sein Herr ihn zu wenig in den Hintern getreten hätte? Aias hob den Kopf und fasste seine Tabula fester, als der Grieche auf ihn zu stapfte. Mit nichts als Wut im Blick. Banu sprang auf die Füße, zog sich zunächst ein wenig zurück, doch dann knurrte er grollend, ehe er ein Bellen ausstieß. “Ich bin das Allerletzte?“, schnappte Aias dann. “Du willst mich nicht sehen? Dann mach doch die Augen zu!“ Die ganze Zeit, wann immer sie sich gesehen hatte, war es Melanthios gewesen, der vom Argwohn getrieben immer wieder irgendetwas zum Kritisieren gefunden hatte. Der alles besser wusste, der schlauer sein wollte und der.. der... wollte, dass er DAS aufwischte!?
Kurz schnappte Aias nach Luft und trat nun seinerseits einen Schritt auf Melanthios zu. “Ich bin also ein Besserwisser, ja? Wer weiß denn hier alles besser? Wer ist denn immer so schlau? Wer kriecht denn Praxitas hochkant in den Hintern?“ Er kam nicht weiter, denn sein Hund war kläffend bemüht, sich zwischen sie zu drängen. Boutros und Protus schauten sich nur fragend gegenseitig an, wohl überlegend, ob sie dem Spektakel ein Ende bereiten sollten. “Seit ich dich das erste Mal gesehen habe, schleichst du herum. Immer schön hinten rum.... und du bist.... bist....“ Er rang nach Worten, doch recht wollten ihm keine einfallen. Ein dämlicher Schönling Das war er. Genau das! Der Fleck am Bein war wohl der einzige Makel, den Melanthios im Moment hatte und er selbst war es eigentlich nicht gewohnt, derartigen Groll zu empfinden. ...nichts anderes als ein pedantischer Erbsenzähler!“, vollendete er dann seinen angefangen Satz, den anderen nicht aus dem Blick lassend.
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Zusammenarbeit Noch immer hing das Wort in seinem Kopf. Darauf hatte er wirklich keine Lust, auch wenn es vielleicht doch besser wäre, man würde der Vernunft den Vorzug vor der Sturheit geben, was diese Sache betraf. Boutros hatte sich tatsächlich in Bewegung gesetzt, doch als der Grieche seine Einwände gegen Aias' geplantes Vorgehen erhob, hielt er inne und schaute fragend drein. Melanthios hatte keine Ahnung, womit er sich auskannte. Er war in einem chaotischen Haushalt aufgewachsen und wenn er nicht gewesen wäre, dann wäre der alte Theodosius mit Pauken und Trompeten unter gegangen. Ein wenig wehmütig wurde ihm nun doch wieder zu Mute. Allein, weil er sich an alten Herrn, Lehrer und auch Vater erinnerte. Es schmerzte noch immer an die Vergangenheit zu denken und Aias schätzte es nicht, gerade auf diese Weise wieder daran erinnert zu werden. Was wollte der Grieche schon großartig von ihm und seinem vorherigen Leben wissen?! Er hatte keine Ahnung und davon und davon so viel wie Sand am Meer.
Nur flüchtig hatte Aias den Kopf gehoben und einen Blick auf die Säcke und Amphoren geworfen. Sie standen wirklich durcheinander und ein systematisches Zählen konnte auf sich auf diese Weise durchaus schwierig gestalten. Seine Augen verengten sich etwas, als der Grieche sein Augenmerk skeptisch auf Banu setzte. Als wäre er ein Parasit.“Ich meine, was ich meine!“, sagte Aias dann nur und widmete sich wieder seiner Tabula, ehe er Boutros bedeutete weiter zu machen. “Wir schaffen zuerst die Säcke mit dem Weizen dort rüber!“ Er wollte entschlossen klingen, doch im Grunde wusste er genau, dass das gesamte Vorhaben sich nur unnötig in die Länge ziehen würde. Dennoch begann er stumm die Säcke zu zählen. Es waren mehr als erwartet und weniger als eigentlich benötigt. Immer wieder schrieb er gewissenhaft die Zahlen auf, ohne sich selber einzugestehen, dass die systematische Art von Melanthios ihn wurmte. Ab und an sah er zu ihm hinüber. So lange, bis zumindest die großen Säcke gezählt waren und nun ordentlich vor der bedeuteten Wand standen. Dann fiel sein Blick auf die etwas kleineren. Jene mit den Gewürzen und Kräutern und wussten die Götter, was sie noch enthielten. Einen davon nahm er an sich und öffnete ihn.
Ehe er noch daran riechen konnte, verdrehte er schon die Augen und gab einen angewiderten Laut von sich. Es erinnerte entfernt an etwas, was einmal Sellerie gewesen sein könnte. Doch was auch immer es in Wirklichkeit war, es trug inzwischen einen grün-blauen Pelz und stank erbärmlich. Ein wenig Feuchtigkeit tropfte vom Stoff des Sackes herunter und Aias hielt ihn nur noch mit spitzen Fingern und in einiger Entfernung von sich. “Hier, du großer Held der Haushaltsorganisation,“ sagte er dann leicht provokant. “Was hälst du hiervon?“ Er warf den Sack in die Richtung des Griechen. “Vielleicht hast du ja auch noch einen Serviervorschlag.“ Bestimmt konnte Melanthios nun wieder eines seiner wunderbaren Talente zur Schau stellen. Aias würde es niemals zugeben, aber der Grieche reizte ihn einfach zu ein wenig Abfälligkeit. Allein durch seine ganze Art und seine vorherigen schlauen Worte.
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Nur kurz hatte Aias den Blick zu Melanthios gehoben! Sicherlich wollte er seinen Hund mitnehmen, das war doch deutlich erkennbar. Passte ihm das etwa nicht? Sein Lächeln, wenn es auch nur ein aufgesetztes war, verschwand im Nichts. “Du willst doch nicht etwa den Hund mitnehmen?“, äffte er den Griechen im Flüsterton nach, was allerdings nur besagter Hund verstehen konnte, der gerade gestreichelt wurde. Banu freute sich wie immer über die Ansprache und gab einen begeisterten Laut von sich. Konnte der Kerl nicht einfach einmal ohne einen Kommentar von sich zu lassen an ihm vorbei gehen? Aias hob den Blick und trat dann schräg hinter Melanthios, sich ebenfalls den Berg der Arbeit betrachtend. Amphoren, Kisten und Säcke, abgesehen von den Lebensmitteln die sonst noch hier gelagert wurden. Anheimelnd. Dass Boutros und Protus grinsten, bekam Aias gar nicht mehr mit, sondern er griff nach dem Stilus, den er sich wie immer hinter das Ohr geklemmt hatte.
“Wer begonnen hat, der hat schon halb vollendet...“, gab er von sich, nachdem Melanthios verkündet hatte, wann und wie zu beginnen sei, und wie lange es dauern würde. Bestimmte er das jetzt so einfach, ja? Der Blick, den er dem Griechen in den Nacken bohrte war ein recht ernster. “... und ich schlage vor, wir teilen uns auf, dann haben wir es schneller hinter uns.“ Das war eine gute Idee, wie Aias empfand, denn es reichte einfach, wenn sie dieselbe Luft atmeten und von denselben Mauern umgeben waren. Noch mehr Nähe wären für keinen von ihnen gut. Zumindest lehrte das die Erfahrung und Aias ging Ärger doch gerne aus dem Weg. “Du zählst alles, was eine Amphore ist und ich zähle die Säcke.“ Er klappte entschlossen die Tabula auf. Banu fiepte begeistert. Bestimmt würde der Hund die Würstchen zählen, doch Aias war nicht gewillt ihn fortzuschicken. “Boutros? Könnt ihr die Säcke mit den Weizen dort rüber bringen und die mit den Bohnen...“ Er schaute sich um...Da hin?“ Vage deutete er auf einen Punkt an der gegenüberliegenden Wand. Eigentlich war ihm nicht daran gelegen, das Geschehen nun an sich zu reißen, doch blinder Aktionismus ließ sich nun einmal nicht so einfach steuern und er hatte wirklich kein Verlangen danach, am Ende mit Melanthios auch noch zusammenzuarbeiten.
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Aias war nur langsam, mit einer Tabula bewaffnet dem Ruf gefolgt und hatte sich zum Horreum begeben. Es war schon einige Zeit verstrichen, seit er wahrhaftig und ernsthaft etwas zu tun gehabt hatte. Also hatte er sich mit Saphho beschäftigt und neuerdings auch mit einigen medizinischen Schriften, die ihm in die Hände gefallen waren. Seit die junge Herrin nicht mehr war und ein Hauslehrer – so sonderbar diese Bezeichnung immer noch für ihn klang – nicht mehr gebraucht wurde, hatte er nicht viel mit sich anzufangen gewusst. Außer natürlich sich von der allgemeinen Unruhe und Nervosität anstecken zu lassen, die allerorts herrschte. Es wurde viel gemunkelt. Mehr noch als sonst, doch als klar war, dass der Senator zu einem Opfer der Wirren geworden war, war es besonders schlimm. Außerdem wurde es immer enger in der Villa Rustica, denn vor zwei Tagen waren dreißig neue Personen aus Rom angekommen, die es unterzubringen galt. Aias hatte sich ein wenig zurück gezogen. Mehr noch als sonst, doch es war einfach nicht möglich, sich gänzlich zu entziehen. Wie die aktuellen Umstände bewiesen. Banu, sein kniehoher, gescheckter Mischlingshund, sprang neben ihm her und wedelte freudig mit dem Schwanz. Eine Freude, die nicht so recht auf Aias übergehen wollte, als er sah, wer sich noch vor dem Horreum versammelt hatte. Melanthios.
Aias konnte den jungen Griechen nicht ausstehen, denn seines Erachtens schnüffelte er nur herum, war griesgrämig und ein wenig unsolidarisch, rechthaberisch und vieles mehr. Zumindest schätzte Aias ihn so ein, seit sie des öfteren Mal aneinander geraten waren, ob des Argwohns, der dem Griechen anhaftete. Deshalb grüßte er ihn auch nicht, sondern hörte einfach nur zu, was der Maiordomus zu sagen hatte. Das war ein Mensch, mit dem er nicht unbedingt aneinandergeraten wollte und Melanthios? Ja, der versuchte alles, um gut dazustehen und sich eine gesunde Stellung direkt in des Maiordomus Hintern zu sichern. So karrierebewusst war Aias selbst nicht unbedingt, doch seit er medizinische Schriften las, den Kräutergarten erkundete, sich an der Herstellung von Salben versuchte und der Grieche das mitbekommen hatte, war es ganz vorbei.
Was wollte der eigentlich von ihm? Am liebsten hätte er ja jetzt die Arme vor der Brust verschränkt, während Praxitas noch sprach und ein wenig mürrisch drein geschaut, doch das wäre ihm nicht gut bekommen. Zumindest nicht, solange der Maiordomus noch da war und seinen Gesichtsausdruck als Arbeitsunmut hätte interpretieren können. “Also an die Arbeit...“ Praxitas klatsche in die Hände und Aias schnappte tief nach Luft, ehe er sich von der Stelle löste. Inventur! Das konnte den ganzen Tag dauern! Ein Tag mit Melanthios und wahrscheinlich würde er noch so tun müssen, als wäre es das höchste Glück auf Erden. Na ja. An ihm sollte es nicht liegen. Er brachte ein Lächeln zustande und begab sich Boutros und Protus folgend in den Speicher. “Na dann!“, entkam es ihm und er ließ es sich nicht nehmen, Banu noch einmal über den Kopf zu streicheln.
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Die Culina hörte sich immer noch so verlockend an wie zuvor. Doch so recht konnte er sich unter einem lieben, zickigen Mädchen nichts ausmalen. Aias erwiderte das Lächeln, welches ihm nun entgegen gebracht wurde, aber er konnte nichts dagegen unternehmen, dass sich eine seiner Augenbrauen nach oben wölbte unter der gleichzeitigen Frage, die im Gesicht stand. Innerlich versuchte er noch einmal den letzten Tag Revue passieren zu lassen und sich die junge Domina dabei vorzustellen. Sie war ihm lebhaft erschienen, aufgeweckt und durchaus leidenschaftlich, bei Dingen die wohl ihren Vorstellungen entsprachen. Es war nicht eine seine Spezialitäten, junge Mädchen einzuschätzen, denn dazu fehlte im beileibe die Erfahrung, doch er hätte sich denkbar schlimmere Geschöpfe als Herrn oder Herrin vorstellen können. Er folgte der jungen Frau durch die Flure und Gänge, bis sie in die Küche kamen, einen Ort, an dem es seines Erachtens wunderbar roch. Verlockend geradezu, auch wenn im Augenblick niemand mit dem Kochen beschäftigt schien.
Schließlich setzte er sich, doch konnte er es nicht unterlassen, sich immer wieder umzusehen und der jungen Sklavin hinterher zu blicken, die schließlich wieder mit einem Tablett herbei kam.Dass er zugreifen sollte, ließ er sich nicht zweimal sagen und er langte nach einem lecker duftenden Brot und einem Stück Obst, in welches er sogleich hinein biss. “Sie ist also manchmal zickig, ja?“, fragte er dann unter heftigem Kauen, ehe er den Fruchtbrocken herunter schluckte. “Hm... Mädchen sind immer zickig, hat Theodo...mein Herr immer gesagt. Vor allem, wenn sie groß sind.“ Dann riss er sich ein Stück von dem kleinen Brotlaib ab und schob es sich in den Mund. “Und wie ist der Dominus? Er ist Senator, ja? Dann ist er sicherlich immer sehr beschäftigt?“, fragte er wieder, ehe auch dieser Bissen in seinen Magen fand. “Ich hoffe, er hat auch noch nie zur Peitsche gegriffen...“ Das hoffte er wirklich, denn bisher hatte er selbst auf theoretischer Ebene mit dieser reinen Begrifflichkeit selten bis niemals Kontakt gehabt. Er hatte einfach nicht in seine Welt gehört und sein schlimmstes Erlebnis war eine Ohrfeige gewesen, die er sich eingehandelt hatte, nachdem er damals ihren ewig lamentierenden Kater einen dummen Schwätzer genannt hatte und Theodosius sich angesprochen gefühlt hatte. Ein Versehen, mehr nicht. “Hm...,“ stieß er dann aus und biss wieder ins Brot. Nein, er konnte sich diesen ehrwürdigen Menschen, der ihn erworben hatte nicht als peitscheschwingenden Grobian vorstellen. Es würde schon alles gut werden, nur sein Hals war plötzlich so trocken. “Hast du Wasser da?“, fragte er und deutete auf seine Kehle.
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Eine junge Frau stand in der Tür und als sie nach seinem Namen fragte, nickte er. Sie war hübsch und hatte ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, dass es eine Frau sein würde, die ihn abholen kam. Viel eher war ihm der Maiordomus in den Sinn gekommen, doch der hatte wohl besseres zu tun. “Ich habe noch nichts gegessen,“ sagte er dann. Zumindest nicht an diesem Tag. Ientaculum. Das hatten Theodosius und er sich immer gespart, denn morgens war oft keine Zeit geblieben und außerdem hatten sie so oft Hunger, dass ein erstes Frühstück nur eine sonderbare Unterbrechung dieser Gewohnheit gewesen wäre. Doch Culina klang nett. Essen klang nett. “Das wäre... toll,“ sagte er dann und lächelte vorsichtig. “Ich will nur wirklich keine Umstände machen... nicht dass wir zu spät zur Bibliothek kommen.“ Dann ging er einige Schritte auf die Tür zu. “Die junge... Domina...würde sicherlich ungeduldig sein?“ Es war zumindest das, was er vermutete, doch er formulierte es vorsichtshalber einmal als Frage. Zusätzlich klang es schon merkwürdig junge Domina zu sagen und es sicherlich auch etwas, woran er sich erst noch würde gewöhnen müssen. Theodosius hatte er immer beim Namen genannt und ihr Verhältnis war auch nicht sonderlich... förmlich gewesen. “Wie... ist sie denn so?“, setzte er dann noch nach und seine Stimme hatte einen vertraulichen Unterton bekommen.
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Bisher war Aias noch nicht in den Genuss gekommen, eine eigene Kammer ganz für sich alleine zu haben, doch er kam nicht umhin festzustellen, dass dieser Luxus auch einiges an Einsamkeit in sich zu vermochte. Hier gab es niemanden, der die halbe Nacht schnarchte, niemanden, der im Traum redete und schmatzte. Gut, niemandem außer ihm selbst wahrscheinlich. Doch er hatte ja nicht geschlafen. Eine leichte Müdigkeit drückte ihm gegen die Schläfen, nur dafür jetzt überhaupt kein Platz. Außerdem hatte sich wieder eine gewisse Aufregung eingefunden ob der Dinge, die da noch kommen sollten. Als es klopfte, schaute er in Richtung der Tür. “Herein!?“, sagte er dann und erhob sich vorsichtshalber schon einmal von seinem Bett.
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[...] Nun saß er da und starrte auf den Boden. Es war eine saubere, aber schlichte Kammer, welche man ihm zugewiesen hatte. Die ganze Nacht hatte er kaum schlafen können, auch wenn man ihn mit einem in seinen Augen feudalen Essen verwöhnt hatte. Immer wieder hatte er sich hin und her gewälzt, sich Fragen gestellt, sein altes Leben und den Hund vermisst, obwohl er sich vorgenommen hatte, nach vorne zu schauen. Er hatte mehr Glück gehabt als er angenommen hatte. Und doch! Ihr fröstelte ein wenig und er verschränkte seine Arme vor dem Leib. Heute sollte er in die Bibliothek, doch würde ihm nichts anderes übrig bleiben als abzuwarten, bis man ihn holen würde, wenn er nicht allein und orientierungslos durch sämtliche Flure und Gänge spuken wollte, wie ein umherirrender Geist. Dafür fühlte er sich hier zu fremd.
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Das Wasser war warm und zugegebenermaßen einladend. Obwohl er zunächst nur eine Zehe hinein gesteckt hatte, ließ er den Rest des Körpers bald folgen. Dabei schaute er sich immer wieder zu dem Maiordomus um. Es war nicht gerade eine wohltuende und entspannende Badeatmosphäre, doch er zögerte nicht, nach einem Schwamm zu greifen und sich den Staub und Schmutz der letzten Tage abzuwaschen. Das tat er recht zügig, wenn auch nicht halbherzig. Man hätte in diesem Becken schwimmen können, oder sich auf dem Rücken liegend ein wenig treiben lassen, oder dem Plätschern lauschen können, oder sich einfach nur den Gedanken hingeben. Aber darauf kam der Sklave gar nicht erst. Die bloße Anwesenheit des anderen trieb ihn an, das Ganze schnell zu beenden und ein vernehmliches Geräusch Nähe Körpermitte bezeugte inzwischen seinen Hunger. Während er sich noch reinigte, erschien eine alte Frau mit einer neuen Tunika, wobei sie alte mit spitzen Fingern und wohl gerümpfter Nase von dannen trug. Es war Aias einen Moment, als verabschiedete er sich mit diesem Bekleidungsstück von einem Teil seines Lebens und die gespitzten Finger kränkten ihn ein wenig. Er hatte wirklich keine Flöhe und seine Sachen hatte er immer gepflegt so gut es eben ging!
Das neue Bekleidungsstück war duftig und weich und es kratzte auch gar nicht wie er feststellte, nachdem er aus dem Wasser gestiegen war um sich abzutrocken und es hastig über zu streifen. Man fühlte sich darin ganz anders. Erhabener irgendwie und nicht mehr so ärmlich. Vielleicht sollte er schon einmal Fortuna danken. Vielleicht auch nicht, denn man konnte ja nie wissen! Nun erschien ein Junge und teilte dem Maiordomus mit, dass Aias sich am nächsten Tag im Hort der Bücher einzufinden hatte. Sie besaßen eine eigene Bibliothek? Sicherlich! Aias schüttelte innerlich den Kopf, aber dennoch konnte er nicht umhin erstaunt zu sein. Hundert Fragen geisterten ihm im Kopf herum, doch er wagte es nicht auch nur eine davon zu stellen. Wahrscheinlich war es besser, einfach den Mund zu halten und abzuwarten, wohin ihn die nächsten Schritte führten. Erstmal aber immer einen Meter hinter dem Maiordomus hinterher, welcher ihn hoffentlich zu etwas zum Essen brachte.
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Aias Augen weiteten sich. Was sollte das denn heißen? “Das ich mir nichts antue?“, fragte er skeptisch nach. Er zog den Kopf ein wenig zurück und blickte schief drein. Nur sein Mundwinkel zuckte, nicht sicher ob er sich nun zu einem ungläubigen Lächeln verziehen sollte oder nicht. Er brauchte niemanden, der auf ihn aufpasste und wenn er sich etwas hätte antun wollen, dann hätte er das schon längst getan. Spätestens nach dem Verlust von Theodosius. “Ich werde mir gewiss nichts … antun“ Doch er fürchtete, ob er das hier nun versicherte, oder aber in der Subura würde gerade ein Nachttopf auf der Straße entleert: Es würde eh nichts bringen. Nur zögerlich legte er Hand an seine Tunika und zupfte daran herum, bis er sich den Stoff einfach über den Kopf zog, sodass sich seine Haarsträhnen noch mehr verwirrten. Dann presste er das raue Stück Stoff an seine Brust und schaute den Maiordomus an. Es ehrt mich, dass.... dass die Herrin so in Sorge um mich ist!“ Das meinte er nicht ironisch, nur ganz ernst vermochte er es auch nicht zu meinen. Schließlich streckte er seine Hand aus, um dem anderen das Bekleidungsstück zögerlich zu überreichen. “Dann...dann...bade ich jetzt!“, sagte er und deutete mit errötenden Wagen auf die luxuriöse Gelegenheit dazu. Eine solche Situation war anders als ein schlichter Waschtag und Thermentag überhaupt hatte er eine solche noch nicht erlebt. Vorsichtig setzte er seine Schritte hinüber zum Becken, ohne eine Antwort abzuwarten. Manchmal war es einfach besser Aufpassern den Rücken zu zu kehren, vor allem aber, wenn man nichts an hatte.
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Paedagogus? Er? Für hatte der Begriff immer etwas Erhabenes beinhaltet, ganz im Gegensatz zur Auffassung so manch eines Schülers. Ihn nun so aus dem Mund des Maiordomus zu hören passte nicht ganz in die Gesellschaft der Wörter „Fetzen“ und „Flöhe“. Der andere wartete offenbar und wirkte dabei leicht gereizt. Doch was sollte Aias schon tun? Dabei hatte er es schon verstanden- Er sollte sich ausziehen, aber zierte er sich nur allzu sehr es vor den Augen dieses schnaubenden Mannes zu tun, der nicht den Anschein erweckte, als würde er gleich gehen wollen. “Natürlich...ich... gehe ja nicht bekleidet ins Bad!“, fing er dann an. “Es ist nur...,“ Der Sklave blickte sich noch einmal um, ehe er weiter sprach. “... ich dachte... ich kann... ich...“ Mit einer vagen, kreisenden Geste der Hand deutete er in die Luft. “Ich dachte, ich kann alleine...“ Vielleicht würde der Maiordomus es ja verstehen, dessen Namen er nicht einmal kannte, dass es ihm so ganz und gar unangenehm war. Auf einem Marktstand angepriesen zu werden war schon schlimm genug gewesen.
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'Maiordomus'. Der Begriff geisterte Aias im Kopf herum, während er schließlich seinen Blick in den Rücken des fremden Mannes gebohrt hatte, dem er nun folgte. Das musste eine gewaltige Aufgabe sein, wenn man in einem Haus wie diesem wohnte. Was er wohl den ganzen Tag machte? Es waren nur ablenkende Gedanken, welche er wahrscheinlich nur dachte, um sich nicht mehr als nötig auf das aufmerksam zu machen was gerade geschah. So eine Art 'Hausmeier' hatten sie auch in der Insula gehabt, doch der war meistens damit befasst gewesen, irgendetwas zu reparieren. Wahlweise hatte er sich auch von dem Pärchen aus der XI stundenlang ankeifen lassen, weil ihre Tür nicht richtig schloss und der ständig Betrunkene aus der X sich grundsätzlich in eben jener geirrt hatte. Als der Hund aufjaulte, riss es Aias aus den Überlegungen. Er zögerte in seinen Schritten, doch wieder einmal sagte er nichts, sondern schnappte nur nach Luft, ehe er dann weiter folgte und dem anderen Sklaven nachsah, der Banu davontrug. Dieser zappelte beträchtlich, doch alles Auflehnen nützte ihm anscheinend nichts.
So kamen sie schließlich an die Tür des Balneums und schon ein Blick reichte aus um zu zeigen, dass dies nicht der sonnabendliche Badezuber mit echten, aber spärlichen Zusätzen gegen Gelenkleiden war. Doch ein weiteres Zögern gab es an dieser Stelle nicht. Stattdessen einen unsanften Stoß hinein in den Raum, der Aias taumeln ließ. Im nächsten Moment erklang auch schon die Frage nach seiner Aufgabe und auf den selben Atem noch die Anweisung, dass er sich ausziehen solle. Ausziehen? Aufgabe? “Dieser Fetzen, den du trägst, der wird verbrannt werden“ Aias schaute erschrocken drein, als die Aussage auch noch auf potentielle Flöhe kam. “Ich soll die junge Herrin unterrichten!“, kam es etwas verdattert aus ihm heraus. “Und ich habe keine Flöhe!“ Der letzte Satz war schon etwas protestierender. Ausziehen!? Hier? Jetzt? Mit fragendem Blick schaute er auf den Mann vor sich.